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Mährisches Tagblatt. Nr. 166, Olmütz, 24.07.1893.

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[Spaltenumbruch] litärvorlage ministeriell gestimmt, Niemand wisse
jedoch, was sie damit erstreben. Er bringe dem
Vorgehen ein gewisses Mißtrauen entgegen. Nach
einem Telegramm der "N. Fr. Pr." schloß Fürst
Bismarck seine Ansprache an die Braunschweiger
mit folgenden Worten: "Ich benütze die Gelegen-
heit, um den persönlichen Gefühlen Ausdruck zu
geben, welche mich an den Regenten Ihres Lan-
des knüpfen. Prinz Albrecht macht, ob ich Mi-
nister oder Privatmann bin, keinen Unterschied
mit mir. Er lebe hoch!"

(Frankreich und Siam.)

Wie die "Temps-
aus Sargon meldet, hat der Commandant der
französischen Streitkräfte auf der Insel Khone
das Feuer gegen die Siamesen eröffnet und den-
selben in dreitägigem Kampfe die Forts Dondua,
Donngo, Domham und Domson weggenommen.
Der Verlust der Siamesen beläuft sich auf 300
Todte und 200 Berwundete. Der siamesische
Gesandte in Paris hat um Verlängerung der
Frist angesucht, die der siamesischen Regierung
zur Ertheilung der Antwort auf das französische
Ultimatum gesetzt worden war. Die franzö-
sische Regierung wies das Verlangen zurück.
Eine Note des "Temps" constatirt, daß
die englische Regierung entgegen ihren frü-
heren Erklärungen die Absicht kundgebe, sich
in den französisch-siamesischen Streit einzu-
mischen. Ein Zeichen hiefür sei die Rückkehr des
englischen Botschafters Dufferin nach Paris und
noch mehr die vorgestern im Unterhause abge-
gebenen Erklärungen des Parlaments-Secretärs
Grey. Frankreich werde sich hiedurch nicht veran-
laßt finden, aus seiner Verhaltungslinie heraus-
zutreten. Es verfolge in Siam keine Eroberungs-
politik, sondern vertheidige nur die Rechte und
die Interessen seiner Schutzstaaten; demzufolge
könne nichts einem Dritten zum Vorwande einer
Intervention dienen. -- Nach einem Telegramme
des "Daily Chronicle" aus Bangkok dürfte Siam
die französischen Forderungen wahrscheinlich zu-
gestehen, ein Theil des siamesischen Cabinets be-
fürworte jedoch den Widerstand. Die französischen
Kanonenboote treffen umfassende Vorbereitungen
für den Fall der Ablehnung des Ultimatums.
Die siamesische Flotte ist nicht in der Lage, das
Land zu schützen. Die Landung fremder Truppen
ist wahrscheinlich. Einer Bangkoker Depesche der
"Times" zufolge betreffen Frankreichs Gebiets-
forderungen 95.000 Quadratmeilen und umfassen
die Provinz, welche Birma an Siam abgetreten
hat unter der Bedingung, daß sie nicht an eine
andere Macht abgetreten werden solle, ferner
50.000 Quadratmeilen in Nordost-Siam, wohin
die Franzosen niemals gedrungen sind. (S. Tel.)




Locales und Provinzielles.


(Personales.)

Herr Bürgermeister Josef
v. Engel beabsichtigt im Monate August einen
[Spaltenumbruch] mehrwöchentlichen Urlaub anzutreten und den-
selben zu einer Reise nach Siebenbürgen zu be-
nützen. -- Herr Landesgerichtsrath Neubaur
hat einen mehrwöchentlichen Urlaub angetreten.

(Vermählung.)

Gestern Morgens fand in
der hiesigen Pfarrkirche zu Sct. Michael die
Trauung des k. k. Auscultanten, Herrn Robert
Salinger mit Frl. Ida Mück, einer Tochter
des hiesigen Kaufmanns Herrn F. C. Mück statt.

(Ernennungen.)

Der Justizminister hat
zu Notaren ernannt die Notariats-Candidaten
und derzeitigen Notariats-Substituten Herren
Eduard Ganorl in Frain für Frain und
Dr. Camillo Otto in Zwittau für Zwittau. --
Die k. k. Centralcommision für Kunst- und histo-
rische Denkmale hat in ihrer Sitzung vom 7. d.
den Oekonomie-Verwalter Adolf Raab in Königs-
feld und in ihrer Sitzung vom 14. d. den Notar
Dr Franz Kupido in Stadt-Liebau zum
Correspondenten ernannt.

(Verlobung.)

Der M.-Schönberger Apo-
theker Herr Carl Rebitschek hat sich mit
Frl. Gisela Falkowski, einer Tochter des
Sternberger Fabrikanten Herrn Julius Falkowski,
verlobt.

(Priesterexercitien.)

Zur Abhaltung der
heuer stattfindenden Priesterexercitien, welche in
der Zeit vom 21. bis 25. August im hiesigen
fürsterzbischöfl. Clericalseminar abgehalten werden,
wird P. Bernhard Duhr S. J. aus dem Colle-
gium Lainz bei Wien hier eintreffen.

(Vom 93. Infanterie-Regimente.)

Sams-
tag 4 Uhr Morgens ist das 1. Bataillon des
93. Inft.-Regts. von Mähr.-Schönberg über M.-
Neustadt nach Olmütz abmarschirt, wo es gestern
eintraf und im Fort Krönau bequartiert wurde.
Nach den in Olmütz stattfindenden militärischen
Uebungen kehrt das Bataillon am 2. September
wieder nach M.-Schönberg zurück.

(Ernennung.)

Der Minister für Cultus
und Unterricht hat den Bürgerschullehrer Johann
Kaulich in Mähr.-Schönberg zum provisorischen
Hauptlehrer au der Lehrerinnen-Bildungsanstalt
mit deutscher Unterrichtssprache in Brünn ernannt.

(Königsschießen und Königstafel.)

