Mährisches Tagblatt. Nr. 199, Olmütz, 01.09.1891.[Spaltenumbruch]
und hat nach den Taxationen unserer Vertrauens- In Ungarn und Siebenbürgen In Croatien, Slavonien und der Mili- Die Länder der ungarischen Krone inclusive Roggen ist in den Ländern der diesseiti- In Ungarn und Siebenbürgen haben be- Verhältnißmäßig noch ungünstiger ist das Gerste wurde in der diesseitigen Reichs- Die Anbaufläche in Ungarn und Sieben- In Croatien, Slavonien und der Militär- Hafer. Auch mit dieser Fruchtsorte sind In Ungarn und Siebenbürgen ist das Er- Croatien, Slavonien und Militärgrenze Nach dem Gesagten liefert die diesjährige Nimmt man in den Ländern der ungarischen Die Aussichten für Mais sind in der [Spaltenumbruch] gen, schweren Existenzkämpfen, brutaler Ausbeu- Sie sah jetzt zu ihm hin. Der Regen plät- "Da sehen Sie die Familien-Nachrichten Die Collegin lachte und nahm das Zeitungs- "Sie liebte ihn rasend. Sie war eine hö- Und nun las wieder er: "Sidonie Lewy -- Adolf Schornstein, Le- Jetzt las wieder sie, die Collegin: "Fräulein Rosa Hermann, Herr Dr. phil. [Spaltenumbruch]
und hat nach den Taxationen unſerer Vertrauens- In Ungarn und Siebenbürgen In Croatien, Slavonien und der Mili- Die Länder der ungariſchen Krone incluſive Roggen iſt in den Ländern der diesſeiti- In Ungarn und Siebenbürgen haben be- Verhältnißmäßig noch ungünſtiger iſt das Gerſte wurde in der diesſeitigen Reichs- Die Anbaufläche in Ungarn und Sieben- In Croatien, Slavonien und der Militär- Hafer. Auch mit dieſer Fruchtſorte ſind In Ungarn und Siebenbürgen iſt das Er- Croatien, Slavonien und Militärgrenze Nach dem Geſagten liefert die diesjährige Nimmt man in den Ländern der ungariſchen Die Ausſichten für Mais ſind in der [Spaltenumbruch] gen, ſchweren Exiſtenzkämpfen, brutaler Ausbeu- Sie ſah jetzt zu ihm hin. Der Regen plät- „Da ſehen Sie die Familien-Nachrichten Die Collegin lachte und nahm das Zeitungs- „Sie liebte ihn raſend. Sie war eine hö- Und nun las wieder er: „Sidonie Lewy — Adolf Schornſtein, Le- Jetzt las wieder ſie, die Collegin: „Fräulein Roſa Hermann, Herr Dr. phil. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="[2]"/> <cb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div next="#wien3" xml:id="wien2" prev="#wien1" type="jArticle" n="2"> <p>und hat nach den Taxationen unſerer Vertrauens-<lb/> manner circa 14<formula notation="TeX">\nicefrac{7}{10}</formula> Millionen Meter-Centuer<lb/> ergeben. Der durchſchnittliche Ertrag eines Hec-<lb/> tars beläuft ſich ſonach auf auf 12<formula notation="TeX">\nicefrac{8}{10}</formula> und der-<lb/> jenige eines Cataſtraljoches von 1600 Quadrat-<lb/> klaftern auf 7<supplied cert="low"><formula notation="TeX">\nicefrac{3}{10}</formula></supplied> Meter-Centner, ein Ergebniß,<lb/> das hinter einer vollen Ernte (nicht zu verwech-<lb/> ſeln mit dem rechnungsmäßigen Durchſchnitte)<lb/> um beiläufig eine Million Meter-Centner zurück.