Mährisches Tagblatt. Nr. 134, Olmütz, 14.06.1897.[Spaltenumbruch]
war er Diurnist beim Lemberger Magistrate, verlor Was dem Waniczek anbelangt, so hat der- Die Verhandlung leitet Hofrath Ritter von [Spaltenumbruch] Locales und Provinzielles. Olmütz, 14. Juni. (Dreifaltigkeitsfeier.) Anläßlich der Drei- (Militärisches.) Seine Excellenz der Herr (Personales.) Der Präsident des Brünner (Trauung.) In der Pfarrkirche zu Maria (Leichenbegängniß.) Samstag Abends halb (Todesfall.) Herr Stadtrath Theodor Fischer (Vom deutschen Vereine.) Die von der (Zur Gehaltserhöhung.) Die an den (Frohnleichnamsfeier.) Am nächsten Don- [Spaltenumbruch] nahm sie den Nasenklemmer ab und sah staunend "Grüaß Gott, Gatterle-Bäuerin," begann Die alte Bäuerin stützte beide Fäuste auf "Na, na, Mutterl," lachte Anna, "den Hansens Eintritt in das öffentliche Leben Gleich beim Eintritt in den Tanzsaal drückte Am anderen Tage schnarchte Hans um zehn Dreiviertel Jahre verstrichen auf diese Weise. Mit der Zimmermanns-Anna hatte die Da sprang die Bäuerin wüthend auf. "Du, "Nit schön ist's, Bäu'rin, daß Oes Enkere [Spaltenumbruch]
war er Diurniſt beim Lemberger Magiſtrate, verlor Was dem Waniczek anbelangt, ſo hat der- Die Verhandlung leitet Hofrath Ritter von [Spaltenumbruch] Locales und Provinzielles. Olmütz, 14. Juni. (Dreifaltigkeitsfeier.) Anläßlich der Drei- (Militäriſches.) Seine Excellenz der Herr (Perſonales.) Der Präſident des Brünner (Trauung.) In der Pfarrkirche zu Maria (Leichenbegängniß.) Samſtag Abends halb (Todesfall.) Herr Stadtrath Theodor Fiſcher (Vom deutſchen Vereine.) Die von der (Zur Gehaltserhöhung.) Die an den (Frohnleichnamsfeier.) Am nächſten Don- [Spaltenumbruch] nahm ſie den Naſenklemmer ab und ſah ſtaunend „Grüaß Gott, Gatterle-Bäuerin,“ begann Die alte Bäuerin ſtützte beide Fäuſte auf „Na, na, Mutterl,“ lachte Anna, „den Hanſens Eintritt in das öffentliche Leben Gleich beim Eintritt in den Tanzſaal drückte Am anderen Tage ſchnarchte Hans um zehn Dreiviertel Jahre verſtrichen auf dieſe Weiſe. Mit der Zimmermanns-Anna hatte die Da ſprang die Bäuerin wüthend auf. „Du, „Nit ſchön iſt’s, Bäu’rin, daß Oes Enkere <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#f1c" xml:id="f1b" prev="#f1a" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="[3]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a2b" prev="#a2a" type="jArticle" n="2"><lb/> <p>war er Diurniſt beim Lemberger Magiſtrate, verlor<lb/> dieſe Stelle infolge eines Scandals mit ſeiner Gelieb-<lb/> ten und trat dann mit dem ehemaligen Hauptmann<lb/> Joſ. Waniczek in Verbindung, der ſeinerzeit in der<lb/> Cadettenſchule ſein Lehrer war. Waniczek hatte<lb/> in Lemberg ein militäriſches Informationsbureau,<lb/> ſeine Gattin einen Modeſalon inne. Am 16. Fe-<lb/> bruar laufenden Jahres ſiel es Con-<lb/> ducteur Joſef Czygonski während der Eiſenbahn-<lb/> fahrt von Lemberg nach Stryj auf, daß ein Rei-<lb/> ſender von der Plattform aus fortwährend die<lb/> militäriſche Bahn beobachtete und Notizen machte.<lb/> Ueber telegrafiſche Anzeige des Conducteurs, auf<lb/> den der Reiſende ſofort den Eindruck eines<lb/> Spions machte, wurde derſelbe in Stryj verhaf-<lb/> tet und als Paul Bartmann agnoscirt. Die in<lb/> ſeiner Lemberger Wohnung vorgenommene Haus-<lb/> durchſuchung förderte eine Menge Beweiſe ſeines<lb/> hochverrätheriſchen Treibens zutage, insbeſondere<lb/> ungemein gravirende Briefe an einen fremden<lb/> Militärattaché, der in Wien domicilirt. Bartmann<lb/> behauptete zwar urſprünglich, es handle ſich nur<lb/> um die Herausgabe eines Werkes über Eiſenbahn-<lb/> weſen, mußte aber nach Vorhalt der Briefe zum<lb/> Geſtändniſſe ſchreiten. Zugleich ergab ſich aus<lb/> den vorgefundenen Aufzeichnungen, daß Waniczek<lb/> ihm behilflich und hiefür entſchädigt worden war.