Mährisches Tagblatt. Nr. 136, Olmütz, 14.06.1888.[Spaltenumbruch]
bisher auf dem Gebiete des gewerblichen Ausstel- (Maturitäts-Prüfungen.) An der hie- (Zur Einführung der electrischen Be- leuchtung im Olmützer Stadttheater.) Wie (Die Liedertafel des Olmützer Männer- gesangvereins,) welche am nächsten Sonntag (Vom Männergesangverein.) Morgen (Die Badesaison.) Die hiesigen Schwimm- (Nochmals Landesschulinspector Kots- mich und die "Narodui Listy.") Das Prager (Aebersiedlung.) Der autorisirte Bergbau- (Schwurgerichtssession.) Die dritte Schwur- (Militär-Concert im Englisch'schen Re- staurationsgarten.) Heute Abend findet im Re- [Spaltenumbruch] Unterthanen desselben keinen Tabak rauchen, weil Als die weltlichen Behörden nichts ausrich- Das wären so einige Federstriche aus der ("Grazer Tagespost.") [Spaltenumbruch]
bisher auf dem Gebiete des gewerblichen Ausſtel- (Maturitäts-Prüfungen.) An der hie- (Zur Einführung der electriſchen Be- leuchtung im Olmützer Stadttheater.) Wie (Die Liedertafel des Olmützer Männer- geſangvereins,) welche am nächſten Sonntag (Vom Männergeſangverein.) Morgen (Die Badeſaiſon.) Die hieſigen Schwimm- (Nochmals Landesſchulinſpector Kots- mich und die „Narodui Liſty.“) Das Prager (Aeberſiedlung.) Der autoriſirte Bergbau- (Schwurgerichtsſeſſion.) Die dritte Schwur- (Militär-Concert im Engliſch’ſchen Re- ſtaurationsgarten.) Heute Abend findet im Re- [Spaltenumbruch] Unterthanen desſelben keinen Tabak rauchen, weil Als die weltlichen Behörden nichts ausrich- Das wären ſo einige Federſtriche aus der („Grazer Tagespoſt.“) <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#tabak3" xml:id="tabak2" prev="#tabak1" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0004" n="[4]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="wien2" prev="#wien1" type="jArticle" n="2"> <p>bisher auf dem Gebiete des gewerblichen Ausſtel-<lb/> lungsweſens in Oeſterreich geleiſtet worden iſt,<lb/> und da die Ausſtellung ein geradezu überraſchen-<lb/> des Bild des emſigen und großartigen Gewerbe-<lb/> fleißes nahezu des geſammten Vaterlandes ge-<lb/> währt, ſo dürfte das Project dieſer Excurſion bei<lb/> unſeren Gewerbetreibenden und noch mehr bei<lb/> den vielen Freunden der letzteren der wärmſten<lb/> Sympathie begegnen und ſich deshalb einer be-<lb/> ſonders regen Betheiligung und kräftigen Förde-<lb/> rung erfreuen. Wenngleich nun aber die verſchie-<lb/> denen Bahnverwaltungen Oeſterreichs den gewerb-<lb/> lichen Vereinen für den Fall des corporativen<lb/> Beſuches der Wiener Jubiläumsausſtellung ganz<lb/> namhafte Fahrpreisermäßigungen gewähren, ſo<lb/> wird es dennnoch vielen ſtrebſamen Gewerbetrei-<lb/> benden, welche in allererſter Linie aus dem Be-<lb/> ſuche der Ausſtellung den größten Vortheil zie-<lb/> hen ſollen, da ſie durch die perſönliche Anſchau-<lb/> ung der mannigfachen Gewerbeproducte ſich Be-<lb/> lehrung und manche Anregung zu eigenem Schaf-<lb/> fen holen können, ſchwer fallen, ſich an dieſer<lb/> Excurſion zu betheiligen, da ein mehrtägiger Auf-<lb/> enthalt in Wien ſelbſt bei ganz beſcheidenen An-<lb/> ſprüchen mit nicht unbedeutenden, für manchen<lb/> braven Handwerksmann ſogar unerſchwinglichen<lb/> Auslagen verbunden iſt. Damit die projectirte<lb/> Excurſion nicht nur eine große, ſondern auch eine<lb/> zweckentſprechende und in ihren Erfolgen eine ſe-<lb/> gensreiche werde, wird es demnach eine vornehme<lb/> Aufgabe der Vereinsleitung ſein müſſen, darüber<lb/> rechtzeitig eingehende Berathung zu