Mährisches Tagblatt. Nr. 20, Olmütz, 26.01.1891.[Spaltenumbruch]
Das Abonnement für Olmütz: Zustellung ins Haus monat- Auswärts durch die Post: Einzelne Nummern 5 kr. Telephon Nr. 9. [Spaltenumbruch] Mährisches Tagblatt. [Spaltenumbruch] Insertionsgebühren Außerhalb Olmütz überneh- Manuscripte werden nich Telephon Nr. 9. Nr. 20. Olmütz, Montag, den 26. Jänner 1891. 12. Jahrgang. An die deutschen Reichsrathswähler in Mähren! [Spaltenumbruch] Mit dem kaiserlichen Patente vom 23. Jänner d. J. ist das Abge- Der deutschen Partei Mährens erwächst daraus die Pflicht, un- Nur eine kurze Spanne Zeit ist uns zur Rüstung gegönnt, jedes Darum richtet die Parteileitung im Einvernehmen mit den zur Partei- und Volksgenossen lasset unseren Ruf nicht ungehört. Von Ersetzt Ihr den Mangel an Zeit, die uns für die Wahlvorberei- Deutsche Mährens, auf zur Arbeit, frisch an's Werk im Einer für Alle, Alle für Einen! Brünn, am 25. Jänner 1891. [Spaltenumbruch] Für die Parteileitung: Dr. Adolf Promber. Dr. Fritz Popelak. [Spaltenumbruch] Dr. August Weeber. Dr. Josef Habermann. Dr. Alexander Schüller. [Spaltenumbruch] Dr. Hugo Fux. Dr. Ludwig Werores. Feuilleton. Von Meran bis Reval. (Eine theatralische Revue.) Olmütz, im Jänner 1891. Wir wollen keine Reisebeschreibung liefern, [Spaltenumbruch]
Das Abonnement für Olmütz: Zuſtellung ins Haus monat- Auswärts durch die Poſt: Einzelne Nummern 5 kr. Telephon Nr. 9. [Spaltenumbruch] Mähriſches Tagblatt. [Spaltenumbruch] Inſertionsgebühren Außerhalb Olmütz überneh- Manuſcripte werden nich Telephon Nr. 9. Nr. 20. Olmütz, Montag, den 26. Jänner 1891. 12. Jahrgang. An die deutſchen Reichsrathswähler in Mähren! [Spaltenumbruch] Mit dem kaiſerlichen Patente vom 23. Jänner d. J. iſt das Abge- Der deutſchen Partei Mährens erwächſt daraus die Pflicht, un- Nur eine kurze Spanne Zeit iſt uns zur Rüſtung gegönnt, jedes Darum richtet die Parteileitung im Einvernehmen mit den zur Partei- und Volksgenoſſen laſſet unſeren Ruf nicht ungehört. Von Erſetzt Ihr den Mangel an Zeit, die uns für die Wahlvorberei- Deutſche Mährens, auf zur Arbeit, friſch an’s Werk im Einer für Alle, Alle für Einen! Brünn, am 25. Jänner 1891. [Spaltenumbruch] Für die Parteileitung: Dr. Adolf Promber. Dr. Fritz Popelak. [Spaltenumbruch] Dr. Auguſt Weeber. Dr. Joſef Habermann. Dr. Alexander Schüller. [Spaltenumbruch] Dr. Hugo Fux. Dr. Ludwig Werores. Feuilleton. Von Meran bis Reval. (Eine theatraliſche Revue.) Olmütz, im Jänner 1891. Wir wollen keine Reiſebeſchreibung liefern, <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p>Das<lb/><hi rendition="#b">„Mähriſche Tagblatt“</hi><lb/> mit dem alle 14 Tage<lb/> 1 Bogen ſtark erſcheinenden<lb/><hi rendition="#b">„Ill. 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Von<lb/> Euerer Rührigkeit, Euerer Einigkeit und Parteitreue hängt die Entſchei-<lb/> dung ab.</p><lb/> <p>Erſetzt Ihr den Mangel an Zeit, die uns für die Wahlvorberei-<lb/> tungen gewährt iſt, durch <hi rendition="#g">verdoppelte Kraftanſtrengung,</hi><lb/> dann kann uns der Sieg nicht fehlen, der <hi rendition="#g">Sieg des Deutſchthums<lb/> und des Fortſchrittes!</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">Deutſche Mährens, auf zur Arbeit, friſch an’s Werk im<lb/> Zeichen unſeres alten, ſiegbewährten Wahlſpruches:</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Einer für Alle, Alle für Einen!</hi> </hi> </p><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Brünn,</hi> am 25. 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Wenn wir oben ſagten, wir finden<lb/> im Almanach Alle wieder, ſo muß dieſer Aus-<lb/> ſpruch eine kleine Einſchränkung erfahren. Wir<lb/> finden dort nur Jene wieder, die noch der Bühne<lb/> angehören und für die deutſche Kunſt, ſei es<lb/> auch in Bocholt oder Krems wirken. 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Das
„Mähriſche Tagblatt“
mit dem alle 14 Tage
1 Bogen ſtark erſcheinenden
„Ill. Unterhaltungsblatt“
erſcheint mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage täglich.
Ausgabe 2 Uhr Nachmittag
im Adminiſtrationslocale
Niederring Nr. 41 neu.
Abonnement für Olmütz:
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Halbjährig „ 5.—
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Monatlich „ —.90
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lich 10 kr.
Auswärts durch die Poſt:
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Einzelne Nummern 5 kr.
Telephon Nr. 9.
Mähriſches
Tagblatt.
Inſertionsgebühren
nach aufliegendem Tarif.
Außerhalb Olmütz überneh-
men Inſertions-Aufträge:
Heinrich Schalek, Annon-
cen-Exped in Wien, I. Woll-
zeile Nr. 11, Haasenstein &
Vogler, in Wien, Prag, Buda-
peſt, Berlin, Frankfurt a. M.
Hamburg, Baſel und Leipzig.
Alois Opellik, in Wien. Rud.
Mosse, in Wien, München u.
Berlin. M. Dukes, Wien, I.
Schulerſtraße 8. G. L. Daube,
und Co, Frankfurt a. M.
Adolf Steiner’s Annoncen-
bureau in Hamburg, ſowie
ſämmtl. conc. Inſertionsbu-
reaus ďes In- u. Auslandes.
Manuſcripte werden nich
zurückgeſtellt.
Telephon Nr. 9.
Nr. 20. Olmütz, Montag, den 26. Jänner 1891. 12. Jahrgang.
An die deutſchen Reichsrathswähler in Mähren!
Mit dem kaiſerlichen Patente vom 23. Jänner d. J. iſt das Abge-
ordnetenhaus des öſterreichiſchen Reichsrathes aufgelöſt und die ſofortige
Ausſchreibung der allgemeinen Reichsrathswahlen
angeordnet worden.
Der deutſchen Partei Mährens erwächſt daraus die Pflicht, un-
verzüglich an die Schaffung der Wahlorganiſation zu ſchreiten und
mit voller Thatkraft alle Vorbereitungen zu treffen, um ſich in dem
für die Zukunft des deutſchen Volkes in Mähren ſo wichtigen, vielleicht
ſogar entſcheiden den Wahlkampfe den Sieg und damit jene berechtigte
Stellung zu ſichern, welche wir trotz aller Schwierigkeit der Verhältniſſe,
trotz aller Wandlungen der Zeiten durch Einigkeit und treues
Zuſammenhalten bisher zu behaupten wußten.
Nur eine kurze Spanne Zeit iſt uns zur Rüſtung gegönnt, jedes
Zögern, jede Läſſigkeit müßte verhängnißvoll werden, es gilt jeden Augen-
blick benützen, es gilt die ganze Kraft anſpannen und ohne Zwieſpalt
dem einen Ziele zuſtreben: in feſtgefügter, geſchloſſener Reih
auf der Wahlſtätte zu erſcheinen.
Darum richtet die Parteileitung im Einvernehmen mit den zur
Berathung der Parteiorganiſation heute in Brünn verſammelten Ver-
trauensmännern angeſichts der unvermuthet früh erfolgten Auflöſung des
Reichsrathes, welche der Partei raſcheſtes Handeln zur Pflicht macht,
an das deutſche Volk Mährens, den dringenden Ruf, in Stadt und
Land unverzüglich die Bildung der Orts- und Bezirks-
ausſchüſſe in Angriff zu nehmen und alle örtlichen Vorbereitungen
für die Wahlen im umfaſſendſten Maße zu treffen, während alle weite-
ren Schritte ſelbſtverſtändlich der Beſchlußfaſſung des ſchleunigſt einzube-
rufenden Landes-Wahlausſchuſſes und der Vertrauensmännerverſammlung
vorbehalten bleiben.
Partei- und Volksgenoſſen laſſet unſeren Ruf nicht ungehört. Von
Euerer Rührigkeit, Euerer Einigkeit und Parteitreue hängt die Entſchei-
dung ab.
Erſetzt Ihr den Mangel an Zeit, die uns für die Wahlvorberei-
tungen gewährt iſt, durch verdoppelte Kraftanſtrengung,
dann kann uns der Sieg nicht fehlen, der Sieg des Deutſchthums
und des Fortſchrittes!
Deutſche Mährens, auf zur Arbeit, friſch an’s Werk im
Zeichen unſeres alten, ſiegbewährten Wahlſpruches:
Einer für Alle, Alle für Einen!
Brünn, am 25. Jänner 1891.
Für die Parteileitung:
Dr. Adolf Promber.
Dr. Fritz Popelak.
Dr. Auguſt Weeber.
Dr. Joſef Habermann.
Dr. Alexander Schüller.
Dr. Hugo Fux.
Dr. Ludwig Werores.
Feuilleton.
Von Meran bis Reval.
(Eine theatraliſche Revue.)
Olmütz, im Jänner 1891.
Wir wollen keine Reiſebeſchreibung liefern,
oder etwa Nachricht von einem kühnen Reiſenden
geben, der die Strecke von den Tiroler Bergen
bis zu der großen ruſſiſchen Ebene im Fluge
zurückgelegt hätte. Nein die Namen Meran und
Reval bezeichnen uns nur die äußerſten Grenz-
punkte, innerhalb welcher die deutſche Bühne ge-
deiht. In dem großen Raume zwiſchen dieſen
beiden Endſtationen deutſchen Bühnenlebens fin-
den wir Alle wieder, die jemals auf unſerem
Theater die Gunſt oder Ungunſt des Publicums
erfuhren. Wir haben zu dieſem Behufe nicht erſt
lange Kreuz- und Querfahrten nöthig, die im
heurigen ſchneereicheu Winter nicht eben zu den
Annehmlichkeiten des Lebens zählen würden. Wir
können das ganze große Gebiet, das die deutſche
Bühne umſpannt, bequem vom warmen Ofen
aus überblicken, wenn wir uns neben demſelben
im Lehnſtuhle niederlaſſen und den Ent’ſchen
Bühnen-Almanach zur Hand nehmen, der uns
genauen Aufſchluß darüber gibt, wie viele von
denen, die hier die erſten ſchüchternen Verſuche auf
den weltbedeutenden Brettern thaten, den ſtolzen
Flug zu den Höhen der Kunſt, zu Ruhm und
Ehr’ unternahmen, und wie viele von ihnen ge-
ſtorben oder verdorben ſind. Beſſer als die zahl-
reich erſchienenen Dekamerones, die nach Wiener
Muſter in vielen Theaterſtädten in den letzten
Jahren aus Licht kamen, ſagt uns dieſer Almanach,
ob die Laufbahn des einzelnen Künſtlers eine
auf- oder abſteigende war, und ob Lorbeer und
Kränze, von denen im Dekamerone ſo viel zu
leſen iſt, ihm heute noch blühen oder längſt ver-
welkt ſind. Wenn wir oben ſagten, wir finden
im Almanach Alle wieder, ſo muß dieſer Aus-
ſpruch eine kleine Einſchränkung erfahren. Wir
finden dort nur Jene wieder, die noch der Bühne
angehören und für die deutſche Kunſt, ſei es
auch in Bocholt oder Krems wirken. Dagegen
fehlen viele, die freiwillig der Bühne den Rücken
kehrten, indem ſie Thalien um Hymens willen
verließen, oder weil ſie ſchließlich doch erkannten,
daß Apoll ihnen des Sanges ſüße Gabe ver-
ſagte, und es fehlen zahlreiche Andere, die der
gewaltige Tod mitten aus ihrer Laufbahn riß.
In jungen Jahren ſtarben dahin die feſche
Operettenſängerin Pomié, die flotte Kotzbeck,
die vorher einen Grafen mit berühmten Namen
geheirathet hatte, jedoch der Kunſt treugeblieben
war, die Schauſpielerin Bruna, die der Kunſt
entſagt hatte, um die Gattin eines allgemein
geachteten deutſchen Schriftſtellers in Prag zu
werden, der Regiſſeur Herr Knorr, der leidvoll
dem Tode entgegenrang, der Liebhaber Herr
Rösgen, der die Feder ebenſo trefflich wie
das geſprochene Wort zu meiſtern wußte, der
Tenoriſt Weiß, der ſelbſt die Todeswaffe gegen
ſich führte, der treffliche alte Paulmann, der
trotz ſeines norrddeutſchen Dialects den Schuſter
in Neſtroy’s „Lumpaci“ ganz prächtig zu ſpielen
wußte, der draſtiſche Drucker u. a. m. In
geiſtiger Umnachtung lebt fern von der
Bühne der jugendliche Bank, der hier eine
Reihe kraftſtrotzender Geſtalten ſchuf. Wer
mag wol an ſie Alle noch denken, die uns
manche genußreiche Stunde verſchafften, als ſie
des Lebens ernſte und heitere Spiegelbilder uns
noch vorgaukelten? „Dem Minen flicht die Nach-
welt keine Kränze“. Was Wunder, wenn ſo
viele junge weibliche Kräfte nach kurzem Büh-
nenwirken zu Hymens Fahne ſchwören, wie die
Sängerinnen Viskau. Riſa, die ſchöne Kafka,
die naive Schmidt, die dem Characterdarſtel-
ler des Berliner deutſchen Theaters, Herrn Dr.
Pohl die Hand zum Ehebunde reichte? Von einer
Reihe anderer weiblicher Kräfte, die noch zu An-
fang der 80er Jahre unſerer Bühne angehörten,
wie von den Sängerinnen Math. Meyer,
Math. Doré, Steinburg, Miles, von der
kleinen Sternenthal der eleganten Schauſpie-
lerin Frl. Rüden ſchweigt der Almanach gänz-
lich. Wohin das Schickſal ſie verſchlug, ob ſie
noch der Kunſt angehören, oder andere Lebens-
wege einſchlugen nach vielverſprechendem Anfange
auf den Brettern, wer weiß es.
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