<lb/> Auch dieſer wurde verhaftet und da die Delegirung<lb/> der Wiener Schwurgerichtes erwirkt wurde, wur-<lb/> den beide bereits am 18. Februar dem Wiener<lb/> Landesgerichte eingeliefert. Aus einem Voracte<lb/> ergibt ſich, daß Bartmann einmal ſeine Geliebte<lb/> in Jaroslau mit einem dem Waniczek entlehnten<lb/> Revolver bedrohte, wegen Erpreſſung und ver-<lb/> ſuchter Körperverletzung angeklagt, jedoch frei-<lb/> geſprochen wurde. Seit dem Jahre 1890 leiſtete<lb/> er dem „fremden Staate“ Dienſte und laut eines<lb/> bei ihm vorgefundenen Concepts war dieſer<lb/> Staat „wie kein Zweiter ſelbſt über die <hi rendition="#g">geheim-<lb/> ſten</hi> Pläne Oeſterreichs“ vorzüglich unterrichtet.<lb/> Unter Hinweis darauf, bietet er in dieſem<lb/> Briefe dem fremden Reiche „gegen ein Honorar<lb/> von 25.000 fl. und 5000 Francs Abfertigung“,<lb/> ſeine weiteren Dienſte bis zum Jahre 1900 an.<lb/> Wiewohl des Thatſächlichen geſtändig, iſt er<lb/> dennoch bezüglich ſeiner Ausſagen verſchloſſen und<lb/> behauptet, alle ſeine Leiſtungen beruhen auf<lb/> ſeinen Studien, Erfahrungen und Combinationen;<lb/> allein das Gutachten des Reichskriegsminiſteriums<lb/> geht dahin, es ſei dies geradezu unmöglich.</p><lb/> <p>Was dem Waniczek anbelangt, ſo hat der-<lb/> ſelbe an den Mobiliſirungsplänen mitgearbeilet<lb/> und in Kenntniß der Sachlage ſeinen Antheil an<lb/> der Entlohnung gehabt, ſein Verſchulden wird<lb/> daher nur als ein entfernteres angenommen.</p><lb/> <p>Die Verhandlung leitet Hofrath Ritter von<lb/><hi rendition="#g">Holzinger,</hi> die Anklage vertritt Staatsanwalt<lb/> Ritter von <hi rendition="#g">Kleeborn,</hi> in die Vertheidigung<lb/> theilen ſich Dr. Joſef <hi rendition="#g">Kopp</hi> und Dr. <hi rendition="#g">Raben-<lb/> lechner.</hi> </p><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Locales und Provinzielles.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Olmütz,</hi> 14. Juni.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Dreifaltigkeitsfeier.)</hi> </head> <p>Anläßlich der Drei-<lb/> faltigkeitsfeier begab ſich geſtern Morgens ½8 Uhr<lb/> von der Stadtpfarrkirche zu St. Mauritz aus eine<lb/> Proceſſion unter Führung des hochw. Propſtes<lb/> Dr. Johann <hi rendition="#g">Weinlich</hi> zur heil. Dreifaltigkeits-<lb/> ſäule auf den Oberring, woſelbſt derſelbe unter<lb/> Aſſiſtenz der hochw. Pfarrgeiſtlichkeit an dem vor<lb/> der Dreifaltigkeitsſäule errichteten Altare einen<lb/> feierlichen Gottesdienſt celebrirte. Zur Beglei-<lb/> tuug des Sanctiſſimum und zum Tragen des<lb/> Baldachins war eine Abtheilung der k. k. priv.<lb/> Scharfſchützen-Compagnie als Spalier und 12<lb/> Unterofficiere des Corps als Baldachin- und<lb/> Fackelträger ausgerückt. Um ½9 Uhr Vormittags<lb/> kehrte die Prozeſſion in die St. Maurizkirche<lb/> zurück, woſelbſt der hochw. Probſt Dr. <hi rendition="#g">Weinlich</hi><lb/> den heil. Segen ertheilte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Militäriſches.)</hi> </head> <p>Seine Excellenz der Herr<lb/> Truppendiviſionär FML. Carl Freiherr von<lb/><hi rendition="#g">Mertens</hi> iſt geſtern Vormittags in Begleitung<lb/> der Herren Stabsofficiere der Olmützer Garniſon<lb/> vom Uebungsritte wieder hier eingetroffeu. —<lb/> Die angeſuchte Ablegung der Oſſicierscharge wird<lb/> bewilligt dem Lieutenant Joſef <hi rendition="#g">Konetzni,</hi> des<lb/> Inftr.-Rgts. Nr 98.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Perſonales.)</hi> </head> <p>Der Präſident des Brünner<lb/> Strafgerichtes, Hofrath <hi rendition="#g">Dwořak</hi> ſoll, wie man<lb/> uns mittheilt, demnächſt in den Ruheſtand treten;<lb/> derſelbe war hier in den ſiebziger und Anfangs<lb/> der achtziger Jahre als Landesgerichtsrath thätig.