Mährisches Tagblatt. Nr. 166, Olmütz, 24.07.1893.[Spaltenumbruch]
litärvorlage ministeriell gestimmt, Niemand wisse (Frankreich und Siam.) Wie die "Temps- Locales und Provinzielles. Olmütz, 24. Juli. (Personales.) Herr Bürgermeister Josef (Vermählung.) Gestern Morgens fand in (Ernennungen.) Der Justizminister hat (Verlobung.) Der M.-Schönberger Apo- (Priesterexercitien.) Zur Abhaltung der (Vom 93. Infanterie-Regimente.) Sams- (Ernennung.) Der Minister für Cultus (Königsschießen und Königstafel.) Gestern (Der Staat als lachender Erbe.) Das ge- [Spaltenumbruch] Verschwunden. Detectivroman von A. K. Green. (18. Fortsetzung.) Es war damals für sie überhaupt eine Dies schien ihr einen kleinen Trost zu ge- Auch heute war sie wieder rastlos im Hause Am nächsten Tage war ich zum Glück wieder Nachdem ich eine neue Verkleidung ange- Der Pferdewagen fuhr zwar ohne mich ab, Mit einem flüchtigen Blick eilte ich an ihm (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
litärvorlage miniſteriell geſtimmt, Niemand wiſſe (Frankreich und Siam.) Wie die „Temps- Locales und Provinzielles. Olmütz, 24. Juli. (Perſonales.) Herr Bürgermeiſter Joſef (Vermählung.) Geſtern Morgens fand in (Ernennungen.) Der Juſtizminiſter hat (Verlobung.) Der M.-Schönberger Apo- (Prieſterexercitien.) Zur Abhaltung der (Vom 93. Infanterie-Regimente.) Sams- (Ernennung.) Der Miniſter für Cultus (Königsſchießen und Königstafel.) Geſtern (Der Staat als lachender Erbe.) Das ge- [Spaltenumbruch] Verſchwunden. Detectivroman von A. K. Green. (18. Fortſetzung.) Es war damals für ſie überhaupt eine Dies ſchien ihr einen kleinen Troſt zu ge- Auch heute war ſie wieder raſtlos im Hauſe Am nächſten Tage war ich zum Glück wieder Nachdem ich eine neue Verkleidung ange- Der Pferdewagen fuhr zwar ohne mich ab, Mit einem flüchtigen Blick eilte ich an ihm (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/> litärvorlage miniſteriell geſtimmt, Niemand wiſſe<lb/> jedoch, was ſie damit erſtreben. Er bringe dem<lb/> Vorgehen ein gewiſſes Mißtrauen entgegen. Nach<lb/> einem Telegramm der „N. Fr. Pr.“ ſchloß Fürſt<lb/> Bismarck ſeine Anſprache an die Braunſchweiger<lb/> mit folgenden Worten: „Ich benütze die Gelegen-<lb/> heit, um den perſönlichen Gefühlen Ausdruck zu<lb/> geben, welche mich an den Regenten Ihres Lan-<lb/> des knüpfen. Prinz Albrecht macht, ob ich Mi-<lb/> niſter oder Privatmann bin, keinen Unterſchied<lb/> mit mir. 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Ein Zeichen hiefür ſei die Rückkehr des<lb/> engliſchen Botſchafters Dufferin nach Paris und<lb/> noch mehr die vorgeſtern im Unterhauſe abge-<lb/> gebenen Erklärungen des Parlaments-Secretärs<lb/> Grey. Frankreich werde ſich hiedurch nicht veran-<lb/> laßt finden, aus ſeiner Verhaltungslinie heraus-<lb/> zutreten. Es verfolge in Siam keine Eroberungs-<lb/> politik, ſondern vertheidige nur die Rechte und<lb/> die Intereſſen ſeiner Schutzſtaaten; demzufolge<lb/> könne nichts einem Dritten zum Vorwande einer<lb/> Intervention dienen. — Nach einem Telegramme<lb/> des „Daily Chronicle“ aus Bangkok dürfte Siam<lb/> die franzöſiſchen Forderungen wahrſcheinlich zu-<lb/> geſtehen, ein Theil des ſiameſiſchen Cabinets be-<lb/> fürworte jedoch den Widerſtand. Die franzöſiſchen<lb/> Kanonenboote treffen umfaſſende Vorbereitungen<lb/> für den Fall der Ablehnung des Ultimatums.