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Mährisches Tagblatt. Nr. 175, Olmütz, 03.08.1885.

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[Spaltenumbruch]

bezeichnet werden kann und einen äußerst günsti-
gen Verlauf nahm. Anfangs schien das Wetter
dem Ausfluge günstig zu sein. Nach und nach
heiterte sich der Himmel aus und bot den Aus-
flüglern ein freundliches Gesicht. Vor 2 Uhr
sammelten sich die Kinder begleitet von ihren
Angehörigen im Festeskleide im Schulgebäude.
Punct 2 Uhr setzte sich der imposante Zug, an
dessen Spitze die Musikcapelle des deutschen
Militär-Veteranen-Vereines marschirte, in Bewe-
gung und frisch froh und fröhlich ging es auf
die sogenannte Kriva, einem eine halbe Weg-
stunde von der Stadt gelegenen und von Wal-
dungen umfaßten Belustigungsorte. Die Knaben
trugen durchwegs schwarzgelbe Fahnen und eben-
solche Schärpen, während die Mädchen mit Eichen-
laub und schwarzgelben Schleifen geschmückt
waren. Auch der Festplatz selbst bot einen prächtigen
Anblick und muß die Decoration desselben als
eine äußerst geschmackvolle bezeichnet werden. Am
Bestimmungsorte angelangt, begann sofort das
muntere Treiben der fröhlichen Jugend. Spiele
wurden arrangirt, Lieder gesungen, Gedichte vor-
getragen und Luftballons losgelassen. Nach und
nach fand sich die ganze Intelligenz von Prerau
am Festplatze ein und sowohl das muntere Treiben
der Kleinen, als auch die vortrefflichen Leistungen
der Musikcapelle versetzten das große Publikum
in die animirteste Stimmung und glich das Fest
einem wahren Volksfeste.

Inzwischen war es dunkel geworden und
man mußte an den Rückmarsch denken. Nahezu
300 färbige Lampions wurden an die Kinder
vertheilt und nun ging es in musterhafter Ord-
nung zurück. Bei der Brücke am linksseitigen
Betschwaufer wurde Halt gemacht, weil am
rechtsseitigen ein überaus gelungenes Feuerwerk
abgebrannt wurde. Sodann setzte sich der impo-
sante Zug wieder in Bewegung und in der
Stadt angelangt, wurde vor dem Amtsgebäude
der k. k. Bezirkshauptmannschaft Halt gemacht,
die Kinder stellten sich in Front auf und nach-
dem der Schulleiter Pitron eine kurze und kräf-
tige Ansprache an dieselben gehalten und ein
dreifaches Hoch auf Se. Maj[e]stät den Kaiser
ausgebracht hatte, in welches die Kinder begeistert
einstimmten, intonirte die Musikcapelle die Vols-
hymne, von welcher zwei Strophen gesunge[n]
wurden. Unter den Klängen des Marsches "O du
mein Oesterreich" ging es sodann dem Schulge-
bäude zu. Hier hielt Schulleiter Pitron noch
eine kurze kernige Ansprache an die Kinder, die
Lampions wurden verlöscht und man verab-
schiedete sich allseitig mit dem Wunsche, ein der-
artiges Fest recht bald wieder mitmachen zu
können. So endigte das schöne deutsche, aber
auch zugleich patriotische Fest.




[Spaltenumbruch]
Locales und Provinzielles.


(Spenden.)

Herr Johann Löffler und Frau
Marie Löffler haben soeben folgende hochherzige
Spenden gewidmet: 100 fl. für den Bauverein
an der Sct. Mauritzkirche, 25 fl. für den Kranken-
fond der freiw. Feuerwehr und 15 fl. zur Ver-
theilung von Speisemarken an die Bewohner
des Bürgerversorgungshauses. Für diesen Act
des Gemeinsinnes wird hiermit der verdiente
öffentliche Dank ausgesprochen.

(Auszeichnung.)

Dem ordentlichen Univer-
sitäts-Professor in Wien und Mitgliede des
obersten Sanitätsrathes Dr. August Vogl (ein
Mährer) wurde in Anerkennung seiner vieljähri-
gen verdienstlichen Thätigkeit auf dem Gebiete
des Lehramtes und des öffentlichen Sanitäts-
wesens der Orden der eisernen Krone dritter
Classe mit Nachsicht der Taxe verliehen.

(Personales.)

Der hiesige Zahnarzt Herr
Franz Patloch hat sich zu einem mehrwöchent-
lichen Aufenthalte nach Carlsbad begeben.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Colleginms ist folgende: Bei-
leidskundgebungen anläßlich des Todes des frü-
heren Hrn. Vicebürgermeisters Josef Wallenda. --
Gesuch des Wachführers J. Urbaa und J. Raschka
um Remunerirung ihrer Dienste am Fleisch-
markte. -- Note des k. k. Bezirksschulrathes über
über die Lehrmittel-Erfordernisse an der slavischen
Stadtschule im Jahre 1885/6. -- Gesuch des
städt. Waldhegers Josef Sedlaczek in Deutsch-
hause um Bewilligung seiner Uebersiedlungskosten.
-- Bericht der 2. Section über die Bewerbungs-
gesuche auswärtiger Invaliden um Gaben aus
dem Fonde der patriotischen Hilfeleistung. --
Commissions-Protokoll zum Wiederaufbau der
Häuser Nr. 525 526 auf der Pilten wegen
Feststellung der Baulinie und Ueberlassung von
Strassengrund. -- Note der k. k. Bezirkshaupt-
mannschaft über die Behebung von Baugebrechen
der Sct. Michaelskirche. -- Baumämtlicher Ko-
stenanschlag über die Erweiterung der Gasbe-
leuchtung in der städt. Knabenburgerschule. --
Vorlage der Kalk- und Ziegelmaterialien-Rech-
nung für das Jahr 1884. -- Bericht der 3. Sec-
tion über das Gesuch der Rosa Wawra, Stadt-
physikuswitwe um Verlängerung des Erziehungs-
beitrages für ihren Sohn Richard. -- Bericht
der 3. Section über das Gesuch des Sicherheits-
wach-Oberinspicienten Martin Jantschik um Ge-
haltserhöhung. (2. Les.) -- Bericht der 3. Section
über das Gesuch des Laboranten Joh. Krusch um
Gehaltsvorschuß. (2. Les.) -- Bericht der 3. Sec-
tion über ein Gesuch um das Heimatsrecht. --
Bericht der 3. Section über das Gesuch des
[Spaltenumbruch] Officials Karl Werner um Einrechnung seiner
früheren Dienstjahre.