<lb/> — Herr Landesgerichtsrath <hi rendition="#g">Teſař</hi> hat geſtern<lb/> einen Urlaub angetreten. — Wie man uns<lb/> heute mittheilt iſt in dem Befinden des kaiſerl.<lb/> Rathes Herrn Carl <hi rendition="#g">Graeſer</hi> eine Beſſerung<lb/> eingetreten, eine Nachricht, die ſeine hieſigen zahl-<lb/> reichen Freunde erfreuen wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Trauung.)</hi> </head> <p>In der Pfarrkirche zu Maria<lb/> Verkündigung in Laibach findet am 21. Juni<lb/> d. J. die Trauung des Herrn Hubert <hi rendition="#g">Jerza<supplied cert="low">b</supplied>ek,</hi><lb/> Fabriksbeſitzer in Mähr.-Neuſtadt, mit Fräulein<lb/> Louiſe <hi rendition="#g">Rauſchin</hi> ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Leichenbegängniß.)</hi> </head> <p>Samſtag Abends halb<lb/> 6 Uhr fand vom Trauerhauſe, Sporergaſſe Nr. 17,<lb/> aus, das Leichenbegängniß des hier verſtorbenen,<lb/> allgemein geachteten Kaufmannes, Herrn Anton<lb/><hi rendition="#g">Wrba,</hi> unter äußerſt zahlreicher Betheiligung<lb/> ſtatt. Nach der im Trauerhauſe erfolgten Ein-<lb/> ſegnung der Leiche ſetzte ſich der Trauerzugzum Fried-<lb/> hofe in Bewegung. Dem mit zahlreichen und präch-<lb/> tigen Kränzen geſchmückten Sarge folgten die<lb/> trauernden Hinterbliebenen, Herr Vicebürgermei-<lb/> ſter Sachs, Herr Handels-Gremialvorſtand Hübl,<lb/> mehrere Herren Gemeinderäthe und Stadtver-<lb/> ordnete, die Mitglieder des Handelsgremiums,<lb/> der Olmützer k. k. Scharfſchützengeſellſchaft und<lb/> des erſter Olmützer Radfahrer-Clubs. Auf dem<lb/><cb/> Friedhofe fand ſodann die abermalige Einſegnung<lb/> der Leiche ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Todesfall.)</hi> </head> <p>Herr Stadtrath Theodor Fiſcher<lb/> wurde von einem tiefſchmerzlichen Verluſte be-<lb/> troffen. Samſtag Nachts iſt nämlich in Iglau<lb/> deſſen Mutter, Frau Anna <hi rendition="#g">Fiſcher</hi> im Alter<lb/> von 65 Jahren nach nur kurzer Krankheit ver-<lb/> ſtorben. Herr Stadtrath Fiſcher hat ſich, wie<lb/> wir bereits meldeten, am letzten Samſtag nach<lb/> Iglau begeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom deutſchen Vereine.)</hi> </head> <p>Die von der<lb/> letzten Mitgliederverſammlung beſchloſſenen neuen<lb/> Satzungen wurden bereits der hohen k. k. Statt-<lb/> halterei vorgelegt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Zur Gehaltserhöhung.)</hi> </head> <p>Die an den<lb/> Landesmittelſchulen angeſtellten Lehrperſonen wurden<lb/> bereits verſtändigt, daß mit dem 1. Jänner 1898<lb/> die Erhöhung ihres Gehaltes eintreten wird u. z.<lb/> in dem für das Lehrperſonal an Staatsſchulen<lb/> beſtimmten Ausmaße. Die Zuſtellung der neuen<lb/> Decrete wird rechtzeitig erfolgen.</p> </div><lb/> <div xml:id="a3a" next="#a3b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Frohnleichnamsfeier.)</hi> </head> <p>Am nächſten Don-<lb/> nerſtag, den 17. d. M. findet wie alljährlich<lb/> von der Metropolitankirche zu „St. Wenzel“<lb/> aus der Frohnleichnamsumzug ſtatt. Während<lb/> des um 7 Uhr Früh vom hochw. Fürſterzbiſchof<lb/> Dr. Theodor <hi rendition="#g">Kohn</hi> celebrirten Hochamtes, bildet<lb/> eine Abtheilung von einem Officier, 4 Unter-<lb/> officieren und 40 Infanteriſten des Inft.-Regts.<lb/> Nr. 93 im Kirchenſchiffe Spalier. Eine Compagnie<lb/> des Landwehr Inft.-Regts. Nr. 13 mit der<lb/> Muſikcapelle des 93. Inft.-Regts. begleitet die<lb/> Proceſſion nnd gibt bei jedem der 4 Altäre ſowie<lb/> bei dem letzten Segen bei der Domkirche die<lb/> Dechargen ab. Unter dem Commando des Herr<supplied>n</supplied><lb/> Brigadiers Generalmajors Adolf <hi rendition="#g">Heimroth</hi><lb/> rücken nachfolgende Truppen aus: 1 Bataillon<lb/> des Inftr.