Mährisches Tagblatt. Nr. 17, Olmütz, 21.01.1889.[Spaltenumbruch]
schen Kaiser Franz Josef Gewerbe-Museums. -- (Vom Bunde der Deutschen Nordmäh- rens.) Aus einer Gemeind[e], in welcher eine (Neue Bundesgruppe des "Bundes der Deutschen Nordmährens".) In Giebau haben (Vom Männergesangverein.) Die Thä- (Generalversammlung der Olmützer freiw. Feuerwehr.) Sonntag, den 27. d. M. (Tanzkränzchen.) Am 26. d. M. findet (Feuerwehrball in Hombok) Am 26. (Olmützer städt. Pfandleih-Anstalt.) Am (Die barmherzigen Brüder.) Die begon- (Die zweite Redoute,) welche gestern (Die Blattern.) Wir haben bereits beim (Ausgeschriebene Polizei-Leiterstelle.) In Mähr.-Weißkirchen ist die Stelle des Polizei- (Neue Briefsammelkasten.) Die bishe- [Spaltenumbruch] Marion. Nachdruck verboten. Herr Martinel complimentirte und zog die "Führen Sie die Dame an den Ausgang," Die Baronin machte noch eine kurze Ver- Es war eine düstere Stunde für sie, bis der Endlich war sie am Ziel. Als die Chaise Eine unnennbare Verzweiflung bemächtigte Entsetzlich, unaussprechlich, was für sie in Es überrieselte sie eisig, so oft ihr, aus "Mein Gott!" rang es endlich von ihren Lippen, [Spaltenumbruch] VI. Weit anders, als sie glaubte, war die Em- Zum ersten Mal in seinem Leben regte sich Wäre er dem Hause von Wildenau ein [Spaltenumbruch]
ſchen Kaiſer Franz Joſef Gewerbe-Muſeums. — (Vom Bunde der Deutſchen Nordmäh- rens.) Aus einer Gemeind[e], in welcher eine (Neue Bundesgruppe des „Bundes der Deutſchen Nordmährens“.) In Giebau haben (Vom Männergeſangverein.) Die Thä- (Generalverſammlung der Olmützer freiw. Feuerwehr.) Sonntag, den 27. d. M. (Tanzkränzchen.) Am 26. d. M. findet (Feuerwehrball in Hombok) Am 26. (Olmützer ſtädt. Pfandleih-Anſtalt.) Am (Die barmherzigen Brüder.) Die begon- (Die zweite Redoute,) welche geſtern (Die Blattern.) Wir haben bereits beim (Ausgeſchriebene Polizei-Leiterſtelle.) In Mähr.-Weißkirchen iſt die Stelle des Polizei- (Neue Briefſammelkaſten.) Die bishe- [Spaltenumbruch] Marion. Nachdruck verboten. Herr Martinel complimentirte und zog die „Führen Sie die Dame an den Ausgang,“ Die Baronin machte noch eine kurze Ver- Es war eine düſtere Stunde für ſie, bis der Endlich war ſie am Ziel. Als die Chaiſe Eine unnennbare Verzweiflung bemächtigte Entſetzlich, unausſprechlich, was für ſie in Es überrieſelte ſie eiſig, ſo oft ihr, aus „Mein Gott!“ rang es endlich von ihren Lippen, [Spaltenumbruch] VI. Weit anders, als ſie glaubte, war die Em- Zum erſten Mal in ſeinem Leben regte ſich Wäre er dem Hauſe von Wildenau ein <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/> ſchen Kaiſer Franz Joſef Gewerbe-Muſeums. —<lb/> Miniſte<supplied>r</supplied>ialerlaß betreffend die Bereiſung des Kam-<lb/> merbezirkes durch den k. und k. Vice-Conſul Miku-<lb/> licz. — Zuſchrift der Mähr.-ſchleſ. Centralbahn betref-<lb/> fend die Beheizung der Waggons. — Handelsmini-<lb/> ſterialerlaß betreffend den Waggonmangel. — Zu-<lb/> ſchrift der Kaiſer Ferdinands-Nordbahn betreffend<lb/> die Tour- und Retourkarten. — Nachträgliche Mit-<lb/> theilung des Gutachtens über die Tarife und das<lb/> Reglement des öſterr.-ungar. Lloyd. — <hi rendition="#g">Dring-<lb/> lichkeitsanträge.</hi> — Bericht des ſtändigen<lb/> Ausſchußes über die Verleihung der <hi rendition="#g">Kaiſer-Ju-<lb/> biläums ſtipendien</hi> pro 1888. — Comité-<lb/> Bericht über den Antrag des Herrn <hi rendition="#g">Brieß</hi> betref-<lb/> fend die <hi rendition="#g">Zollbehandlung</hi> leerer <hi rendition="#g">„Retour-<lb/> Säcke.“</hi> — Bericht des ſtändigen Ausſchuſſes über<lb/> die Eingabe des Oeſterr. Montan-Vereins in Ange-<lb/> legenheit des <hi rendition="#g">Bergſchäden-Geſetzes.</hi> —<lb/> Bericht des ſtändigen Ausſchußes über die Eingabe<lb/> wegen <hi rendition="#g">Portofreiheit</hi> der <hi rendition="#g">Genoſſenſchaf-<lb/> ten.