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Mährisches Tagblatt. Nr. 134, Olmütz, 14.06.1897.

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[Spaltenumbruch]

war er Diurnist beim Lemberger Magistrate, verlor
diese Stelle infolge eines Scandals mit seiner Gelieb-
ten und trat dann mit dem ehemaligen Hauptmann
Jos. Waniczek in Verbindung, der seinerzeit in der
Cadettenschule sein Lehrer war. Waniczek hatte
in Lemberg ein militärisches Informationsbureau,
seine Gattin einen Modesalon inne. Am 16. Fe-
bruar laufenden Jahres siel es Con-
ducteur Josef Czygonski während der Eisenbahn-
fahrt von Lemberg nach Stryj auf, daß ein Rei-
sender von der Plattform aus fortwährend die
militärische Bahn beobachtete und Notizen machte.
Ueber telegrafische Anzeige des Conducteurs, auf
den der Reisende sofort den Eindruck eines
Spions machte, wurde derselbe in Stryj verhaf-
tet und als Paul Bartmann agnoscirt. Die in
seiner Lemberger Wohnung vorgenommene Haus-
durchsuchung förderte eine Menge Beweise seines
hochverrätherischen Treibens zutage, insbesondere
ungemein gravirende Briefe an einen fremden
Militärattache, der in Wien domicilirt. Bartmann
behauptete zwar ursprünglich, es handle sich nur
um die Herausgabe eines Werkes über Eisenbahn-
wesen, mußte aber nach Vorhalt der Briefe zum
Geständnisse schreiten. Zugleich ergab sich aus
den vorgefundenen Aufzeichnungen, daß Waniczek
ihm behilflich und hiefür entschädigt worden war.
Auch dieser wurde verhaftet und da die Delegirung
der Wiener Schwurgerichtes erwirkt wurde, wur-
den beide bereits am 18. Februar dem Wiener
Landesgerichte eingeliefert. Aus einem Voracte
ergibt sich, daß Bartmann einmal seine Geliebte
in Jaroslau mit einem dem Waniczek entlehnten
Revolver bedrohte, wegen Erpressung und ver-
suchter Körperverletzung angeklagt, jedoch frei-
gesprochen wurde. Seit dem Jahre 1890 leistete
er dem "fremden Staate" Dienste und laut eines
bei ihm vorgefundenen Concepts war dieser
Staat "wie kein Zweiter selbst über die geheim-
sten
Pläne Oesterreichs" vorzüglich unterrichtet.
Unter Hinweis darauf, bietet er in diesem
Briefe dem fremden Reiche "gegen ein Honorar
von 25.000 fl. und 5000 Francs Abfertigung",
seine weiteren Dienste bis zum Jahre 1900 an.
Wiewohl des Thatsächlichen geständig, ist er
dennoch bezüglich seiner Aussagen verschlossen und
behauptet, alle seine Leistungen beruhen auf
seinen Studien, Erfahrungen und Combinationen;
allein das Gutachten des Reichskriegsministeriums
geht dahin, es sei dies geradezu unmöglich.

Was dem Waniczek anbelangt, so hat der-
selbe an den Mobilisirungsplänen mitgearbeilet
und in Kenntniß der Sachlage seinen Antheil an
der Entlohnung gehabt, sein Verschulden wird
daher nur als ein entfernteres angenommen.

Die Verhandlung leitet Hofrath Ritter von
Holzinger, die Anklage vertritt Staatsanwalt
Ritter von Kleeborn, in die Vertheidigung
theilen sich Dr. Josef Kopp und Dr. Raben-
lechner.


[Spaltenumbruch]
Locales und Provinzielles.


(Dreifaltigkeitsfeier.)

Anläßlich der Drei-
faltigkeitsfeier begab sich gestern Morgens 1/28 Uhr
von der Stadtpfarrkirche zu St. Mauritz aus eine
Procession unter Führung des hochw. Propstes
Dr. Johann Weinlich zur heil. Dreifaltigkeits-
säule auf den Oberring, woselbst derselbe unter
Assistenz der hochw. Pfarrgeistlichkeit an dem vor
der Dreifaltigkeitssäule errichteten Altare einen
feierlichen Gottesdienst celebrirte. Zur Beglei-
tuug des Sanctissimum und zum Tragen des
Baldachins war eine Abtheilung der k. k. priv.
Scharfschützen-Compagnie als Spalier und 12
Unterofficiere des Corps als Baldachin- und
Fackelträger ausgerückt. Um 1/29 Uhr Vormittags
kehrte die Prozession in die St. Maurizkirche
zurück, woselbst der hochw. Probst Dr. Weinlich
den heil. Segen ertheilte.

(Militärisches.)

Seine Excellenz der Herr
Truppendivisionär FML. Carl Freiherr von
Mertens ist gestern Vormittags in Begleitung
der Herren Stabsofficiere der Olmützer Garnison
vom Uebungsritte wieder hier eingetroffeu. --
Die angesuchte Ablegung der Ossicierscharge wird
bewilligt dem Lieutenant Josef Konetzni, des
Inftr.-Rgts. Nr 98.

(Personales.)

Der Präsident des Brünner
Strafgerichtes, Hofrath Dworak soll, wie man
uns mittheilt, demnächst in den Ruhestand treten;
derselbe war hier in den siebziger und Anfangs
der achtziger Jahre als Landesgerichtsrath thätig.
-- Herr Landesgerichtsrath Tesar hat gestern
einen Urlaub angetreten. -- Wie man uns
heute mittheilt ist in dem Befinden des kaiserl.
Rathes Herrn Carl Graeser eine Besserung
eingetreten, eine Nachricht, die seine hiesigen zahl-
reichen Freunde erfreuen wird.

(Trauung.)

In der Pfarrkirche zu Maria
Verkündigung in Laibach findet am 21. Juni
d. J. die Trauung des Herrn Hubert Jerza[b]ek,
Fabriksbesitzer in Mähr.-Neustadt, mit Fräulein
Louise Rauschin statt.

(Leichenbegängniß.)