<lb/> Die ſiameſiſche Flotte iſt nicht in der Lage, das<lb/> Land zu ſchützen. Die Landung fremder Truppen<lb/> iſt wahrſcheinlich. Einer Bangkoker Depeſche der<lb/> „Times“ zufolge betreffen Frankreichs Gebiets-<lb/> forderungen 95.000 Quadratmeilen und umfaſſen<lb/> die Provinz, welche Birma an Siam abgetreten<lb/> hat unter der Bedingung, daß ſie nicht an eine<lb/> andere Macht abgetreten werden ſolle, ferner<lb/> 50.000 Quadratmeilen in Nordoſt-Siam, wohin<lb/> die Franzoſen niemals gedrungen ſind. (S. Tel.)</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Locales und Provinzielles.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Olmütz,</hi> 24. 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September<lb/> wieder nach M.-Schönberg zurück.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ernennung.)</hi> </head> <p>Der Miniſter für Cultus<lb/> und Unterricht hat den Bürgerſchullehrer Johann<lb/><hi rendition="#g">Kaulich</hi> in Mähr.-Schönberg zum proviſoriſchen<lb/> Hauptlehrer au der Lehrerinnen-Bildungsanſtalt<lb/> mit deutſcher Unterrichtsſprache in Brünn ernannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Königsſchießen und Königstafel.)</hi> </head> <p>Geſtern<lb/> Abends 6 Uhr wurde das von der hieſigen<lb/> k. k. priv. Scharfſchützengeſellſchaft veranſtaltete<lb/> diesjährige Königsſchießen beendet, welches auch<lb/> diesmal unter äußerſt zahlreicher Theilnahme<lb/> ſtattfand. Den Königsſchuß machte diesmal ein<lb/> k. u. k. Officier, Herr Lieutenant Anton <hi rendition="#g">Thomann</hi><lb/> vom 10. Corps-Artillerie-Regimente, welcher mit<lb/> einem „32 Theiler“ Sieger blieb. Um 6 Uhr<lb/> Abends wurde von dem Oberſchützenmeiſter Herrn<lb/> Wilhelm <hi rendition="#g">Lauer</hi> den in der Schießhalle ver-<lb/> ſammelten Schützen das Reſultat des Königs-<lb/> ſchießens bekannt gegeben; es war folgendes:<lb/><hi rendition="#g">Tiefſchüſſe:</hi> 1. Königsſchuß Herr Lieutenant<lb/> Anton <hi rendition="#g">Thomann,</hi> Olmütz, 32 Theiler.<lb/> 1. Marſchall Herr Wibiral, Littau, 35 Th.,<lb/> 2. Marſchall Herr Julius Winkler, Malzfabrikant<lb/><cb/> Olmütz, 43½ Th., 3. Preis Herr Carl<lb/> Weiſer, Laska, 95¼ Th., 4. Preis Herr A.<lb/> Hladny, Olmütz, 117¾ Th., 5. Preis Herr<lb/> Franz Schuſter, Littau, 118¼ Th. <hi rendition="#g">Kreis-<lb/> prämien:</hi> 1. Herr <hi rendition="#g">Wibiral,</hi> Littau, 30<lb/> Kreiſe, 2. Herr Carl Weiſer, Laska, 21 Kreiſe,<lb/> 3. Herr Wilhelm Mika, Olmütz, 18 Kreiſe,<lb/> 4. Herr Křiwanet, Gewitſch, 18 Kreiſe, 5. Herr<lb/> Lieutenant Anton Thomann, Olmütz, 18 Kreiſe.<lb/> Nach 6 Uhr Abends fand ſodann im Schieſtatt-<lb/> ſaale die Königstafel ſtatt, welcher mehrere Gäſte<lb/> beiwohnten, unter welchen wir Herrn Gemeinde-<lb/> rath Adolf <hi rendition="#g">Thannabaur</hi> als Vertreter des<lb/> Herrn Bürgermeiſters, welcher ſein Nichterſcheinen bei<lb/> der Tafel entſchuldigte, und Herrn Geniedirector<lb/> Oberſt v. <hi rendition="#g">Albach</hi> bemerkten. Die Feſttafel,<lb/> bei welcher eine Abtheilung der Militärcapelle des<lb/> 93. Inft.-Regts. die Muſik beſorgte, verlief in<lb/> ſehr heiterer und gemüthlicher Weiſe und endete<lb/> erſt nach 11 Uhr Nachts. Den erſten Trinkſpruch<lb/> brachte Herr Gemeinderath <hi rendition="#g">Thannabaur</hi><lb/> auf den Schützenkönig aus, welchen er in herz-<lb/> lichſter Weiſe zu ſeiner neuen Würde beglück-<lb/> wünſchte. Der Schützenkönig Herr Lieutenant<lb/> Anton <hi rendition="#g">Thomann</hi> brachte ſodann auf Se.<lb/> Majeſtät den Kaiſer, den Allerhöchſten Protector<lb/> des öſterr. Schützenbundes, ein dreifaches Hoch<lb/> aus, in welches die Anweſenden, die ſich von<lb/> den Sitzen erhoben hatten, begeiſtert einſtimm-<lb/> ten, während die Muſikcapelle die Volkshymne<lb/> anſtimmte. Herr Oberſchützenmeiſter W. <hi rendition="#g">Lauer</hi><lb/> toaſtirte hierauf auf die beiden Marſchälle und<lb/> den Cirkelkönig, Herr Wilhelm <hi rendition="#g">Mika</hi> auf die<lb/> Stadtgemeinde Olmütz und ihren hochverehrten<lb/> Herrn Bürgermeiſter Joſef v. <hi rendition="#g">Engel,</hi> welche<lb/> der Schützengeſellſchaft jederzeit die größten Sym-<lb/> pathien und die eifrigiſte Förderung angedeihen<lb/> laſſen, wobei er dem Wunſche Ausdruck gab, daß<lb/> dies auch in Zukunft ſo ſein möge. Herr Lieu-<lb/> tenant <hi rendition="#g">Thomann</hi> erhob hierauf ſein Glas auf<lb/> den Oberſchützenmeiſter Herrn W. Lauer und die<lb/> Herren Mitglieder des Schütz’nrathes. Herr<lb/> Gemeinderath <hi rendition="#g">Thannabaur</hi> toaſtirte ſodann<lb/> auf ein gutes Einvernehmen zwiſchen der Stadt-<lb/> gemeinde und der Schützengeſellſchaft, worauf<lb/> Herr W. <hi rendition="#g">Lauer</hi> im Namen des Schützenrathes<lb/> in herzlichen Worten dankte und Herr<lb/> Stadtverordneter <hi rendition="#g">Domes</hi> einen Trinkſpruch<lb/> auf die Schützenfrauen und Schützenjungfrauen<lb/> ausbrachte. Den officiellen Toaſten, welche mit<lb/> jubelndem Beifall aufgenommen wurden, folgten<lb/> ſodann mehrere „wilde Toaſte“, welche wegen<lb/> ihres humoriſtiſchen Inhaltes die größte Heiterkeit<lb/> erregten. Lebhafteſten Beifall fanden die Leiſtungen<lb/> der Militärcapelle, welche genöthigt war, mehrere<lb/> Zugaben zu machen. Das vom Herrn Reſtaurateur<lb/> Puſch beigeſtellte vortreffliche Menu der Feſttafel<lb/> mundete ganz ausgezeichnet.</p> </div><lb/> <div xml:id="a4a" next="#a4b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Der Staat als lachender Erbe.)</hi> </head> <p>Das ge-<lb/> ſammte Vermögen der jüngſt hier verſtorbenen Frau<lb/> Franziska de Türlot fällt, wie nunmehr feſtſteht, dem</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#b">Verſchwunden.</hi><lb/> Detectivroman von <bibl><hi rendition="#b">A. K. <hi rendition="#g">Green.</hi> </hi></bibl> </head><lb/> <p> <ref>(18. Fortſetzung.)</ref> </p><lb/> <p>Es war damals für ſie überhaupt eine<lb/> Zeit der heftigſten Aufregung. Häufig erſchien<lb/> ſie auf dem Polizeibureau, wo ſie vergeblich<lb/> Nachrichten von dem Mädchen zu finden hoffte,<lb/> deſſen Schickſal ihr ſo am Herzen lag. Als ſie<lb/> einmal gegen Gryce ihre Befürchtung äußerte,<lb/> daß ihre junge Freundin nicht mehr am Leben<lb/> ſei, hatte ihr dieſer verſichert, die Polizei würde<lb/> jedenfalls Kunde davon erhalten haben, außer<lb/> wenn ſie heimlich getödter und beiſeite geſchafft<lb/> worden wäre.</p><lb/> <p>Dies ſchien ihr einen kleinen Troſt zu ge-<lb/> währen, aber beim Fortgehen übermannte ſie<lb/> noch einmal die Verzweiflung und ſie betheuerte,<lb/> die Sache in ihre eigene Hand nehmen zu wollen,<lb/> wenn ſich in den nächſten zwei Wochen keine<lb/> Spur der Vermißten finde. Was dann geſchehen<lb/> werde, ſagte ſie nicht, aber ihre Miene weis-<lb/> ſagte nichts Gutes.</p><lb/> <p>Auch heute war ſie wieder raſtlos im Hauſe<lb/> umhergeirrt und hatte den Fußtritten des<lb/> Mannes gelauſcht, der gleichfalls keine Ruhe<lb/> fand. Er kehrte ſpäter als gewöhnlich von ſeinem<lb/> Ausgang heim. Kaum hatte ſie ihn an der Ecke<lb/> erblickt, ſo verbarg ſie ſich raſch hinter den Vor-<lb/><cb/> hang und ſah wie er mit müden Tritten und<lb/> niedergeſchlagener Miene die Stufen hinaufkam<lb/> und in das Haus trat.</p><lb/> <p>Am nächſten Tage war ich zum Glück wieder<lb/> wohl genug, um mein Unternehmen fortſetzen<lb/> zu können. Dies Räthſel zu löſen, dem Geheim-<lb/> niß auf den Grund zu kommen, war jetzt mein<lb/> einziger Ehrgeiz, und ich widmete mich meiner<lb/> Aufgabe mit wahrem Feuereifer.</p><lb/> <p>Nachdem ich eine neue Verkleidung ange-<lb/> legt hatte, eilte ich ohne Zaudern Herrn Blake<lb/> nach. Ich achtete keine Beſchwerde, obgleich ich<lb/> wußte, daß ein weiter mühſeliger Marſch an<lb/> dem kalten Morgen vor mir lag, der höchſtwahr-<lb/> ſcheinlich abermals mit einer Enttäuſchung enden<lb/> würde. Aber diesmal kam es anders. Wir waren<lb/> noch nicht weit gegangen, als Blake einen Pferde-<lb/> bahnwagen anrief, welcher gerade die Madiſon<lb/> Avenue herunter kam. Ich eilte von der anderen<lb/> Straßenſeite herbei, um denſelben Wagen zu be-<lb/> ſteigen. Aber plötzlich gab Blake ſeine Abſicht<lb/> wieder auf; er ſah ein Mädchen mit einem<lb/> Korbe am Arme daherkommen, trat ihr raſch in<lb/> den Weg und redete ſie an.</p><lb/> <p>Der Pferdewagen fuhr zwar ohne mich ab,<lb/> doch wagte ich mich nicht näher herzu, aus<lb/> Furcht, Argwohn zu erregen. Von einem erhöh-<lb/> tem Standpunkte auf einem Eckſtein, ſah ich wie<lb/> er das Mädchen beiſeite zog, das, nach ſeiner<lb/> Kleidung zu urteilen, der Hefe des Volkes ange-<lb/> hörte. Eine Weile ſprach er eifrig mit ihr, dann<lb/><cb/> ſah ich ſie zuſammen die Broomeſtraße hinunter-<lb/> gehen. Unbekümmert um die Folgen, eilte ich<lb/> ihnen nach; auf einmaltrennte er ſich jedoch ganz<lb/> unerwartet von dem Mädchen und kam mir<lb/> entgegen, wahrſcheinlich um an die Ecke der<lb/> Madiſon Avenue zurückzukehren. Einen Augen-<lb/> blick ſchwankte ich, was ich thun ſolle, dann aber<lb/> überließ ich Blake für heute ſich ſelbſt, um dem<lb/> Mädchen zu folgen, mit welchem er das Geſpräch<lb/> gehabt hatte. Sie war groß, hager und nicht<lb/> ohne Anmuth in Gang und Haltung, das beſtärk-<lb/> te mich noch in meinem Entſchluß.</p><lb/> <p>Mit einem flüchtigen Blick eilte ich an ihm<lb/> vorüber, er ſchien mir in den letzten fünf Tagen<lb/> um fünf Jahre gealtert zu ſein; dann ging ich<lb/> dem Mädchen nach die Broomeſtraße hinunter.<lb/> Daß ein Mann, wie Herr Blake, eine Perſon<lb/> aus der niedrigſten Volksklaſſe, die in verbliche-<lb/> nem Kattunkleide, mit beſchmutzter Kaputze, den<lb/> zerriſſenen Marktkorbe am Arm einherging, auf<lb/> der Straße anredete, war mir ein unlösbares Räth-<lb/> ſel. Ich verſuchte ſie einzuholen, um womöglich<lb/> ihr Geſicht zu ſehen, aber ſeit ihrer Unterredung<lb/> mit Herrn Blake ſchien ſie Flügel bekommen<lb/> zuhaben. Eine Schaar ſchreiender Buben, die<lb/> einem durchgegangenem Pferde nachliefen verſperr-<lb/> te mir den Weg; ich wollte an ihnen vorüber-<lb/> eilen, ſtolperte, fiel — und mit meiner Jagd war<lb/> es aus.</p><lb/> <p> <ref>(Fortſetzung folgt.)</ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
litärvorlage miniſteriell geſtimmt, Niemand wiſſe
jedoch, was ſie damit erſtreben. Er bringe dem
Vorgehen ein gewiſſes Mißtrauen entgegen. Nach
einem Telegramm der „N. Fr. Pr.“ ſchloß Fürſt
Bismarck ſeine Anſprache an die Braunſchweiger
mit folgenden Worten: „Ich benütze die Gelegen-
heit, um den perſönlichen Gefühlen Ausdruck zu
geben, welche mich an den Regenten Ihres Lan-
des knüpfen. Prinz Albrecht macht, ob ich Mi-
niſter oder Privatmann bin, keinen Unterſchied
mit mir. Er lebe hoch!“
(Frankreich und Siam.) Wie die „Temps-
aus Sargon meldet, hat der Commandant der
franzöſiſchen Streitkräfte auf der Inſel Khone
das Feuer gegen die Siameſen eröffnet und den-
ſelben in dreitägigem Kampfe die Forts Dondua,
Donngo, Domham und Domſon weggenommen.
Der Verluſt der Siameſen beläuft ſich auf 300
Todte und 200 Berwundete. Der ſiameſiſche
Geſandte in Paris hat um Verlängerung der
Friſt angeſucht, die der ſiameſiſchen Regierung
zur Ertheilung der Antwort auf das franzöſiſche
Ultimatum geſetzt worden war. Die franzö-
ſiſche Regierung wies das Verlangen zurück.
Eine Note des „Temps“ conſtatirt, daß
die engliſche Regierung entgegen ihren frü-
heren Erklärungen die Abſicht kundgebe, ſich
in den franzöſiſch-ſiameſiſchen Streit einzu-
miſchen. Ein Zeichen hiefür ſei die Rückkehr des
engliſchen Botſchafters Dufferin nach Paris und
noch mehr die vorgeſtern im Unterhauſe abge-
gebenen Erklärungen des Parlaments-Secretärs
Grey. Frankreich werde ſich hiedurch nicht veran-
laßt finden, aus ſeiner Verhaltungslinie heraus-
zutreten. Es verfolge in Siam keine Eroberungs-
politik, ſondern vertheidige nur die Rechte und
die Intereſſen ſeiner Schutzſtaaten; demzufolge
könne nichts einem Dritten zum Vorwande einer
Intervention dienen. — Nach einem Telegramme
des „Daily Chronicle“ aus Bangkok dürfte Siam
die franzöſiſchen Forderungen wahrſcheinlich zu-
geſtehen, ein Theil des ſiameſiſchen Cabinets be-
fürworte jedoch den Widerſtand. Die franzöſiſchen
Kanonenboote treffen umfaſſende Vorbereitungen
für den Fall der Ablehnung des Ultimatums.
Die ſiameſiſche Flotte iſt nicht in der Lage, das
Land zu ſchützen. Die Landung fremder Truppen
iſt wahrſcheinlich. Einer Bangkoker Depeſche der
„Times“ zufolge betreffen Frankreichs Gebiets-
forderungen 95.000 Quadratmeilen und umfaſſen
die Provinz, welche Birma an Siam abgetreten
hat unter der Bedingung, daß ſie nicht an eine
andere Macht abgetreten werden ſolle, ferner
50.000 Quadratmeilen in Nordoſt-Siam, wohin
die Franzoſen niemals gedrungen ſind. (S. Tel.)
Locales und Provinzielles.
Olmütz, 24. Juli.
(Perſonales.) Herr Bürgermeiſter Joſef
v. Engel beabſichtigt im Monate Auguſt einen
mehrwöchentlichen Urlaub anzutreten und den-
ſelben zu einer Reiſe nach Siebenbürgen zu be-
nützen. — Herr Landesgerichtsrath Neubaur
hat einen mehrwöchentlichen Urlaub angetreten.
(Vermählung.) Geſtern Morgens fand in
der hieſigen Pfarrkirche zu Sct. Michael die
Trauung des k. k. Auscultanten, Herrn Robert
Salinger mit Frl. Ida Mück, einer Tochter
des hieſigen Kaufmanns Herrn F. C. Mück ſtatt.
(Ernennungen.) Der Juſtizminiſter hat
zu Notaren ernannt die Notariats-Candidaten
und derzeitigen Notariats-Subſtituten Herren
Eduard Ganorl in Frain für Frain und
Dr. Camillo Otto in Zwittau für Zwittau. —
Die k. k. Centralcommiſion für Kunſt- und hiſto-
riſche Denkmale hat in ihrer Sitzung vom 7. d.
den Oekonomie-Verwalter Adolf Raab in Königs-
feld und in ihrer Sitzung vom 14. d. den Notar
Dr Franz Kupido in Stadt-Liebau zum
Correſpondenten ernannt.
(Verlobung.) Der M.-Schönberger Apo-
theker Herr Carl Rebitſchek hat ſich mit
Frl. Giſela Falkowski, einer Tochter des
Sternberger Fabrikanten Herrn Julius Falkowski,
verlobt.
(Prieſterexercitien.) Zur Abhaltung der
heuer ſtattfindenden Prieſterexercitien, welche in
der Zeit vom 21. bis 25. Auguſt im hieſigen
fürſterzbiſchöfl. Clericalſeminar abgehalten werden,
wird P. Bernhard Duhr S. J. aus dem Colle-
gium Lainz bei Wien hier eintreffen.
(Vom 93. Infanterie-Regimente.) Sams-
tag 4 Uhr Morgens iſt das 1. Bataillon des
93. Inft.-Regts. von Mähr.-Schönberg über M.-
Neuſtadt nach Olmütz abmarſchirt, wo es geſtern
eintraf und im Fort Krönau bequartiert wurde.
Nach den in Olmütz ſtattfindenden militäriſchen
Uebungen kehrt das Bataillon am 2. September
wieder nach M.-Schönberg zurück.
(Ernennung.) Der Miniſter für Cultus
und Unterricht hat den Bürgerſchullehrer Johann
Kaulich in Mähr.-Schönberg zum proviſoriſchen
Hauptlehrer au der Lehrerinnen-Bildungsanſtalt
mit deutſcher Unterrichtsſprache in Brünn ernannt.
(Königsſchießen und Königstafel.) Geſtern
Abends 6 Uhr wurde das von der hieſigen
k. k. priv. Scharfſchützengeſellſchaft veranſtaltete
diesjährige Königsſchießen beendet, welches auch
diesmal unter äußerſt zahlreicher Theilnahme
ſtattfand. Den Königsſchuß machte diesmal ein
k. u. k. Officier, Herr Lieutenant Anton Thomann
vom 10. Corps-Artillerie-Regimente, welcher mit
einem „32 Theiler“ Sieger blieb. Um 6 Uhr
Abends wurde von dem Oberſchützenmeiſter Herrn
Wilhelm Lauer den in der Schießhalle ver-
ſammelten Schützen das Reſultat des Königs-
ſchießens bekannt gegeben; es war folgendes:
Tiefſchüſſe: 1. Königsſchuß Herr Lieutenant
Anton Thomann, Olmütz, 32 Theiler.
1. Marſchall Herr Wibiral, Littau, 35 Th.,
2. Marſchall Herr Julius Winkler, Malzfabrikant
Olmütz, 43½ Th., 3. Preis Herr Carl
Weiſer, Laska, 95¼ Th., 4. Preis Herr A.
Hladny, Olmütz, 117¾ Th., 5. Preis Herr
Franz Schuſter, Littau, 118¼ Th. Kreis-
prämien: 1. Herr Wibiral, Littau, 30
Kreiſe, 2. Herr Carl Weiſer, Laska, 21 Kreiſe,
3. Herr Wilhelm Mika, Olmütz, 18 Kreiſe,
4. Herr Křiwanet, Gewitſch, 18 Kreiſe, 5. Herr
Lieutenant Anton Thomann, Olmütz, 18 Kreiſe.
Nach 6 Uhr Abends fand ſodann im Schieſtatt-
ſaale die Königstafel ſtatt, welcher mehrere Gäſte
beiwohnten, unter welchen wir Herrn Gemeinde-
rath Adolf Thannabaur als Vertreter des
Herrn Bürgermeiſters, welcher ſein Nichterſcheinen bei
der Tafel entſchuldigte, und Herrn Geniedirector
Oberſt v. Albach bemerkten. Die Feſttafel,
bei welcher eine Abtheilung der Militärcapelle des
93. Inft.-Regts. die Muſik beſorgte, verlief in
ſehr heiterer und gemüthlicher Weiſe und endete
erſt nach 11 Uhr Nachts. Den erſten Trinkſpruch
brachte Herr Gemeinderath Thannabaur
auf den Schützenkönig aus, welchen er in herz-
lichſter Weiſe zu ſeiner neuen Würde beglück-
wünſchte. Der Schützenkönig Herr Lieutenant
Anton Thomann brachte ſodann auf Se.
Majeſtät den Kaiſer, den Allerhöchſten Protector
des öſterr. Schützenbundes, ein dreifaches Hoch
aus, in welches die Anweſenden, die ſich von
den Sitzen erhoben hatten, begeiſtert einſtimm-
ten, während die Muſikcapelle die Volkshymne
anſtimmte. Herr Oberſchützenmeiſter W. Lauer
toaſtirte hierauf auf die beiden Marſchälle und
den Cirkelkönig, Herr Wilhelm Mika auf die
Stadtgemeinde Olmütz und ihren hochverehrten
Herrn Bürgermeiſter Joſef v. Engel, welche
der Schützengeſellſchaft jederzeit die größten Sym-
pathien und die eifrigiſte Förderung angedeihen
laſſen, wobei er dem Wunſche Ausdruck gab, daß
dies auch in Zukunft ſo ſein möge. Herr Lieu-
tenant Thomann erhob hierauf ſein Glas auf
den Oberſchützenmeiſter Herrn W. Lauer und die
Herren Mitglieder des Schütz’nrathes. Herr
Gemeinderath Thannabaur toaſtirte ſodann
auf ein gutes Einvernehmen zwiſchen der Stadt-
gemeinde und der Schützengeſellſchaft, worauf
Herr W. Lauer im Namen des Schützenrathes
in herzlichen Worten dankte und Herr
Stadtverordneter Domes einen Trinkſpruch
auf die Schützenfrauen und Schützenjungfrauen
ausbrachte. Den officiellen Toaſten, welche mit
jubelndem Beifall aufgenommen wurden, folgten
ſodann mehrere „wilde Toaſte“, welche wegen
ihres humoriſtiſchen Inhaltes die größte Heiterkeit
erregten. Lebhafteſten Beifall fanden die Leiſtungen
der Militärcapelle, welche genöthigt war, mehrere
Zugaben zu machen. Das vom Herrn Reſtaurateur
Puſch beigeſtellte vortreffliche Menu der Feſttafel
mundete ganz ausgezeichnet.
(Der Staat als lachender Erbe.) Das ge-
ſammte Vermögen der jüngſt hier verſtorbenen Frau
Franziska de Türlot fällt, wie nunmehr feſtſteht, dem
Verſchwunden.
Detectivroman von A. K. Green.
(18. Fortſetzung.)
Es war damals für ſie überhaupt eine
Zeit der heftigſten Aufregung. Häufig erſchien
ſie auf dem Polizeibureau, wo ſie vergeblich
Nachrichten von dem Mädchen zu finden hoffte,
deſſen Schickſal ihr ſo am Herzen lag. Als ſie
einmal gegen Gryce ihre Befürchtung äußerte,
daß ihre junge Freundin nicht mehr am Leben
ſei, hatte ihr dieſer verſichert, die Polizei würde
jedenfalls Kunde davon erhalten haben, außer
wenn ſie heimlich getödter und beiſeite geſchafft
worden wäre.
Dies ſchien ihr einen kleinen Troſt zu ge-
währen, aber beim Fortgehen übermannte ſie
noch einmal die Verzweiflung und ſie betheuerte,
die Sache in ihre eigene Hand nehmen zu wollen,
wenn ſich in den nächſten zwei Wochen keine
Spur der Vermißten finde. Was dann geſchehen
werde, ſagte ſie nicht, aber ihre Miene weis-
ſagte nichts Gutes.
Auch heute war ſie wieder raſtlos im Hauſe
umhergeirrt und hatte den Fußtritten des
Mannes gelauſcht, der gleichfalls keine Ruhe
fand. Er kehrte ſpäter als gewöhnlich von ſeinem
Ausgang heim. Kaum hatte ſie ihn an der Ecke
erblickt, ſo verbarg ſie ſich raſch hinter den Vor-
hang und ſah wie er mit müden Tritten und
niedergeſchlagener Miene die Stufen hinaufkam
und in das Haus trat.
Am nächſten Tage war ich zum Glück wieder
wohl genug, um mein Unternehmen fortſetzen
zu können. Dies Räthſel zu löſen, dem Geheim-
niß auf den Grund zu kommen, war jetzt mein
einziger Ehrgeiz, und ich widmete mich meiner
Aufgabe mit wahrem Feuereifer.
Nachdem ich eine neue Verkleidung ange-
legt hatte, eilte ich ohne Zaudern Herrn Blake
nach. Ich achtete keine Beſchwerde, obgleich ich
wußte, daß ein weiter mühſeliger Marſch an
dem kalten Morgen vor mir lag, der höchſtwahr-
ſcheinlich abermals mit einer Enttäuſchung enden
würde. Aber diesmal kam es anders. Wir waren
noch nicht weit gegangen, als Blake einen Pferde-
bahnwagen anrief, welcher gerade die Madiſon
Avenue herunter kam. Ich eilte von der anderen
Straßenſeite herbei, um denſelben Wagen zu be-
ſteigen. Aber plötzlich gab Blake ſeine Abſicht
wieder auf; er ſah ein Mädchen mit einem
Korbe am Arme daherkommen, trat ihr raſch in
den Weg und redete ſie an.
Der Pferdewagen fuhr zwar ohne mich ab,
doch wagte ich mich nicht näher herzu, aus
Furcht, Argwohn zu erregen. Von einem erhöh-
tem Standpunkte auf einem Eckſtein, ſah ich wie
er das Mädchen beiſeite zog, das, nach ſeiner
Kleidung zu urteilen, der Hefe des Volkes ange-
hörte. Eine Weile ſprach er eifrig mit ihr, dann
ſah ich ſie zuſammen die Broomeſtraße hinunter-
gehen. Unbekümmert um die Folgen, eilte ich
ihnen nach; auf einmaltrennte er ſich jedoch ganz
unerwartet von dem Mädchen und kam mir
entgegen, wahrſcheinlich um an die Ecke der
Madiſon Avenue zurückzukehren. Einen Augen-
blick ſchwankte ich, was ich thun ſolle, dann aber
überließ ich Blake für heute ſich ſelbſt, um dem
Mädchen zu folgen, mit welchem er das Geſpräch
gehabt hatte. Sie war groß, hager und nicht
ohne Anmuth in Gang und Haltung, das beſtärk-
te mich noch in meinem Entſchluß.
Mit einem flüchtigen Blick eilte ich an ihm
vorüber, er ſchien mir in den letzten fünf Tagen
um fünf Jahre gealtert zu ſein; dann ging ich
dem Mädchen nach die Broomeſtraße hinunter.
Daß ein Mann, wie Herr Blake, eine Perſon
aus der niedrigſten Volksklaſſe, die in verbliche-
nem Kattunkleide, mit beſchmutzter Kaputze, den
zerriſſenen Marktkorbe am Arm einherging, auf
der Straße anredete, war mir ein unlösbares Räth-
ſel. Ich verſuchte ſie einzuholen, um womöglich
ihr Geſicht zu ſehen, aber ſeit ihrer Unterredung
mit Herrn Blake ſchien ſie Flügel bekommen
zuhaben. Eine Schaar ſchreiender Buben, die
einem durchgegangenem Pferde nachliefen verſperr-
te mir den Weg; ich wollte an ihnen vorüber-
eilen, ſtolperte, fiel — und mit meiner Jagd war
es aus.
(Fortſetzung folgt.)
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