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Mährisches Tagblatt. Nr. 133, Olmütz, 10.06.1884.

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[Spaltenumbruch] Hinblick darauf, daß sich häufig solche Leute über
ihren eigenen Zustand täuschen und nicht ahnen,
daß auch auf sie die Krankheit der Eltern oder
Voreltern, sei es nun Tuberculose, Scropheln
oder Syphilis oder dgl., übergegangen ist, --
auf eine neue Heilmethode aufmerksam zu machen,
welche nach den überraschend günstigen Heilungen,
welche mittelst derselben erzielt wurden, der größten
Beachtung werth erscheint. Wir meinen die Dr.
Liebaut'sche Regeneration, welche, auf 40jährigen
Erfahrungen basirend, zum Zweck hat, das im
Blute kreisende Gift -- in den meisten Fällen
die Grundursache alles Uebels -- auf rationellste
Weise zu beseitigen und durch Neubildung eines
gesunden, normalen Blutes die vollständige
Wiederherstellung der Gesundheit herbeizuführen.

Alles Weitere ergibt sich aus der soeben in
14. Auflage erschienenen, hochinteressanten Bro-
schüre: "Die Regeneration von Dr. Liebaut",
aus der übrigens die Adressen vieler geheilter
Personen, bei welchen man sich über die Resultate
der Kur unterrichten kann, zu entnehmen sind.

Die Broschüre ist a 30 kr. in Olmütz bei
Herrn Eduard Hölzel zu haben.




Aus dem Gerichtssaale.
Proceß Stellmacher.
I. Verhandlungstag.


Im Zusammenhange mit der Verlesung der
Anklageschrift constatirt der Präsident, daß das
Ober-Landesgericht Wien in der Erwägung, daß
der Verdacht vorliege, daß die Morde an Hlubek
und Blöch mit dem Raubmorde an Eisert in
Berbindung stehen, das Wiener Landesgericht zur
Führung des Processes betreffs der ersterwähnten
Morde delegirt hat.

Hierauf folgt das Verhör Stell-
ma cher's.
Dasselbe ist sehr kurz und drastisch.

Präs.: Bekennen Sie sich schuldig? --
Angekl.: Was den ersten Theil betrifft, ja.

Präs.: Betreffs der Ermordung des Blöch?
-- Angekl.: Ja.

Präs.: Bezüglich der anderen strafbaren
Handlungen.? -- Angekl.: Nein.

Präs.: Bezüglich Eiserts? -- Angekl.:
Nein. --

Präs.: Sie haben das Recht, der Anklage
eine zusammenhängende Darstellung des Sachver-
haltes entgegenzusetzen. Wollen Sie davon Ge-
brauch machen? -- Angkl.: Ja, aber ich habe
erst etwas Anderes zu sagen, was ich vor der
Verhandlung vorbringen wollte, und ich möchte
ersuchen, mir dies zu gewähren. Es betrifft eine
Anklage -- es betrifft zwar mich nicht direct,
aber von diesem Hugo Schenk... (Der Ver-
theidiger
bemüht sich bei diesen Worten ver-
gebens, den Angeklagten abzuwehren.)

Präs. (unterbrechend): Der Fall Schenk
gehört nicht hieher. Das Urtheil gegen Hugo
Schenk ist rechtskräftig. -- Angekl.: Von
diesem Hugo Schenk ...

Präs.: Bezüglich des Hugo Schenk lasse
ich Sie nicht sprechen. -- Angekl.: Es betrifft
das doch mich.

Präs.: Es hängt mit Hugo Schenk zu-
sammen, und ich lasse Sie darüber nicht sprechen.
-- Angekl.: Dann muß ich erklären, daß ich
in der Verhandlung überhaupt kein Wort sprechen
werde.

Präs.: Dann setzen Sie sich nieder, und
ich werde mit dem Beweisverfahren beginnen.
-- Stellmacher setzt sich. Sein bleiches Gesicht
ist ein wenig geröthet. Er blickt erregt vor sich
hin. Der Angeklagte beabsichtigt, wie man weiß,
im Auftrage Hugo Schenk's die Beschuldigung
gegen den Staatsanwalt zu erheben, daß er im
Namen von dessen Frau ohne Vollmacht auf
den Ertrag von dessen Memoiren verzichtete.

Zunächst gelangen nun die Local-Augenschein-
befunde nach der Ermordung Blöch's, sodann
der Obductions-Befund des Ermordeten zur Ver-
lesung. Den Sachverständigen wird hierauf die
Schädeldecke Blöch's zur Besichtigung übergeben.