Samstag Abends halb
6 Uhr fand vom Trauerhause, Sporergasse Nr. 17,
aus, das Leichenbegängniß des hier verstorbenen,
allgemein geachteten Kaufmannes, Herrn Anton
Wrba, unter äußerst zahlreicher Betheiligung
statt. Nach der im Trauerhause erfolgten Ein-
segnung der Leiche setzte sich der Trauerzugzum Fried-
hofe in Bewegung. Dem mit zahlreichen und präch-
tigen Kränzen geschmückten Sarge folgten die
trauernden Hinterbliebenen, Herr Vicebürgermei-
ster Sachs, Herr Handels-Gremialvorstand Hübl,
mehrere Herren Gemeinderäthe und Stadtver-
ordnete, die Mitglieder des Handelsgremiums,
der Olmützer k. k. Scharfschützengesellschaft und
des erster Olmützer Radfahrer-Clubs. Auf dem
[Spaltenumbruch] Friedhofe fand sodann die abermalige Einsegnung
der Leiche statt.

(Todesfall.)

Herr Stadtrath Theodor Fischer
wurde von einem tiefschmerzlichen Verluste be-
troffen. Samstag Nachts ist nämlich in Iglau
dessen Mutter, Frau Anna Fischer im Alter
von 65 Jahren nach nur kurzer Krankheit ver-
storben. Herr Stadtrath Fischer hat sich, wie
wir bereits meldeten, am letzten Samstag nach
Iglau begeben.

(Vom deutschen Vereine.)

Die von der
letzten Mitgliederversammlung beschlossenen neuen
Satzungen wurden bereits der hohen k. k. Statt-
halterei vorgelegt.

(Zur Gehaltserhöhung.)

Die an den
Landesmittelschulen angestellten Lehrpersonen wurden
bereits verständigt, daß mit dem 1. Jänner 1898
die Erhöhung ihres Gehaltes eintreten wird u. z.
in dem für das Lehrpersonal an Staatsschulen
bestimmten Ausmaße. Die Zustellung der neuen
Decrete wird rechtzeitig erfolgen.

(Frohnleichnamsfeier.)

Am nächsten Don-
nerstag, den 17. d. M. findet wie alljährlich
von der Metropolitankirche zu "St. Wenzel"
aus der Frohnleichnamsumzug statt. Während
des um 7 Uhr Früh vom hochw. Fürsterzbischof
Dr. Theodor Kohn celebrirten Hochamtes, bildet
eine Abtheilung von einem Officier, 4 Unter-
officieren und 40 Infanteristen des Inft.-Regts.
Nr. 93 im Kirchenschiffe Spalier. Eine Compagnie
des Landwehr Inft.-Regts. Nr. 13 mit der
Musikcapelle des 93. Inft.-Regts. begleitet die
Procession nnd gibt bei jedem der 4 Altäre sowie
bei dem letzten Segen bei der Domkirche die
Dechargen ab. Unter dem Commando des Herr[n]
Brigadiers Generalmajors Adolf Heimroth
rücken nachfolgende Truppen aus: 1 Bataillon
des Inftr.-Regts. Nr. 54, 2 Bataillone des
Inft.-Regts. Nr. 93 mit der Fahne, 2 Bataillone
des Inft.-Regts. Nr. 98 mit der Fahne und
Musik, 1 Bataillon des Landwehr.-Inft.-Regts.
Nr. 13, eine Escadron des Drag.-Regts. Nr. 2,
eine Escadron des Landwehr-Uhlanen-Regiments
Nr. 4, je eine Batterie vom Detachemente des
Corps-Art.-Regts. Nr. 1 und dem Div.-Art.-
Regt. Nr. 2, letztere zu Fuß. Längs der beiden
Häuserreihen des Niederringes nehmen
Aufstellung: 1 Bataillon des Inft.-Regts. Nr. 54,
11/2 Bataillon des Inft.-Regts. Nr. 93, 1 Bat.
des Landw.-Inft.-Regts. Nr. 13 und je eine
Batterie des Corps-Art.-Regts. Nr. 1 und des
Div.-Art. Regts. Nr. 2. -- Am Oberringe
werden aufgestellt sein: 1/2 Bataillon des Inft.-
Regts. Nr. 93, 2 Bataillone des Inft.-Regts.
Nr. 98 mit Fahne und Musik. 1 Escadron des
Drag.-Regts Nr. 2 und 1 Escadron des Landw.-
Uhlanen-Regts. Nr. 4. -- Im Falle ungünstiger
Witterung unterbleibt jede Ausrückung und rückt
zum Gottesdienste in der Domkirche nur das




[Spaltenumbruch]

nahm sie den Nasenklemmer ab und sah staunend
und sprachlos die zwei jungen Leute an.

"Grüaß Gott, Gatterle-Bäuerin," begann
Anna frisch und keck, "'s werd Enk neu sein und
leicht a unerwartet, aber i und der Hans haben
a Liebschaft anbandelt und daß d' Leut' segn,
wie fein miar zusammentaug'n, der Hans und
i geh'n mir miteinand und zum Kirchtag'!"

Die alte Bäuerin stützte beide Fäuste auf
den Tisch und erhob sich langsam; die Füße
waren ihr schwer wie Blei. Bedächtig schritt sie
zur Thür, tupfte mit den Fingern in das Weih-
brunnkrüglein und besprengte die beiden mit dem
heiligen Wasser. "Daß die zwei Leut' vom Teufel
b'sessen sein, ist eine ausg'machte Sach'! Im
Namen Gottes und der heiligen Dreifaltigkeit,"
segnete sie, "entfleuch, Satan!"

"Na, na, Mutterl," lachte Anna, "den
Teufel treibst nimmer aus, der sitzt schun zu
fest," und lustig zog sie den Hans zur Thüre
hinaus.

Hansens Eintritt in das öffentliche Leben
machte sich nicht schlecht. Anfangs waren die Leute
allerdings etwas verwundert, aber es wagte doch
Niemand offenen Spott. Anna war vorsichtig
genug gewesen, den Hans erst in eine Weinstube
zu führen und denselben ordentlich für den
Kirchtag vorzubereiten. Ein starker Bursche war
er und halb angetrunken ließ er sich keinen Spott
gefallen.

Gleich beim Eintritt in den Tanzsaal drückte
er den Sagschneider-Jörgl, dem das Wort Stock-
[Spaltenumbruch] fisch entschlüpfte, an die Wand und gab ihm zwei
schallende Ohrfeigen, eine links, eine rechts. Auf
diese Art pflegten sich die Burschen einzuführen
und gleich den Standpunkt festzusetzen, den sie
einzunehmen wünschen.

