Mährisches Tagblatt. Nr. 201, Olmütz, 04.09.1893.[Spaltenumbruch]
einer Durchschnittsstärke von je 500 Mann. Nun Die Pionniere bestanden bisher aus 20 Der Train wird um eine Compagnie ver- Bemerkenswerth ist der Umstand, daß eine Man sieht, das Deutsche Reich gibt sich wie Politische Nachrichten. (Wiederzusammentritt des Reichsrathes.) Wie aus Wien gemeldet wird, ist als Termin (Die Civilehe wird Gesetz.) Eine hervor- (Ein Trinkspruch des deutschen Kaisers.) Bei dem am 1. d. von den Ständen der Rhein- (Die französischen Spione.) Nach neueren [Spaltenumbruch] er ersehnt, hat ein tückischer Zufall lange schon -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Es war im Curparke von Roznau. Aus [Spaltenumbruch]
einer Durchſchnittsſtärke von je 500 Mann. Nun Die Pionniere beſtanden bisher aus 20 Der Train wird um eine Compagnie ver- Bemerkenswerth iſt der Umſtand, daß eine Man ſieht, das Deutſche Reich gibt ſich wie Politiſche Nachrichten. (Wiederzuſammentritt des Reichsrathes.) Wie aus Wien gemeldet wird, iſt als Termin (Die Civilehe wird Geſetz.) Eine hervor- (Ein Trinkſpruch des deutſchen Kaiſers.) Bei dem am 1. d. von den Ständen der Rhein- (Die franzöſiſchen Spione.) Nach neueren [Spaltenumbruch] er erſehnt, hat ein tückiſcher Zufall lange ſchon — — — — — — — — — — — — — Es war im Curparke von Rožnau. Aus <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="f1a" next="#f1b" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0002" n="[2]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a1b" prev="#a1a" type="jArticle" n="2"> <p>einer Durchſchnittsſtärke von je 500 Mann. 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Nun werden aber die Eiſenbahntruppen<lb/> von den Pionnieren getrennt, ſo zwar, daß letztere<lb/> 23 Bataillone und die Eiſenbahntruppen 7 Ba-<lb/> taillone formiren. In Berlin, Mainz und Magde-<lb/> burg wird je eine Pionnier-Inſpection beſtehen,<lb/> welche der „Generalinſpection des Ingenieur- und<lb/> Pionniercorps und der Feſtungen“ untergeordnet<lb/> iſt. Die dem Chef des Großen Generalſtabs un-<lb/> mittelbar unterſtehende Eiſenbahn-Brigade in<lb/> Berlin, ſowie die Unterſtellung des bairiſchen<lb/> Eiſenbahn-Bataillons unter die bairiſche Inſpection<lb/> des Ingenieurcorps und der Feſtungen bleiben<lb/> unverändert.</p><lb/> <p>Der Train wird um eine Compagnie ver-<lb/> mehrt. 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Das macht<lb/> rund 576.000 deutſche Männer, die in Wehr<lb/> und Waffen die Hochwacht des Weltfriedens<lb/> halten, und wenn dieſer doch verletzt werden<lb/> ſollte, zu deſſen Wiederherſtellung mit einem<lb/> Machtaufgebote von drei Millionen Soldaten<lb/> eintreten. Wie ſich in der Wirklichkeit ſolche<lb/> grandioſe Maſſen von Menſchen, Pferden, Ge-<lb/> ſchützen, Fuhrwerken und Kriegsgütern aller Art<lb/> bewegen, verpflegen, verwenden und leiten laſſen,<lb/> darüber ſind allerdings nur Vermuthungen an-<lb/> zuſtellen. Denn ſeit die Menſchheit beſteht, iſt<lb/> die Löſung der angedeuteten Probleme in der<lb/> Wirklichkeit nie verſucht worden. 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Die kirchen-<lb/> politiſche Vorlage über die Civilehe, meinte die<lb/> betreffende Perſönlichkeit, wird zum Geſetz erhoben<lb/> werden, wie ſchlecht ſelbe auch immer ſein möge,<lb/> ohne den Sturz Wekerle’s herbeizuführen. Auch<lb/> habe der Miniſter bereits die Verſtändigung er-<lb/> halten, daß der Kaiſer die Einreichung dieſer<lb/> Vorlage genehmigt habe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ein Trinkſpruch des deutſchen Kaiſers.)