-Regts. Nr. 54, 2 Bataillone des<lb/> Inft.-Regts. Nr. 93 mit der Fahne, 2 Bataillone<lb/> des Inft.-Regts. Nr. 98 mit der Fahne und<lb/> Muſik, 1 Bataillon des Landwehr.-Inft.-Regts.<lb/> Nr. 13, eine Escadron des Drag.-Regts. Nr. 2,<lb/> eine Escadron des Landwehr-Uhlanen-Regiments<lb/> Nr. 4, je eine Batterie vom Detachemente des<lb/> Corps-Art.-Regts. Nr. 1 und dem Div.-Art.-<lb/> Regt. Nr. 2, letztere zu Fuß. Längs der beiden<lb/> Häuſerreihen des <hi rendition="#g">Niederringes</hi> nehmen<lb/> Aufſtellung: 1 Bataillon des Inft.-Regts. Nr. 54,<lb/> 1½ Bataillon des Inft.-Regts. Nr. 93, 1 Bat.<lb/> des Landw.-Inft.-Regts. Nr. 13 und je eine<lb/> Batterie des Corps-Art.-Regts. Nr. 1 und des<lb/> Div.-Art. Regts. Nr. 2. — Am <hi rendition="#g">Oberringe</hi><lb/> werden aufgeſtellt ſein: ½ Bataillon des Inft.-<lb/> Regts. Nr. 93, 2 Bataillone des Inft.-Regts.<lb/> Nr. 98 mit Fahne und Muſik. 1 Escadron des<lb/> Drag.-Regts Nr. 2 und 1 Escadron des Landw.-<lb/> Uhlanen-Regts. Nr. 4. — Im Falle ungünſtiger<lb/> Witterung unterbleibt jede Ausrückung und rückt<lb/> zum Gottesdienſte in der Domkirche nur das</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#f1d" xml:id="f1c" prev="#f1b" type="jArticle" n="2"> <p>nahm ſie den Naſenklemmer ab und ſah ſtaunend<lb/> und ſprachlos die zwei jungen Leute an.</p><lb/> <p>„Grüaß Gott, Gatterle-Bäuerin,“ begann<lb/> Anna friſch und keck, „’s werd Enk neu ſein und<lb/> leicht a unerwartet, aber i und der Hans haben<lb/> a Liebſchaft anbandelt und daß d’ Leut’ ſegn,<lb/> wie fein miar zuſammentaug’n, der Hans und<lb/> i geh’n mir miteinand und zum Kirchtag’!“</p><lb/> <p>Die alte Bäuerin ſtützte beide Fäuſte auf<lb/> den Tiſch und erhob ſich langſam; die Füße<lb/> waren ihr ſchwer wie Blei. Bedächtig ſchritt ſie<lb/> zur Thür, tupfte mit den Fingern in das Weih-<lb/> brunnkrüglein und beſprengte die beiden mit dem<lb/> heiligen Waſſer. „Daß die zwei Leut’ vom Teufel<lb/> b’ſeſſen ſein, iſt eine ausg’machte Sach’! Im<lb/> Namen Gottes und der heiligen Dreifaltigkeit,“<lb/> ſegnete ſie, „entfleuch, Satan!“</p><lb/> <p>„Na, na, Mutterl,“ lachte Anna, „den<lb/> Teufel treibſt nimmer aus, der ſitzt ſchun zu<lb/> feſt,“ und luſtig zog ſie den Hans zur Thüre<lb/> hinaus.</p><lb/> <p>Hanſens Eintritt in das öffentliche Leben<lb/> machte ſich nicht ſchlecht. Anfangs waren die Leute<lb/> allerdings etwas verwundert, aber es wagte doch<lb/> Niemand offenen Spott. Anna war vorſichtig<lb/> genug geweſen, den Hans erſt in eine Weinſtube<lb/> zu führen und denſelben ordentlich für den<lb/> Kirchtag vorzubereiten. Ein ſtarker Burſche war<lb/> er und halb angetrunken ließ er ſich keinen Spott<lb/> gefallen.</p><lb/> <p>Gleich beim Eintritt in den Tanzſaal drückte<lb/> er den Sagſchneider-Jörgl, dem das Wort Stock-<lb/><cb/> fiſch entſchlüpfte, an die Wand und gab ihm zwei<lb/> ſchallende Ohrfeigen, eine links, eine rechts. Auf<lb/> dieſe Art pflegten ſich die Burſchen einzuführen<lb/> und gleich den Standpunkt feſtzuſetzen, den ſie<lb/> einzunehmen wünſchen.</p><lb/> <p>Am anderen Tage ſchnarchte Hans um zehn<lb/> Uhr Früh noch im Belte, er, der ſonſt immer<lb/> mit den Hühnern auf war. Von da ab ſtellte<lb/> ſich Anna jeden Abend auf dem Gatterle-Hofe<lb/> ein, die Bäuerin mochte ſchelten und ſchreien, wie<lb/> ſie nur wollte. Auf allen Kirchentagen zogen die<lb/> zwei Liebesleute herum, Hans ſeinem aufgedrun-<lb/> genen Schatz willenlos folgend. Das Mädchen<lb/> hatte eine gar wunderbare Gewalt über den<lb/> jungen Burſchen. Er fühlte, daß er ſich nur an<lb/> ihrer Seite halten konnte in der Geſellſchaft, und<lb/> ihr Rath, ihre Anweiſung waren die Richtſchnur<lb/> der er folgte. Dies neue Leben behagte dem Hans<lb/> ungemein; er, der ſonſt die Sonn- und Feiertage<lb/> einſam verträumte und furchtſam jeder Begegnung<lb/> auswich, war nun einer der Geſuchteſten und<lb/> Gefürchtetſten.