Am anderen Tage schnarchte Hans um zehn
Uhr Früh noch im Belte, er, der sonst immer
mit den Hühnern auf war. Von da ab stellte
sich Anna jeden Abend auf dem Gatterle-Hofe
ein, die Bäuerin mochte schelten und schreien, wie
sie nur wollte. Auf allen Kirchentagen zogen die
zwei Liebesleute herum, Hans seinem aufgedrun-
genen Schatz willenlos folgend. Das Mädchen
hatte eine gar wunderbare Gewalt über den
jungen Burschen. Er fühlte, daß er sich nur an
ihrer Seite halten konnte in der Gesellschaft, und
ihr Rath, ihre Anweisung waren die Richtschnur
der er folgte. Dies neue Leben behagte dem Hans
ungemein; er, der sonst die Sonn- und Feiertage
einsam verträumte und furchtsam jeder Begegnung
auswich, war nun einer der Gesuchtesten und
Gefürchtetsten.

Dreiviertel Jahre verstrichen auf diese Weise.
Die Gatterle-Bäuerin wehrte, was sie nur konnte
um ihren Sohn aus diesem Verhältniß zu reißen.
Es gab keinen Wallfahrtsort im Lande, den sie
nicht entweder selbst aufsuchte, oder wohin sie
nicht eine Wallfahrerin entsendete, um ihren Sohn
von der "Zimmermann'schen los zu beten." In
einem Seitenthale wohnte eine alte Pechklauberin,
der man nachsagte, sie verstünde allerlei Künste.
Da wurde die Bäuerin förmlich Stammgast.
[Spaltenumbruch] Bald fand der Hans unter seinem Kopfkissen
eine Alraunwurzel. Einmal sprang er fluchend
auf und spuckte den ersten Schluck seines Früh-
stück-Kaffees, den er als Hofsohn ausnahmsweise
erhielt, aus. Wie Feuer brannte sein Mund. Die
Pechlerin hatte der Bäuerin ein "Lieb-Abfreß-
pülverl" mitgegeben und diese hatte dem Sohn
im Uebereifer einen Eßlöffel voll in den Kaffee
gemischt. Für gewöhnlichen Paprika doch eine zu
große Dosis. Kurz, an allen Orten und bei
allen Gelegenheiten fand Hans die Sympathie-
mittel der Pechler-Hexe. Aber keines wollte zum
Jammer der Mutter angreifen.

Mit der Zimmermanns-Anna hatte die
Bäuerin auch einmal eine heimliche Unterredung
gewagt. Den Hans wollte sie loskaufen. Da kam
sie schön an. "Etwan von der Hochzeit wöllt's
reden mit miar, Bäu'rin", meinte sie. "Abkaufen
lass' i mir den Hans nit, i hab' ihn zu gern,
selb könnt's mir glauben. So gern hab' i den
Buben, daß i als sein' Bäu'rin und Weib für
alle Zeiten bei ihm bleiben werd'."

Da sprang die Bäuerin wüthend auf. "Du,
Du möchst Gatterlehof-Bäu'rin werd'n, Du
nichtsnutziges Mensch. Sell erlebst nit, so lang
i auf 'n Hof sitz', sell erlebst nit!"

"Nit schön ist's, Bäu'rin, daß Oes Enkere
Schwiegertochter so schimpft, sell ist nit schön. Wenn's
aber a Jurament abg'legt habt, daß i nit als
Bäu'rin auf 'n Gatterlehof kumm', so lang Oes
d'rauf seid, macht's Enk knana G'wissensbissen
d'raus. Wenn i aufzieh', zelm gehts Oes ja in's


[Spaltenumbruch]

war er Diurniſt beim Lemberger Magiſtrate, verlor
dieſe Stelle infolge eines Scandals mit ſeiner Gelieb-
ten und trat dann mit dem ehemaligen Hauptmann
Joſ. Waniczek in Verbindung, der ſeinerzeit in der
Cadettenſchule ſein Lehrer war. Waniczek hatte
in Lemberg ein militäriſches Informationsbureau,
ſeine Gattin einen Modeſalon inne. Am 16. Fe-
bruar laufenden Jahres ſiel es Con-
ducteur Joſef Czygonski während der Eiſenbahn-
fahrt von Lemberg nach Stryj auf, daß ein Rei-
ſender von der Plattform aus fortwährend die
militäriſche Bahn beobachtete und Notizen machte.
Ueber telegrafiſche Anzeige des Conducteurs, auf
den der Reiſende ſofort den Eindruck eines
Spions machte, wurde derſelbe in Stryj verhaf-
tet und als Paul Bartmann agnoscirt. Die in
ſeiner Lemberger Wohnung vorgenommene Haus-
durchſuchung förderte eine Menge Beweiſe ſeines
hochverrätheriſchen Treibens zutage, insbeſondere
ungemein gravirende Briefe an einen fremden
Militärattaché, der in Wien domicilirt. Bartmann
behauptete zwar urſprünglich, es handle ſich nur
um die Herausgabe eines Werkes über Eiſenbahn-
weſen, mußte aber nach Vorhalt der Briefe zum
Geſtändniſſe ſchreiten. Zugleich ergab ſich aus
den vorgefundenen Aufzeichnungen, daß Waniczek
ihm behilflich und hiefür entſchädigt worden war.
Auch dieſer wurde verhaftet und da die Delegirung
der Wiener Schwurgerichtes erwirkt wurde, wur-
den beide bereits am 18. Februar dem Wiener
Landesgerichte eingeliefert. Aus einem Voracte
ergibt ſich, daß Bartmann einmal ſeine Geliebte
in Jaroslau mit einem dem Waniczek entlehnten
Revolver bedrohte, wegen Erpreſſung und ver-
ſuchter Körperverletzung angeklagt, jedoch frei-
geſprochen wurde. Seit dem Jahre 1890 leiſtete
er dem „fremden Staate“ Dienſte und laut eines
bei ihm vorgefundenen Concepts war dieſer
Staat „wie kein Zweiter ſelbſt über die geheim-
ſten
Pläne Oeſterreichs“ vorzüglich unterrichtet.
Unter Hinweis darauf, bietet er in dieſem
Briefe dem fremden Reiche „gegen ein Honorar
von 25.000 fl. und 5000 Francs Abfertigung“,
ſeine weiteren Dienſte bis zum Jahre 1900 an.
Wiewohl des Thatſächlichen geſtändig, iſt er
dennoch bezüglich ſeiner Ausſagen verſchloſſen und
behauptet, alle ſeine Leiſtungen beruhen auf
ſeinen Studien, Erfahrungen und Combinationen;
allein das Gutachten des Reichskriegsminiſteriums
geht dahin, es ſei dies geradezu unmöglich.

