Mährisches Tagblatt. Nr. 132, Olmütz, 12.06.1891.[Spaltenumbruch]
des kaiserlichen Edicts zu halten. Der Corre- Locales und Provinzielles. Olmütz, 12. Juni. (FM. Erzherzog Albrecht in Troppan.) Aus Troppau, 11. Juni wird geschrieben: Heute (Erzherzog Rainer in Proßnitz.) Wie (Ehrengaben für das 4. mähr. Landes- schießen.) Der Protector des 4. mähr. Landes- (Frühjahrs-Juspicirung der Cavallerie.) Gestern Vormittag fand die Frühjahrsinspicirung (Evangelischer Gottesdienst.) Nächsten (Personales.) Die Olmützer Handels- und (Todesfälle.) In Kremsier verstarb Herr [Spaltenumbruch] (Sitzung der Olmützer Handels- und Gemerbekammer vom 11. Juni.) Gestern [Spaltenumbruch] Das Arbild des Grafen von Monte Christo. Eine Kriminalnovelle. (Nachdruck verboten.) Am 15. April des Jahres 1814 öffneten Er zählte aber erst vierunddreißig Jahre. In bescheidener Kleidung und kurzen Tage- Dieses Erbe bestand in einem, sieben Mil- Als er nichts mehr von der kaiserlichen Re- -- Loupian, ward ihm geantwortet, hat -- Hat er denn Geld geerbt? -- Ja. Er hat eine ebenso schöne als reiche -- Ihr Name? -- Warten Sie, wie heißt sie doch gleich? -- Vigouroux? -- Ganz recht. Haben Sie das Mädchen -- Ja. Ich habe sie ein einziges Mal ge- -- Man weiß nichts über seinen Verbleib. -- Wo könnte ich mich wohl nach ihm er- -- O gewiß! es war ein hübscher, gut- -- Sie haben aber doch zu erfahren gesucht, [Spaltenumbruch] -- Du lieber Gott! zu jener Zeit, unter -- Ich habe damals oft mit Picaut in dem -- Allut! ... das ist ja ein recht netter -- Wo wohnt er jetzt? -- Er ist nicht mehr in Paris. Es gefiel Joseph Lucher war befriedigt von diesen Derselbe hatte sich verheirathet. Aber er war Der Abt Baldini sprach ihn ungefähr fol- -- Lieber Herr! Als Bonaparte sich des -- Picaut! was sagen Sie, Herr? rief -- Ja, Franz Picaut, wiederholte der Abt. -- Er ... in Italien ... in Neapel .. [Spaltenumbruch]
des kaiſerlichen Edicts zu halten. Der Corre- Locales und Provinzielles. Olmütz, 12. Juni. (FM. Erzherzog Albrecht in Troppan.) Aus Troppau, 11. Juni wird geſchrieben: Heute (Erzherzog Rainer in Proßnitz.) Wie (Ehrengaben für das 4. mähr. Landes- ſchießen.) Der Protector des 4. mähr. Landes- (Frühjahrs-Juſpicirung der Cavallerie.) Geſtern Vormittag fand die Frühjahrsinſpicirung (Evangeliſcher Gottesdienſt.) Nächſten (Perſonales.) Die Olmützer Handels- und (Todesfälle.) In Kremſier verſtarb Herr [Spaltenumbruch] (Sitzung der Olmützer Handels- und Gemerbekammer vom 11. Juni.) Geſtern [Spaltenumbruch] Das Arbild des Grafen von Monte Chriſto. Eine Kriminalnovelle. (Nachdruck verboten.) Am 15. April des Jahres 1814 öffneten Er zählte aber erſt vierunddreißig Jahre. In beſcheidener Kleidung und kurzen Tage- Dieſes Erbe beſtand in einem, ſieben Mil- Als er nichts mehr von der kaiſerlichen Re- — Loupian, ward ihm geantwortet, hat — Hat er denn Geld geerbt? — Ja. Er hat eine ebenſo ſchöne als reiche — Ihr Name? — Warten Sie, wie heißt ſie doch gleich? — Vigouroux? — Ganz recht. Haben Sie das Mädchen — Ja. Ich habe ſie ein einziges Mal ge- — Man weiß