Mährisches Tagblatt. Nr. 175, Olmütz, 03.08.1885.[Spaltenumbruch]
9. Gründung eines Centralorganes. (Refe- Um 2 Uhr gemeinschaftliches Mittagessen Programm des Concertes: 1. "Deutscher Um 6 Uhr Promenade-Concert im Stadtpa[r]k. Um 8 Uhr Abends Fest-Commers im Re- Unter gefälliger Mitwirkung des Olmützer Programm: 1. "Festmarsch", gewidmet dem 2. "Heut' ist heut'," Männerchor v. Weinzierl. 3. Ouverture zur Oper "Stradella" von 4. a) "Altniederländisches Volkslied" von 5. "Deutsche Lieder" Potpourri von Peters 6. "Oesterreich mein Vaterland", (Män- 7. "Deutsche Lust" oder "Donaulieder", 8. "Lied der Deutschen in Oesterreich" von 9 Entre-Act zur Oper "Lohengrin" von 10. "Das Sitzen", Quadrille für Männer- 11. "Wiener Blut", Walzer von Strauß. Donnerstag den 6. August. Um 8 Uhr Früh Promenade-Con- Programm: 1. "Vergißmeinnicht", Marsch. [Spaltenumbruch] (Fahrpreißermäßigungen.) Es diene den (Vom Männergesangvereine.) Die P. T. ("Club deutscher Lehrer in Olmütz".) Heute findet nach 81/2 Uhr Abends im Clublocale (Zum Lebrertage.) Morgen werden hier (Für den deutschen Schulverein) spen- (Vertagte Versammlung.) Gestern Nach- (Annen-Feste.) Gestern endlich gelang es (Bicycle-Sport.) Gestern machten drei (Zur Handhabung des Meldungswesens.) Der Gemeinderath der königl. Hauptstadt Ol- (Geschworenenliste.) Samstag, den 1 Au- [Spaltenumbruch] lichen die Stiege herabkommen, fordert die See- Ich und noch einige starke Naturen über- Welcher Anblick bot sich uns hier unten! Ich tummelte mich auf dem Schiffe umher, Aber plötzlich kommt wieder eine jener zahl- Alles erreicht sein Ende und so auch diese stür- Der Dampfer hält und Jollen (Barken) Ein geradezu frenetischer Jubel bemächtigte [Spaltenumbruch]
9. Gründung eines Centralorganes. (Refe- Um 2 Uhr gemeinſchaftliches Mittageſſen Programm des Concertes: 1. „Deutſcher Um 6 Uhr Promenade-Concert im Stadtpa[r]k. Um 8 Uhr Abends Feſt-Commers im Re- Unter gefälliger Mitwirkung des Olmützer Programm: 1. „Feſtmarſch“, gewidmet dem 2. „Heut’ iſt heut’,“ Männerchor v. Weinzierl. 3. Ouverture zur Oper „Stradella“ von 4. a) „Altniederländiſches Volkslied“ von 5. „Deutſche Lieder“ Potpourri von Peters 6. „Oeſterreich mein Vaterland“, (Män- 7. „Deutſche Luſt“ oder „Donaulieder“, 8. „Lied der Deutſchen in Oeſterreich“ von 9 Entre-Act zur Oper „Lohengrin“ von 10. „Das Sitzen“, Quadrille für Männer- 11. „Wiener Blut“, Walzer von Strauß. Donnerſtag den 6. Auguſt. Um 8 Uhr Früh Promenade-Con- Programm: 1. „Vergißmeinnicht“, Marſch. [Spaltenumbruch] (Fahrpreißermäßigungen.) Es diene den (Vom Männergeſangvereine.) Die P. T. („Club deutſcher Lehrer in Olmütz“.) Heute findet nach 8½ Uhr Abends im Clublocale (Zum Lebrertage.) Morgen werden hier (Für den deutſchen Schulverein) ſpen- (Vertagte Verſammlung.) Geſtern Nach- (Annen-Feſte.) Geſtern endlich gelang es (Bicycle-Sport.) Geſtern machten drei (Zur Handhabung des Meldungsweſens.) Der Gemeinderath der königl. Hauptſtadt Ol- (Geſchworenenliſte.) Samſtag, den 1 Au- [Spaltenumbruch] lichen die Stiege herabkommen, fordert die See- Ich und noch einige ſtarke Naturen über- Welcher Anblick bot ſich uns hier unten! Ich tummelte mich auf dem Schiffe umher, Aber plötzlich kommt wieder eine jener zahl- Alles erreicht ſein Ende und ſo auch dieſe ſtür- Der Dampfer hält und Jollen (Barken) Ein geradezu frenetiſcher Jubel bemächtigte <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0004" n="[4]"/> <cb/> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="lehrerbundes2" prev="#lehrerbundes1" type="jArticle" n="2"> <p>9. Gründung eines Centralorganes. (Refe-<lb/> rent: J. <hi rendition="#g">Pirnos,</hi> Bürgerſchullehrer in Brünn.)</p><lb/> <p>Um 2 Uhr gemeinſchaftliches Mittageſſen<lb/> auf der bürgerl. Schießſtätte und Garten-Con-<lb/> cert. (Capelle des k. k. Inf.-Rgts. Nr. 100.)</p><lb/> <p>Programm des Concertes: 1. „Deutſcher<lb/> Marſch“ von Kalliwoda. 2. Ouverture zur Oper<lb/> „Die Felſenmühle“ von Reißinger. 3. „Angelo“-<lb/> Walzei aus „Pfingſten in Florenz“ von Czibulka.<lb/> 4. Chor und Marſch aus der Oper „Tannhäuſer“<lb/> von Wagner. 5. Potpourri aus „Italieniſchen<lb/> Opern“ von Ambrož. 6. Fragmente aus der<lb/> Operette „Boccaccio“ von Suppé. 7. „Zucker<lb/> und Caffe“ Polka franc. von Millöcker. 8. Marſch.</p><lb/> <p>Um 6 Uhr Promenade-Concert im Stadtpa<supplied>r</supplied>k.</p><lb/> <p>Um 8 Uhr Abends Feſt-Commers im Re-<lb/> douten-Saale.</p><lb/> <p>Unter gefälliger Mitwirkung des Olmützer<lb/> deutſchen Männergeſang-Vereines. (Muſikcapelle<lb/> des k. k. Inf.-Rgts. Nr. 100.)</p><lb/> <p>Programm: 1. „Feſtmarſch“, gewidmet dem<lb/> „Deutſch-mähriſchen Lehrerbund“ von Hrn. Kaſpar,<lb/> Muſiklehrer in Olmütz.</p><lb/> <p>2. „Heut’ iſt heut’,“ Männerchor v. Weinzierl.</p><lb/> <p>3. Ouverture zur Oper „Stradella“ von<lb/> Flotow.</p><lb/> <p>4. <hi rendition="#aq">a)</hi> „Altniederländiſches Volkslied“ von<lb/> Kremſer. <hi rendition="#aq">b)</hi> „Schatzerl klein“ von Löwenſtamm.</p><lb/> <p>5. „Deutſche Lieder“ Potpourri von Peters</p><lb/> <p>6. „Oeſterreich mein Vaterland“, (Män-<lb/> nerchor) von Fiby.</p><lb/> <p>7. „Deutſche Luſt“ oder „Donaulieder“,<lb/> Walzer von Strauß.</p><lb/> <p>8. „Lied der Deutſchen in Oeſterreich“ von<lb/> Weinwurm.</p><lb/> <p>9 Entre-Act zur Oper „Lohengrin“ von<lb/> Wagner.</p><lb/> <p>10. „Das Sitzen“, Quadrille für Männer-<lb/> chor und Orcheſter von Weinzierl.</p><lb/> <p>11. „Wiener Blut“, Walzer von Strauß.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Donnerſtag den 6. 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T.<lb/> Mitglieder des Männergeſangvereines werden<lb/> erſucht, behufs einer Probe heute Abends um<lb/> 8 Uhr pünctlich im Probelocale anläßlich der<lb/> Mitwirkung beim Feſtcommerſe des Lehrertages<lb/> erſcheinen zu wollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(„Club deutſcher Lehrer in Olmütz“.)</hi> </head><lb/> <p>Heute findet nach 8½ Uhr Abends im Clublocale<lb/> des Hotel Lauer eine Sitzung dieſes Vereines<lb/> ſtatt, wozu die Mitglieder hiemit eingeladen<lb/> werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Zum Lebrertage.)</hi> </head> <p>Morgen werden hier<lb/> die deutſchen Lehrer Mährens eintreffen zur<lb/> Jahresverſammlung des deutſch-mähriſchen Lehrer-<lb/> bundes. Sie werden mit Extr<supplied>a</supplied>zügen der Local-<lb/> bahn vom Nordbahnhofe abgeholt und in die<lb/> Stadt geleitet werden. Daß ihrer hier ein freund-<lb/> licher Empfang gewiß iſt, bedarf kaum beſonderer<lb/> Hervorhebung. Die officielle Begrüßung durch<lb/> den hieſigen Ortsausſchuß wird morgen Abends<lb/> auf der Schießſtätte erfolgen. Der Abſatz der Theil-<lb/> nehmerkarten für die 2. Vollverſammlung des<lb/> deutſch-mähriſchen Lehrerbundes geſtaltet ſich recht<lb/> günſtig. Die P. T. Mitglieder der deutſchen<lb/> Vereine unſerer Stadt werden erſucht, ſich wegen<lb/> Beſchaffung ſolcher Karten an die Herren Ver-<lb/> einsvorſtände zu wenden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Für den deutſchen Schulverein)</hi> </head> <p>ſpen-<lb/> dete die Tiſchgeſellſchaft in der „Loge“ der Schwe-<lb/> chater Bierhalle unter dem Motto „Heine“ 1 fl.<lb/> 50 kr. und unter dem Motto „O, der böſe Ehe-<lb/> mann“ 5 fl., welche Beträge an den Zahlmeiſter<lb/> der hieſigen Octsgruppe abgeführt wurden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vertagte Verſammlung.)</hi> </head> <p>Geſtern Nach-<lb/> mittags 4 Uhr ſollte im ſtädt Redoutenſaale die<lb/> Genoſſenſchafts-Verſammlung jener Handelstrei-<lb/> benden ſtattfinden, welche eine Steuer unter 10 fl.<lb/> 50 kr. bezahlen. Es hatten ſich zu dieſer Ver-<lb/> ſammlung 93 Perſonen eingefunden, ſo daß zur<lb/> Beſchlußfä<supplied>h</supplied>igkeit nur noch 7 Perſonen fehlten.<lb/> Da dieſe 7 Perſonen nicht erſchienen und auch<lb/> der politiſche Commiſſär, deſſen Anweſenheit bei<lb/> der Verſammlung in den Statuten vorgeſchrieben<lb/> iſt, nicht eintraf, ſo wurde die Verſammlung vertagt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Annen-Feſte.)</hi> </head> <p>Geſtern endlich gelang es<lb/> unſeren Reſtaurateurs die von ihnen in Ausſicht<lb/> genommenen Annen-Feſte loszubekommen. Vor-<lb/><cb/> mittags hatte es noch ergiebig geregnet, um<lb/> 3 Uhr Nachmittags jedoch heiterte ſich das Wetter<lb/> aus und an die Stelle der düſteren Regenwolken<lb/> trat heller Sonnenſchein ein. Dieſer Wetter-Um-<lb/> ſchlag brachte es mit ſich, daß der Beſuch des<lb/> Bierhallen-Gartens und des Schießſtattgartens<lb/> ein ſehr guter war. In beiden Gärten fanden<lb/> Militär-Concerte ſtatt. Bei anbrechender Dunkel-<lb/> heit wurde im Bierhallen-Garten ein Feuerwerk<lb/> abgebrannt, das als ſehr gelungen bezeichnet wer-<lb/> den muß. Beſonders prächtig geſtaltete ſich die<lb/> bengaliſche Beleuchtung des Gartens. Das Publi-<lb/> cum zollte dem gelungenen Arrangement des<lb/> Feſtes alle Anerkennung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Bicycle-Sport.)</hi> </head> <p>Geſtern machten drei<lb/> Mitglieder des Sternberger Turnvereines, die<lb/> Herren Pokorny Karl, Meiſel Alexander und<lb/> Adolf eine Fahrt auf dem Bicycle von Stern-<lb/> berg nach Olmütz und legten dieſe Strecke in<lb/> 40 Minuten zurück.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Zur Handhabung des Meldungsweſens.)</hi> </head><lb/> <p>Der Gemeinderath der königl. Hauptſtadt Ol-<lb/> mütz erließ ſoeben folgende Kundmachung: Um<lb/> die aus öffentlichen, namentlich aber ſanitären<lb/> Rückſichten nöthige Evidenz bezüglich der Ein-<lb/> wohner und Fremden in dieſer königlichen Haupt-<lb/> ſtadt herzuſtellen und das Meldungsweſen im<lb/> Grunde der beſtehenden Anordnungen fortführen<lb/> zu können, findet der Gemeinderath die Verord-<lb/> nung der hohen k. k. mähriſchen Statthalterei<lb/> vom 21. März 1857, Z. 1976 in Betreff der<lb/> Handhabung des Meldungsweſens in der könig-<lb/> lichen Hauptſtadt Olmütz mit dem Beifügen zu<lb/> reoubliciren, daß auch in Hinkunft alle mit den<lb/> Hauptparteien, Afterbeſtandnehmern, Bettgehern<lb/> und den ſich zeitweilig hierorts aufhaltenden<lb/> Fremden vorgehenden Veränderungen, ohne Rück-<lb/> ſicht des Standes und der Zahl der Perſonen,<lb/> dann der Zahl, Größe und Art der Wohnungs-<lb/> beſtande, ſelbſt wenn kein Miethzins verabredet<lb/> wurde, jedesmal binnen 24 Stunden die ſchrift-<lb/> liche Meldung mittels der eigends vorgedruckten,<lb/> und unentgeldlich auszufolgenden Meldzettel bei<lb/> dem Polizeiamte des Gemeinderathes während den<lb/> Amtsſtunden zu machen iſt, insbeſondere wird<lb/> darauf hingewieſen, daß in einem Locale nicht<lb/> mehr Perſonen, als aus Geſundheits-Rückſichten<lb/> nach ärztlichen Befunde geſtattet werden kann,<lb/> beherbergt werden. Die Anßerachtlaſſung der<lb/> dießfälligen Vorſchriften wird mit einer Geldſtrafe<lb/> von fünf bis fünfundzwanzig Gulden geabndet.<lb/> Vom Gemeinderathe der königl. Hauptſtadt Ol-<lb/> mütz. am 27. Juli 1885. Der Vice-Bürgermei-<lb/> ſter: Wilhelm Nather.</p> </div><lb/> <div xml:id="geschworenenliste1" next="#geschworenenliste2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Geſchworenenliſte.)</hi> </head> <p>Samſtag, den 1 Au-<lb/> guſt l. J. fand beim Olmützer k. k. Kreisgerichte<lb/> die Ausloſung der Geſchworenen für die nächſte</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="helgoland2" prev="#helgoland1" type="jArticle" n="2"> <p>lichen die Stiege herabkommen, fordert die See-<lb/> krankheit ihren Tribut und unter Ach und Weh<lb/> folgt ein philharmoniſches hölliſches Concert.<lb/> Drei junge hübſche Damen mit bleichen Geſichtern<lb/> halten ſich gegenſeitig die Köpfe, Hilfeſuchend um<lb/> ſich blickend.</p><lb/> <p>Ich und noch einige ſtarke Naturen über-<lb/> nehmen das Samaritanerwerk, bringen ſie auch<lb/> glücklich herab in den Converſationsſaal; die<lb/> Armen jedoch vergelten Gutes mit Böſem, lächelnd<lb/> wollen ſie ihren Dank ſtammeln, aber kein Wort<lb/> entfließt ihren Lippeu — es war ein anderer<lb/> Strom der Beredtſamkeit!</p><lb/> <p>Welcher Anblick bot ſich uns hier unten!<lb/> Neben der zarten Dame ſitzt der kräftige Mann,<lb/> ein blühendes Schweſterpaar neben markigen<lb/> deutſchen Studenten, Jung und Alt bunt durch-<lb/> einander; ein Dutzend verſchiedener Nationali-<lb/> täten ſind hier vertreten, die ſich jedoch alle<lb/> durch übereinſtimmendes Vorgehen auszeichnen.<lb/> Aller Groll verſchwindet, es iſt eine herzerhebende<lb/> Einigkeit der Menſchheit in ihrem Schmerze!<lb/> Auf den unbetheiligten Zuſchauer wirken dieſe<lb/> ängſtlich gekrümmten Geſtalten mit wild ver-<lb/> zerrten Geſichtern und die fortwährende Störung<lb/> der Converſation faſt komiſch. Das Wetter hat<lb/> uns aber auch arg mitgeſpielt, immer bewegter<lb/> wurde das ſtürmiſche Treiben unſeres Schiffes<lb/> und erreichte jetzt ſeinen Höhepunct. Welle auf<lb/> Welle ſchlägt mit Centner-Gewalt und donnernden<lb/> Dröhnen an unſer Schiff, ſo daß die noch weni-<lb/> gen am Verdeck verbliebenen Paſſagiere, welche<lb/> durch eine Sturzwelle den unangenehmen Vor-<lb/> geſchmack eines Seebades erhalten, völlig durch-<lb/> näßt flüchten müſſen. Kein Wunder, daß ſolch eine<lb/> ſtürmiſche Seefahrt ſo viel Verwundete zählt,<lb/><cb/> denn wer kann auch die übermüthigen Bewegun-<lb/> gen des Schiffes ertragen, hat man doch ſtets das<lb/> Gefühl, wie wenn man mit überirdiſcher Gewalt<lb/> in eine Untiefe getaucht würde um ſodann<lb/> wieder eine Fahrt durch die Lüfte zu machen.<lb/> Eine andächtige Stille herrſcht jetzt am Schiffe —<lb/> denn die leidende Menſchheit ergibt ſich in ihr<lb/> Schickſal mit Reſignation und hofft auf beſſere<lb/> Zeiten! Durch ungünſtigen Wind wurde aber die<lb/> Fahrt noch verlängert und nach dreiſtündiger<lb/> Qual erwidert der Capitain auf unſer Be-<lb/> fragen mit ſtoiſcher Ruhe: „Ich leiſte ihnen<lb/> noch 1½ Stunden Geſellſchaft“, worauf eine<lb/> ſchwer heimgeſuchte Dame (in dem ihrem Ge-<lb/> ſchlechte angeſtammten Ungerechtigkeitsſinn) die<lb/> Verwünſchung: „O, dieſer Mephiſto“ ausrief.</p><lb/> <p>Ich tummelte mich auf dem Schiffe umher,<lb/> bedauerte die Mitreiſenden, betrachtete die groß-<lb/> artige erboſte See, bis ich durch eine kalte Waſſer-<lb/> fluth aus meinem Grübeln geweckt wurde. Dem<lb/> Bedürfniß eines Gedankenaustauſches folgend<lb/> ſuchte ich meinen Freund auf, der im unteren<lb/> Schiffsraum ſchlief. Sein bleiches Geſicht, das<lb/> mir nur zu beredt ſeine ganze Leidensgeſchichte<lb/> erzählte, athmete jene Ruhe und Ergebung, die<lb/> der gütige Gott Morpheus ſeinen Schutzbefohle-<lb/> nen in dieſer Lage ſpendet.</p><lb/> <p>Aber plötzlich kommt wieder eine jener zahl-<lb/> reichen tückiſchen Wellen, das ganze Schiff tanzt<lb/> und mit ihm ſeine Inſaſſen. Mein Freund er-<lb/> wacht, und mit neidiſchen ungläubigen Blicken<lb/> muſtert er mich, den Verſchontgebliebenen. Ich<lb/> rufe ihm aufmunternd zu: „Muth, Muth! Es<lb/> wird ſchon ſchief gehen“ aber wie mir zum Spott<lb/> — ſah ich bald die Unmöglichkeit einer Unter-<lb/><cb/> haltung mit ihm ein und überließ ihn ſeinem<lb/> unabwendbaren Schickſale.</p><lb/> <p>Alles erreicht ſein Ende und ſo auch dieſe ſtür-<lb/> miſche Seereiſe. Die Geſichter erhellen ſich, alles<lb/> dehnt und ſtreckt ſich. Die Zuverſicht der Vielge-<lb/> prüften kehrt zurück, denn bald werden ſie wie-<lb/> der feſten Boden unter ihren Füßen fühlen und<lb/> dann nur mit Lachen an die ausgeſtandenen<lb/> Drangſale zurückdenken.</p><lb/> <p>Der Dampfer hält und Jollen (Barken)<lb/> tragen uns an das langerſehnte Land. Man ſollte<lb/> glauben, die dichtgedrängte Menſchenmenge,<lb/> welche die Ankommenden erwartet, habe Erbarmen<lb/> mit den armen Seereiſenden und werde mitleidig<lb/> die blaſſen Geſichter betrachten; aber wer den<lb/> Schaden hat, hat auch den Spott dazu und mit<lb/> übermüthiger Unverſchämtheit blicken ſie jedem<lb/> Vorübergehenden ins Antlitz und wehe wenn es<lb/> die ausgeſtandene Pein wiederſpiegelt! Ein viel-<lb/> tönendes Oho! O jemine! und wie die ironiſchen<lb/> Zurufe alle heißen, ſummt ihm dann in die<lb/> Ohren und gibt ihm das Geleite.</p><lb/> <p>Ein geradezu frenetiſcher Jubel bemächtigte<lb/> ſich der ausgelaſſenen Menge, als mein unglück-<lb/> licher Freund — Fiſcher ſind doch ſonſt mit dem<lb/> Waſſer vertraut — vorbeimarſchierte, denn ihm<lb/> gebührte unſtreitig die Palme des Tages, und<lb/> das erſte Roth auf ſeinen Wangen malte dieſe<lb/> Beweiſe herzlicher Theilnahme und ehrender An-<lb/> erkennung. Unſer Humor aber hatte nicht gelitten,<lb/> am ſelben Abend noch tanzten wir mit mancher<lb/> ſchönen Helgoländerin auf der „Grünen Wieſe“<lb/> vergeſſen war die nur zu bewegte — Vergangen-<lb/> heit, und noch lange lachten wir über unſeren<lb/> Empfang in der Läſterallen zu Helgoland.</p><lb/> <byline> <hi rendition="#aq">G. L.</hi> </byline> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
9. Gründung eines Centralorganes. (Refe-
rent: J. Pirnos, Bürgerſchullehrer in Brünn.)
Um 2 Uhr gemeinſchaftliches Mittageſſen
auf der bürgerl. Schießſtätte und Garten-Con-
cert. (Capelle des k. k. Inf.-Rgts. Nr. 100.)
Programm des Concertes: 1. „Deutſcher
Marſch“ von Kalliwoda. 2. Ouverture zur Oper
„Die Felſenmühle“ von Reißinger. 3. „Angelo“-
Walzei aus „Pfingſten in Florenz“ von Czibulka.
4. Chor und Marſch aus der Oper „Tannhäuſer“
von Wagner. 5. Potpourri aus „Italieniſchen
Opern“ von Ambrož. 6. Fragmente aus der
Operette „Boccaccio“ von Suppé. 7. „Zucker
und Caffe“ Polka franc. von Millöcker. 8. Marſch.
Um 6 Uhr Promenade-Concert im Stadtpark.
Um 8 Uhr Abends Feſt-Commers im Re-
douten-Saale.
Unter gefälliger Mitwirkung des Olmützer
deutſchen Männergeſang-Vereines. (Muſikcapelle
des k. k. Inf.-Rgts. Nr. 100.)
Programm: 1. „Feſtmarſch“, gewidmet dem
„Deutſch-mähriſchen Lehrerbund“ von Hrn. Kaſpar,
Muſiklehrer in Olmütz.
2. „Heut’ iſt heut’,“ Männerchor v. Weinzierl.
3. Ouverture zur Oper „Stradella“ von
Flotow.
4. a) „Altniederländiſches Volkslied“ von
Kremſer. b) „Schatzerl klein“ von Löwenſtamm.
5. „Deutſche Lieder“ Potpourri von Peters
6. „Oeſterreich mein Vaterland“, (Män-
nerchor) von Fiby.
7. „Deutſche Luſt“ oder „Donaulieder“,
Walzer von Strauß.
8. „Lied der Deutſchen in Oeſterreich“ von
Weinwurm.
9 Entre-Act zur Oper „Lohengrin“ von
Wagner.
10. „Das Sitzen“, Quadrille für Männer-
chor und Orcheſter von Weinzierl.
11. „Wiener Blut“, Walzer von Strauß.
Donnerſtag den 6. Auguſt.
Um 8 Uhr Früh Promenade-Con-
cert im Stadtpark und Frühſchoppen
(Muſikkapelle des k. k. Inf.-Regts. Nr. 100)
Programm: 1. „Vergißmeinnicht“, Marſch.
2. Ouverture zur Oper „Rienzi“ von Wagner.
3. „Traum-Walzer“ aus der Operette „Feld-
prediger“ v. Millöcker. 4. Serenade aus der Oper
„Der Trompeter von Säkkingen“ von Neßler.
5. Chor aus der Oper „Fauſt“ von Ch. Gounod.
6. Potpourri aus „Modernen Opern“ v. Faul-
wetter. 7. „Stürmiſch in Lieb und Tanz,“ Polka
ſchnell von Strauß. — Zwiſchen 10 und 12 Uhr
Vormittags Beſichtigung der Sehenswürdigkeiten.
(Fahrpreißermäßigungen.) Es diene den
P. T. Theilnehmern der 2. Vollverſammlung
des „Deutſch-mähriſchen Lehrerbundes“ in Olmütz
zur Kenntniß, daß die Direction der k. k. Staats-
bahnen auch auf der Strecke Kriegsdorf-Römer-
ſtadt eine 33⅓ % Fahrpreisermäßigung gewährt.
Heute findet um 6 Uhr Abends im Sitzungs-
ſaale des Gemeindehauſes die letzte Sitzung des
Geſammt-Ausſchuſſes des Lehrertages ſtatt.
(Vom Männergeſangvereine.) Die P. T.
Mitglieder des Männergeſangvereines werden
erſucht, behufs einer Probe heute Abends um
8 Uhr pünctlich im Probelocale anläßlich der
Mitwirkung beim Feſtcommerſe des Lehrertages
erſcheinen zu wollen.
(„Club deutſcher Lehrer in Olmütz“.)
Heute findet nach 8½ Uhr Abends im Clublocale
des Hotel Lauer eine Sitzung dieſes Vereines
ſtatt, wozu die Mitglieder hiemit eingeladen
werden.
(Zum Lebrertage.) Morgen werden hier
die deutſchen Lehrer Mährens eintreffen zur
Jahresverſammlung des deutſch-mähriſchen Lehrer-
bundes. Sie werden mit Extrazügen der Local-
bahn vom Nordbahnhofe abgeholt und in die
Stadt geleitet werden. Daß ihrer hier ein freund-
licher Empfang gewiß iſt, bedarf kaum beſonderer
Hervorhebung. Die officielle Begrüßung durch
den hieſigen Ortsausſchuß wird morgen Abends
auf der Schießſtätte erfolgen. Der Abſatz der Theil-
nehmerkarten für die 2. Vollverſammlung des
deutſch-mähriſchen Lehrerbundes geſtaltet ſich recht
günſtig. Die P. T. Mitglieder der deutſchen
Vereine unſerer Stadt werden erſucht, ſich wegen
Beſchaffung ſolcher Karten an die Herren Ver-
einsvorſtände zu wenden.
(Für den deutſchen Schulverein) ſpen-
dete die Tiſchgeſellſchaft in der „Loge“ der Schwe-
chater Bierhalle unter dem Motto „Heine“ 1 fl.
50 kr. und unter dem Motto „O, der böſe Ehe-
mann“ 5 fl., welche Beträge an den Zahlmeiſter
der hieſigen Octsgruppe abgeführt wurden.
(Vertagte Verſammlung.) Geſtern Nach-
mittags 4 Uhr ſollte im ſtädt Redoutenſaale die
Genoſſenſchafts-Verſammlung jener Handelstrei-
benden ſtattfinden, welche eine Steuer unter 10 fl.
50 kr. bezahlen. Es hatten ſich zu dieſer Ver-
ſammlung 93 Perſonen eingefunden, ſo daß zur
Beſchlußfähigkeit nur noch 7 Perſonen fehlten.
Da dieſe 7 Perſonen nicht erſchienen und auch
der politiſche Commiſſär, deſſen Anweſenheit bei
der Verſammlung in den Statuten vorgeſchrieben
iſt, nicht eintraf, ſo wurde die Verſammlung vertagt.
(Annen-Feſte.) Geſtern endlich gelang es
unſeren Reſtaurateurs die von ihnen in Ausſicht
genommenen Annen-Feſte loszubekommen. Vor-
mittags hatte es noch ergiebig geregnet, um
3 Uhr Nachmittags jedoch heiterte ſich das Wetter
aus und an die Stelle der düſteren Regenwolken
trat heller Sonnenſchein ein. Dieſer Wetter-Um-
ſchlag brachte es mit ſich, daß der Beſuch des
Bierhallen-Gartens und des Schießſtattgartens
ein ſehr guter war. In beiden Gärten fanden
Militär-Concerte ſtatt. Bei anbrechender Dunkel-
heit wurde im Bierhallen-Garten ein Feuerwerk
abgebrannt, das als ſehr gelungen bezeichnet wer-
den muß. Beſonders prächtig geſtaltete ſich die
bengaliſche Beleuchtung des Gartens. Das Publi-
cum zollte dem gelungenen Arrangement des
Feſtes alle Anerkennung.
(Bicycle-Sport.) Geſtern machten drei
Mitglieder des Sternberger Turnvereines, die
Herren Pokorny Karl, Meiſel Alexander und
Adolf eine Fahrt auf dem Bicycle von Stern-
berg nach Olmütz und legten dieſe Strecke in
40 Minuten zurück.
(Zur Handhabung des Meldungsweſens.)
Der Gemeinderath der königl. Hauptſtadt Ol-
mütz erließ ſoeben folgende Kundmachung: Um
die aus öffentlichen, namentlich aber ſanitären
Rückſichten nöthige Evidenz bezüglich der Ein-
wohner und Fremden in dieſer königlichen Haupt-
ſtadt herzuſtellen und das Meldungsweſen im
Grunde der beſtehenden Anordnungen fortführen
zu können, findet der Gemeinderath die Verord-
nung der hohen k. k. mähriſchen Statthalterei
vom 21. März 1857, Z. 1976 in Betreff der
Handhabung des Meldungsweſens in der könig-
lichen Hauptſtadt Olmütz mit dem Beifügen zu
reoubliciren, daß auch in Hinkunft alle mit den
Hauptparteien, Afterbeſtandnehmern, Bettgehern
und den ſich zeitweilig hierorts aufhaltenden
Fremden vorgehenden Veränderungen, ohne Rück-
ſicht des Standes und der Zahl der Perſonen,
dann der Zahl, Größe und Art der Wohnungs-
beſtande, ſelbſt wenn kein Miethzins verabredet
wurde, jedesmal binnen 24 Stunden die ſchrift-
liche Meldung mittels der eigends vorgedruckten,
und unentgeldlich auszufolgenden Meldzettel bei
dem Polizeiamte des Gemeinderathes während den
Amtsſtunden zu machen iſt, insbeſondere wird
darauf hingewieſen, daß in einem Locale nicht
mehr Perſonen, als aus Geſundheits-Rückſichten
nach ärztlichen Befunde geſtattet werden kann,
beherbergt werden. Die Anßerachtlaſſung der
dießfälligen Vorſchriften wird mit einer Geldſtrafe
von fünf bis fünfundzwanzig Gulden geabndet.
Vom Gemeinderathe der königl. Hauptſtadt Ol-
mütz. am 27. Juli 1885. Der Vice-Bürgermei-
ſter: Wilhelm Nather.
(Geſchworenenliſte.) Samſtag, den 1 Au-
guſt l. J. fand beim Olmützer k. k. Kreisgerichte
die Ausloſung der Geſchworenen für die nächſte
lichen die Stiege herabkommen, fordert die See-
krankheit ihren Tribut und unter Ach und Weh
folgt ein philharmoniſches hölliſches Concert.
Drei junge hübſche Damen mit bleichen Geſichtern
halten ſich gegenſeitig die Köpfe, Hilfeſuchend um
ſich blickend.
Ich und noch einige ſtarke Naturen über-
nehmen das Samaritanerwerk, bringen ſie auch
glücklich herab in den Converſationsſaal; die
Armen jedoch vergelten Gutes mit Böſem, lächelnd
wollen ſie ihren Dank ſtammeln, aber kein Wort
entfließt ihren Lippeu — es war ein anderer
Strom der Beredtſamkeit!
Welcher Anblick bot ſich uns hier unten!
Neben der zarten Dame ſitzt der kräftige Mann,
ein blühendes Schweſterpaar neben markigen
deutſchen Studenten, Jung und Alt bunt durch-
einander; ein Dutzend verſchiedener Nationali-
täten ſind hier vertreten, die ſich jedoch alle
durch übereinſtimmendes Vorgehen auszeichnen.
Aller Groll verſchwindet, es iſt eine herzerhebende
Einigkeit der Menſchheit in ihrem Schmerze!
Auf den unbetheiligten Zuſchauer wirken dieſe
ängſtlich gekrümmten Geſtalten mit wild ver-
zerrten Geſichtern und die fortwährende Störung
der Converſation faſt komiſch. Das Wetter hat
uns aber auch arg mitgeſpielt, immer bewegter
wurde das ſtürmiſche Treiben unſeres Schiffes
und erreichte jetzt ſeinen Höhepunct. Welle auf
Welle ſchlägt mit Centner-Gewalt und donnernden
Dröhnen an unſer Schiff, ſo daß die noch weni-
gen am Verdeck verbliebenen Paſſagiere, welche
durch eine Sturzwelle den unangenehmen Vor-
geſchmack eines Seebades erhalten, völlig durch-
näßt flüchten müſſen. Kein Wunder, daß ſolch eine
ſtürmiſche Seefahrt ſo viel Verwundete zählt,
denn wer kann auch die übermüthigen Bewegun-
gen des Schiffes ertragen, hat man doch ſtets das
Gefühl, wie wenn man mit überirdiſcher Gewalt
in eine Untiefe getaucht würde um ſodann
wieder eine Fahrt durch die Lüfte zu machen.
Eine andächtige Stille herrſcht jetzt am Schiffe —
denn die leidende Menſchheit ergibt ſich in ihr
Schickſal mit Reſignation und hofft auf beſſere
Zeiten! Durch ungünſtigen Wind wurde aber die
Fahrt noch verlängert und nach dreiſtündiger
Qual erwidert der Capitain auf unſer Be-
fragen mit ſtoiſcher Ruhe: „Ich leiſte ihnen
noch 1½ Stunden Geſellſchaft“, worauf eine
ſchwer heimgeſuchte Dame (in dem ihrem Ge-
ſchlechte angeſtammten Ungerechtigkeitsſinn) die
Verwünſchung: „O, dieſer Mephiſto“ ausrief.
Ich tummelte mich auf dem Schiffe umher,
bedauerte die Mitreiſenden, betrachtete die groß-
artige erboſte See, bis ich durch eine kalte Waſſer-
fluth aus meinem Grübeln geweckt wurde. Dem
Bedürfniß eines Gedankenaustauſches folgend
ſuchte ich meinen Freund auf, der im unteren
Schiffsraum ſchlief. Sein bleiches Geſicht, das
mir nur zu beredt ſeine ganze Leidensgeſchichte
erzählte, athmete jene Ruhe und Ergebung, die
der gütige Gott Morpheus ſeinen Schutzbefohle-
nen in dieſer Lage ſpendet.
Aber plötzlich kommt wieder eine jener zahl-
reichen tückiſchen Wellen, das ganze Schiff tanzt
und mit ihm ſeine Inſaſſen. Mein Freund er-
wacht, und mit neidiſchen ungläubigen Blicken
muſtert er mich, den Verſchontgebliebenen. Ich
rufe ihm aufmunternd zu: „Muth, Muth! Es
wird ſchon ſchief gehen“ aber wie mir zum Spott
— ſah ich bald die Unmöglichkeit einer Unter-
haltung mit ihm ein und überließ ihn ſeinem
unabwendbaren Schickſale.
Alles erreicht ſein Ende und ſo auch dieſe ſtür-
miſche Seereiſe. Die Geſichter erhellen ſich, alles
dehnt und ſtreckt ſich. Die Zuverſicht der Vielge-
prüften kehrt zurück, denn bald werden ſie wie-
der feſten Boden unter ihren Füßen fühlen und
dann nur mit Lachen an die ausgeſtandenen
Drangſale zurückdenken.
Der Dampfer hält und Jollen (Barken)
tragen uns an das langerſehnte Land. Man ſollte
glauben, die dichtgedrängte Menſchenmenge,
welche die Ankommenden erwartet, habe Erbarmen
mit den armen Seereiſenden und werde mitleidig
die blaſſen Geſichter betrachten; aber wer den
Schaden hat, hat auch den Spott dazu und mit
übermüthiger Unverſchämtheit blicken ſie jedem
Vorübergehenden ins Antlitz und wehe wenn es
die ausgeſtandene Pein wiederſpiegelt! Ein viel-
tönendes Oho! O jemine! und wie die ironiſchen
Zurufe alle heißen, ſummt ihm dann in die
Ohren und gibt ihm das Geleite.
Ein geradezu frenetiſcher Jubel bemächtigte
ſich der ausgelaſſenen Menge, als mein unglück-
licher Freund — Fiſcher ſind doch ſonſt mit dem
Waſſer vertraut — vorbeimarſchierte, denn ihm
gebührte unſtreitig die Palme des Tages, und
das erſte Roth auf ſeinen Wangen malte dieſe
Beweiſe herzlicher Theilnahme und ehrender An-
erkennung. Unſer Humor aber hatte nicht gelitten,
am ſelben Abend noch tanzten wir mit mancher
ſchönen Helgoländerin auf der „Grünen Wieſe“
vergeſſen war die nur zu bewegte — Vergangen-
heit, und noch lange lachten wir über unſeren
Empfang in der Läſterallen zu Helgoland.
G. L.
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