Der Vertheidiger spricht während der
Verlesungen lebhaft mit dem Angeklagten. Dieser
übergiebt seinem Vertheidiger das Blatt Papier,
von welchem Stellmacher einige auf Hugo Schenk
bezügliche Stellen herablesen wollte. Der Verthei-
[Spaltenumbruch] diger begibt sich zum Präsidenten, der das Pa-
pier übernimmt.

Der Vertheidiger sagt sodann zu Stell-
macher: Ich habe Ihnen vorgehalten, daß das,
was Sie vorbringen wollten, nicht zur Sache
gehört. Ich habe Ihnen vorgestellt, daß es in
Ihrem eigenen Interesse ist, da Sie den Raub-
mord an Eisert begangen zu habeu bestreiten,
Rede und Antwort zu stehen. Ich rathe Ihnen
nochmals dazu. Stellmacher erhebt sich und
antwortet nicht. Er scheint zu zögern.

Präs.: Sie haben das Recht, der Anklage
eine zusammenhängende Darstellung des Sach-
verhaltes entgegenzustellen. Sie haben das Recht,
zu antworten, aber nicht die Pflicht; ich kann
Sie nicht dazu zwingen und werde es natürlich
auch nicht. Zunächst werden wir das Beweis-
verfahren fortsetzen.

Vertheidiger: Vielleicht haben Sie be-
züglich dieses Factums (Blöch) noch etwas vor-
zubringen?

Präs.: Ich glaube, wir lassen bezüglich
dieses Factums vorläufig erst das Beweisverfahren
durchführen. -- Stellmacher will hierauf ant-
worten, der Präsident unterbricht ihn jedoch mit
der Bemerkung: Ich sage Ihnen nochmals, die
andere Geschichte lassen wir; Ihr Schriftstück
befindet sich nunmehr bei den Acten, ich werde
es dem Staatsanwalte zeigen, aber eine Debatte
über diese längst abgethane Sache lasse ich nicht zu.

Es wird Professor Hoffmann vernommen,
welcher mit dem Schädel des ermordeten Blöch
in der Hand, die Verletzungen an demselben
demonstrirt. Hierauf beginnt das Zeugenverhör.
Dasselbe beschränkt sich zunächst auf die Ergreifnng
Stellmacher's nach der Ermordung Blöchs.

Joseph Swoboda, Taglöhner, war eben-
falls unter den Ergreifern Stellmacher's. Er will
gehört haben, wie dieser nach dem ersten gegen
seine Verfolger gerichteten Schusse rief: "Das
macht nichts, das ist blind."

Stellmacher erhebt sich nun und be-
merkt lächeld: Ich habe gesagt: "Geht weg, ich
könnte euch erschießen!" Ich wollte ihnen nur
zeigen, daß ich schießen kann, und meinte, sie
werden mir vielleicht Platz machen zum Ent-
rinnen.

Präs. (zum Zeugen): Er soll ja auch ge-
sagt haben: "Dumme Arbeiter, laßt mich gehen,
ich bin auch so ein Arbeiter wie Ihr." -- Zeuge:
Ja, das hat er gesagt.

Sicherheitswach-Inspector Josef Benedict
erschien in Begleitung des Bezirksarztes auf dem
Thatorte und sah die Leiche Blöch's liegen. Die
Verfolger brachten eben den Mörder zurück, den
sie an den Händen hielten. Drei Wachmänner
gingen zur Seite, und ein vierter folgte, die
Dynamit-Cassete hoch in der Hand haltend.
Man hörte Rufe: "Sieh' dein Opfer!" Der
Mörder sah die Leiche an. Es herrschte ein un-
beschreiblicher Lärm und wurden so heftige
Drohungen gegen Stellmacher ausgestoßen, daß
der Zeuge dreimal nach dem Säbel griff, um
ihn zn schützen. Im Wachzimmer angelangt, ließ
der Zeuge Stellmacher nackt entkleiden und ihm
dann ein anderes Gewand anziehen. Er fragte
ihn dann, wie er heiße, und erhielt zur Ant-
wort: "Schulze." Auf die Frage, warum er
Blöch erschossen habe, antwortete der Mörder:
"Weil er eine elende Creatur war."

Der Präsident constatirt, daß nach der
Aussage dreier Wachleute Stellmacher bei der
Einbringung gesagt hat: "Ich habe den Schergen
deßhalb erschossen, weil er schon Vielen das Leben
verkürzt hat. Mich hat die menschliche Gesellschaft
zum Mörder gemacht."

