Mährisches Tagblatt. Nr. 19, Olmütz, 24.01.1890.[Spaltenumbruch]
Das Abonnement für Olmütz: Zustellung ins Haus monat- Auswärts durch die Post: Einzelne Nummern 5 Kreuzer. [Spaltenumbruch] Mährisches Tagblatt. [Spaltenumbruch] Insertionsgebühren Außerhalb Olmütz überneh- Manuscripte werden nicht zu Nr. 19. Olmütz, Freitag, den 24. Jänner 1890. 11. Jahrgang [Spaltenumbruch] Der Ausgleich. Olmütz, 24. Jänner. Die "Frankfurter Zeitung" widmet den Der Ausgleich zwischen Deutschen und Tsche- Die getroffenen Abmachungen erstrecken sich Was die Deutschen erreicht haben, ist fast Daß das Werk des Ausgleiches gelungen [Spaltenumbruch] Daß aber der Waffenstillstand, welcher von Für Böhmen wäre sonach endlich der lang [Spaltenumbruch] Feuilleton. Erinnerungen an Schubert und Beethoven. Der soeben verstorbene Musiker Franz Lachner Bald sind es sechzig Jahre, seit ich Wien Es war an einem schönen Herbsttage des Die einzige Empfehlung, die ich mir zu Leider passirte mir auf der Mauth an der In ziemlich gedrückter Stimmung stieg ich Meinen Mittagstisch nahm ich in der Regel Allmählig vermittelte das tägliche Zusammen- Der junge Mann war Franz Schubert, ein [Spaltenumbruch]
Das Abonnement für Olmütz: Zuſtellung ins Haus monat- Auswärts durch die Poſt: Einzelne Nummern 5 Kreuzer. [Spaltenumbruch] Mähriſches Tagblatt. [Spaltenumbruch] Inſertionsgebühren Außerhalb Olmütz überneh- Manuſcripte werden nicht zu Nr. 19. Olmütz, Freitag, den 24. Jänner 1890. 11. Jahrgang [Spaltenumbruch] Der Ausgleich. Olmütz, 24. Jänner. Die „Frankfurter Zeitung“ widmet den Der Ausgleich zwiſchen Deutſchen und Tſche- Die getroffenen Abmachungen erſtrecken ſich Was die Deutſchen erreicht haben, iſt faſt Daß das Werk des Ausgleiches gelungen [Spaltenumbruch] Daß aber der Waffenſtillſtand, welcher von Für Böhmen wäre ſonach endlich der lang [Spaltenumbruch] Feuilleton. Erinnerungen an Schubert und Beethoven. Der ſoeben verſtorbene Muſiker Franz Lachner Bald ſind es ſechzig Jahre, ſeit ich Wien Es war an einem ſchönen Herbſttage des Die einzige Empfehlung, die ich mir zu Leider paſſirte mir auf der Mauth an der In ziemlich gedrückter Stimmung ſtieg ich Meinen Mittagstiſch nahm ich in der Regel Allmählig vermittelte das tägliche Zuſammen- Der junge Mann war Franz Schubert, ein <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p>Das<lb/><hi rendition="#b">„Mähriſche Tagblatt“</hi><lb/> mit der illuſtr. alle 14 Tage<lb/> 1 Bogen ſtark erſcheinenden<lb/><hi rendition="#b">„Illuſtrirt. 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Ein rundes<lb/> dickes, etwas aufgedunſenes Geſicht, eine gewölbt,<lb/> Stirn, aufgeworfene Lippen, eine Stumpfnaſee<lb/> krauſes, wenn auch ſpärliches Haar gaben ſeinem,<lb/> Kopf ein originelles Ausſehen. Seine Statur war<lb/> unter Mittelgröße, Rücken und Schultern ge-<lb/> rundet. Der Ausdruck ſeines Geſichtes war nicht<lb/> unintereſſant. Da er ſtets eine Brille trug, ſo<lb/> hatte er einen etwas ſtarren Blick. 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Das
„Mähriſche Tagblatt“
mit der illuſtr. alle 14 Tage
1 Bogen ſtark erſcheinenden
„Illuſtrirt. Sonntagsbeil.“
erſcheint mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage täglich.
Ausgabe 2 Uhr Nachmittag
im Adminiſtrationslocale.
Niederring Nr. 41 neu
ober den Fleiſchbänken.
Abonnement für Olmütz:
Ganzjährig fl. 10.—
Halbjährig „ 5.
Vierteljährig „ 2 50
Monatlich „ —.90
Zuſtellung ins Haus monat-
lich 10 Kreuzer,
Auswärts durch die Poſt:
Ganzjährig fl. 14.—
Halbjährig „ 7.—
Vierteljährig „ 3.50
Einzelne Nummern 5 Kreuzer.
Mähriſches
Tagblatt.
Inſertionsgebühren
nach aufliegendem Tarif.
Außerhalb Olmütz überneh-
men Inſertions-Aufträge.
Heinrich Schalek, Annon-
cen-Exped. in Wien, I., Woll-
zeile Nr. 11, Haasenstein &
Vogler in Wien, Prag, Buda-
peſt, Berlin, Frankfurt a. M.,
Hamburg, Baſel und Leipzig,
Alois Opellik, in Wien, Rud
Mosse in Wien, München u
Berlin, M. Dukes, Wien I.
Schulerſtraße 8. G. L. Daube
u. Co., Frankfurt a. M.
Adolf Steiner’s Annoncen-
bureau in Hamburg, ſowie
ſämmtl. conc. Inſertionsbu-
reaus des In- u. Auslandes-
Manuſcripte werden nicht zu
rückgeſtellt.
Nr. 19. Olmütz, Freitag, den 24. Jänner 1890. 11. Jahrgang
Der Ausgleich.
Olmütz, 24. Jänner.
Die „Frankfurter Zeitung“ widmet den
Ausgleichs-Conferenzen folgende Be-
trachtungen:
Der Ausgleich zwiſchen Deutſchen und Tſche-
chen iſt glücklich zu Stande gebracht worden.
Ein Werk, das zu vollbringen für unmöglich er-
achtet wurde, iſt damit vollendet zur Freude und
Genugthuung derjenigen Elemente in Oeſterreich,
welche der Ueberzeugung ſind, daß alle Völker
des vielſprachigen Reiches an der Herſtellung des
inneren Friedens ein Intereſſe haben. Das na-
tionale Gezänk hat lange genug gedauert; wichtige
politiſche und wirthſchaftliche Fragen ſind in den
Hintergrund gedrängt worden, weil nationale
Angelegenheiten die allgemeine Aufmerkſamkeit in
Anſpruch nahmen.
Die getroffenen Abmachungen erſtrecken ſich
auf alle Fragen, welche der Ausgleichs-Conferenz
vorlagen. In allen Puncten iſt eine Einigung
erzielt worden. Das Conferenzprotocoll iſt vor-
geſtern unterzeichnet worden und wird alsbald
den in Betracht kommenden Factoren, nämlich
dem tſchechiſchen Rumpflandtag und den deutſch-
böhmiſchen Abgeordneten, vorgelegt werden.
Was die Deutſchen erreicht haben, iſt faſt
Alles, jedenfalls ſo viel, als ſie zu erreichen hoffen
durſten. Die Sprachenverordnung wird fallen ge-
laſſen, und an ihre Stelle ein Erlaß treten, welcher
nach den in den Berathungen vereinbarten Grund-
ſätzen den Wünſchen der Deutſchen entgegen-
kommt. Auf dem Gebiete der Schule, des Gerichts-
weſens und der Verwaltung ſind der deutſchen
Bevölkerung werthvolle Garantien gegen eine
Beeinträchtigung ihres nationalen Lebens zuge-
ſtanden worden. Von ganz beſonderem Werthe
iſt auch die Errichtung von Landtagscurien, wel-
chen in nationalen Fragen ein Vetorecht einge-
räumt werden ſoll. Dadurch wird dauernd ver-
hindert, daß die eine oder andere der in Böh-
men lebenden Nationen geſchädigt und hintange-
ſetzt werde.
Daß das Werk des Ausgleiches gelungen
iſt, iſt ein Verdienſt aller der an den Verhand-
lungen Betheiligten. Hervorgehoben wird insbe-
ſondere die Mitwirkung des Kaiſers, deſſen fried-
fertiger Natur von jeher der nationale Streit
zuwider war. Kaiſer Franz Joſef hätte den Grafen
Taaffe längſt fallen laſſen, wenn er nicht von
deſſen verſöhnlichen und friedlichen Abſichten über-
zeugt wäre. Der Miniſterpräſident mag nun
allerdings die aufrichtigſten Verſöhnungstendenzen
beſeſſen haben, ſeine Politik aber hat keine Er-
folge zu erzielen vermocht. Schließlich iſt denn
auch dem Grafen Taaffe die Erkenntniß gekom-
men, daß eine öſterreichiſche Politik ohne oder
gar gegen die Deutſchen auf die Dauer
nicht gemacht werden kann und ſo hat er es verſucht,
auf einem neuen Wege die Verſöhnung zu ſuchen.
Auch den Deutſchen und den Tſchechen gebührt
für ihre Haltung in den Ausgleichsconferenzen
volles Lob. Dieſe konnten nur erfolgreich ſein,
wenn beide Theile ſich nachgebend und entgegen-
kommend verhielten.
Daß aber der Waffenſtillſtand, welcher von
den Führern unter thätiger Mitwirkung der Re-
gierung vorläufig vereinbart wurde, von den
entſcheidenden Factoren, nämlich den Abgeordne-
ten und dem Volke, anerkannt werden wird,
ſcheint keinem Zweifel zu unterliegen. Das Frie-
densbedürfniß iſt bei Deutſchen und Tſchechen
gleich groß und man wird hüben und
drüben mit Genugthuung das Ende des un-
fruchtbaren Zwiſtes begrüßen. Wer möchte auch die
Verantwortung auf ſich nehmen, jetzt noch das
Werk, das nach redlicher Mühe zu Stande ge-
bracht wurde, ſcheitern zu laſſen? Kommt der
Ausgleich, ſo wie er vereinbart wurde, zu Stande,
ſo iſt den Deutſchen ein wirkſamer Schutz ihrer
Rechte und ihres Beſitzes gewährleiſtet. Das iſt
ein Erfolg, den kein Deutſcher in Frage ſtellen
darf. Und ebenſo wird es den fanatiſchſten Jung-
tſchechen nicht leicht werden, gegen den Ausgleich
Stellung zu nehmen. Auch ſie reden ja von Ver-
ſöhnung, auch ſie behaupten ja, daß der natio-
nale Kampf beendet werden müſſe. Bemerkens-
werther Weiſe hat die jungtſchechiſche Preſſe auch
allmälig eine der Ausgleichsaction viel freund-
lichere Stellung eingenommen, während ſie ur-
ſprünglich das ganze Unternehmen im Tone der
Entrüſtung und des Hohnes beſprochen hatte.
Für Böhmen wäre ſonach endlich der lang
erſehnte Frieden in Ausſicht. Wahrlich ein er-
freulicher Gedanke, wenn man auf die Geſchichte
dieſes Kronlandes zurück blickt. Unſägliches Elend
hat der deutſch-tſchechiſche Widerſtreit über dieſes
Land gebracht von den Huſſiten-Kriegen bis zur
Feuilleton.
Erinnerungen an Schubert und
Beethoven.
— Von Franz Lachner. —
Der ſoeben verſtorbene Muſiker Franz Lachner
hat von Zeit zu Zeit Bruchſtücke aus ſeinen
Memoiren veröffentlicht. Wir reproduciren hier
ſeine Begegnungen mit Schubert und Beethoven:
Bald ſind es ſechzig Jahre, ſeit ich Wien
zum erſten Mal betrat, von wo ich nach zwölf-
jährigem Verweilen nach Mannheim überſiedelte.
Und doch ſtehen jetzt, nach ſo langer Zeit, aus
jener Periode noch ſo viele Bilder ſo lebendig
vor meinem Auge, als ob ich ſie erſt geſtern
geſehen.
Es war an einem ſchönen Herbſttage des
Jahres 1822, als ich nach zweijährigem, unter
bitteren Entbehrungen und eifrigen muſikaliſchen
Studien zugebrachten Aufenthalte München ver-
ließ und als 19jähriger Jüngling auf einem
Floſſe über Landshut, Plattling und Paſſan
nach Wien fuhr. Indem ich dieſe Fahrt unter-
nahm, folgte ich, lediglich auf meinen Stern
bauend, dem inneren Drange nach der Metropole
der Muſik, in der ein Gluck, Haydn und Mozart
gelebt und geſchaffen hatten und Beethoven eben
im Zenith ſeines Ruhmes ſtand.
Die einzige Empfehlung, die ich mir zu
verſchaffen wußte, war ein Brief eines Hand-
lungs-Commis in München an einen Collegen
in Wien. Meine Baarmittel betrugen im Ganzen
18 fl., dem Erlöſe aus dem Verkaufe einer
kleinen ererbten Bibliothek, welche nach ein-
maligem Durchleſen für mich weiter keinen Werth
hatte.
Leider paſſirte mir auf der Mauth an der
öſterreichiſchen Grenze in Nußdorf das Malheur,
daß bei der Viſitation meines Ränzchens der ver-
ſiegelte Empfehſungsbrief entdeckt und confiscirt
wurde. Außerdem aber wurde ich auch noch we-
gen Poſtdefraudation in einer Geldſtrafe genom-
men, die den Reſt meines Geldes aufzehrte.
In ziemlich gedrückter Stimmung ſtieg ich
daher bei Nußdorf ans Land und hielt mit mei-
nem Torniſter auf den Rücken meinen Einzug
in die Kaiſerſtadt. Mein Nachtquartier nahm ich
in dem Gaſthauſe zur „goldenen Ente“ nächſt
dem Obſtmarkte auf der Wieden. Nachdem ich
in der allgemeinen Wirthsſtube mein Abendeſſen
verzehrt hatte, blätterte ich in einer der vorhan-
denen Zeitungen. In dieſer fand ich unter vielen
anderen mich nicht intereſſirenden Annoncen die
Ausſchreibung einer Concursprüfung zur Auf-
nahme eines Organiſten an der proteſtantiſchen
Kirche, welche an einem der nächſten Tage ſtatt-
finden ſollte. Da ich auf der Orgel bereits im
elterlichen Hauſe und noch mehr im Studienſe-
minar in Neuburg mir ziemliche Fertigkeit er-
worben hatte, war mein Entſchluß ſchnell gefaßt
Ich meldete mich bei der Prüfungscommiſſion,
unter welcher ſich der Componiſt Abt Stadler,
die Capellmeiſter Weigl, Seyfried, Gyrowetz,
Sechter, der Clavierfabrikant Streicher u. A.
befanden, und war ſo glücklich, unter einigen
dreißig Bewerbern als der tüchtigſte befunden,
die gewünſchte Stelle zu bekommen, womit für
den nothwendigen Lebens-Unterhalt geſorgt war.
Meinen Mittagstiſch nahm ich in der Regel
im „Haidvogel“, einen damals ſehr bekannten Speiſe-
hauſe am Stephansplatz das vor einigen Jahren
abgebrochen wurde. Dort fand ſich auch häufig ein
junger Mann von ungewöhnlichem Aeußeren an-
ſcheinend einige Jahre älter als ich, ein. Sein
Weſen hatte etwas Eigenthümliches. Ein rundes
dickes, etwas aufgedunſenes Geſicht, eine gewölbt,
Stirn, aufgeworfene Lippen, eine Stumpfnaſee
krauſes, wenn auch ſpärliches Haar gaben ſeinem,
Kopf ein originelles Ausſehen. Seine Statur war
unter Mittelgröße, Rücken und Schultern ge-
rundet. Der Ausdruck ſeines Geſichtes war nicht
unintereſſant. Da er ſtets eine Brille trug, ſo
hatte er einen etwas ſtarren Blick. Wenn aber
das Geſpräch auf Muſik kam, ſo fingen ſeine
Augen an zu leuchten und ſeine Züge belebten ſich.
Allmählig vermittelte das tägliche Zuſammen-
treffen und der Umſtand, daß ich in einem Con-
cert an die Seite dieſes jungen Mannes zu ſitzen
kam und mich ſeine Aeußerungen über die muſi-
kaliſchen Vorträge anzogen, unſere Bekanntſchaft.
Hieraus entſtand bei ſich offenbarender Gleichheit
unſerer Intereſſen und Beſtrebungen nach und
nach ein ununterbrochener, faſt täglicher Verkehr
und herzliche Freundſchaft.
Der junge Mann war Franz Schubert, ein
damals nur in einem engeren Kreiſe bekannter
Name, der jedoch zehn Jahre ſpäter die Aufmerk-
ſamkeit der geſammten muſikaliſchen Welt auf ſich
zog und nicht nur als Liedercomponiſt, ſondern
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