Mährisches Tagblatt. Nr. 136, Olmütz, 14.06.1888.[Spaltenumbruch]
dert ist, daher Herr Capellmeister Schubert die (Vierzigjähriges Dienstjubiläum.) Der (Das Schuellfahren der Fiaker.) In (Selbstmord.) Gestern Abends, gegen 8 Uhr, (Gefunden.) Am hiesigen Postamte wurden (Die k. k. Officiere der Kriegsschule) werden in den Monaten Juni bis August l. J. (Hunde-Streitung.) Der städt. Wasen- (Verheerendes Gewitter.) Aus Laschkau (Explosion.) Man meldet aus Mährisch- Vom Tage. (Das Krouprinzenpaar in Bosnien.) Aus Sarajevo, 13. Juni wird gemeldet: Bei (Das Befinden des deutschen Kaisers.) Die Lage ist ernst, sehr ernst geworden; Die Königin und der Prinz von Wales er- (Einquartierungs-Schwindel.) Vor den [Spaltenumbruch]
dert iſt, daher Herr Capellmeiſter Schubert die (Vierzigjähriges Dienſtjubiläum.) Der (Das Schuellfahren der Fiaker.) In (Selbſtmord.) Geſtern Abends, gegen 8 Uhr, (Gefunden.) Am hieſigen Poſtamte wurden (Die k. k. Officiere der Kriegsſchule) werden in den Monaten Juni bis Auguſt l. J. (Hunde-Streitung.) Der ſtädt. Waſen- (Verheerendes Gewitter.) Aus Laſchkau (Exploſion.) Man meldet aus Mähriſch- Vom Tage. (Das Krouprinzenpaar in Bosnien.) Aus Sarajevo, 13. Juni wird gemeldet: Bei (Das Befinden des deutſchen Kaiſers.) Die Lage iſt ernſt, ſehr ernſt geworden; Die Königin und der Prinz von Wales er- (Einquartierungs-Schwindel.) Vor den <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="tabak3" prev="#tabak2" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0005" n="[5]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="concert2" prev="#concert1" type="jArticle" n="2"> <p>dert iſt, daher Herr Capellmeiſter Schubert die<lb/> Subſtituirung freundlichſt übernahm.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vierzigjähriges Dienſtjubiläum.)</hi> </head> <p>Der<lb/> hieſige k. k. Finanzbezirks-Commiſſär, Hr. Alois<lb/><hi rendition="#g">Madl,</hi> begeht demnächſt ſein vierzigjähriges<lb/> Dienſtjubiläum.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Das Schuellfahren der Fiaker.)</hi> </head> <p>In<lb/> Wien hat man jetzt energiſche Mittel ergriffen,<lb/> um dem Schnellfahren der Fiaker vorzubeugen.<lb/> Nachdem die Einhebung der Geldſtrafen von<lb/> Seite der übermüthigen Roſſelenker nicht gefruch-<lb/> tet hat — die Strafe wurde zumeiſt von dem<lb/> C<supplied>a</supplied>valier oder Finanzmann, der im Wogen ſaß,<lb/> berappt — wird man die Kutſcher von nun an<lb/> nicht mehr zu Geldſtrafen, ſondern zu Arreſtſtra-<lb/> fen verurthe<supplied>i</supplied>len und die Eigenthümer des be-<lb/> treffenden Wagens mit dem Fahrverbote belegen.<lb/> Der bei den „Schnellfahrer“-Verhandlungen als<lb/> öffentlicher Ankläger fungirende Vertreter der<lb/> Staatsanwaltſchaft wird in allen Fällen auf Ver-<lb/> hängung einer Aereſtſtrafe plaidiren, und wenn<lb/> eine Geldſtrafe verhängt wird, dagegen die Be-<lb/> rufung anmelden. Das Bezirksgericht wird dem<lb/> Wunſche der Staatsanwaltſchaft um ſo eher Rech-<lb/> nung tragen, als die Anzahl der „Schnellſahrer“-<lb/> Verhandlungen in wahrhaft erſchreckender Weiſe ge-<lb/> wachſen iſt. Nachdem ſich in Olmütz ebenfalls die<lb/> Herren Roſſetenker das Vergnügen machen, Schnell-<lb/> fahrten zu veranſtalten und dadurch die Paſſanten<lb/> in Gefahr zu bringen, ſo wäre es nur angezeigt,<lb/> wenn das hieſige k. k. ſtädt. deleg. Bezirksgericht<lb/> bei „Schnellfahcer-Verhandlungen“ die ſcharfe<lb/> Wiener Praxis annehmen und zur Verhängung<lb/> von Arreſtſtrafen ſchreiten würde. Auch ſollte von<lb/> Seite der Polizei verlangt werden, daß jeder Kut-<lb/> ſcher, ehe derſelbe zu Fahrten zugelaſſen wird,<lb/> eine Prüfung darüber abzulegen habe, daß er<lb/> auch fahren könne und ſollten ein für allemal verboten<lb/> werden, daß der Kutſcher, während der Fahrt, den<lb/> Glimmſtengel im Munde hält.