Der Angeklagte wird von dem Präsidenten
über seine Ankunft in Wien befragt. Er beant-
wortet nu: unwesentliche Punkte, antwortet aber
auf die Frage, seit welchem Tage er in Wien
war, wann er die Absicht zur Ermordung Blöch's
gefaßt und in welcher Absicht er nach Wien ge-
kommen sei: "Darüber schweige ich." Er verliest
endlich aus einem Schriftstücke seine Rechtfertigung.
Man habe den Arbeitern das Mittel entzogen,
sich zu verständigen, ihre Versammlungen aufge-
lös[t], ferner in ihre Wohnungen eingebrochen, und
deßhalb wollten wir zeigen, daß wir uns nicht
Alles gefallen lassen. Der Angeklagte entwickelt
nun seine religiösen Ansichten, wobei er vom
Präsidenten unterbrochen wird. Er weist nur
darauf hin, daß die Mutter angestrengt arbeite
[Spaltenumbruch] und sich nicht ihren Kindern widme, wobei er
Thrähnen vergießt.

Präs.: Ich sehe, Sie sind ergriffen; vielleicht
setzen Sie später Ihre Worte fort. -- Stell-
macher
nimmt Platz, springt aber gleich wieder
auf, schildert das traurige Los der Töchter der
Arbeiter, welche verkümmern oder feile Diruen
werden müssen, hebt dem gegenüber das glückliche
Los der Töchter der Reichen hervor, wie die
Lage der Kapitalisten überhaupt, und erwähnt
zu seiner Vertheidigung, daß im Kriege Massen
von Menschen ohne Verschulden umkommen. Die
Ausdrücke, deren Stellmacher sich hiebei bedient,
rufen wiederholt energische Unterbrechungen des
Präsidenten hervor.




Fremdenliste.

Hotel Lauer. Muilwig Mosawetz, Kfm.
Arad, Victor Neumann, Kfm. Breslau, Josef
Hermann, Kfm Wien, Franz Erthat, Kfm. Wien,
Sam. Stein, Kfm. Brünn.




[]
Telegraphischer Cours-Bericht.
des Telegraphen-Correspondenz-Bureaus.

[Spaltenumbruch]

Wiener Mittagsbörse
vom 9. Juni 1884.
[Spaltenumbruch] Geld-Cours.
in österr. Währg.


[Spaltenumbruch]
Rente, Papier .80.47
Ung. Papierr. 5%88.80
Ung. Goldr. 4%91.92
5% Papierr..95.85
1874 Wien.-Lose127.75
Ung. Präm.-Lose115.40
Theiß-Lose...115. --
Anglo-östr.-Bank111.10
Wien[.] Bank-Ver.107.--
Credit-Actien .308.--
Ung. Cred.-Act.309.--
Länderbank ..103.30
Unionbank ...106.25
Nordbahn ...252.25
Staatsbahn ..317.80
Südbahn ...151.30
Elbethal ....188.75
Nordwestb. I.A. 180.25
Carl Ludwigsb.286.75
Lupkower ...170.75
London ....122.10
Napoleon ...9.68
Reichs-Mark..59.60


[Spaltenumbruch] Hinblick darauf, daß ſich häufig ſolche Leute über
ihren eigenen Zuſtand täuſchen und nicht ahnen,
daß auch auf ſie die Krankheit der Eltern oder
Voreltern, ſei es nun Tuberculoſe, Scropheln
oder Syphilis oder dgl., übergegangen iſt, —
auf eine neue Heilmethode aufmerkſam zu machen,
welche nach den überraſchend günſtigen Heilungen,
welche mittelſt derſelben erzielt wurden, der größten
Beachtung werth erſcheint. Wir meinen die Dr.
Liebaut’ſche Regeneration, welche, auf 40jährigen
Erfahrungen baſirend, zum Zweck hat, das im
Blute kreiſende Gift — in den meiſten Fällen
die Grundurſache alles Uebels — auf rationellſte
Weiſe zu beſeitigen und durch Neubildung eines
geſunden, normalen Blutes die vollſtändige
Wiederherſtellung der Geſundheit herbeizuführen.

Alles Weitere ergibt ſich aus der ſoeben in
14. Auflage erſchienenen, hochintereſſanten Bro-
ſchüre: „Die Regeneration von Dr. Liebaut“,
aus der übrigens die Adreſſen vieler geheilter
Perſonen, bei welchen man ſich über die Reſultate
der Kur unterrichten kann, zu entnehmen ſind.