pflegen, auf<lb/> welche Weiſe die Mittel zu beſchaffen wären, um<lb/> einer größeren Anzahl von ſtrebſamen aber<lb/> unbemittelten Vereinsgenoſſen und weiters,<lb/> der Intention des Actionsprogramms des<lb/> Vereines gemäß, auch einer Anzahl von bra-<lb/> ven, beſonders befähigten u. tüchtigen deutſchen Ge-<lb/> werbegehilfen den Beſuch dieſer in jeder Bezie-<lb/> hung mannigfaltigen und lehrreichen Ausſtellung<lb/> zu ermöglichen. Es dürfte ſich zu dieſem Zwecke<lb/> empfehlen nach dem Beiſpiele des tüchtigen ober-<lb/> öſterreichiſchen Gewerbevereines einen Aufruf an<lb/> alle Freunde des Kleingewerbes zu richten, um<lb/> dieſe zu veranlaſſen, dieſes Unternehmen durch<lb/> Geldſpenden zu unterſtützen. Es würde wohl auch<lb/> weiters von Seite der Olmützer Gemeindever-<lb/> tretung und von Seite der der Olmützer Han-<lb/> dels- und Gewerbekammer, welche Körperſchaften<lb/> ſtets alle gewerblichen gemeinnützigen Beſtrebun-<lb/> gen in der humanſten und werkthätigſten Weiſe<lb/> unterſtützt haben, die Bitte des Gewerbevereines<lb/> um Gewährung von Subventionen der liberalſten<lb/> Gewährung begegnen. Endlich ſollte der Olmützer<lb/> Gewerbeverein aus Anlaß des vierzigjährigen<lb/> Regierungsjubiläums aus Vereinsmitteln einen<lb/> größeren Betrag für Geldſpenden zum Beſuche<lb/> der Ausſtellung ſelbſt widmen. — Schließlich<lb/><cb/> machen wir noch darauf aufmerkſam, daß ſich das<lb/> hieſige Excurſionscomité wegen Beſchaffung von<lb/> billigen und bequem gelegenen Quartieren mit<lb/> dem von Seite der Redaction der „<hi rendition="#g">Deutſchen<lb/> Gewerbezeitung in Wien</hi> (<hi rendition="#aq">IX.</hi> Kolin-<lb/> gaſſe 1) ins Leben gerufenen Actionscomité ins<lb/> Einvernehmen ſetzen möge, welches Comité über-<lb/> haupt alle auf die Ausſtellung Bezug habenden<lb/> Schritte unentgeltlich beſorgt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Maturitäts-Prüfungen.)</hi> </head> <p>An der hie-<lb/> ſigen k. k. Staatsoberrealſchule finden die münd-<lb/> lichen Maturitätsprüfungen am 30. 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Bei dieſen Arbeiten wird eine transpor-<lb/> table electriſche Bogenlampe in Anwendung kom-<lb/> men, welche auf Drähten befeſtigt iſt und nach<lb/> allen Richtungen hin leicht bewegt werden kann.<lb/> Man hofft ſchon Anfaugs Auguſt die erſte Be-<lb/> leuchtungsprobe vornehmen zu können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Liedertafel des Olmützer Männer-<lb/> geſangvereins,)</hi> </head> <p>welche am nächſten Sonntag<lb/> im Schießſtattgarten ſtattfindet, wird ſich vor-<lb/> ausſichtlich eines zahlreichen Beſuches erfreuen.<lb/> Herr Capellmeiſter Labler hat wie wir bereits<lb/> mittheilten, für dieſe Liedertafel ein hübſches und<lb/> gewähltes Programm zuſammengeſtellt, welches<lb/> durch die Vorträge der Militärcapelle des 54.<lb/> Inft.-Regts. noch eine Bereicherung erfahren<lb/> wird. Wir können mit Zuverſicht erwarten, daß<lb/> ſich unſer Publicum, bei dieſer Liedertafel, mit<lb/> welcher auch die 50jährige Jubelfeier des „Deut-<lb/> ſchen Liedes“ verbunden iſt, äußerſt zahlreich ein-<lb/> finden werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Männergeſangverein.)</hi> </head> <p>Morgen<lb/> Freitag, den 15. Juni findet die Hauptprobe für<lb/> die am Sonntag abzubaltende Liedertafel ſtatt,<lb/> wozu die Herren Sänger vollzählig erſcheinen<lb/> wollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Badeſaiſon.)