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Selbſtmord.)</hi> </head> <p>Geſtern Abends, gegen 8 Uhr,<lb/> hat die Gattin des hieſigen Möbelhändlers, Herrn<lb/> Waſſervogel, Frau Emma Waſſervogel, in ihrer<lb/> Wohnung in einem Anfalle von Irrſinn durch<lb/> Erſchießen ihrem Leben ein Ende gemacht. Die<lb/> unglückliche Frau, welche bereits längere Zeit<lb/> hindurch an Trübſinn litt, war erſt jüngſt aus<lb/> einer Wiener Privatheilanſtalt, in der ſie ſich<lb/> befand, angeblich „geheilt“ entlaſſen worden und<lb/> hieher zurückgekehrt. Für den vom Schickſale ſo<lb/> ſchwer getroffenen Gatten, gibt ſich allgemeine<lb/> Theilnahme kund.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Gefunden.)</hi> </head> <p>Am hieſigen Poſtamte wurden<lb/> vor einiger Zeit ein Stock zurückgelaſſen und<lb/> kann daſelbſt vom Eigenthümer in Empfang ge-<lb/> nommen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die k. k. Officiere der Kriegsſchule)</hi> </head><lb/> <p>werden in den Monaten Juni bis Auguſt l. J.<lb/> theilweiſe auch in Böhmen practiſche Uebungen<lb/> vornehmen und beabſichtigen dieſelben nach Durch-<lb/> führung der tactiſchen Uebungsreiſen noch die<lb/> Schlachtfelder Böhmens zu beſichtigen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Hunde-Streitung.)</hi> </head> <p>Der ſtädt. Waſen-<lb/> meiſter veranſtaltete heute Morgens eine Strei-<lb/> fung nach markenloſen Hunden. Im Ganzen<lb/> wurden 10 Hunde ohne Marken betroffen und<lb/> eingefangen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Verheerendes Gewitter.)</hi> </head> <p>Aus Laſchkau<lb/> wird geſchrieben: Am 7. d. ging über unſere<lb/> Gegend ein heftiges Gewitter mit Hagelſchlag nieder.<lb/> Der Blitz ſchlug in ein Gebäude der Ortſchaft<lb/> Luderžow und zündete; in und um Laſchkau wurden<lb/> die Felder ſo ſtark beſchädigt, daß viele Saaten ein-<lb/> geackert werden müſſen. Der Blitz ſchlug in ein<lb/> Stallgebäude des herrſchaftlichen Oeconomie-Pächters,<lb/> verletzte ein Pferd und lähmte einen Mann an der<lb/> Hand. Weiters fuhr ein Blitzſttahl in den herrſchaft-<lb/> lichen Teich und tödtete viele Fiſche, außerdem<lb/> wurden die Wege zerſtört und die Felder mit Ge-<lb/> rölle bedeckt. In der herrſchaftlichen Brauerei ſtand<lb/> das Waſſer fußhoch. Nur dadurch, daß die herr-<lb/> ſchaftlichen Teiche viel des Waſſers aufnahmen und<lb/> der ſolide Bau der Dämme den Durchbruch der<lb/> Gewäſſer verhinderte, wurde eine große Ueberſchwem-<lb/> mung verhütet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Exploſion.)</hi> </head> <p>Man meldet aus Mähriſch-<lb/> Oſtrau unterm 12. Juni: Heute Vormittags er-<lb/> folgte auf dem hieſigen Nordbahnhofe beim Ausladen<lb/> einer Partie Frictionszünder für Sprengzwecke die<lb/> Exploſion einer Kiſte dieſer Zünder, ohne glücklicher-<lb/> weiſe weiter um ſich zu greifen, was bei der großen<lb/> Menge der vorhandenen Exploſionsſtoffe leicht ge-<lb/><cb/> fährliche Dimenſionen hätte annehmen können. Drei<lb/> Arbeiter wurden verletzt, jedoch nicht lebensgefährlich.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vom Tage.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Das Krouprinzenpaar in Bosnien.)