Die Broſchüre iſt á 30 kr. in Olmütz bei
Herrn Eduard Hölzel zu haben.




Aus dem Gerichtsſaale.
Proceß Stellmacher.
I. Verhandlungstag.


Im Zuſammenhange mit der Verleſung der
Anklageſchrift conſtatirt der Präſident, daß das
Ober-Landesgericht Wien in der Erwägung, daß
der Verdacht vorliege, daß die Morde an Hlubek
und Blöch mit dem Raubmorde an Eiſert in
Berbindung ſtehen, das Wiener Landesgericht zur
Führung des Proceſſes betreffs der erſterwähnten
Morde delegirt hat.

Hierauf folgt das Verhör Stell-
ma cher’s.
Dasſelbe iſt ſehr kurz und draſtiſch.

Präſ.: Bekennen Sie ſich ſchuldig? —
Angekl.: Was den erſten Theil betrifft, ja.

Präſ.: Betreffs der Ermordung des Blöch?
Angekl.: Ja.

Präſ.: Bezüglich der anderen ſtrafbaren
Handlungen.? — Angekl.: Nein.

Präſ.: Bezüglich Eiſerts? — Angekl.:
Nein. —

Präſ.: Sie haben das Recht, der Anklage
eine zuſammenhängende Darſtellung des Sachver-
haltes entgegenzuſetzen. Wollen Sie davon Ge-
brauch machen? — Angkl.: Ja, aber ich habe
erſt etwas Anderes zu ſagen, was ich vor der
Verhandlung vorbringen wollte, und ich möchte
erſuchen, mir dies zu gewähren. Es betrifft eine
Anklage — es betrifft zwar mich nicht direct,
aber von dieſem Hugo Schenk... (Der Ver-
theidiger
bemüht ſich bei dieſen Worten ver-
gebens, den Angeklagten abzuwehren.)

Präſ. (unterbrechend): Der Fall Schenk
gehört nicht hieher. Das Urtheil gegen Hugo
Schenk iſt rechtskräftig. — Angekl.: Von
dieſem Hugo Schenk ...

Präſ.: Bezüglich des Hugo Schenk laſſe
ich Sie nicht ſprechen. — Angekl.: Es betrifft
das doch mich.

Präſ.: Es hängt mit Hugo Schenk zu-
ſammen, und ich laſſe Sie darüber nicht ſprechen.
Angekl.: Dann muß ich erklären, daß ich
in der Verhandlung überhaupt kein Wort ſprechen
werde.

Präſ.: Dann ſetzen Sie ſich nieder, und
ich werde mit dem Beweisverfahren beginnen.
— Stellmacher ſetzt ſich. Sein bleiches Geſicht
iſt ein wenig geröthet. Er blickt erregt vor ſich
hin. Der Angeklagte beabſichtigt, wie man weiß,
im Auftrage Hugo Schenk’s die Beſchuldigung
gegen den Staatsanwalt zu erheben, daß er im
Namen von deſſen Frau ohne Vollmacht auf
den Ertrag von deſſen Memoiren verzichtete.

Zunächſt gelangen nun die Local-Augenſchein-
befunde nach der Ermordung Blöch’s, ſodann
der Obductions-Befund des Ermordeten zur Ver-
leſung. Den Sachverſtändigen wird hierauf die
Schädeldecke Blöch’s zur Beſichtigung übergeben.

Der Vertheidiger ſpricht während der
Verleſungen lebhaft mit dem Angeklagten. Dieſer
übergiebt ſeinem Vertheidiger das Blatt Papier,
von welchem Stellmacher einige auf Hugo Schenk
bezügliche Stellen herableſen wollte. Der Verthei-
[Spaltenumbruch] diger begibt ſich zum Präſidenten, der das Pa-
pier übernimmt.

Der Vertheidiger ſagt ſodann zu Stell-
macher: Ich habe Ihnen vorgehalten, daß das,
was Sie vorbringen wollten, nicht zur Sache
gehört. Ich habe Ihnen vorgeſtellt, daß es in
Ihrem eigenen Intereſſe iſt, da Sie den Raub-
mord an Eiſert begangen zu habeu beſtreiten,
Rede und Antwort zu ſtehen. Ich rathe Ihnen
nochmals dazu. Stellmacher erhebt ſich und
antwortet nicht. Er ſcheint zu zögern.

