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Mährisches Tagblatt. Nr. 133, Olmütz, 10.06.1884.

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[Spaltenumbruch]

bei den ungünstigsten Ereignissen mit Ausdauer
und Entschlossenheit gewirkt und durch seinen rich-
tigen Blick im Terrain, durch klar und bestimmt
verfaßte Marsch- und Gefechts-Dispositionen sich
die vollste Zufriedenheit seines Corps-Comman-
danten erworben.

Feldzeugmeister Baron Ramming lernte die
vorzüglichen Eigenschaften, den rastlosen Eifer,
die Ausdauer und Pünktlichkeit Fröhlichs kennen
und erbat sich ihn zum Generalstabs-Chef, als
ihm nach dem Feldzuge anfänglich das General-
Commando Prag, dann Hermannstadt anvertraut
wurde.

Mit Allerh. Entschließung vom 13. Novem-
ber 1866, bis zu welchem Tage er seit dem Ende
des Krieges in Prag Generalstabs-Chef war,
wurde Fröhlich nun zum Generalstabs-Chef beim
General-Commando zu Hermannstadt ernannt.

Mit Allerh. Entschließung vom 22. Novem-
ber 1868 zum Generalstabs-Chef beim General-
Commando in Ofen ernannt, vollendete er seine
Generalstabs-Dienstleistung am 1. October 1870,
mit welchem Tage ihn Se Majestät zum Briga-
dier bei der 22. Inf.-Truppen-Division ernannte.
Am 30. April 1871 wurde er zum General-
Major befördert. Von dem Generalstab zuge-
theilten Lieutenant an durchlief er somit in die-
sem Corps alle Stufen bis zum Generalmajor.
Mit Ende August 1872 zum Commandanten
der Wiener Neustädter Militär-Akademie ernannt,
übernahm Fröhlich am 2. September 1872 das
Commando dieser Anstalt.

Es ist bekannt, daß der Commandant dieser
Anstalt durchaus kein Recht hat, irgend eine
Aenderung in der Akademie zu treffen und in
Allem und Jedem von den vom k. k. Reichs-
kriegsministerium herabgelangten Vorschriften ab-
hängig ist. Generalmajor v. Fröhlich war aber
mit Vielem nicht einverstanden und fand sich
gezwungen in einem Memorandum jene Anträge
zu stellen, deren Annahme ihm geeignet erschien,
der Academie allmälig ihren früheren guten
Namen zu gewinnen. Diese Anträge wurden
angenommen und die Akademie von ihm in
einem so musterhaften Zustande übergeben, den
sie früher nie erreicht hatte; vor Allem aber
wurde sie eine militärische Fachschule.

Im April 1875 wurde Generalmajor Fröhlich
vom Commando der Wiener Neustädter Academie
enthoben und zum Commandanten der 13. Truppen-
Division ernannt und mit 25. October 1876
zum Feldmarschall-Lieutenant befördert.

Ende des Jahres 1879 wurde FML. von
Fröhlich durch das Prädicat "Ritter v. Groara"
ausgezeichnet und als Divisionär nach Olmütz
übersetzt; er übernahm das Commando der 5.
Infanterie-Truppen-Division. Am 2. Februar
1881 wurde er nach Pensionirung des FML.
Drechsler zum Festungscommandanten
von Olmütz ernannt.


[Spaltenumbruch]
Geniedirector, Oberstlieutenant Carl
von Tilzer.

Der neue Ehrenbürger der Stadt Olmütz,
Geniedirector, Oberstlieutenant Carl v. Tilzer,
besitzt ein Anrecht Olmütz seine zweite Vaterstadt
zu nennen. Er ist der Sohn eines Militär-
Beamten, der aus Sternberg stammt, seine Er-
ziehung aber in Olmütz erhalten hat. Seine
Mutter, Deutsche von Geburt, wie der Vater
stammte aus Mähr.-Trübau, kam jedoch nach
dem frühen Tode ihrer Eltern schon als Kind
von 3 Jahren nach Olmütz, woselbst sie bis zu
ihrer Vermählung blieb. Die Eltern Tilzer's
sprachen von Olmütz demzufolge stets wie von
ihrer wirklichen Heimat.

Carl Tilzer wurde im Jahre 1832 zu
Spalato in Dalmatien geboren und begann
seine Studienlaufbahn in Olmütz im Jahre
1840 unter der Direction des Peter Faber.

Seine Mutter war nämlich, um ihre Kin-
der nicht verwälschen zu lassen, aus Italien nach
Olmütz gezogen, wo sie so lange blieb, bis der
Vater im Herbste des Jahres 1842 nach Innsbruck
übersetzt wurde.

Carl Tilzer begann seine militärische
Carriere im Frühjahre 1849 wieder in Olmütz,
indem er sich zum Sapeur-Corps als Corps-
Cadet assentiren ließ. In den Jahren 1851 bis
1855 frequentirte er die Genie-Academie in
Kloster-Bruck bei Znaim und wurde im Jahre
1855, Lieutenant in der Genie-Waffe.

Im Jahre 1859 wurde Tilzer zum
Oberlieutenant befördert und wurde bei den
Vertheidigungs-Instandsetzungsarbeiten der Festun-
gen Legnago, Peschiera und Verona verwendet,
kam nach dem Feldzuge nach Triest, wo er bei
Bauten bis zum Herbste 1861 in Verwendung
blieb, 1861--1862 absolvirte er den höheren
Genie-Curs, wurde im Jahre 1863 zum Haupt-
mann 2. Classe und im Jahre 1866 zum Haupt-
mann der 1. Classe befördert.

Im November 1866 vermählte sich
Tilzer und kam im Jahre 1868, nachdem er
im Jahre 1862 in Spalato 1863--1866 in
Cattaro und von 1866--1868 in Carlstadt in
Verwendung gestanden hatte, zur Genie-Direction
nach Comorn, 1869 zum 2. Genie-Regimente und
im Sommer 1870 wieder nach Olmütz zur Genie-
Direction daselbst.