</hi> </head> <p>Die hieſigen Schwimm-<lb/> ſchulen werden ſeit dem Eintritte der heißen<lb/> Jahreszeit ſtark frequentirt. 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Selbſt der hieſige „Pozor“ gibt dem<lb/> neuen Landesſchulinſpector das Zeugniß unver-<lb/> fälſchten Tſchechenthums, indem er daran erinnert,<lb/> daß Herr Kotsmich bereits 1861 in einer Enquete da-<lb/> für plaidirte, das ſelbſtſtändige tſchechiſche Gymnaſien<lb/> zu errichten ſeien. Der „Prager Čech“ citirt<lb/> einen ihm im vorigen Jahre zugekommenen Brief<lb/> Kotsmich’s, worin dieſer verkündet, daß er jederzeit<lb/> ein <hi rendition="#g">entſchiedener Tſcheche</hi> war und noch iſt,<lb/> daß er nie unpatriotiſch gehandelt habe, daß er<lb/> ein Mann von ſtreng conſervativen und katholi-<lb/> ſchen Grundſätzen ſei. Dieſen Umſtand haben dem<lb/> „Čech“ auch mehrere Profeſſoren des Olmützer<lb/> ſlaviſchen Gymnaſiums beſtätigt. Das Märchen<lb/> der „Narodni Liſty“, daß Herr Kotsmich ein naher<lb/> Verwandter des Brünner Bürgermeiſters und<lb/> Reichsrathsabgeordneten Winterholler ſei, wird<lb/> vom „Tagesboten aus Mähren“ gründlich wider-<lb/> legt. —</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Aeberſiedlung.)</hi> </head> <p>Der autoriſirte Bergbau-<lb/> Ingenieur Herr Franz Toleczek hat ſeine Ueber-<lb/> ſiedlung von Müglitz nach Olmütz der competenten<lb/> Behörde angezeigt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Schwurgerichtsſeſſion.)</hi> </head> <p>Die dritte Schwur-<lb/> gerichtsſeſſion des heurigen Jahres beim hie ſigen<lb/> Kreisgerichte wurde geſtern beendet. Dieſelbe hat<lb/> bloß 9 Tage in Anſpruch genommen. 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Strauß: „Soldatenſpiel“ aus<lb/> „Simplicius.“ Polka franc. 7. <hi rendition="#aq">a)</hi> Ohslislo:<lb/> „Ein Traum“ Solo für die Violine. <hi rendition="#aq">b)</hi> Ridley:<lb/> „Concert-Czardas“ Solo für die Violine. 8.<lb/> Schubert: „Libelle“ Polka Mazur. 9. Komzák:<lb/> „Muſikaliſche Landparthie“ Potpourri. 10. Ziehrer:<lb/> „Weaner Mad’ln“ Walzer. 11. <hi rendition="#aq">a)</hi> Gounod:<lb/> „Entréact und Bachantentanz“ aus der Oper<lb/> „Philemon und Baucis.“ <hi rendition="#aq">b)</hi> Eilenberg: „Wir<lb/> ſpielen Soldat“ charakt. Tonſtück. 12. Schubert:<lb/> „Neu Brünn“ Marſch. Wir werden erſucht mit-<lb/> zutheilen, daß dieſes Concert deshalb von der<lb/> Militärcapelle des 93. Inft.-Regts. veranſtaltet<lb/> wird, weil die Militärcapelle des 54. 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Ein Bei-<lb/> ſpiel von den vielen, welche angeführt werden<lb/> könnten, ſei die Verordnung, welche der Magiſtrat<lb/> von Ulm im Jahre 1642 erließ: Demnach der<lb/> Thawackh allhier in ſehr ſtarkem und anſehnlichen<lb/> Verſchleiß kommen und ſehr viel gebraucht und<lb/> verkauft wird, davon bisher nichts gereicht wird,<lb/> ſo hat der Rath beſchloſſen, daß die Kramer und<lb/> Andere, ſo damit handeln, außer in den Apotheken,<lb/> vom Thawackh, ſo ſie verhandeln, den halben<lb/> Theil darauf ſchlagen und dem Rathe widerfahren<lb/> laſſen ſollen.“ Wie man ſieht, iſt das eine Steuer,<lb/> welche gepfeffert erſcheint.</p><lb/> <p>Als die weltlichen Behörden nichts ausrich-<lb/> teten, legte ſich die Geiſtlichkeit ins Mittel. Man<lb/> ſoll ſie darum abſolut nicht verurtheilen; ſie ſchloß<lb/> ſich eben nur dem Urtheile der Zeit an, in welcher<lb/> man gerade lebte; übrigens muß man hervor-<lb/> heben, daß ihre Thätigkeit ſich meiſtens wider<lb/> die damals mehr als heute hervortretenden Ueber-<lb/> ſchreitungen im Genuße des Tabaks richtete. Da<lb/> hieß es vom Rauchen in nicht unſchönem Ver-<lb/> gleiche, daß es den „Hals zur Feuermauer mache<lb/> und für den Teufel ein Feuerwerk ſei.