</hi> </head><lb/> <p>Aus Sarajevo, 13. Juni wird gemeldet: Bei<lb/> herrlichſtem Wetter unter brauſenden Zurufen der<lb/> geſammten Bevölkerung iſt das Kronprinzenpaar<lb/> ſoeben in Bosniens glänzend geſchmückter Haupt-<lb/> ſtadt eingetroffen. Vom Bahnhofe bis in die<lb/> Stadt, eine halbe Meile lang, bildete das Mili-<lb/> tär, die Vereine, die Beamten, Zöglinge des Mi-<lb/> litärpenſionats, Schüler aller Confeſſionen und<lb/> die Bevölkerung in den intereſſanteſten National-<lb/> trachten ein dichtes Spalier. Vierundzwanzig Ka-<lb/> nonenſchüſſe vom Caſtell verkündeten die Ankunft<lb/> des Zuges im Bahnhofe. Auf dem Perron hat-<lb/> ten ſich die Da en der höheren Functionäre, die<lb/> Beamten, der Gemeinderath, die fremden Wür-<lb/> denträger, die Stabsofficiere und die höhere Geiſt-<lb/> lichkeit eingefunden. Der Kronprinzeſſin Stefanie,<lb/> welche blühend ausſah und ein roſa Kleid mit<lb/> weißen Sternen trug, wurde von Fräulein v.<lb/> David ein Blumenbouquet überreicht. Die Kron-<lb/> prinzeſſin ſprach dann die Damen an, welche ihr<lb/> vorgeſtellt wurden, während der Kronprinz vom<lb/> Bürgermeiſter Muſtapha Beg Fadil Paſic in bos-<lb/> niſcher Sprache begrüßt wurde. Der Kronprinz<lb/> antwortete deutſch, daß es ihn freue, Bosniens<lb/> Hauptſtadt zu ſehen. Regierungsrath Hörmann<lb/> überſetzte die Rede ins Bosniſche. Nachdem der<lb/> Kronprinz noch einige Worte mit Erzbiſchof Stad-<lb/> ler, Metropolit Nikolajevic und der Oberin der<lb/> Schweſtern von Sacré Coeur gewechſelt, wurden<lb/> die Wagen beſtiegen. Zuerſt fuhr der Bürger-<lb/> meiſter, dann folgte ein großes berittenes Ban-<lb/> derium bosniſcher Begs und reicher Serben, zum<lb/> Theil mit prächtigen Waffen und auf reich orien-<lb/> toliſch geſchirrten Pferden, dann folgten das Kron-<lb/> prinzenpaar und Erzherzog Otto, das Gefolge<lb/> und die Deputationen. Der Zug ging bis zum<lb/> glänzend geſchmückten Gebäude der Landesregierung<lb/> in der Cemaluſaſtraße, wo das Abſteigequartier ge-<lb/> nommen wurde. Der Einzug glich einem Triumph-<lb/> zuge. Wie Donner hallten die Hoch- und Zwio-<lb/> Rufe durch die Straßen; dem ganzen Empfange<lb/> ſah man an, daß das Herz des Volkes dem<lb/> Kronprinzen entgegenjuble. Hauptſächlich die Mo-<lb/> hamedaner waren zu Tauſenden erſchienen. Nach<lb/> kurzer Ruhe verkündete Glockengeläute den Be-<lb/> ſuch des ſerbiſchen Domes, worauf der Beſuch<lb/> der Begowa Dſchamija und der katholiſchen Ca-<lb/> thedrale und die Rundfahrt durch die Stadt<lb/> folgte. — Vom geſtrigen Tage wäre bezüglich<lb/> der Fahrt von Banjaluka nach Gradiska zu er-<lb/> wähnen, daß in Maglaj am Verbas die Vertre-<lb/> tungen der italieniſchen und Tiroler Colonie und<lb/> der deutſchen Colonie bei Maglaj, „Windthorſt“,<lb/> erſchienen waren. In Gradiska wurde der ge-<lb/> ſchmückte Dampfer „Kulpa“ beſtiegen, mit dem<lb/> die Fahrt bis Sikovac angetreten wurde, das ſich<lb/> beſonders prächtig herausgeputzt hatte. Die Ufer-<lb/> bevölkerung begrüßte überall enthuſiaſtiſch das<lb/> Kronprinzenpaar. In Siekovac erwarteten Mini-<lb/> ſter <hi rendition="#g">Kallay</hi> und Sectionschef <hi rendition="#g">Janſekovic</hi><lb/> das hohe Paar. Die Bahnfehrt verlief Nachts<lb/> ohne Anſtand. In Doboj, wo die Höhen pracht-<lb/> voll beleuchtet waren und das alte Caſtell, wel-<lb/> ches illuminirt war, einen prächtigen Anblick bot,<lb/> fand ein kurzer Aufenthalt ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Das Befinden des deutſchen Kaiſers.)</hi> </head><lb/> <p>Die Lage iſt <hi rendition="#g">ernſt, ſehr ernſt</hi> geworden;<lb/> daran iſt jetzt leider kein Zweifel mehr. Die Er-<lb/> holungspauſe, die vorgeſtern Morgen dem ſchwer-<lb/> kranken Kaiſer gegönnt war, erwies ſich als von<lb/> nur ſehr kurzer Dauer. Die wiederholten Verſuche,<lb/> die geſunkenen Kräfte des hohen Patienten durch<lb/> flüſſige Nahrung zu heben, führten, wie<lb/> das „Berliner Tageblatt“ meldet, zu keinem<lb/> genügenden Reſultat; Schluckbeſchwerden und<lb/> Huſtenreiz ſtärkſten Grades verhinderten die Er-<lb/> nährung auf natürlichem Wege. In Folge deſſen<lb/> wurden dem Kaiſer ſtärkende Nahrungsmittel in<lb/> flüſſiger Form mittels der Schlundſonde direct<lb/> in den Magen geführt und ſo mindeſtens bewirkt,<lb/> daß die Entkräftigung nicht allzu raſche Fortſchritte<lb/> mache. Der hohe Patient verweilte noch einige<lb/> Male für kurze Zeit auf der Schloßteraſſe, ſchlief<lb/> auch Nachmittags einige Zeit und zeigte — nach<lb/> der Nahrungsaufnahme — einige Kräftigung.