Hier entwarf Tilzer den Plan zur öst-
lichen Stadterweiterung, wie er heute noch besteht
und zum Theile auch ausgeführt wurde.

Vom Jahre 1873 bis Ende 1876 verblieb
Tilzer in Brünn in Dienstleistung, kam Ende
1876 zum 2. Genie-Regimente, wurde im Mai
1877 zum Major befördert und der Genie-
Direction in Comorn zugetheilt.

Im Jahre 1878 während des Occupations-
feldzuges zum Genie-Director in Alt-Gradiska




[Spaltenumbruch]

lich und erlogen scheint, anzunehmen, daß irgend
Jemand, wissend, daß er allein spricht und von
Niemand unterbrochen wird, seine Rede genau
so einrichte, wie wenn er mit Jemanden im
Zwiegespräch wäre. Das Bewußtsein, der stille
Pakt, der zwischen Lesern und Schriftstellern
darüber besteht, daß ihm für eine gewisse Zeit
das Wort ausschließlich und ohne Unterbrechung
überlassen bleibt, muß auf die Art seines
Vortrages, auf Ton und Länge seiner Satz-
bildung, auf die Folge und Anordnung
seiner Gedanken und damit unwillkürlich auch
auf die Vornehmheit seiner Worte und Wen-
dungen unfehlbar zurückwirken. Es mag Einer
noch so wenig auf Formen und Aeußerlichkeiten
halten, er mag auf Natürlichkeit wie auf die
höchste Gottheit schwören, so wird er doch an dem
Tag, wo er als Beistand oder Bräutigam vor
den Altar tritt, ein besseres Kleid anlegen, als
wenn er in die Wirthsstube geht. Das Bewußt-
sein, daß Viele gleichzeitig auf ihn, als den
Mittelpunct sehen werden, legt ihm, und wäre
er der rüdeste Zimmergeselle, diese Verpflichtung
auf. Den Mann, der das Gegentheil thäte,
würde man Alles eher, als einen "natürlichen"
Menschen nennen. Ebenso wird ein Mensch, der
zusammenhängend und ohne Unterbrechung zu
reden, d. h. zu schreiben berufen ist, sich in ge-
wissem Maße von der alltäglichen Sprechweise
nur dann nicht entfernen, wenn er sich das
ausdrücklich vorgenommen hat und dann wird
seine Natürlichkeit eben höchst unnatürlich sein.

Schreibe, wie du sprichst, heißt daher in
[Spaltenumbruch] meinem Sinne nur so viel: Schreibe so klar,
wie du sprichst und wo möglich noch klarer.
Wolle nicht mehr sagen, als du denkst. Schreibe
aber so schön, als du gerne sprechen möchtest.
Schreibe so, wie du sprechen würdest, wenn
du beim Sprechen auch immer Zeit hättest, über
das richtige Wort nachzudenken und das unrich-
tige zu vermeiden.

Mit anderen Worten: der Stil ist der
Mensch, aber der Mensch in seinem Feiertags-
kleide. Es mag dies Manchem weniger natürlich
vorkommen, als wenn ich sagen würde, der Stil
ist der Mensch an sich, der ideale Mensch in
edler apollonischer Nacktheit. Das würde idealer
klingen, aber es wäre weniger wahr. Gewiß,
der Stil soll den Menschen wiederspiegeln, der
ihn schreibt, und ein ganzer Mensch wird
auch in seinem Stil mit sich Eins sein und
als ein Ganzes erscheinen, so daß wir ei-
nen wesentlichen Widerspruch zwischen dem
Menschen, wie er schreibt und dem Menschen, wie
er lebt, nicht zu erkennen vermögen. Ich möchte
das so ausdrücken: Das Leben zeigt den Mann
wie er sich zu den Menschen stellt; der Stil
kennzeichnet die Art, wie er den Dingen gegen-
übersteht. Das Erstere ist von Temperament,
Zufall und Interessen beeinflußt; das Zweite ist
der Ausfluß seiner objectiven Art, es ist der
Kern seines geistigen Wesens. Und in diesem
Sinne ist der Stil der bessere Mensch.




[Spaltenumbruch]

ernannt, wurde er Ende 1879 nach Sarajewo
übersetzt. Daselbst entwarf er den Plan zu dem
Gebäude für den dortigen militärwissenschaftlichen
Verein sammt Parkanlage. Nebenbei sei bemerkt
daß das Militärcasino in Sarajewo ein pracht-
volles Heim besitzt wie kein anderes Militärcasino
in Oesterreich-Ungarn.

Im Jahre 1878 wurde Tilzer mit dem
Militär-Verdienstkreuz decorirt.

Im Jahre 1880 avancirte er zum Oberst-
lieutenant und kam als Genie-Director nach
Travnik und Ende des Jahres 1882 nach
Olmütz, woselbst seine erste Arbeit der Ent-
wurf einer Stadterweiterung im Westen der
Stadt war, wodurch der gerade Durchbruch beim
Mitterthor ermöglicht wurde.

Im Laufe seiner 35jährigen Dienstzeit er-
hielt Herr Oberstlieutenant Tilzer mehrfache
Allerhöchste Anerkennungen. Als Militär-Schrift-
steller besitzt er einen trefflicheu Ruf. In Aner-
kennung seiner vorzüglichen Dienstleistung wurde
er im Jahre 1883 in den Adelstand erhoben.




Die ungarischen Wahlen.