</p><lb/> <p>Dreiviertel Jahre verſtrichen auf dieſe Weiſe.<lb/> Die Gatterle-Bäuerin wehrte, was ſie nur konnte<lb/> um ihren Sohn aus dieſem Verhältniß zu reißen.<lb/> Es gab keinen Wallfahrtsort im Lande, den ſie<lb/> nicht entweder ſelbſt aufſuchte, oder wohin ſie<lb/> nicht eine Wallfahrerin entſendete, um ihren Sohn<lb/> von der „Zimmermann’ſchen los zu beten.“ In<lb/> einem Seitenthale wohnte eine alte Pechklauberin,<lb/> der man nachſagte, ſie verſtünde allerlei Künſte.<lb/> Da wurde die Bäuerin förmlich Stammgaſt.<lb/><cb/> Bald fand der Hans unter ſeinem Kopfkiſſen<lb/> eine Alraunwurzel. Einmal ſprang er fluchend<lb/> auf und ſpuckte den erſten Schluck ſeines Früh-<lb/> ſtück-Kaffees, den er als Hofſohn ausnahmsweiſe<lb/> erhielt, aus. Wie Feuer brannte ſein Mund. Die<lb/> Pechlerin hatte der Bäuerin ein „Lieb-Abfreß-<lb/> pülverl“ mitgegeben und dieſe hatte dem Sohn<lb/> im Uebereifer einen Eßlöffel voll in den Kaffee<lb/> gemiſcht. Für gewöhnlichen Paprika doch eine zu<lb/> große Doſis. Kurz, an allen Orten und bei<lb/> allen Gelegenheiten fand Hans die Sympathie-<lb/> mittel der Pechler-Hexe. Aber keines wollte zum<lb/> Jammer der Mutter angreifen.</p><lb/> <p>Mit der Zimmermanns-Anna hatte die<lb/> Bäuerin auch einmal eine heimliche Unterredung<lb/> gewagt. Den Hans wollte ſie loskaufen. Da kam<lb/> ſie ſchön an. „Etwan von der Hochzeit wöllt’s<lb/> reden mit miar, Bäu’rin“, meinte ſie. „Abkaufen<lb/> laſſ’ i mir den Hans nit, i hab’ ihn zu gern,<lb/> ſelb könnt’s mir glauben. So gern hab’ i den<lb/> Buben, daß i als ſein’ Bäu’rin und Weib für<lb/> alle Zeiten bei ihm bleiben werd’.“</p><lb/> <p>Da ſprang die Bäuerin wüthend auf. „Du,<lb/> Du möchſt Gatterlehof-Bäu’rin werd’n, Du<lb/> nichtsnutziges Menſch. Sell erlebſt nit, ſo lang<lb/> i auf ’n Hof ſitz’, ſell erlebſt nit!“</p><lb/> <p>„Nit ſchön iſt’s, Bäu’rin, daß Oes Enkere<lb/> Schwiegertochter ſo ſchimpft, ſell iſt nit ſchön. Wenn’s<lb/> aber a Jurament abg’legt habt, daß i nit als<lb/> Bäu’rin auf ’n Gatterlehof kumm’, ſo lang Oes<lb/> d’rauf ſeid, macht’s Enk knana G’wiſſensbiſſen<lb/> d’raus. Wenn i aufzieh’, zelm gehts Oes ja in’s</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
war er Diurniſt beim Lemberger Magiſtrate, verlor
dieſe Stelle infolge eines Scandals mit ſeiner Gelieb-
ten und trat dann mit dem ehemaligen Hauptmann
Joſ. Waniczek in Verbindung, der ſeinerzeit in der
Cadettenſchule ſein Lehrer war. Waniczek hatte
in Lemberg ein militäriſches Informationsbureau,
ſeine Gattin einen Modeſalon inne. Am 16. Fe-
bruar laufenden Jahres ſiel es Con-
ducteur Joſef Czygonski während der Eiſenbahn-
fahrt von Lemberg nach Stryj auf, daß ein Rei-
ſender von der Plattform aus fortwährend die
militäriſche Bahn beobachtete und Notizen machte.
Ueber telegrafiſche Anzeige des Conducteurs, auf
den der Reiſende ſofort den Eindruck eines
Spions machte, wurde derſelbe in Stryj verhaf-
tet und als Paul Bartmann agnoscirt. Die in
ſeiner Lemberger Wohnung vorgenommene Haus-
durchſuchung förderte eine Menge Beweiſe ſeines
hochverrätheriſchen Treibens zutage, insbeſondere
ungemein gravirende Briefe an einen fremden
Militärattaché, der in Wien domicilirt. Bartmann
behauptete zwar urſprünglich, es handle ſich nur
um die Herausgabe eines Werkes über Eiſenbahn-
weſen, mußte aber nach Vorhalt der Briefe zum
Geſtändniſſe ſchreiten. Zugleich ergab ſich aus
den vorgefundenen Aufzeichnungen, daß Waniczek
ihm behilflich und hiefür entſchädigt worden war.