Gestern
Abends 6 Uhr wurde das von der hiesigen
k. k. priv. Scharfschützengesellschaft veranstaltete
diesjährige Königsschießen beendet, welches auch
diesmal unter äußerst zahlreicher Theilnahme
stattfand. Den Königsschuß machte diesmal ein
k. u. k. Officier, Herr Lieutenant Anton Thomann
vom 10. Corps-Artillerie-Regimente, welcher mit
einem "32 Theiler" Sieger blieb. Um 6 Uhr
Abends wurde von dem Oberschützenmeister Herrn
Wilhelm Lauer den in der Schießhalle ver-
sammelten Schützen das Resultat des Königs-
schießens bekannt gegeben; es war folgendes:
Tiefschüsse: 1. Königsschuß Herr Lieutenant
Anton Thomann, Olmütz, 32 Theiler.
1. Marschall Herr Wibiral, Littau, 35 Th.,
2. Marschall Herr Julius Winkler, Malzfabrikant
[Spaltenumbruch] Olmütz, 431/2 Th., 3. Preis Herr Carl
Weiser, Laska, 951/4 Th., 4. Preis Herr A.
Hladny, Olmütz, 1173/4 Th., 5. Preis Herr
Franz Schuster, Littau, 1181/4 Th. Kreis-
prämien:
1. Herr Wibiral, Littau, 30
Kreise, 2. Herr Carl Weiser, Laska, 21 Kreise,
3. Herr Wilhelm Mika, Olmütz, 18 Kreise,
4. Herr Kriwanet, Gewitsch, 18 Kreise, 5. Herr
Lieutenant Anton Thomann, Olmütz, 18 Kreise.
Nach 6 Uhr Abends fand sodann im Schiestatt-
saale die Königstafel statt, welcher mehrere Gäste
beiwohnten, unter welchen wir Herrn Gemeinde-
rath Adolf Thannabaur als Vertreter des
Herrn Bürgermeisters, welcher sein Nichterscheinen bei
der Tafel entschuldigte, und Herrn Geniedirector
Oberst v. Albach bemerkten. Die Festtafel,
bei welcher eine Abtheilung der Militärcapelle des
93. Inft.-Regts. die Musik besorgte, verlief in
sehr heiterer und gemüthlicher Weise und endete
erst nach 11 Uhr Nachts. Den ersten Trinkspruch
brachte Herr Gemeinderath Thannabaur
auf den Schützenkönig aus, welchen er in herz-
lichster Weise zu seiner neuen Würde beglück-
wünschte. Der Schützenkönig Herr Lieutenant
Anton Thomann brachte sodann auf Se.
Majestät den Kaiser, den Allerhöchsten Protector
des österr. Schützenbundes, ein dreifaches Hoch
aus, in welches die Anwesenden, die sich von
den Sitzen erhoben hatten, begeistert einstimm-
ten, während die Musikcapelle die Volkshymne
anstimmte. Herr Oberschützenmeister W. Lauer
toastirte hierauf auf die beiden Marschälle und
den Cirkelkönig, Herr Wilhelm Mika auf die
Stadtgemeinde Olmütz und ihren hochverehrten
Herrn Bürgermeister Josef v. Engel, welche
der Schützengesellschaft jederzeit die größten Sym-
pathien und die eifrigiste Förderung angedeihen
lassen, wobei er dem Wunsche Ausdruck gab, daß
dies auch in Zukunft so sein möge. Herr Lieu-
tenant Thomann erhob hierauf sein Glas auf
den Oberschützenmeister Herrn W. Lauer und die
Herren Mitglieder des Schütz'nrathes. Herr
Gemeinderath Thannabaur toastirte sodann
auf ein gutes Einvernehmen zwischen der Stadt-
gemeinde und der Schützengesellschaft, worauf
Herr W. Lauer im Namen des Schützenrathes
in herzlichen Worten dankte und Herr
Stadtverordneter Domes einen Trinkspruch
auf die Schützenfrauen und Schützenjungfrauen
ausbrachte. Den officiellen Toasten, welche mit
jubelndem Beifall aufgenommen wurden, folgten
sodann mehrere "wilde Toaste", welche wegen
ihres humoristischen Inhaltes die größte Heiterkeit
erregten. Lebhaftesten Beifall fanden die Leistungen
der Militärcapelle, welche genöthigt war, mehrere
Zugaben zu machen. Das vom Herrn Restaurateur
Pusch beigestellte vortreffliche Menu der Festtafel
mundete ganz ausgezeichnet.

(Der Staat als lachender Erbe.)

Das ge-
sammte Vermögen der jüngst hier verstorbenen Frau
Franziska de Türlot fällt, wie nunmehr feststeht, dem




[Spaltenumbruch]
Verschwunden.
Detectivroman von A. K. Green.

(18. Fortsetzung.)

Es war damals für sie überhaupt eine
Zeit der heftigsten Aufregung. Häufig erschien
sie auf dem Polizeibureau, wo sie vergeblich
Nachrichten von dem Mädchen zu finden hoffte,
dessen Schicksal ihr so am Herzen lag. Als sie
einmal gegen Gryce ihre Befürchtung äußerte,
daß ihre junge Freundin nicht mehr am Leben
sei, hatte ihr dieser versichert, die Polizei würde
jedenfalls Kunde davon erhalten haben, außer
wenn sie heimlich getödter und beiseite geschafft
worden wäre.

Dies schien ihr einen kleinen Trost zu ge-
währen, aber beim Fortgehen übermannte sie
noch einmal die Verzweiflung und sie betheuerte,
die Sache in ihre eigene Hand nehmen zu wollen,
wenn sich in den nächsten zwei Wochen keine
Spur der Vermißten finde. Was dann geschehen
werde, sagte sie nicht, aber ihre Miene weis-
sagte nichts Gutes.