“ Einer der<lb/> prächtigſten Eiferer wider den Tabak war Phi-<lb/><cb/> lander von Sittenwald; er ſchlug den Ton der<lb/> teſtamentlichen Moral an und bekundete damit<lb/> eine ſolche ſprachliche Geſchicklichkeit, daß man ge-<lb/> radezu die Propheten des alten Bundes zu hören<lb/> glaubt. „Als ich Menſchen ſah Tabak trinken“,<lb/> ſagte er, „ſprach der Herr zu mir Unwürdigen:<lb/> Menſchenkind, ſiehſt Du den Gräuel der Ver-<lb/> wüſtung, welche ſich in der Menſchen Herz ver-<lb/> borgen geſetzt und anbeten läßt als einen Gott<lb/> durch das vielfältig verdammte Tabaktrinken und<lb/> Schnupfen, daran ſich bald alle Menſchen durch<lb/> Betrug und Liſt des Teufels gewöhnt haben, und<lb/> dieſen ſtinkenden Tabaksgott ohne Unterſchied an-<lb/> beten und verehren.“ Wo man mit ſtrengem<lb/> Tadelswort nichts ausrichtere, nahm man ſeine<lb/> Zuflucht zum Spott. In Wort und Bild eiferte<lb/> man auf dieſe Weiſe gegen das neue Genuß-<lb/> mittel, meiſt in ſo köſtlicher Darſtellung, daß wir noch<lb/> heute unſere Freude haben an der ſatiriſchen Bega-<lb/> bung unſer Altvordern. Eines dieſer Blätter führt<lb/> die ironiſch gemeinte Ueberſchrift „Tabaklogia,<lb/> das iſt Lobſpruch dies edlen und in aller Welt<lb/> berühmten Krautes, von deſſen Vrſprung und<lb/> Ankunfft, vnterſchilicheden Gebrauch, bey allerhand<lb/> Perſonen ſampt deſſelben wahren Krafft und<lb/> Wirkung“; ein anderes: „Crafft, Tugend und<lb/> wirkung des hochnutzbarlichen Tabak, durchs<lb/> A B C gezogen ſein gröblich.“ Man darf ſich<lb/> nicht wundern, daß auch die Päpſte, dem Strom<lb/> der Zeiten ſich anſchließend, gegen den Tabak<lb/> eiferten. Im Jahre 1624 belegte Innocenz <hi rendition="#aq">VIII.</hi><lb/> Diejenigen mit dem Bann, welche zu Sevilla<lb/> rauchen würden. Innocenz <hi rendition="#aq">XIII.</hi> erneuerte ihn<lb/> für Alle, welche während der Meſſe in der Peters-<lb/><cb/> kirche in Rom dieß „Stinkkraut gepulvert in die<lb/> Naſe ſtopfen“. Dies Verbot reichte bis in das Jahr<lb/> 1724, wo Benedikt <hi rendition="#aq">XIII.,</hi> der ſelber Gefallen am<lb/> Tabak gefunden hatte, den Genuß desſelben mit<lb/> der Frömmigkeit wohl vereinbar fand.</p><lb/> <p>Das wären ſo einige Federſtriche aus der<lb/> Geſchichte der Leiden, welche der Tabak zu beſtehen<lb/> hatte, ſeit er in den Boden der alten Dame<lb/> Europa verpflanzt worden. Wir wiſſen, daß ſie<lb/> noch heute nicht aufgehört haben. Nur daß ſie<lb/> ſich in einer anderen Art geltend machen, indem<lb/> der Genuß des Tabaks heute mit einer Steuer<lb/> verbunden iſt, welche ungleich hoch erſcheint im<lb/> Verhältniß zu dem eigentlichen Werth, welche die<lb/> großblättrige Staude beſitzt. So erſcheint ſie ge-<lb/> wiſſermaßen auch wie eine Strafe, welche die genuß-<lb/> ſüchtige Menſchheit dafür zu erlegen hat, daß<lb/> ſie ſich das Rauchen, Schnupfen, oder Kauen des<lb/> Tabaks angewöhnt hat. Was derſelbe für das<lb/> Steuererträgniß der modernen Culturſtaaten be-<lb/> deutet, weiß Jeder, welcher auch nur eine ganz<lb/> winzige Ahnung von den volkswirthſchaftlichen<lb/> Fragen beſitzt. Die Finanzminiſter aber ſollten<lb/> Demjenigen, welcher zuerſt darauf verfiel, das<lb/> aromatiſche Kraut als Genußmittel zu verwerthen,<lb/> ein Denkmal ſetzen, welches „dauernder als Erz<lb/> iſt.“ In jedem Falle aber bleibt die Art und<lb/> Weiſe, wie man den Tabak heute beſteuert und<lb/> vertheuert, ein Kampf wider denſelben, welcher<lb/> natürlich wieder in weiterer Inſtanz Demjenigen<lb/> gelten muß, welcher auf dies beliebteſte der mo-<lb/> dernen Genußmittel nun einmal nicht verzichten mag.</p><lb/> <bibl>(„Grazer Tagespoſt.“)</bibl><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