Auch dieſer wurde verhaftet und da die Delegirung
der Wiener Schwurgerichtes erwirkt wurde, wur-
den beide bereits am 18. Februar dem Wiener
Landesgerichte eingeliefert. Aus einem Voracte
ergibt ſich, daß Bartmann einmal ſeine Geliebte
in Jaroslau mit einem dem Waniczek entlehnten
Revolver bedrohte, wegen Erpreſſung und ver-
ſuchter Körperverletzung angeklagt, jedoch frei-
geſprochen wurde. Seit dem Jahre 1890 leiſtete
er dem „fremden Staate“ Dienſte und laut eines
bei ihm vorgefundenen Concepts war dieſer
Staat „wie kein Zweiter ſelbſt über die geheim-
ſten Pläne Oeſterreichs“ vorzüglich unterrichtet.
Unter Hinweis darauf, bietet er in dieſem
Briefe dem fremden Reiche „gegen ein Honorar
von 25.000 fl. und 5000 Francs Abfertigung“,
ſeine weiteren Dienſte bis zum Jahre 1900 an.
Wiewohl des Thatſächlichen geſtändig, iſt er
dennoch bezüglich ſeiner Ausſagen verſchloſſen und
behauptet, alle ſeine Leiſtungen beruhen auf
ſeinen Studien, Erfahrungen und Combinationen;
allein das Gutachten des Reichskriegsminiſteriums
geht dahin, es ſei dies geradezu unmöglich.
Was dem Waniczek anbelangt, ſo hat der-
ſelbe an den Mobiliſirungsplänen mitgearbeilet
und in Kenntniß der Sachlage ſeinen Antheil an
der Entlohnung gehabt, ſein Verſchulden wird
daher nur als ein entfernteres angenommen.
Die Verhandlung leitet Hofrath Ritter von
Holzinger, die Anklage vertritt Staatsanwalt
Ritter von Kleeborn, in die Vertheidigung
theilen ſich Dr. Joſef Kopp und Dr. Raben-
lechner.
Locales und Provinzielles.
Olmütz, 14. Juni.
(Dreifaltigkeitsfeier.) Anläßlich der Drei-
faltigkeitsfeier begab ſich geſtern Morgens ½8 Uhr
von der Stadtpfarrkirche zu St. Mauritz aus eine
Proceſſion unter Führung des hochw. Propſtes
Dr. Johann Weinlich zur heil. Dreifaltigkeits-
ſäule auf den Oberring, woſelbſt derſelbe unter
Aſſiſtenz der hochw. Pfarrgeiſtlichkeit an dem vor
der Dreifaltigkeitsſäule errichteten Altare einen
feierlichen Gottesdienſt celebrirte. Zur Beglei-
tuug des Sanctiſſimum und zum Tragen des
Baldachins war eine Abtheilung der k. k. priv.
Scharfſchützen-Compagnie als Spalier und 12
Unterofficiere des Corps als Baldachin- und
Fackelträger ausgerückt. Um ½9 Uhr Vormittags
kehrte die Prozeſſion in die St. Maurizkirche
zurück, woſelbſt der hochw. Probſt Dr. Weinlich
den heil. Segen ertheilte.
(Militäriſches.) Seine Excellenz der Herr
Truppendiviſionär FML. Carl Freiherr von
Mertens iſt geſtern Vormittags in Begleitung
der Herren Stabsofficiere der Olmützer Garniſon
vom Uebungsritte wieder hier eingetroffeu. —
Die angeſuchte Ablegung der Oſſicierscharge wird
bewilligt dem Lieutenant Joſef Konetzni, des
Inftr.-Rgts. Nr 98.
(Perſonales.) Der Präſident des Brünner
Strafgerichtes, Hofrath Dwořak ſoll, wie man
uns mittheilt, demnächſt in den Ruheſtand treten;
derſelbe war hier in den ſiebziger und Anfangs
der achtziger Jahre als Landesgerichtsrath thätig.
— Herr Landesgerichtsrath Teſař hat geſtern
einen Urlaub angetreten. — Wie man uns
heute mittheilt iſt in dem Befinden des kaiſerl.
Rathes Herrn Carl Graeſer eine Beſſerung
eingetreten, eine Nachricht, die ſeine hieſigen zahl-
reichen Freunde erfreuen wird.
(Trauung.) In der Pfarrkirche zu Maria
Verkündigung in Laibach findet am 21. Juni
d. J. die Trauung des Herrn Hubert Jerzabek,
Fabriksbeſitzer in Mähr.-Neuſtadt, mit Fräulein
Louiſe Rauſchin ſtatt.