Präſ.: Sie haben das Recht, der Anklage
eine zuſammenhängende Darſtellung des Sach-
verhaltes entgegenzuſtellen. Sie haben das Recht,
zu antworten, aber nicht die Pflicht; ich kann
Sie nicht dazu zwingen und werde es natürlich
auch nicht. Zunächſt werden wir das Beweis-
verfahren fortſetzen.

Vertheidiger: Vielleicht haben Sie be-
züglich dieſes Factums (Blöch) noch etwas vor-
zubringen?

Präſ.: Ich glaube, wir laſſen bezüglich
dieſes Factums vorläufig erſt das Beweisverfahren
durchführen. — Stellmacher will hierauf ant-
worten, der Präſident unterbricht ihn jedoch mit
der Bemerkung: Ich ſage Ihnen nochmals, die
andere Geſchichte laſſen wir; Ihr Schriftſtück
befindet ſich nunmehr bei den Acten, ich werde
es dem Staatsanwalte zeigen, aber eine Debatte
über dieſe längſt abgethane Sache laſſe ich nicht zu.

Es wird Profeſſor Hoffmann vernommen,
welcher mit dem Schädel des ermordeten Blöch
in der Hand, die Verletzungen an demſelben
demonſtrirt. Hierauf beginnt das Zeugenverhör.
Dasſelbe beſchränkt ſich zunächſt auf die Ergreifnng
Stellmacher’s nach der Ermordung Blöchs.

Joſeph Swoboda, Taglöhner, war eben-
falls unter den Ergreifern Stellmacher’s. Er will
gehört haben, wie dieſer nach dem erſten gegen
ſeine Verfolger gerichteten Schuſſe rief: „Das
macht nichts, das iſt blind.“

Stellmacher erhebt ſich nun und be-
merkt lächeld: Ich habe geſagt: „Geht weg, ich
könnte euch erſchießen!“ Ich wollte ihnen nur
zeigen, daß ich ſchießen kann, und meinte, ſie
werden mir vielleicht Platz machen zum Ent-
rinnen.

Präſ. (zum Zeugen): Er ſoll ja auch ge-
ſagt haben: „Dumme Arbeiter, laßt mich gehen,
ich bin auch ſo ein Arbeiter wie Ihr.“ — Zeuge:
Ja, das hat er geſagt.

Sicherheitswach-Inſpector Joſef Benedict
erſchien in Begleitung des Bezirksarztes auf dem
Thatorte und ſah die Leiche Blöch’s liegen. Die
Verfolger brachten eben den Mörder zurück, den
ſie an den Händen hielten. Drei Wachmänner
gingen zur Seite, und ein vierter folgte, die
Dynamit-Caſſete hoch in der Hand haltend.
Man hörte Rufe: „Sieh’ dein Opfer!“ Der
Mörder ſah die Leiche an. Es herrſchte ein un-
beſchreiblicher Lärm und wurden ſo heftige
Drohungen gegen Stellmacher ausgeſtoßen, daß
der Zeuge dreimal nach dem Säbel griff, um
ihn zn ſchützen. Im Wachzimmer angelangt, ließ
der Zeuge Stellmacher nackt entkleiden und ihm
dann ein anderes Gewand anziehen. Er fragte
ihn dann, wie er heiße, und erhielt zur Ant-
wort: „Schulze.“ Auf die Frage, warum er
Blöch erſchoſſen habe, antwortete der Mörder:
„Weil er eine elende Creatur war.“

Der Präſident conſtatirt, daß nach der
Ausſage dreier Wachleute Stellmacher bei der
Einbringung geſagt hat: „Ich habe den Schergen
deßhalb erſchoſſen, weil er ſchon Vielen das Leben
verkürzt hat. Mich hat die menſchliche Geſellſchaft
zum Mörder gemacht.“

Der Angeklagte wird von dem Präſidenten
über ſeine Ankunft in Wien befragt. Er beant-
wortet nu: unweſentliche Punkte, antwortet aber
auf die Frage, ſeit welchem Tage er in Wien
war, wann er die Abſicht zur Ermordung Blöch’s
gefaßt und in welcher Abſicht er nach Wien ge-
kommen ſei: „Darüber ſchweige ich.“ Er verlieſt
endlich aus einem Schriftſtücke ſeine Rechtfertigung.
Man habe den Arbeitern das Mittel entzogen,
ſich zu verſtändigen, ihre Verſammlungen aufge-
löſ[t], ferner in ihre Wohnungen eingebrochen, und
deßhalb wollten wir zeigen, daß wir uns nicht
Alles gefallen laſſen. Der Angeklagte entwickelt
nun ſeine religiöſen Anſichten, wobei er vom
Präſidenten unterbrochen wird. Er weiſt nur
darauf hin, daß die Mutter angeſtrengt arbeite
[Spaltenumbruch] und ſich nicht ihren Kindern widme, wobei er
Thrähnen vergießt.