bisher auf dem Gebiete des gewerblichen Ausſtel-
lungsweſens in Oeſterreich geleiſtet worden iſt,
und da die Ausſtellung ein geradezu überraſchen-
des Bild des emſigen und großartigen Gewerbe-
fleißes nahezu des geſammten Vaterlandes ge-
währt, ſo dürfte das Project dieſer Excurſion bei
unſeren Gewerbetreibenden und noch mehr bei
den vielen Freunden der letzteren der wärmſten
Sympathie begegnen und ſich deshalb einer be-
ſonders regen Betheiligung und kräftigen Förde-
rung erfreuen. Wenngleich nun aber die verſchie-
denen Bahnverwaltungen Oeſterreichs den gewerb-
lichen Vereinen für den Fall des corporativen
Beſuches der Wiener Jubiläumsausſtellung ganz
namhafte Fahrpreisermäßigungen gewähren, ſo
wird es dennnoch vielen ſtrebſamen Gewerbetrei-
benden, welche in allererſter Linie aus dem Be-
ſuche der Ausſtellung den größten Vortheil zie-
hen ſollen, da ſie durch die perſönliche Anſchau-
ung der mannigfachen Gewerbeproducte ſich Be-
lehrung und manche Anregung zu eigenem Schaf-
fen holen können, ſchwer fallen, ſich an dieſer
Excurſion zu betheiligen, da ein mehrtägiger Auf-
enthalt in Wien ſelbſt bei ganz beſcheidenen An-
ſprüchen mit nicht unbedeutenden, für manchen
braven Handwerksmann ſogar unerſchwinglichen
Auslagen verbunden iſt. Damit die projectirte
Excurſion nicht nur eine große, ſondern auch eine
zweckentſprechende und in ihren Erfolgen eine ſe-
gensreiche werde, wird es demnach eine vornehme
Aufgabe der Vereinsleitung ſein müſſen, darüber
rechtzeitig eingehende Berathung zu pflegen, auf
welche Weiſe die Mittel zu beſchaffen wären, um
einer größeren Anzahl von ſtrebſamen aber
unbemittelten Vereinsgenoſſen und weiters,
der Intention des Actionsprogramms des
Vereines gemäß, auch einer Anzahl von bra-
ven, beſonders befähigten u. tüchtigen deutſchen Ge-
werbegehilfen den Beſuch dieſer in jeder Bezie-
hung mannigfaltigen und lehrreichen Ausſtellung
zu ermöglichen. Es dürfte ſich zu dieſem Zwecke
empfehlen nach dem Beiſpiele des tüchtigen ober-
öſterreichiſchen Gewerbevereines einen Aufruf an
alle Freunde des Kleingewerbes zu richten, um
dieſe zu veranlaſſen, dieſes Unternehmen durch
Geldſpenden zu unterſtützen. Es würde wohl auch
weiters von Seite der Olmützer Gemeindever-
tretung und von Seite der der Olmützer Han-
dels- und Gewerbekammer, welche Körperſchaften
ſtets alle gewerblichen gemeinnützigen Beſtrebun-
gen in der humanſten und werkthätigſten Weiſe
unterſtützt haben, die Bitte des Gewerbevereines
um Gewährung von Subventionen der liberalſten
Gewährung begegnen. Endlich ſollte der Olmützer
Gewerbeverein aus Anlaß des vierzigjährigen
Regierungsjubiläums aus Vereinsmitteln einen
größeren Betrag für Geldſpenden zum Beſuche
der Ausſtellung ſelbſt widmen. — Schließlich
machen wir noch darauf aufmerkſam, daß ſich das
hieſige Excurſionscomité wegen Beſchaffung von
billigen und bequem gelegenen Quartieren mit
dem von Seite der Redaction der „Deutſchen
Gewerbezeitung in Wien (IX. Kolin-
gaſſe 1) ins Leben gerufenen Actionscomité ins
Einvernehmen ſetzen möge, welches Comité über-
haupt alle auf die Ausſtellung Bezug habenden
Schritte unentgeltlich beſorgt.