<lb/> Bald aber trat das Fieber in erhöhtem Grade auf, und<lb/> Se. Majeſtät mußte ſich wieder zu Bette begeben. Bei<lb/><cb/> der Abend-Conferenz der Aerzte zeigte ſich der Puls<lb/> raſch und ſchwach, das Fieber hochgradig, Kräftezu-<lb/> ſtand und Allgemeinbefinden ſehr wenig befriedigend.<lb/> An der Abend-Conferenz nahmen außer den ſtändig<lb/> um den Kaiſer beſchäftigten Aerzten auch die Pro-<lb/> feſſoren Krauſe und Leh<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>en Theil. Profeſſor<lb/> Bardeleben wurde noch für ſpäter erwartet und<lb/> dürfte wohl die Nacht über im Schloſſe bleiben.<lb/> Geſtern eingetroffene Nachrichten aus Schloß<lb/> Friedrichskron lauten ebenſo beunruhigend. Auch<lb/> hiernach iſt die Lage ſehr ernſt, und mit höchſter<lb/> Beſorgniß ſehen die behandelnden Arzte den<lb/> nächſten Tagen entgegen. Das Fieber war am<lb/> vorgeſtrigen Abend ſehr ſtark; nach den Schling-<lb/> beſchwerden, welche am ganzen verfloſſenen Tage<lb/> unvermindert fortdauerten, iſt die Speiſeröhre<lb/> ſtark afficirt, doch konnte immerhin noch nicht<lb/> feſtgeſtellt werden, ob das Grundübel auf dieſelbe<lb/> übergegriffen hat. Der hohe Patient hatte trotz<lb/> dieſes Zuſtandes kurze Zeit am Tage im Freien<lb/> zugebracht; auch wurde demſelben eine flüſſige<lb/> Nahrung zugeführt. Der ganze Zuſtand hat einen<lb/> beträchtlichen Kräfteverluſt zur Folge gehabt. —<lb/> Eine um Mitternacht aus Potsdam kommende<lb/> Meldung conſtatirt, daß in dem Befinden des<lb/> Kaiſers eine weitere, wenn auch nicht allzu be-<lb/> deutende Verſchlimmerung eingetreten ſei, und<lb/> daß die behandelnden Aerzte <hi rendition="#g">ſchon für die<lb/> nächſte Zeit in ſehr großer Beſorg-<lb/> niß</hi> ſind. In Friedrichskron ſind die Aerzte<lb/> Mackenzie, Wegener, Bardeleben und Hovell bei<lb/> dem hohen Patienten.</p><lb/> <p>Die Königin und der Prinz von Wales er-<lb/> hielten Telegramme von Mackenzie, wonach der<lb/> Kaiſer höchſt bedenklich rückfällig geworden. Der<lb/> Prinz von Wales iſt bereit, jeden Augenblick nach<lb/> Berlin zu reiſen. Derſelbe ſollte heute mit feier-<lb/> lichem Prunke dem Ascot-Wettrennen beiwohnen,<lb/> hat aber ſeine Theilnahme, nachdem das Tele-<lb/> gramm von Mackenzie eingetroffen, abgeſagt.<lb/> Sämmtliche Feierlichkeiten, verbunden mit dem<lb/> Ascot Tag, unterblieben. — Graf Hatzfeldt hatte<lb/> eine lange Audienz bei Salisbury, dem er das<lb/> letzte aus Berlin eingetroffene Bulletin mittheilte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Einquartierungs-Schwindel.)</hi> </head> <p>Vor den<lb/> Prager Geſchworenen begann geſtern ein ſenſa-<lb/> tioneller, für nicht weniger als drei Wochen an-<lb/> beraumter Betrugsproceß, in welchem ein ſehr<lb/> bekannter Hotelier, Wenzel Povolny, noch heute<lb/> Beſitzer des Hotels „Zum Kaiſer von Oeſterreich“<lb/> in Prag und der durch Selbſtmord geendete<lb/> Platzhauptmann, Franz Ludwig, die Hauptrolle<lb/> ſpielen. Der Erſtere iſt angeklagt des Verbrechens<lb/> des Betruges, begangen da<supplied>d</supplied>urch, daß er viele<lb/> Jahre hindurch im Einverſtändniſſe mit dem ge-<lb/> nannten Platzhauptmanne Tranſennalgebühren<lb/> für nichtbequartierte Officiere behob und dadurch<lb/> die Prager Stadtgemeinde um viele Tauſende<lb/> Gulden in frauduloſer Weiſe ſchädigte. Am 16.