Was dem Waniczek anbelangt, ſo hat der-
ſelbe an den Mobiliſirungsplänen mitgearbeilet
und in Kenntniß der Sachlage ſeinen Antheil an
der Entlohnung gehabt, ſein Verſchulden wird
daher nur als ein entfernteres angenommen.

Die Verhandlung leitet Hofrath Ritter von
Holzinger, die Anklage vertritt Staatsanwalt
Ritter von Kleeborn, in die Vertheidigung
theilen ſich Dr. Joſef Kopp und Dr. Raben-
lechner.


[Spaltenumbruch]
Locales und Provinzielles.


(Dreifaltigkeitsfeier.)

Anläßlich der Drei-
faltigkeitsfeier begab ſich geſtern Morgens ½8 Uhr
von der Stadtpfarrkirche zu St. Mauritz aus eine
Proceſſion unter Führung des hochw. Propſtes
Dr. Johann Weinlich zur heil. Dreifaltigkeits-
ſäule auf den Oberring, woſelbſt derſelbe unter
Aſſiſtenz der hochw. Pfarrgeiſtlichkeit an dem vor
der Dreifaltigkeitsſäule errichteten Altare einen
feierlichen Gottesdienſt celebrirte. Zur Beglei-
tuug des Sanctiſſimum und zum Tragen des
Baldachins war eine Abtheilung der k. k. priv.
Scharfſchützen-Compagnie als Spalier und 12
Unterofficiere des Corps als Baldachin- und
Fackelträger ausgerückt. Um ½9 Uhr Vormittags
kehrte die Prozeſſion in die St. Maurizkirche
zurück, woſelbſt der hochw. Probſt Dr. Weinlich
den heil. Segen ertheilte.

(Militäriſches.)

Seine Excellenz der Herr
Truppendiviſionär FML. Carl Freiherr von
Mertens iſt geſtern Vormittags in Begleitung
der Herren Stabsofficiere der Olmützer Garniſon
vom Uebungsritte wieder hier eingetroffeu. —
Die angeſuchte Ablegung der Oſſicierscharge wird
bewilligt dem Lieutenant Joſef Konetzni, des
Inftr.-Rgts. Nr 98.

(Perſonales.)

Der Präſident des Brünner
Strafgerichtes, Hofrath Dwořak ſoll, wie man
uns mittheilt, demnächſt in den Ruheſtand treten;
derſelbe war hier in den ſiebziger und Anfangs
der achtziger Jahre als Landesgerichtsrath thätig.
— Herr Landesgerichtsrath Teſař hat geſtern
einen Urlaub angetreten. — Wie man uns
heute mittheilt iſt in dem Befinden des kaiſerl.
Rathes Herrn Carl Graeſer eine Beſſerung
eingetreten, eine Nachricht, die ſeine hieſigen zahl-
reichen Freunde erfreuen wird.

(Trauung.)

In der Pfarrkirche zu Maria
Verkündigung in Laibach findet am 21. Juni
d. J. die Trauung des Herrn Hubert Jerza[b]ek,
Fabriksbeſitzer in Mähr.-Neuſtadt, mit Fräulein
Louiſe Rauſchin ſtatt.

(Leichenbegängniß.)

Samſtag Abends halb
6 Uhr fand vom Trauerhauſe, Sporergaſſe Nr. 17,
aus, das Leichenbegängniß des hier verſtorbenen,
allgemein geachteten Kaufmannes, Herrn Anton
Wrba, unter äußerſt zahlreicher Betheiligung
ſtatt. Nach der im Trauerhauſe erfolgten Ein-
ſegnung der Leiche ſetzte ſich der Trauerzugzum Fried-
hofe in Bewegung. Dem mit zahlreichen und präch-
tigen Kränzen geſchmückten Sarge folgten die
trauernden Hinterbliebenen, Herr Vicebürgermei-
ſter Sachs, Herr Handels-Gremialvorſtand Hübl,
mehrere Herren Gemeinderäthe und Stadtver-
ordnete, die Mitglieder des Handelsgremiums,
der Olmützer k. k. Scharfſchützengeſellſchaft und
des erſter Olmützer Radfahrer-Clubs. Auf dem
[Spaltenumbruch] Friedhofe fand ſodann die abermalige Einſegnung
der Leiche ſtatt.

(Todesfall.)

Herr Stadtrath Theodor Fiſcher
wurde von einem tiefſchmerzlichen Verluſte be-
troffen. Samſtag Nachts iſt nämlich in Iglau
deſſen Mutter, Frau Anna Fiſcher im Alter
von 65 Jahren nach nur kurzer Krankheit ver-
ſtorben. Herr Stadtrath Fiſcher hat ſich, wie
wir bereits meldeten, am letzten Samſtag nach
Iglau begeben.

(Vom deutſchen Vereine.)

Die von der
letzten Mitgliederverſammlung beſchloſſenen neuen
Satzungen wurden bereits der hohen k. k. Statt-
halterei vorgelegt.

(Zur Gehaltserhöhung.)

Die an den
Landesmittelſchulen angeſtellten Lehrperſonen wurden
bereits verſtändigt, daß mit dem 1. Jänner 1898
die Erhöhung ihres Gehaltes eintreten wird u. z.
in dem für das Lehrperſonal an Staatsſchulen
beſtimmten Ausmaße. Die Zuſtellung der neuen
Decrete wird rechtzeitig erfolgen.

(Frohnleichnamsfeier.)