Auch heute war sie wieder rastlos im Hause
umhergeirrt und hatte den Fußtritten des
Mannes gelauscht, der gleichfalls keine Ruhe
fand. Er kehrte später als gewöhnlich von seinem
Ausgang heim. Kaum hatte sie ihn an der Ecke
erblickt, so verbarg sie sich rasch hinter den Vor-
[Spaltenumbruch] hang und sah wie er mit müden Tritten und
niedergeschlagener Miene die Stufen hinaufkam
und in das Haus trat.

Am nächsten Tage war ich zum Glück wieder
wohl genug, um mein Unternehmen fortsetzen
zu können. Dies Räthsel zu lösen, dem Geheim-
niß auf den Grund zu kommen, war jetzt mein
einziger Ehrgeiz, und ich widmete mich meiner
Aufgabe mit wahrem Feuereifer.

Nachdem ich eine neue Verkleidung ange-
legt hatte, eilte ich ohne Zaudern Herrn Blake
nach. Ich achtete keine Beschwerde, obgleich ich
wußte, daß ein weiter mühseliger Marsch an
dem kalten Morgen vor mir lag, der höchstwahr-
scheinlich abermals mit einer Enttäuschung enden
würde. Aber diesmal kam es anders. Wir waren
noch nicht weit gegangen, als Blake einen Pferde-
bahnwagen anrief, welcher gerade die Madison
Avenue herunter kam. Ich eilte von der anderen
Straßenseite herbei, um denselben Wagen zu be-
steigen. Aber plötzlich gab Blake seine Absicht
wieder auf; er sah ein Mädchen mit einem
Korbe am Arme daherkommen, trat ihr rasch in
den Weg und redete sie an.

Der Pferdewagen fuhr zwar ohne mich ab,
doch wagte ich mich nicht näher herzu, aus
Furcht, Argwohn zu erregen. Von einem erhöh-
tem Standpunkte auf einem Eckstein, sah ich wie
er das Mädchen beiseite zog, das, nach seiner
Kleidung zu urteilen, der Hefe des Volkes ange-
hörte. Eine Weile sprach er eifrig mit ihr, dann
[Spaltenumbruch] sah ich sie zusammen die Broomestraße hinunter-
gehen. Unbekümmert um die Folgen, eilte ich
ihnen nach; auf einmaltrennte er sich jedoch ganz
unerwartet von dem Mädchen und kam mir
entgegen, wahrscheinlich um an die Ecke der
Madison Avenue zurückzukehren. Einen Augen-
blick schwankte ich, was ich thun solle, dann aber
überließ ich Blake für heute sich selbst, um dem
Mädchen zu folgen, mit welchem er das Gespräch
gehabt hatte. Sie war groß, hager und nicht
ohne Anmuth in Gang und Haltung, das bestärk-
te mich noch in meinem Entschluß.

Mit einem flüchtigen Blick eilte ich an ihm
vorüber, er schien mir in den letzten fünf Tagen
um fünf Jahre gealtert zu sein; dann ging ich
dem Mädchen nach die Broomestraße hinunter.
Daß ein Mann, wie Herr Blake, eine Person
aus der niedrigsten Volksklasse, die in verbliche-
nem Kattunkleide, mit beschmutzter Kaputze, den
zerrissenen Marktkorbe am Arm einherging, auf
der Straße anredete, war mir ein unlösbares Räth-
sel. Ich versuchte sie einzuholen, um womöglich
ihr Gesicht zu sehen, aber seit ihrer Unterredung
mit Herrn Blake schien sie Flügel bekommen
zuhaben. Eine Schaar schreiender Buben, die
einem durchgegangenem Pferde nachliefen versperr-
te mir den Weg; ich wollte an ihnen vorüber-
eilen, stolperte, fiel -- und mit meiner Jagd war
es aus.

(Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch] litärvorlage miniſteriell geſtimmt, Niemand wiſſe
jedoch, was ſie damit erſtreben. Er bringe dem
Vorgehen ein gewiſſes Mißtrauen entgegen. Nach
einem Telegramm der „N. Fr. Pr.“ ſchloß Fürſt
Bismarck ſeine Anſprache an die Braunſchweiger
mit folgenden Worten: „Ich benütze die Gelegen-
heit, um den perſönlichen Gefühlen Ausdruck zu
geben, welche mich an den Regenten Ihres Lan-
des knüpfen. Prinz Albrecht macht, ob ich Mi-
niſter oder Privatmann bin, keinen Unterſchied
mit mir. Er lebe hoch!“

(Frankreich und Siam.)

Wie die „Temps-
aus Sargon meldet, hat der Commandant der
franzöſiſchen Streitkräfte auf der Inſel Khone
das Feuer gegen die Siameſen eröffnet und den-
ſelben in dreitägigem Kampfe die Forts Dondua,
Donngo, Domham und Domſon weggenommen.
Der Verluſt der Siameſen beläuft ſich auf 300
Todte und 200 Berwundete. Der ſiameſiſche
Geſandte in Paris hat um Verlängerung der
Friſt angeſucht, die der ſiameſiſchen Regierung
zur Ertheilung der Antwort auf das franzöſiſche
Ultimatum geſetzt worden war. Die franzö-
ſiſche Regierung wies das Verlangen zurück.
Eine Note des „Temps“ conſtatirt, daß
die engliſche Regierung entgegen ihren frü-
heren Erklärungen die Abſicht kundgebe, ſich
in den franzöſiſch-ſiameſiſchen Streit einzu-
miſchen. Ein Zeichen hiefür ſei die Rückkehr des
engliſchen Botſchafters Dufferin nach Paris und
noch mehr die vorgeſtern im Unterhauſe abge-
gebenen Erklärungen des Parlaments-Secretärs
Grey. Frankreich werde ſich hiedurch nicht veran-
laßt finden, aus ſeiner Verhaltungslinie heraus-
zutreten. Es verfolge in Siam keine Eroberungs-
politik, ſondern vertheidige nur die Rechte und
die Intereſſen ſeiner Schutzſtaaten; demzufolge
könne nichts einem Dritten zum Vorwande einer
Intervention dienen. — Nach einem Telegramme
des „Daily Chronicle“ aus Bangkok dürfte Siam
die franzöſiſchen Forderungen wahrſcheinlich zu-
geſtehen, ein Theil des ſiameſiſchen Cabinets be-
fürworte jedoch den Widerſtand. Die franzöſiſchen
Kanonenboote treffen umfaſſende Vorbereitungen
für den Fall der Ablehnung des Ultimatums.
Die ſiameſiſche Flotte iſt nicht in der Lage, das
Land zu ſchützen. Die Landung fremder Truppen
iſt wahrſcheinlich. Einer Bangkoker Depeſche der
„Times“ zufolge betreffen Frankreichs Gebiets-
forderungen 95.000 Quadratmeilen und umfaſſen
die Provinz, welche Birma an Siam abgetreten
hat unter der Bedingung, daß ſie nicht an eine
andere Macht abgetreten werden ſolle, ferner
50.000 Quadratmeilen in Nordoſt-Siam, wohin
die Franzoſen niemals gedrungen ſind. (S. Tel.)