</hi> — Bericht des ſtändigen Ausſchußes über den<lb/> Antrag des Herrn Hübl betreffs <hi rendition="#g">Claſſirung</hi><lb/> der <hi rendition="#g">Handelsgewerbe.</hi> — Bericht des ſtändigen<lb/> Ausſchußes über die Eingabe der Handels- und Ge-<lb/> werbekammer in Reichenberg wegen Abänderung des<lb/> Geſetzes vom 30. März 1888 <hi rendition="#g">(Arbeiter-Kran-<lb/> kenverſicherung.)</hi> — Antrag des ſtändigen<lb/> Ausſchußes über die Eingabe der Handels- und Ge-<lb/> werbekammer in Roveredo wegen Herabſetzung der<lb/> Grenze des <hi rendition="#g">Kleinhandels</hi> mit <hi rendition="#g">Wein</hi> auf<lb/> 50 Liter. — <hi rendition="#g">Erläſſe der hochlöblichen</hi><lb/> k. k. <hi rendition="#g">Statthalterei:</hi> Erlaß vom 29. October<lb/> 1888 betreffs Beitrittes zur Genoſſenſchaft der freien<lb/> und conceſſionirten Gewerbe in M.-Oſtrau. — Erlaß<lb/> vom 11. November 1888 betreffs der Conſumvereine<lb/> und Lebensmittelmagazinen. — Erlaß vom 16.<lb/> November 1888 betreffs Dispensgeſuches einer<lb/> Witwe. — Erlaß vom 30. November 1888 betreffs<lb/> Dispensgeſuches. — Erlaß vom 7. December 1888<lb/> betreffs einer Töpferei und Ziegelei. — Erlaß vom<lb/> 22. December 1888 betreffs Recurſes eines Pferde-<lb/> fleiſchhauers. — K. k. Bezirkshauptmannſchaft in<lb/> Proßnitz betreffs einer <hi rendition="#g">Gewerbsangelegen-<lb/> heit.</hi> — Bericht des ſtändigen Ausſchußes über<lb/> den Statthalterei-Erlaß betreffend den Geſetzentwurf<lb/> über Sicherheitsvorkehrungen gegen <hi rendition="#g">Dampfkeſſel-<lb/> Exploſionen. — Remunerations-Ge-<lb/> ſuche.</hi> —</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Bunde der Deutſchen Nordmäh-<lb/> rens.)</hi> </head> <p>Aus einer Gemeind<supplied>e</supplied>, in welcher eine<lb/> Bundesgr<supplied>u</supplied>ppe des Bundes der Deutſchen Nord-<lb/> mährens beſteht, ſchreibt man uns: Sehr treff-<lb/> lich war die Bemerkung in einer der jüngſten<lb/> Nummern des „Mähr. Tagblattes“, daß die<lb/> Bund<supplied>e</supplied>sgruppen ihren Winterſchlaf halten; es iſt<lb/> dem auch ſo. Da zog es wie hoffnungsfreudiges<lb/> Frühlingserwachen durch eine Bundesgruppe; ſie<lb/> ſollte ſich aufraffen zu lebensvollem Schaffen,<lb/> wieder iſt es nur ein Aufflackern, ein kurzes Le-<lb/> benszeichen und dann ſinkt d<supplied>i</supplied>e Gruppe wieder in<lb/> die gewohnte Ruhe zurück. Es wurde eine Grup-<lb/> penverſammlung einberufen, an welcher ſich die<lb/><cb/> Hälfte der Mitglieder betheiligte. Unter anderm<lb/> wurde beſchloſſen, daß für Bücher, welche der<lb/> Volksbücherei entlehnt werden, eine Leihgebühr zu<lb/> entrichten ſei; ferner wurde der Antrag geſtellt,<lb/> daß auch Frauen und Jungfrauen der Bundes-<lb/> gruppe beitreten mögen; um die Mitgliederzahl<lb/> zu heben. Dieſer Antrag befindet ſich noch immer<lb/> in der Schwebe; vielleicht trägt dieſer Artikel<lb/> dazu bei, daß der Eintritt in den Bund erfolgt.<lb/> Weiter wurde beſchloſſen, eine Unterhaltung zu<lb/> veranſtalten, deren Reinerträgniß dem Bunde zu-<lb/> geführt wird. Um Frauen und Jungfrauen der<lb/> Bundesgruppe zuzuführen, wurde weiter der An-<lb/> trag geſtellt, den bereits beſtandenen, aber einge-<lb/> gangenen Sänger-Club wieder ins Leben zu rufen,<lb/> um dann bei geſelligen Zuſammenkünften auch<lb/> das deutſche Lied pflegen zu können. Um das<lb/> langſame Abſterben der Bundesgruppe zu verhin-<lb/> dern, alſo in der beſten Abſicht, wurde der letzte<lb/> Antrag geſtellt, aber fallen gelaſſen und der An-<lb/> tragſteller noch obendrein lächerlich gemacht. Sind<lb/> dieß nicht traurige Zuſtände?</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Neue Bundesgruppe des „Bundes der<lb/> Deutſchen Nordmährens“.)</hi> </head> <p>In Giebau haben<lb/> ſich wackere Männer zuſammengefunden, um eine<lb/> neue Bundesgruppe zu gründen. Wir begrüßen<lb/> dieſen Entſchluß mit einem kräftigen „Glück auf!