(Maturitäts-Prüfungen.) An der hie-
ſigen k. k. Staatsoberrealſchule finden die münd-
lichen Maturitätsprüfungen am 30. Juni ſtatt.
(Zur Einführung der electriſchen Be-
leuchtung im Olmützer Stadttheater.) Wie
ſchon erwähnt, wird mit der Inſtallirung der
electriſchen Beleuchtung im Olmützer Stadtthea-
ter demnächſt begonnen werden. Zuerſt wird man
zur Inſtallirung der Beleuchtung der Bühne ſchrei-
ten und erſt dann jene des Zuſchauerraumes vor-
nehmen. Bei dieſen Arbeiten wird eine transpor-
table electriſche Bogenlampe in Anwendung kom-
men, welche auf Drähten befeſtigt iſt und nach
allen Richtungen hin leicht bewegt werden kann.
Man hofft ſchon Anfaugs Auguſt die erſte Be-
leuchtungsprobe vornehmen zu können.
(Die Liedertafel des Olmützer Männer-
geſangvereins,) welche am nächſten Sonntag
im Schießſtattgarten ſtattfindet, wird ſich vor-
ausſichtlich eines zahlreichen Beſuches erfreuen.
Herr Capellmeiſter Labler hat wie wir bereits
mittheilten, für dieſe Liedertafel ein hübſches und
gewähltes Programm zuſammengeſtellt, welches
durch die Vorträge der Militärcapelle des 54.
Inft.-Regts. noch eine Bereicherung erfahren
wird. Wir können mit Zuverſicht erwarten, daß
ſich unſer Publicum, bei dieſer Liedertafel, mit
welcher auch die 50jährige Jubelfeier des „Deut-
ſchen Liedes“ verbunden iſt, äußerſt zahlreich ein-
finden werde.
(Vom Männergeſangverein.) Morgen
Freitag, den 15. Juni findet die Hauptprobe für
die am Sonntag abzubaltende Liedertafel ſtatt,
wozu die Herren Sänger vollzählig erſcheinen
wollen.
(Die Badeſaiſon.) Die hieſigen Schwimm-
ſchulen werden ſeit dem Eintritte der heißen
Jahreszeit ſtark frequentirt. Sowohl das Frauen-
bad, wie die Civilſchwimmſchule ſind von Bade-
gäſten überfüllt und dieß umſomehr als ſie in
dieſen Bädern allen Comfort finden und doch
nur billige Preiſe zu bezahlen haben.
(Nochmals Landesſchulinſpector Kots-
mich und die „Narodui Liſty.“) Das Prager
jungtſchechiſche Organ hat mit ſeinen Enthüllun-
gen über den zum böhm. Landesſchulinſpector
ernannten Director des Olmützer ſlaviſchen Gym-
naſiums, Herrn A. Kotsmich, den es zum ſo-
genannten „Auch-Tſchechea“ und Germani-
ſator ſtempeln wollte, kein Glück gehabt. Von
allen Seiten wird unſere Behauptung, daß
der neuernannte Landesſchulinſpector ein richtiger
Tſcheche und niemals mit den Deutſchen gegangen
ſei, beſtätigt. Selbſt der hieſige „Pozor“ gibt dem
neuen Landesſchulinſpector das Zeugniß unver-
fälſchten Tſchechenthums, indem er daran erinnert,
daß Herr Kotsmich bereits 1861 in einer Enquete da-
für plaidirte, das ſelbſtſtändige tſchechiſche Gymnaſien
zu errichten ſeien. Der „Prager Čech“ citirt
einen ihm im vorigen Jahre zugekommenen Brief
Kotsmich’s, worin dieſer verkündet, daß er jederzeit
ein entſchiedener Tſcheche war und noch iſt,
daß er nie unpatriotiſch gehandelt habe, daß er
ein Mann von ſtreng conſervativen und katholi-
ſchen Grundſätzen ſei. Dieſen Umſtand haben dem
„Čech“ auch mehrere Profeſſoren des Olmützer
ſlaviſchen Gymnaſiums beſtätigt. Das Märchen
der „Narodni Liſty“, daß Herr Kotsmich ein naher
Verwandter des Brünner Bürgermeiſters und
Reichsrathsabgeordneten Winterholler ſei, wird
vom „Tagesboten aus Mähren“ gründlich wider-
legt. —
(Aeberſiedlung.) Der autoriſirte Bergbau-
Ingenieur Herr Franz Toleczek hat ſeine Ueber-
ſiedlung von Müglitz nach Olmütz der competenten
Behörde angezeigt.