Die Woche der Reichstagswahlen hat mit dem
heutigen Tage in Ungarn begonnen. So weit der Blick
reicht, zeigt sich nirgend ein Moment, aus welchem
auf eine wesentliche Veränderung sei es der inne-
ren Construction, sei es der Machtverhältnisse der
Parteien geschlossen werden könnte. Die liberale
Partei behält die Führung im Lande und die
Herrschaft im Parlamente -- das kann heute als
zweifellos betrachtet werden. Auch daß ihre nume-
rische Stärke unverringert dieselbe sein werde, wie
am Schluß der abgelaufenen Legislaturperiode,
kann nicht mehr fraglich erscheinen, eine Majori-
tät, groß genug zum Schutz und zum Trutz und
hinreichend, um die positive Gestaltungskraft des
Abgeordnetenhauses zur Entfalung zu bringen,
ist ihr also jedenfalls gesichert. Und so weit sich
die Chancen der Candidaturen heute beurtheilen
lassen, dürfte auch die Physignomie der Majori-
tät keine Veränderung erfahren. Kaum in weni-
gen, ganz vereinzelten Fällen dürfte irgend eine
der Persönlichkeiten, auf deren Anwesenheit im
Reichstage die liberale Partei Gewicht legen muß,
auf dem Schlachtfelde bleiben, und steht auch ein
Zuwachs an frischen und strebsamen Kräften in
Aussicht. Ob mit der erneuten Majorität auch
ein neuer Geist einziehen werde in das Haus?

Die gemäßigte Opposition, die mit schmettern-
den Fanfaren und flatternden Fahnen auszog,
um die politische Welt Ungarns zu erobern, sie
wird voraussichtich mit gedämpften Tönen und
eingerollten Kriegszeichen zurückkehren. Ja, sie hat
die Schlacht schon verloren, ehe das Treffen noch
begonnen. Bei dem heftigen Anlauf, den sie nahm,
um in einem einzigen Sturm die liberale Partei
und die Regierung hinwegzufegen, hat sie rasch
den Athem verloren, und aus der himmelstürmen-
den Aggression ist schnell eine recht mühselige und
betrübsame Vertheidigung geworden. Es ist ja in
hohem Grade characteristisch, daß die Coalition,
deren eingestandener und lärmvoll proclamirter
Zweck der Sturz des Ministeriums Tißa ist, zu
solchem Unternehmen nicht mehr als neunzig Can-
didaturen aufzubringen vermochte! Und gleichviel
nun, ob diese Unzulänglichkeit daraus resultirt,
daß sich keine größere Zahl politischer Männer
fand, welche die Ideen und Strebungen der ge-
mäßigten O pposition zu begreifen im Stande
oder zu vertreten gewillt sind, oder daraus, daß
die Wahlbezirke sich gegen die Invasion zur Wehre
setzten und selbst den Versuch einer Candidatur
zurückgewiesen: in jedem Falle ist die eigentliche
Tendenz der gemäßigten Opposition schon vor
den Wahlen kläglich gescheitert. Mit neunzig
Mann -- selbst den ganz undenkbaren Fall vor-
ausgesetzt, daß alle neunzig gewählt würden --
mit neunzig Mann, also mit kaum etwas mehr
als dem fünften Theil des Abgeordnetenhauses
sprengt man keine Majorität, stürzt man kein
Cabinet und legt man die parlamentarische Herr-
schaft der Gegner nicht in Trümmer. Allein wie
Viele von den oppositionellen Candidaten werden
durch das grobe Wahlsieb zu Boden fallen, und
wie viele Hoffnungen, die am Morgen keck em-
porschießen, werden am Abend geknickt am Boden
liegen!

Wesentlich besser ist es auch um die äußerste
Linke nicht bestellt. Die Expansivkraft dieser Par-
tei ist völlig gebrochen, ihr Anhang im Volke

[Spaltenumbruch]

bei den ungünſtigſten Ereigniſſen mit Ausdauer
und Entſchloſſenheit gewirkt und durch ſeinen rich-
tigen Blick im Terrain, durch klar und beſtimmt
verfaßte Marſch- und Gefechts-Dispoſitionen ſich
die vollſte Zufriedenheit ſeines Corps-Comman-
danten erworben.

Feldzeugmeiſter Baron Ramming lernte die
vorzüglichen Eigenſchaften, den raſtloſen Eifer,
die Ausdauer und Pünktlichkeit Fröhlichs kennen
und erbat ſich ihn zum Generalſtabs-Chef, als
ihm nach dem Feldzuge anfänglich das General-
Commando Prag, dann Hermannſtadt anvertraut
wurde.

Mit Allerh. Entſchließung vom 13. Novem-
ber 1866, bis zu welchem Tage er ſeit dem Ende
des Krieges in Prag Generalſtabs-Chef war,
wurde Fröhlich nun zum Generalſtabs-Chef beim
General-Commando zu Hermannſtadt ernannt.

Mit Allerh. Entſchließung vom 22. Novem-
ber 1868 zum Generalſtabs-Chef beim General-
Commando in Ofen ernannt, vollendete er ſeine
Generalſtabs-Dienſtleiſtung am 1. October 1870,
mit welchem Tage ihn Se Majeſtät zum Briga-
dier bei der 22. Inf.-Truppen-Diviſion ernannte.
Am 30. April 1871 wurde er zum General-
Major befördert. Von dem Generalſtab zuge-
theilten Lieutenant an durchlief er ſomit in die-
ſem Corps alle Stufen bis zum Generalmajor.
Mit Ende Auguſt 1872 zum Commandanten
der Wiener Neuſtädter Militär-Akademie ernannt,
übernahm Fröhlich am 2. September 1872 das
Commando dieſer Anſtalt.

Es iſt bekannt, daß der Commandant dieſer
Anſtalt durchaus kein Recht hat, irgend eine
Aenderung in der Akademie zu treffen und in
Allem und Jedem von den vom k. k. Reichs-
kriegsminiſterium herabgelangten Vorſchriften ab-
hängig iſt. Generalmajor v. Fröhlich war aber
mit Vielem nicht einverſtanden und fand ſich
gezwungen in einem Memorandum jene Anträge
zu ſtellen, deren Annahme ihm geeignet erſchien,
der Academie allmälig ihren früheren guten
Namen zu gewinnen. Dieſe Anträge wurden
angenommen und die Akademie von ihm in
einem ſo muſterhaften Zuſtande übergeben, den
ſie früher nie erreicht hatte; vor Allem aber
wurde ſie eine militäriſche Fachſchule.