<lb/> März 1886 kam dieſe unlautere Manipulation<lb/> an’s Tageslicht und wenige Tage ſpäter, am<lb/> 23. März wurde Platzhauptmann Ludwig in<lb/> ſeinem Bureau als Leiche aufgefunden; er hatte<lb/> ſeinem Leben durch einen wohlgezielten Revolver-<lb/> ſchuß ein Ende gemacht. Man betrauerte allge-<lb/> mein das tragiſche Ende dieſes ebenſo ſtadtbe-<lb/> kannten und überall hochgeachteten Officiers und<lb/> erging ſich in den ſeltſamſten Vermuthungen<lb/> über die Motive des Selbſtmordes. Bald jedoch<lb/> ſollte das myſteriöſe Dunkel geklärt werden, indem<lb/> eines ſchönen Tages der Hotelier Povolny zum<lb/> Strafgerichte vorgeladen und ſofort dort behalten<lb/> wurde. Die Anzeige von den betrügeriſchen Mani-<lb/> pulationen des Hoteliers Povolny geſchah durch einen<lb/> von dieſem entlaſſenen Diener. Dieſer ſagte zu<lb/> einem gewiſſen Schuhbießer, daß in dem Hotel<lb/> in manchen Monaten nur zwei bis drei Officiere<lb/> einquartiert ſeien, daß aber Povolny die Ein-<lb/> quartierungsgebühren für viele Officiere erhalte<lb/> und einſtecke. Bekanntlich hat die Gemeinde die<lb/> Koſten für die Durchzugs-Einquartierung der<lb/> Armee-Angehörigen zu tragen, ſo daß durch derlei<lb/> betrügeriſche Machenſchaften nur ihr ein Schade<lb/> erwächſt. Es lag der Verdacht nahe, daß Platz-<lb/> hauptmann Franz Ludwig, welcher die Einquar-<lb/> tierungs-Anweiſungen auszufüllen hatte, mit Po-<lb/> volny zum Schaden der Gemeinde im Einver-<lb/> ſtändniß gehandelt habe, daß nämlich Ludwig auch<lb/> auf die Namen ſolcher Officiere, von denen er<lb/> wohl wußte, daß ſie bei Povolny nicht einquar-<lb/> tiert werden, Anweiſungen ausſtellte, und daß<lb/> Povolny dieſelben annahm, obwohl er wußte, daß<lb/> ſie falſch ſeien. Die Affaire wurde dem Bürger-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0005]
dert iſt, daher Herr Capellmeiſter Schubert die
Subſtituirung freundlichſt übernahm.
(Vierzigjähriges Dienſtjubiläum.) Der
hieſige k. k. Finanzbezirks-Commiſſär, Hr. Alois
Madl, begeht demnächſt ſein vierzigjähriges
Dienſtjubiläum.
(Das Schuellfahren der Fiaker.) In
Wien hat man jetzt energiſche Mittel ergriffen,
um dem Schnellfahren der Fiaker vorzubeugen.
Nachdem die Einhebung der Geldſtrafen von
Seite der übermüthigen Roſſelenker nicht gefruch-
tet hat — die Strafe wurde zumeiſt von dem
Cavalier oder Finanzmann, der im Wogen ſaß,
berappt — wird man die Kutſcher von nun an
nicht mehr zu Geldſtrafen, ſondern zu Arreſtſtra-
fen verurtheilen und die Eigenthümer des be-
treffenden Wagens mit dem Fahrverbote belegen.
Der bei den „Schnellfahrer“-Verhandlungen als
öffentlicher Ankläger fungirende Vertreter der
Staatsanwaltſchaft wird in allen Fällen auf Ver-
hängung einer Aereſtſtrafe plaidiren, und wenn
eine Geldſtrafe verhängt wird, dagegen die Be-
rufung anmelden. Das Bezirksgericht wird dem
Wunſche der Staatsanwaltſchaft um ſo eher Rech-
nung tragen, als die Anzahl der „Schnellſahrer“-
Verhandlungen in wahrhaft erſchreckender Weiſe ge-
wachſen iſt. Nachdem ſich in Olmütz ebenfalls die
Herren Roſſetenker das Vergnügen machen, Schnell-
fahrten zu veranſtalten und dadurch die Paſſanten
in Gefahr zu bringen, ſo wäre es nur angezeigt,
wenn das hieſige k. k. ſtädt. deleg. Bezirksgericht
bei „Schnellfahcer-Verhandlungen“ die ſcharfe
Wiener Praxis annehmen und zur Verhängung
von Arreſtſtrafen ſchreiten würde. Auch ſollte von
Seite der Polizei verlangt werden, daß jeder Kut-
ſcher, ehe derſelbe zu Fahrten zugelaſſen wird,
eine Prüfung darüber abzulegen habe, daß er
auch fahren könne und ſollten ein für allemal verboten
werden, daß der Kutſcher, während der Fahrt, den
Glimmſtengel im Munde hält.