nichts über ſeinen Verbleib. — Wo könnte ich mich wohl nach ihm er- — O gewiß! es war ein hübſcher, gut- — Sie haben aber doch zu erfahren geſucht, [Spaltenumbruch] — Du lieber Gott! zu jener Zeit, unter — Ich habe damals oft mit Picaut in dem — Allut! ... das iſt ja ein recht netter — Wo wohnt er jetzt? — Er iſt nicht mehr in Paris. Es gefiel Joſeph Lucher war befriedigt von dieſen Derſelbe hatte ſich verheirathet. Aber er war Der Abt Baldini ſprach ihn ungefähr fol- — Lieber Herr! Als Bonaparte ſich des — Picaut! was ſagen Sie, Herr? rief — Ja, Franz Picaut, wiederholte der Abt. — Er ... in Italien ... in Neapel .. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="[3]"/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="rußland2" prev="#rußland1" type="jArticle" n="2"> <p>des kaiſerlichen Edicts zu halten. Der Corre-<lb/> ſpondent des Cityblattes bezeichnet auch das Ge-<lb/> rücht von einer eventuellen Verlegung der Haupt-<lb/> ſtadt nach Moskau als unbegründet; das Ge-<lb/> rücht dürfte aus einem Verſprechen des Kaiſers<lb/> entſtanden ſein, der alten Czarenſtadt alljährlich<lb/> einen Beſuch abzuſtatten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Locales und Provinzielles.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Olmütz,</hi> 12. Juni.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(FM. Erzherzog Albrecht in Troppan.)</hi> </head><lb/> <p>Aus Troppau, 11. 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Profeſſor<lb/> Pieſchl war in den Siebziger-Jahren als Supplent<lb/> an der k. k. Staats-Oberrealſchule in Brünn<lb/> thätig. — In Proßniß verſtarb, wie man uns<lb/> von dort meldet, geſtern Morgens Herr Franz<lb/><hi rendition="#g">Wichterle,</hi> Beſitzer der dortigen landwirth-<lb/> ſchaftlichen Maſchinenfabrik. Derſelbe war der<lb/> Schwiegervater des Herrn Bezirkshauptmanns<lb/> Sedlaczek und ein eifriges Mitglied der katholiſch-<lb/> conſervativen Partei.</p><lb/> <cb/> </div> <div xml:id="sitzung1" next="#sitzung2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Sitzung der Olmützer Handels- und<lb/> Gemerbekammer vom 11. Juni.)</hi> </head> <p>Geſtern<lb/> Nachmittags fand unter dem Vorſitze des Herrn<lb/> Präſidenten Moritz <hi rendition="#g">Primaveſi</hi> eine Sitzung<lb/> der Olmützer Handels- und Gewerbekammer<lb/> ſtatt. Aus dem reichen Materiale, welches dieß-<lb/> mal zur Berathung vorlag, heben wir folgende<lb/> Gegenſtände heraus: Beſchloſſen wurde die Aeuße-<lb/> rung der Stadtgemeinde Olmütz, daß dieſelbe<lb/> kein Lagerhaus errichten wolle, zur Kenntniß zu<lb/> nehmen und der h. mähr. Statthalterei zu er-<lb/> öffnen, daß gegen das Geſuch des Herrn Bernhard<lb/> Löwenroſen um Bewilligung zur Errichtung eines<lb/> Lagerhauſes kein Anſtand obwalte, daß jedoch an<lb/> die Ertheilung der Conceſſion die Bedingung<lb/> geknüpft werden ſolle, daß das Lagerhaus bin-<lb/> nen einem Jahre vom Tage der Conceſſionser-<lb/> theilung errichtet werden müſſe, widrigens die<lb/> Conceſſion zu erlöſchen habe. Herr Bürgermei-<lb/> ſter v. Engel erwähnt im Laufe der Debatte über<lb/> dieſen Gegenſtand, daß Herr Bernhard Löwenroſen<lb/> eine Perſönlichkeit ſei, der man volles Vertrauen<lb/> entgegenbringen könne. — Zur Kenntniß wird<lb/> eine Note des k. k. mähr.