<lb/> bleibt. 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Unter Berückſich-<lb/> tigung dieſes ziffermäßig nicht genau bekannten<lb/> Areals wird das Ergebniß der Gerſten-Ernte von<lb/> denſelben auf 17 Millionen Meter-Centner taxirt,<lb/> was gegen eine volle Ernte einen <hi rendition="#g">Ueberſchuß</hi><lb/> von 1½ Millionen Meter-Centner ergeben würde.<lb/> Leider hat die Unbill der Witterung zur Ernte-<lb/> zeit den Werth dieſes quantitativ reichen Ertra-<lb/> ges auf das empfindlichſte beeinträchtigt. Der<lb/> weitaus größte Theil der Gerſte iſt beregnet und<lb/> von nicht ſchöner Farbe; Körnerbeſchaffenheit und<lb/> Milde ſind verſchieden. Gute, braufähige Waare<lb/> bildet aber in Böhmen und Mähren, wie in der<lb/> diesſeitigen Reichshälfte überhaupt, immerhin den<lb/> überwiegenden Theil der in dieſem Jahre erzeug-<lb/> ten Gerſte.</p><lb/> <p>Die Anbaufläche in Ungarn und Sieben-<lb/> bürgen betrug für Gerſte 1.007,806 Hectaren,<lb/> aber auch hier hat zufolge der Auswinterung<lb/> des Roggens ein Zuwachs ſtattgefunden. Der<lb/> quantitative Ertrag wird auf circa 13·5 Millio-<lb/> nen Meter-Centner geſchätzt, wonach der Ueber-<lb/> ſchuß gegen eine volle Ernte beiläufig 1·75 Mil-<lb/> lionen Meter-Centner ergeben würde. Die Qua-<lb/> litäten haben in Ungarn etwas weniger gelitten,<lb/> als in der diesſeitige Reichshälfte, weil, wenn<lb/> die Waare ſich auch dort gelb und zumeiſt mager<lb/> präſentirt, ſie doch mit wenigen Ausnahmen nicht<lb/> ausgewachſen iſt. 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Bei einem Anbau im<lb/> Vorjahre auf 1.873,746 Hektaren, deſſen Zu-<lb/> nahme zufolge Neubeſäung der Roggenfelder ſich<lb/> nur annähernd ſchätzen läßt, lieferte der Artikel<lb/> in der diesſeitigen Reichshälfte 28.25 Millionen<lb/> Meter-Centner, was beiläufig 2.25 Millionen<lb/> Meter-Centner über einen voll<supplied>e</supplied>n Ertrag gleich-<lb/> kommt. Die Qualität iſt befriedigender als die-<lb/> jenige von Gerſte.</p><lb/> <p>In Ungarn und Siebenbürgen iſt das Er-<lb/> gebniß ein günſtiges und wird auf 14 Millionen<lb/> geſchätzt, was beiläufig 1 Million Meter-Centner<lb/> über die volle Ernte ergibt. 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Die Ausſichten für <hi rendition="#g">Kartoffeln</hi> werden<lb/> divergirend geſchildert. Dieſelben haben, was die<lb/> diesſeitige Reichshälfte anbelangt, namentlich in<lb/> der Niederung gelitten, und hegt man in Nieder-<lb/> und Oberöſterreich, Mähren und Schleſien, Weſt-<lb/> und Oſt-Galizien ernſte Beſorgniſſe über den Ausfall<lb/> der Ernte dieſer wichtigen Knollenfrucht, während die<lb/> Berichte aus Böhmen, Tirol und dem Süden<lb/> vertrauensvoller lauten. In den Ländern der<lb/> ungariſchen Krone ſind die Ausſichten beſſer, von<lb/> dort haben nur die Comitate Arad, Arva Gömör,</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#verlobungsregen3" xml:id="verlobungsregen2" prev="#verlobungsregen1" type="jArticle" n="2"> <p>gen, ſchweren Exiſtenzkämpfen, brutaler Ausbeu-<lb/> tung, kalter Berechnung, ſchüchternem Fleiß und<lb/> äußerſter Verzweiflung ... Aber davon wollte<lb/> ich nicht ſprechen.