(Selbſtmord.) Geſtern Abends, gegen 8 Uhr,
hat die Gattin des hieſigen Möbelhändlers, Herrn
Waſſervogel, Frau Emma Waſſervogel, in ihrer
Wohnung in einem Anfalle von Irrſinn durch
Erſchießen ihrem Leben ein Ende gemacht. Die
unglückliche Frau, welche bereits längere Zeit
hindurch an Trübſinn litt, war erſt jüngſt aus
einer Wiener Privatheilanſtalt, in der ſie ſich
befand, angeblich „geheilt“ entlaſſen worden und
hieher zurückgekehrt. Für den vom Schickſale ſo
ſchwer getroffenen Gatten, gibt ſich allgemeine
Theilnahme kund.
(Gefunden.) Am hieſigen Poſtamte wurden
vor einiger Zeit ein Stock zurückgelaſſen und
kann daſelbſt vom Eigenthümer in Empfang ge-
nommen werden.
(Die k. k. Officiere der Kriegsſchule)
werden in den Monaten Juni bis Auguſt l. J.
theilweiſe auch in Böhmen practiſche Uebungen
vornehmen und beabſichtigen dieſelben nach Durch-
führung der tactiſchen Uebungsreiſen noch die
Schlachtfelder Böhmens zu beſichtigen.
(Hunde-Streitung.) Der ſtädt. Waſen-
meiſter veranſtaltete heute Morgens eine Strei-
fung nach markenloſen Hunden. Im Ganzen
wurden 10 Hunde ohne Marken betroffen und
eingefangen.
(Verheerendes Gewitter.) Aus Laſchkau
wird geſchrieben: Am 7. d. ging über unſere
Gegend ein heftiges Gewitter mit Hagelſchlag nieder.
Der Blitz ſchlug in ein Gebäude der Ortſchaft
Luderžow und zündete; in und um Laſchkau wurden
die Felder ſo ſtark beſchädigt, daß viele Saaten ein-
geackert werden müſſen. Der Blitz ſchlug in ein
Stallgebäude des herrſchaftlichen Oeconomie-Pächters,
verletzte ein Pferd und lähmte einen Mann an der
Hand. Weiters fuhr ein Blitzſttahl in den herrſchaft-
lichen Teich und tödtete viele Fiſche, außerdem
wurden die Wege zerſtört und die Felder mit Ge-
rölle bedeckt. In der herrſchaftlichen Brauerei ſtand
das Waſſer fußhoch. Nur dadurch, daß die herr-
ſchaftlichen Teiche viel des Waſſers aufnahmen und
der ſolide Bau der Dämme den Durchbruch der
Gewäſſer verhinderte, wurde eine große Ueberſchwem-
mung verhütet.
(Exploſion.) Man meldet aus Mähriſch-
Oſtrau unterm 12. Juni: Heute Vormittags er-
folgte auf dem hieſigen Nordbahnhofe beim Ausladen
einer Partie Frictionszünder für Sprengzwecke die
Exploſion einer Kiſte dieſer Zünder, ohne glücklicher-
weiſe weiter um ſich zu greifen, was bei der großen
Menge der vorhandenen Exploſionsſtoffe leicht ge-
fährliche Dimenſionen hätte annehmen können. Drei
Arbeiter wurden verletzt, jedoch nicht lebensgefährlich.
Vom Tage.
(Das Krouprinzenpaar in Bosnien.)
Aus Sarajevo, 13. Juni wird gemeldet: Bei
herrlichſtem Wetter unter brauſenden Zurufen der
geſammten Bevölkerung iſt das Kronprinzenpaar
ſoeben in Bosniens glänzend geſchmückter Haupt-
ſtadt eingetroffen. Vom Bahnhofe bis in die
Stadt, eine halbe Meile lang, bildete das Mili-
tär, die Vereine, die Beamten, Zöglinge des Mi-
litärpenſionats, Schüler aller Confeſſionen und
die Bevölkerung in den intereſſanteſten National-
trachten ein dichtes Spalier. Vierundzwanzig Ka-
nonenſchüſſe vom Caſtell verkündeten die Ankunft
des Zuges im Bahnhofe. Auf dem Perron hat-
ten ſich die Da en der höheren Functionäre, die
Beamten, der Gemeinderath, die fremden Wür-
denträger, die Stabsofficiere und die höhere Geiſt-
lichkeit eingefunden. Der Kronprinzeſſin Stefanie,
welche blühend ausſah und ein roſa Kleid mit
weißen Sternen trug, wurde von Fräulein v.
David ein Blumenbouquet überreicht. Die Kron-
prinzeſſin ſprach dann die Damen an, welche ihr
vorgeſtellt wurden, während der Kronprinz vom
Bürgermeiſter Muſtapha Beg Fadil Paſic in bos-
niſcher Sprache begrüßt wurde. Der Kronprinz
antwortete deutſch, daß es ihn freue, Bosniens
Hauptſtadt zu ſehen. Regierungsrath Hörmann
überſetzte die Rede ins Bosniſche. Nachdem der
Kronprinz noch einige Worte mit Erzbiſchof Stad-
ler, Metropolit Nikolajevic und der Oberin der
Schweſtern von Sacré Coeur gewechſelt, wurden
die Wagen beſtiegen. Zuerſt fuhr der Bürger-
meiſter, dann folgte ein großes berittenes Ban-
derium bosniſcher Begs und reicher Serben, zum
Theil mit prächtigen Waffen und auf reich orien-
toliſch geſchirrten Pferden, dann folgten das Kron-
prinzenpaar und Erzherzog Otto, das Gefolge
und die Deputationen. Der Zug ging bis zum
glänzend geſchmückten Gebäude der Landesregierung
in der Cemaluſaſtraße, wo das Abſteigequartier ge-
nommen wurde. Der Einzug glich einem Triumph-
zuge. Wie Donner hallten die Hoch- und Zwio-
Rufe durch die Straßen; dem ganzen Empfange
ſah man an, daß das Herz des Volkes dem
Kronprinzen entgegenjuble. Hauptſächlich die Mo-
hamedaner waren zu Tauſenden erſchienen. Nach
kurzer Ruhe verkündete Glockengeläute den Be-
ſuch des ſerbiſchen Domes, worauf der Beſuch
der Begowa Dſchamija und der katholiſchen Ca-
thedrale und die Rundfahrt durch die Stadt
folgte. — Vom geſtrigen Tage wäre bezüglich
der Fahrt von Banjaluka nach Gradiska zu er-
wähnen, daß in Maglaj am Verbas die Vertre-
tungen der italieniſchen und Tiroler Colonie und
der deutſchen Colonie bei Maglaj, „Windthorſt“,
erſchienen waren. In Gradiska wurde der ge-
ſchmückte Dampfer „Kulpa“ beſtiegen, mit dem
die Fahrt bis Sikovac angetreten wurde, das ſich
beſonders prächtig herausgeputzt hatte. Die Ufer-
bevölkerung begrüßte überall enthuſiaſtiſch das
Kronprinzenpaar. In Siekovac erwarteten Mini-
ſter Kallay und Sectionschef Janſekovic
das hohe Paar. Die Bahnfehrt verlief Nachts
ohne Anſtand. In Doboj, wo die Höhen pracht-
voll beleuchtet waren und das alte Caſtell, wel-
ches illuminirt war, einen prächtigen Anblick bot,
fand ein kurzer Aufenthalt ſtatt.
(Das Befinden des deutſchen Kaiſers.)
Die Lage iſt ernſt, ſehr ernſt geworden;
daran iſt jetzt leider kein Zweifel mehr. Die Er-
holungspauſe, die vorgeſtern Morgen dem ſchwer-
kranken Kaiſer gegönnt war, erwies ſich als von
nur ſehr kurzer Dauer. Die wiederholten Verſuche,
die geſunkenen Kräfte des hohen Patienten durch
flüſſige Nahrung zu heben, führten, wie
das „Berliner Tageblatt“ meldet, zu keinem
genügenden Reſultat; Schluckbeſchwerden und
Huſtenreiz ſtärkſten Grades verhinderten die Er-
nährung auf natürlichem Wege. In Folge deſſen
wurden dem Kaiſer ſtärkende Nahrungsmittel in
flüſſiger Form mittels der Schlundſonde direct
in den Magen geführt und ſo mindeſtens bewirkt,
daß die Entkräftigung nicht allzu raſche Fortſchritte
mache. Der hohe Patient verweilte noch einige
Male für kurze Zeit auf der Schloßteraſſe, ſchlief
auch Nachmittags einige Zeit und zeigte — nach
der Nahrungsaufnahme — einige Kräftigung.
Bald aber trat das Fieber in erhöhtem Grade auf, und
Se. Majeſtät mußte ſich wieder zu Bette begeben. Bei
der Abend-Conferenz der Aerzte zeigte ſich der Puls
raſch und ſchwach, das Fieber hochgradig, Kräftezu-
ſtand und Allgemeinbefinden ſehr wenig befriedigend.
An der Abend-Conferenz nahmen außer den ſtändig
um den Kaiſer beſchäftigten Aerzten auch die Pro-
feſſoren Krauſe und Leh_en Theil. Profeſſor
Bardeleben wurde noch für ſpäter erwartet und
dürfte wohl die Nacht über im Schloſſe bleiben.