“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Männergeſangverein.)</hi> </head> <p>Die Thä-<lb/> tigke<supplied>i</supplied>t des Männergeſangsvereins für das Jahr<lb/> 1889 wird am 29. Jänner wieder aufgenommen<lb/> werden, an welchem Tage die erſte Probe ſtatt-<lb/> findet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Generalverſammlung der Olmützer<lb/> freiw. Feuerwehr.)</hi> </head> <p>Sonntag, den 27. d. M.<lb/> um 3 Uhr Nachmittags findet die ordentliche<lb/> Jahresverſammlung der hieſigen freiwilligen Feuer-<lb/> wehr im Vereinslocale ſtatt. Die Tagesordnung<lb/> iſt folgende: 1. Rechenſchaftsbericht, 2. Bericht<lb/> der Rechnungsprüfer für das Jahr 1888; 3.<lb/> Wahl des Commandanten und deſſen Stellver-<lb/> treters; 4. Wahl von zwei beitragenden Mit-<lb/> gliedern in den Verwaltungs-Ausſchuß; 5. Wahl<lb/> von zwei Rechnungsprüfern für das Jahr 1889;<lb/> 6. Sonſtige Anträge.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Tanzkränzchen.)</hi> </head> <p>Am 26. d. M. findet<lb/> auf der hieſigen Schießſtätte ein von der Fleiſch-<lb/> hauer- und Selcher-Gehilfen-Verſammlung ver-<lb/> anſtaltetes Tanzkränzchen ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Feuerwehrball in Hombok)</hi> </head> <p>Am 26.<lb/> d. M. findet in Hombok im Saale des Herrn<lb/> Reimer ein Feuerwehrball ſtatt, bei welchem die<lb/> Militärcapelle des 100. Juſt.-Rgts. die Tanz-<lb/> muſik b<supplied>eſ</supplied>orgen wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Olmützer ſtädt. Pfandleih-Anſtalt.)</hi> </head> <p>Am<lb/> 13. Februar 1889 von halb 9 Uhr Vormittags<lb/> an, werden im Amtsgebäude der Olmützer ſtädt.<lb/> Pfandleihanſtalt alle jene Pfänder von Nr. 332<lb/> bis Nr. 5289 öffentlich verſteigert, welche bei der<lb/> Anſtalt in den Monaten November, Dezember<lb/> 1887 und Jänner 1888 verſetzt, und weder aus-<lb/> gelöſt noch umgeſetzt worden ſind. Die Pfand-<lb/> ſcheinbeſitzer werden daher erinnert, ihre Pfand-<lb/><cb/> objecte bis 12. Februar 1888 entweder auszu-<lb/> löſen oder umzuſetzen. Am Tage der Lizitation<lb/> werden Pfänder weder angenommen noch ausge-<lb/> löſt oder umgeſetzt. Kaufluſtige werden zu dieſer<lb/> Verſteigerung mit dem Beifügen höflichſt einge-<lb/> laden, daß die zum Verkaufe gelangenden Pre-<lb/> tioſen wie Effecten nicht unter dem Ausrufspreiſe und<lb/> nur gegen baare Bezahlung hintengegeben werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die barmherzigen Brüder.)</hi> </head> <p>Die begon-<lb/> nenen Reformen des Ordens der Barmherzigen<lb/> Brüder tragen bereits ihre Früchte. Ein Groß-<lb/> grundbeſitzer im Norden von Brünn hat dem<lb/> Orden die Mittheilung zukommen laſſen, daß er<lb/> für den Fall der Durchführung der geplanten<lb/> Reformen, insbeſondere aber, wenn das ärztliche<lb/> Perſonal in Hinkunft nicht mehr aus Ordens-<lb/> mitgliedern, ſondern aus Laien gebildet werden<lb/> ſollte, demſelben die bisherige Jahres-Subvention<lb/> entziehen werde. In ähnlichem Sinne haben ſich<lb/> auch bereits andere Wohlthäter des Ordens aus-<lb/> geſprochen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die zweite Redoute,)</hi> </head> <p>welche geſtern<lb/> ſtattfand erfreute ſich eines weit zahlreicheren Be-<lb/> ſuches, als ihre Vorgängerin. Man gewahrte<lb/> auf derſelben eine größere Zahl von Maskener-<lb/> ſcheinungen, die freilich nicht über die übliche<lb/> Schablone der Pierots, Zigeunerinnen u. ſ. w.<lb/> hinausgingen, ſo daß der ſich Tanz abermals als<lb/> Hauptſache bei dieſen Sonntagsunterhaltungen<lb/> geltend machte, zu welcher ein Theil der Herren-<lb/> welt vor Mitternacht erſcheint, um über die Er-<lb/> ſchienenen Heerſchau zu halten. Getanzt wurde<lb/> bis fünf Uhr Morgens.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Blattern.)