(Schwurgerichtsſeſſion.) Die dritte Schwur-
gerichtsſeſſion des heurigen Jahres beim hie ſigen
Kreisgerichte wurde geſtern beendet. Dieſelbe hat
bloß 9 Tage in Anſpruch genommen. Die nächſte
Schwurgerichtsſeſſion findet Anfangs September
ſtatt. —
(Militär-Concert im Engliſch’ſchen Re-
ſtaurationsgarten.) Heute Abend findet im Re-
ſtaurationsgarten des Hrn. Engliſch, Johannallee, ein
Concert der Militärcapelle des 93. Inft.-Regts.
mit folgendem Programm ſtatt: 1. Raida:
„Kamerun“-Marſch. 2. Streuß: „Zigeunerbaron“
Ouverture. 3. Robaudi: „Alla stella confidente.“
Sole für das Flügelhorn. Romanze. 4. Millöcker:
„Am Nekarſtrand“ aus der Oper „Die ſieben
Schwaben.“ Walzer. 5. Wagner: Fantafie aus
„Lohengrin.“ 6. J. Strauß: „Soldatenſpiel“ aus
„Simplicius.“ Polka franc. 7. a) Ohslislo:
„Ein Traum“ Solo für die Violine. b) Ridley:
„Concert-Czardas“ Solo für die Violine. 8.
Schubert: „Libelle“ Polka Mazur. 9. Komzák:
„Muſikaliſche Landparthie“ Potpourri. 10. Ziehrer:
„Weaner Mad’ln“ Walzer. 11. a) Gounod:
„Entréact und Bachantentanz“ aus der Oper
„Philemon und Baucis.“ b) Eilenberg: „Wir
ſpielen Soldat“ charakt. Tonſtück. 12. Schubert:
„Neu Brünn“ Marſch. Wir werden erſucht mit-
zutheilen, daß dieſes Concert deshalb von der
Militärcapelle des 93. Inft.-Regts. veranſtaltet
wird, weil die Militärcapelle des 54. Inft.-Regts.
welche dasſelbe abhalten ſollte, dienſtlich verhin-
Unterthanen desſelben keinen Tabak rauchen, weil
durch den Dampf die Heiligenbilder beſudelt wür-
den. Menſchlicher verfuhr man ſelbſtoerſtändlich
in den Ländern des heiligen römiſchen Reiches
deutſcher Nation, obwohl man hier im Allge-
meinen dieſelbe ſchädliche Anſicht über den Tabak
hegte. Schon damals mußte ſich dieſe Pflanze eine
übermäßig hohe Steuer gefallen laſſen, wenn man
dabei auch von einem anderen Geſichtspuncte
ausging, als dieß heute der Fall iſt. Ein Bei-
ſpiel von den vielen, welche angeführt werden
könnten, ſei die Verordnung, welche der Magiſtrat
von Ulm im Jahre 1642 erließ: Demnach der
Thawackh allhier in ſehr ſtarkem und anſehnlichen
Verſchleiß kommen und ſehr viel gebraucht und
verkauft wird, davon bisher nichts gereicht wird,
ſo hat der Rath beſchloſſen, daß die Kramer und
Andere, ſo damit handeln, außer in den Apotheken,
vom Thawackh, ſo ſie verhandeln, den halben
Theil darauf ſchlagen und dem Rathe widerfahren
laſſen ſollen.“ Wie man ſieht, iſt das eine Steuer,
welche gepfeffert erſcheint.