Im April 1875 wurde Generalmajor Fröhlich
vom Commando der Wiener Neuſtädter Academie
enthoben und zum Commandanten der 13. Truppen-
Diviſion ernannt und mit 25. October 1876
zum Feldmarſchall-Lieutenant befördert.

Ende des Jahres 1879 wurde FML. von
Fröhlich durch das Prädicat „Ritter v. Groara“
ausgezeichnet und als Diviſionär nach Olmütz
überſetzt; er übernahm das Commando der 5.
Infanterie-Truppen-Diviſion. Am 2. Februar
1881 wurde er nach Penſionirung des FML.
Drechsler zum Feſtungscommandanten
von Olmütz ernannt.


[Spaltenumbruch]
Geniedirector, Oberſtlieutenant Carl
von Tilzer.

Der neue Ehrenbürger der Stadt Olmütz,
Geniedirector, Oberſtlieutenant Carl v. Tilzer,
beſitzt ein Anrecht Olmütz ſeine zweite Vaterſtadt
zu nennen. Er iſt der Sohn eines Militär-
Beamten, der aus Sternberg ſtammt, ſeine Er-
ziehung aber in Olmütz erhalten hat. Seine
Mutter, Deutſche von Geburt, wie der Vater
ſtammte aus Mähr.-Trübau, kam jedoch nach
dem frühen Tode ihrer Eltern ſchon als Kind
von 3 Jahren nach Olmütz, woſelbſt ſie bis zu
ihrer Vermählung blieb. Die Eltern Tilzer’s
ſprachen von Olmütz demzufolge ſtets wie von
ihrer wirklichen Heimat.

Carl Tilzer wurde im Jahre 1832 zu
Spalato in Dalmatien geboren und begann
ſeine Studienlaufbahn in Olmütz im Jahre
1840 unter der Direction des Peter Faber.

Seine Mutter war nämlich, um ihre Kin-
der nicht verwälſchen zu laſſen, aus Italien nach
Olmütz gezogen, wo ſie ſo lange blieb, bis der
Vater im Herbſte des Jahres 1842 nach Innsbruck
überſetzt wurde.

Carl Tilzer begann ſeine militäriſche
Carriére im Frühjahre 1849 wieder in Olmütz,
indem er ſich zum Sapeur-Corps als Corps-
Cadet aſſentiren ließ. In den Jahren 1851 bis
1855 frequentirte er die Genie-Academie in
Kloſter-Bruck bei Znaim und wurde im Jahre
1855, Lieutenant in der Genie-Waffe.

Im Jahre 1859 wurde Tilzer zum
Oberlieutenant befördert und wurde bei den
Vertheidigungs-Inſtandſetzungsarbeiten der Feſtun-
gen Legnago, Peſchiera und Verona verwendet,
kam nach dem Feldzuge nach Trieſt, wo er bei
Bauten bis zum Herbſte 1861 in Verwendung
blieb, 1861—1862 abſolvirte er den höheren
Genie-Curs, wurde im Jahre 1863 zum Haupt-
mann 2. Claſſe und im Jahre 1866 zum Haupt-
mann der 1. Claſſe befördert.

Im November 1866 vermählte ſich
Tilzer und kam im Jahre 1868, nachdem er
im Jahre 1862 in Spalato 1863—1866 in
Cattaro und von 1866—1868 in Carlſtadt in
Verwendung geſtanden hatte, zur Genie-Direction
nach Comorn, 1869 zum 2. Genie-Regimente und
im Sommer 1870 wieder nach Olmütz zur Genie-
Direction daſelbſt.

Hier entwarf Tilzer den Plan zur öſt-
lichen Stadterweiterung, wie er heute noch beſteht
und zum Theile auch ausgeführt wurde.

Vom Jahre 1873 bis Ende 1876 verblieb
Tilzer in Brünn in Dienſtleiſtung, kam Ende
1876 zum 2. Genie-Regimente, wurde im Mai
1877 zum Major befördert und der Genie-
Direction in Comorn zugetheilt.

Im Jahre 1878 während des Occupations-
feldzuges zum Genie-Director in Alt-Gradiska




[Spaltenumbruch]

lich und erlogen ſcheint, anzunehmen, daß irgend
Jemand, wiſſend, daß er allein ſpricht und von
Niemand unterbrochen wird, ſeine Rede genau
ſo einrichte, wie wenn er mit Jemanden im
Zwiegeſpräch wäre. Das Bewußtſein, der ſtille
Pakt, der zwiſchen Leſern und Schriftſtellern
darüber beſteht, daß ihm für eine gewiſſe Zeit
das Wort ausſchließlich und ohne Unterbrechung
überlaſſen bleibt, muß auf die Art ſeines
Vortrages, auf Ton und Länge ſeiner Satz-
bildung, auf die Folge und Anordnung
ſeiner Gedanken und damit unwillkürlich auch
auf die Vornehmheit ſeiner Worte und Wen-
dungen unfehlbar zurückwirken. Es mag Einer
noch ſo wenig auf Formen und Aeußerlichkeiten
halten, er mag auf Natürlichkeit wie auf die
höchſte Gottheit ſchwören, ſo wird er doch an dem
Tag, wo er als Beiſtand oder Bräutigam vor
den Altar tritt, ein beſſeres Kleid anlegen, als
wenn er in die Wirthsſtube geht. Das Bewußt-
ſein, daß Viele gleichzeitig auf ihn, als den
Mittelpunct ſehen werden, legt ihm, und wäre
er der rüdeſte Zimmergeſelle, dieſe Verpflichtung
auf. Den Mann, der das Gegentheil thäte,
würde man Alles eher, als einen „natürlichen“
Menſchen nennen. Ebenſo wird ein Menſch, der
zuſammenhängend und ohne Unterbrechung zu
reden, d. h. zu ſchreiben berufen iſt, ſich in ge-
wiſſem Maße von der alltäglichen Sprechweiſe
nur dann nicht entfernen, wenn er ſich das
ausdrücklich vorgenommen hat und dann wird
ſeine Natürlichkeit eben höchſt unnatürlich ſein.