Präſ.: Ich ſehe, Sie ſind ergriffen; vielleicht
ſetzen Sie ſpäter Ihre Worte fort. — Stell-
macher
nimmt Platz, ſpringt aber gleich wieder
auf, ſchildert das traurige Los der Töchter der
Arbeiter, welche verkümmern oder feile Diruen
werden müſſen, hebt dem gegenüber das glückliche
Los der Töchter der Reichen hervor, wie die
Lage der Kapitaliſten überhaupt, und erwähnt
zu ſeiner Vertheidigung, daß im Kriege Maſſen
von Menſchen ohne Verſchulden umkommen. Die
Ausdrücke, deren Stellmacher ſich hiebei bedient,
rufen wiederholt energiſche Unterbrechungen des
Präſidenten hervor.




Fremdenliſte.

Hotel Lauer. Muilwig Moſawetz, Kfm.
Arad, Victor Neumann, Kfm. Breslau, Joſef
Hermann, Kfm Wien, Franz Erthat, Kfm. Wien,
Sam. Stein, Kfm. Brünn.




[]
Telegraphiſcher Cours-Bericht.
des Telegraphen-Correſpondenz-Bureaus.

[Spaltenumbruch]

Wiener Mittagsbörſe
vom 9. Juni 1884.
[Spaltenumbruch] Geld-Cours.
in öſterr. Währg.


[Spaltenumbruch]
Rente, Papier .80.47
Ung. Papierr. 5%88.80
Ung. Goldr. 4%91.92
5% Papierr..95.85
1874 Wien.-Loſe127.75
Ung. Präm.-Loſe115.40
Theiß-Loſe...115. —
Anglo-öſtr.-Bank111.10
Wien[.] Bank-Ver.107.—
Credit-Actien .308.—
Ung. Cred.-Act.309.—
Länderbank ..103.30
Unionbank ...106.25
Nordbahn ...252.25
Staatsbahn ..317.80
Südbahn ...151.30
Elbethal ....188.75
Nordweſtb. I.A. 180.25
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[[6]/0006] Hinblick darauf, daß ſich häufig ſolche Leute über ihren eigenen Zuſtand täuſchen und nicht ahnen, daß auch auf ſie die Krankheit der Eltern oder Voreltern, ſei es nun Tuberculoſe, Scropheln oder Syphilis oder dgl., übergegangen iſt, — auf eine neue Heilmethode aufmerkſam zu machen, welche nach den überraſchend günſtigen Heilungen, welche mittelſt derſelben erzielt wurden, der größten Beachtung werth erſcheint. Wir meinen die Dr. Liebaut’ſche Regeneration, welche, auf 40jährigen Erfahrungen baſirend, zum Zweck hat, das im Blute kreiſende Gift — in den meiſten Fällen die Grundurſache alles Uebels — auf rationellſte Weiſe zu beſeitigen und durch Neubildung eines geſunden, normalen Blutes die vollſtändige Wiederherſtellung der Geſundheit herbeizuführen. Alles Weitere ergibt ſich aus der ſoeben in 14. 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Präſ.: Bezüglich der anderen ſtrafbaren Handlungen.? — Angekl.: Nein. Präſ.: Bezüglich Eiſerts? — Angekl.: Nein. — Präſ.: Sie haben das Recht, der Anklage eine zuſammenhängende Darſtellung des Sachver- haltes entgegenzuſetzen. Wollen Sie davon Ge- brauch machen? — Angkl.: Ja, aber ich habe erſt etwas Anderes zu ſagen, was ich vor der Verhandlung vorbringen wollte, und ich möchte erſuchen, mir dies zu gewähren. Es betrifft eine Anklage — es betrifft zwar mich nicht direct, aber von dieſem Hugo Schenk... (Der Ver- theidiger bemüht ſich bei dieſen Worten ver- gebens, den Angeklagten abzuwehren.) Präſ. (unterbrechend): Der Fall Schenk gehört nicht hieher. Das Urtheil gegen Hugo Schenk iſt rechtskräftig. — Angekl.: Von dieſem Hugo Schenk ... Präſ.: Bezüglich des Hugo Schenk laſſe ich Sie nicht ſprechen. — Angekl.: Es betrifft das doch mich. Präſ.: Es hängt mit Hugo Schenk zu- ſammen, und ich laſſe Sie darüber nicht ſprechen. — Angekl.: Dann muß ich erklären, daß ich in der Verhandlung überhaupt kein Wort ſprechen werde. Präſ.: Dann ſetzen Sie ſich nieder, und ich werde mit dem Beweisverfahren beginnen. — Stellmacher ſetzt ſich. Sein bleiches Geſicht iſt ein wenig geröthet. Er blickt erregt vor ſich hin. Der Angeklagte beabſichtigt, wie man weiß, im Auftrage Hugo Schenk’s die Beſchuldigung gegen den Staatsanwalt zu erheben, daß er im Namen von deſſen Frau ohne Vollmacht auf den Ertrag von deſſen Memoiren verzichtete. Zunächſt gelangen nun die Local-Augenſchein- befunde nach der Ermordung Blöch’s, ſodann der Obductions-Befund des Ermordeten zur Ver- leſung. Den Sachverſtändigen wird hierauf die Schädeldecke Blöch’s zur Beſichtigung übergeben. Der Vertheidiger ſpricht während der Verleſungen lebhaft mit dem Angeklagten. Dieſer übergiebt ſeinem Vertheidiger das Blatt Papier, von welchem Stellmacher einige auf Hugo Schenk bezügliche Stellen herableſen wollte. Der Verthei- diger begibt ſich zum Präſidenten, der das Pa- pier übernimmt. Der Vertheidiger ſagt ſodann zu Stell- macher: Ich habe Ihnen vorgehalten, daß das, was Sie vorbringen wollten, nicht zur Sache gehört. Ich habe Ihnen vorgeſtellt, daß es in Ihrem eigenen Intereſſe iſt, da Sie den Raub- mord an Eiſert begangen zu habeu beſtreiten, Rede und Antwort zu ſtehen. Ich rathe Ihnen nochmals dazu. Stellmacher erhebt ſich und antwortet nicht. Er ſcheint zu zögern. Präſ.: Sie haben das Recht, der Anklage eine zuſammenhängende Darſtellung des Sach- verhaltes entgegenzuſtellen. Sie haben das Recht, zu antworten, aber nicht die Pflicht; ich kann Sie nicht dazu zwingen und werde es natürlich auch nicht. Zunächſt werden wir das Beweis- verfahren fortſetzen. Vertheidiger: Vielleicht haben Sie be- züglich dieſes Factums (Blöch) noch etwas vor- zubringen? Präſ.: Ich glaube, wir laſſen bezüglich dieſes Factums vorläufig erſt das Beweisverfahren durchführen. — Stellmacher will hierauf ant- worten, der Präſident unterbricht ihn jedoch mit der Bemerkung: Ich ſage Ihnen nochmals, die andere Geſchichte laſſen wir; Ihr Schriftſtück befindet ſich nunmehr bei den Acten, ich werde es dem Staatsanwalte zeigen, aber eine Debatte über dieſe längſt abgethane Sache laſſe ich nicht zu. Es wird Profeſſor Hoffmann vernommen, welcher mit dem Schädel des ermordeten Blöch in der Hand, die Verletzungen an demſelben demonſtrirt. Hierauf beginnt das Zeugenverhör. Dasſelbe beſchränkt ſich zunächſt auf die Ergreifnng Stellmacher’s nach der Ermordung Blöchs. Joſeph Swoboda, Taglöhner, war eben- falls unter den Ergreifern Stellmacher’s. Er will gehört haben, wie dieſer nach dem erſten gegen ſeine Verfolger gerichteten Schuſſe rief: „Das macht nichts, das iſt blind.