Locales und Provinzielles.


(Perſonales.)

Herr Bürgermeiſter Joſef
v. Engel beabſichtigt im Monate Auguſt einen
[Spaltenumbruch] mehrwöchentlichen Urlaub anzutreten und den-
ſelben zu einer Reiſe nach Siebenbürgen zu be-
nützen. — Herr Landesgerichtsrath Neubaur
hat einen mehrwöchentlichen Urlaub angetreten.

(Vermählung.)

Geſtern Morgens fand in
der hieſigen Pfarrkirche zu Sct. Michael die
Trauung des k. k. Auscultanten, Herrn Robert
Salinger mit Frl. Ida Mück, einer Tochter
des hieſigen Kaufmanns Herrn F. C. Mück ſtatt.

(Ernennungen.)

Der Juſtizminiſter hat
zu Notaren ernannt die Notariats-Candidaten
und derzeitigen Notariats-Subſtituten Herren
Eduard Ganorl in Frain für Frain und
Dr. Camillo Otto in Zwittau für Zwittau. —
Die k. k. Centralcommiſion für Kunſt- und hiſto-
riſche Denkmale hat in ihrer Sitzung vom 7. d.
den Oekonomie-Verwalter Adolf Raab in Königs-
feld und in ihrer Sitzung vom 14. d. den Notar
Dr Franz Kupido in Stadt-Liebau zum
Correſpondenten ernannt.

(Verlobung.)

Der M.-Schönberger Apo-
theker Herr Carl Rebitſchek hat ſich mit
Frl. Giſela Falkowski, einer Tochter des
Sternberger Fabrikanten Herrn Julius Falkowski,
verlobt.

(Prieſterexercitien.)

Zur Abhaltung der
heuer ſtattfindenden Prieſterexercitien, welche in
der Zeit vom 21. bis 25. Auguſt im hieſigen
fürſterzbiſchöfl. Clericalſeminar abgehalten werden,
wird P. Bernhard Duhr S. J. aus dem Colle-
gium Lainz bei Wien hier eintreffen.

(Vom 93. Infanterie-Regimente.)

Sams-
tag 4 Uhr Morgens iſt das 1. Bataillon des
93. Inft.-Regts. von Mähr.-Schönberg über M.-
Neuſtadt nach Olmütz abmarſchirt, wo es geſtern
eintraf und im Fort Krönau bequartiert wurde.
Nach den in Olmütz ſtattfindenden militäriſchen
Uebungen kehrt das Bataillon am 2. September
wieder nach M.-Schönberg zurück.

(Ernennung.)

Der Miniſter für Cultus
und Unterricht hat den Bürgerſchullehrer Johann
Kaulich in Mähr.-Schönberg zum proviſoriſchen
Hauptlehrer au der Lehrerinnen-Bildungsanſtalt
mit deutſcher Unterrichtsſprache in Brünn ernannt.

(Königsſchießen und Königstafel.)