</hi> </head> <p>Wir haben bereits beim<lb/> erſten Auftreten der Blatternkrankheit in unſerer<lb/> Gegend darauf aufmerkſam gemacht und zur Er-<lb/> greifung aller Schutzmaßregeln gegen ein Umſich-<lb/> greifen dieſer Krankheit aufgefordert, die, wie wir<lb/> hoffen wollen, bei uns nicht epidemiſch auftreten<lb/> wird. Ein Fall von Blatternerkrankung liegt je-<lb/> doch bereits hier vor. Die Gattin eines Stell-<lb/> wagenconducteurs iſt geſtern hier an Blattern er-<lb/> krankt. Der Fall iſt glücklicher Weiſe, wie man<lb/> uns mittheilt, ein leichter; er mahnt aber jeden-<lb/> falls daran, daß alle Maßregeln getroffen wer-<lb/> den, um eine Weiterverbreitung der Krankheit<lb/> hintanzuhalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ausgeſchriebene Polizei-Leiterſtelle.)</hi> </head><lb/> <p>In Mähr.-Weißkirchen iſt die Stelle des Polizei-<lb/> leiters mit einem vorläufigen Jahresgehalte von<lb/> 450 fl. ausgeſchrieben. Bewerbungsgeſuche ſind<lb/> bis 31. Jänner l. J. beim Gemeinderath in<lb/> Mähr.-Weißkirchen einzubringen.</p> </div><lb/> <div xml:id="briefsammelkästen1" next="#briefsammelkästen2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Neue Briefſammelkaſten.)</hi> </head> <p>Die bishe-<lb/> rigen Brieſſammelkaſten in Brunn hatten den Nach-<lb/> theil, daß der Abſender eines Briefes niemals genau<lb/> wiſſen konnte, ob d<supplied>i</supplied>e Briefe zu der auf dem Kaſten<lb/> bezeichneten Stunde bereits abgeholt wurden oder<lb/> ob dies etwa in den nächſten Minuten geſchehen<lb/> werde. Die k. k. Poſtdirection in Brün läßt nun-<lb/> mehr neue Sammelkaſten, wie ſolche auch in<lb/> Wien eingeführt ſind, anbringen. An dieſen, nach</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="marion1" next="#marion2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Marion.</hi> </head><lb/> <byline>Originalroman von <hi rendition="#b">Maria Komany.</hi> </byline><lb/> <p>Nachdruck verboten.<lb/> 13</p><lb/> <p>Herr Martinel complimentirte und zog die<lb/> Glocke, worauf der dienſthabende Beamte wieder<lb/> in das Zimmer trat.</p><lb/> <p>„Führen Sie die Dame an den Ausgang,“<lb/> befahl der Polizeirath.</p><lb/> <p>Die Baronin machte noch eine kurze Ver-<lb/> beugung und hatte im nächſten Momente die<lb/> Schwelle paſſirt. Sie zog ihren Schleier dichter<lb/> vor, als ſie dem Ausgang zueilte; ihre Bruſt<lb/> bebte; ſie dankte es dem Himmel, daß der<lb/> Regen noch immer in Strömen niederfiel,<lb/> ſo daß Niemand ihr begegnen konnte, als ſie<lb/> nun ihre Chaiſe beſtieg.</p><lb/> <p>Es war eine düſtere Stunde für ſie, bis der<lb/> Wagen in ihrem Hotel in Paſſy, wo ſie ſich für<lb/> die nächſte Zeit einquartiert hatte, angelangt<lb/> war. Thräne um Thräne drang in ihre Wimper.<lb/> Die widerſtrebendſten, die entſetzlichſten Gedanken<lb/> kreuzten ihr Hirn. Ihre Bruſt hob ſich krampf-<lb/> haft, als ſich ihr die Erinnerung an eine Mög-<lb/> lichkeit aufdrängte, die ſie ſchaudern machte, in<lb/> deren bloßer Anſchauung ſie vernichtet ſchien.</p><lb/> <p>Endlich war ſie am Ziel. Als die Chaiſe<lb/> unter der Einfahrt des Hauſes ſtille hielt, ſer-<lb/> virte man ſoeben das Frühſtück; ſie benutzte die<lb/><cb/> Gelegenheit, öffnete ſelbſt den Wagenſchlag und<lb/> eilte die Treppe hinan.</p><lb/> <p>Eine unnennbare Verzweiflung bemächtigte<lb/> ſich ihrer, als ſie, in ihrem Boudoir angelangt,<lb/> auf das Ruhebett ſank; ſie wußte ſich einer That<lb/> angeklagt, die ihre und ihrer Kinder Zukunft<lb/> ſchonungslos ruinirte, wenngleich ſie ſich ſchuld-<lb/> los fühlte, wenngleich ſie nicht einmal des Ge-<lb/> dankens an eine ſolche That fähig war.