Am nächſten Don-
nerſtag, den 17. d. M. findet wie alljährlich
von der Metropolitankirche zu „St. Wenzel“
aus der Frohnleichnamsumzug ſtatt. Während
des um 7 Uhr Früh vom hochw. Fürſterzbiſchof
Dr. Theodor Kohn celebrirten Hochamtes, bildet
eine Abtheilung von einem Officier, 4 Unter-
officieren und 40 Infanteriſten des Inft.-Regts.
Nr. 93 im Kirchenſchiffe Spalier. Eine Compagnie
des Landwehr Inft.-Regts. Nr. 13 mit der
Muſikcapelle des 93. Inft.-Regts. begleitet die
Proceſſion nnd gibt bei jedem der 4 Altäre ſowie
bei dem letzten Segen bei der Domkirche die
Dechargen ab. Unter dem Commando des Herr[n]
Brigadiers Generalmajors Adolf Heimroth
rücken nachfolgende Truppen aus: 1 Bataillon
des Inftr.-Regts. Nr. 54, 2 Bataillone des
Inft.-Regts. Nr. 93 mit der Fahne, 2 Bataillone
des Inft.-Regts. Nr. 98 mit der Fahne und
Muſik, 1 Bataillon des Landwehr.-Inft.-Regts.
Nr. 13, eine Escadron des Drag.-Regts. Nr. 2,
eine Escadron des Landwehr-Uhlanen-Regiments
Nr. 4, je eine Batterie vom Detachemente des
Corps-Art.-Regts. Nr. 1 und dem Div.-Art.-
Regt. Nr. 2, letztere zu Fuß. Längs der beiden
Häuſerreihen des Niederringes nehmen
Aufſtellung: 1 Bataillon des Inft.-Regts. Nr. 54,
1½ Bataillon des Inft.-Regts. Nr. 93, 1 Bat.
des Landw.-Inft.-Regts. Nr. 13 und je eine
Batterie des Corps-Art.-Regts. Nr. 1 und des
Div.-Art. Regts. Nr. 2. — Am Oberringe
werden aufgeſtellt ſein: ½ Bataillon des Inft.-
Regts. Nr. 93, 2 Bataillone des Inft.-Regts.
Nr. 98 mit Fahne und Muſik. 1 Escadron des
Drag.-Regts Nr. 2 und 1 Escadron des Landw.-
Uhlanen-Regts. Nr. 4. — Im Falle ungünſtiger
Witterung unterbleibt jede Ausrückung und rückt
zum Gottesdienſte in der Domkirche nur das




[Spaltenumbruch]

nahm ſie den Naſenklemmer ab und ſah ſtaunend
und ſprachlos die zwei jungen Leute an.

„Grüaß Gott, Gatterle-Bäuerin,“ begann
Anna friſch und keck, „’s werd Enk neu ſein und
leicht a unerwartet, aber i und der Hans haben
a Liebſchaft anbandelt und daß d’ Leut’ ſegn,
wie fein miar zuſammentaug’n, der Hans und
i geh’n mir miteinand und zum Kirchtag’!“

Die alte Bäuerin ſtützte beide Fäuſte auf
den Tiſch und erhob ſich langſam; die Füße
waren ihr ſchwer wie Blei. Bedächtig ſchritt ſie
zur Thür, tupfte mit den Fingern in das Weih-
brunnkrüglein und beſprengte die beiden mit dem
heiligen Waſſer. „Daß die zwei Leut’ vom Teufel
b’ſeſſen ſein, iſt eine ausg’machte Sach’! Im
Namen Gottes und der heiligen Dreifaltigkeit,“
ſegnete ſie, „entfleuch, Satan!“

„Na, na, Mutterl,“ lachte Anna, „den
Teufel treibſt nimmer aus, der ſitzt ſchun zu
feſt,“ und luſtig zog ſie den Hans zur Thüre
hinaus.

Hanſens Eintritt in das öffentliche Leben
machte ſich nicht ſchlecht. Anfangs waren die Leute
allerdings etwas verwundert, aber es wagte doch
Niemand offenen Spott. Anna war vorſichtig
genug geweſen, den Hans erſt in eine Weinſtube
zu führen und denſelben ordentlich für den
Kirchtag vorzubereiten. Ein ſtarker Burſche war
er und halb angetrunken ließ er ſich keinen Spott
gefallen.

Gleich beim Eintritt in den Tanzſaal drückte
er den Sagſchneider-Jörgl, dem das Wort Stock-
[Spaltenumbruch] fiſch entſchlüpfte, an die Wand und gab ihm zwei
ſchallende Ohrfeigen, eine links, eine rechts. Auf
dieſe Art pflegten ſich die Burſchen einzuführen
und gleich den Standpunkt feſtzuſetzen, den ſie
einzunehmen wünſchen.

Am anderen Tage ſchnarchte Hans um zehn
Uhr Früh noch im Belte, er, der ſonſt immer
mit den Hühnern auf war. Von da ab ſtellte
ſich Anna jeden Abend auf dem Gatterle-Hofe
ein, die Bäuerin mochte ſchelten und ſchreien, wie
ſie nur wollte. Auf allen Kirchentagen zogen die
zwei Liebesleute herum, Hans ſeinem aufgedrun-
genen Schatz willenlos folgend. Das Mädchen
hatte eine gar wunderbare Gewalt über den
jungen Burſchen. Er fühlte, daß er ſich nur an
ihrer Seite halten konnte in der Geſellſchaft, und
ihr Rath, ihre Anweiſung waren die Richtſchnur
der er folgte. Dies neue Leben behagte dem Hans
ungemein; er, der ſonſt die Sonn- und Feiertage
einſam verträumte und furchtſam jeder Begegnung
auswich, war nun einer der Geſuchteſten und
Gefürchtetſten.