(Leichenbegängniß.) Samſtag Abends halb
6 Uhr fand vom Trauerhauſe, Sporergaſſe Nr. 17,
aus, das Leichenbegängniß des hier verſtorbenen,
allgemein geachteten Kaufmannes, Herrn Anton
Wrba, unter äußerſt zahlreicher Betheiligung
ſtatt. Nach der im Trauerhauſe erfolgten Ein-
ſegnung der Leiche ſetzte ſich der Trauerzugzum Fried-
hofe in Bewegung. Dem mit zahlreichen und präch-
tigen Kränzen geſchmückten Sarge folgten die
trauernden Hinterbliebenen, Herr Vicebürgermei-
ſter Sachs, Herr Handels-Gremialvorſtand Hübl,
mehrere Herren Gemeinderäthe und Stadtver-
ordnete, die Mitglieder des Handelsgremiums,
der Olmützer k. k. Scharfſchützengeſellſchaft und
des erſter Olmützer Radfahrer-Clubs. Auf dem
Friedhofe fand ſodann die abermalige Einſegnung
der Leiche ſtatt.
(Todesfall.) Herr Stadtrath Theodor Fiſcher
wurde von einem tiefſchmerzlichen Verluſte be-
troffen. Samſtag Nachts iſt nämlich in Iglau
deſſen Mutter, Frau Anna Fiſcher im Alter
von 65 Jahren nach nur kurzer Krankheit ver-
ſtorben. Herr Stadtrath Fiſcher hat ſich, wie
wir bereits meldeten, am letzten Samſtag nach
Iglau begeben.
(Vom deutſchen Vereine.) Die von der
letzten Mitgliederverſammlung beſchloſſenen neuen
Satzungen wurden bereits der hohen k. k. Statt-
halterei vorgelegt.
(Zur Gehaltserhöhung.) Die an den
Landesmittelſchulen angeſtellten Lehrperſonen wurden
bereits verſtändigt, daß mit dem 1. Jänner 1898
die Erhöhung ihres Gehaltes eintreten wird u. z.
in dem für das Lehrperſonal an Staatsſchulen
beſtimmten Ausmaße. Die Zuſtellung der neuen
Decrete wird rechtzeitig erfolgen.
(Frohnleichnamsfeier.) Am nächſten Don-
nerſtag, den 17. d. M. findet wie alljährlich
von der Metropolitankirche zu „St. Wenzel“
aus der Frohnleichnamsumzug ſtatt. Während
des um 7 Uhr Früh vom hochw. Fürſterzbiſchof
Dr. Theodor Kohn celebrirten Hochamtes, bildet
eine Abtheilung von einem Officier, 4 Unter-
officieren und 40 Infanteriſten des Inft.-Regts.
Nr. 93 im Kirchenſchiffe Spalier. Eine Compagnie
des Landwehr Inft.-Regts. Nr. 13 mit der
Muſikcapelle des 93. Inft.-Regts. begleitet die
Proceſſion nnd gibt bei jedem der 4 Altäre ſowie
bei dem letzten Segen bei der Domkirche die
Dechargen ab. Unter dem Commando des Herrn
Brigadiers Generalmajors Adolf Heimroth
rücken nachfolgende Truppen aus: 1 Bataillon
des Inftr.-Regts. Nr. 54, 2 Bataillone des
Inft.-Regts. Nr. 93 mit der Fahne, 2 Bataillone
des Inft.-Regts. Nr. 98 mit der Fahne und
Muſik, 1 Bataillon des Landwehr.-Inft.-Regts.
Nr. 13, eine Escadron des Drag.-Regts. Nr. 2,
eine Escadron des Landwehr-Uhlanen-Regiments
Nr. 4, je eine Batterie vom Detachemente des
Corps-Art.-Regts. Nr. 1 und dem Div.-Art.-
Regt. Nr. 2, letztere zu Fuß. Längs der beiden
Häuſerreihen des Niederringes nehmen
Aufſtellung: 1 Bataillon des Inft.-Regts. Nr. 54,
1½ Bataillon des Inft.-Regts. Nr. 93, 1 Bat.
des Landw.-Inft.-Regts. Nr. 13 und je eine
Batterie des Corps-Art.-Regts. Nr. 1 und des
Div.-Art. Regts. Nr. 2. — Am Oberringe
werden aufgeſtellt ſein: ½ Bataillon des Inft.-
Regts. Nr. 93, 2 Bataillone des Inft.-Regts.
Nr. 98 mit Fahne und Muſik. 1 Escadron des
Drag.-Regts Nr. 2 und 1 Escadron des Landw.-
Uhlanen-Regts. Nr. 4. — Im Falle ungünſtiger
Witterung unterbleibt jede Ausrückung und rückt
zum Gottesdienſte in der Domkirche nur das
nahm ſie den Naſenklemmer ab und ſah ſtaunend
und ſprachlos die zwei jungen Leute an.
„Grüaß Gott, Gatterle-Bäuerin,“ begann
Anna friſch und keck, „’s werd Enk neu ſein und
leicht a unerwartet, aber i und der Hans haben
a Liebſchaft anbandelt und daß d’ Leut’ ſegn,
wie fein miar zuſammentaug’n, der Hans und
i geh’n mir miteinand und zum Kirchtag’!“
Die alte Bäuerin ſtützte beide Fäuſte auf
den Tiſch und erhob ſich langſam; die Füße
waren ihr ſchwer wie Blei. Bedächtig ſchritt ſie
zur Thür, tupfte mit den Fingern in das Weih-
brunnkrüglein und beſprengte die beiden mit dem
heiligen Waſſer. „Daß die zwei Leut’ vom Teufel
b’ſeſſen ſein, iſt eine ausg’machte Sach’! Im
Namen Gottes und der heiligen Dreifaltigkeit,“
ſegnete ſie, „entfleuch, Satan!“
„Na, na, Mutterl,“ lachte Anna, „den
Teufel treibſt nimmer aus, der ſitzt ſchun zu
feſt,“ und luſtig zog ſie den Hans zur Thüre
hinaus.