-ſchleſ. Oberlandesge-<lb/> richtes genommen, in welcher mitgetheilt wird,<lb/> daß dahin gewirkt werden wird, daß nur taug-<lb/> liche und gewiſſenhafte gerichtliche Schätzmeiſter<lb/> beſtellt werden. — Beſchloſſen wird dem Vereine<lb/> öſterr. Malzfabrikanten jedwede Unterſtützung an-<lb/> gedeihen zu laſſen. — Beſchloſſen wird den von<lb/> Herrn A. C. <hi rendition="#g">Lemach,</hi> Vertreter der Olmützer<lb/> Kammer im Staatseiſenbahnrathe zugeſandten<lb/> Bericht über die Thätigkeit dieſer Körperſchaft<lb/> in der letzten Seſſion im Protocolle zu veröffent-<lb/> lichen und Herrn Lemach für ſeine erfolgreiche<lb/> Thätigkeit im Staatseiſenbahnrathe den Dank zu<lb/> votiren. — Hierauf gelangen mehrere Eiſenbahn-<lb/> Angelegenheiten zur Berathung und werden nach<lb/> den Anträgen des ſtändigen Ausſchuſſes erledigt.<lb/> — Herr W. <hi rendition="#g">Brieß</hi> ſtellt einen Antrag wegen<lb/> beſſerer Zugsverbindung zwiſchen der Nordbahn<lb/> und der mähr. Weſtbahn (Angenommen). —<lb/> Herr S. <hi rendition="#g">Zweig</hi> ſtellt einen Antrag bezüglich<lb/> des Frachtenverkehres mit der Station Georgs-<lb/> walde. — Herr Back (Proßnitz) ſtellt einen An-<lb/> trag dahingehend, die k. k. priv. Kaiſer Ferdi-<lb/> nands-Nordbahn möge verhalten werden für eine<lb/> beſſere directe Bahnverbindung ſämmtlicher Städte,<lb/> welche auf der Strecke Brünn-Sternberg liegen,<lb/> Sorge zu tragen. Dieſer Antrag wird dem ſtändigen<lb/> Ausſchuſſe zugewieſen. Hierauf werden die An-</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="urbild1" next="#urbild2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Arbild<lb/> des Grafen von Monte Chriſto.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Eine Kriminalnovelle.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#et">(Nachdruck verboten.)</hi> </p><lb/> <p>Am 15. April des Jahres 1814 öffneten<lb/> ſich die Thore des Schloſſes Feneſtrelle, um<lb/> einem Unglücklichen die Freiheit zurückzugeben,<lb/> welcher vor acht Jahren in dieſes Staatsgefäng-<lb/> niß unter dem Namen Joſef Lucher geworfen<lb/> worden war. Dieſer Mann, welchen der Kummer<lb/> und die Härte der Gefangenſchaft zum Greiſe<lb/> gemacht, hatte im Blick ſeines Auges alles<lb/> Feuer, alle Lebhaftigkeit ſeiner Jugend bewahrt;<lb/> und als er ſich das Haar, das tief auf die<lb/> Schultern herabfiel, und den grauen Bart hatte<lb/> ſcheeren laſſen, hielt man ihn für einen Fünfziger.</p><lb/> <p>Er zählte aber erſt vierunddreißig Jahre.</p><lb/> <p>In beſcheidener Kleidung und kurzen Tage-<lb/> reiſen begab ſich Joſef Lucher nach Piemont. Er<lb/> erhob dort ein ungeheures Vermögen, zu deſſen<lb/> Erben ihn ein Italiener, der ſein Haftgenoſſe<lb/> geweſen und am 14. Januar 1814 geſtorben<lb/> war, eingeſetzt hatte.