Dreiviertel Jahre verſtrichen auf dieſe Weiſe.
Die Gatterle-Bäuerin wehrte, was ſie nur konnte
um ihren Sohn aus dieſem Verhältniß zu reißen.
Es gab keinen Wallfahrtsort im Lande, den ſie
nicht entweder ſelbſt aufſuchte, oder wohin ſie
nicht eine Wallfahrerin entſendete, um ihren Sohn
von der „Zimmermann’ſchen los zu beten.“ In
einem Seitenthale wohnte eine alte Pechklauberin,
der man nachſagte, ſie verſtünde allerlei Künſte.
Da wurde die Bäuerin förmlich Stammgaſt.
[Spaltenumbruch] Bald fand der Hans unter ſeinem Kopfkiſſen
eine Alraunwurzel. Einmal ſprang er fluchend
auf und ſpuckte den erſten Schluck ſeines Früh-
ſtück-Kaffees, den er als Hofſohn ausnahmsweiſe
erhielt, aus. Wie Feuer brannte ſein Mund. Die
Pechlerin hatte der Bäuerin ein „Lieb-Abfreß-
pülverl“ mitgegeben und dieſe hatte dem Sohn
im Uebereifer einen Eßlöffel voll in den Kaffee
gemiſcht. Für gewöhnlichen Paprika doch eine zu
große Doſis. Kurz, an allen Orten und bei
allen Gelegenheiten fand Hans die Sympathie-
mittel der Pechler-Hexe. Aber keines wollte zum
Jammer der Mutter angreifen.

Mit der Zimmermanns-Anna hatte die
Bäuerin auch einmal eine heimliche Unterredung
gewagt. Den Hans wollte ſie loskaufen. Da kam
ſie ſchön an. „Etwan von der Hochzeit wöllt’s
reden mit miar, Bäu’rin“, meinte ſie. „Abkaufen
laſſ’ i mir den Hans nit, i hab’ ihn zu gern,
ſelb könnt’s mir glauben. So gern hab’ i den
Buben, daß i als ſein’ Bäu’rin und Weib für
alle Zeiten bei ihm bleiben werd’.“

Da ſprang die Bäuerin wüthend auf. „Du,
Du möchſt Gatterlehof-Bäu’rin werd’n, Du
nichtsnutziges Menſch. Sell erlebſt nit, ſo lang
i auf ’n Hof ſitz’, ſell erlebſt nit!“

„Nit ſchön iſt’s, Bäu’rin, daß Oes Enkere
Schwiegertochter ſo ſchimpft, ſell iſt nit ſchön. Wenn’s
aber a Jurament abg’legt habt, daß i nit als
Bäu’rin auf ’n Gatterlehof kumm’, ſo lang Oes
d’rauf ſeid, macht’s Enk knana G’wiſſensbiſſen
d’raus. Wenn i aufzieh’, zelm gehts Oes ja in’s