Geſtern
Abends 6 Uhr wurde das von der hieſigen
k. k. priv. Scharfſchützengeſellſchaft veranſtaltete
diesjährige Königsſchießen beendet, welches auch
diesmal unter äußerſt zahlreicher Theilnahme
ſtattfand. Den Königsſchuß machte diesmal ein
k. u. k. Officier, Herr Lieutenant Anton Thomann
vom 10. Corps-Artillerie-Regimente, welcher mit
einem „32 Theiler“ Sieger blieb. Um 6 Uhr
Abends wurde von dem Oberſchützenmeiſter Herrn
Wilhelm Lauer den in der Schießhalle ver-
ſammelten Schützen das Reſultat des Königs-
ſchießens bekannt gegeben; es war folgendes:
Tiefſchüſſe: 1. Königsſchuß Herr Lieutenant
Anton Thomann, Olmütz, 32 Theiler.
1. Marſchall Herr Wibiral, Littau, 35 Th.,
2. Marſchall Herr Julius Winkler, Malzfabrikant
[Spaltenumbruch] Olmütz, 43½ Th., 3. Preis Herr Carl
Weiſer, Laska, 95¼ Th., 4. Preis Herr A.
Hladny, Olmütz, 117¾ Th., 5. Preis Herr
Franz Schuſter, Littau, 118¼ Th. Kreis-
prämien:
1. Herr Wibiral, Littau, 30
Kreiſe, 2. Herr Carl Weiſer, Laska, 21 Kreiſe,
3. Herr Wilhelm Mika, Olmütz, 18 Kreiſe,
4. Herr Křiwanet, Gewitſch, 18 Kreiſe, 5. Herr
Lieutenant Anton Thomann, Olmütz, 18 Kreiſe.
Nach 6 Uhr Abends fand ſodann im Schieſtatt-
ſaale die Königstafel ſtatt, welcher mehrere Gäſte
beiwohnten, unter welchen wir Herrn Gemeinde-
rath Adolf Thannabaur als Vertreter des
Herrn Bürgermeiſters, welcher ſein Nichterſcheinen bei
der Tafel entſchuldigte, und Herrn Geniedirector
Oberſt v. Albach bemerkten. Die Feſttafel,
bei welcher eine Abtheilung der Militärcapelle des
93. Inft.-Regts. die Muſik beſorgte, verlief in
ſehr heiterer und gemüthlicher Weiſe und endete
erſt nach 11 Uhr Nachts. Den erſten Trinkſpruch
brachte Herr Gemeinderath Thannabaur
auf den Schützenkönig aus, welchen er in herz-
lichſter Weiſe zu ſeiner neuen Würde beglück-
wünſchte. Der Schützenkönig Herr Lieutenant
Anton Thomann brachte ſodann auf Se.
Majeſtät den Kaiſer, den Allerhöchſten Protector
des öſterr. Schützenbundes, ein dreifaches Hoch
aus, in welches die Anweſenden, die ſich von
den Sitzen erhoben hatten, begeiſtert einſtimm-
ten, während die Muſikcapelle die Volkshymne
anſtimmte. Herr Oberſchützenmeiſter W. Lauer
toaſtirte hierauf auf die beiden Marſchälle und
den Cirkelkönig, Herr Wilhelm Mika auf die
Stadtgemeinde Olmütz und ihren hochverehrten
Herrn Bürgermeiſter Joſef v. Engel, welche
der Schützengeſellſchaft jederzeit die größten Sym-
pathien und die eifrigiſte Förderung angedeihen
laſſen, wobei er dem Wunſche Ausdruck gab, daß
dies auch in Zukunft ſo ſein möge. Herr Lieu-
tenant Thomann erhob hierauf ſein Glas auf
den Oberſchützenmeiſter Herrn W. Lauer und die
Herren Mitglieder des Schütz’nrathes. Herr
Gemeinderath Thannabaur toaſtirte ſodann
auf ein gutes Einvernehmen zwiſchen der Stadt-
gemeinde und der Schützengeſellſchaft, worauf
Herr W. Lauer im Namen des Schützenrathes
in herzlichen Worten dankte und Herr
Stadtverordneter Domes einen Trinkſpruch
auf die Schützenfrauen und Schützenjungfrauen
ausbrachte. Den officiellen Toaſten, welche mit
jubelndem Beifall aufgenommen wurden, folgten
ſodann mehrere „wilde Toaſte“, welche wegen
ihres humoriſtiſchen Inhaltes die größte Heiterkeit
erregten. Lebhafteſten Beifall fanden die Leiſtungen
der Militärcapelle, welche genöthigt war, mehrere
Zugaben zu machen. Das vom Herrn Reſtaurateur
Puſch beigeſtellte vortreffliche Menu der Feſttafel
mundete ganz ausgezeichnet.

(Der Staat als lachender Erbe.)

Das ge-
ſammte Vermögen der jüngſt hier verſtorbenen Frau
Franziska de Türlot fällt, wie nunmehr feſtſteht, dem




[Spaltenumbruch]
Verſchwunden.
Detectivroman von A. K. Green.

(18. Fortſetzung.)

Es war damals für ſie überhaupt eine
Zeit der heftigſten Aufregung. Häufig erſchien
ſie auf dem Polizeibureau, wo ſie vergeblich
Nachrichten von dem Mädchen zu finden hoffte,
deſſen Schickſal ihr ſo am Herzen lag. Als ſie
einmal gegen Gryce ihre Befürchtung äußerte,
daß ihre junge Freundin nicht mehr am Leben
ſei, hatte ihr dieſer verſichert, die Polizei würde
jedenfalls Kunde davon erhalten haben, außer
wenn ſie heimlich getödter und beiſeite geſchafft
worden wäre.

Dies ſchien ihr einen kleinen Troſt zu ge-
währen, aber beim Fortgehen übermannte ſie
noch einmal die Verzweiflung und ſie betheuerte,
die Sache in ihre eigene Hand nehmen zu wollen,
wenn ſich in den nächſten zwei Wochen keine
Spur der Vermißten finde. Was dann geſchehen
werde, ſagte ſie nicht, aber ihre Miene weis-
ſagte nichts Gutes.

Auch heute war ſie wieder raſtlos im Hauſe
umhergeirrt und hatte den Fußtritten des
Mannes gelauſcht, der gleichfalls keine Ruhe
fand. Er kehrte ſpäter als gewöhnlich von ſeinem
Ausgang heim. Kaum hatte ſie ihn an der Ecke
erblickt, ſo verbarg ſie ſich raſch hinter den Vor-
[Spaltenumbruch] hang und ſah wie er mit müden Tritten und
niedergeſchlagener Miene die Stufen hinaufkam
und in das Haus trat.

Am nächſten Tage war ich zum Glück wieder
wohl genug, um mein Unternehmen fortſetzen
zu können. Dies Räthſel zu löſen, dem Geheim-
niß auf den Grund zu kommen, war jetzt mein
einziger Ehrgeiz, und ich widmete mich meiner
Aufgabe mit wahrem Feuereifer.

Nachdem ich eine neue Verkleidung ange-
legt hatte, eilte ich ohne Zaudern Herrn Blake
nach. Ich achtete keine Beſchwerde, obgleich ich
wußte, daß ein weiter mühſeliger Marſch an
dem kalten Morgen vor mir lag, der höchſtwahr-
ſcheinlich abermals mit einer Enttäuſchung enden
würde. Aber diesmal kam es anders. Wir waren
noch nicht weit gegangen, als Blake einen Pferde-
bahnwagen anrief, welcher gerade die Madiſon
Avenue herunter kam. Ich eilte von der anderen
Straßenſeite herbei, um denſelben Wagen zu be-
ſteigen. Aber plötzlich gab Blake ſeine Abſicht
wieder auf; er ſah ein Mädchen mit einem
Korbe am Arme daherkommen, trat ihr raſch in
den Weg und redete ſie an.