</p><lb/> <p>Entſetzlich, unausſprechlich, was für ſie in<lb/> dieſem Bewußtſein lag! unermeßlicher noch in<lb/> der Ueberzeugung, die ſie hegte, daß die Freund-<lb/> ſchaft des Polizeiraths, auf deſſen Hilfe ſie wie<lb/> auf einen Fels im Meere gebaut haben würde,<lb/> für ſie verloren war! Die Entdeckung in Brüſſel<lb/> hatte ſie niedergeſchlagen, die Einäſcherung ihres<lb/> Hauſes hatte ſie in eine bejammernswerthe Lage<lb/> gebracht; aber das Gefühl, ſich als Verbrecherin<lb/> vor die Schranken des Geſetzes geführt zu<lb/> wiſſen. — — —</p><lb/> <p>Es überrieſelte ſie eiſig, ſo oft ihr, aus<lb/> ihren wirren Träumereien auffahrend, die Er-<lb/> innerung an ſolch’ eine Wirklichkeit kam. Sie<lb/> jammerte, ihre Bruſt ſtürmte fieberhaft.</p><lb/> <p>„Mein Gott!“ rang es endlich von ihren Lippen,<lb/> „ſtrafe mich, wenn ich fehlte! Gieße Deinen Zorn<lb/> über mich, fern von Paris, ungeſehen von der<lb/> Welt will ich büßen! aber dieſen Fluch der<lb/> Schande nimm’ von mir, die unſer Aller Daſein<lb/> für immer vernichten wird!“</p><lb/> <cb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">VI.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Weit anders, als ſie glaubte, war die Em-<lb/> pfindung des Polizeiraths, als die Baronin ge-<lb/> gangen war. Kaum war der Schall ihrer da-<lb/> voneilenden Schritte verklungen, als Herr Mar-<lb/> tinel, die Amtsmiene abwerfend, ſich erhob und<lb/> in einer Gemüthserregung, die er bis dahin ge-<lb/> waltſam bemeiſtert hatte, in ſeinem Bureau auf-<lb/> und niederſchritt.</p><lb/> <p>Zum erſten Mal in ſeinem Leben regte ſich<lb/> eine Stimme in ihm, die ſich gegen den Beruf<lb/> auflehnte, welchem er mit Leib und Seele erge-<lb/> ben war. Warum auch, da Collegen in ſeinem<lb/> Amt ſo zahlreich exiſtirten, hatte ihm das Schick-<lb/> ſal die Feſtſtellung dieſer Affaire auf die Schul-<lb/> tern gelegt.</p><lb/> <p>Wäre er dem Hauſe von Wildenau ein<lb/> Fremder geweſen, ſo würde er, da die Beweiſe<lb/> auf der Hand lagen, die Angaben der Baronin<lb/> für Unwahrheiten genommen und ſie als ſchuldig<lb/> angeklagt haben; er würde nicht das geringſte<lb/> Mitleiden für ſie empfunden haben, weil ſie der<lb/> Ueberzeugung ſeiner Vernunft gemäß die Urhe-<lb/> berin eines Verbrechens war. Und dann erſt,<lb/> wenn er gewußt haben würde, was jedem ſeiner<lb/> Collegen bis jetzt ein Geheimniß geblieben, daß<lb/> ihr Ruin bevorſtand, wie ſo ganz anders hätte<lb/> er mit ihr verfahren, wie ſo ganz anders würde<lb/> er ihr gegenübergetreten ſein!</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
ſchen Kaiſer Franz Joſef Gewerbe-Muſeums. —
Miniſterialerlaß betreffend die Bereiſung des Kam-
merbezirkes durch den k. und k. Vice-Conſul Miku-
licz. — Zuſchrift der Mähr.-ſchleſ. Centralbahn betref-
fend die Beheizung der Waggons. — Handelsmini-
ſterialerlaß betreffend den Waggonmangel. — Zu-
ſchrift der Kaiſer Ferdinands-Nordbahn betreffend
die Tour- und Retourkarten. — Nachträgliche Mit-
theilung des Gutachtens über die Tarife und das
Reglement des öſterr.-ungar. Lloyd. — Dring-
lichkeitsanträge. — Bericht des ſtändigen
Ausſchußes über die Verleihung der Kaiſer-Ju-
biläums ſtipendien pro 1888. — Comité-
Bericht über den Antrag des Herrn Brieß betref-
fend die Zollbehandlung leerer „Retour-
Säcke.“ — Bericht des ſtändigen Ausſchuſſes über
die Eingabe des Oeſterr. Montan-Vereins in Ange-
legenheit des Bergſchäden-Geſetzes. —
Bericht des ſtändigen Ausſchußes über die Eingabe
wegen Portofreiheit der Genoſſenſchaf-
ten. — Bericht des ſtändigen Ausſchußes über den
Antrag des Herrn Hübl betreffs Claſſirung
der Handelsgewerbe. — Bericht des ſtändigen
Ausſchußes über die Eingabe der Handels- und Ge-
werbekammer in Reichenberg wegen Abänderung des
Geſetzes vom 30. März 1888 (Arbeiter-Kran-
kenverſicherung.) — Antrag des ſtändigen
Ausſchußes über die Eingabe der Handels- und Ge-
werbekammer in Roveredo wegen Herabſetzung der
Grenze des Kleinhandels mit Wein auf
50 Liter. — Erläſſe der hochlöblichen
k. k. Statthalterei: Erlaß vom 29. October
1888 betreffs Beitrittes zur Genoſſenſchaft der freien
und conceſſionirten Gewerbe in M.-Oſtrau. — Erlaß
vom 11. November 1888 betreffs der Conſumvereine
und Lebensmittelmagazinen. — Erlaß vom 16.