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[[3]/0003] war er Diurniſt beim Lemberger Magiſtrate, verlor dieſe Stelle infolge eines Scandals mit ſeiner Gelieb- ten und trat dann mit dem ehemaligen Hauptmann Joſ. Waniczek in Verbindung, der ſeinerzeit in der Cadettenſchule ſein Lehrer war. Waniczek hatte in Lemberg ein militäriſches Informationsbureau, ſeine Gattin einen Modeſalon inne. Am 16. Fe- bruar laufenden Jahres ſiel es Con- ducteur Joſef Czygonski während der Eiſenbahn- fahrt von Lemberg nach Stryj auf, daß ein Rei- ſender von der Plattform aus fortwährend die militäriſche Bahn beobachtete und Notizen machte. Ueber telegrafiſche Anzeige des Conducteurs, auf den der Reiſende ſofort den Eindruck eines Spions machte, wurde derſelbe in Stryj verhaf- tet und als Paul Bartmann agnoscirt. Die in ſeiner Lemberger Wohnung vorgenommene Haus- durchſuchung förderte eine Menge Beweiſe ſeines hochverrätheriſchen Treibens zutage, insbeſondere ungemein gravirende Briefe an einen fremden Militärattaché, der in Wien domicilirt. Bartmann behauptete zwar urſprünglich, es handle ſich nur um die Herausgabe eines Werkes über Eiſenbahn- weſen, mußte aber nach Vorhalt der Briefe zum Geſtändniſſe ſchreiten. Zugleich ergab ſich aus den vorgefundenen Aufzeichnungen, daß Waniczek ihm behilflich und hiefür entſchädigt worden war. Auch dieſer wurde verhaftet und da die Delegirung der Wiener Schwurgerichtes erwirkt wurde, wur- den beide bereits am 18. Februar dem Wiener Landesgerichte eingeliefert. Aus einem Voracte ergibt ſich, daß Bartmann einmal ſeine Geliebte in Jaroslau mit einem dem Waniczek entlehnten Revolver bedrohte, wegen Erpreſſung und ver- ſuchter Körperverletzung angeklagt, jedoch frei- geſprochen wurde. Seit dem Jahre 1890 leiſtete er dem „fremden Staate“ Dienſte und laut eines bei ihm vorgefundenen Concepts war dieſer Staat „wie kein Zweiter ſelbſt über die geheim- ſten Pläne Oeſterreichs“ vorzüglich unterrichtet. Unter Hinweis darauf, bietet er in dieſem Briefe dem fremden Reiche „gegen ein Honorar von 25.000 fl. und 5000 Francs Abfertigung“, ſeine weiteren Dienſte bis zum Jahre 1900 an. Wiewohl des Thatſächlichen geſtändig, iſt er dennoch bezüglich ſeiner Ausſagen verſchloſſen und behauptet, alle ſeine Leiſtungen beruhen auf ſeinen Studien, Erfahrungen und Combinationen; allein das Gutachten des Reichskriegsminiſteriums geht dahin, es ſei dies geradezu unmöglich. Was dem Waniczek anbelangt, ſo hat der- ſelbe an den Mobiliſirungsplänen mitgearbeilet und in Kenntniß der Sachlage ſeinen Antheil an der Entlohnung gehabt, ſein Verſchulden wird daher nur als ein entfernteres angenommen. Die Verhandlung leitet Hofrath Ritter von Holzinger, die Anklage vertritt Staatsanwalt Ritter von Kleeborn, in die Vertheidigung theilen ſich Dr. Joſef Kopp und Dr. Raben- lechner. Locales und Provinzielles. Olmütz, 14. Juni. (Dreifaltigkeitsfeier.) Anläßlich der Drei- faltigkeitsfeier begab ſich geſtern Morgens ½8 Uhr von der Stadtpfarrkirche zu St. Mauritz aus eine Proceſſion unter Führung des hochw. Propſtes Dr. Johann Weinlich zur heil. Dreifaltigkeits- ſäule auf den Oberring, woſelbſt derſelbe unter Aſſiſtenz der hochw. Pfarrgeiſtlichkeit an dem vor der Dreifaltigkeitsſäule errichteten Altare einen feierlichen Gottesdienſt celebrirte. Zur Beglei- tuug des Sanctiſſimum und zum Tragen des Baldachins war eine Abtheilung der k. k. priv. Scharfſchützen-Compagnie als Spalier und 12 Unterofficiere des Corps als Baldachin- und Fackelträger ausgerückt. Um ½9 Uhr Vormittags kehrte die Prozeſſion in die St. Maurizkirche zurück, woſelbſt der hochw. Probſt Dr. Weinlich den heil. Segen ertheilte. (Militäriſches.) Seine Excellenz der Herr Truppendiviſionär FML. Carl Freiherr von Mertens iſt geſtern Vormittags in Begleitung der Herren Stabsofficiere der Olmützer Garniſon vom Uebungsritte wieder hier eingetroffeu. — Die angeſuchte Ablegung der Oſſicierscharge wird bewilligt dem Lieutenant Joſef Konetzni, des Inftr.-Rgts. Nr 98. (Perſonales.) Der Präſident des Brünner Strafgerichtes, Hofrath Dwořak ſoll, wie man uns mittheilt, demnächſt in den Ruheſtand treten; derſelbe war hier in den ſiebziger und Anfangs der achtziger Jahre als Landesgerichtsrath thätig. — Herr Landesgerichtsrath Teſař hat geſtern einen Urlaub angetreten. — Wie man uns heute mittheilt iſt in dem Befinden des kaiſerl. Rathes Herrn Carl Graeſer eine Beſſerung eingetreten, eine Nachricht, die ſeine hieſigen zahl- reichen Freunde erfreuen wird. (Trauung.) In der Pfarrkirche zu Maria Verkündigung in Laibach findet am 21. Juni d. J. die Trauung des Herrn Hubert Jerzabek, Fabriksbeſitzer in Mähr.-Neuſtadt, mit Fräulein Louiſe Rauſchin ſtatt. (Leichenbegängniß.) Samſtag Abends halb 6 Uhr fand vom Trauerhauſe, Sporergaſſe Nr. 17, aus, das Leichenbegängniß des hier verſtorbenen, allgemein geachteten Kaufmannes, Herrn Anton Wrba, unter äußerſt zahlreicher Betheiligung ſtatt. Nach der im Trauerhauſe erfolgten Ein- ſegnung der Leiche ſetzte ſich der Trauerzugzum Fried- hofe in Bewegung. Dem mit zahlreichen und präch- tigen Kränzen geſchmückten Sarge folgten die trauernden Hinterbliebenen, Herr Vicebürgermei- ſter Sachs, Herr Handels-Gremialvorſtand Hübl, mehrere Herren Gemeinderäthe und Stadtver- ordnete, die Mitglieder des Handelsgremiums, der Olmützer k. k. Scharfſchützengeſellſchaft und des erſter Olmützer Radfahrer-Clubs. Auf dem Friedhofe fand ſodann die abermalige Einſegnung der Leiche ſtatt. (Todesfall.) Herr Stadtrath Theodor Fiſcher wurde von einem tiefſchmerzlichen Verluſte be- troffen. Samſtag Nachts iſt nämlich in Iglau deſſen Mutter, Frau Anna Fiſcher im Alter von 65 Jahren nach nur kurzer Krankheit ver- ſtorben. Herr Stadtrath Fiſcher hat ſich, wie wir bereits meldeten, am letzten Samſtag nach Iglau begeben. (Vom deutſchen Vereine.) Die von der letzten Mitgliederverſammlung beſchloſſenen neuen Satzungen wurden bereits der hohen k. k. Statt- halterei vorgelegt. (Zur Gehaltserhöhung.) Die an den Landesmittelſchulen angeſtellten Lehrperſonen wurden bereits verſtändigt, daß mit dem 1. Jänner 1898 die Erhöhung ihres Gehaltes eintreten wird u. z. in dem für das Lehrperſonal an Staatsſchulen beſtimmten Ausmaße. Die Zuſtellung der neuen Decrete wird rechtzeitig erfolgen. (Frohnleichnamsfeier.) Am nächſten Don- nerſtag, den 17. d. M. findet wie alljährlich von der Metropolitankirche zu „St. Wenzel“ aus der Frohnleichnamsumzug ſtatt. Während des um 7 Uhr Früh vom hochw. Fürſterzbiſchof Dr. Theodor Kohn celebrirten Hochamtes, bildet eine Abtheilung von einem Officier, 4 Unter- officieren und 40 Infanteriſten des Inft.