“ Stellmacher erhebt ſich nun und be- merkt lächeld: Ich habe geſagt: „Geht weg, ich könnte euch erſchießen!“ Ich wollte ihnen nur zeigen, daß ich ſchießen kann, und meinte, ſie werden mir vielleicht Platz machen zum Ent- rinnen. Präſ. (zum Zeugen): Er ſoll ja auch ge- ſagt haben: „Dumme Arbeiter, laßt mich gehen, ich bin auch ſo ein Arbeiter wie Ihr.“ — Zeuge: Ja, das hat er geſagt. Sicherheitswach-Inſpector Joſef Benedict erſchien in Begleitung des Bezirksarztes auf dem Thatorte und ſah die Leiche Blöch’s liegen. Die Verfolger brachten eben den Mörder zurück, den ſie an den Händen hielten. Drei Wachmänner gingen zur Seite, und ein vierter folgte, die Dynamit-Caſſete hoch in der Hand haltend. Man hörte Rufe: „Sieh’ dein Opfer!“ Der Mörder ſah die Leiche an. Es herrſchte ein un- beſchreiblicher Lärm und wurden ſo heftige Drohungen gegen Stellmacher ausgeſtoßen, daß der Zeuge dreimal nach dem Säbel griff, um ihn zn ſchützen. Im Wachzimmer angelangt, ließ der Zeuge Stellmacher nackt entkleiden und ihm dann ein anderes Gewand anziehen. Er fragte ihn dann, wie er heiße, und erhielt zur Ant- wort: „Schulze.“ Auf die Frage, warum er Blöch erſchoſſen habe, antwortete der Mörder: „Weil er eine elende Creatur war.“ Der Präſident conſtatirt, daß nach der Ausſage dreier Wachleute Stellmacher bei der Einbringung geſagt hat: „Ich habe den Schergen deßhalb erſchoſſen, weil er ſchon Vielen das Leben verkürzt hat. Mich hat die menſchliche Geſellſchaft zum Mörder gemacht.“ Der Angeklagte wird von dem Präſidenten über ſeine Ankunft in Wien befragt. Er beant- wortet nu: unweſentliche Punkte, antwortet aber auf die Frage, ſeit welchem Tage er in Wien war, wann er die Abſicht zur Ermordung Blöch’s gefaßt und in welcher Abſicht er nach Wien ge- kommen ſei: „Darüber ſchweige ich.“ Er verlieſt endlich aus einem Schriftſtücke ſeine Rechtfertigung. Man habe den Arbeitern das Mittel entzogen, ſich zu verſtändigen, ihre Verſammlungen aufge- löſt, ferner in ihre Wohnungen eingebrochen, und deßhalb wollten wir zeigen, daß wir uns nicht Alles gefallen laſſen. Der Angeklagte entwickelt nun ſeine religiöſen Anſichten, wobei er vom Präſidenten unterbrochen wird. Er weiſt nur darauf hin, daß die Mutter angeſtrengt arbeite und ſich nicht ihren Kindern widme, wobei er Thrähnen vergießt. Präſ.: Ich ſehe, Sie ſind ergriffen; vielleicht ſetzen Sie ſpäter Ihre Worte fort. — Stell- macher nimmt Platz, ſpringt aber gleich wieder auf, ſchildert das traurige Los der Töchter der Arbeiter, welche verkümmern oder feile Diruen werden müſſen, hebt dem gegenüber das glückliche Los der Töchter der Reichen hervor, wie die Lage der Kapitaliſten überhaupt, und erwähnt zu ſeiner Vertheidigung, daß im Kriege Maſſen von Menſchen ohne Verſchulden umkommen. Die Ausdrücke, deren Stellmacher ſich hiebei bedient, rufen wiederholt energiſche Unterbrechungen des Präſidenten hervor. Fremdenliſte. Hotel Lauer. Muilwig Moſawetz, Kfm. Arad, Victor Neumann, Kfm. Breslau, Joſef Hermann, Kfm Wien, Franz Erthat, Kfm. Wien, Sam. Stein, Kfm. Brünn. _ Telegraphiſcher Cours-Bericht. des Telegraphen-Correſpondenz-Bureaus. Wiener Mittagsbörſe vom 9. Juni 1884. Geld-Cours. in öſterr. Währg. Rente, Papier . 80.47 Ung. Papierr. 5% 88.80 Ung. Goldr. 4% 91.92 5% Papierr.. 95.85 1874 Wien.-Loſe 127.75 Ung. Präm.-Loſe 115.40 Theiß-Loſe... 115. — Anglo-öſtr.-Bank 111.10 Wien. Bank-Ver. 107.— Credit-Actien . 308.— Ung. Cred.-Act. 309.— Länderbank .. 103.30 Unionbank ... 106.25 Nordbahn ... 252.25 Staatsbahn .. 317.80 Südbahn ... 151.30 Elbethal .... 188.75 Nordweſtb. I.A. 180.25 Carl Ludwigsb. 286.75 Lupkower ... 170.75 London .... 122.10 Napoleon ... 9.68 Reichs-Mark.. 59.60

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 133, Olmütz, 10.06.1884, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches133_1884/6>, abgerufen am 21.11.2024.