Der Pferdewagen fuhr zwar ohne mich ab,
doch wagte ich mich nicht näher herzu, aus
Furcht, Argwohn zu erregen. Von einem erhöh-
tem Standpunkte auf einem Eckſtein, ſah ich wie
er das Mädchen beiſeite zog, das, nach ſeiner
Kleidung zu urteilen, der Hefe des Volkes ange-
hörte. Eine Weile ſprach er eifrig mit ihr, dann
[Spaltenumbruch] ſah ich ſie zuſammen die Broomeſtraße hinunter-
gehen. Unbekümmert um die Folgen, eilte ich
ihnen nach; auf einmaltrennte er ſich jedoch ganz
unerwartet von dem Mädchen und kam mir
entgegen, wahrſcheinlich um an die Ecke der
Madiſon Avenue zurückzukehren. Einen Augen-
blick ſchwankte ich, was ich thun ſolle, dann aber
überließ ich Blake für heute ſich ſelbſt, um dem
Mädchen zu folgen, mit welchem er das Geſpräch
gehabt hatte. Sie war groß, hager und nicht
ohne Anmuth in Gang und Haltung, das beſtärk-
te mich noch in meinem Entſchluß.

Mit einem flüchtigen Blick eilte ich an ihm
vorüber, er ſchien mir in den letzten fünf Tagen
um fünf Jahre gealtert zu ſein; dann ging ich
dem Mädchen nach die Broomeſtraße hinunter.
Daß ein Mann, wie Herr Blake, eine Perſon
aus der niedrigſten Volksklaſſe, die in verbliche-
nem Kattunkleide, mit beſchmutzter Kaputze, den
zerriſſenen Marktkorbe am Arm einherging, auf
der Straße anredete, war mir ein unlösbares Räth-
ſel. Ich verſuchte ſie einzuholen, um womöglich
ihr Geſicht zu ſehen, aber ſeit ihrer Unterredung
mit Herrn Blake ſchien ſie Flügel bekommen
zuhaben. Eine Schaar ſchreiender Buben, die
einem durchgegangenem Pferde nachliefen verſperr-
te mir den Weg; ich wollte an ihnen vorüber-
eilen, ſtolperte, fiel — und mit meiner Jagd war
es aus.

(Fortſetzung folgt.)


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[[4]/0004] litärvorlage miniſteriell geſtimmt, Niemand wiſſe jedoch, was ſie damit erſtreben. Er bringe dem Vorgehen ein gewiſſes Mißtrauen entgegen. Nach einem Telegramm der „N. Fr. Pr.“ ſchloß Fürſt Bismarck ſeine Anſprache an die Braunſchweiger mit folgenden Worten: „Ich benütze die Gelegen- heit, um den perſönlichen Gefühlen Ausdruck zu geben, welche mich an den Regenten Ihres Lan- des knüpfen. Prinz Albrecht macht, ob ich Mi- niſter oder Privatmann bin, keinen Unterſchied mit mir. Er lebe hoch!“ (Frankreich und Siam.) Wie die „Temps- aus Sargon meldet, hat der Commandant der franzöſiſchen Streitkräfte auf der Inſel Khone das Feuer gegen die Siameſen eröffnet und den- ſelben in dreitägigem Kampfe die Forts Dondua, Donngo, Domham und Domſon weggenommen. Der Verluſt der Siameſen beläuft ſich auf 300 Todte und 200 Berwundete. Der ſiameſiſche Geſandte in Paris hat um Verlängerung der Friſt angeſucht, die der ſiameſiſchen Regierung zur Ertheilung der Antwort auf das franzöſiſche Ultimatum geſetzt worden war. Die franzö- ſiſche Regierung wies das Verlangen zurück. Eine Note des „Temps“ conſtatirt, daß die engliſche Regierung entgegen ihren frü- heren Erklärungen die Abſicht kundgebe, ſich in den franzöſiſch-ſiameſiſchen Streit einzu- miſchen. Ein Zeichen hiefür ſei die Rückkehr des engliſchen Botſchafters Dufferin nach Paris und noch mehr die vorgeſtern im Unterhauſe abge- gebenen Erklärungen des Parlaments-Secretärs Grey. Frankreich werde ſich hiedurch nicht veran- laßt finden, aus ſeiner Verhaltungslinie heraus- zutreten. Es verfolge in Siam keine Eroberungs- politik, ſondern vertheidige nur die Rechte und die Intereſſen ſeiner Schutzſtaaten; demzufolge könne nichts einem Dritten zum Vorwande einer Intervention dienen. — Nach einem Telegramme des „Daily Chronicle“ aus Bangkok dürfte Siam die franzöſiſchen Forderungen wahrſcheinlich zu- geſtehen, ein Theil des ſiameſiſchen Cabinets be- fürworte jedoch den Widerſtand. Die franzöſiſchen Kanonenboote treffen umfaſſende Vorbereitungen für den Fall der Ablehnung des Ultimatums. Die ſiameſiſche Flotte iſt nicht in der Lage, das Land zu ſchützen. Die Landung fremder Truppen iſt wahrſcheinlich. Einer Bangkoker Depeſche der „Times“ zufolge betreffen Frankreichs Gebiets- forderungen 95.000 Quadratmeilen und umfaſſen die Provinz, welche Birma an Siam abgetreten hat unter der Bedingung, daß ſie nicht an eine andere Macht abgetreten werden ſolle, ferner 50.000 Quadratmeilen in Nordoſt-Siam, wohin die Franzoſen niemals gedrungen ſind. (S. Tel.) Locales und Provinzielles. Olmütz, 24. Juli. (Perſonales.) Herr Bürgermeiſter Joſef v. Engel beabſichtigt im Monate Auguſt einen mehrwöchentlichen Urlaub anzutreten und den- ſelben zu einer Reiſe nach Siebenbürgen zu be- nützen. — Herr Landesgerichtsrath Neubaur hat einen mehrwöchentlichen Urlaub angetreten. (Vermählung.) Geſtern Morgens fand in der hieſigen Pfarrkirche zu Sct. Michael die Trauung des k. k. Auscultanten, Herrn Robert Salinger mit Frl. Ida Mück, einer Tochter des hieſigen Kaufmanns Herrn F. C. Mück ſtatt. (Ernennungen.) Der Juſtizminiſter hat zu Notaren ernannt die Notariats-Candidaten und derzeitigen Notariats-Subſtituten Herren Eduard Ganorl in Frain für Frain und Dr. Camillo Otto in Zwittau für Zwittau. — Die k. k. Centralcommiſion für Kunſt- und hiſto- riſche Denkmale hat in ihrer Sitzung vom 7. d. den Oekonomie-Verwalter Adolf Raab in Königs- feld und in ihrer Sitzung vom 14. d. den Notar Dr Franz Kupido in Stadt-Liebau zum Correſpondenten ernannt. (Verlobung.) Der M.-Schönberger Apo- theker Herr Carl Rebitſchek hat ſich mit Frl. Giſela Falkowski, einer Tochter des Sternberger Fabrikanten Herrn Julius Falkowski, verlobt. (Prieſterexercitien.) Zur Abhaltung der heuer ſtattfindenden Prieſterexercitien, welche in der Zeit vom 21. bis 25. Auguſt im hieſigen fürſterzbiſchöfl. Clericalſeminar abgehalten werden, wird P. Bernhard Duhr S. J. aus dem Colle- gium Lainz bei Wien hier eintreffen. (Vom 93. Infanterie-Regimente.) Sams- tag 4 Uhr Morgens iſt das 1. Bataillon des 93. Inft.-Regts. von Mähr.-Schönberg über M.- Neuſtadt nach Olmütz abmarſchirt, wo es geſtern eintraf und im Fort Krönau bequartiert wurde. Nach den in Olmütz ſtattfindenden militäriſchen Uebungen kehrt das Bataillon am 2. September wieder nach M.-Schönberg zurück. (Ernennung.) Der Miniſter für Cultus und Unterricht hat den Bürgerſchullehrer Johann Kaulich in Mähr.-Schönberg zum proviſoriſchen Hauptlehrer au der Lehrerinnen-Bildungsanſtalt mit deutſcher Unterrichtsſprache in Brünn ernannt. (Königsſchießen und Königstafel.) Geſtern Abends 6 Uhr wurde das von der hieſigen k. k. priv. Scharfſchützengeſellſchaft veranſtaltete diesjährige Königsſchießen beendet, welches auch diesmal unter äußerſt zahlreicher Theilnahme ſtattfand. Den Königsſchuß machte diesmal ein k. u. k. Officier, Herr Lieutenant Anton Thomann vom 10. Corps-Artillerie-Regimente, welcher mit einem „32 Theiler“ Sieger blieb. Um 6 Uhr Abends wurde von dem Oberſchützenmeiſter Herrn Wilhelm Lauer den in der Schießhalle ver- ſammelten Schützen das Reſultat des Königs- ſchießens bekannt gegeben; es war folgendes: Tiefſchüſſe: 1. Königsſchuß Herr Lieutenant Anton Thomann, Olmütz, 32 Theiler. 1. Marſchall Herr Wibiral, Littau, 35 Th., 2. Marſchall Herr Julius Winkler, Malzfabrikant Olmütz, 43½ Th., 3. Preis Herr Carl Weiſer, Laska, 95¼ Th., 4. Preis Herr A. Hladny, Olmütz, 117¾ Th., 5. Preis Herr Franz Schuſter, Littau, 118¼ Th. Kreis- prämien: 1. Herr Wibiral, Littau, 30 Kreiſe, 2. Herr Carl Weiſer, Laska, 21 Kreiſe, 3. Herr Wilhelm Mika, Olmütz, 18 Kreiſe, 4. Herr Křiwanet, Gewitſch, 18 Kreiſe, 5. Herr Lieutenant Anton Thomann, Olmütz, 18 Kreiſe. Nach 6 Uhr Abends fand ſodann im Schieſtatt- ſaale die Königstafel ſtatt, welcher mehrere Gäſte beiwohnten, unter welchen wir Herrn Gemeinde- rath Adolf Thannabaur als Vertreter des Herrn Bürgermeiſters, welcher ſein Nichterſcheinen bei der Tafel entſchuldigte, und Herrn Geniedirector Oberſt v. Albach bemerkten. Die Feſttafel, bei welcher eine Abtheilung der Militärcapelle des 93. Inft.