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Mährisches Tagblatt. Nr. 20, Olmütz, 26.01.1891.

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Telephon Nr. 9.


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Mährisches
Tagblatt.

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Insertionsgebühren
nach aufliegendem Tarif.




Außerhalb Olmütz überneh-
men Insertions-Aufträge:
Heinrich Schalek, Annon-
cen-Exped in Wien, I. Woll-
zeile Nr. 11, Haasenstein &
Vogler,
in Wien, Prag, Buda-
pest, Berlin, Frankfurt a. M.
Hamburg, Basel und Leipzig.
Alois Opellik, in Wien. Rud.
Mosse,
in Wien, München u.
Berlin. M. Dukes, Wien, I.
Schulerstraße 8. G. L. Daube,
und Co,
Frankfurt a. M.
Adolf Steiner's Annoncen-
bureau in Hamburg, sowie
sämmtl. conc. Insertionsbu-
reaus des In- u. Auslandes.

Manuscripte werden nich
zurückgestellt.




Telephon Nr. 9.




Nr. 20. Olmütz, Montag, den 26. Jänner 1891. 12. Jahrgang.



An die deutschen Reichsrathswähler in Mähren!

[Spaltenumbruch]

Mit dem kaiserlichen Patente vom 23. Jänner d. J. ist das Abge-
ordnetenhaus des österreichischen Reichsrathes aufgelöst und die sofortige
Ausschreibung der allgemeinen Reichsrathswahlen

angeordnet worden.

Der deutschen Partei Mährens erwächst daraus die Pflicht, un-
verzüglich
an die Schaffung der Wahlorganisation zu schreiten und
mit voller Thatkraft alle Vorbereitungen zu treffen, um sich in dem
für die Zukunft des deutschen Volkes in Mähren so wichtigen, vielleicht
sogar entscheiden den Wahlkampfe den Sieg und damit jene berechtigte
Stellung zu sichern, welche wir trotz aller Schwierigkeit der Verhältnisse,
trotz aller Wandlungen der Zeiten durch Einigkeit und treues
Zusammenhalten
bisher zu behaupten wußten.

Nur eine kurze Spanne Zeit ist uns zur Rüstung gegönnt, jedes
Zögern, jede Lässigkeit müßte verhängnißvoll werden, es gilt jeden Augen-
blick benützen, es gilt die ganze Kraft anspannen und ohne Zwiespalt
dem einen Ziele zustreben: in festgefügter, geschlossener Reih
auf der Wahlstätte zu erscheinen.

Darum richtet die Parteileitung im Einvernehmen mit den zur
Berathung der Parteiorganisation heute in Brünn versammelten Ver-
trauensmännern angesichts der unvermuthet früh erfolgten Auflösung des
[Spaltenumbruch] Reichsrathes, welche der Partei raschestes Handeln zur Pflicht macht,
an das deutsche Volk Mährens, den dringenden Ruf, in Stadt und
Land unverzüglich die Bildung der Orts- und Bezirks-
ausschüsse
in Angriff zu nehmen und alle örtlichen Vorbereitungen
für die Wahlen im umfassendsten Maße zu treffen, während alle weite-
ren Schritte selbstverständlich der Beschlußfassung des schleunigst einzube-
rufenden Landes-Wahlausschusses und der Vertrauensmännerversammlung
vorbehalten bleiben.

Partei- und Volksgenossen lasset unseren Ruf nicht ungehört. Von
Euerer Rührigkeit, Euerer Einigkeit und Parteitreue hängt die Entschei-
dung ab.

Ersetzt Ihr den Mangel an Zeit, die uns für die Wahlvorberei-
tungen gewährt ist, durch verdoppelte Kraftanstrengung,
dann kann uns der Sieg nicht fehlen, der Sieg des Deutschthums
und des Fortschrittes!

Deutsche Mährens, auf zur Arbeit, frisch an's Werk im
Zeichen unseres alten, siegbewährten Wahlspruches:

Einer für Alle, Alle für Einen!



[Spaltenumbruch]
Für die Parteileitung:
Dr. Adolf Promber.
Dr. Fritz Popelak.
[Spaltenumbruch] Dr. August Weeber.
Dr. Josef Habermann.
Dr. Alexander Schüller.
[Spaltenumbruch] Dr. Hugo Fux.
Dr. Ludwig Werores.



[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Von Meran bis Reval.
(Eine theatralische Revue.)


Wir wollen keine Reisebeschreibung liefern,
oder etwa Nachricht von einem kühnen Reisenden
geben, der die Strecke von den Tiroler Bergen
bis zu der großen russischen Ebene im Fluge
zurückgelegt hätte. Nein die Namen Meran und
Reval bezeichnen uns nur die äußersten Grenz-
punkte, innerhalb welcher die deutsche Bühne ge-
deiht. In dem großen Raume zwischen diesen
beiden Endstationen deutschen Bühnenlebens fin-
den wir Alle wieder, die jemals auf unserem
Theater die Gunst oder Ungunst des Publicums
erfuhren. Wir haben zu diesem Behufe nicht erst
lange Kreuz- und Querfahrten nöthig, die im
heurigen schneereicheu Winter nicht eben zu den
Annehmlichkeiten des Lebens zählen würden. Wir
können das ganze große Gebiet, das die deutsche
Bühne umspannt, bequem vom warmen Ofen
aus überblicken, wenn wir uns neben demselben
im Lehnstuhle niederlassen und den Ent'schen
Bühnen-Almanach zur Hand nehmen, der uns
genauen Aufschluß darüber gibt, wie viele von
denen, die hier die ersten schüchternen Versuche auf
den weltbedeutenden Brettern thaten, den stolzen
[Spaltenumbruch] Flug zu den Höhen der Kunst, zu Ruhm und
Ehr' unternahmen, und wie viele von ihnen ge-
storben oder verdorben sind. Besser als die zahl-
reich erschienenen Dekamerones, die nach Wiener
Muster in vielen Theaterstädten in den letzten
Jahren aus Licht kamen, sagt uns dieser Almanach,
ob die Laufbahn des einzelnen Künstlers eine
auf- oder absteigende war, und ob Lorbeer und
Kränze, von denen im Dekamerone so viel zu
lesen ist, ihm heute noch blühen oder längst ver-
welkt sind. Wenn wir oben sagten, wir finden
im Almanach Alle wieder, so muß dieser Aus-
spruch eine kleine Einschränkung erfahren. Wir
finden dort nur Jene wieder, die noch der Bühne
angehören und für die deutsche Kunst, sei es
auch in Bocholt oder Krems wirken. Dagegen
fehlen viele, die freiwillig der Bühne den Rücken
kehrten, indem sie Thalien um Hymens willen
verließen, oder weil sie schließlich doch erkannten,
daß Apoll ihnen des Sanges süße Gabe ver-
sagte, und es fehlen zahlreiche Andere, die der
gewaltige Tod mitten aus ihrer Laufbahn riß.
In jungen Jahren starben dahin die fesche
Operettensängerin Pomie, die flotte Kotzbeck,
die vorher einen Grafen mit berühmten Namen
geheirathet hatte, jedoch der Kunst treugeblieben
war, die Schauspielerin Bruna, die der Kunst
entsagt hatte, um die Gattin eines allgemein
geachteten deutschen Schriftstellers in Prag zu
werden, der Regisseur Herr Knorr, der leidvoll
dem Tode entgegenrang, der Liebhaber Herr
[Spaltenumbruch] Rösgen, der die Feder ebenso trefflich wie
das gesprochene Wort zu meistern wußte, der
Tenorist Weiß, der selbst die Todeswaffe gegen
sich führte, der treffliche alte Paulmann, der
trotz seines norrddeutschen Dialects den Schuster
in Nestroy's "Lumpaci" ganz prächtig zu spielen
wußte, der drastische Drucker u. a. m. In
geistiger Umnachtung lebt fern von der
Bühne der jugendliche Bank, der hier eine
Reihe kraftstrotzender Gestalten schuf. Wer
mag wol an sie Alle noch denken, die uns
manche genußreiche Stunde verschafften, als sie
des Lebens ernste und heitere Spiegelbilder uns
noch vorgaukelten? "Dem Minen flicht die Nach-
welt keine Kränze". Was Wunder, wenn so
viele junge weibliche Kräfte nach kurzem Büh-
nenwirken zu Hymens Fahne schwören, wie die
Sängerinnen Viskau. Risa, die schöne Kafka,
die naive Schmidt, die dem Characterdarstel-
ler des Berliner deutschen Theaters, Herrn Dr.
Pohl die Hand zum Ehebunde reichte? Von einer
Reihe anderer weiblicher Kräfte, die noch zu An-
fang der 80er Jahre unserer Bühne angehörten,
wie von den Sängerinnen Math. Meyer,
Math. Dore, Steinburg, Miles, von der
kleinen Sternenthal der eleganten Schauspie-
lerin Frl. Rüden schweigt der Almanach gänz-
lich. Wohin das Schicksal sie verschlug, ob sie
noch der Kunst angehören, oder andere Lebens-
wege einschlugen nach vielversprechendem Anfange
auf den Brettern, wer weiß es.


[Spaltenumbruch]

Das
„Mähriſche Tagblatt“
mit dem alle 14 Tage
1 Bogen ſtark erſcheinenden
„Ill. Unterhaltungsblatt“
erſcheint mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage täglich.
Ausgabe 2 Uhr Nachmittag
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Ganzjährig fl. 14.—
Halbjährig „ 7.—
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Telephon Nr. 9.


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Mähriſches
Tagblatt.

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Inſertionsgebühren
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zeile Nr. 11, Haasenstein &
Vogler,
in Wien, Prag, Buda-
peſt, Berlin, Frankfurt a. M.
Hamburg, Baſel und Leipzig.
Alois Opellik, in Wien. Rud.
Mosse,
in Wien, München u.
Berlin. M. Dukes, Wien, I.
Schulerſtraße 8. G. L. Daube,
und Co,
Frankfurt a. M.
Adolf Steiner’s Annoncen-
bureau in Hamburg, ſowie
ſämmtl. conc. Inſertionsbu-
reaus ďes In- u. Auslandes.

Manuſcripte werden nich
zurückgeſtellt.




Telephon Nr. 9.




Nr. 20. Olmütz, Montag, den 26. Jänner 1891. 12. Jahrgang.



An die deutſchen Reichsrathswähler in Mähren!

[Spaltenumbruch]

Mit dem kaiſerlichen Patente vom 23. Jänner d. J. iſt das Abge-
ordnetenhaus des öſterreichiſchen Reichsrathes aufgelöſt und die ſofortige
Ausſchreibung der allgemeinen Reichsrathswahlen

angeordnet worden.

Der deutſchen Partei Mährens erwächſt daraus die Pflicht, un-
verzüglich
an die Schaffung der Wahlorganiſation zu ſchreiten und
mit voller Thatkraft alle Vorbereitungen zu treffen, um ſich in dem
für die Zukunft des deutſchen Volkes in Mähren ſo wichtigen, vielleicht
ſogar entſcheiden den Wahlkampfe den Sieg und damit jene berechtigte
Stellung zu ſichern, welche wir trotz aller Schwierigkeit der Verhältniſſe,
trotz aller Wandlungen der Zeiten durch Einigkeit und treues
Zuſammenhalten
bisher zu behaupten wußten.

Nur eine kurze Spanne Zeit iſt uns zur Rüſtung gegönnt, jedes
Zögern, jede Läſſigkeit müßte verhängnißvoll werden, es gilt jeden Augen-
blick benützen, es gilt die ganze Kraft anſpannen und ohne Zwieſpalt
dem einen Ziele zuſtreben: in feſtgefügter, geſchloſſener Reih
auf der Wahlſtätte zu erſcheinen.

Darum richtet die Parteileitung im Einvernehmen mit den zur
Berathung der Parteiorganiſation heute in Brünn verſammelten Ver-
trauensmännern angeſichts der unvermuthet früh erfolgten Auflöſung des
[Spaltenumbruch] Reichsrathes, welche der Partei raſcheſtes Handeln zur Pflicht macht,
an das deutſche Volk Mährens, den dringenden Ruf, in Stadt und
Land unverzüglich die Bildung der Orts- und Bezirks-
ausſchüſſe
in Angriff zu nehmen und alle örtlichen Vorbereitungen
für die Wahlen im umfaſſendſten Maße zu treffen, während alle weite-
ren Schritte ſelbſtverſtändlich der Beſchlußfaſſung des ſchleunigſt einzube-
rufenden Landes-Wahlausſchuſſes und der Vertrauensmännerverſammlung
vorbehalten bleiben.

Partei- und Volksgenoſſen laſſet unſeren Ruf nicht ungehört. Von
Euerer Rührigkeit, Euerer Einigkeit und Parteitreue hängt die Entſchei-
dung ab.

Erſetzt Ihr den Mangel an Zeit, die uns für die Wahlvorberei-
tungen gewährt iſt, durch verdoppelte Kraftanſtrengung,
dann kann uns der Sieg nicht fehlen, der Sieg des Deutſchthums
und des Fortſchrittes!

Deutſche Mährens, auf zur Arbeit, friſch an’s Werk im
Zeichen unſeres alten, ſiegbewährten Wahlſpruches:

Einer für Alle, Alle für Einen!



[Spaltenumbruch]
Für die Parteileitung:
Dr. Adolf Promber.
Dr. Fritz Popelak.
[Spaltenumbruch] Dr. Auguſt Weeber.
Dr. Joſef Habermann.
Dr. Alexander Schüller.
[Spaltenumbruch] Dr. Hugo Fux.
Dr. Ludwig Werores.



[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Von Meran bis Reval.
(Eine theatraliſche Revue.)


Wir wollen keine Reiſebeſchreibung liefern,
oder etwa Nachricht von einem kühnen Reiſenden
geben, der die Strecke von den Tiroler Bergen
bis zu der großen ruſſiſchen Ebene im Fluge
zurückgelegt hätte. Nein die Namen Meran und
Reval bezeichnen uns nur die äußerſten Grenz-
punkte, innerhalb welcher die deutſche Bühne ge-
deiht. In dem großen Raume zwiſchen dieſen
beiden Endſtationen deutſchen Bühnenlebens fin-
den wir Alle wieder, die jemals auf unſerem
Theater die Gunſt oder Ungunſt des Publicums
erfuhren. Wir haben zu dieſem Behufe nicht erſt
lange Kreuz- und Querfahrten nöthig, die im
heurigen ſchneereicheu Winter nicht eben zu den
Annehmlichkeiten des Lebens zählen würden. Wir
können das ganze große Gebiet, das die deutſche
Bühne umſpannt, bequem vom warmen Ofen
aus überblicken, wenn wir uns neben demſelben
im Lehnſtuhle niederlaſſen und den Ent’ſchen
Bühnen-Almanach zur Hand nehmen, der uns
genauen Aufſchluß darüber gibt, wie viele von
denen, die hier die erſten ſchüchternen Verſuche auf
den weltbedeutenden Brettern thaten, den ſtolzen
[Spaltenumbruch] Flug zu den Höhen der Kunſt, zu Ruhm und
Ehr’ unternahmen, und wie viele von ihnen ge-
ſtorben oder verdorben ſind. Beſſer als die zahl-
reich erſchienenen Dekamerones, die nach Wiener
Muſter in vielen Theaterſtädten in den letzten
Jahren aus Licht kamen, ſagt uns dieſer Almanach,
ob die Laufbahn des einzelnen Künſtlers eine
auf- oder abſteigende war, und ob Lorbeer und
Kränze, von denen im Dekamerone ſo viel zu
leſen iſt, ihm heute noch blühen oder längſt ver-
welkt ſind. Wenn wir oben ſagten, wir finden
im Almanach Alle wieder, ſo muß dieſer Aus-
ſpruch eine kleine Einſchränkung erfahren. Wir
finden dort nur Jene wieder, die noch der Bühne
angehören und für die deutſche Kunſt, ſei es
auch in Bocholt oder Krems wirken. Dagegen
fehlen viele, die freiwillig der Bühne den Rücken
kehrten, indem ſie Thalien um Hymens willen
verließen, oder weil ſie ſchließlich doch erkannten,
daß Apoll ihnen des Sanges ſüße Gabe ver-
ſagte, und es fehlen zahlreiche Andere, die der
gewaltige Tod mitten aus ihrer Laufbahn riß.
In jungen Jahren ſtarben dahin die feſche
Operettenſängerin Pomié, die flotte Kotzbeck,
die vorher einen Grafen mit berühmten Namen
geheirathet hatte, jedoch der Kunſt treugeblieben
war, die Schauſpielerin Bruna, die der Kunſt
entſagt hatte, um die Gattin eines allgemein
geachteten deutſchen Schriftſtellers in Prag zu
werden, der Regiſſeur Herr Knorr, der leidvoll
dem Tode entgegenrang, der Liebhaber Herr
[Spaltenumbruch] Rösgen, der die Feder ebenſo trefflich wie
das geſprochene Wort zu meiſtern wußte, der
Tenoriſt Weiß, der ſelbſt die Todeswaffe gegen
ſich führte, der treffliche alte Paulmann, der
trotz ſeines norrddeutſchen Dialects den Schuſter
in Neſtroy’s „Lumpaci“ ganz prächtig zu ſpielen
wußte, der draſtiſche Drucker u. a. m. In
geiſtiger Umnachtung lebt fern von der
Bühne der jugendliche Bank, der hier eine
Reihe kraftſtrotzender Geſtalten ſchuf. Wer
mag wol an ſie Alle noch denken, die uns
manche genußreiche Stunde verſchafften, als ſie
des Lebens ernſte und heitere Spiegelbilder uns
noch vorgaukelten? „Dem Minen flicht die Nach-
welt keine Kränze“. Was Wunder, wenn ſo
viele junge weibliche Kräfte nach kurzem Büh-
nenwirken zu Hymens Fahne ſchwören, wie die
Sängerinnen Viskau. Riſa, die ſchöne Kafka,
die naive Schmidt, die dem Characterdarſtel-
ler des Berliner deutſchen Theaters, Herrn Dr.
Pohl die Hand zum Ehebunde reichte? Von einer
Reihe anderer weiblicher Kräfte, die noch zu An-
fang der 80er Jahre unſerer Bühne angehörten,
wie von den Sängerinnen Math. Meyer,
Math. Doré, Steinburg, Miles, von der
kleinen Sternenthal der eleganten Schauſpie-
lerin Frl. Rüden ſchweigt der Almanach gänz-
lich. Wohin das Schickſal ſie verſchlug, ob ſie
noch der Kunſt angehören, oder andere Lebens-
wege einſchlugen nach vielverſprechendem Anfange
auf den Brettern, wer weiß es.


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[[1]/0001] Das „Mähriſche Tagblatt“ mit dem alle 14 Tage 1 Bogen ſtark erſcheinenden „Ill. Unterhaltungsblatt“ erſcheint mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage täglich. Ausgabe 2 Uhr Nachmittag im Adminiſtrationslocale Niederring Nr. 41 neu. Abonnement für Olmütz: Ganzjährig fl. 10.— Halbjährig „ 5.— Vierteljährig „ 2.50 Monatlich „ —.90 Zuſtellung ins Haus monat- lich 10 kr. Auswärts durch die Poſt: Ganzjährig fl. 14.— Halbjährig „ 7.— Vierteljährig „ 3.50 Einzelne Nummern 5 kr. Telephon Nr. 9. Mähriſches Tagblatt. Inſertionsgebühren nach aufliegendem Tarif. Außerhalb Olmütz überneh- men Inſertions-Aufträge: Heinrich Schalek, Annon- cen-Exped in Wien, I. Woll- zeile Nr. 11, Haasenstein & Vogler, in Wien, Prag, Buda- peſt, Berlin, Frankfurt a. M. Hamburg, Baſel und Leipzig. Alois Opellik, in Wien. Rud. Mosse, in Wien, München u. Berlin. M. Dukes, Wien, I. Schulerſtraße 8. G. L. Daube, und Co, Frankfurt a. M. Adolf Steiner’s Annoncen- bureau in Hamburg, ſowie ſämmtl. conc. Inſertionsbu- reaus ďes In- u. Auslandes. Manuſcripte werden nich zurückgeſtellt. Telephon Nr. 9. Nr. 20. Olmütz, Montag, den 26. Jänner 1891. 12. Jahrgang. An die deutſchen Reichsrathswähler in Mähren! Mit dem kaiſerlichen Patente vom 23. Jänner d. J. iſt das Abge- ordnetenhaus des öſterreichiſchen Reichsrathes aufgelöſt und die ſofortige Ausſchreibung der allgemeinen Reichsrathswahlen angeordnet worden. Der deutſchen Partei Mährens erwächſt daraus die Pflicht, un- verzüglich an die Schaffung der Wahlorganiſation zu ſchreiten und mit voller Thatkraft alle Vorbereitungen zu treffen, um ſich in dem für die Zukunft des deutſchen Volkes in Mähren ſo wichtigen, vielleicht ſogar entſcheiden den Wahlkampfe den Sieg und damit jene berechtigte Stellung zu ſichern, welche wir trotz aller Schwierigkeit der Verhältniſſe, trotz aller Wandlungen der Zeiten durch Einigkeit und treues Zuſammenhalten bisher zu behaupten wußten. Nur eine kurze Spanne Zeit iſt uns zur Rüſtung gegönnt, jedes Zögern, jede Läſſigkeit müßte verhängnißvoll werden, es gilt jeden Augen- blick benützen, es gilt die ganze Kraft anſpannen und ohne Zwieſpalt dem einen Ziele zuſtreben: in feſtgefügter, geſchloſſener Reih auf der Wahlſtätte zu erſcheinen. Darum richtet die Parteileitung im Einvernehmen mit den zur Berathung der Parteiorganiſation heute in Brünn verſammelten Ver- trauensmännern angeſichts der unvermuthet früh erfolgten Auflöſung des Reichsrathes, welche der Partei raſcheſtes Handeln zur Pflicht macht, an das deutſche Volk Mährens, den dringenden Ruf, in Stadt und Land unverzüglich die Bildung der Orts- und Bezirks- ausſchüſſe in Angriff zu nehmen und alle örtlichen Vorbereitungen für die Wahlen im umfaſſendſten Maße zu treffen, während alle weite- ren Schritte ſelbſtverſtändlich der Beſchlußfaſſung des ſchleunigſt einzube- rufenden Landes-Wahlausſchuſſes und der Vertrauensmännerverſammlung vorbehalten bleiben. Partei- und Volksgenoſſen laſſet unſeren Ruf nicht ungehört. Von Euerer Rührigkeit, Euerer Einigkeit und Parteitreue hängt die Entſchei- dung ab. Erſetzt Ihr den Mangel an Zeit, die uns für die Wahlvorberei- tungen gewährt iſt, durch verdoppelte Kraftanſtrengung, dann kann uns der Sieg nicht fehlen, der Sieg des Deutſchthums und des Fortſchrittes! Deutſche Mährens, auf zur Arbeit, friſch an’s Werk im Zeichen unſeres alten, ſiegbewährten Wahlſpruches: Einer für Alle, Alle für Einen! Brünn, am 25. Jänner 1891. Für die Parteileitung: Dr. Adolf Promber. Dr. Fritz Popelak. Dr. Auguſt Weeber. Dr. Joſef Habermann. Dr. Alexander Schüller. Dr. Hugo Fux. Dr. Ludwig Werores. Feuilleton. Von Meran bis Reval. (Eine theatraliſche Revue.) Olmütz, im Jänner 1891. Wir wollen keine Reiſebeſchreibung liefern, oder etwa Nachricht von einem kühnen Reiſenden geben, der die Strecke von den Tiroler Bergen bis zu der großen ruſſiſchen Ebene im Fluge zurückgelegt hätte. Nein die Namen Meran und Reval bezeichnen uns nur die äußerſten Grenz- punkte, innerhalb welcher die deutſche Bühne ge- deiht. In dem großen Raume zwiſchen dieſen beiden Endſtationen deutſchen Bühnenlebens fin- den wir Alle wieder, die jemals auf unſerem Theater die Gunſt oder Ungunſt des Publicums erfuhren. Wir haben zu dieſem Behufe nicht erſt lange Kreuz- und Querfahrten nöthig, die im heurigen ſchneereicheu Winter nicht eben zu den Annehmlichkeiten des Lebens zählen würden. Wir können das ganze große Gebiet, das die deutſche Bühne umſpannt, bequem vom warmen Ofen aus überblicken, wenn wir uns neben demſelben im Lehnſtuhle niederlaſſen und den Ent’ſchen Bühnen-Almanach zur Hand nehmen, der uns genauen Aufſchluß darüber gibt, wie viele von denen, die hier die erſten ſchüchternen Verſuche auf den weltbedeutenden Brettern thaten, den ſtolzen Flug zu den Höhen der Kunſt, zu Ruhm und Ehr’ unternahmen, und wie viele von ihnen ge- ſtorben oder verdorben ſind. 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In jungen Jahren ſtarben dahin die feſche Operettenſängerin Pomié, die flotte Kotzbeck, die vorher einen Grafen mit berühmten Namen geheirathet hatte, jedoch der Kunſt treugeblieben war, die Schauſpielerin Bruna, die der Kunſt entſagt hatte, um die Gattin eines allgemein geachteten deutſchen Schriftſtellers in Prag zu werden, der Regiſſeur Herr Knorr, der leidvoll dem Tode entgegenrang, der Liebhaber Herr Rösgen, der die Feder ebenſo trefflich wie das geſprochene Wort zu meiſtern wußte, der Tenoriſt Weiß, der ſelbſt die Todeswaffe gegen ſich führte, der treffliche alte Paulmann, der trotz ſeines norrddeutſchen Dialects den Schuſter in Neſtroy’s „Lumpaci“ ganz prächtig zu ſpielen wußte, der draſtiſche Drucker u. a. m. In geiſtiger Umnachtung lebt fern von der Bühne der jugendliche Bank, der hier eine Reihe kraftſtrotzender Geſtalten ſchuf. Wer mag wol an ſie Alle noch denken, die uns manche genußreiche Stunde verſchafften, als ſie des Lebens ernſte und heitere Spiegelbilder uns noch vorgaukelten? „Dem Minen flicht die Nach- welt keine Kränze“. Was Wunder, wenn ſo viele junge weibliche Kräfte nach kurzem Büh- nenwirken zu Hymens Fahne ſchwören, wie die Sängerinnen Viskau. Riſa, die ſchöne Kafka, die naive Schmidt, die dem Characterdarſtel- ler des Berliner deutſchen Theaters, Herrn Dr. Pohl die Hand zum Ehebunde reichte? Von einer Reihe anderer weiblicher Kräfte, die noch zu An- fang der 80er Jahre unſerer Bühne angehörten, wie von den Sängerinnen Math. Meyer, Math. Doré, Steinburg, Miles, von der kleinen Sternenthal der eleganten Schauſpie- lerin Frl. Rüden ſchweigt der Almanach gänz- lich. Wohin das Schickſal ſie verſchlug, ob ſie noch der Kunſt angehören, oder andere Lebens- wege einſchlugen nach vielverſprechendem Anfange auf den Brettern, wer weiß es.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 20, Olmütz, 26.01.1891, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches20_1891/1>, abgerufen am 21.11.2024.