Schreibe, wie du ſprichſt, heißt daher in
[Spaltenumbruch] meinem Sinne nur ſo viel: Schreibe ſo klar,
wie du ſprichſt und wo möglich noch klarer.
Wolle nicht mehr ſagen, als du denkſt. Schreibe
aber ſo ſchön, als du gerne ſprechen möchteſt.
Schreibe ſo, wie du ſprechen würdeſt, wenn
du beim Sprechen auch immer Zeit hätteſt, über
das richtige Wort nachzudenken und das unrich-
tige zu vermeiden.

Mit anderen Worten: der Stil iſt der
Menſch, aber der Menſch in ſeinem Feiertags-
kleide. Es mag dies Manchem weniger natürlich
vorkommen, als wenn ich ſagen würde, der Stil
iſt der Menſch an ſich, der ideale Menſch in
edler apolloniſcher Nacktheit. Das würde idealer
klingen, aber es wäre weniger wahr. Gewiß,
der Stil ſoll den Menſchen wiederſpiegeln, der
ihn ſchreibt, und ein ganzer Menſch wird
auch in ſeinem Stil mit ſich Eins ſein und
als ein Ganzes erſcheinen, ſo daß wir ei-
nen weſentlichen Widerſpruch zwiſchen dem
Menſchen, wie er ſchreibt und dem Menſchen, wie
er lebt, nicht zu erkennen vermögen. Ich möchte
das ſo ausdrücken: Das Leben zeigt den Mann
wie er ſich zu den Menſchen ſtellt; der Stil
kennzeichnet die Art, wie er den Dingen gegen-
überſteht. Das Erſtere iſt von Temperament,
Zufall und Intereſſen beeinflußt; das Zweite iſt
der Ausfluß ſeiner objectiven Art, es iſt der
Kern ſeines geiſtigen Weſens. Und in dieſem
Sinne iſt der Stil der beſſere Menſch.




[Spaltenumbruch]

ernannt, wurde er Ende 1879 nach Sarajewo
überſetzt. Daſelbſt entwarf er den Plan zu dem
Gebäude für den dortigen militärwiſſenſchaftlichen
Verein ſammt Parkanlage. Nebenbei ſei bemerkt
daß das Militärcaſino in Sarajewo ein pracht-
volles Heim beſitzt wie kein anderes Militärcaſino
in Oeſterreich-Ungarn.

Im Jahre 1878 wurde Tilzer mit dem
Militär-Verdienſtkreuz decorirt.

Im Jahre 1880 avancirte er zum Oberſt-
lieutenant und kam als Genie-Director nach
Travnik und Ende des Jahres 1882 nach
Olmütz, woſelbſt ſeine erſte Arbeit der Ent-
wurf einer Stadterweiterung im Weſten der
Stadt war, wodurch der gerade Durchbruch beim
Mitterthor ermöglicht wurde.

Im Laufe ſeiner 35jährigen Dienſtzeit er-
hielt Herr Oberſtlieutenant Tilzer mehrfache
Allerhöchſte Anerkennungen. Als Militär-Schrift-
ſteller beſitzt er einen trefflicheu Ruf. In Aner-
kennung ſeiner vorzüglichen Dienſtleiſtung wurde
er im Jahre 1883 in den Adelſtand erhoben.




Die ungariſchen Wahlen.


Die Woche der Reichstagswahlen hat mit dem
heutigen Tage in Ungarn begonnen. So weit der Blick
reicht, zeigt ſich nirgend ein Moment, aus welchem
auf eine weſentliche Veränderung ſei es der inne-
ren Conſtruction, ſei es der Machtverhältniſſe der
Parteien geſchloſſen werden könnte. Die liberale
Partei behält die Führung im Lande und die
Herrſchaft im Parlamente — das kann heute als
zweifellos betrachtet werden. Auch daß ihre nume-
riſche Stärke unverringert dieſelbe ſein werde, wie
am Schluß der abgelaufenen Legislaturperiode,
kann nicht mehr fraglich erſcheinen, eine Majori-
tät, groß genug zum Schutz und zum Trutz und
hinreichend, um die poſitive Geſtaltungskraft des
Abgeordnetenhauſes zur Entfalung zu bringen,
iſt ihr alſo jedenfalls geſichert. Und ſo weit ſich
die Chancen der Candidaturen heute beurtheilen
laſſen, dürfte auch die Phyſignomie der Majori-
tät keine Veränderung erfahren. Kaum in weni-
gen, ganz vereinzelten Fällen dürfte irgend eine
der Perſönlichkeiten, auf deren Anweſenheit im
Reichstage die liberale Partei Gewicht legen muß,
auf dem Schlachtfelde bleiben, und ſteht auch ein
Zuwachs an friſchen und ſtrebſamen Kräften in
Ausſicht. Ob mit der erneuten Majorität auch
ein neuer Geiſt einziehen werde in das Haus?