November 1888 betreffs Dispensgeſuches einer
Witwe. — Erlaß vom 30. November 1888 betreffs
Dispensgeſuches. — Erlaß vom 7. December 1888
betreffs einer Töpferei und Ziegelei. — Erlaß vom
22. December 1888 betreffs Recurſes eines Pferde-
fleiſchhauers. — K. k. Bezirkshauptmannſchaft in
Proßnitz betreffs einer Gewerbsangelegen-
heit. — Bericht des ſtändigen Ausſchußes über
den Statthalterei-Erlaß betreffend den Geſetzentwurf
über Sicherheitsvorkehrungen gegen Dampfkeſſel-
Exploſionen. — Remunerations-Ge-
ſuche. —
(Vom Bunde der Deutſchen Nordmäh-
rens.) Aus einer Gemeinde, in welcher eine
Bundesgruppe des Bundes der Deutſchen Nord-
mährens beſteht, ſchreibt man uns: Sehr treff-
lich war die Bemerkung in einer der jüngſten
Nummern des „Mähr. Tagblattes“, daß die
Bundesgruppen ihren Winterſchlaf halten; es iſt
dem auch ſo. Da zog es wie hoffnungsfreudiges
Frühlingserwachen durch eine Bundesgruppe; ſie
ſollte ſich aufraffen zu lebensvollem Schaffen,
wieder iſt es nur ein Aufflackern, ein kurzes Le-
benszeichen und dann ſinkt die Gruppe wieder in
die gewohnte Ruhe zurück. Es wurde eine Grup-
penverſammlung einberufen, an welcher ſich die
Hälfte der Mitglieder betheiligte. Unter anderm
wurde beſchloſſen, daß für Bücher, welche der
Volksbücherei entlehnt werden, eine Leihgebühr zu
entrichten ſei; ferner wurde der Antrag geſtellt,
daß auch Frauen und Jungfrauen der Bundes-
gruppe beitreten mögen; um die Mitgliederzahl
zu heben. Dieſer Antrag befindet ſich noch immer
in der Schwebe; vielleicht trägt dieſer Artikel
dazu bei, daß der Eintritt in den Bund erfolgt.
Weiter wurde beſchloſſen, eine Unterhaltung zu
veranſtalten, deren Reinerträgniß dem Bunde zu-
geführt wird. Um Frauen und Jungfrauen der
Bundesgruppe zuzuführen, wurde weiter der An-
trag geſtellt, den bereits beſtandenen, aber einge-
gangenen Sänger-Club wieder ins Leben zu rufen,
um dann bei geſelligen Zuſammenkünften auch
das deutſche Lied pflegen zu können. Um das
langſame Abſterben der Bundesgruppe zu verhin-
dern, alſo in der beſten Abſicht, wurde der letzte
Antrag geſtellt, aber fallen gelaſſen und der An-
tragſteller noch obendrein lächerlich gemacht. Sind
dieß nicht traurige Zuſtände?
(Neue Bundesgruppe des „Bundes der
Deutſchen Nordmährens“.) In Giebau haben
ſich wackere Männer zuſammengefunden, um eine
neue Bundesgruppe zu gründen. Wir begrüßen
dieſen Entſchluß mit einem kräftigen „Glück auf!“
(Vom Männergeſangverein.) Die Thä-
tigkeit des Männergeſangsvereins für das Jahr
1889 wird am 29. Jänner wieder aufgenommen
werden, an welchem Tage die erſte Probe ſtatt-
findet.
(Generalverſammlung der Olmützer
freiw. Feuerwehr.) Sonntag, den 27. d. M.
um 3 Uhr Nachmittags findet die ordentliche
Jahresverſammlung der hieſigen freiwilligen Feuer-
wehr im Vereinslocale ſtatt. Die Tagesordnung
iſt folgende: 1. Rechenſchaftsbericht, 2. Bericht
der Rechnungsprüfer für das Jahr 1888; 3.