Hanſens Eintritt in das öffentliche Leben
machte ſich nicht ſchlecht. Anfangs waren die Leute
allerdings etwas verwundert, aber es wagte doch
Niemand offenen Spott. Anna war vorſichtig
genug geweſen, den Hans erſt in eine Weinſtube
zu führen und denſelben ordentlich für den
Kirchtag vorzubereiten. Ein ſtarker Burſche war
er und halb angetrunken ließ er ſich keinen Spott
gefallen.
Gleich beim Eintritt in den Tanzſaal drückte
er den Sagſchneider-Jörgl, dem das Wort Stock-
fiſch entſchlüpfte, an die Wand und gab ihm zwei
ſchallende Ohrfeigen, eine links, eine rechts. Auf
dieſe Art pflegten ſich die Burſchen einzuführen
und gleich den Standpunkt feſtzuſetzen, den ſie
einzunehmen wünſchen.
Am anderen Tage ſchnarchte Hans um zehn
Uhr Früh noch im Belte, er, der ſonſt immer
mit den Hühnern auf war. Von da ab ſtellte
ſich Anna jeden Abend auf dem Gatterle-Hofe
ein, die Bäuerin mochte ſchelten und ſchreien, wie
ſie nur wollte. Auf allen Kirchentagen zogen die
zwei Liebesleute herum, Hans ſeinem aufgedrun-
genen Schatz willenlos folgend. Das Mädchen
hatte eine gar wunderbare Gewalt über den
jungen Burſchen. Er fühlte, daß er ſich nur an
ihrer Seite halten konnte in der Geſellſchaft, und
ihr Rath, ihre Anweiſung waren die Richtſchnur
der er folgte. Dies neue Leben behagte dem Hans
ungemein; er, der ſonſt die Sonn- und Feiertage
einſam verträumte und furchtſam jeder Begegnung
auswich, war nun einer der Geſuchteſten und
Gefürchtetſten.
Dreiviertel Jahre verſtrichen auf dieſe Weiſe.
Die Gatterle-Bäuerin wehrte, was ſie nur konnte
um ihren Sohn aus dieſem Verhältniß zu reißen.
Es gab keinen Wallfahrtsort im Lande, den ſie
nicht entweder ſelbſt aufſuchte, oder wohin ſie
nicht eine Wallfahrerin entſendete, um ihren Sohn
von der „Zimmermann’ſchen los zu beten.“ In
einem Seitenthale wohnte eine alte Pechklauberin,
der man nachſagte, ſie verſtünde allerlei Künſte.
Da wurde die Bäuerin förmlich Stammgaſt.
Bald fand der Hans unter ſeinem Kopfkiſſen
eine Alraunwurzel. Einmal ſprang er fluchend
auf und ſpuckte den erſten Schluck ſeines Früh-
ſtück-Kaffees, den er als Hofſohn ausnahmsweiſe
erhielt, aus. Wie Feuer brannte ſein Mund. Die
Pechlerin hatte der Bäuerin ein „Lieb-Abfreß-
pülverl“ mitgegeben und dieſe hatte dem Sohn
im Uebereifer einen Eßlöffel voll in den Kaffee
gemiſcht. Für gewöhnlichen Paprika doch eine zu
große Doſis. Kurz, an allen Orten und bei
allen Gelegenheiten fand Hans die Sympathie-
mittel der Pechler-Hexe. Aber keines wollte zum
Jammer der Mutter angreifen.
Mit der Zimmermanns-Anna hatte die
Bäuerin auch einmal eine heimliche Unterredung
gewagt. Den Hans wollte ſie loskaufen. Da kam
ſie ſchön an. „Etwan von der Hochzeit wöllt’s
reden mit miar, Bäu’rin“, meinte ſie. „Abkaufen
laſſ’ i mir den Hans nit, i hab’ ihn zu gern,
ſelb könnt’s mir glauben. So gern hab’ i den
Buben, daß i als ſein’ Bäu’rin und Weib für
alle Zeiten bei ihm bleiben werd’.“
Da ſprang die Bäuerin wüthend auf. „Du,
Du möchſt Gatterlehof-Bäu’rin werd’n, Du
nichtsnutziges Menſch. Sell erlebſt nit, ſo lang
i auf ’n Hof ſitz’, ſell erlebſt nit!“
„Nit ſchön iſt’s, Bäu’rin, daß Oes Enkere
Schwiegertochter ſo ſchimpft, ſell iſt nit ſchön. Wenn’s
aber a Jurament abg’legt habt, daß i nit als
Bäu’rin auf ’n Gatterlehof kumm’, ſo lang Oes
d’rauf ſeid, macht’s Enk knana G’wiſſensbiſſen
d’raus. Wenn i aufzieh’, zelm gehts Oes ja in’s
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