Die gemäßigte Oppoſition, die mit ſchmettern-
den Fanfaren und flatternden Fahnen auszog,
um die politiſche Welt Ungarns zu erobern, ſie
wird vorausſichtich mit gedämpften Tönen und
eingerollten Kriegszeichen zurückkehren. Ja, ſie hat
die Schlacht ſchon verloren, ehe das Treffen noch
begonnen. Bei dem heftigen Anlauf, den ſie nahm,
um in einem einzigen Sturm die liberale Partei
und die Regierung hinwegzufegen, hat ſie raſch
den Athem verloren, und aus der himmelſtürmen-
den Aggreſſion iſt ſchnell eine recht mühſelige und
betrübſame Vertheidigung geworden. Es iſt ja in
hohem Grade characteriſtiſch, daß die Coalition,
deren eingeſtandener und lärmvoll proclamirter
Zweck der Sturz des Miniſteriums Tißa iſt, zu
ſolchem Unternehmen nicht mehr als neunzig Can-
didaturen aufzubringen vermochte! Und gleichviel
nun, ob dieſe Unzulänglichkeit daraus reſultirt,
daß ſich keine größere Zahl politiſcher Männer
fand, welche die Ideen und Strebungen der ge-
mäßigten O ppoſition zu begreifen im Stande
oder zu vertreten gewillt ſind, oder daraus, daß
die Wahlbezirke ſich gegen die Invaſion zur Wehre
ſetzten und ſelbſt den Verſuch einer Candidatur
zurückgewieſen: in jedem Falle iſt die eigentliche
Tendenz der gemäßigten Oppoſition ſchon vor
den Wahlen kläglich geſcheitert. Mit neunzig
Mann — ſelbſt den ganz undenkbaren Fall vor-
ausgeſetzt, daß alle neunzig gewählt würden —
mit neunzig Mann, alſo mit kaum etwas mehr
als dem fünften Theil des Abgeordnetenhauſes
ſprengt man keine Majorität, ſtürzt man kein
Cabinet und legt man die parlamentariſche Herr-
ſchaft der Gegner nicht in Trümmer. Allein wie
Viele von den oppoſitionellen Candidaten werden
durch das grobe Wahlſieb zu Boden fallen, und
wie viele Hoffnungen, die am Morgen keck em-
porſchießen, werden am Abend geknickt am Boden
liegen!

Weſentlich beſſer iſt es auch um die äußerſte
Linke nicht beſtellt. Die Expanſivkraft dieſer Par-
tei iſt völlig gebrochen, ihr Anhang im Volke