-Regts. Nr. 93 im Kirchenſchiffe Spalier. Eine Compagnie des Landwehr Inft.-Regts. Nr. 13 mit der Muſikcapelle des 93. Inft.-Regts. begleitet die Proceſſion nnd gibt bei jedem der 4 Altäre ſowie bei dem letzten Segen bei der Domkirche die Dechargen ab. Unter dem Commando des Herrn Brigadiers Generalmajors Adolf Heimroth rücken nachfolgende Truppen aus: 1 Bataillon des Inftr.-Regts. Nr. 54, 2 Bataillone des Inft.-Regts. Nr. 93 mit der Fahne, 2 Bataillone des Inft.-Regts. Nr. 98 mit der Fahne und Muſik, 1 Bataillon des Landwehr.-Inft.-Regts. Nr. 13, eine Escadron des Drag.-Regts. Nr. 2, eine Escadron des Landwehr-Uhlanen-Regiments Nr. 4, je eine Batterie vom Detachemente des Corps-Art.-Regts. Nr. 1 und dem Div.-Art.- Regt. Nr. 2, letztere zu Fuß. Längs der beiden Häuſerreihen des Niederringes nehmen Aufſtellung: 1 Bataillon des Inft.-Regts. Nr. 54, 1½ Bataillon des Inft.-Regts. Nr. 93, 1 Bat. des Landw.-Inft.-Regts. Nr. 13 und je eine Batterie des Corps-Art.-Regts. Nr. 1 und des Div.-Art. Regts. Nr. 2. — Am Oberringe werden aufgeſtellt ſein: ½ Bataillon des Inft.- Regts. Nr. 93, 2 Bataillone des Inft.-Regts. Nr. 98 mit Fahne und Muſik. 1 Escadron des Drag.-Regts Nr. 2 und 1 Escadron des Landw.- Uhlanen-Regts. Nr. 4. — Im Falle ungünſtiger Witterung unterbleibt jede Ausrückung und rückt zum Gottesdienſte in der Domkirche nur das nahm ſie den Naſenklemmer ab und ſah ſtaunend und ſprachlos die zwei jungen Leute an. „Grüaß Gott, Gatterle-Bäuerin,“ begann Anna friſch und keck, „’s werd Enk neu ſein und leicht a unerwartet, aber i und der Hans haben a Liebſchaft anbandelt und daß d’ Leut’ ſegn, wie fein miar zuſammentaug’n, der Hans und i geh’n mir miteinand und zum Kirchtag’!“ Die alte Bäuerin ſtützte beide Fäuſte auf den Tiſch und erhob ſich langſam; die Füße waren ihr ſchwer wie Blei. Bedächtig ſchritt ſie zur Thür, tupfte mit den Fingern in das Weih- brunnkrüglein und beſprengte die beiden mit dem heiligen Waſſer. „Daß die zwei Leut’ vom Teufel b’ſeſſen ſein, iſt eine ausg’machte Sach’! Im Namen Gottes und der heiligen Dreifaltigkeit,“ ſegnete ſie, „entfleuch, Satan!“ „Na, na, Mutterl,“ lachte Anna, „den Teufel treibſt nimmer aus, der ſitzt ſchun zu feſt,“ und luſtig zog ſie den Hans zur Thüre hinaus. Hanſens Eintritt in das öffentliche Leben machte ſich nicht ſchlecht. Anfangs waren die Leute allerdings etwas verwundert, aber es wagte doch Niemand offenen Spott. Anna war vorſichtig genug geweſen, den Hans erſt in eine Weinſtube zu führen und denſelben ordentlich für den Kirchtag vorzubereiten. Ein ſtarker Burſche war er und halb angetrunken ließ er ſich keinen Spott gefallen. Gleich beim Eintritt in den Tanzſaal drückte er den Sagſchneider-Jörgl, dem das Wort Stock- fiſch entſchlüpfte, an die Wand und gab ihm zwei ſchallende Ohrfeigen, eine links, eine rechts. Auf dieſe Art pflegten ſich die Burſchen einzuführen und gleich den Standpunkt feſtzuſetzen, den ſie einzunehmen wünſchen. Am anderen Tage ſchnarchte Hans um zehn Uhr Früh noch im Belte, er, der ſonſt immer mit den Hühnern auf war. Von da ab ſtellte ſich Anna jeden Abend auf dem Gatterle-Hofe ein, die Bäuerin mochte ſchelten und ſchreien, wie ſie nur wollte. Auf allen Kirchentagen zogen die zwei Liebesleute herum, Hans ſeinem aufgedrun- genen Schatz willenlos folgend. Das Mädchen hatte eine gar wunderbare Gewalt über den jungen Burſchen. Er fühlte, daß er ſich nur an ihrer Seite halten konnte in der Geſellſchaft, und ihr Rath, ihre Anweiſung waren die Richtſchnur der er folgte. Dies neue Leben behagte dem Hans ungemein; er, der ſonſt die Sonn- und Feiertage einſam verträumte und furchtſam jeder Begegnung auswich, war nun einer der Geſuchteſten und Gefürchtetſten. Dreiviertel Jahre verſtrichen auf dieſe Weiſe. Die Gatterle-Bäuerin wehrte, was ſie nur konnte um ihren Sohn aus dieſem Verhältniß zu reißen. Es gab keinen Wallfahrtsort im Lande, den ſie nicht entweder ſelbſt aufſuchte, oder wohin ſie nicht eine Wallfahrerin entſendete, um ihren Sohn von der „Zimmermann’ſchen los zu beten.“ In einem Seitenthale wohnte eine alte Pechklauberin, der man nachſagte, ſie verſtünde allerlei Künſte. Da wurde die Bäuerin förmlich Stammgaſt. Bald fand der Hans unter ſeinem Kopfkiſſen eine Alraunwurzel. Einmal ſprang er fluchend auf und ſpuckte den erſten Schluck ſeines Früh- ſtück-Kaffees, den er als Hofſohn ausnahmsweiſe erhielt, aus. Wie Feuer brannte ſein Mund. Die Pechlerin hatte der Bäuerin ein „Lieb-Abfreß- pülverl“ mitgegeben und dieſe hatte dem Sohn im Uebereifer einen Eßlöffel voll in den Kaffee gemiſcht. Für gewöhnlichen Paprika doch eine zu große Doſis. Kurz, an allen Orten und bei allen Gelegenheiten fand Hans die Sympathie- mittel der Pechler-Hexe. Aber keines wollte zum Jammer der Mutter angreifen. Mit der Zimmermanns-Anna hatte die Bäuerin auch einmal eine heimliche Unterredung gewagt. Den Hans wollte ſie loskaufen. Da kam ſie ſchön an. „Etwan von der Hochzeit wöllt’s reden mit miar, Bäu’rin“, meinte ſie. „Abkaufen laſſ’ i mir den Hans nit, i hab’ ihn zu gern, ſelb könnt’s mir glauben. So gern hab’ i den Buben, daß i als ſein’ Bäu’rin und Weib für alle Zeiten bei ihm bleiben werd’.“ Da ſprang die Bäuerin wüthend auf. „Du, Du möchſt Gatterlehof-Bäu’rin werd’n, Du nichtsnutziges Menſch. Sell erlebſt nit, ſo lang i auf ’n Hof ſitz’, ſell erlebſt nit!“ „Nit ſchön iſt’s, Bäu’rin, daß Oes Enkere Schwiegertochter ſo ſchimpft, ſell iſt nit ſchön. Wenn’s aber a Jurament abg’legt habt, daß i nit als Bäu’rin auf ’n Gatterlehof kumm’, ſo lang Oes d’rauf ſeid, macht’s Enk knana G’wiſſensbiſſen d’raus. Wenn i aufzieh’, zelm gehts Oes ja in’s

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 134, Olmütz, 14.06.1897, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches134_1897/3>, abgerufen am 21.11.2024.