Als die weltlichen Behörden nichts ausrich-
teten, legte ſich die Geiſtlichkeit ins Mittel. Man
ſoll ſie darum abſolut nicht verurtheilen; ſie ſchloß
ſich eben nur dem Urtheile der Zeit an, in welcher
man gerade lebte; übrigens muß man hervor-
heben, daß ihre Thätigkeit ſich meiſtens wider
die damals mehr als heute hervortretenden Ueber-
ſchreitungen im Genuße des Tabaks richtete. Da
hieß es vom Rauchen in nicht unſchönem Ver-
gleiche, daß es den „Hals zur Feuermauer mache
und für den Teufel ein Feuerwerk ſei.“ Einer der
prächtigſten Eiferer wider den Tabak war Phi-
lander von Sittenwald; er ſchlug den Ton der
teſtamentlichen Moral an und bekundete damit
eine ſolche ſprachliche Geſchicklichkeit, daß man ge-
radezu die Propheten des alten Bundes zu hören
glaubt. „Als ich Menſchen ſah Tabak trinken“,
ſagte er, „ſprach der Herr zu mir Unwürdigen:
Menſchenkind, ſiehſt Du den Gräuel der Ver-
wüſtung, welche ſich in der Menſchen Herz ver-
borgen geſetzt und anbeten läßt als einen Gott
durch das vielfältig verdammte Tabaktrinken und
Schnupfen, daran ſich bald alle Menſchen durch
Betrug und Liſt des Teufels gewöhnt haben, und
dieſen ſtinkenden Tabaksgott ohne Unterſchied an-
beten und verehren.“ Wo man mit ſtrengem
Tadelswort nichts ausrichtere, nahm man ſeine
Zuflucht zum Spott. In Wort und Bild eiferte
man auf dieſe Weiſe gegen das neue Genuß-
mittel, meiſt in ſo köſtlicher Darſtellung, daß wir noch
heute unſere Freude haben an der ſatiriſchen Bega-
bung unſer Altvordern. Eines dieſer Blätter führt
die ironiſch gemeinte Ueberſchrift „Tabaklogia,
das iſt Lobſpruch dies edlen und in aller Welt
berühmten Krautes, von deſſen Vrſprung und
Ankunfft, vnterſchilicheden Gebrauch, bey allerhand
Perſonen ſampt deſſelben wahren Krafft und
Wirkung“; ein anderes: „Crafft, Tugend und
wirkung des hochnutzbarlichen Tabak, durchs
A B C gezogen ſein gröblich.“ Man darf ſich
nicht wundern, daß auch die Päpſte, dem Strom
der Zeiten ſich anſchließend, gegen den Tabak
eiferten. Im Jahre 1624 belegte Innocenz VIII.
Diejenigen mit dem Bann, welche zu Sevilla
rauchen würden. Innocenz XIII. erneuerte ihn
für Alle, welche während der Meſſe in der Peters-
kirche in Rom dieß „Stinkkraut gepulvert in die
Naſe ſtopfen“. Dies Verbot reichte bis in das Jahr
1724, wo Benedikt XIII., der ſelber Gefallen am
Tabak gefunden hatte, den Genuß desſelben mit
der Frömmigkeit wohl vereinbar fand.
Das wären ſo einige Federſtriche aus der
Geſchichte der Leiden, welche der Tabak zu beſtehen
hatte, ſeit er in den Boden der alten Dame
Europa verpflanzt worden. Wir wiſſen, daß ſie
noch heute nicht aufgehört haben. Nur daß ſie
ſich in einer anderen Art geltend machen, indem
der Genuß des Tabaks heute mit einer Steuer
verbunden iſt, welche ungleich hoch erſcheint im
Verhältniß zu dem eigentlichen Werth, welche die
großblättrige Staude beſitzt. So erſcheint ſie ge-
wiſſermaßen auch wie eine Strafe, welche die genuß-
ſüchtige Menſchheit dafür zu erlegen hat, daß
ſie ſich das Rauchen, Schnupfen, oder Kauen des
Tabaks angewöhnt hat. Was derſelbe für das
Steuererträgniß der modernen Culturſtaaten be-
deutet, weiß Jeder, welcher auch nur eine ganz
winzige Ahnung von den volkswirthſchaftlichen
Fragen beſitzt. Die Finanzminiſter aber ſollten
Demjenigen, welcher zuerſt darauf verfiel, das
aromatiſche Kraut als Genußmittel zu verwerthen,
ein Denkmal ſetzen, welches „dauernder als Erz
iſt.“ In jedem Falle aber bleibt die Art und
Weiſe, wie man den Tabak heute beſteuert und
vertheuert, ein Kampf wider denſelben, welcher
natürlich wieder in weiterer Inſtanz Demjenigen
gelten muß, welcher auf dies beliebteſte der mo-
dernen Genußmittel nun einmal nicht verzichten mag.
(„Grazer Tagespoſt.“)
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