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[[3]/0003] bei den ungünſtigſten Ereigniſſen mit Ausdauer und Entſchloſſenheit gewirkt und durch ſeinen rich- tigen Blick im Terrain, durch klar und beſtimmt verfaßte Marſch- und Gefechts-Dispoſitionen ſich die vollſte Zufriedenheit ſeines Corps-Comman- danten erworben. Feldzeugmeiſter Baron Ramming lernte die vorzüglichen Eigenſchaften, den raſtloſen Eifer, die Ausdauer und Pünktlichkeit Fröhlichs kennen und erbat ſich ihn zum Generalſtabs-Chef, als ihm nach dem Feldzuge anfänglich das General- Commando Prag, dann Hermannſtadt anvertraut wurde. Mit Allerh. Entſchließung vom 13. Novem- ber 1866, bis zu welchem Tage er ſeit dem Ende des Krieges in Prag Generalſtabs-Chef war, wurde Fröhlich nun zum Generalſtabs-Chef beim General-Commando zu Hermannſtadt ernannt. Mit Allerh. Entſchließung vom 22. Novem- ber 1868 zum Generalſtabs-Chef beim General- Commando in Ofen ernannt, vollendete er ſeine Generalſtabs-Dienſtleiſtung am 1. October 1870, mit welchem Tage ihn Se Majeſtät zum Briga- dier bei der 22. Inf.-Truppen-Diviſion ernannte. Am 30. April 1871 wurde er zum General- Major befördert. Von dem Generalſtab zuge- theilten Lieutenant an durchlief er ſomit in die- ſem Corps alle Stufen bis zum Generalmajor. Mit Ende Auguſt 1872 zum Commandanten der Wiener Neuſtädter Militär-Akademie ernannt, übernahm Fröhlich am 2. September 1872 das Commando dieſer Anſtalt. Es iſt bekannt, daß der Commandant dieſer Anſtalt durchaus kein Recht hat, irgend eine Aenderung in der Akademie zu treffen und in Allem und Jedem von den vom k. k. Reichs- kriegsminiſterium herabgelangten Vorſchriften ab- hängig iſt. Generalmajor v. Fröhlich war aber mit Vielem nicht einverſtanden und fand ſich gezwungen in einem Memorandum jene Anträge zu ſtellen, deren Annahme ihm geeignet erſchien, der Academie allmälig ihren früheren guten Namen zu gewinnen. Dieſe Anträge wurden angenommen und die Akademie von ihm in einem ſo muſterhaften Zuſtande übergeben, den ſie früher nie erreicht hatte; vor Allem aber wurde ſie eine militäriſche Fachſchule. Im April 1875 wurde Generalmajor Fröhlich vom Commando der Wiener Neuſtädter Academie enthoben und zum Commandanten der 13. Truppen- Diviſion ernannt und mit 25. October 1876 zum Feldmarſchall-Lieutenant befördert. Ende des Jahres 1879 wurde FML. von Fröhlich durch das Prädicat „Ritter v. Groara“ ausgezeichnet und als Diviſionär nach Olmütz überſetzt; er übernahm das Commando der 5. Infanterie-Truppen-Diviſion. Am 2. Februar 1881 wurde er nach Penſionirung des FML. Drechsler zum Feſtungscommandanten von Olmütz ernannt. Geniedirector, Oberſtlieutenant Carl von Tilzer. Der neue Ehrenbürger der Stadt Olmütz, Geniedirector, Oberſtlieutenant Carl v. Tilzer, beſitzt ein Anrecht Olmütz ſeine zweite Vaterſtadt zu nennen. Er iſt der Sohn eines Militär- Beamten, der aus Sternberg ſtammt, ſeine Er- ziehung aber in Olmütz erhalten hat. Seine Mutter, Deutſche von Geburt, wie der Vater ſtammte aus Mähr.-Trübau, kam jedoch nach dem frühen Tode ihrer Eltern ſchon als Kind von 3 Jahren nach Olmütz, woſelbſt ſie bis zu ihrer Vermählung blieb. Die Eltern Tilzer’s ſprachen von Olmütz demzufolge ſtets wie von ihrer wirklichen Heimat. Carl Tilzer wurde im Jahre 1832 zu Spalato in Dalmatien geboren und begann ſeine Studienlaufbahn in Olmütz im Jahre 1840 unter der Direction des Peter Faber. Seine Mutter war nämlich, um ihre Kin- der nicht verwälſchen zu laſſen, aus Italien nach Olmütz gezogen, wo ſie ſo lange blieb, bis der Vater im Herbſte des Jahres 1842 nach Innsbruck überſetzt wurde. Carl Tilzer begann ſeine militäriſche Carriére im Frühjahre 1849 wieder in Olmütz, indem er ſich zum Sapeur-Corps als Corps- Cadet aſſentiren ließ. In den Jahren 1851 bis 1855 frequentirte er die Genie-Academie in Kloſter-Bruck bei Znaim und wurde im Jahre 1855, Lieutenant in der Genie-Waffe. Im Jahre 1859 wurde Tilzer zum Oberlieutenant befördert und wurde bei den Vertheidigungs-Inſtandſetzungsarbeiten der Feſtun- gen Legnago, Peſchiera und Verona verwendet, kam nach dem Feldzuge nach Trieſt, wo er bei Bauten bis zum Herbſte 1861 in Verwendung blieb, 1861—1862 abſolvirte er den höheren Genie-Curs, wurde im Jahre 1863 zum Haupt- mann 2. Claſſe und im Jahre 1866 zum Haupt- mann der 1. Claſſe befördert. Im November 1866 vermählte ſich Tilzer und kam im Jahre 1868, nachdem er im Jahre 1862 in Spalato 1863—1866 in Cattaro und von 1866—1868 in Carlſtadt in Verwendung geſtanden hatte, zur Genie-Direction nach Comorn, 1869 zum 2. Genie-Regimente und im Sommer 1870 wieder nach Olmütz zur Genie- Direction daſelbſt. Hier entwarf Tilzer den Plan zur öſt- lichen Stadterweiterung, wie er heute noch beſteht und zum Theile auch ausgeführt wurde. Vom Jahre 1873 bis Ende 1876 verblieb Tilzer in Brünn in Dienſtleiſtung, kam Ende 1876 zum 2. Genie-Regimente, wurde im Mai 1877 zum Major befördert und der Genie- Direction in Comorn zugetheilt. Im Jahre 1878 während des Occupations- feldzuges zum Genie-Director in Alt-Gradiska lich und erlogen ſcheint, anzunehmen, daß irgend Jemand, wiſſend, daß er allein ſpricht und von Niemand unterbrochen wird, ſeine Rede genau ſo einrichte, wie wenn er mit Jemanden im Zwiegeſpräch wäre. Das Bewußtſein, der ſtille Pakt, der zwiſchen Leſern und Schriftſtellern darüber beſteht, daß ihm für eine gewiſſe Zeit das Wort ausſchließlich und ohne Unterbrechung überlaſſen bleibt, muß auf die Art ſeines Vortrages, auf Ton und Länge ſeiner Satz- bildung, auf die Folge und Anordnung ſeiner Gedanken und damit unwillkürlich auch auf die Vornehmheit ſeiner Worte und Wen- dungen unfehlbar zurückwirken. Es mag Einer noch ſo wenig auf Formen und Aeußerlichkeiten halten, er mag auf Natürlichkeit wie auf die höchſte Gottheit ſchwören, ſo wird er doch an dem Tag, wo er als Beiſtand oder Bräutigam vor den Altar tritt, ein beſſeres Kleid anlegen, als wenn er in die Wirthsſtube geht. Das Bewußt- ſein, daß Viele gleichzeitig auf ihn, als den Mittelpunct ſehen werden, legt ihm, und wäre er der rüdeſte Zimmergeſelle, dieſe Verpflichtung auf. Den Mann, der das Gegentheil