</hi> </head><lb/> <p>Bei dem am 1. d. von den Ständen der Rhein-<lb/> Provinz in Coblenz gegebenen Feſtmahle brachte<lb/> Kaiſer Wilbelm folgenden Trinkſpruch aus:<lb/> „Wenn dem Herrſcher von treuen Unterthanen<lb/> ein jubelnder Empfang bereitet wird, ſo geht das<lb/> ſtets zu Herzen. Manchen Provinzempfang habe<lb/> ich ſchon durchlebt, ganz beſonders aber ſpricht<lb/> der Empfang der Rheinländer zu meinem Herzen.<lb/> An dieſen Geſtaden des Rheines, ſagenumwoben,<lb/><cb/> von der Geſchichte begleitet, wo jeder Berg zu<lb/> uns redet und jedes Gotteshaus ſeine hohe<lb/> Sprache ſpricht, muß jeder Empfang, muß jedes<lb/> geſprochene Wort einen beſonderen Zauber auf<lb/> das Menſchenherz üben. Der Reiz der Poeſie<lb/> verſchönt hier Alles, vor Allem aber gilt dies<lb/> von der Stadt Coblenz, die ſo beſonders reich<lb/> iſt an Andenken geſchichtlicher und perſönlicher<lb/> Natur. So danke ich denn den Coblenzern und<lb/> mit ihnen allen meinen treuen Rheinländern für<lb/> den der Kaiſerin und mir am heutigen Tage ge-<lb/> wordenen Empfang. Tief bewegten Herzens rede<lb/> ich zu Ihnen an dieſer Stelle in dieſem Hauſe,<lb/> das ſo eng verknüpft iſt mit der Geſchichte meines<lb/> dahingegangenen Großvaters und mit der Per-<lb/> ſönlichkeit meiner verſtorbenen Großmutter. Er-<lb/> innerungen feierlicher und ernſter, ſchöner und<lb/> lieblicher Natur ſind es, die unſere Herzen<lb/> durchziehen. Jedoch das Geſammtbild, vor un-<lb/> ſeren rückblickenden Augen entwickelt, zeigt uns<lb/> ein Leben voller Segen, eine Thätigkeit, reich<lb/> gekrönt wie kaum je ein Menſchenleben. Wir<lb/> fühlen das Walten der hohen Frau, die in die-<lb/> ſen Ränmen einſt gewohnt, und ſpüren noch ſetzt<lb/> die ſegnende Hand der Kaiſerin Auguſta in allen<lb/> Theilen der Provinz. Dieſelbe Liebe, dieſelbe An-<lb/> hänglichkeit, welche die Provinz für meine Groß-<lb/> eltern empfand und welche dieſe für die Provinz<lb/> hegten, verbindet auch uns. Mir iſt es gleich<lb/> meinem hochſeligen Vater vergönnt geweſen, zwei<lb/> herrliche Jugendjahre an der <hi rendition="#aq">Alma mater</hi> in<lb/> Ihrer Mitte zu verbringen, unvergeßliche Zeiten!<lb/> So faſſe ich denn Alles, was ich fühle und denke,<lb/> in einen Segenswunſch für das Gedeihen der<lb/> Provinz zuſammen, zu gleicher Zeit auch aus dem<lb/> Rückblicke die Lehre ſchöpfend, daß durch das feſte<lb/> Zuſammenhalten von Volk und Herrſcher die<lb/> größten Thaten geſchehen ſind, daß auch die<lb/> Rhein-Provinz das Ihrige that, meinem Groß-<lb/> vater zur Seite zu ſtehen, als er den Nibelungen-<lb/> Hort der deutſchen Einheit unſerem Reiche wieder-<lb/> gewann. So hoffe ich denn, daß in der feſten<lb/> Treue der Rheinlande zu mir und in der treueu<lb/> Geſinnung meinerſeits zu meinen Rheinländern<lb/> es uns vergönnt ſein möge, unſere Wege zu<lb/> wandeln zum Wohle der Rheinlande und zum<lb/> Wohle unſeres geeinten, großen, theuren, deutſchen<lb/> Vaterlandes. Ich erhebe das Glas und trinke auf<lb/> das Wohl der Rheinlande und ihrer Bewohner.<lb/> Sie leben hoch, nochmals hoch und zum dritten<lb/> Mal hoch!“</p> </div><lb/> <div xml:id="a2a" next="#a2b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die franzöſiſchen Spione.)</hi> </head> <p>Nach neueren<lb/> Meldungen will es faſt ſcheinen, als ob die<lb/> Kieler Spionen-Affaire eine andere Wendung<lb/> nehmen ſolle. Einige Blätter behaupten zwar<lb/> noch immer, man ſei ſeiner Sache ganz gewiß,</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#f1c" xml:id="f1b" prev="#f1a" type="jArticle" n="2"> <p>er erſehnt, hat ein tückiſcher Zufall lange ſchon<lb/> vereitelt. In die Ferne ſinnt er, nach Gründen<lb/> grübelt er, in aufregenden Erwägungen verbringt<lb/> er elende Tage, während das Papierchen, das<lb/> ihn glücklich machen könnte, unter Placaten und<lb/> Büchern vergraben liegt. Oft fällt ihn die Ver-<lb/> ſuchung an, noch einmal zu ſchreiben — vielleicht<lb/> iſt <hi rendition="#g">ſein</hi> Brief nicht angekommen, aber das läßt<lb/> ſein Stolz nicht zu. Er beugt ſich nicht ein<lb/> zweitesmal. Verſchloſſener wird er und welt- und<lb/> menſchenſcheuer mit jedem Tage, in ſtiller Ein-<lb/> ſamkeit verbringt er ſeine Abende unter Büchern<lb/> der Belehrung und Unterhaltung, wird grau und<lb/> alt und legt ſich nach fünfzig Jahren hin und<lb/> ſtirbt. — So mochte es geweſen ſein. — Das<lb/> ganze abſonderliche Weſen des alten Kaufmannes,<lb/> der mir immer ſo komiſch erſchien, ſah ſich jetzt<lb/> ſo tragiſch an. Die höhnende Herrſchaft des Zu-<lb/> falles hatte hier grauſam gewaltet und ein junges<lb/> hoffnungsreiches Leben im Anfange verflort und<lb/> umnachtet. Zufall und Irrthum, die beiden<lb/> Herrſcher der Welt, mit ihrer faſt den Schein<lb/> der Abſichtlichkeit tragenden Bosheit, gemeinhin<lb/> Schickſal genannt, hatten da einen tüchtigen Coup<lb/> ausgeführt, und faſt wollte es mich bedünken,<lb/> als grinſe aus den Seiten der vergilbten Zeit-<lb/> ſchrift der Hohn, die Satansfratze des tragiſchen<lb/> Geſchickes. — Und wie ich das Briefchen noch-<lb/> mals überlas und dann in mein Notizbuch legte<lb/> dachte ich an die Schreiberin. Die mochte wohl<lb/> gewartet haben lange Wochen und als er dann<lb/> nicht kam, dann —? Dann wird ſie ſchon Troſt<lb/> gefunden haben an eines anderen Bruſt. Aus<lb/> den veralteten, aber eleganten Schriftzügen er-<lb/> ſann ich mir die Perſon der Schreiberin. Sie<lb/> mochte wohl zwanzig Jahre alt ſein, ſchlank ge-<lb/><cb/> wachſen, weiß und roſig, mit ſeidenweichen, aſch-<lb/> blondem Haare, das ſich ſanft an ihre Wangen<lb/> legt. Große, goldene Wimpern verſchleiern die<lb/> blaue Tiefe ihres Blickes und im Kinn hat ſie ein<lb/> Grübchen. Stets in Kaſchmir gekleidet, licht oder<lb/> dunkel, immer aber rein. Ihren ſchönen Hals<lb/> und Nacken trägt ſie immer bloß. So ſehe ich<lb/> ſie an hellem Abend unter einer Linde ſitzen, im<lb/> Schoße einen Gedichtband von Chamiſſo, die<lb/> blauen Augen weithin in die Ferne gerichtet, in<lb/> Sehnſucht und Erwartung.</p><lb/> <p>— — — — — — — — — — — — —</p><lb/> <p>Es war im Curparke von <hi rendition="#g">Rožnau.</hi> Aus<lb/> dem Muſikpavillon tönte der Fiorawalzer und<lb/> ich ſaß auf einer Bank der Fichtenallee und<lb/> durchlas die neueſte Curliſte. Lauter fremde Na-<lb/> men, meiſt Polen und Ruſſen, aber plötzlich blieb<lb/> mein Blick wie gebannt auf einem Namen haf-<lb/> ten: Clara Stadtmüller aus Pilſen. Ich hatte<lb/> den Brief noch immer nicht vergeſſen, ich trug<lb/> ihn ſtets bei mir, ihn oft leſend und zum Leſen<lb/> gebend. Sollte es möglich ſein, daß die Schrei-<lb/> berin dieſes Briefes mit der eben angekommenen<lb/> Dame identiſch iſt? Die Neuigkeit ließ mir keine<lb/> Ruhe, ich mußte die Dame kennen lernen. Zu-<lb/> fällig kam ein Curgaſt die Allee daher, in einem<lb/> Leitartikel der „Neuen Freien Preſſe“ vertieft.<lb/> Ich bat ihn um Auskunft und er meinte, die<lb/> Dame komme eben dieſelbe Allee her, in Be-<lb/> gleitung ihrer Geſellſchafterin, eines ältlichen<lb/> Mädchens. Thatſächlich ſchlich ein gebeugtes,<lb/> mageres Mütterchen, geſtützt von einem ſchlanken<lb/> Mädchen, daher. Ueber den Augen trug ſie einen<lb/> Schirmſchild, der, da ſie den Kopf mit dem klei-<lb/> nen Strohhut geſenkt trug, das ganze Geſicht<lb/> verdeckte. Sollte das das Mädchen ſein, das in<lb/><cb/> meiner Vorſtellung lebte? So ſah ich ſie nun<lb/> täglich dahinſchlottern, verſchrumpft und ſterbens-<lb/> krank. Um endlich Gewißheit zu bekommen, ſetzte<lb/> ich mich eines ſchönen Junimorgens auf eine<lb/> Bank, auf der ſie mit ihrer Geſellſchafterin Platz<lb/> genommen hatte. Ich konnte ſie nun genauer be-<lb/> trachten und ſah, trotzdem dieſes Geſicht verrun-<lb/> zelt und trocken war wie ein altes Pergament,<lb/> gewiſſe Linien, die an einſtige Schönheit mahn-<lb/> ten. Die kranken, wimperloſen Augen hielt ſie<lb/> ſtets geſchloſſen, und wenn ſie den Mund zum<lb/> Sprechen öffnete, oder einen Hoff’ſchen Malz-<lb/> bonbon hineinſchob, ſchimmerte ihr falſches Gebiß.<lb/> Die mageren, zitternden Hände waren voll blauer,<lb/> dicker Adern, und unter dem falſchen Chignon<lb/> wucherten ſpärliche graue Haare. Lange ſuchte ich<lb/> nach einer Anknüpfungsphraſe, bis ſie mir zuvor<lb/> kam. Mit einer ſchwachen, bruſtkranken Stimme<lb/> fragte ſie mich nach der Uhr, worauf ich mich<lb/> nach einigen Sätzen über Wetter und Geſundheit<lb/> vorſtellte. Ich nannte auch den Namen der Stadt<lb/> und ſah ihr dabei ſcharf ins Geſicht. Sie ſchlug<lb/> die Augen auf und ſah mich groß an. Dann<lb/> fragte ſie — ich hatte die Frage ja erwartet. —<lb/> ob ich daſelbſt einen Kaufmann, Namens Habin-<lb/> ger, kenne. Ich ſagte, daß er vor einem Jahre<lb/> geſtorben ſei. Wieder traf mich ein Blick aus<lb/> glanzloſen, erloſchenen Augen. Ob er ein Ver-<lb/> mögen hinterlaſſen habe, fragte ſie und ihre<lb/> Stimme zitterte ein wenig. Es ſei dem Waiſen-<lb/> fond verblieben, meinte ich. Darauf erzählte ich,<lb/> daß ich unter alten Papieren ein Schreiben ge-<lb/> funden hätte, das von einer Clara Stadtmüller<lb/> aus Pilſen abgeſchickt worden wäre. Wieder traf<lb/> mich der ſtarre Blick, aber die Pupillen ſchienen<lb/> größer. „Was für ein Schreiben?“ fragte ſie</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
einer Durchſchnittsſtärke von je 500 Mann. Nun
werden 6 neue Bataillone errichtet, ſo daß die
Fußartillerie in 37 Bataillonen formirt ſein
wird. Außerdem gelangen zwei neue Fußartillerie-
Inſpectionen zur Aufſtellung, ſo zwar, daß in
Berlin zwei, in Köln, Metz, Thorn und Straß-
burg je eine Fußartillerie-Inſpection beſtehen
wird. — Oeſterreich-Ungarn zählt 18 Feſtungs-
artillerie-Bataillone und 5 Cadres für mobile
Belagerungs-Batteriegruppen, ſowie eine Feſtungs-
artillerie-Inſpection in Wien, zu welcher demnächſt
eine zweite in Budapeſt treten wird.
Die Pionniere beſtanden bisher aus 20
preußiſchen, 3 bairiſchen und je einem ſächſiſchen
und württembergiſchen, zuſammen aus 25 Batail-
lonen. In dieſer Zahl ſind aber auch 5 Eiſenbahn-
Bataillone und eine Luftſchiffer-Abtheilung inbe-
griffen. Nun werden aber die Eiſenbahntruppen
von den Pionnieren getrennt, ſo zwar, daß letztere
23 Bataillone und die Eiſenbahntruppen 7 Ba-
taillone formiren. In Berlin, Mainz und Magde-
burg wird je eine Pionnier-Inſpection beſtehen,
welche der „Generalinſpection des Ingenieur- und
Pionniercorps und der Feſtungen“ untergeordnet
iſt. Die dem Chef des Großen Generalſtabs un-
mittelbar unterſtehende Eiſenbahn-Brigade in
Berlin, ſowie die Unterſtellung des bairiſchen
Eiſenbahn-Bataillons unter die bairiſche Inſpection
des Ingenieurcorps und der Feſtungen bleiben
unverändert.
Der Train wird um eine Compagnie ver-
mehrt. Da im Uebrigen die Anzahl der 20
deutſchen Armeecorps — 16 preußiſche, 2 bai-
riſche, 1 ſächſiſches, 1 württembergiſches Corps
— der 44 Diviſionen, ſowie der 86 Infanterie-,
46 Cavallerie- und 20 Feldartillerie-Brigaden
unverändert bleibt, ſo bleiben es auch die 21
Trainbataillone; nur zählen dieſe in Zukunft
ſtatt 62 Compagnien deren 63.
Bemerkenswerth iſt der Umſtand, daß eine
Ingenieur-Inſpection und zwei Feſtungs-Inſpec-
tionen aufgelaſſen werden. Es beſtehen demnach
drei preußiſche und eine bairiſche Ingenieur-In-
ſpection; jeder derſelben ſind zwei oder drei
Feſtungs-Inſpectionen, und jeder Feſtungs-In-
ſpection eine Anzahl feſter Plätze zugewieſen.
Man ſieht, das Deutſche Reich gibt ſich wie
im politiſchen Leben, ſo auch militäriſch nicht mit
Kleinigkeiten ab, ſondern arbeitet im großen
Style, und ſchafft bei Reorganiſationen keine
Halbheiten, kein Flickwerk. Die leitenden Männer
des Deutſchen Reiches haben nicht nur die rich-
tige Erkenntniß in der Beurtheilung militäriſcher
Machtfactoren, ſondern ſie haben auch die ſittliche
Stärke und den politiſchen Muth, für ihre Anſicht
einzutreten, ſich nicht mit Halbheiten abfertigen zu
laſſen und mit Nachdruck und Ausdauer die Mittel
zu fordern, ohne welche ein hoher Zweck nicht
zu erreichen iſt. Und da endlich die Mittel vom
Reichstage bewilligt wurden, ſind nunmehr von
Seite der Regierung die Formen geſchaffen wor-
den, welche dem deutſchen Heere einen Friedens-
präſenzſtand von 27.300 Officieren, Aerzten
und Beamten, 68.500 Unterofficieren, 479.229
Mann und 95.200 Pferden ſichern. Das macht
rund 576.000 deutſche Männer, die in Wehr
und Waffen die Hochwacht des Weltfriedens
halten, und wenn dieſer doch verletzt werden
ſollte, zu deſſen Wiederherſtellung mit einem
Machtaufgebote von drei Millionen Soldaten
eintreten. Wie ſich in der Wirklichkeit ſolche
grandioſe Maſſen von Menſchen, Pferden, Ge-
ſchützen, Fuhrwerken und Kriegsgütern aller Art
bewegen, verpflegen, verwenden und leiten laſſen,
darüber ſind allerdings nur Vermuthungen an-
zuſtellen. Denn ſeit die Menſchheit beſteht, iſt
die Löſung der angedeuteten Probleme in der
Wirklichkeit nie verſucht worden. Die praktiſche
Löſung bleibt alſo der Zukunft vorbehalten und
es wäre jetzt müßig, ſich in Combinationen zu
ergehen, für welche die Erfahrung noch keine
ſicheren Elemente geliefert hat.
Politiſche Nachrichten.
(Wiederzuſammentritt des Reichsrathes.)
Wie aus Wien gemeldet wird, iſt als Termin
für den Wiederzuſammentritt des Reichsrathes
der 10. October in Ausſicht genommen.
(Die Civilehe wird Geſetz.) Eine hervor-
ragende geiſtliche Perſönlichkeit äußerte ſich
einem ungariſchen Journaliſten gegenüber dahin,
daß die Hoffnung auf ein Expediens in der kirchen-
politiſchen Angelegenheit Ungarns, welche die Kirche
befriedigen könnte, geſchwunden ſei. Die kirchen-
politiſche Vorlage über die Civilehe, meinte die
betreffende Perſönlichkeit, wird zum Geſetz erhoben
werden, wie ſchlecht ſelbe auch immer ſein möge,
ohne den Sturz Wekerle’s herbeizuführen. Auch
habe der Miniſter bereits die Verſtändigung er-
halten, daß der Kaiſer die Einreichung dieſer
Vorlage genehmigt habe.
(Ein Trinkſpruch des deutſchen Kaiſers.)
Bei dem am 1. d. von den Ständen der Rhein-
Provinz in Coblenz gegebenen Feſtmahle brachte
Kaiſer Wilbelm folgenden Trinkſpruch aus:
„Wenn dem Herrſcher von treuen Unterthanen
ein jubelnder Empfang bereitet wird, ſo geht das
ſtets zu Herzen. Manchen Provinzempfang habe
ich ſchon durchlebt, ganz beſonders aber ſpricht
der Empfang der Rheinländer zu meinem Herzen.
An dieſen Geſtaden des Rheines, ſagenumwoben,
von der Geſchichte begleitet, wo jeder Berg zu
uns redet und jedes Gotteshaus ſeine hohe
Sprache ſpricht, muß jeder Empfang, muß jedes
geſprochene Wort einen beſonderen Zauber auf
das Menſchenherz üben. Der Reiz der Poeſie
verſchönt hier Alles, vor Allem aber gilt dies
von der Stadt Coblenz, die ſo beſonders reich
iſt an Andenken geſchichtlicher und perſönlicher
Natur. So danke ich denn den Coblenzern und
mit ihnen allen meinen treuen Rheinländern für
den der Kaiſerin und mir am heutigen Tage ge-
wordenen Empfang. Tief bewegten Herzens rede
ich zu Ihnen an dieſer Stelle in dieſem Hauſe,
das ſo eng verknüpft iſt mit der Geſchichte meines
dahingegangenen Großvaters und mit der Per-
ſönlichkeit meiner verſtorbenen Großmutter. Er-
innerungen feierlicher und ernſter, ſchöner und
lieblicher Natur ſind es, die unſere Herzen
durchziehen. Jedoch das Geſammtbild, vor un-
ſeren rückblickenden Augen entwickelt, zeigt uns
ein Leben voller Segen, eine Thätigkeit, reich
gekrönt wie kaum je ein Menſchenleben. Wir
fühlen das Walten der hohen Frau, die in die-
ſen Ränmen einſt gewohnt, und ſpüren noch ſetzt
die ſegnende Hand der Kaiſerin Auguſta in allen
Theilen der Provinz. Dieſelbe Liebe, dieſelbe An-
hänglichkeit, welche die Provinz für meine Groß-
eltern empfand und welche dieſe für die Provinz
hegten, verbindet auch uns. Mir iſt es gleich
meinem hochſeligen Vater vergönnt geweſen, zwei
herrliche Jugendjahre an der Alma mater in
Ihrer Mitte zu verbringen, unvergeßliche Zeiten!
So faſſe ich denn Alles, was ich fühle und denke,
in einen Segenswunſch für das Gedeihen der
Provinz zuſammen, zu gleicher Zeit auch aus dem
Rückblicke die Lehre ſchöpfend, daß durch das feſte
Zuſammenhalten von Volk und Herrſcher die
größten Thaten geſchehen ſind, daß auch die
Rhein-Provinz das Ihrige that, meinem Groß-
vater zur Seite zu ſtehen, als er den Nibelungen-
Hort der deutſchen Einheit unſerem Reiche wieder-
gewann. So hoffe ich denn, daß in der feſten
Treue der Rheinlande zu mir und in der treueu
Geſinnung meinerſeits zu meinen Rheinländern
es uns vergönnt ſein möge, unſere Wege zu
wandeln zum Wohle der Rheinlande und zum
Wohle unſeres geeinten, großen, theuren, deutſchen
Vaterlandes. Ich erhebe das Glas und trinke auf
das Wohl der Rheinlande und ihrer Bewohner.
Sie leben hoch, nochmals hoch und zum dritten
Mal hoch!“
(Die franzöſiſchen Spione.) Nach neueren
Meldungen will es faſt ſcheinen, als ob die
Kieler Spionen-Affaire eine andere Wendung
nehmen ſolle. Einige Blätter behaupten zwar
noch immer, man ſei ſeiner Sache ganz gewiß,
er erſehnt, hat ein tückiſcher Zufall lange ſchon
vereitelt. In die Ferne ſinnt er, nach Gründen
grübelt er, in aufregenden Erwägungen verbringt
er elende Tage, während das Papierchen, das
ihn glücklich machen könnte, unter Placaten und
Büchern vergraben liegt. Oft fällt ihn die Ver-
ſuchung an, noch einmal zu ſchreiben — vielleicht
iſt ſein Brief nicht angekommen, aber das läßt
ſein Stolz nicht zu. Er beugt ſich nicht ein
zweitesmal. Verſchloſſener wird er und welt- und
menſchenſcheuer mit jedem Tage, in ſtiller Ein-
ſamkeit verbringt er ſeine Abende unter Büchern
der Belehrung und Unterhaltung, wird grau und
alt und legt ſich nach fünfzig Jahren hin und
ſtirbt. — So mochte es geweſen ſein. — Das
ganze abſonderliche Weſen des alten Kaufmannes,
der mir immer ſo komiſch erſchien, ſah ſich jetzt
ſo tragiſch an. Die höhnende Herrſchaft des Zu-
falles hatte hier grauſam gewaltet und ein junges
hoffnungsreiches Leben im Anfange verflort und
umnachtet. Zufall und Irrthum, die beiden
Herrſcher der Welt, mit ihrer faſt den Schein
der Abſichtlichkeit tragenden Bosheit, gemeinhin
Schickſal genannt, hatten da einen tüchtigen Coup
ausgeführt, und faſt wollte es mich bedünken,
als grinſe aus den Seiten der vergilbten Zeit-
ſchrift der Hohn, die Satansfratze des tragiſchen
Geſchickes. — Und wie ich das Briefchen noch-
mals überlas und dann in mein Notizbuch legte
dachte ich an die Schreiberin. Die mochte wohl
gewartet haben lange Wochen und als er dann
nicht kam, dann —? Dann wird ſie ſchon Troſt
gefunden haben an eines anderen Bruſt. Aus
den veralteten, aber eleganten Schriftzügen er-
ſann ich mir die Perſon der Schreiberin. Sie
mochte wohl zwanzig Jahre alt ſein, ſchlank ge-
wachſen, weiß und roſig, mit ſeidenweichen, aſch-
blondem Haare, das ſich ſanft an ihre Wangen
legt. Große, goldene Wimpern verſchleiern die
blaue Tiefe ihres Blickes und im Kinn hat ſie ein
Grübchen. Stets in Kaſchmir gekleidet, licht oder
dunkel, immer aber rein. Ihren ſchönen Hals
und Nacken trägt ſie immer bloß. So ſehe ich
ſie an hellem Abend unter einer Linde ſitzen, im
Schoße einen Gedichtband von Chamiſſo, die
blauen Augen weithin in die Ferne gerichtet, in
Sehnſucht und Erwartung.
— — — — — — — — — — — — —
Es war im Curparke von Rožnau. Aus
dem Muſikpavillon tönte der Fiorawalzer und
ich ſaß auf einer Bank der Fichtenallee und
durchlas die neueſte Curliſte. Lauter fremde Na-
men, meiſt Polen und Ruſſen, aber plötzlich blieb
mein Blick wie gebannt auf einem Namen haf-
ten: Clara Stadtmüller aus Pilſen. Ich hatte
den Brief noch immer nicht vergeſſen, ich trug
ihn ſtets bei mir, ihn oft leſend und zum Leſen
gebend. Sollte es möglich ſein, daß die Schrei-
berin dieſes Briefes mit der eben angekommenen
Dame identiſch iſt? Die Neuigkeit ließ mir keine
Ruhe, ich mußte die Dame kennen lernen. Zu-
fällig kam ein Curgaſt die Allee daher, in einem
Leitartikel der „Neuen Freien Preſſe“ vertieft.
Ich bat ihn um Auskunft und er meinte, die
Dame komme eben dieſelbe Allee her, in Be-
gleitung ihrer Geſellſchafterin, eines ältlichen
Mädchens. Thatſächlich ſchlich ein gebeugtes,
mageres Mütterchen, geſtützt von einem ſchlanken
Mädchen, daher. Ueber den Augen trug ſie einen
Schirmſchild, der, da ſie den Kopf mit dem klei-
nen Strohhut geſenkt trug, das ganze Geſicht
verdeckte. Sollte das das Mädchen ſein, das in
meiner Vorſtellung lebte? So ſah ich ſie nun
täglich dahinſchlottern, verſchrumpft und ſterbens-
krank. Um endlich Gewißheit zu bekommen, ſetzte
ich mich eines ſchönen Junimorgens auf eine
Bank, auf der ſie mit ihrer Geſellſchafterin Platz
genommen hatte. Ich konnte ſie nun genauer be-
trachten und ſah, trotzdem dieſes Geſicht verrun-
zelt und trocken war wie ein altes Pergament,
gewiſſe Linien, die an einſtige Schönheit mahn-
ten. Die kranken, wimperloſen Augen hielt ſie
ſtets geſchloſſen, und wenn ſie den Mund zum
Sprechen öffnete, oder einen Hoff’ſchen Malz-
bonbon hineinſchob, ſchimmerte ihr falſches Gebiß.
Die mageren, zitternden Hände waren voll blauer,
dicker Adern, und unter dem falſchen Chignon
wucherten ſpärliche graue Haare. Lange ſuchte ich
nach einer Anknüpfungsphraſe, bis ſie mir zuvor
kam. Mit einer ſchwachen, bruſtkranken Stimme
fragte ſie mich nach der Uhr, worauf ich mich
nach einigen Sätzen über Wetter und Geſundheit
vorſtellte. Ich nannte auch den Namen der Stadt
und ſah ihr dabei ſcharf ins Geſicht. Sie ſchlug
die Augen auf und ſah mich groß an. Dann
fragte ſie — ich hatte die Frage ja erwartet. —
ob ich daſelbſt einen Kaufmann, Namens Habin-
ger, kenne. Ich ſagte, daß er vor einem Jahre
geſtorben ſei. Wieder traf mich ein Blick aus
glanzloſen, erloſchenen Augen. Ob er ein Ver-
mögen hinterlaſſen habe, fragte ſie und ihre
Stimme zitterte ein wenig. Es ſei dem Waiſen-
fond verblieben, meinte ich. Darauf erzählte ich,
daß ich unter alten Papieren ein Schreiben ge-
funden hätte, das von einer Clara Stadtmüller
aus Pilſen abgeſchickt worden wäre. Wieder traf
mich der ſtarre Blick, aber die Pupillen ſchienen
größer. „Was für ein Schreiben?“ fragte ſie
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