-Regts. die Muſik beſorgte, verlief in ſehr heiterer und gemüthlicher Weiſe und endete erſt nach 11 Uhr Nachts. Den erſten Trinkſpruch brachte Herr Gemeinderath Thannabaur auf den Schützenkönig aus, welchen er in herz- lichſter Weiſe zu ſeiner neuen Würde beglück- wünſchte. Der Schützenkönig Herr Lieutenant Anton Thomann brachte ſodann auf Se. Majeſtät den Kaiſer, den Allerhöchſten Protector des öſterr. Schützenbundes, ein dreifaches Hoch aus, in welches die Anweſenden, die ſich von den Sitzen erhoben hatten, begeiſtert einſtimm- ten, während die Muſikcapelle die Volkshymne anſtimmte. Herr Oberſchützenmeiſter W. Lauer toaſtirte hierauf auf die beiden Marſchälle und den Cirkelkönig, Herr Wilhelm Mika auf die Stadtgemeinde Olmütz und ihren hochverehrten Herrn Bürgermeiſter Joſef v. Engel, welche der Schützengeſellſchaft jederzeit die größten Sym- pathien und die eifrigiſte Förderung angedeihen laſſen, wobei er dem Wunſche Ausdruck gab, daß dies auch in Zukunft ſo ſein möge. Herr Lieu- tenant Thomann erhob hierauf ſein Glas auf den Oberſchützenmeiſter Herrn W. Lauer und die Herren Mitglieder des Schütz’nrathes. Herr Gemeinderath Thannabaur toaſtirte ſodann auf ein gutes Einvernehmen zwiſchen der Stadt- gemeinde und der Schützengeſellſchaft, worauf Herr W. Lauer im Namen des Schützenrathes in herzlichen Worten dankte und Herr Stadtverordneter Domes einen Trinkſpruch auf die Schützenfrauen und Schützenjungfrauen ausbrachte. Den officiellen Toaſten, welche mit jubelndem Beifall aufgenommen wurden, folgten ſodann mehrere „wilde Toaſte“, welche wegen ihres humoriſtiſchen Inhaltes die größte Heiterkeit erregten. Lebhafteſten Beifall fanden die Leiſtungen der Militärcapelle, welche genöthigt war, mehrere Zugaben zu machen. Das vom Herrn Reſtaurateur Puſch beigeſtellte vortreffliche Menu der Feſttafel mundete ganz ausgezeichnet. (Der Staat als lachender Erbe.) Das ge- ſammte Vermögen der jüngſt hier verſtorbenen Frau Franziska de Türlot fällt, wie nunmehr feſtſteht, dem Verſchwunden. Detectivroman von A. K. Green. (18. Fortſetzung.) Es war damals für ſie überhaupt eine Zeit der heftigſten Aufregung. Häufig erſchien ſie auf dem Polizeibureau, wo ſie vergeblich Nachrichten von dem Mädchen zu finden hoffte, deſſen Schickſal ihr ſo am Herzen lag. Als ſie einmal gegen Gryce ihre Befürchtung äußerte, daß ihre junge Freundin nicht mehr am Leben ſei, hatte ihr dieſer verſichert, die Polizei würde jedenfalls Kunde davon erhalten haben, außer wenn ſie heimlich getödter und beiſeite geſchafft worden wäre. Dies ſchien ihr einen kleinen Troſt zu ge- währen, aber beim Fortgehen übermannte ſie noch einmal die Verzweiflung und ſie betheuerte, die Sache in ihre eigene Hand nehmen zu wollen, wenn ſich in den nächſten zwei Wochen keine Spur der Vermißten finde. Was dann geſchehen werde, ſagte ſie nicht, aber ihre Miene weis- ſagte nichts Gutes. Auch heute war ſie wieder raſtlos im Hauſe umhergeirrt und hatte den Fußtritten des Mannes gelauſcht, der gleichfalls keine Ruhe fand. Er kehrte ſpäter als gewöhnlich von ſeinem Ausgang heim. Kaum hatte ſie ihn an der Ecke erblickt, ſo verbarg ſie ſich raſch hinter den Vor- hang und ſah wie er mit müden Tritten und niedergeſchlagener Miene die Stufen hinaufkam und in das Haus trat. Am nächſten Tage war ich zum Glück wieder wohl genug, um mein Unternehmen fortſetzen zu können. Dies Räthſel zu löſen, dem Geheim- niß auf den Grund zu kommen, war jetzt mein einziger Ehrgeiz, und ich widmete mich meiner Aufgabe mit wahrem Feuereifer. Nachdem ich eine neue Verkleidung ange- legt hatte, eilte ich ohne Zaudern Herrn Blake nach. Ich achtete keine Beſchwerde, obgleich ich wußte, daß ein weiter mühſeliger Marſch an dem kalten Morgen vor mir lag, der höchſtwahr- ſcheinlich abermals mit einer Enttäuſchung enden würde. Aber diesmal kam es anders. Wir waren noch nicht weit gegangen, als Blake einen Pferde- bahnwagen anrief, welcher gerade die Madiſon Avenue herunter kam. Ich eilte von der anderen Straßenſeite herbei, um denſelben Wagen zu be- ſteigen. Aber plötzlich gab Blake ſeine Abſicht wieder auf; er ſah ein Mädchen mit einem Korbe am Arme daherkommen, trat ihr raſch in den Weg und redete ſie an. Der Pferdewagen fuhr zwar ohne mich ab, doch wagte ich mich nicht näher herzu, aus Furcht, Argwohn zu erregen. Von einem erhöh- tem Standpunkte auf einem Eckſtein, ſah ich wie er das Mädchen beiſeite zog, das, nach ſeiner Kleidung zu urteilen, der Hefe des Volkes ange- hörte. Eine Weile ſprach er eifrig mit ihr, dann ſah ich ſie zuſammen die Broomeſtraße hinunter- gehen. Unbekümmert um die Folgen, eilte ich ihnen nach; auf einmaltrennte er ſich jedoch ganz unerwartet von dem Mädchen und kam mir entgegen, wahrſcheinlich um an die Ecke der Madiſon Avenue zurückzukehren. Einen Augen- blick ſchwankte ich, was ich thun ſolle, dann aber überließ ich Blake für heute ſich ſelbſt, um dem Mädchen zu folgen, mit welchem er das Geſpräch gehabt hatte. Sie war groß, hager und nicht ohne Anmuth in Gang und Haltung, das beſtärk- te mich noch in meinem Entſchluß. Mit einem flüchtigen Blick eilte ich an ihm vorüber, er ſchien mir in den letzten fünf Tagen um fünf Jahre gealtert zu ſein; dann ging ich dem Mädchen nach die Broomeſtraße hinunter. Daß ein Mann, wie Herr Blake, eine Perſon aus der niedrigſten Volksklaſſe, die in verbliche- nem Kattunkleide, mit beſchmutzter Kaputze, den zerriſſenen Marktkorbe am Arm einherging, auf der Straße anredete, war mir ein unlösbares Räth- ſel. Ich verſuchte ſie einzuholen, um womöglich ihr Geſicht zu ſehen, aber ſeit ihrer Unterredung mit Herrn Blake ſchien ſie Flügel bekommen zuhaben. Eine Schaar ſchreiender Buben, die einem durchgegangenem Pferde nachliefen verſperr- te mir den Weg; ich wollte an ihnen vorüber- eilen, ſtolperte, fiel — und mit meiner Jagd war es aus. (Fortſetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 166, Olmütz, 24.07.1893, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches166_1893/4>, abgerufen am 21.11.2024.