(Das vollständige Programm der zweiten
Vollversammlung des deutsch-mährischen
Lehrerbundes
ist folgendes:

Dienstag den 4. August:

Um 5 Uhr Nachmittags Delegirten-
Versammlung
im Saale des deutschen Casinos
(Littauergasse Nr. 4, neu.)

Um 6 Uhr Abends gesellige Zusammenkunft
im Garten der bürgerl. Schießstätte und Garten-
Concert, ausgeführt von der Capelle des k. k.
Inf.-Rgts. Nr. 100.

Programm: 1. "Begrüßungs-Marsch" von
Strauß. 2. Ouverture zur Oper "Wilhelm Tell"
von Rossini. 3. "Mein Lebenslauf ist Lieb' und
Lust" Walzer von Strauß. 4. Reminiscenzen
aus "Meyerbeers Opern" von Rosenkranz. 5.
"Der Klügere gibt nach" Polka mazur v. Strauß.
6. "Annen-Walzer" aus "Nanon" von Genee.
7. Ouverture zur Operette "Prinz Methusalem"
von Strauß. 8. Quadrille nach den Motiven
der Operette "Bettelstudent" von Millöcker. 9.
"Deutsche Lieder" Potpourri von Seifert. 10.
"Es gibt keine Männer mehr" Polka mazur von
Millöcker. 11. Potpourri aus der Operette "Der
lustige Krieg" von Strauß. 12. "Freikugeln",
Gallopp von Fahrbach.

Mittwoch den 5. August:

Vollversammlung um 81/2 Uhr Früh
im königl. städt. Redoutensaale.

Tagesordnung:

1. Einfluß der socialen Verhältnisse auf
die Schule und die ihr zu Gebote stehenden Dis-
ciplinarmittel. (Referent: Franz Elis, Oberleh-
rer in Mähr.-Lotschnau.)

2. Stellung des k. k. Bez.-Schulinspectors
im gesammten Schulorganismus. (Referent:
Josef Föhner, Bürgerschullehrer in Olmütz.)

3. Einführung eines Substitutions-Norma-
les an Volks- und Bürgerschulen. (Referent:
Franz Kowarz, Bürgerschuldirector in Iglau.)

4. Entgegennahme des Rechenschafts- und
Cassaberichtes. (Referent: Bundescassier Josef
Berka, Volksschullehrer in Brünn.)

5. Wahl des Central-Ausschusses.

6. Die Trennung der Schulbezirke nach
sprachlich-nationalem Gesichtspuncte. (Referent:
Andreas Walter, Bürgerschuldirector in Brünn.)

7. Mittheilungen und Vorschläge des Cen-
tral-Ausschusses bezüglich der Gehaltsregulierung.
(Referent: Josef Pirnos, Bürgerschullehrer in
Brünn.)

8. Anschluß an den deutsch-österreichischen
Lehrerbund. (Referent: Josef Pirnos, Bürger-
schullehrer in Brünn.)




[Spaltenumbruch]

wäre in Verlegenheit, seine halbe Million mit
Anstand der Nachwelt zu überlassen. Helfen wir
ihm aus der Klemme! Der "Leitfaden für den
letzten Willen" wird auf Seite so und so viel
über die halbe Million verfügen. Es steht dort
ein "Mustertestament" für Halbmillionäre des fol-
genden Schimmels aufgestellt:

"1 ich vermache meinen drei Kindern ....
300.000 fl., sage dreimalhunderttausend Gulden
zu gleichen Theilen. Sie mögen vergeben, daß
es nicht mehr ist. Aber 100.000 Gulden ist
doch schon Etwas, womit man Tüchtiges unter-
nehmen kann, und womit man vielen, vielen
Anderen gegenüber einen schönen Vorsprung hat.

2. Ich vermache ferner dem Krankenhause
zu .... 25.000 fl., dem Armenhause in ....
ebenfalls 25.000 fl.

3. Ich vermache dem Deutschen Schulverein
in Anbetracht der schweren Aufgaben, die ihm
zu Theil geworden 100.000 fl., sage einhundert-
tausend Gulden.

4. Für den Turnverein .... 5000 fl.,
für den Gesangverein .... 5000 fl, für die
Freiwillige Feuerwehr .... 5000 fl., für den
Deutschen Böhmerwaldbund 5000 fl., für den
Verein für Volksbildung .... 5000 fl., für den
Verein deutscher Kindergärten .... 5000 fl.,
für den Verein zur Errichtung von Volksbädern
5000 fl., für den Verein für Volksbibliotheken
5000 fl.

5. (Folgen weitere Legate für 10.000 fl.)
Gott helfe meiner armen Seele. Amen!"

Sollte ein Vollmillionär oder gar ein mehr-
facher Millionär in ähnliche Verlegenheiten kom-
men, so finden sie im "Leitfaden für den letzten
[Spaltenumbruch] Willen" ein weiteres endloses Verzeichniß von
bedürftigen humanitären und deutschnationalen
Anstalten zu Gunsten derer sie bei ihrem "letzten
Willen" ihren guten Willen bethätigen können.




Eine Jahrt nach Helgoland.
(Original-Feuilleton des "Mähr. Tagblattes.")


"Grün ist das Land, roth ist die Kant,
weiß ist der Sand, das ist das Wappen von
Helgoland." Diese landläufige Characteristik des
schönen Eilandes fiel mir unwillkürlich en, als
ich vom Schiffe aus in der Ferne das langersehnte
Helgoland sah. Und in der That gibt es keinen
bezaubernderen Flecken Erde, so reich an Natur-
schönheiten und originellem bunten Treiben, als
das Seebad Helgoland, das mit vollem Rechte
zu einem Sammelplatz vergnügter Müssiggänger
aus allen Welttheilen, ein modernes Babylon
wurde. Aber wie mancher Reisende hat beim Be-
treten dieser Insel keinen Blick für all das herr-
liche, denn eine anstrengende Seereise hat ihn
jeden Sinnes für das Schöne beraubt und nur
eine erschreckliche Magenleere zurückgelassen.

Diese Erfahrung sollte ich, wenn auch nicht
an mir selbst, so doch an meiner zahlreichen
Umgebung, Damen und Herren, aus allen Wind-
richtungen, insbesonders schlanken Ladies machen;
auch mein Freund und stetiger Reisebegleiter
lieferte hiezu einen ganz netten Beitrag.

Es war ein heiterer aber sehr stürmischer
Tag, an dem wir uns in Cuxhafen einschifften
[Spaltenumbruch] und das geschäftige Treiben der Schiffsmann-
schaften, sowie die überlauten Commandorufe des
Capitäns ließen uns nichts Gutes ahnen. Auf
unser Befragen über den voraussichtlichen Verlauf
unserer Reise bekamen wir nur die inhaltsreiche
Antwort: "Sie werden scho[n] genug bekommen."
Aber bange machen gilt nicht, dachten wir und
stiegen heroisch in den unteren Schiffsraum, einen
großen mit allem Comfort ausgestatteten Salon,
wo uns die dumpse Luft anfangs den Athem
benahm. Wir verweilten hier geraume Zeit und
gewöhnten uns an das ziemlich erträgliche Schau-
keln des Schiffes; unser Uebermuth war erwacht,
denn noch immer frisch und munter glaubten
wir gewonnenes Sp[i]el zu haben, aber mit des
Geschickes Mächten ist kein ewger Bund zu flechten.
Wir bestiegen das Verdeck in dem Augenblick,
wo wir den Hafen verließen um in die offene
See zu stechen und nun änderte sich die Situa-
tion auch sehr bald.

Das Meer war sehr unruhig und wie erbost
über unsern verfrühten Triumpf, schlug es haus-
hohe Wellen an unser Schiff, wodurch Bewe-
gungen hervorgebracht wurden, die sich in un-
verkennbarer Weise auf dem Antlitz der Passa-
giere malten. Aber das war blos der Anfang
der Tragicomödie und die verhängnißvollen Worte
des Capitäns "Sie werden schon genug bekom-
men" tönten mit boshafter Melodie in so man-
chem Ohre nach.

Eben hört man einen Massenschrei. Der
erbarmungslose Gott Neptum peischt die Wellen,
die eine wahre Sintfluth über das Verdeck brin-
gen und Alles sucht rettenden Schutz in dem
unteren Theile des Schiffes. Ehe die Unglück-


[Spaltenumbruch]

bezeichnet werden kann und einen äußerſt günſti-
gen Verlauf nahm. Anfangs ſchien das Wetter
dem Ausfluge günſtig zu ſein. Nach und nach
heiterte ſich der Himmel aus und bot den Aus-
flüglern ein freundliches Geſicht. Vor 2 Uhr
ſammelten ſich die Kinder begleitet von ihren
Angehörigen im Feſteskleide im Schulgebäude.
Punct 2 Uhr ſetzte ſich der impoſante Zug, an
deſſen Spitze die Muſikcapelle des deutſchen
Militär-Veteranen-Vereines marſchirte, in Bewe-
gung und friſch froh und fröhlich ging es auf
die ſogenannte Křiva, einem eine halbe Weg-
ſtunde von der Stadt gelegenen und von Wal-
dungen umfaßten Beluſtigungsorte. Die Knaben
trugen durchwegs ſchwarzgelbe Fahnen und eben-
ſolche Schärpen, während die Mädchen mit Eichen-
laub und ſchwarzgelben Schleifen geſchmückt
waren. Auch der Feſtplatz ſelbſt bot einen prächtigen
Anblick und muß die Decoration deſſelben als
eine äußerſt geſchmackvolle bezeichnet werden. Am
Beſtimmungsorte angelangt, begann ſofort das
muntere Treiben der fröhlichen Jugend. Spiele
wurden arrangirt, Lieder geſungen, Gedichte vor-
getragen und Luftballons losgelaſſen. Nach und
nach fand ſich die ganze Intelligenz von Prerau
am Feſtplatze ein und ſowohl das muntere Treiben
der Kleinen, als auch die vortrefflichen Leiſtungen
der Muſikcapelle verſetzten das große Publikum
in die animirteſte Stimmung und glich das Feſt
einem wahren Volksfeſte.

Inzwiſchen war es dunkel geworden und
man mußte an den Rückmarſch denken. Nahezu
300 färbige Lampions wurden an die Kinder
vertheilt und nun ging es in muſterhafter Ord-
nung zurück. Bei der Brücke am linksſeitigen
Betſchwaufer wurde Halt gemacht, weil am
rechtsſeitigen ein überaus gelungenes Feuerwerk
abgebrannt wurde. Sodann ſetzte ſich der impo-
ſante Zug wieder in Bewegung und in der
Stadt angelangt, wurde vor dem Amtsgebäude
der k. k. Bezirkshauptmannſchaft Halt gemacht,
die Kinder ſtellten ſich in Front auf und nach-
dem der Schulleiter Pitron eine kurze und kräf-
tige Anſprache an dieſelben gehalten und ein
dreifaches Hoch auf Se. Maj[e]ſtät den Kaiſer
ausgebracht hatte, in welches die Kinder begeiſtert
einſtimmten, intonirte die Muſikcapelle die Vols-
hymne, von welcher zwei Strophen geſunge[n]
wurden. Unter den Klängen des Marſches „O du
mein Oeſterreich“ ging es ſodann dem Schulge-
bäude zu. Hier hielt Schulleiter Pitron noch
eine kurze kernige Anſprache an die Kinder, die
Lampions wurden verlöſcht und man verab-
ſchiedete ſich allſeitig mit dem Wunſche, ein der-
artiges Feſt recht bald wieder mitmachen zu
können. So endigte das ſchöne deutſche, aber
auch zugleich patriotiſche Feſt.




[Spaltenumbruch]
Locales und Provinzielles.


(Spenden.)

Herr Johann Löffler und Frau
Marie Löffler haben ſoeben folgende hochherzige
Spenden gewidmet: 100 fl. für den Bauverein
an der Sct. Mauritzkirche, 25 fl. für den Kranken-
fond der freiw. Feuerwehr und 15 fl. zur Ver-
theilung von Speiſemarken an die Bewohner
des Bürgerverſorgungshauſes. Für dieſen Act
des Gemeinſinnes wird hiermit der verdiente
öffentliche Dank ausgeſprochen.

(Auszeichnung.)

Dem ordentlichen Univer-
ſitäts-Profeſſor in Wien und Mitgliede des
oberſten Sanitätsrathes Dr. Auguſt Vogl (ein
Mährer) wurde in Anerkennung ſeiner vieljähri-
gen verdienſtlichen Thätigkeit auf dem Gebiete
des Lehramtes und des öffentlichen Sanitäts-
weſens der Orden der eiſernen Krone dritter
Claſſe mit Nachſicht der Taxe verliehen.

(Perſonales.)

Der hieſige Zahnarzt Herr
Franz Patloch hat ſich zu einem mehrwöchent-
lichen Aufenthalte nach Carlsbad begeben.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Colleginms iſt folgende: Bei-
leidskundgebungen anläßlich des Todes des frü-
heren Hrn. Vicebürgermeiſters Joſef Wallenda. —
Geſuch des Wachführers J. Urbaa und J. Raſchka
um Remunerirung ihrer Dienſte am Fleiſch-
markte. — Note des k. k. Bezirksſchulrathes über
über die Lehrmittel-Erforderniſſe an der ſlaviſchen
Stadtſchule im Jahre 1885/6. — Geſuch des
ſtädt. Waldhegers Joſef Sedlaczek in Deutſch-
hauſe um Bewilligung ſeiner Ueberſiedlungskoſten.
— Bericht der 2. Section über die Bewerbungs-
geſuche auswärtiger Invaliden um Gaben aus
dem Fonde der patriotiſchen Hilfeleiſtung. —
Commiſſions-Protokoll zum Wiederaufbau der
Häuſer Nr. 525 526 auf der Pilten wegen
Feſtſtellung der Baulinie und Ueberlaſſung von
Straſſengrund. — Note der k. k. Bezirkshaupt-
mannſchaft über die Behebung von Baugebrechen
der Sct. Michaelskirche. — Baumämtlicher Ko-
ſtenanſchlag über die Erweiterung der Gasbe-
leuchtung in der ſtädt. Knabenburgerſchule. —
Vorlage der Kalk- und Ziegelmaterialien-Rech-
nung für das Jahr 1884. — Bericht der 3. Sec-
tion über das Geſuch der Roſa Wawra, Stadt-
phyſikuswitwe um Verlängerung des Erziehungs-
beitrages für ihren Sohn Richard. — Bericht
der 3. Section über das Geſuch des Sicherheits-
wach-Oberinſpicienten Martin Jantſchik um Ge-
haltserhöhung. (2. Leſ.) — Bericht der 3. Section
über das Geſuch des Laboranten Joh. Kruſch um
Gehaltsvorſchuß. (2. Leſ.) — Bericht der 3. Sec-
tion über ein Geſuch um das Heimatsrecht. —
Bericht der 3. Section über das Geſuch des
[Spaltenumbruch] Officials Karl Werner um Einrechnung ſeiner
früheren Dienſtjahre.

(Das vollſtändige Programm der zweiten
Vollverſammlung des deutſch-mähriſchen
Lehrerbundes
iſt folgendes:

Dienſtag den 4. Auguſt:

Um 5 Uhr Nachmittags Delegirten-
Verſammlung
im Saale des deutſchen Caſinos
(Littauergaſſe Nr. 4, neu.)

Um 6 Uhr Abends geſellige Zuſammenkunft
im Garten der bürgerl. Schießſtätte und Garten-
Concert, ausgeführt von der Capelle des k. k.
Inf.-Rgts. Nr. 100.

Programm: 1. „Begrüßungs-Marſch“ von
Strauß. 2. Ouverture zur Oper „Wilhelm Tell“
von Roſſini. 3. „Mein Lebenslauf iſt Lieb’ und
Luſt“ Walzer von Strauß. 4. Reminiscenzen
aus „Meyerbeers Opern“ von Roſenkranz. 5.
„Der Klügere gibt nach“ Polka mazur v. Strauß.
6. „Annen-Walzer“ aus „Nanon“ von Genée.
7. Ouverture zur Operette „Prinz Methuſalem“
von Strauß. 8. Quadrille nach den Motiven
der Operette „Bettelſtudent“ von Millöcker. 9.
„Deutſche Lieder“ Potpourri von Seifert. 10.
„Es gibt keine Männer mehr“ Polka mazur von
Millöcker. 11. Potpourri aus der Operette „Der
luſtige Krieg“ von Strauß. 12. „Freikugeln“,
Gallopp von Fahrbach.

Mittwoch den 5. Auguſt:

Vollverſammlung um 8½ Uhr Früh
im königl. ſtädt. Redoutenſaale.

Tagesordnung:

1. Einfluß der ſocialen Verhältniſſe auf
die Schule und die ihr zu Gebote ſtehenden Dis-
ciplinarmittel. (Referent: Franz Elis, Oberleh-
rer in Mähr.-Lotſchnau.)

2. Stellung des k. k. Bez.-Schulinſpectors
im geſammten Schulorganismus. (Referent:
Joſef Föhner, Bürgerſchullehrer in Olmütz.)

3. Einführung eines Subſtitutions-Norma-
les an Volks- und Bürgerſchulen. (Referent:
Franz Kowarz, Bürgerſchuldirector in Iglau.)

4. Entgegennahme des Rechenſchafts- und
Caſſaberichtes. (Referent: Bundescaſſier Joſef
Berka, Volksſchullehrer in Brünn.)

5. Wahl des Central-Ausſchuſſes.

6. Die Trennung der Schulbezirke nach
ſprachlich-nationalem Geſichtspuncte. (Referent:
Andreas Walter, Bürgerſchuldirector in Brünn.)

7. Mittheilungen und Vorſchläge des Cen-
tral-Ausſchuſſes bezüglich der Gehaltsregulierung.
(Referent: Joſef Pirnos, Bürgerſchullehrer in
Brünn.)

8. Anſchluß an den deutſch-öſterreichiſchen
Lehrerbund. (Referent: Joſef Pirnos, Bürger-
ſchullehrer in Brünn.)




[Spaltenumbruch]

wäre in Verlegenheit, ſeine halbe Million mit
Anſtand der Nachwelt zu überlaſſen. Helfen wir
ihm aus der Klemme! Der „Leitfaden für den
letzten Willen“ wird auf Seite ſo und ſo viel
über die halbe Million verfügen. Es ſteht dort
ein „Muſterteſtament“ für Halbmillionäre des fol-
genden Schimmels aufgeſtellt:

„1 ich vermache meinen drei Kindern ....
300.000 fl., ſage dreimalhunderttauſend Gulden
zu gleichen Theilen. Sie mögen vergeben, daß
es nicht mehr iſt. Aber 100.000 Gulden iſt
doch ſchon Etwas, womit man Tüchtiges unter-
nehmen kann, und womit man vielen, vielen
Anderen gegenüber einen ſchönen Vorſprung hat.

2. Ich vermache ferner dem Krankenhauſe
zu .... 25.000 fl., dem Armenhauſe in ....
ebenfalls 25.000 fl.

3. Ich vermache dem Deutſchen Schulverein
in Anbetracht der ſchweren Aufgaben, die ihm
zu Theil geworden 100.000 fl., ſage einhundert-
tauſend Gulden.

4. Für den Turnverein .... 5000 fl.,
für den Geſangverein .... 5000 fl, für die
Freiwillige Feuerwehr .... 5000 fl., für den
Deutſchen Böhmerwaldbund 5000 fl., für den
Verein für Volksbildung .... 5000 fl., für den
Verein deutſcher Kindergärten .... 5000 fl.,
für den Verein zur Errichtung von Volksbädern
5000 fl., für den Verein für Volksbibliotheken
5000 fl.

5. (Folgen weitere Legate für 10.000 fl.)
Gott helfe meiner armen Seele. Amen!“

Sollte ein Vollmillionär oder gar ein mehr-
facher Millionär in ähnliche Verlegenheiten kom-
men, ſo finden ſie im „Leitfaden für den letzten
[Spaltenumbruch] Willen“ ein weiteres endloſes Verzeichniß von
bedürftigen humanitären und deutſchnationalen
Anſtalten zu Gunſten derer ſie bei ihrem „letzten
Willen“ ihren guten Willen bethätigen können.




Eine Jahrt nach Helgoland.
(Original-Feuilleton des „Mähr. Tagblattes.“)


„Grün iſt das Land, roth iſt die Kant,
weiß iſt der Sand, das iſt das Wappen von
Helgoland.“ Dieſe landläufige Characteriſtik des
ſchönen Eilandes fiel mir unwillkürlich en, als
ich vom Schiffe aus in der Ferne das langerſehnte
Helgoland ſah. Und in der That gibt es keinen
bezaubernderen Flecken Erde, ſo reich an Natur-
ſchönheiten und originellem bunten Treiben, als
das Seebad Helgoland, das mit vollem Rechte
zu einem Sammelplatz vergnügter Müſſiggänger
aus allen Welttheilen, ein modernes Babylon
wurde. Aber wie mancher Reiſende hat beim Be-
treten dieſer Inſel keinen Blick für all das herr-
liche, denn eine anſtrengende Seereiſe hat ihn
jeden Sinnes für das Schöne beraubt und nur
eine erſchreckliche Magenleere zurückgelaſſen.

Dieſe Erfahrung ſollte ich, wenn auch nicht
an mir ſelbſt, ſo doch an meiner zahlreichen
Umgebung, Damen und Herren, aus allen Wind-
richtungen, insbeſonders ſchlanken Ladies machen;
auch mein Freund und ſtetiger Reiſebegleiter
lieferte hiezu einen ganz netten Beitrag.

Es war ein heiterer aber ſehr ſtürmiſcher
Tag, an dem wir uns in Cuxhafen einſchifften
[Spaltenumbruch] und das geſchäftige Treiben der Schiffsmann-
ſchaften, ſowie die überlauten Commandorufe des
Capitäns ließen uns nichts Gutes ahnen. Auf
unſer Befragen über den vorausſichtlichen Verlauf
unſerer Reiſe bekamen wir nur die inhaltsreiche
Antwort: „Sie werden ſcho[n] genug bekommen.“
Aber bange machen gilt nicht, dachten wir und
ſtiegen heroiſch in den unteren Schiffsraum, einen
großen mit allem Comfort ausgeſtatteten Salon,
wo uns die dumpſe Luft anfangs den Athem
benahm. Wir verweilten hier geraume Zeit und
gewöhnten uns an das ziemlich erträgliche Schau-
keln des Schiffes; unſer Uebermuth war erwacht,
denn noch immer friſch und munter glaubten
wir gewonnenes Sp[i]el zu haben, aber mit des
Geſchickes Mächten iſt kein ewger Bund zu flechten.
Wir beſtiegen das Verdeck in dem Augenblick,
wo wir den Hafen verließen um in die offene
See zu ſtechen und nun änderte ſich die Situa-
tion auch ſehr bald.

Das Meer war ſehr unruhig und wie erboſt
über unſern verfrühten Triumpf, ſchlug es haus-
hohe Wellen an unſer Schiff, wodurch Bewe-
gungen hervorgebracht wurden, die ſich in un-
verkennbarer Weiſe auf dem Antlitz der Paſſa-
giere malten. Aber das war blos der Anfang
der Tragicomödie und die verhängnißvollen Worte
des Capitäns „Sie werden ſchon genug bekom-
men“ tönten mit boshafter Melodie in ſo man-
chem Ohre nach.

Eben hört man einen Maſſenſchrei. Der
erbarmungsloſe Gott Neptum peiſcht die Wellen,
die eine wahre Sintfluth über das Verdeck brin-
gen und Alles ſucht rettenden Schutz in dem
unteren Theile des Schiffes. Ehe die Unglück-


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</TEI>
[[3]/0003] bezeichnet werden kann und einen äußerſt günſti- gen Verlauf nahm. Anfangs ſchien das Wetter dem Ausfluge günſtig zu ſein. Nach und nach heiterte ſich der Himmel aus und bot den Aus- flüglern ein freundliches Geſicht. Vor 2 Uhr ſammelten ſich die Kinder begleitet von ihren Angehörigen im Feſteskleide im Schulgebäude. Punct 2 Uhr ſetzte ſich der impoſante Zug, an deſſen Spitze die Muſikcapelle des deutſchen Militär-Veteranen-Vereines marſchirte, in Bewe- gung und friſch froh und fröhlich ging es auf die ſogenannte Křiva, einem eine halbe Weg- ſtunde von der Stadt gelegenen und von Wal- dungen umfaßten Beluſtigungsorte. Die Knaben trugen durchwegs ſchwarzgelbe Fahnen und eben- ſolche Schärpen, während die Mädchen mit Eichen- laub und ſchwarzgelben Schleifen geſchmückt waren. Auch der Feſtplatz ſelbſt bot einen prächtigen Anblick und muß die Decoration deſſelben als eine äußerſt geſchmackvolle bezeichnet werden. Am Beſtimmungsorte angelangt, begann ſofort das muntere Treiben der fröhlichen Jugend. Spiele wurden arrangirt, Lieder geſungen, Gedichte vor- getragen und Luftballons losgelaſſen. Nach und nach fand ſich die ganze Intelligenz von Prerau am Feſtplatze ein und ſowohl das muntere Treiben der Kleinen, als auch die vortrefflichen Leiſtungen der Muſikcapelle verſetzten das große Publikum in die animirteſte Stimmung und glich das Feſt einem wahren Volksfeſte. Inzwiſchen war es dunkel geworden und man mußte an den Rückmarſch denken. Nahezu 300 färbige Lampions wurden an die Kinder vertheilt und nun ging es in muſterhafter Ord- nung zurück. Bei der Brücke am linksſeitigen Betſchwaufer wurde Halt gemacht, weil am rechtsſeitigen ein überaus gelungenes Feuerwerk abgebrannt wurde. Sodann ſetzte ſich der impo- ſante Zug wieder in Bewegung und in der Stadt angelangt, wurde vor dem Amtsgebäude der k. k. Bezirkshauptmannſchaft Halt gemacht, die Kinder ſtellten ſich in Front auf und nach- dem der Schulleiter Pitron eine kurze und kräf- tige Anſprache an dieſelben gehalten und ein dreifaches Hoch auf Se. Majeſtät den Kaiſer ausgebracht hatte, in welches die Kinder begeiſtert einſtimmten, intonirte die Muſikcapelle die Vols- hymne, von welcher zwei Strophen geſungen wurden. Unter den Klängen des Marſches „O du mein Oeſterreich“ ging es ſodann dem Schulge- bäude zu. Hier hielt Schulleiter Pitron noch eine kurze kernige Anſprache an die Kinder, die Lampions wurden verlöſcht und man verab- ſchiedete ſich allſeitig mit dem Wunſche, ein der- artiges Feſt recht bald wieder mitmachen zu können. So endigte das ſchöne deutſche, aber auch zugleich patriotiſche Feſt. Locales und Provinzielles. Olmütz, 3. Auguſt. (Spenden.) Herr Johann Löffler und Frau Marie Löffler haben ſoeben folgende hochherzige Spenden gewidmet: 100 fl. für den Bauverein an der Sct. Mauritzkirche, 25 fl. für den Kranken- fond der freiw. Feuerwehr und 15 fl. zur Ver- theilung von Speiſemarken an die Bewohner des Bürgerverſorgungshauſes. Für dieſen Act des Gemeinſinnes wird hiermit der verdiente öffentliche Dank ausgeſprochen. (Auszeichnung.) Dem ordentlichen Univer- ſitäts-Profeſſor in Wien und Mitgliede des oberſten Sanitätsrathes Dr. Auguſt Vogl (ein Mährer) wurde in Anerkennung ſeiner vieljähri- gen verdienſtlichen Thätigkeit auf dem Gebiete des Lehramtes und des öffentlichen Sanitäts- weſens der Orden der eiſernen Krone dritter Claſſe mit Nachſicht der Taxe verliehen. (Perſonales.) Der hieſige Zahnarzt Herr Franz Patloch hat ſich zu einem mehrwöchent- lichen Aufenthalte nach Carlsbad begeben. (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Colleginms iſt folgende: Bei- leidskundgebungen anläßlich des Todes des frü- heren Hrn. Vicebürgermeiſters Joſef Wallenda. — Geſuch des Wachführers J. Urbaa und J. Raſchka um Remunerirung ihrer Dienſte am Fleiſch- markte. — Note des k. k. Bezirksſchulrathes über über die Lehrmittel-Erforderniſſe an der ſlaviſchen Stadtſchule im Jahre 1885/6. — Geſuch des ſtädt. Waldhegers Joſef Sedlaczek in Deutſch- hauſe um Bewilligung ſeiner Ueberſiedlungskoſten. — Bericht der 2. Section über die Bewerbungs- geſuche auswärtiger Invaliden um Gaben aus dem Fonde der patriotiſchen Hilfeleiſtung. — Commiſſions-Protokoll zum Wiederaufbau der Häuſer Nr. 525 526 auf der Pilten wegen Feſtſtellung der Baulinie und Ueberlaſſung von Straſſengrund. — Note der k. k. Bezirkshaupt- mannſchaft über die Behebung von Baugebrechen der Sct. Michaelskirche. — Baumämtlicher Ko- ſtenanſchlag über die Erweiterung der Gasbe- leuchtung in der ſtädt. Knabenburgerſchule. — Vorlage der Kalk- und Ziegelmaterialien-Rech- nung für das Jahr 1884. — Bericht der 3. Sec- tion über das Geſuch der Roſa Wawra, Stadt- phyſikuswitwe um Verlängerung des Erziehungs- beitrages für ihren Sohn Richard. — Bericht der 3. Section über das Geſuch des Sicherheits- wach-Oberinſpicienten Martin Jantſchik um Ge- haltserhöhung. (2. Leſ.) — Bericht der 3. Section über das Geſuch des Laboranten Joh. Kruſch um Gehaltsvorſchuß. (2. Leſ.) — Bericht der 3. Sec- tion über ein Geſuch um das Heimatsrecht. — Bericht der 3. Section über das Geſuch des Officials Karl Werner um Einrechnung ſeiner früheren Dienſtjahre. (Das vollſtändige Programm der zweiten Vollverſammlung des deutſch-mähriſchen Lehrerbundes iſt folgendes: Dienſtag den 4. Auguſt: Um 5 Uhr Nachmittags Delegirten- Verſammlung im Saale des deutſchen Caſinos (Littauergaſſe Nr. 4, neu.) Um 6 Uhr Abends geſellige Zuſammenkunft im Garten der bürgerl. Schießſtätte und Garten- Concert, ausgeführt von der Capelle des k. k. Inf.-Rgts. Nr. 100. Programm: 1. „Begrüßungs-Marſch“ von Strauß. 2. Ouverture zur Oper „Wilhelm Tell“ von Roſſini. 3. „Mein Lebenslauf iſt Lieb’ und Luſt“ Walzer von Strauß. 4. Reminiscenzen aus „Meyerbeers Opern“ von Roſenkranz. 5. „Der Klügere gibt nach“ Polka mazur v. Strauß. 6. „Annen-Walzer“ aus „Nanon“ von Genée. 7. Ouverture zur Operette „Prinz Methuſalem“ von Strauß. 8. Quadrille nach den Motiven der Operette „Bettelſtudent“ von Millöcker. 9. „Deutſche Lieder“ Potpourri von Seifert. 10. „Es gibt keine Männer mehr“ Polka mazur von Millöcker. 11. Potpourri aus der Operette „Der luſtige Krieg“ von Strauß. 12. „Freikugeln“, Gallopp von Fahrbach. Mittwoch den 5. Auguſt: Vollverſammlung um 8½ Uhr Früh im königl. ſtädt. Redoutenſaale. Tagesordnung: 1. Einfluß der ſocialen Verhältniſſe auf die Schule und die ihr zu Gebote ſtehenden Dis- ciplinarmittel. (Referent: Franz Elis, Oberleh- rer in Mähr.-Lotſchnau.) 2. Stellung des k. k. Bez.-Schulinſpectors im geſammten Schulorganismus. (Referent: Joſef Föhner, Bürgerſchullehrer in Olmütz.) 3. Einführung eines Subſtitutions-Norma- les an Volks- und Bürgerſchulen. (Referent: Franz Kowarz, Bürgerſchuldirector in Iglau.) 4. Entgegennahme des Rechenſchafts- und Caſſaberichtes. (Referent: Bundescaſſier Joſef Berka, Volksſchullehrer in Brünn.) 5. Wahl des Central-Ausſchuſſes. 6. Die Trennung der Schulbezirke nach ſprachlich-nationalem Geſichtspuncte. (Referent: Andreas Walter, Bürgerſchuldirector in Brünn.) 7. Mittheilungen und Vorſchläge des Cen- tral-Ausſchuſſes bezüglich der Gehaltsregulierung. (Referent: Joſef Pirnos, Bürgerſchullehrer in Brünn.) 8. Anſchluß an den deutſch-öſterreichiſchen Lehrerbund. (Referent: Joſef Pirnos, Bürger- ſchullehrer in Brünn.) wäre in Verlegenheit, ſeine halbe Million mit Anſtand der Nachwelt zu überlaſſen. Helfen wir ihm aus der Klemme! Der „Leitfaden für den letzten Willen“ wird auf Seite ſo und ſo viel über die halbe Million verfügen. Es ſteht dort ein „Muſterteſtament“ für Halbmillionäre des fol- genden Schimmels aufgeſtellt: „1 ich vermache meinen drei Kindern .... 300.000 fl., ſage dreimalhunderttauſend Gulden zu gleichen Theilen. Sie mögen vergeben, daß es nicht mehr iſt. Aber 100.000 Gulden iſt doch ſchon Etwas, womit man Tüchtiges unter- nehmen kann, und womit man vielen, vielen Anderen gegenüber einen ſchönen Vorſprung hat. 2. Ich vermache ferner dem Krankenhauſe zu .... 25.000 fl., dem Armenhauſe in .... ebenfalls 25.000 fl. 3. Ich vermache dem Deutſchen Schulverein in Anbetracht der ſchweren Aufgaben, die ihm zu Theil geworden 100.000 fl., ſage einhundert- tauſend Gulden. 4. Für den Turnverein .... 5000 fl., für den Geſangverein .... 5000 fl, für die Freiwillige Feuerwehr .... 5000 fl., für den Deutſchen Böhmerwaldbund 5000 fl., für den Verein für Volksbildung .... 5000 fl., für den Verein deutſcher Kindergärten .... 5000 fl., für den Verein zur Errichtung von Volksbädern 5000 fl., für den Verein für Volksbibliotheken 5000 fl. 5. (Folgen weitere Legate für 10.000 fl.) Gott helfe meiner armen Seele. Amen!“ Sollte ein Vollmillionär oder gar ein mehr- facher Millionär in ähnliche Verlegenheiten kom- men, ſo finden ſie im „Leitfaden für den letzten Willen“ ein weiteres endloſes Verzeichniß von bedürftigen humanitären und deutſchnationalen Anſtalten zu Gunſten derer ſie bei ihrem „letzten Willen“ ihren guten Willen bethätigen können. („D. Z.“) Eine Jahrt nach Helgoland. (Original-Feuilleton des „Mähr. Tagblattes.“) Helgoland, 29. Juli. „Grün iſt das Land, roth iſt die Kant, weiß iſt der Sand, das iſt das Wappen von Helgoland.“ Dieſe landläufige Characteriſtik des ſchönen Eilandes fiel mir unwillkürlich en, als ich vom Schiffe aus in der Ferne das langerſehnte Helgoland ſah. Und in der That gibt es keinen bezaubernderen Flecken Erde, ſo reich an Natur- ſchönheiten und originellem bunten Treiben, als das Seebad Helgoland, das mit vollem Rechte zu einem Sammelplatz vergnügter Müſſiggänger aus allen Welttheilen, ein modernes Babylon wurde. Aber wie mancher Reiſende hat beim Be- treten dieſer Inſel keinen Blick für all das herr- liche, denn eine anſtrengende Seereiſe hat ihn jeden Sinnes für das Schöne beraubt und nur eine erſchreckliche Magenleere zurückgelaſſen. Dieſe Erfahrung ſollte ich, wenn auch nicht an mir ſelbſt, ſo doch an meiner zahlreichen Umgebung, Damen und Herren, aus allen Wind- richtungen, insbeſonders ſchlanken Ladies machen; auch mein Freund und ſtetiger Reiſebegleiter lieferte hiezu einen ganz netten Beitrag. Es war ein heiterer aber ſehr ſtürmiſcher Tag, an dem wir uns in Cuxhafen einſchifften und das geſchäftige Treiben der Schiffsmann- ſchaften, ſowie die überlauten Commandorufe des Capitäns ließen uns nichts Gutes ahnen. Auf unſer Befragen über den vorausſichtlichen Verlauf unſerer Reiſe bekamen wir nur die inhaltsreiche Antwort: „Sie werden ſchon genug bekommen.“ Aber bange machen gilt nicht, dachten wir und ſtiegen heroiſch in den unteren Schiffsraum, einen großen mit allem Comfort ausgeſtatteten Salon, wo uns die dumpſe Luft anfangs den Athem benahm. Wir verweilten hier geraume Zeit und gewöhnten uns an das ziemlich erträgliche Schau- keln des Schiffes; unſer Uebermuth war erwacht, denn noch immer friſch und munter glaubten wir gewonnenes Spiel zu haben, aber mit des Geſchickes Mächten iſt kein ewger Bund zu flechten. Wir beſtiegen das Verdeck in dem Augenblick, wo wir den Hafen verließen um in die offene See zu ſtechen und nun änderte ſich die Situa- tion auch ſehr bald. Das Meer war ſehr unruhig und wie erboſt über unſern verfrühten Triumpf, ſchlug es haus- hohe Wellen an unſer Schiff, wodurch Bewe- gungen hervorgebracht wurden, die ſich in un- verkennbarer Weiſe auf dem Antlitz der Paſſa- giere malten. Aber das war blos der Anfang der Tragicomödie und die verhängnißvollen Worte des Capitäns „Sie werden ſchon genug bekom- men“ tönten mit boshafter Melodie in ſo man- chem Ohre nach. Eben hört man einen Maſſenſchrei. Der erbarmungsloſe Gott Neptum peiſcht die Wellen, die eine wahre Sintfluth über das Verdeck brin- gen und Alles ſucht rettenden Schutz in dem unteren Theile des Schiffes. Ehe die Unglück-

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 175, Olmütz, 03.08.1885, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches175_1885/3>, abgerufen am 21.11.2024.