thäte, würde man Alles eher, als einen „natürlichen“ Menſchen nennen. Ebenſo wird ein Menſch, der zuſammenhängend und ohne Unterbrechung zu reden, d. h. zu ſchreiben berufen iſt, ſich in ge- wiſſem Maße von der alltäglichen Sprechweiſe nur dann nicht entfernen, wenn er ſich das ausdrücklich vorgenommen hat und dann wird ſeine Natürlichkeit eben höchſt unnatürlich ſein. Schreibe, wie du ſprichſt, heißt daher in meinem Sinne nur ſo viel: Schreibe ſo klar, wie du ſprichſt und wo möglich noch klarer. Wolle nicht mehr ſagen, als du denkſt. Schreibe aber ſo ſchön, als du gerne ſprechen möchteſt. Schreibe ſo, wie du ſprechen würdeſt, wenn du beim Sprechen auch immer Zeit hätteſt, über das richtige Wort nachzudenken und das unrich- tige zu vermeiden. Mit anderen Worten: der Stil iſt der Menſch, aber der Menſch in ſeinem Feiertags- kleide. Es mag dies Manchem weniger natürlich vorkommen, als wenn ich ſagen würde, der Stil iſt der Menſch an ſich, der ideale Menſch in edler apolloniſcher Nacktheit. Das würde idealer klingen, aber es wäre weniger wahr. Gewiß, der Stil ſoll den Menſchen wiederſpiegeln, der ihn ſchreibt, und ein ganzer Menſch wird auch in ſeinem Stil mit ſich Eins ſein und als ein Ganzes erſcheinen, ſo daß wir ei- nen weſentlichen Widerſpruch zwiſchen dem Menſchen, wie er ſchreibt und dem Menſchen, wie er lebt, nicht zu erkennen vermögen. Ich möchte das ſo ausdrücken: Das Leben zeigt den Mann wie er ſich zu den Menſchen ſtellt; der Stil kennzeichnet die Art, wie er den Dingen gegen- überſteht. Das Erſtere iſt von Temperament, Zufall und Intereſſen beeinflußt; das Zweite iſt der Ausfluß ſeiner objectiven Art, es iſt der Kern ſeines geiſtigen Weſens. Und in dieſem Sinne iſt der Stil der beſſere Menſch. („N. P. J.“) ernannt, wurde er Ende 1879 nach Sarajewo überſetzt. Daſelbſt entwarf er den Plan zu dem Gebäude für den dortigen militärwiſſenſchaftlichen Verein ſammt Parkanlage. Nebenbei ſei bemerkt daß das Militärcaſino in Sarajewo ein pracht- volles Heim beſitzt wie kein anderes Militärcaſino in Oeſterreich-Ungarn. Im Jahre 1878 wurde Tilzer mit dem Militär-Verdienſtkreuz decorirt. Im Jahre 1880 avancirte er zum Oberſt- lieutenant und kam als Genie-Director nach Travnik und Ende des Jahres 1882 nach Olmütz, woſelbſt ſeine erſte Arbeit der Ent- wurf einer Stadterweiterung im Weſten der Stadt war, wodurch der gerade Durchbruch beim Mitterthor ermöglicht wurde. Im Laufe ſeiner 35jährigen Dienſtzeit er- hielt Herr Oberſtlieutenant Tilzer mehrfache Allerhöchſte Anerkennungen. Als Militär-Schrift- ſteller beſitzt er einen trefflicheu Ruf. In Aner- kennung ſeiner vorzüglichen Dienſtleiſtung wurde er im Jahre 1883 in den Adelſtand erhoben. Die ungariſchen Wahlen. Olmütz, 10. Juni. Die Woche der Reichstagswahlen hat mit dem heutigen Tage in Ungarn begonnen. So weit der Blick reicht, zeigt ſich nirgend ein Moment, aus welchem auf eine weſentliche Veränderung ſei es der inne- ren Conſtruction, ſei es der Machtverhältniſſe der Parteien geſchloſſen werden könnte. Die liberale Partei behält die Führung im Lande und die Herrſchaft im Parlamente — das kann heute als zweifellos betrachtet werden. Auch daß ihre nume- riſche Stärke unverringert dieſelbe ſein werde, wie am Schluß der abgelaufenen Legislaturperiode, kann nicht mehr fraglich erſcheinen, eine Majori- tät, groß genug zum Schutz und zum Trutz und hinreichend, um die poſitive Geſtaltungskraft des Abgeordnetenhauſes zur Entfalung zu bringen, iſt ihr alſo jedenfalls geſichert. Und ſo weit ſich die Chancen der Candidaturen heute beurtheilen laſſen, dürfte auch die Phyſignomie der Majori- tät keine Veränderung erfahren. Kaum in weni- gen, ganz vereinzelten Fällen dürfte irgend eine der Perſönlichkeiten, auf deren Anweſenheit im Reichstage die liberale Partei Gewicht legen muß, auf dem Schlachtfelde bleiben, und ſteht auch ein Zuwachs an friſchen und ſtrebſamen Kräften in Ausſicht. Ob mit der erneuten Majorität auch ein neuer Geiſt einziehen werde in das Haus? Die gemäßigte Oppoſition, die mit ſchmettern- den Fanfaren und flatternden Fahnen auszog, um die politiſche Welt Ungarns zu erobern, ſie wird vorausſichtich mit gedämpften Tönen und eingerollten Kriegszeichen zurückkehren. Ja, ſie hat die Schlacht ſchon verloren, ehe das Treffen noch begonnen. Bei dem heftigen Anlauf, den ſie nahm, um in einem einzigen Sturm die liberale Partei und die Regierung hinwegzufegen, hat ſie raſch den Athem verloren, und aus der himmelſtürmen- den Aggreſſion iſt ſchnell eine recht mühſelige und betrübſame Vertheidigung geworden. Es iſt ja in hohem Grade characteriſtiſch, daß die Coalition, deren eingeſtandener und lärmvoll proclamirter Zweck der Sturz des Miniſteriums Tißa iſt, zu ſolchem Unternehmen nicht mehr als neunzig Can- didaturen aufzubringen vermochte! Und gleichviel nun, ob dieſe Unzulänglichkeit daraus reſultirt, daß ſich keine größere Zahl politiſcher Männer fand, welche die Ideen und Strebungen der ge- mäßigten O ppoſition zu begreifen im Stande oder zu vertreten gewillt ſind, oder daraus, daß die Wahlbezirke ſich gegen die Invaſion zur Wehre ſetzten und ſelbſt den Verſuch einer Candidatur zurückgewieſen: in jedem Falle iſt die eigentliche Tendenz der gemäßigten Oppoſition ſchon vor den Wahlen kläglich geſcheitert. Mit neunzig Mann — ſelbſt den ganz undenkbaren Fall vor- ausgeſetzt, daß alle neunzig gewählt würden — mit neunzig Mann, alſo mit kaum etwas mehr als dem fünften Theil des Abgeordnetenhauſes ſprengt man keine Majorität, ſtürzt man kein Cabinet und legt man die parlamentariſche Herr- ſchaft der Gegner nicht in Trümmer. Allein wie Viele von den oppoſitionellen Candidaten werden durch das grobe Wahlſieb zu Boden fallen, und wie viele Hoffnungen, die am Morgen keck em- porſchießen, werden am Abend geknickt am Boden liegen! Weſentlich beſſer iſt es auch um die äußerſte Linke nicht beſtellt. Die Expanſivkraft dieſer Par- tei iſt völlig gebrochen, ihr Anhang im Volke

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 133, Olmütz, 10.06.1884, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches133_1884/3>, abgerufen am 21.11.2024.