Geſtern eingetroffene Nachrichten aus Schloß
Friedrichskron lauten ebenſo beunruhigend. Auch
hiernach iſt die Lage ſehr ernſt, und mit höchſter
Beſorgniß ſehen die behandelnden Arzte den
nächſten Tagen entgegen. Das Fieber war am
vorgeſtrigen Abend ſehr ſtark; nach den Schling-
beſchwerden, welche am ganzen verfloſſenen Tage
unvermindert fortdauerten, iſt die Speiſeröhre
ſtark afficirt, doch konnte immerhin noch nicht
feſtgeſtellt werden, ob das Grundübel auf dieſelbe
übergegriffen hat. Der hohe Patient hatte trotz
dieſes Zuſtandes kurze Zeit am Tage im Freien
zugebracht; auch wurde demſelben eine flüſſige
Nahrung zugeführt. Der ganze Zuſtand hat einen
beträchtlichen Kräfteverluſt zur Folge gehabt. —
Eine um Mitternacht aus Potsdam kommende
Meldung conſtatirt, daß in dem Befinden des
Kaiſers eine weitere, wenn auch nicht allzu be-
deutende Verſchlimmerung eingetreten ſei, und
daß die behandelnden Aerzte ſchon für die
nächſte Zeit in ſehr großer Beſorg-
niß ſind. In Friedrichskron ſind die Aerzte
Mackenzie, Wegener, Bardeleben und Hovell bei
dem hohen Patienten.
Die Königin und der Prinz von Wales er-
hielten Telegramme von Mackenzie, wonach der
Kaiſer höchſt bedenklich rückfällig geworden. Der
Prinz von Wales iſt bereit, jeden Augenblick nach
Berlin zu reiſen. Derſelbe ſollte heute mit feier-
lichem Prunke dem Ascot-Wettrennen beiwohnen,
hat aber ſeine Theilnahme, nachdem das Tele-
gramm von Mackenzie eingetroffen, abgeſagt.
Sämmtliche Feierlichkeiten, verbunden mit dem
Ascot Tag, unterblieben. — Graf Hatzfeldt hatte
eine lange Audienz bei Salisbury, dem er das
letzte aus Berlin eingetroffene Bulletin mittheilte.
(Einquartierungs-Schwindel.) Vor den
Prager Geſchworenen begann geſtern ein ſenſa-
tioneller, für nicht weniger als drei Wochen an-
beraumter Betrugsproceß, in welchem ein ſehr
bekannter Hotelier, Wenzel Povolny, noch heute
Beſitzer des Hotels „Zum Kaiſer von Oeſterreich“
in Prag und der durch Selbſtmord geendete
Platzhauptmann, Franz Ludwig, die Hauptrolle
ſpielen. Der Erſtere iſt angeklagt des Verbrechens
des Betruges, begangen dadurch, daß er viele
Jahre hindurch im Einverſtändniſſe mit dem ge-
nannten Platzhauptmanne Tranſennalgebühren
für nichtbequartierte Officiere behob und dadurch
die Prager Stadtgemeinde um viele Tauſende
Gulden in frauduloſer Weiſe ſchädigte. Am 16.
März 1886 kam dieſe unlautere Manipulation
an’s Tageslicht und wenige Tage ſpäter, am
23. März wurde Platzhauptmann Ludwig in
ſeinem Bureau als Leiche aufgefunden; er hatte
ſeinem Leben durch einen wohlgezielten Revolver-
ſchuß ein Ende gemacht. Man betrauerte allge-
mein das tragiſche Ende dieſes ebenſo ſtadtbe-
kannten und überall hochgeachteten Officiers und
erging ſich in den ſeltſamſten Vermuthungen
über die Motive des Selbſtmordes. Bald jedoch
ſollte das myſteriöſe Dunkel geklärt werden, indem
eines ſchönen Tages der Hotelier Povolny zum
Strafgerichte vorgeladen und ſofort dort behalten
wurde. Die Anzeige von den betrügeriſchen Mani-
pulationen des Hoteliers Povolny geſchah durch einen
von dieſem entlaſſenen Diener. Dieſer ſagte zu
einem gewiſſen Schuhbießer, daß in dem Hotel
in manchen Monaten nur zwei bis drei Officiere
einquartiert ſeien, daß aber Povolny die Ein-
quartierungsgebühren für viele Officiere erhalte
und einſtecke. Bekanntlich hat die Gemeinde die
Koſten für die Durchzugs-Einquartierung der
Armee-Angehörigen zu tragen, ſo daß durch derlei
betrügeriſche Machenſchaften nur ihr ein Schade
erwächſt. Es lag der Verdacht nahe, daß Platz-
hauptmann Franz Ludwig, welcher die Einquar-
tierungs-Anweiſungen auszufüllen hatte, mit Po-
volny zum Schaden der Gemeinde im Einver-
ſtändniß gehandelt habe, daß nämlich Ludwig auch
auf die Namen ſolcher Officiere, von denen er
wohl wußte, daß ſie bei Povolny nicht einquar-
tiert werden, Anweiſungen ausſtellte, und daß
Povolny dieſelben annahm, obwohl er wußte, daß
ſie falſch ſeien. Die Affaire wurde dem Bürger-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |