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Mährisches Tagblatt. Nr. 166, Olmütz, 24.07.1893.

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Mährisches
Tagblatt.

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cenbureau in Hamburg, sowie
sämmtl. conc. Insertionsbu-
reaus des In- u. Auslandes.
Manuscripte werden nicht
zurückgestellt.


Telephon Nr. 9.




Nr. 166. Olmütz, Montag den 24. Juli 1893. 14. Jahrgang.


[Spaltenumbruch]
Kriegsminister Frh. v. Bauer +.


Aus dem Lager, in dem Oesterreich ist, hat
der Tod einen Streiter abberufen, der als ein
leuchtendes Vorbild Aller, die dem Feldruf für
Kaiser und Reich folgen, auf seinem Posten stand.
Es ist schmerzliche Wahrheit geworden, was die
Hiobspost befürchten ließ, die Freitag die traurige
Botschaft von der schweren Erkrankung des Reichs-
kriegsminister brachte. Freiherr v. Bauer ist todt.
Samstag Nachts gegen 11 Uhr hat er seinen
letzten Kampf bestanden. Oesterreich hat einen
seiner besten Söhne, die Armee einen erprobten,
ruhmgektönten Führer, einen ihrer tüchtigsten
Strategen, einen Soldaten verloren, der nicht
nur durch ritterliche Gesinnung und Tapferkeit,
sondern auch durch hohes Wissen, durch universelle
Bildung sich auszeichnete. Freiherr v. Bauer war
ein moderner General, ein Mann, der seine Zeit
verstand, ein Officier, der nicht nur das blanke
Schwert, sondern auch die Waffen des Geistes
trefflich zu handhaben wußte.

Als Freiherr von Bauer am 18. März
1888 an die Stelle des Grafen Bylandt-Rheidt
trat, wurden manche Bedenken laut, ob es ihm,
der bis daher nur Gelegenheit hatte, seine Fähig-
keiten im activen Dienste zu erproben, auch ge-
lingen werde, als Administrator der Armee Tüchtiges
zu leisten. Nun, in den fünf Jahren, in welchen
Freiberr von Bauer sein verantwortungsvolles
Amt als Reichskriegsminister innehatte, hat er
den Beweis erbracht, daß die Wahl, die ihn auf
diesen Posten stellte, keine verfehlte war. Er hat
sich wie auf strategischem und tactischem Gebiete,
auch auf dem ihm weniger vertrauten Felde der
Verwaltungsarbeit als ein umsichtiger und ziel-
[Spaltenumbruch] bewußter Führer, als ein Mann von festem
Willen und eigener Initiative erwiesen. Unter
seiner Leitung wurde das Territorial-System aus-
gestaltet, die Reform der technischen Truppen in
Angriff genommen und eine Reihe wichtiger or-
ganisatorischer Maßnahmen durchgeführt. Frei-
lich, ob alle seine Reformen, die vom rein mili-
tärischen Standpunct unanfechtbar sein mögen,
sich auch gegenüber den eigenartigen nationalen
und politischen Verhältnissen Oesterreichs bewährt
werden, das zu erweisen, ist der Zukunft vorbe-
halten.

In den parlamentarischen Kämpfen stellte
Freiherr von Bauer allzeit seinen Mann, er
sprach stets streng sachlich und besaß im hohen
Grade die Gabe, bei aller Schlichtheit seiner Rede,
zu überzeugen. Er ging als echter Soldat geraden
Wegs auf sein Ziel los, und in den letzten Jah-
ren hat es sich nie ereignet, daß er auf einen
wesentlichen Punct seiner Forderungen hätte ver-
zichten müssen. Nur den Ansprüchen Ungarns
vermochte auch er nicht immer Stand zu halten,
und wie weit er den nationalen Forderungen der
jenseitigen Reichshälfte nachgab, das hat erst in
jüngster Zeit jener vielbesprochene, auch in diesen
Blättern behandelte Erlaß dargethan, der bestimmt,
daß jede ungarische Eingabe auch an nichtunga-
rische Regiments-Commanden in ungarischer
Sprache zu beantworten ist.

Aber es wäre Unrecht, sagt die "Bohemia,"
der wir diesen Artikel entnehmen, wenn man behaup-
ten wollte, daß Freih. v. Bauer den Werth der
deutschen Sprache als die Sprache der gemein-
samen Armee unterschätzt hätte. Er hat für dieses
Binde- und Verständigungsmittel, für die Sprache
des Staates und des Heeres manches treffende
Wort gesprochen, nur geschah es nicht so oft, als
[Spaltenumbruch] die gegenwärtigen Verhältnisse es erheischen. Aber
daß er ein deutsches Herz besaß und die eherne
Nothwendigkeit der Vertheidigung des nationalen
Besitzstandes unseres Volkes anerkannte, das be-
weist sein Dank- und Anerkennungsschreiben, das
er dem deutschen Schulverein gesandt. Wir ver-
lieren an dem Heimgegangenen wenn auch keinen
eifrigen Mitstreiter, so doch einen Freund unserer
Sache. Ueber das ruhmreiche Soldatenleben, das
so unerwartet seinen Abschluß fand, seien hier
folgende Daten angeführt:

FZM. Ferdinand Freiherr von
Bauer
wurde am 7. März 1825 zu Lemberg
geboren. Im Alter von elf Jahren trat er als
Zögling in die Ingenieur-Akademie ein, welche
er im Jahre 1841 als Unterlieutenant verließ.
Er legte den höheren Curs zurück und wurde
sodann im Ingenieur-Corps eingereiht. In diesem
avancirte er 1845 zum Oberlieutenant und
1848 zum Capitän-Lieutenant. 1849 wurde
Bauer wirklicher Hauptmann und ward zur
Infanterie übersetzt, im Jahre 1854 erfolgte
seine Ernennung zum Major im Infanterie-
Regimente Erzherzog Ernst. An dem Feldzuge
des Jahres 1859 nahm er als Grenadier-
Bataillons-Commandant theil, und für seine
vorzügliche Haltung in der Schlacht bei Sol-
ferino wurde er mit dem Militär-Verdienst-
kreuze ausgezeichnet. Von 1859 bis 1862 avan-
cirte Bauer bis in die Obersten-Charge, und
beim Ausbruche des Krieges im Jahre 1866
wurde er zum Brigadier im 5. Armeecorps,
welches der italienischen Armee angehörte, ernannt.
Die Schlacht bei Custozza bot dem Brigadier
Bauer, welcher die Inft.-Regts 28 und 70, das
19. Jägerbataillon und eine vierpfündige Fuß-
batterie befehligte, Gelegenheit zu einer hervor-




[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Mekka als Ursprungsherd der
Cholera.

Von Gerhard Kohlfs.

In der letzten Zeit ist einmal wieder in allen
Zeitungen die Rede vom Ausbruch der Cholera
in Mekka. Man schreibt von Tausenden, die ihr
Leben dort eingebüßt haben sollen, und ich glaube
nicht, daß die Angaben übertrieben sind. Ich
möchte sogar entgegen der Meinung des Professors
Koch, der den Ursprungsherd der Cholera nach
Indien hinverlegt, die Behauptung aufstellen, daß
der eigentliche Ursprungsherd in Mekka zu suchen
sei. Von hier aus verbreitet sich die Cholera nach
allen Himmelsgegenden; denn hier strömen die
"Gläubigen" der ganzen Erde zusammen.

Es ist bekannt, daß nicht Mohamed es war,
der den Cult der Kaaba einführte, er bestand
schon lange Zeit vor ihm. Nach dem Glauben
der Araber hatte Abraham, von dem sie abzu-
stammen behaupten, den göttlichen Befehl erhal-
ten, in Mekka einen heiligen Tempel zu erbauen;
er verließ deßhalb Syrien, um dem Befehl zu
gehorchen, kam nach Arabien und stiftete die Kaaba.
Sein Sohn Ismael half ihm bei den Arbeiten.
Dieser Tempel war der bedeutendste der alten
[Spaltenumbruch] Juden und Araber. Im Jahre 629 begab sich
Mohamed mit einem Gefolge von 2000 Menschen
zum ersten Mal nach der Kaaba, zerstörte die
darin aufgestellten Götzen und weihte das Heilig-
thum dem Dienste des einzigen Gottes. Das
Verbot für Ungläubige, den Tempel zu betreten,
rührt nicht von Mohamed her, sondern es war
Omar, der den Ungläubigen die Annäherung an
den Tempel verbot und mit der Zeit wurde dieses
Verbot auf ganz Mekka ausgedehnt. Im Jahre
632 pilgerte Mohamed, gefolgt von 90.000
Menschen, wie einige, von 114.000 Anhängern,
wie andere behaupten, nach Mekka und setzte die
Ceremonien fest, die zu beobachten sind, um zur
ewigen Glückseligkeit zu gelangen. So sagt uns
wenigstens M. Caussin de Perceval. Mit pein-
lichster Genauigkeit halten nun die Gläubigen
darauf, diese Gebräuche nachzuahmen. Unter an-
derem war Mohamed am 10. Djul-Hadje (9.
März 632) nach dem Frühgebet zu einer Station
Al Meschar el Harem gekommen, durchquerte das
Thal Bathu-Mohassar und kam in's Thal von
Muna (Menaa). Er kam an verschiedenen Oert-
lichkeiten vorbei, wo der Dämon sich Abraham
gezeigt hatte, warf gegen jede dieser Stellen sieben
kleine Kieselchen und begab sich in sein Zelt,
welches man tags vorher für ihn aufgeschlagen
hatte. Dann ließ er die Kameele bringen, die
zum Opfer bestimmt waren, und opferte mit
eigener Hand 63 Stück, er gab auch 63 Scla-
ven die Freiheit, eine Zahl, die der seiner Jahre
[Spaltenumbruch] gleich war. 37 andere Kameele wurden von Ali
geopfert.

Da nun des Propheten Begleiter, etwa
100 000 an der Zahl, eine fast ebenso große
Menge von Thieren aller Art schlachteten, kann man
denken, in welcher Blutlache die Menschen wate-
ten, und da man seit nunmehr über 1200 Jahren
stets eine gleiche Menge und stets an derselben
Stelle schlachtet, so muß diese Gegend ganz von
Blut durchtränkt sein und einen Herd für die
Entwicklung von Krankheiten abgeben wie keine
andere. Daran hat der selige Mohamed freilich
nicht gedacht.

Burton, der selbst in Mekka war, wie vor
ihm und nach ihm manche Europäer -- obgleich
die Gläubigeu behaupten, jeder Ungläubige müßte
sterben, sobald er Mekkas ansichtig würde --
äußert sich folgendermaßen über das abscheuliche
Schlachtfest: "Wir hatten Eile, um in Mekka
zur Zeit der Predigt zurück zu sein, und ich be-
sonders war bestrebt, dem jetzt pestilenzialischen
Geruch der Luft der Muna (Menaa) zu entkom-
men. Das Land stank buchstäblich. Fünf- oder
sechstausend Thiere waren abgeschlachtet und zer-
schnitten worden in des Teufels Punschbowle.
Ich überlasse es der Einbildungskraft des Lesers,
sich das übrige auszumalen. Dem Uebel könnte
durch Errichtung von Schlachthäusern abgehol-
fen werden oder leichter noch, indem man
Gräben zöge und allen Pilgern bei Geldstrafe
beföhle, an demselben Orte zu opfern. Unglück-


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Das
„Mähriſche Tagblatt“
erſcheint mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage täglich.
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Mähriſches
Tagblatt.

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ſämmtl. conc. Inſertionsbu-
reaus des In- u. Auslandes.
Manuſcripte werden nicht
zurückgeſtellt.


Telephon Nr. 9.




Nr. 166. Olmütz, Montag den 24. Juli 1893. 14. Jahrgang.


[Spaltenumbruch]
Kriegsminiſter Frh. v. Bauer †.


Aus dem Lager, in dem Oeſterreich iſt, hat
der Tod einen Streiter abberufen, der als ein
leuchtendes Vorbild Aller, die dem Feldruf für
Kaiſer und Reich folgen, auf ſeinem Poſten ſtand.
Es iſt ſchmerzliche Wahrheit geworden, was die
Hiobspoſt befürchten ließ, die Freitag die traurige
Botſchaft von der ſchweren Erkrankung des Reichs-
kriegsminiſter brachte. Freiherr v. Bauer iſt todt.
Samſtag Nachts gegen 11 Uhr hat er ſeinen
letzten Kampf beſtanden. Oeſterreich hat einen
ſeiner beſten Söhne, die Armee einen erprobten,
ruhmgektönten Führer, einen ihrer tüchtigſten
Strategen, einen Soldaten verloren, der nicht
nur durch ritterliche Geſinnung und Tapferkeit,
ſondern auch durch hohes Wiſſen, durch univerſelle
Bildung ſich auszeichnete. Freiherr v. Bauer war
ein moderner General, ein Mann, der ſeine Zeit
verſtand, ein Officier, der nicht nur das blanke
Schwert, ſondern auch die Waffen des Geiſtes
trefflich zu handhaben wußte.

Als Freiherr von Bauer am 18. März
1888 an die Stelle des Grafen Bylandt-Rheidt
trat, wurden manche Bedenken laut, ob es ihm,
der bis daher nur Gelegenheit hatte, ſeine Fähig-
keiten im activen Dienſte zu erproben, auch ge-
lingen werde, als Adminiſtrator der Armee Tüchtiges
zu leiſten. Nun, in den fünf Jahren, in welchen
Freiberr von Bauer ſein verantwortungsvolles
Amt als Reichskriegsminiſter innehatte, hat er
den Beweis erbracht, daß die Wahl, die ihn auf
dieſen Poſten ſtellte, keine verfehlte war. Er hat
ſich wie auf ſtrategiſchem und tactiſchem Gebiete,
auch auf dem ihm weniger vertrauten Felde der
Verwaltungsarbeit als ein umſichtiger und ziel-
[Spaltenumbruch] bewußter Führer, als ein Mann von feſtem
Willen und eigener Initiative erwieſen. Unter
ſeiner Leitung wurde das Territorial-Syſtem aus-
geſtaltet, die Reform der techniſchen Truppen in
Angriff genommen und eine Reihe wichtiger or-
ganiſatoriſcher Maßnahmen durchgeführt. Frei-
lich, ob alle ſeine Reformen, die vom rein mili-
täriſchen Standpunct unanfechtbar ſein mögen,
ſich auch gegenüber den eigenartigen nationalen
und politiſchen Verhältniſſen Oeſterreichs bewährt
werden, das zu erweiſen, iſt der Zukunft vorbe-
halten.

In den parlamentariſchen Kämpfen ſtellte
Freiherr von Bauer allzeit ſeinen Mann, er
ſprach ſtets ſtreng ſachlich und beſaß im hohen
Grade die Gabe, bei aller Schlichtheit ſeiner Rede,
zu überzeugen. Er ging als echter Soldat geraden
Wegs auf ſein Ziel los, und in den letzten Jah-
ren hat es ſich nie ereignet, daß er auf einen
weſentlichen Punct ſeiner Forderungen hätte ver-
zichten müſſen. Nur den Anſprüchen Ungarns
vermochte auch er nicht immer Stand zu halten,
und wie weit er den nationalen Forderungen der
jenſeitigen Reichshälfte nachgab, das hat erſt in
jüngſter Zeit jener vielbeſprochene, auch in dieſen
Blättern behandelte Erlaß dargethan, der beſtimmt,
daß jede ungariſche Eingabe auch an nichtunga-
riſche Regiments-Commanden in ungariſcher
Sprache zu beantworten iſt.

Aber es wäre Unrecht, ſagt die „Bohemia,“
der wir dieſen Artikel entnehmen, wenn man behaup-
ten wollte, daß Freih. v. Bauer den Werth der
deutſchen Sprache als die Sprache der gemein-
ſamen Armee unterſchätzt hätte. Er hat für dieſes
Binde- und Verſtändigungsmittel, für die Sprache
des Staates und des Heeres manches treffende
Wort geſprochen, nur geſchah es nicht ſo oft, als
[Spaltenumbruch] die gegenwärtigen Verhältniſſe es erheiſchen. Aber
daß er ein deutſches Herz beſaß und die eherne
Nothwendigkeit der Vertheidigung des nationalen
Beſitzſtandes unſeres Volkes anerkannte, das be-
weiſt ſein Dank- und Anerkennungsſchreiben, das
er dem deutſchen Schulverein geſandt. Wir ver-
lieren an dem Heimgegangenen wenn auch keinen
eifrigen Mitſtreiter, ſo doch einen Freund unſerer
Sache. Ueber das ruhmreiche Soldatenleben, das
ſo unerwartet ſeinen Abſchluß fand, ſeien hier
folgende Daten angeführt:

FZM. Ferdinand Freiherr von
Bauer
wurde am 7. März 1825 zu Lemberg
geboren. Im Alter von elf Jahren trat er als
Zögling in die Ingenieur-Akademie ein, welche
er im Jahre 1841 als Unterlieutenant verließ.
Er legte den höheren Curs zurück und wurde
ſodann im Ingenieur-Corps eingereiht. In dieſem
avancirte er 1845 zum Oberlieutenant und
1848 zum Capitän-Lieutenant. 1849 wurde
Bauer wirklicher Hauptmann und ward zur
Infanterie überſetzt, im Jahre 1854 erfolgte
ſeine Ernennung zum Major im Infanterie-
Regimente Erzherzog Ernſt. An dem Feldzuge
des Jahres 1859 nahm er als Grenadier-
Bataillons-Commandant theil, und für ſeine
vorzügliche Haltung in der Schlacht bei Sol-
ferino wurde er mit dem Militär-Verdienſt-
kreuze ausgezeichnet. Von 1859 bis 1862 avan-
cirte Bauer bis in die Oberſten-Charge, und
beim Ausbruche des Krieges im Jahre 1866
wurde er zum Brigadier im 5. Armeecorps,
welches der italieniſchen Armee angehörte, ernannt.
Die Schlacht bei Cuſtozza bot dem Brigadier
Bauer, welcher die Inft.-Regts 28 und 70, das
19. Jägerbataillon und eine vierpfündige Fuß-
batterie befehligte, Gelegenheit zu einer hervor-




[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Mekka als Urſprungsherd der
Cholera.

Von Gerhard Kohlfs.

In der letzten Zeit iſt einmal wieder in allen
Zeitungen die Rede vom Ausbruch der Cholera
in Mekka. Man ſchreibt von Tauſenden, die ihr
Leben dort eingebüßt haben ſollen, und ich glaube
nicht, daß die Angaben übertrieben ſind. Ich
möchte ſogar entgegen der Meinung des Profeſſors
Koch, der den Urſprungsherd der Cholera nach
Indien hinverlegt, die Behauptung aufſtellen, daß
der eigentliche Urſprungsherd in Mekka zu ſuchen
ſei. Von hier aus verbreitet ſich die Cholera nach
allen Himmelsgegenden; denn hier ſtrömen die
„Gläubigen“ der ganzen Erde zuſammen.

Es iſt bekannt, daß nicht Mohamed es war,
der den Cult der Kaaba einführte, er beſtand
ſchon lange Zeit vor ihm. Nach dem Glauben
der Araber hatte Abraham, von dem ſie abzu-
ſtammen behaupten, den göttlichen Befehl erhal-
ten, in Mekka einen heiligen Tempel zu erbauen;
er verließ deßhalb Syrien, um dem Befehl zu
gehorchen, kam nach Arabien und ſtiftete die Kaaba.
Sein Sohn Ismael half ihm bei den Arbeiten.
Dieſer Tempel war der bedeutendſte der alten
[Spaltenumbruch] Juden und Araber. Im Jahre 629 begab ſich
Mohamed mit einem Gefolge von 2000 Menſchen
zum erſten Mal nach der Kaaba, zerſtörte die
darin aufgeſtellten Götzen und weihte das Heilig-
thum dem Dienſte des einzigen Gottes. Das
Verbot für Ungläubige, den Tempel zu betreten,
rührt nicht von Mohamed her, ſondern es war
Omar, der den Ungläubigen die Annäherung an
den Tempel verbot und mit der Zeit wurde dieſes
Verbot auf ganz Mekka ausgedehnt. Im Jahre
632 pilgerte Mohamed, gefolgt von 90.000
Menſchen, wie einige, von 114.000 Anhängern,
wie andere behaupten, nach Mekka und ſetzte die
Ceremonien feſt, die zu beobachten ſind, um zur
ewigen Glückſeligkeit zu gelangen. So ſagt uns
wenigſtens M. Cauſſin de Perceval. Mit pein-
lichſter Genauigkeit halten nun die Gläubigen
darauf, dieſe Gebräuche nachzuahmen. Unter an-
derem war Mohamed am 10. Djul-Hadje (9.
März 632) nach dem Frühgebet zu einer Station
Al Meſchar el Harem gekommen, durchquerte das
Thal Bathu-Mohaſſar und kam in’s Thal von
Muna (Menaa). Er kam an verſchiedenen Oert-
lichkeiten vorbei, wo der Dämon ſich Abraham
gezeigt hatte, warf gegen jede dieſer Stellen ſieben
kleine Kieſelchen und begab ſich in ſein Zelt,
welches man tags vorher für ihn aufgeſchlagen
hatte. Dann ließ er die Kameele bringen, die
zum Opfer beſtimmt waren, und opferte mit
eigener Hand 63 Stück, er gab auch 63 Scla-
ven die Freiheit, eine Zahl, die der ſeiner Jahre
[Spaltenumbruch] gleich war. 37 andere Kameele wurden von Ali
geopfert.

Da nun des Propheten Begleiter, etwa
100 000 an der Zahl, eine faſt ebenſo große
Menge von Thieren aller Art ſchlachteten, kann man
denken, in welcher Blutlache die Menſchen wate-
ten, und da man ſeit nunmehr über 1200 Jahren
ſtets eine gleiche Menge und ſtets an derſelben
Stelle ſchlachtet, ſo muß dieſe Gegend ganz von
Blut durchtränkt ſein und einen Herd für die
Entwicklung von Krankheiten abgeben wie keine
andere. Daran hat der ſelige Mohamed freilich
nicht gedacht.

Burton, der ſelbſt in Mekka war, wie vor
ihm und nach ihm manche Europäer — obgleich
die Gläubigeu behaupten, jeder Ungläubige müßte
ſterben, ſobald er Mekkas anſichtig würde —
äußert ſich folgendermaßen über das abſcheuliche
Schlachtfeſt: „Wir hatten Eile, um in Mekka
zur Zeit der Predigt zurück zu ſein, und ich be-
ſonders war beſtrebt, dem jetzt peſtilenzialiſchen
Geruch der Luft der Muna (Menaa) zu entkom-
men. Das Land ſtank buchſtäblich. Fünf- oder
ſechstauſend Thiere waren abgeſchlachtet und zer-
ſchnitten worden in des Teufels Punſchbowle.
Ich überlaſſe es der Einbildungskraft des Leſers,
ſich das übrige auszumalen. Dem Uebel könnte
durch Errichtung von Schlachthäuſern abgehol-
fen werden oder leichter noch, indem man
Gräben zöge und allen Pilgern bei Geldſtrafe
beföhle, an demſelben Orte zu opfern. Unglück-


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[[1]/0001] Das „Mähriſche Tagblatt“ erſcheint mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage täglich. Ausgabe 2 Uhr Nachmittag im Adminiſtrationslocale Niederring Nr. 41 neu Abonnement für Olmütz: Ganzjährig fl. 10.— Halbjährig „ 5.— Vierteljährig „ 2.50 Monatlich „ —.90 Zuſtellung ins Haus monat- lich 10 kr. Auswärts durch die Poſt: Ganzjährig fl. 14.— Halbjährig „ 7.— Vierteljährig „ 3.50 Einzelne Nummern 5 kr. Telephon Nr. 9. Mähriſches Tagblatt. Inſertionsgebühren nach aufliegendem Tarif. Außerhalb Olmütz überneh- men Inſertions-Aufträge: Heinrich Schalek, Annon- cen-Exped in Wien, I. Woll- zeile Nr. 11, Haasenstein & Vogler, in Wien, Buda- peſt, Berlin, Frankfurt a. M. Hamburg, Baſel und Leipzig. Alois Opellik, in Wien, Red. Mosse in Wien, München u. Berlin, M. Dukes , Wien, I. Schulerſtraße 8. G. L. Daube, und Co., Frankfurt a. M. Karoly u. Liebmann’s Annon- cenbureau in Hamburg, ſowie ſämmtl. conc. Inſertionsbu- reaus des In- u. Auslandes. Manuſcripte werden nicht zurückgeſtellt. Telephon Nr. 9. Nr. 166. Olmütz, Montag den 24. Juli 1893. 14. Jahrgang. Kriegsminiſter Frh. v. Bauer †. Olmütz, 24. Juli. Aus dem Lager, in dem Oeſterreich iſt, hat der Tod einen Streiter abberufen, der als ein leuchtendes Vorbild Aller, die dem Feldruf für Kaiſer und Reich folgen, auf ſeinem Poſten ſtand. Es iſt ſchmerzliche Wahrheit geworden, was die Hiobspoſt befürchten ließ, die Freitag die traurige Botſchaft von der ſchweren Erkrankung des Reichs- kriegsminiſter brachte. Freiherr v. Bauer iſt todt. Samſtag Nachts gegen 11 Uhr hat er ſeinen letzten Kampf beſtanden. Oeſterreich hat einen ſeiner beſten Söhne, die Armee einen erprobten, ruhmgektönten Führer, einen ihrer tüchtigſten Strategen, einen Soldaten verloren, der nicht nur durch ritterliche Geſinnung und Tapferkeit, ſondern auch durch hohes Wiſſen, durch univerſelle Bildung ſich auszeichnete. Freiherr v. Bauer war ein moderner General, ein Mann, der ſeine Zeit verſtand, ein Officier, der nicht nur das blanke Schwert, ſondern auch die Waffen des Geiſtes trefflich zu handhaben wußte. Als Freiherr von Bauer am 18. März 1888 an die Stelle des Grafen Bylandt-Rheidt trat, wurden manche Bedenken laut, ob es ihm, der bis daher nur Gelegenheit hatte, ſeine Fähig- keiten im activen Dienſte zu erproben, auch ge- lingen werde, als Adminiſtrator der Armee Tüchtiges zu leiſten. Nun, in den fünf Jahren, in welchen Freiberr von Bauer ſein verantwortungsvolles Amt als Reichskriegsminiſter innehatte, hat er den Beweis erbracht, daß die Wahl, die ihn auf dieſen Poſten ſtellte, keine verfehlte war. Er hat ſich wie auf ſtrategiſchem und tactiſchem Gebiete, auch auf dem ihm weniger vertrauten Felde der Verwaltungsarbeit als ein umſichtiger und ziel- bewußter Führer, als ein Mann von feſtem Willen und eigener Initiative erwieſen. 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Nur den Anſprüchen Ungarns vermochte auch er nicht immer Stand zu halten, und wie weit er den nationalen Forderungen der jenſeitigen Reichshälfte nachgab, das hat erſt in jüngſter Zeit jener vielbeſprochene, auch in dieſen Blättern behandelte Erlaß dargethan, der beſtimmt, daß jede ungariſche Eingabe auch an nichtunga- riſche Regiments-Commanden in ungariſcher Sprache zu beantworten iſt. Aber es wäre Unrecht, ſagt die „Bohemia,“ der wir dieſen Artikel entnehmen, wenn man behaup- ten wollte, daß Freih. v. Bauer den Werth der deutſchen Sprache als die Sprache der gemein- ſamen Armee unterſchätzt hätte. Er hat für dieſes Binde- und Verſtändigungsmittel, für die Sprache des Staates und des Heeres manches treffende Wort geſprochen, nur geſchah es nicht ſo oft, als die gegenwärtigen Verhältniſſe es erheiſchen. 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Ich möchte ſogar entgegen der Meinung des Profeſſors Koch, der den Urſprungsherd der Cholera nach Indien hinverlegt, die Behauptung aufſtellen, daß der eigentliche Urſprungsherd in Mekka zu ſuchen ſei. Von hier aus verbreitet ſich die Cholera nach allen Himmelsgegenden; denn hier ſtrömen die „Gläubigen“ der ganzen Erde zuſammen. Es iſt bekannt, daß nicht Mohamed es war, der den Cult der Kaaba einführte, er beſtand ſchon lange Zeit vor ihm. Nach dem Glauben der Araber hatte Abraham, von dem ſie abzu- ſtammen behaupten, den göttlichen Befehl erhal- ten, in Mekka einen heiligen Tempel zu erbauen; er verließ deßhalb Syrien, um dem Befehl zu gehorchen, kam nach Arabien und ſtiftete die Kaaba. Sein Sohn Ismael half ihm bei den Arbeiten. Dieſer Tempel war der bedeutendſte der alten Juden und Araber. Im Jahre 629 begab ſich Mohamed mit einem Gefolge von 2000 Menſchen zum erſten Mal nach der Kaaba, zerſtörte die darin aufgeſtellten Götzen und weihte das Heilig- thum dem Dienſte des einzigen Gottes. Das Verbot für Ungläubige, den Tempel zu betreten, rührt nicht von Mohamed her, ſondern es war Omar, der den Ungläubigen die Annäherung an den Tempel verbot und mit der Zeit wurde dieſes Verbot auf ganz Mekka ausgedehnt. Im Jahre 632 pilgerte Mohamed, gefolgt von 90.000 Menſchen, wie einige, von 114.000 Anhängern, wie andere behaupten, nach Mekka und ſetzte die Ceremonien feſt, die zu beobachten ſind, um zur ewigen Glückſeligkeit zu gelangen. So ſagt uns wenigſtens M. Cauſſin de Perceval. Mit pein- lichſter Genauigkeit halten nun die Gläubigen darauf, dieſe Gebräuche nachzuahmen. Unter an- derem war Mohamed am 10. Djul-Hadje (9. März 632) nach dem Frühgebet zu einer Station Al Meſchar el Harem gekommen, durchquerte das Thal Bathu-Mohaſſar und kam in’s Thal von Muna (Menaa). Er kam an verſchiedenen Oert- lichkeiten vorbei, wo der Dämon ſich Abraham gezeigt hatte, warf gegen jede dieſer Stellen ſieben kleine Kieſelchen und begab ſich in ſein Zelt, welches man tags vorher für ihn aufgeſchlagen hatte. Dann ließ er die Kameele bringen, die zum Opfer beſtimmt waren, und opferte mit eigener Hand 63 Stück, er gab auch 63 Scla- ven die Freiheit, eine Zahl, die der ſeiner Jahre gleich war. 37 andere Kameele wurden von Ali geopfert. Da nun des Propheten Begleiter, etwa 100 000 an der Zahl, eine faſt ebenſo große Menge von Thieren aller Art ſchlachteten, kann man denken, in welcher Blutlache die Menſchen wate- ten, und da man ſeit nunmehr über 1200 Jahren ſtets eine gleiche Menge und ſtets an derſelben Stelle ſchlachtet, ſo muß dieſe Gegend ganz von Blut durchtränkt ſein und einen Herd für die Entwicklung von Krankheiten abgeben wie keine andere. Daran hat der ſelige Mohamed freilich nicht gedacht. Burton, der ſelbſt in Mekka war, wie vor ihm und nach ihm manche Europäer — obgleich die Gläubigeu behaupten, jeder Ungläubige müßte ſterben, ſobald er Mekkas anſichtig würde — äußert ſich folgendermaßen über das abſcheuliche Schlachtfeſt: „Wir hatten Eile, um in Mekka zur Zeit der Predigt zurück zu ſein, und ich be- ſonders war beſtrebt, dem jetzt peſtilenzialiſchen Geruch der Luft der Muna (Menaa) zu entkom- men. Das Land ſtank buchſtäblich. Fünf- oder ſechstauſend Thiere waren abgeſchlachtet und zer- ſchnitten worden in des Teufels Punſchbowle. Ich überlaſſe es der Einbildungskraft des Leſers, ſich das übrige auszumalen. Dem Uebel könnte durch Errichtung von Schlachthäuſern abgehol- fen werden oder leichter noch, indem man Gräben zöge und allen Pilgern bei Geldſtrafe beföhle, an demſelben Orte zu opfern. Unglück-

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 166, Olmütz, 24.07.1893, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches166_1893/1>, abgerufen am 21.11.2024.