</p><lb/> <p>Dieſes Erbe beſtand in einem, ſieben Mil-<lb/> lionen werthenden Grundbeſitz, deſſen Renten in<lb/> Mailand, Hamburg und Amſterdam zahlbar<lb/> waren, ferner in einem Schatz von Juwelen und<lb/> Bargeld, der an einem von den Italiener genau<lb/> bezeichneten Orte zu heben war. Joſef Lucher<lb/> hob den Schatz, ſetzte eine Million desſelben in<lb/> curante Münze um, legte den Reſt ſicher an<lb/> und ſo, daß er in Italien, Frankreich, Deutſch-<lb/> land und England jederzeit an den erſten Banken<lb/> Geld erheben konnte und reiſte nach Paris zurück.<lb/> Aber als er in ſeinem, wieder unter das väter-<lb/> liche Scepter der Bourbonen geſtellten Vater-<lb/><cb/> lande ankam, war auch Napoleon wieder nach<lb/> Frankreich zurückgekehrt. Der politiſche Verur-<lb/> theilte meldete ſich in einem Krankenhauſe um<lb/> Aufnahme, wo er bis zum Juli 1815 verblieb.</p><lb/> <p>Als er nichts mehr von der kaiſerlichen Re-<lb/> gierung zu befürchten hatte, verließ er das<lb/> Krankenhaus und begab ſich nach dem Platze<lb/> Saint-Opportune. Dieſer Platz hatte ſeit dem<lb/> Jahre 1806 ſehr viele Veränderungen erfahren;<lb/> das kleine Kaffeehaus, in welchem Lucher als<lb/> Franz Piecaut verkehrt hatte, war verſchwunden.<lb/> Lucher fragte nach dem Wirth Loupian.</p><lb/> <p>— Loupian, ward ihm geantwortet, hat<lb/> ſeine Wirthſchaft ſeit 1808 verkauft und ein<lb/> großartiges Kaffeehaus auf dem Boulevard<lb/> Montmartre errichtet.</p><lb/> <p>— Hat er denn Geld geerbt?</p><lb/> <p>— Ja. Er hat eine ebenſo ſchöne als reiche<lb/> Dirne geheirathet.</p><lb/> <p>— Ihr Name?</p><lb/> <p>— Warten Sie, wie heißt ſie doch gleich?<lb/> Thereſe ... Thereſe ...</p><lb/> <p>— Vigouroux?</p><lb/> <p>— Ganz recht. Haben Sie das Mädchen<lb/> gekannt?</p><lb/> <p>— Ja. Ich habe ſie ein einziges Mal ge-<lb/> ſehen, antwortete Lucher; an dem Tage, als ſie<lb/> einen Landsmann von Loupian, einen gewiſſen<lb/> Franz Picaut, heirathen ſollte. Was iſt aus die-<lb/> ſem Picaut geworden? Hat man etwas gehört<lb/> über ihn?</p><lb/> <p>— Man weiß nichts über ſeinen Verbleib.</p><lb/> <p>— Wo könnte ich mich wohl nach ihm er-<lb/> kundigen? Sie haben den Mann nicht gekannt?</p><lb/> <p>— O gewiß! es war ein hübſcher, gut-<lb/> müthiger Geſell, den ich oft geſehen habe, und<lb/> der mir, obwohl er nicht reich war, manche Ge-<lb/> fälligkeit erwieſen hat. Aber er war und blieb<lb/> verſchwunden.</p><lb/> <p>— Sie haben aber doch zu erfahren geſucht,<lb/> was aus ihm geworden iſt?</p><lb/> <cb/> <p>— Du lieber Gott! zu jener Zeit, unter<lb/> dem Uſurpator, hat man nicht viel zu reden ge-<lb/> wagt ... dann hat ein Ereigniß das andere<lb/> gejagt ...</p><lb/> <p>— Ich habe damals oft mit Picaut in dem<lb/> kleinen Kaffeehaus Loupians verkehrt, verſetzte<lb/> Lucher. Auch einen gewiſſen Anton Allut habe ich<lb/> dort getroffen.</p><lb/> <p>— Allut! ... das iſt ja ein recht netter<lb/> Name!</p><lb/> <p>— Wo wohnt er jetzt?</p><lb/> <p>— Er iſt nicht mehr in Paris. Es gefiel<lb/> ihm nicht; er hatte auch kein rechtes Glück hier.<lb/> Er iſt wieder nach Nimes gegangen.</p><lb/> <p>Joſeph Lucher war befriedigt von dieſen<lb/> Auskünften und ſchied von dem Mann. Am<lb/> Abend nahm er Poſtpferde und reiſte nach Nimes.<lb/> Bevor er ſich jedoch auf den Weg machte, hatte<lb/> er es für gerathen erachtet, ſich als Kloſterabt zu<lb/> kleiden. Unter dem kirchlichen Gewande und dem<lb/> Namen Baldini trat er bei Allut ein.</p><lb/> <p>Derſelbe hatte ſich verheirathet. Aber er war<lb/> weniger glücklich als Loupian geweſen; ſeine Frau<lb/> war häßlich und beſaß keine Mitgift.</p><lb/> <p>Der Abt Baldini ſprach ihn ungefähr fol-<lb/> germaßen an:</p><lb/> <p>— Lieber Herr! Als Bonaparte ſich des<lb/> Königreichs Neapel bemächtigte und ſeinen Schwa-<lb/> ger Murat zum König über dasſelbe ſetzte, ward<lb/> ich in das Gefängniß der Hauptſtadt geſetzt.<lb/> Hier machte ich Bekanntſchaft eines Landsmanns<lb/> von Ihnen und ſchloß mit ihm innige Freund-<lb/> ſchaft. Er war noch nicht dreißig alt geworden,<lb/> als ich den Schmerz hatte, ihn zu verlieren.<lb/> Sein Name war Franz Picaut.</p><lb/> <p>— Picaut! was ſagen Sie, Herr? rief<lb/> Allut aus.</p><lb/> <p>— Ja, Franz Picaut, wiederholte der Abt.<lb/> Er war aus Nimes gebürtig.</p><lb/> <p>— Er ... in Italien ... in Neapel ..<lb/> im Gefängniß in Neapel! .... Ich hab’ ihn</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
des kaiſerlichen Edicts zu halten. Der Corre-
ſpondent des Cityblattes bezeichnet auch das Ge-
rücht von einer eventuellen Verlegung der Haupt-
ſtadt nach Moskau als unbegründet; das Ge-
rücht dürfte aus einem Verſprechen des Kaiſers
entſtanden ſein, der alten Czarenſtadt alljährlich
einen Beſuch abzuſtatten.
Locales und Provinzielles.
Olmütz, 12. Juni.
(FM. Erzherzog Albrecht in Troppan.)
Aus Troppau, 11. Juni wird geſchrieben: Heute
Morgens 5 Uhr 22 Minuten langte Herr Erz-
herzog Albrecht mit kleiner Suite mit dem
Frühzuge hier an. Am Bahnhofe wurde derſelbe
von dem Herrn Erzherzog Eugen, dem Corps-
commandanten FML. Edler v. Krieghammer,
Diviſionär FML. Ritter v. Samonigg, Bri-
gadier Oberſt Edler v. Horſetzky, und mehreren
höheren Officieren empfangen. Die Begrüßung
zwiſchen den beiden Erzherzogen war äußerſt
herzlich. Nach derſelben begaben ſich dieſelben
mittelſt zweiſpänniger Equipage in die deutſche
Ordens-Commende, woſelbſt die Appartements
für Erzherzog Albrecht in Bereitſchaft geſetzt
waren. Der frühen Morgenſtunde wegen hatte
ſich nur ein kleines Publicum am Bahnhofe ein-
gefunden, das Se. kaiſ. Hoheit ehrfurchtsvollſt
begrüßte. Jeder feierliche Empfang war verbeten
worden. Der Beginn der Inſpicirung der Trup-
pen war auf 8 Uhr angeſagt.
(Erzherzog Rainer in Proßnitz.) Wie
man uns aus Proßnitz ſchreibt, traf daſelbſt vor-
geſtern Abends Erzherzog Rainer ein
und inſpicirte geſtern Morgens den Cadre des
Landwehr-Dragoner-Regiments. Von Proßnitz
begab ſich der Herr Erzherzog über Olmütz nach
M.-Schönberg zur Inſpicirung des dort garni-
ſonirenden Landwehr-Bataillons, kehrt heute von
dort nach Olmütz zurück und begibt ſich von
hier Nachmittags halb 5 Uhr mit der m.-ſchleſ.
Centralbahn nach Troppau, wo er Abends eintrifft.
(Ehrengaben für das 4. mähr. Landes-
ſchießen.) Der Protector des 4. mähr. Landes-
ſchießens Erzherzog Rainer ſpendete für das-
ſelbe einen 75 Centimeter hohen, reich vergolde
ten Silberpocal im Werthe von ſechshundert
Gulden. — Die Spende des Herrn Erzherzogs
Eugen für das mähr. Landesſchießen beſteht
aus einem prachtvollen künſtleriſch ſchön ausge-
ſtatteten Pokal aus getriebenem Silber mit reich-
ſter Vergoldung. Der Pokal hat mit Deckel, deſ-
ſen Spitze ein Schütze in Tiroler Tracht mit
Stutzen ziert, eine Höhe von 50 Centimetern
und ruht in einer prachtvollen tabernakelartigen
Caſſette. Auf der einen Seite trägt der Pokal
die Gravierung: „4. mähriſches Landesſchießen,
Neutitſchein 1891“, auf der anderen die erzher-
zogliche Krone, darunter ein großes „E“ in ver-
zierter, gothiſcher Schrift. Der Pokal ſtammt aus
dem Atelier der Firma J. Mayers Söhne,
Wien, Stefansplatz und hat einen Werth von
200 fl. Der Pokal erregt allgemeine Bewunde-
rung.
(Frühjahrs-Juſpicirung der Cavallerie.)
Geſtern Vormittag fand die Frühjahrsinſpicirung
der unter dem Commando des Herrn Diviſions-
Commandanten, Oberſtlieutenant Grafen Attems
ſtehenden 5. und 6. Escadron des 12. Dragoner-
Regiments, durch den Commandanten der 20.
Cavallerie-Brigade Herrn Generalmajor Hartwig
Freiherrn v. Werſebe in der Cavalleriecaſerne
nächſt Salzergut ſtatt. Heute Nachts begab ſich
der Herr Cavallerie-Brigadier in Begleitung des
Commandanten des 12. Dragoner-Regiments,
Herrn Oberſten v. Hagen und des Perſonal-
Adjutanten, Herrn Oberlieutenant Camillo
Lerſch zur Frühjahrsinſpicirung der 1. und 2.
Escadron des obgenannten Regiments nach Biſenz.
Heute Abend begibt ſich der Herr Cavallerie-
Brigadier Generalmajor Freiherr v. Werſebe
nach Krakau zurück.
(Evangeliſcher Gottesdienſt.) Nächſten
Sonntag Vormittag 10 Uhr findet in der evan-
geliſchen Capelle Gottesdienſt ſtatt.
(Perſonales.) Die Olmützer Handels- und
Gewerbekammer wählte zu ihrem Delegirten beim
Wiener Saatenmarkte das Kammermitglied Herrn
Wilhelm Brieß.
(Todesfälle.) In Kremſier verſtarb Herr
Hugo Pieſchl, Profeſſor an der dortigen Landes-
Oberrealſchule, im Alter von 49 Jahren. Profeſſor
Pieſchl war in den Siebziger-Jahren als Supplent
an der k. k. Staats-Oberrealſchule in Brünn
thätig. — In Proßniß verſtarb, wie man uns
von dort meldet, geſtern Morgens Herr Franz
Wichterle, Beſitzer der dortigen landwirth-
ſchaftlichen Maſchinenfabrik. Derſelbe war der
Schwiegervater des Herrn Bezirkshauptmanns
Sedlaczek und ein eifriges Mitglied der katholiſch-
conſervativen Partei.
(Sitzung der Olmützer Handels- und
Gemerbekammer vom 11. Juni.) Geſtern
Nachmittags fand unter dem Vorſitze des Herrn
Präſidenten Moritz Primaveſi eine Sitzung
der Olmützer Handels- und Gewerbekammer
ſtatt. Aus dem reichen Materiale, welches dieß-
mal zur Berathung vorlag, heben wir folgende
Gegenſtände heraus: Beſchloſſen wurde die Aeuße-
rung der Stadtgemeinde Olmütz, daß dieſelbe
kein Lagerhaus errichten wolle, zur Kenntniß zu
nehmen und der h. mähr. Statthalterei zu er-
öffnen, daß gegen das Geſuch des Herrn Bernhard
Löwenroſen um Bewilligung zur Errichtung eines
Lagerhauſes kein Anſtand obwalte, daß jedoch an
die Ertheilung der Conceſſion die Bedingung
geknüpft werden ſolle, daß das Lagerhaus bin-
nen einem Jahre vom Tage der Conceſſionser-
theilung errichtet werden müſſe, widrigens die
Conceſſion zu erlöſchen habe. Herr Bürgermei-
ſter v. Engel erwähnt im Laufe der Debatte über
dieſen Gegenſtand, daß Herr Bernhard Löwenroſen
eine Perſönlichkeit ſei, der man volles Vertrauen
entgegenbringen könne. — Zur Kenntniß wird
eine Note des k. k. mähr.-ſchleſ. Oberlandesge-
richtes genommen, in welcher mitgetheilt wird,
daß dahin gewirkt werden wird, daß nur taug-
liche und gewiſſenhafte gerichtliche Schätzmeiſter
beſtellt werden. — Beſchloſſen wird dem Vereine
öſterr. Malzfabrikanten jedwede Unterſtützung an-
gedeihen zu laſſen. — Beſchloſſen wird den von
Herrn A. C. Lemach, Vertreter der Olmützer
Kammer im Staatseiſenbahnrathe zugeſandten
Bericht über die Thätigkeit dieſer Körperſchaft
in der letzten Seſſion im Protocolle zu veröffent-
lichen und Herrn Lemach für ſeine erfolgreiche
Thätigkeit im Staatseiſenbahnrathe den Dank zu
votiren. — Hierauf gelangen mehrere Eiſenbahn-
Angelegenheiten zur Berathung und werden nach
den Anträgen des ſtändigen Ausſchuſſes erledigt.
— Herr W. Brieß ſtellt einen Antrag wegen
beſſerer Zugsverbindung zwiſchen der Nordbahn
und der mähr. Weſtbahn (Angenommen). —
Herr S. Zweig ſtellt einen Antrag bezüglich
des Frachtenverkehres mit der Station Georgs-
walde. — Herr Back (Proßnitz) ſtellt einen An-
trag dahingehend, die k. k. priv. Kaiſer Ferdi-
nands-Nordbahn möge verhalten werden für eine
beſſere directe Bahnverbindung ſämmtlicher Städte,
welche auf der Strecke Brünn-Sternberg liegen,
Sorge zu tragen. Dieſer Antrag wird dem ſtändigen
Ausſchuſſe zugewieſen. Hierauf werden die An-
Das Arbild
des Grafen von Monte Chriſto.
Eine Kriminalnovelle.
(Nachdruck verboten.)
Am 15. April des Jahres 1814 öffneten
ſich die Thore des Schloſſes Feneſtrelle, um
einem Unglücklichen die Freiheit zurückzugeben,
welcher vor acht Jahren in dieſes Staatsgefäng-
niß unter dem Namen Joſef Lucher geworfen
worden war. Dieſer Mann, welchen der Kummer
und die Härte der Gefangenſchaft zum Greiſe
gemacht, hatte im Blick ſeines Auges alles
Feuer, alle Lebhaftigkeit ſeiner Jugend bewahrt;
und als er ſich das Haar, das tief auf die
Schultern herabfiel, und den grauen Bart hatte
ſcheeren laſſen, hielt man ihn für einen Fünfziger.
Er zählte aber erſt vierunddreißig Jahre.
In beſcheidener Kleidung und kurzen Tage-
reiſen begab ſich Joſef Lucher nach Piemont. Er
erhob dort ein ungeheures Vermögen, zu deſſen
Erben ihn ein Italiener, der ſein Haftgenoſſe
geweſen und am 14. Januar 1814 geſtorben
war, eingeſetzt hatte.
Dieſes Erbe beſtand in einem, ſieben Mil-
lionen werthenden Grundbeſitz, deſſen Renten in
Mailand, Hamburg und Amſterdam zahlbar
waren, ferner in einem Schatz von Juwelen und
Bargeld, der an einem von den Italiener genau
bezeichneten Orte zu heben war. Joſef Lucher
hob den Schatz, ſetzte eine Million desſelben in
curante Münze um, legte den Reſt ſicher an
und ſo, daß er in Italien, Frankreich, Deutſch-
land und England jederzeit an den erſten Banken
Geld erheben konnte und reiſte nach Paris zurück.
Aber als er in ſeinem, wieder unter das väter-
liche Scepter der Bourbonen geſtellten Vater-
lande ankam, war auch Napoleon wieder nach
Frankreich zurückgekehrt. Der politiſche Verur-
theilte meldete ſich in einem Krankenhauſe um
Aufnahme, wo er bis zum Juli 1815 verblieb.
Als er nichts mehr von der kaiſerlichen Re-
gierung zu befürchten hatte, verließ er das
Krankenhaus und begab ſich nach dem Platze
Saint-Opportune. Dieſer Platz hatte ſeit dem
Jahre 1806 ſehr viele Veränderungen erfahren;
das kleine Kaffeehaus, in welchem Lucher als
Franz Piecaut verkehrt hatte, war verſchwunden.
Lucher fragte nach dem Wirth Loupian.
— Loupian, ward ihm geantwortet, hat
ſeine Wirthſchaft ſeit 1808 verkauft und ein
großartiges Kaffeehaus auf dem Boulevard
Montmartre errichtet.
— Hat er denn Geld geerbt?
— Ja. Er hat eine ebenſo ſchöne als reiche
Dirne geheirathet.
— Ihr Name?
— Warten Sie, wie heißt ſie doch gleich?
Thereſe ... Thereſe ...
— Vigouroux?
— Ganz recht. Haben Sie das Mädchen
gekannt?
— Ja. Ich habe ſie ein einziges Mal ge-
ſehen, antwortete Lucher; an dem Tage, als ſie
einen Landsmann von Loupian, einen gewiſſen
Franz Picaut, heirathen ſollte. Was iſt aus die-
ſem Picaut geworden? Hat man etwas gehört
über ihn?
— Man weiß nichts über ſeinen Verbleib.
— Wo könnte ich mich wohl nach ihm er-
kundigen? Sie haben den Mann nicht gekannt?
— O gewiß! es war ein hübſcher, gut-
müthiger Geſell, den ich oft geſehen habe, und
der mir, obwohl er nicht reich war, manche Ge-
fälligkeit erwieſen hat. Aber er war und blieb
verſchwunden.
— Sie haben aber doch zu erfahren geſucht,
was aus ihm geworden iſt?
— Du lieber Gott! zu jener Zeit, unter
dem Uſurpator, hat man nicht viel zu reden ge-
wagt ... dann hat ein Ereigniß das andere
gejagt ...
— Ich habe damals oft mit Picaut in dem
kleinen Kaffeehaus Loupians verkehrt, verſetzte
Lucher. Auch einen gewiſſen Anton Allut habe ich
dort getroffen.
— Allut! ... das iſt ja ein recht netter
Name!
— Wo wohnt er jetzt?
— Er iſt nicht mehr in Paris. Es gefiel
ihm nicht; er hatte auch kein rechtes Glück hier.
Er iſt wieder nach Nimes gegangen.
Joſeph Lucher war befriedigt von dieſen
Auskünften und ſchied von dem Mann. Am
Abend nahm er Poſtpferde und reiſte nach Nimes.
Bevor er ſich jedoch auf den Weg machte, hatte
er es für gerathen erachtet, ſich als Kloſterabt zu
kleiden. Unter dem kirchlichen Gewande und dem
Namen Baldini trat er bei Allut ein.
Derſelbe hatte ſich verheirathet. Aber er war
weniger glücklich als Loupian geweſen; ſeine Frau
war häßlich und beſaß keine Mitgift.
Der Abt Baldini ſprach ihn ungefähr fol-
germaßen an:
— Lieber Herr! Als Bonaparte ſich des
Königreichs Neapel bemächtigte und ſeinen Schwa-
ger Murat zum König über dasſelbe ſetzte, ward
ich in das Gefängniß der Hauptſtadt geſetzt.
Hier machte ich Bekanntſchaft eines Landsmanns
von Ihnen und ſchloß mit ihm innige Freund-
ſchaft. Er war noch nicht dreißig alt geworden,
als ich den Schmerz hatte, ihn zu verlieren.
Sein Name war Franz Picaut.
— Picaut! was ſagen Sie, Herr? rief
Allut aus.
— Ja, Franz Picaut, wiederholte der Abt.
Er war aus Nimes gebürtig.
— Er ... in Italien ... in Neapel ..
im Gefängniß in Neapel! .... Ich hab’ ihn
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