“</p><lb/> <p>Sie ſah jetzt zu ihm hin. Der Regen plät-<lb/> ſcherte an die Fenſterſcheiben; ein alter Herr<lb/> in ihrer Nähe nahm verdroſſen ſeinen Regen-<lb/> ſchirm und ging. Nun konnten ſie wirklich halb-<lb/> laut miteinander plaudern.</p><lb/> <p>„Da ſehen Sie die Familien-Nachrichten<lb/> durch,“ fuhr er fort. „Das iſt mein Fall! Hier:<lb/> „Fräulein Martha von Dennewitz mit Herrn<lb/> Anton Fleckmann, Mitinhaber der Firma Fleck-<lb/> mann und Horn — Wien — Budapeſt.“ Nun,<lb/> ich ſehe die Leute vor mir. Fräulein Martha,<lb/> die Tochter eines verſtorbenen Oberſten, einſt eine<lb/> „Beauté“, etwas mitgenommen, einſt viel um-<lb/> huldigt, jetzt hat’s ſehr nachgelaſſen. Sie wählte<lb/> lange und ſchließlich war ſie noch immer wähl-<lb/> bar, d. h. zu haben. Ihre Züge ſind ſcharf ge-<lb/> geworden, ſie pudert ſich ſtark, trägt ſich ſehr<lb/> elegant, grundſätzlich nur ganz friſche Glacés<lb/> und hochfeine Stiefletten — das iſt <hi rendition="#aq">ladylike.</hi><lb/> Die Mama ſah indeſſen ein, es ſei die höchſte<lb/> Zeit. Durch beſtrickende Liebenswürdigkeit —<lb/> Martha ſelbſt iſt etwas herb — hat ſie Fleck-<lb/> mann und Horn beſtochen. Fleckmann iſt ein<lb/> Roturier, aber gerade darum beſticht ihn die<lb/><hi rendition="#aq">„Ladylikenees.“</hi> Bevor er ſich verſieht, iſt er<lb/> gefangen, der gute Junge mit den plumpen Stie-<lb/> feln und den rothen, breiten Händen und —<lb/><cb/> dem gefüllten Portefeuille. Martha fügt ſich ſeuf-<lb/> zend ...“</p><lb/> <p>Die Collegin lachte und nahm das Zeitungs-<lb/> blatt. Da ſtand: „Herr Dr. Schneidt, Rechts-<lb/> anwalt — Fräulein Auguſte Müller.“ Und ſie<lb/> dichtete weiter:</p><lb/> <p>„Sie liebte ihn raſend. Sie war eine hö-<lb/> here Tochter aus N. N., hatte Romane geleſen,<lb/> lechzte nach jener Liebe, wie ſie in den Romanen<lb/> geſchildert wird. Auf dem Eiſe hatte ſie ihn<lb/> kennen gelernt — er ward ihr Ideal. Sie<lb/> hatte nichts weiter zu thun, als ſchöne Gefühle<lb/> zu hegen, denn ihr Papa beſaß eine einträgliche<lb/> Dampfmühle. Der Referendar hingegen beſaß<lb/> Schulden, Schulden, Schulden, und in ſein Herz<lb/> ſchlich ſich eine innige Zuneigung für die ſchöne<lb/> Dampfmühle. Nebenbei gefiel ihm Guſtchen; er<lb/> begann ſie zu lieben. Der Dampfmüller wollte<lb/> Anfangs nicht, aber die Frau Dampfmüllerin,<lb/> die das Heft in Händen hat, war anderer Mei-<lb/> nung, und als — Verlobte empfehlen ſich ...“</p><lb/> <p>Und nun las wieder er:</p><lb/> <p>„Sidonie Lewy — Adolf Schornſtein, Le-<lb/> derhändler.“ Er macht in Häuten, ſie iſt die<lb/> Tochter eines Viehcommiſſionärs. Er hatte nie-<lb/> mals Zeit zu lieben — ſie iſt eine guterzogene Tochter<lb/> mit ſehr anſtändiger Mitgift. Da ſie die Aelteſte<lb/> von drei Schweſtern iſt, muß ſie heiraten, damit<lb/> auch die Anderen herankommen. Eines Tages<lb/> kam ein älterer Herr mit guten Manieren, den<lb/> Niemand kannte. Er conferirte lange und ge-<lb/><cb/> heimnißvoll mit dem Vater Viehcommiſſionär;<lb/> dann wurde er zu Tiſche geladen und ſagte dem<lb/> kleinen, dicken, etwas unbeholfenen Fräulein Si-<lb/> donie einige ſeichte Artigkeiten. Er ſei ein<lb/> Geſchäftsfreund der Firma, hieß es. Aber die<lb/> kluge Fanni, die jüngſte Schweſter, munkelte<lb/> allerlei von einem Bräutigam, den der „Ge-<lb/> ſchäftsfreund“ in’s Haus bringen würde. Und<lb/> über ein Weilchen machte man einen Ausflug in<lb/> einen benachbarten kleinen Badeort. Der „Ge-<lb/> ſchäftsfreund“ war mit von der Partie. Die<lb/> zwei Jüngeren mußten zu Hauſe bleiben und<lb/> heulten. In X. traf man ganz zufällig Herrn<lb/> Adolf Schornſtein, der einen neuen Sommeran-<lb/> zug trug, eine Roſe im Knopfloch und ein ſehr<lb/> großes, parfürmirtes Taſchentuch. Das war ſo<lb/> ziemlich Alles, denn er hatte nie Zeit gehabt<lb/> zu lieben und den Hof zu machen. Er mißfiel<lb/> Sidonien nicht, trotzdem er nur vom Geſchäft<lb/> zu ſprechen wußte. Sidonie hatte nie ſchöne<lb/> Träume gehegt und ſie ſagte ſich nur: „Ich<lb/> muß ja den Anfang machen, damit die<lb/> Fanni auch ’dran kommen kann.“ Und vierzehn<lb/> Tage — Verlobte!</p><lb/> <p>Jetzt las wieder ſie, die Collegin:</p><lb/> <p>„Fräulein Roſa Hermann, Herr Dr. phil.<lb/> Emanuel Arnet.“ Er iſt groß, brünett, ernſt,<lb/> Privatdozent mit ſehr mäßigem Einkommen. Sie,<lb/> blond, ſchön, romantiſch, aus begüterter Famili<supplied>e.</supplied><lb/> Sie verliebten ſich zum Sterben. Keines von<lb/> ihnen hatte vorher geliebt — er, weil ein Frauen-</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
und hat nach den Taxationen unſerer Vertrauens-
manner circa 14[FORMEL] Millionen Meter-Centuer
ergeben. Der durchſchnittliche Ertrag eines Hec-
tars beläuft ſich ſonach auf auf 12[FORMEL] und der-
jenige eines Cataſtraljoches von 1600 Quadrat-
klaftern auf 7 [FORMEL] Meter-Centner, ein Ergebniß,
das hinter einer vollen Ernte (nicht zu verwech-
ſeln mit dem rechnungsmäßigen Durchſchnitte)
um beiläufig eine Million Meter-Centner zurück.
bleibt. Dieſer Ausfall iſt zumeiſt verurſacht durch
den Verluſt an Effectivgewicht, welchen der Wei-
zen während der Schnittzeit zufolge fortwähren-
den Regens, insbeſondere in Böhmen, Mähren
und Galizien erlitten hat, welch’ ungünſtiges
Erntewetter auch die ſonſtigen qualitativen Erfor-
derniſſe einer guten Waare: Farbe, Trockenheit
und Feinſchaligkeit, in einer Weiſe beeinträchtigte,
daß in der diesſeitigen Reichshälfte Primaſorten
zu den Ausnahmen gehören.
In Ungarn und Siebenbürgen
betrug die Anbaufläche 2.979.701 Hektaren, auf
welchen circa 34¾ Millionen Meter-Centner
Weizen producirt wurden. Ein Hektar hat ſonach
durchſchnittlich 11[FORMEL] und ein Cataſtraljoch á 1600
Quadratklafter durchſchnittlich 6[FORMEL] Meter-Centner
ergeben, was nahe zu dem einer vollen
Ernte gleichkommt. Quantitativ gute, mitunter
auch ſehr gute Weizen-Ernten, durch welche der
ungünſtige Ausfall vieler Comitate gedeckt wurde,
haben große Gebiete des Banates, der Theiß-
gegend, des Wieſelburger, Oedenburger und Bara-
nyaer Comitates, ſowie Theile der Slovakei und
Siebenbürgens ergeben. Die Qualität läßt dage-
gen im Allgemeinen ſehr viel zu wünſchen übrig,
nachdem beregnete, blaſſe, leichte Weizen in großen
Mengen, überdies viel gedrückte, mit Kugelbrand,
theilweiſe auch mit Spitzbrand behaftete Waare
geerntet worden iſt. Fehlerfreie, rothe, feingriffige
ſchwere Sorten kommen ſelten vor.
In Croatien, Slavonien und der Mili-
tärgrenze wurden 121,800 Hektaren mit Weizen
bebaut, deren Ergebniß auf 1[FORMEL] Millionen
Meter-Centner geſchätzt wird. Der Ertrag per
Hektar beläuft ſich daſelbſt ſonach auf 14 Meter-
Centner und derjenige eines Cataſtraljoches auf
8 Meter-Centner, was durchſchnittlich mehr iſt,
als in dieſen Ländern bei einer vollen Ernte an-
genommen wird.
Die Länder der ungariſchen Krone incluſive
Croatien, Slavonien und der Militärgrenze haben
im laufenden Jahre ſonach quantitativ eine
Mittel-Ernte, qualitativ eine Ernte ſtark
unter mittel zu verzeichnen.
Roggen iſt in den Ländern der diesſeiti-
gen Reichshälfte auf 1.998,130 Hectaren gebaut
worden, von welchen circa 23 Millionen Meter-
Centner geerntet wurden. Dies ergibt gegen eine
volle Ernte einen Ausfall von nahezu 5 Millio-
nen Meter-Centner, ein geringes Reſultat, welches
weniger dem Ertrage der abgeernteten Fläche,
als dem Umſtande zuzuſchreiben iſt, daß von den
angebauten Aeckern zufolge ſchlechter Ueberwin-
terung ſehr ausgedehnte Territorien (bis zu 60
Percent des Anbaues) im Frühjahre um-
geackert und mit Sommerfrüchten, zumeiſt mit
Gerſte und Hafer, bebaut wurden. Mehr noch
als Weizen hat Roggen zur Erntezeit unter der
Unbill der Witterung zu leiden gehabt.
In Ungarn und Siebenbürgen haben be-
züglich der Ueberwinterung die gleichen Verhält-
niſſe wie in Cisleithanien beſtanden. Angebaut
mit Roggen wurden 1.239,875 Hectaren, deren
Geſammt-Ergebniß auf 10½ Millionen Meter-
Centner, was einem Ausfalle von 3¾ Millionen
Meter-Centner gleichlommt, taxirt wird. Die
qualitative Beſchaffenheit iſt differirend. Vor-
wiegend iſt dieſelbe auch in Ungarn ſchlecht, doch
gibt es geſunde, ſchöne Waare dort in größerer
Auswahl als in der diesſeitigen Reichshälfte.
Verhältnißmäßig noch ungünſtiger iſt das
Ergebniß in Croatien, Slavonien und der
Militärgrenze, wo bei einer Anbaufläche von
103,089 Hectaren nur wenig über eine halbe
Million Meter-Centner Roggen erzeugt wurden
und wo die Qualität zumeiſt noch mehr be-
ſchädigt iſt, als in Ungarn und Siebenbürgen.
Gerſte wurde in der diesſeitigen Reichs-
hälfte im verfloſſenen Jahre auf 1.115,950 Hec-
taren gebaut, welches Areal ſich jedoch um jene
Territorien vermehrte, die, nachdem Roggen aus-
geackert worden war, im Frühjahre für den Ger-
ſtenanbau Verwendung fanden. Unter Berückſich-
tigung dieſes ziffermäßig nicht genau bekannten
Areals wird das Ergebniß der Gerſten-Ernte von
denſelben auf 17 Millionen Meter-Centner taxirt,
was gegen eine volle Ernte einen Ueberſchuß
von 1½ Millionen Meter-Centner ergeben würde.
Leider hat die Unbill der Witterung zur Ernte-
zeit den Werth dieſes quantitativ reichen Ertra-
ges auf das empfindlichſte beeinträchtigt. Der
weitaus größte Theil der Gerſte iſt beregnet und
von nicht ſchöner Farbe; Körnerbeſchaffenheit und
Milde ſind verſchieden. Gute, braufähige Waare
bildet aber in Böhmen und Mähren, wie in der
diesſeitigen Reichshälfte überhaupt, immerhin den
überwiegenden Theil der in dieſem Jahre erzeug-
ten Gerſte.
Die Anbaufläche in Ungarn und Sieben-
bürgen betrug für Gerſte 1.007,806 Hectaren,
aber auch hier hat zufolge der Auswinterung
des Roggens ein Zuwachs ſtattgefunden. Der
quantitative Ertrag wird auf circa 13·5 Millio-
nen Meter-Centner geſchätzt, wonach der Ueber-
ſchuß gegen eine volle Ernte beiläufig 1·75 Mil-
lionen Meter-Centner ergeben würde. Die Qua-
litäten haben in Ungarn etwas weniger gelitten,
als in der diesſeitige Reichshälfte, weil, wenn
die Waare ſich auch dort gelb und zumeiſt mager
präſentirt, ſie doch mit wenigen Ausnahmen nicht
ausgewachſen iſt. Die diesjährige Gerſte iſt in
ihrer überwiegenden Menge zu Brauzwecken ge-
eignet, obſchon vollkörnige weiße Braugerſte in
der jenſeitigen Reichshälfte gerade ſo zu den Sel-
tenheiten gehört wie in der diesſeitigen.
In Croatien, Slavonien und der Militär-
grenze iſt der Ertrag quantitativ ein recht guter,
ſich auf beiläufig 0·75 Millionen Meter-Centner
belaufender, qualitativ jedoch ein differirender.
Hafer. Auch mit dieſer Fruchtſorte ſind
zufolge des Ausackerns der Roggenpflanze größere
Flächen, als die Statiſtik des Vorjahres aus-
weiſt, angebaut worden. Bei einem Anbau im
Vorjahre auf 1.873,746 Hektaren, deſſen Zu-
nahme zufolge Neubeſäung der Roggenfelder ſich
nur annähernd ſchätzen läßt, lieferte der Artikel
in der diesſeitigen Reichshälfte 28.25 Millionen
Meter-Centner, was beiläufig 2.25 Millionen
Meter-Centner über einen vollen Ertrag gleich-
kommt. Die Qualität iſt befriedigender als die-
jenige von Gerſte.
In Ungarn und Siebenbürgen iſt das Er-
gebniß ein günſtiges und wird auf 14 Millionen
geſchätzt, was beiläufig 1 Million Meter-Centner
über die volle Ernte ergibt. Die Qualität iſt
nicht unbefriedigend, da das Product weniger
Zuſatz hat, als in anderen Jahren.
Croatien, Slavonien und Militärgrenze
haben ein Erträgniß von 1[FORMEL] Millionen Meter-
Centner geliefert und beiläufig ⅓ Million Meter-
Centner Ueberſchuß gegen eine volle Ernte ergeben.
Nach dem Geſagten liefert die diesjährige
Ernte in der Geſammt-Monarchie einen
Ertrag an Weizen von circa 51, Roggen
34, Gerſte 31 und Hafer 44 Millionen
Meter-Centner.
Nimmt man in den Ländern der ungariſchen
Krone einen vollen Ertrag für das dort landes-
übliche Joch á 1200 Ouadratklafter, durchſchnitt-
lich mit 5 Meter-Centnern für Weizen, Roggen
und Gerſte und mit 5½ Meter-Centnern für
Hafer, in der diesſeitigen Reichshälfte für die
genannten Artikel und die gleiche Fläche durch-
ſchnittlich mit 6 Meter-Centnern an, ſo ergibt
ſich im laufenden Jahre in Oeſterreich-Ungarn
ein Ueberſchuß für Gerſte von 3½ Millionen,
für Hafer von 3¾ Millionen und ein Aus-
fall für Weizen von 1 Million, für Roggen
von 9 Millionen Meter-Centner.
Die Ausſichten für Mais ſind in der
diesſeitigen Reichshälfte und in den Ländern der
ungariſchen Krone mit Ausnahme der Comitate
Cſik und Marmaros theils gute, theils ſehr
gute. Die Ausſichten für Kartoffeln werden
divergirend geſchildert. Dieſelben haben, was die
diesſeitige Reichshälfte anbelangt, namentlich in
der Niederung gelitten, und hegt man in Nieder-
und Oberöſterreich, Mähren und Schleſien, Weſt-
und Oſt-Galizien ernſte Beſorgniſſe über den Ausfall
der Ernte dieſer wichtigen Knollenfrucht, während die
Berichte aus Böhmen, Tirol und dem Süden
vertrauensvoller lauten. In den Ländern der
ungariſchen Krone ſind die Ausſichten beſſer, von
dort haben nur die Comitate Arad, Arva Gömör,
gen, ſchweren Exiſtenzkämpfen, brutaler Ausbeu-
tung, kalter Berechnung, ſchüchternem Fleiß und
äußerſter Verzweiflung ... Aber davon wollte
ich nicht ſprechen.“
Sie ſah jetzt zu ihm hin. Der Regen plät-
ſcherte an die Fenſterſcheiben; ein alter Herr
in ihrer Nähe nahm verdroſſen ſeinen Regen-
ſchirm und ging. Nun konnten ſie wirklich halb-
laut miteinander plaudern.
„Da ſehen Sie die Familien-Nachrichten
durch,“ fuhr er fort. „Das iſt mein Fall! Hier:
„Fräulein Martha von Dennewitz mit Herrn
Anton Fleckmann, Mitinhaber der Firma Fleck-
mann und Horn — Wien — Budapeſt.“ Nun,
ich ſehe die Leute vor mir. Fräulein Martha,
die Tochter eines verſtorbenen Oberſten, einſt eine
„Beauté“, etwas mitgenommen, einſt viel um-
huldigt, jetzt hat’s ſehr nachgelaſſen. Sie wählte
lange und ſchließlich war ſie noch immer wähl-
bar, d. h. zu haben. Ihre Züge ſind ſcharf ge-
geworden, ſie pudert ſich ſtark, trägt ſich ſehr
elegant, grundſätzlich nur ganz friſche Glacés
und hochfeine Stiefletten — das iſt ladylike.
Die Mama ſah indeſſen ein, es ſei die höchſte
Zeit. Durch beſtrickende Liebenswürdigkeit —
Martha ſelbſt iſt etwas herb — hat ſie Fleck-
mann und Horn beſtochen. Fleckmann iſt ein
Roturier, aber gerade darum beſticht ihn die
„Ladylikenees.“ Bevor er ſich verſieht, iſt er
gefangen, der gute Junge mit den plumpen Stie-
feln und den rothen, breiten Händen und —
dem gefüllten Portefeuille. Martha fügt ſich ſeuf-
zend ...“
Die Collegin lachte und nahm das Zeitungs-
blatt. Da ſtand: „Herr Dr. Schneidt, Rechts-
anwalt — Fräulein Auguſte Müller.“ Und ſie
dichtete weiter:
„Sie liebte ihn raſend. Sie war eine hö-
here Tochter aus N. N., hatte Romane geleſen,
lechzte nach jener Liebe, wie ſie in den Romanen
geſchildert wird. Auf dem Eiſe hatte ſie ihn
kennen gelernt — er ward ihr Ideal. Sie
hatte nichts weiter zu thun, als ſchöne Gefühle
zu hegen, denn ihr Papa beſaß eine einträgliche
Dampfmühle. Der Referendar hingegen beſaß
Schulden, Schulden, Schulden, und in ſein Herz
ſchlich ſich eine innige Zuneigung für die ſchöne
Dampfmühle. Nebenbei gefiel ihm Guſtchen; er
begann ſie zu lieben. Der Dampfmüller wollte
Anfangs nicht, aber die Frau Dampfmüllerin,
die das Heft in Händen hat, war anderer Mei-
nung, und als — Verlobte empfehlen ſich ...“
Und nun las wieder er:
„Sidonie Lewy — Adolf Schornſtein, Le-
derhändler.“ Er macht in Häuten, ſie iſt die
Tochter eines Viehcommiſſionärs. Er hatte nie-
mals Zeit zu lieben — ſie iſt eine guterzogene Tochter
mit ſehr anſtändiger Mitgift. Da ſie die Aelteſte
von drei Schweſtern iſt, muß ſie heiraten, damit
auch die Anderen herankommen. Eines Tages
kam ein älterer Herr mit guten Manieren, den
Niemand kannte. Er conferirte lange und ge-
heimnißvoll mit dem Vater Viehcommiſſionär;
dann wurde er zu Tiſche geladen und ſagte dem
kleinen, dicken, etwas unbeholfenen Fräulein Si-
donie einige ſeichte Artigkeiten. Er ſei ein
Geſchäftsfreund der Firma, hieß es. Aber die
kluge Fanni, die jüngſte Schweſter, munkelte
allerlei von einem Bräutigam, den der „Ge-
ſchäftsfreund“ in’s Haus bringen würde. Und
über ein Weilchen machte man einen Ausflug in
einen benachbarten kleinen Badeort. Der „Ge-
ſchäftsfreund“ war mit von der Partie. Die
zwei Jüngeren mußten zu Hauſe bleiben und
heulten. In X. traf man ganz zufällig Herrn
Adolf Schornſtein, der einen neuen Sommeran-
zug trug, eine Roſe im Knopfloch und ein ſehr
großes, parfürmirtes Taſchentuch. Das war ſo
ziemlich Alles, denn er hatte nie Zeit gehabt
zu lieben und den Hof zu machen. Er mißfiel
Sidonien nicht, trotzdem er nur vom Geſchäft
zu ſprechen wußte. Sidonie hatte nie ſchöne
Träume gehegt und ſie ſagte ſich nur: „Ich
muß ja den Anfang machen, damit die
Fanni auch ’dran kommen kann.“ Und vierzehn
Tage — Verlobte!
Jetzt las wieder ſie, die Collegin:
„Fräulein Roſa Hermann, Herr Dr. phil.
Emanuel Arnet.“ Er iſt groß, brünett, ernſt,
Privatdozent mit ſehr mäßigem Einkommen. Sie,
blond, ſchön, romantiſch, aus begüterter Familie.
Sie verliebten ſich zum Sterben. Keines von
ihnen hatte vorher geliebt — er, weil ein Frauen-
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