Wahl des Commandanten und deſſen Stellver-
treters; 4. Wahl von zwei beitragenden Mit-
gliedern in den Verwaltungs-Ausſchuß; 5. Wahl
von zwei Rechnungsprüfern für das Jahr 1889;
6. Sonſtige Anträge.
(Tanzkränzchen.) Am 26. d. M. findet
auf der hieſigen Schießſtätte ein von der Fleiſch-
hauer- und Selcher-Gehilfen-Verſammlung ver-
anſtaltetes Tanzkränzchen ſtatt.
(Feuerwehrball in Hombok) Am 26.
d. M. findet in Hombok im Saale des Herrn
Reimer ein Feuerwehrball ſtatt, bei welchem die
Militärcapelle des 100. Juſt.-Rgts. die Tanz-
muſik beſorgen wird.
(Olmützer ſtädt. Pfandleih-Anſtalt.) Am
13. Februar 1889 von halb 9 Uhr Vormittags
an, werden im Amtsgebäude der Olmützer ſtädt.
Pfandleihanſtalt alle jene Pfänder von Nr. 332
bis Nr. 5289 öffentlich verſteigert, welche bei der
Anſtalt in den Monaten November, Dezember
1887 und Jänner 1888 verſetzt, und weder aus-
gelöſt noch umgeſetzt worden ſind. Die Pfand-
ſcheinbeſitzer werden daher erinnert, ihre Pfand-
objecte bis 12. Februar 1888 entweder auszu-
löſen oder umzuſetzen. Am Tage der Lizitation
werden Pfänder weder angenommen noch ausge-
löſt oder umgeſetzt. Kaufluſtige werden zu dieſer
Verſteigerung mit dem Beifügen höflichſt einge-
laden, daß die zum Verkaufe gelangenden Pre-
tioſen wie Effecten nicht unter dem Ausrufspreiſe und
nur gegen baare Bezahlung hintengegeben werden.
(Die barmherzigen Brüder.) Die begon-
nenen Reformen des Ordens der Barmherzigen
Brüder tragen bereits ihre Früchte. Ein Groß-
grundbeſitzer im Norden von Brünn hat dem
Orden die Mittheilung zukommen laſſen, daß er
für den Fall der Durchführung der geplanten
Reformen, insbeſondere aber, wenn das ärztliche
Perſonal in Hinkunft nicht mehr aus Ordens-
mitgliedern, ſondern aus Laien gebildet werden
ſollte, demſelben die bisherige Jahres-Subvention
entziehen werde. In ähnlichem Sinne haben ſich
auch bereits andere Wohlthäter des Ordens aus-
geſprochen.
(Die zweite Redoute,) welche geſtern
ſtattfand erfreute ſich eines weit zahlreicheren Be-
ſuches, als ihre Vorgängerin. Man gewahrte
auf derſelben eine größere Zahl von Maskener-
ſcheinungen, die freilich nicht über die übliche
Schablone der Pierots, Zigeunerinnen u. ſ. w.
hinausgingen, ſo daß der ſich Tanz abermals als
Hauptſache bei dieſen Sonntagsunterhaltungen
geltend machte, zu welcher ein Theil der Herren-
welt vor Mitternacht erſcheint, um über die Er-
ſchienenen Heerſchau zu halten. Getanzt wurde
bis fünf Uhr Morgens.
(Die Blattern.) Wir haben bereits beim
erſten Auftreten der Blatternkrankheit in unſerer
Gegend darauf aufmerkſam gemacht und zur Er-
greifung aller Schutzmaßregeln gegen ein Umſich-
greifen dieſer Krankheit aufgefordert, die, wie wir
hoffen wollen, bei uns nicht epidemiſch auftreten
wird. Ein Fall von Blatternerkrankung liegt je-
doch bereits hier vor. Die Gattin eines Stell-
wagenconducteurs iſt geſtern hier an Blattern er-
krankt. Der Fall iſt glücklicher Weiſe, wie man
uns mittheilt, ein leichter; er mahnt aber jeden-
falls daran, daß alle Maßregeln getroffen wer-
den, um eine Weiterverbreitung der Krankheit
hintanzuhalten.
(Ausgeſchriebene Polizei-Leiterſtelle.)
In Mähr.-Weißkirchen iſt die Stelle des Polizei-
leiters mit einem vorläufigen Jahresgehalte von
450 fl. ausgeſchrieben. Bewerbungsgeſuche ſind
bis 31. Jänner l. J. beim Gemeinderath in
Mähr.-Weißkirchen einzubringen.
(Neue Briefſammelkaſten.) Die bishe-
rigen Brieſſammelkaſten in Brunn hatten den Nach-
theil, daß der Abſender eines Briefes niemals genau
wiſſen konnte, ob die Briefe zu der auf dem Kaſten
bezeichneten Stunde bereits abgeholt wurden oder
ob dies etwa in den nächſten Minuten geſchehen
werde. Die k. k. Poſtdirection in Brün läßt nun-
mehr neue Sammelkaſten, wie ſolche auch in
Wien eingeführt ſind, anbringen. An dieſen, nach
Marion.
Originalroman von Maria Komany.
Nachdruck verboten.
13
Herr Martinel complimentirte und zog die
Glocke, worauf der dienſthabende Beamte wieder
in das Zimmer trat.
„Führen Sie die Dame an den Ausgang,“
befahl der Polizeirath.
Die Baronin machte noch eine kurze Ver-
beugung und hatte im nächſten Momente die
Schwelle paſſirt. Sie zog ihren Schleier dichter
vor, als ſie dem Ausgang zueilte; ihre Bruſt
bebte; ſie dankte es dem Himmel, daß der
Regen noch immer in Strömen niederfiel,
ſo daß Niemand ihr begegnen konnte, als ſie
nun ihre Chaiſe beſtieg.
Es war eine düſtere Stunde für ſie, bis der
Wagen in ihrem Hotel in Paſſy, wo ſie ſich für
die nächſte Zeit einquartiert hatte, angelangt
war. Thräne um Thräne drang in ihre Wimper.
Die widerſtrebendſten, die entſetzlichſten Gedanken
kreuzten ihr Hirn. Ihre Bruſt hob ſich krampf-
haft, als ſich ihr die Erinnerung an eine Mög-
lichkeit aufdrängte, die ſie ſchaudern machte, in
deren bloßer Anſchauung ſie vernichtet ſchien.
Endlich war ſie am Ziel. Als die Chaiſe
unter der Einfahrt des Hauſes ſtille hielt, ſer-
virte man ſoeben das Frühſtück; ſie benutzte die
Gelegenheit, öffnete ſelbſt den Wagenſchlag und
eilte die Treppe hinan.
Eine unnennbare Verzweiflung bemächtigte
ſich ihrer, als ſie, in ihrem Boudoir angelangt,
auf das Ruhebett ſank; ſie wußte ſich einer That
angeklagt, die ihre und ihrer Kinder Zukunft
ſchonungslos ruinirte, wenngleich ſie ſich ſchuld-
los fühlte, wenngleich ſie nicht einmal des Ge-
dankens an eine ſolche That fähig war.
Entſetzlich, unausſprechlich, was für ſie in
dieſem Bewußtſein lag! unermeßlicher noch in
der Ueberzeugung, die ſie hegte, daß die Freund-
ſchaft des Polizeiraths, auf deſſen Hilfe ſie wie
auf einen Fels im Meere gebaut haben würde,
für ſie verloren war! Die Entdeckung in Brüſſel
hatte ſie niedergeſchlagen, die Einäſcherung ihres
Hauſes hatte ſie in eine bejammernswerthe Lage
gebracht; aber das Gefühl, ſich als Verbrecherin
vor die Schranken des Geſetzes geführt zu
wiſſen. — — —
Es überrieſelte ſie eiſig, ſo oft ihr, aus
ihren wirren Träumereien auffahrend, die Er-
innerung an ſolch’ eine Wirklichkeit kam. Sie
jammerte, ihre Bruſt ſtürmte fieberhaft.
„Mein Gott!“ rang es endlich von ihren Lippen,
„ſtrafe mich, wenn ich fehlte! Gieße Deinen Zorn
über mich, fern von Paris, ungeſehen von der
Welt will ich büßen! aber dieſen Fluch der
Schande nimm’ von mir, die unſer Aller Daſein
für immer vernichten wird!“
VI.
Weit anders, als ſie glaubte, war die Em-
pfindung des Polizeiraths, als die Baronin ge-
gangen war. Kaum war der Schall ihrer da-
voneilenden Schritte verklungen, als Herr Mar-
tinel, die Amtsmiene abwerfend, ſich erhob und
in einer Gemüthserregung, die er bis dahin ge-
waltſam bemeiſtert hatte, in ſeinem Bureau auf-
und niederſchritt.
Zum erſten Mal in ſeinem Leben regte ſich
eine Stimme in ihm, die ſich gegen den Beruf
auflehnte, welchem er mit Leib und Seele erge-
ben war. Warum auch, da Collegen in ſeinem
Amt ſo zahlreich exiſtirten, hatte ihm das Schick-
ſal die Feſtſtellung dieſer Affaire auf die Schul-
tern gelegt.
Wäre er dem Hauſe von Wildenau ein
Fremder geweſen, ſo würde er, da die Beweiſe
auf der Hand lagen, die Angaben der Baronin
für Unwahrheiten genommen und ſie als ſchuldig
angeklagt haben; er würde nicht das geringſte
Mitleiden für ſie empfunden haben, weil ſie der
Ueberzeugung ſeiner Vernunft gemäß die Urhe-
berin eines Verbrechens war. Und dann erſt,
wenn er gewußt haben würde, was jedem ſeiner
Collegen bis jetzt ein Geheimniß geblieben, daß
ihr Ruin bevorſtand, wie ſo ganz anders hätte
er mit ihr verfahren, wie ſo ganz anders würde
er ihr gegenübergetreten ſein!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |