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Mährisches Tagblatt. Nr. 300, Olmütz, 30.12.1896.

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[Spaltenumbruch] ten schwere Brandwunden, das Fleisch wurde ihnen
an einzelnen Körperstellen förmlich vom Leibe ge-
rissen und die meisten derselben werden, wie man
befürchtet, zeitlebens Krüppel bleiben. In der
Stadt herrscht ungeheure Aufregung. Der Be-
sitzer des Locales, Herr Neugebauer, ist durch das
Unglück um all sein Hab und Gut gekommen.

(Ein versunkener Banernhof.)

Aus
Castle-Island in der irischen Grafschaft
Kerry, wo sich ein Sumpf in einen See ver-
wandelt hat, in den ein Bauernhof mit einer
Familie von zehn Personen und einer Anzahl
Vieh versunken ist, wird weiters berichtet: Der
Bauernhof, welcher mit allen Bewohnern und
dem ganzen Viehstande im Sumpfe unterging,
ist verschwunden, ohne eine Spur hinterlassen zu
haben. Der ganzen Erscheinung ging ein Rollen
wie bei einem Erdbeben voran. Der Sumpf ist
noch immer in Bewegung. Die in seiner Nach-
barschaft wohnenden Leute verlassen die Wohnungen.

(Ein Mittel gegen Kopfschmerz.)

Im
"Leipz. Tagbl." lesen wir: Ein Apostel der
Mechanotherapie, Dr. Ryde in New-York ver si-
cherte, daß das einfache Rückwärtsgehen das beste
Mittel gegen nervöse Kopfschmerzen sei. Es genügt,
so meint Dr. Ryde, wenn man täglich zehn Mi-
nuten dieser Uebung obliegt und der beste
Raum dazu ist ein langer schmaler Corridor, in
welchem man auf- und abgehen soll. Die Be-
wegung soll sehr langsam geschehen und man
soll erst mit der Spitze, dann mit dem Absatz
auftreten. Dr. Ryde hat dieses Verfahren bei
vielen Patienten versucht und, wie er behauptet,
immer mit unfehlbarem Erfolg.

(Eine aufgehobene Spielhölle.)

In Erque-
linnes im Hennegau ist kürzlich eine Spielhölle
eröffnet worden, für die in Belgien und in Paris
eine unglaubliche Marktschreierei veranstaltet
wurde. Das hatte großen Erfolg. Die Spieler
der feinen Welt und der Halbwelt fanden in
Erquelinnes einen vortrefflichen Boden für ihre
Thätigkeit. Auf Anweisung des Generalstaatsan-
waltes unternahm unlängst die Staatsanwaltschaft
von Charleroi mit Gendarmen in bürgerlicher
Kleidung einen Einbruch in diese Spielhölle. Das
Unternehmen wurde mit dem größten Geheimniß
umgeben, und so gelang der Ueberfall. Während
die Capelle in dem neben dem Spielsaal gelegenen
Festsaal lustige Weisen ertönen ließ, drangen die
Beamten in den Spielsaal und fanden vier
Spieltische mit dreißig Spielern besetzt. Es wur-
den 10 000 Francs in Baar und Spielmarken
im Werthe von 100.000 Francs beschlagnahmt.
Die dreißig Spieler und die zwanzig anwesenden
Angestellten wurden die Nacht hindurch bis
Morgens 9 Uhr der Reihe nach verhört und
konnten erst dann das Haus verlassen. Die
Pariser Spieler erhoben geharnischten Einspruch
gegen dieses Vorgehen, aber ohne Erfolg. Eine
Französin gab zu Protokoll, daß sie, als die
Beamten erschienen, gerade 12.000 Frcs. verloren
hatte. Unter den Spielern waren nur acht Bel-
gier; auch ein amerikanischer General befand sich
am Spieltisch. Das ganze Spielmaterial und
alle Schriftstücke wurden beschlagnahmt und der
Spielsaal versiegelt.

(Praktisch in Form und Inhalt,)

vor-
nehm in der Ausstattung! So präsentirt sich
der soeben erschienene Zeitungscatalog und In-
sertionskalender für 1897 der Annoncen-Expedi-
tion Rudolf Mosse, welcher dieser Tage an
die Kunden des Hauses versandt wurde;
es ist bereits die 30. Auflage dieses für
jeden Inserenten so unentbehrlichen Rathgebers.
Es gibt auf dem großen Gebiete des Reclame-
wesens kaum eine Frage, auf welche dieser be-
währte Mentor die Antwort schuldig bliebe. Er
enthält ein vollständiges Verzeichniß sämmtlicher
Zeitungen und Fachblätter Oesterreich-Ungarns,
Deutschlands und der Schweiz, sowie aller nam-
hasten Blätter des Auslandes mit genauen An-
gaben über ihre Verbreitung, Erscheinungsweise,
politische Tendenz, Insertions- und Reclamepreis,
Spaltenzahl nebst Spaltenbreite und des der Be-
rechnung zu Grunde liegenden Schriftsystems
nach Rudolf Mosse's Normalzeilenmesser. Außer
diesen unentbehrlichen Angaben gibt das Buch in
einem besonders interessanten Capitel "Ueber die
Ausstattung von Annoncen" an der Hand von
über 130 Originalentwürfen practische An-
leitungen zur wirkungsvollen Ausstattung von
Annoncen. Es ist in diesen Entwürfen jedem Ge-
[Spaltenumbruch] schmack und jedem Bedürfniß Rechnung getragen.
Durch die hier gegebenen Auregungen, welche
zweifellos allen Inserenten wegen ihrer prac-
tischen Verwendbarkeit willkommen sein werden,
zeigt die Firma Rudolf Mosse, wie sehr
sie bestrebt ist, ihren Kunden den Weg
zum Erfolge zu bahnen. Was die äußere
Ausstattung des Insertions-Kalenders an-
langt, so wurde die so practische Form einer
Pultmappe mit Schreibkalender für alle Tage des
Jahres beibehalten. Der Einband und der Druck
des Katalogs sind modern und geschmackvoll.
Zweifellos wird der Insertionskalender, der recht-
zeitig vor Jahresschluß erschienen ist, allen
Empfängern Freude machen. Gibt er doch ein
Bild von der Leistungsfähigkeit der Firma Rudolf
Mosse auf dem Gebiete des Annoncenwesens.




Telegramme
des "Mährischen Tagblattes".
(Vom Correspondenz-Burean).

Die "Nordd. Allg.
Ztg." meldet: Staatssecrctär Freih v. Mar-
schall
sah sich infolge eines Rückfalles genöthigt,
die Weihnachtsfeiertage im Bette zuzubringen;
erfreulicherweise befindet sich derselbe bereits auf
dem Wege der Besserung.

Das neue serbische Ministerium.

Das neue Cabinet
ist in nachstehender Weise gebildet: Simic,
Präsidium und Aeußeres, General Miskovic
Krieg, Velimirovic öffentliche Arbeiten,
Vuic Finanzen, Mika Gjorgjevic Inneres,
Adra Nicotic Cultus, Kleric Ackerbau,
Milovanovic Justiz.

Spanien und die enropäischen Mächte.

Wie der Correspon-
dent des "Daily Chronicle" aus Rom erfährt,
soll die spanische Regierung bei den Cabineten
in London, Paris und Rom angefragt haben,
welche Haltung sie im Falle eines Krieges
zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten
einzunehmen gedächten. Frankreich und England
hätten erklärt, sie seien außer Stande eine end-
giltige Antwort zu ertheilen. Italien habe das
Anerbieten gemacht, zur Herbeiführung eines
freundschaftlichen Uebereinkommens b[e]hilflich zu
sein, ohne jedoch Spanien eine Unterstützung
gegen die Vereinigten Staaten zu versprechen.
Der Correspondent erfährt weiter, daß angeblich
auch mit andern europäischen Cabineten fort-
dauernd Unterhandlungen bestehen.

Die Meldung des
"Daily Chronicle" von angeblichen Verhandlungen
der spanischen Regierung mit europäischen
Cabineten ist, wie das Wolff'sche Bureau er-
fährt, soweit sie sich etwa auf eine deutsche Ein-
mischung in spanische Colonialan gelegenheiten
beziehen sollte, gänzlich unbegründet.

Wie die "Post"
erfährt, hätten sich Staatssecretär Olney und
der spanische Gesandte Dupuy de Lome auf
Grund einer officiellen Mittheilung des spanischen
Ministerpräsidenten Canovas über ein Abkommen
mit den Cubanern verständigt. Demzufolge würde
Spanien die Unionsstaaten ersuchen, den Auf-
ständischen die vereinbarten Bedingungen mitzu-
theilen, das Bedauern über die Schädigung des
amerikanischen Handels auszudrücken und dem
Abschlusse eines Reziprocitätsvertrages, der
Amerika entschädigen würde, zuzustimmen. Weiters
würde Canovas erklären, daß er die guten
Dienste der Unionsstaaten als Vermittlers
und Bürgen für eine Amnestie und die
Ausführung der geplanten Reformen annehme.
Die Form der den Cubanern angebotenen Regie-
rung würde sich auf die Unabhängigkeit beschrän-
ken, wie sie irgend einer Provinz ohne voll-
ständige Trennung vom Mutterlande gewährt
werden könne.

Die von der
"Post" veröffentlichte Nachricht über Ver-
handlungen
zwischen dem Staatssecretär
Olney und dem spanischen Gesandten wird
in amtlichen Kreisen für unrichtig er-
klärt. Man gesteht jedoch zu, daß während
einiger Monate Versuche zu Verhandlungen statt-
fanden, welche dahingingen, den Cubanern eine
Autonomie zu sichern, die der Insel eine Con-
[Spaltenumbruch] trole der Zölle und das Recht zur Wahl aller
Mitglieder des eigenen Parlamentes gewährt.

Gestrandeter Dampfer.

Der Dampfer
"Carranza" mit einer Ladung von Erzen ist an
der Küste von Santander gescheitert. Man glaubt,
daß zwanzig Personen ertranken.

Einer bei Lloyds
eingetroffenen Meldung aus Bilbao zufolge ist
der Dampfer "Carranza" auf der Fahrt von
Rotterdam nach Bilbao bei den Cap Ajo in
Spanien gestrandet. Das Schiff ist gänzlich ver-
loren. Sechs Personen der Mannschaft wurden
gerettet, fünfzehn Personen werden vermißt.




Telephonische Nachrichten des "Mähr.
Tagblattes".
Mährischer Landtag.

Der mährische Landtag hat heute Nachts seine
Session unterbrochen, nachdem er das Budget-
Provisorium
für die ersten vier Monate
des nächsten Jahres und eine Resolution
betreffend die directen geheimen Wahlen
genehmigt, ferner die Landesausschüsse gewählt
und das Fünf-Millionen-Darlehen
der Landeshauptstadt Brünn
bewil-
ligt hatte.

Der Referent des Finanz-Ausschusses Abg.
Julius Ritter v. Gomperz beantragte die Ge-
nehmigung des Budget-Provisoriums mit der
bisherigen Landesumlage von 44 kr. für
die ersten vier Monate des nächsten Jahres und
weiters die Annahme einer Resolution, dahinge-
hend, der Landesausschuß wird beauftragt die Re-
gierung zu ersuchen, den Landtag zu einer
solchen Zeit einzuberufen, in welcher er
über die Finanzgebahrung des Landes ohne
Budget-Provisorium Beschlüsse fassen und die
Landtagsabgeordneten sich vollständig ihren Ar-
beiten widmen können und deßhalb eine längere,
zur Erledigung aller Landtagsarbeiten vollkommen
hinreichende Sessionsdauer festzusetzen.

Diese Resolution sowie das Budget-Provi-
sorium wurden, nachdem die jungtschechischen
Abg. Dr. Perek und Dr. Sileny die be-
kannten Klagen der Tschechen vorgebracht hatten,
angenommen.

Ein von dem deutsch-nationalen Abg.
Zöllner gestellter Abänderungs-Antrag das
Budgetprovisorium nur für die ersten drei
Monate des nächsten Jahres zu bewilligen, blieb
in der Minorität.

Hierauf fanden die Wahlen in den
Landesausschuß statt. Es wurden gewählt:
aus der Curie des Großgrundbesitzes
Dr. Ulrich (neu), aus der Curie der Städte
und Handelskammern
Dr. Promber,
aus der Curie der Landgemeinden Dr.
Tucek (neu), aus dem ganzen Hause: Dr.
Ritter v. Manner, Dr. Hugo Fux (neu)
und Dr. Zacek. Als Ersatzmänner wurden
gewählt: Graf Zierotin, Dr. Merores,
Rozkosny, Seydl,
Dr. Popelak und
Heimrich.

Nach dem vom Abg. Dr. Götz, der sich
einer vom Abg. Dr. Zacek beantragten Reso-
lution angeschlossen hatte, erstatteten Berichte,
wurde eine Resolution angenommen, dahin-
gehend, der Landtag erklärt es für dringend
nothwendig, daß er in die Lage komme, recht-
zeitig
das Gesetz, betreffend die Abände-
rung der Landtagswahlordnung
zu
beschließen, bevor die Neuwahlen in das Abge-
ordnetenhaus des Reichsrathes ausgeschrieben
werden.

Der Landmarschall schließt sodann die Sitzung,
indem er den Abgeordneten ein glückliches neues
Jahr wünscht.


Bei der heute im Landtage stattgefundenen
Debatte über das Budget-Provisorium
warf der Jungtscheche Dr. Perek dem Landes-
Ausschusse vor, daß nichts für die culturellen
und wirthschaftlichen Interessen der tschechischen
Bevölkerung geschehen sei. Die Regierung beschuldigt
Redner, daß sie der Germanisirung Vor-
schub leiste.


[Spaltenumbruch] ten ſchwere Brandwunden, das Fleiſch wurde ihnen
an einzelnen Körperſtellen förmlich vom Leibe ge-
riſſen und die meiſten derſelben werden, wie man
befürchtet, zeitlebens Krüppel bleiben. In der
Stadt herrſcht ungeheure Aufregung. Der Be-
ſitzer des Locales, Herr Neugebauer, iſt durch das
Unglück um all ſein Hab und Gut gekommen.

(Ein verſunkener Banernhof.)

Aus
Caſtle-Island in der iriſchen Grafſchaft
Kerry, wo ſich ein Sumpf in einen See ver-
wandelt hat, in den ein Bauernhof mit einer
Familie von zehn Perſonen und einer Anzahl
Vieh verſunken iſt, wird weiters berichtet: Der
Bauernhof, welcher mit allen Bewohnern und
dem ganzen Viehſtande im Sumpfe unterging,
iſt verſchwunden, ohne eine Spur hinterlaſſen zu
haben. Der ganzen Erſcheinung ging ein Rollen
wie bei einem Erdbeben voran. Der Sumpf iſt
noch immer in Bewegung. Die in ſeiner Nach-
barſchaft wohnenden Leute verlaſſen die Wohnungen.

(Ein Mittel gegen Kopfſchmerz.)

Im
„Leipz. Tagbl.“ leſen wir: Ein Apoſtel der
Mechanotherapie, Dr. Ryde in New-York ver ſi-
cherte, daß das einfache Rückwärtsgehen das beſte
Mittel gegen nervöſe Kopfſchmerzen ſei. Es genügt,
ſo meint Dr. Ryde, wenn man täglich zehn Mi-
nuten dieſer Uebung obliegt und der beſte
Raum dazu iſt ein langer ſchmaler Corridor, in
welchem man auf- und abgehen ſoll. Die Be-
wegung ſoll ſehr langſam geſchehen und man
ſoll erſt mit der Spitze, dann mit dem Abſatz
auftreten. Dr. Ryde hat dieſes Verfahren bei
vielen Patienten verſucht und, wie er behauptet,
immer mit unfehlbarem Erfolg.

(Eine aufgehobene Spielhölle.)

In Erque-
linnes im Hennegau iſt kürzlich eine Spielhölle
eröffnet worden, für die in Belgien und in Paris
eine unglaubliche Marktſchreierei veranſtaltet
wurde. Das hatte großen Erfolg. Die Spieler
der feinen Welt und der Halbwelt fanden in
Erquelinnes einen vortrefflichen Boden für ihre
Thätigkeit. Auf Anweiſung des Generalſtaatsan-
waltes unternahm unlängſt die Staatsanwaltſchaft
von Charleroi mit Gendarmen in bürgerlicher
Kleidung einen Einbruch in dieſe Spielhölle. Das
Unternehmen wurde mit dem größten Geheimniß
umgeben, und ſo gelang der Ueberfall. Während
die Capelle in dem neben dem Spielſaal gelegenen
Feſtſaal luſtige Weiſen ertönen ließ, drangen die
Beamten in den Spielſaal und fanden vier
Spieltiſche mit dreißig Spielern beſetzt. Es wur-
den 10 000 Francs in Baar und Spielmarken
im Werthe von 100.000 Francs beſchlagnahmt.
Die dreißig Spieler und die zwanzig anweſenden
Angeſtellten wurden die Nacht hindurch bis
Morgens 9 Uhr der Reihe nach verhört und
konnten erſt dann das Haus verlaſſen. Die
Pariſer Spieler erhoben geharniſchten Einſpruch
gegen dieſes Vorgehen, aber ohne Erfolg. Eine
Franzöſin gab zu Protokoll, daß ſie, als die
Beamten erſchienen, gerade 12.000 Frcs. verloren
hatte. Unter den Spielern waren nur acht Bel-
gier; auch ein amerikaniſcher General befand ſich
am Spieltiſch. Das ganze Spielmaterial und
alle Schriftſtücke wurden beſchlagnahmt und der
Spielſaal verſiegelt.

(Praktiſch in Form und Inhalt,)

vor-
nehm in der Ausſtattung! So präſentirt ſich
der ſoeben erſchienene Zeitungscatalog und In-
ſertionskalender für 1897 der Annoncen-Expedi-
tion Rudolf Moſſe, welcher dieſer Tage an
die Kunden des Hauſes verſandt wurde;
es iſt bereits die 30. Auflage dieſes für
jeden Inſerenten ſo unentbehrlichen Rathgebers.
Es gibt auf dem großen Gebiete des Reclame-
weſens kaum eine Frage, auf welche dieſer be-
währte Mentor die Antwort ſchuldig bliebe. Er
enthält ein vollſtändiges Verzeichniß ſämmtlicher
Zeitungen und Fachblätter Oeſterreich-Ungarns,
Deutſchlands und der Schweiz, ſowie aller nam-
haſten Blätter des Auslandes mit genauen An-
gaben über ihre Verbreitung, Erſcheinungsweiſe,
politiſche Tendenz, Inſertions- und Reclamepreis,
Spaltenzahl nebſt Spaltenbreite und des der Be-
rechnung zu Grunde liegenden Schriftſyſtems
nach Rudolf Moſſe’s Normalzeilenmeſſer. Außer
dieſen unentbehrlichen Angaben gibt das Buch in
einem beſonders intereſſanten Capitel „Ueber die
Ausſtattung von Annoncen“ an der Hand von
über 130 Originalentwürfen practiſche An-
leitungen zur wirkungsvollen Ausſtattung von
Annoncen. Es iſt in dieſen Entwürfen jedem Ge-
[Spaltenumbruch] ſchmack und jedem Bedürfniß Rechnung getragen.
Durch die hier gegebenen Auregungen, welche
zweifellos allen Inſerenten wegen ihrer prac-
tiſchen Verwendbarkeit willkommen ſein werden,
zeigt die Firma Rudolf Moſſe, wie ſehr
ſie beſtrebt iſt, ihren Kunden den Weg
zum Erfolge zu bahnen. Was die äußere
Ausſtattung des Inſertions-Kalenders an-
langt, ſo wurde die ſo practiſche Form einer
Pultmappe mit Schreibkalender für alle Tage des
Jahres beibehalten. Der Einband und der Druck
des Katalogs ſind modern und geſchmackvoll.
Zweifellos wird der Inſertionskalender, der recht-
zeitig vor Jahresſchluß erſchienen iſt, allen
Empfängern Freude machen. Gibt er doch ein
Bild von der Leiſtungsfähigkeit der Firma Rudolf
Moſſe auf dem Gebiete des Annoncenweſens.




Telegramme
des „Mähriſchen Tagblattes“.
(Vom Correſpondenz-Burean).

Die „Nordd. Allg.
Ztg.“ meldet: Staatsſecrctär Freih v. Mar-
ſchall
ſah ſich infolge eines Rückfalles genöthigt,
die Weihnachtsfeiertage im Bette zuzubringen;
erfreulicherweiſe befindet ſich derſelbe bereits auf
dem Wege der Beſſerung.

Das neue ſerbiſche Miniſterium.

Das neue Cabinet
iſt in nachſtehender Weiſe gebildet: Simic,
Präſidium und Aeußeres, General Miskovic
Krieg, Velimirovic öffentliche Arbeiten,
Vuic Finanzen, Mika Gjorgjevic Inneres,
Adra Nicotic Cultus, Kleric Ackerbau,
Milovanovic Juſtiz.

Spanien und die enropäiſchen Mächte.

Wie der Correſpon-
dent des „Daily Chronicle“ aus Rom erfährt,
ſoll die ſpaniſche Regierung bei den Cabineten
in London, Paris und Rom angefragt haben,
welche Haltung ſie im Falle eines Krieges
zwiſchen Spanien und den Vereinigten Staaten
einzunehmen gedächten. Frankreich und England
hätten erklärt, ſie ſeien außer Stande eine end-
giltige Antwort zu ertheilen. Italien habe das
Anerbieten gemacht, zur Herbeiführung eines
freundſchaftlichen Uebereinkommens b[e]hilflich zu
ſein, ohne jedoch Spanien eine Unterſtützung
gegen die Vereinigten Staaten zu verſprechen.
Der Correſpondent erfährt weiter, daß angeblich
auch mit andern europäiſchen Cabineten fort-
dauernd Unterhandlungen beſtehen.

Die Meldung des
„Daily Chronicle“ von angeblichen Verhandlungen
der ſpaniſchen Regierung mit europäiſchen
Cabineten iſt, wie das Wolff’ſche Bureau er-
fährt, ſoweit ſie ſich etwa auf eine deutſche Ein-
miſchung in ſpaniſche Colonialan gelegenheiten
beziehen ſollte, gänzlich unbegründet.

Wie die „Poſt“
erfährt, hätten ſich Staatsſecretär Olney und
der ſpaniſche Geſandte Dupuy de Lome auf
Grund einer officiellen Mittheilung des ſpaniſchen
Miniſterpräſidenten Canovas über ein Abkommen
mit den Cubanern verſtändigt. Demzufolge würde
Spanien die Unionsſtaaten erſuchen, den Auf-
ſtändiſchen die vereinbarten Bedingungen mitzu-
theilen, das Bedauern über die Schädigung des
amerikaniſchen Handels auszudrücken und dem
Abſchluſſe eines Reziprocitätsvertrages, der
Amerika entſchädigen würde, zuzuſtimmen. Weiters
würde Canovas erklären, daß er die guten
Dienſte der Unionsſtaaten als Vermittlers
und Bürgen für eine Amneſtie und die
Ausführung der geplanten Reformen annehme.
Die Form der den Cubanern angebotenen Regie-
rung würde ſich auf die Unabhängigkeit beſchrän-
ken, wie ſie irgend einer Provinz ohne voll-
ſtändige Trennung vom Mutterlande gewährt
werden könne.

Die von der
„Poſt“ veröffentlichte Nachricht über Ver-
handlungen
zwiſchen dem Staatsſecretär
Olney und dem ſpaniſchen Geſandten wird
in amtlichen Kreiſen für unrichtig er-
klärt. Man geſteht jedoch zu, daß während
einiger Monate Verſuche zu Verhandlungen ſtatt-
fanden, welche dahingingen, den Cubanern eine
Autonomie zu ſichern, die der Inſel eine Con-
[Spaltenumbruch] trole der Zölle und das Recht zur Wahl aller
Mitglieder des eigenen Parlamentes gewährt.

Geſtrandeter Dampfer.

Der Dampfer
„Carranza“ mit einer Ladung von Erzen iſt an
der Küſte von Santander geſcheitert. Man glaubt,
daß zwanzig Perſonen ertranken.

Einer bei Lloyds
eingetroffenen Meldung aus Bilbao zufolge iſt
der Dampfer „Carranza“ auf der Fahrt von
Rotterdam nach Bilbao bei den Cap Ajo in
Spanien geſtrandet. Das Schiff iſt gänzlich ver-
loren. Sechs Perſonen der Mannſchaft wurden
gerettet, fünfzehn Perſonen werden vermißt.




Telephoniſche Nachrichten des „Mähr.
Tagblattes“.
Mähriſcher Landtag.

Der mähriſche Landtag hat heute Nachts ſeine
Seſſion unterbrochen, nachdem er das Budget-
Proviſorium
für die erſten vier Monate
des nächſten Jahres und eine Reſolution
betreffend die directen geheimen Wahlen
genehmigt, ferner die Landesausſchüſſe gewählt
und das Fünf-Millionen-Darlehen
der Landeshauptſtadt Brünn
bewil-
ligt hatte.

Der Referent des Finanz-Ausſchuſſes Abg.
Julius Ritter v. Gomperz beantragte die Ge-
nehmigung des Budget-Proviſoriums mit der
bisherigen Landesumlage von 44 kr. für
die erſten vier Monate des nächſten Jahres und
weiters die Annahme einer Reſolution, dahinge-
hend, der Landesausſchuß wird beauftragt die Re-
gierung zu erſuchen, den Landtag zu einer
ſolchen Zeit einzuberufen, in welcher er
über die Finanzgebahrung des Landes ohne
Budget-Proviſorium Beſchlüſſe faſſen und die
Landtagsabgeordneten ſich vollſtändig ihren Ar-
beiten widmen können und deßhalb eine längere,
zur Erledigung aller Landtagsarbeiten vollkommen
hinreichende Seſſionsdauer feſtzuſetzen.

Dieſe Reſolution ſowie das Budget-Provi-
ſorium wurden, nachdem die jungtſchechiſchen
Abg. Dr. Perek und Dr. Šileny die be-
kannten Klagen der Tſchechen vorgebracht hatten,
angenommen.

Ein von dem deutſch-nationalen Abg.
Zöllner geſtellter Abänderungs-Antrag das
Budgetproviſorium nur für die erſten drei
Monate des nächſten Jahres zu bewilligen, blieb
in der Minorität.

Hierauf fanden die Wahlen in den
Landesausſchuß ſtatt. Es wurden gewählt:
aus der Curie des Großgrundbeſitzes
Dr. Ulrich (neu), aus der Curie der Städte
und Handelskammern
Dr. Promber,
aus der Curie der Landgemeinden Dr.
Tuček (neu), aus dem ganzen Hauſe: Dr.
Ritter v. Manner, Dr. Hugo Fux (neu)
und Dr. Začek. Als Erſatzmänner wurden
gewählt: Graf Zierotin, Dr. Merores,
Rozkošny, Seydl,
Dr. Popelak und
Heimrich.

Nach dem vom Abg. Dr. Götz, der ſich
einer vom Abg. Dr. Začek beantragten Reſo-
lution angeſchloſſen hatte, erſtatteten Berichte,
wurde eine Reſolution angenommen, dahin-
gehend, der Landtag erklärt es für dringend
nothwendig, daß er in die Lage komme, recht-
zeitig
das Geſetz, betreffend die Abände-
rung der Landtagswahlordnung
zu
beſchließen, bevor die Neuwahlen in das Abge-
ordnetenhaus des Reichsrathes ausgeſchrieben
werden.

Der Landmarſchall ſchließt ſodann die Sitzung,
indem er den Abgeordneten ein glückliches neues
Jahr wünſcht.


Bei der heute im Landtage ſtattgefundenen
Debatte über das Budget-Proviſorium
warf der Jungtſcheche Dr. Perek dem Landes-
Ausſchuſſe vor, daß nichts für die culturellen
und wirthſchaftlichen Intereſſen der tſchechiſchen
Bevölkerung geſchehen ſei. Die Regierung beſchuldigt
Redner, daß ſie der Germaniſirung Vor-
ſchub leiſte.


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[[6]/0006] ten ſchwere Brandwunden, das Fleiſch wurde ihnen an einzelnen Körperſtellen förmlich vom Leibe ge- riſſen und die meiſten derſelben werden, wie man befürchtet, zeitlebens Krüppel bleiben. In der Stadt herrſcht ungeheure Aufregung. Der Be- ſitzer des Locales, Herr Neugebauer, iſt durch das Unglück um all ſein Hab und Gut gekommen. (Ein verſunkener Banernhof.) Aus Caſtle-Island in der iriſchen Grafſchaft Kerry, wo ſich ein Sumpf in einen See ver- wandelt hat, in den ein Bauernhof mit einer Familie von zehn Perſonen und einer Anzahl Vieh verſunken iſt, wird weiters berichtet: Der Bauernhof, welcher mit allen Bewohnern und dem ganzen Viehſtande im Sumpfe unterging, iſt verſchwunden, ohne eine Spur hinterlaſſen zu haben. Der ganzen Erſcheinung ging ein Rollen wie bei einem Erdbeben voran. Der Sumpf iſt noch immer in Bewegung. Die in ſeiner Nach- barſchaft wohnenden Leute verlaſſen die Wohnungen. (Ein Mittel gegen Kopfſchmerz.) Im „Leipz. Tagbl.“ leſen wir: Ein Apoſtel der Mechanotherapie, Dr. Ryde in New-York ver ſi- cherte, daß das einfache Rückwärtsgehen das beſte Mittel gegen nervöſe Kopfſchmerzen ſei. Es genügt, ſo meint Dr. Ryde, wenn man täglich zehn Mi- nuten dieſer Uebung obliegt und der beſte Raum dazu iſt ein langer ſchmaler Corridor, in welchem man auf- und abgehen ſoll. Die Be- wegung ſoll ſehr langſam geſchehen und man ſoll erſt mit der Spitze, dann mit dem Abſatz auftreten. Dr. Ryde hat dieſes Verfahren bei vielen Patienten verſucht und, wie er behauptet, immer mit unfehlbarem Erfolg. (Eine aufgehobene Spielhölle.) In Erque- linnes im Hennegau iſt kürzlich eine Spielhölle eröffnet worden, für die in Belgien und in Paris eine unglaubliche Marktſchreierei veranſtaltet wurde. Das hatte großen Erfolg. Die Spieler der feinen Welt und der Halbwelt fanden in Erquelinnes einen vortrefflichen Boden für ihre Thätigkeit. Auf Anweiſung des Generalſtaatsan- waltes unternahm unlängſt die Staatsanwaltſchaft von Charleroi mit Gendarmen in bürgerlicher Kleidung einen Einbruch in dieſe Spielhölle. Das Unternehmen wurde mit dem größten Geheimniß umgeben, und ſo gelang der Ueberfall. Während die Capelle in dem neben dem Spielſaal gelegenen Feſtſaal luſtige Weiſen ertönen ließ, drangen die Beamten in den Spielſaal und fanden vier Spieltiſche mit dreißig Spielern beſetzt. Es wur- den 10 000 Francs in Baar und Spielmarken im Werthe von 100.000 Francs beſchlagnahmt. Die dreißig Spieler und die zwanzig anweſenden Angeſtellten wurden die Nacht hindurch bis Morgens 9 Uhr der Reihe nach verhört und konnten erſt dann das Haus verlaſſen. Die Pariſer Spieler erhoben geharniſchten Einſpruch gegen dieſes Vorgehen, aber ohne Erfolg. Eine Franzöſin gab zu Protokoll, daß ſie, als die Beamten erſchienen, gerade 12.000 Frcs. verloren hatte. Unter den Spielern waren nur acht Bel- gier; auch ein amerikaniſcher General befand ſich am Spieltiſch. Das ganze Spielmaterial und alle Schriftſtücke wurden beſchlagnahmt und der Spielſaal verſiegelt. (Praktiſch in Form und Inhalt,) vor- nehm in der Ausſtattung! So präſentirt ſich der ſoeben erſchienene Zeitungscatalog und In- ſertionskalender für 1897 der Annoncen-Expedi- tion Rudolf Moſſe, welcher dieſer Tage an die Kunden des Hauſes verſandt wurde; es iſt bereits die 30. Auflage dieſes für jeden Inſerenten ſo unentbehrlichen Rathgebers. Es gibt auf dem großen Gebiete des Reclame- weſens kaum eine Frage, auf welche dieſer be- währte Mentor die Antwort ſchuldig bliebe. Er enthält ein vollſtändiges Verzeichniß ſämmtlicher Zeitungen und Fachblätter Oeſterreich-Ungarns, Deutſchlands und der Schweiz, ſowie aller nam- haſten Blätter des Auslandes mit genauen An- gaben über ihre Verbreitung, Erſcheinungsweiſe, politiſche Tendenz, Inſertions- und Reclamepreis, Spaltenzahl nebſt Spaltenbreite und des der Be- rechnung zu Grunde liegenden Schriftſyſtems nach Rudolf Moſſe’s Normalzeilenmeſſer. Außer dieſen unentbehrlichen Angaben gibt das Buch in einem beſonders intereſſanten Capitel „Ueber die Ausſtattung von Annoncen“ an der Hand von über 130 Originalentwürfen practiſche An- leitungen zur wirkungsvollen Ausſtattung von Annoncen. Es iſt in dieſen Entwürfen jedem Ge- ſchmack und jedem Bedürfniß Rechnung getragen. Durch die hier gegebenen Auregungen, welche zweifellos allen Inſerenten wegen ihrer prac- tiſchen Verwendbarkeit willkommen ſein werden, zeigt die Firma Rudolf Moſſe, wie ſehr ſie beſtrebt iſt, ihren Kunden den Weg zum Erfolge zu bahnen. Was die äußere Ausſtattung des Inſertions-Kalenders an- langt, ſo wurde die ſo practiſche Form einer Pultmappe mit Schreibkalender für alle Tage des Jahres beibehalten. Der Einband und der Druck des Katalogs ſind modern und geſchmackvoll. Zweifellos wird der Inſertionskalender, der recht- zeitig vor Jahresſchluß erſchienen iſt, allen Empfängern Freude machen. Gibt er doch ein Bild von der Leiſtungsfähigkeit der Firma Rudolf Moſſe auf dem Gebiete des Annoncenweſens. Telegramme des „Mähriſchen Tagblattes“. (Vom Correſpondenz-Burean). Berlin, 29. December. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ meldet: Staatsſecrctär Freih v. Mar- ſchall ſah ſich infolge eines Rückfalles genöthigt, die Weihnachtsfeiertage im Bette zuzubringen; erfreulicherweiſe befindet ſich derſelbe bereits auf dem Wege der Beſſerung. Das neue ſerbiſche Miniſterium. Belgrad, 29. December. Das neue Cabinet iſt in nachſtehender Weiſe gebildet: Simic, Präſidium und Aeußeres, General Miskovic Krieg, Velimirovic öffentliche Arbeiten, Vuic Finanzen, Mika Gjorgjevic Inneres, Adra Nicotic Cultus, Kleric Ackerbau, Milovanovic Juſtiz. Spanien und die enropäiſchen Mächte. London, 29. December. Wie der Correſpon- dent des „Daily Chronicle“ aus Rom erfährt, ſoll die ſpaniſche Regierung bei den Cabineten in London, Paris und Rom angefragt haben, welche Haltung ſie im Falle eines Krieges zwiſchen Spanien und den Vereinigten Staaten einzunehmen gedächten. Frankreich und England hätten erklärt, ſie ſeien außer Stande eine end- giltige Antwort zu ertheilen. Italien habe das Anerbieten gemacht, zur Herbeiführung eines freundſchaftlichen Uebereinkommens behilflich zu ſein, ohne jedoch Spanien eine Unterſtützung gegen die Vereinigten Staaten zu verſprechen. Der Correſpondent erfährt weiter, daß angeblich auch mit andern europäiſchen Cabineten fort- dauernd Unterhandlungen beſtehen. Berlin, 29. December. Die Meldung des „Daily Chronicle“ von angeblichen Verhandlungen der ſpaniſchen Regierung mit europäiſchen Cabineten iſt, wie das Wolff’ſche Bureau er- fährt, ſoweit ſie ſich etwa auf eine deutſche Ein- miſchung in ſpaniſche Colonialan gelegenheiten beziehen ſollte, gänzlich unbegründet. Waſhington, 29. December. Wie die „Poſt“ erfährt, hätten ſich Staatsſecretär Olney und der ſpaniſche Geſandte Dupuy de Lome auf Grund einer officiellen Mittheilung des ſpaniſchen Miniſterpräſidenten Canovas über ein Abkommen mit den Cubanern verſtändigt. Demzufolge würde Spanien die Unionsſtaaten erſuchen, den Auf- ſtändiſchen die vereinbarten Bedingungen mitzu- theilen, das Bedauern über die Schädigung des amerikaniſchen Handels auszudrücken und dem Abſchluſſe eines Reziprocitätsvertrages, der Amerika entſchädigen würde, zuzuſtimmen. Weiters würde Canovas erklären, daß er die guten Dienſte der Unionsſtaaten als Vermittlers und Bürgen für eine Amneſtie und die Ausführung der geplanten Reformen annehme. Die Form der den Cubanern angebotenen Regie- rung würde ſich auf die Unabhängigkeit beſchrän- ken, wie ſie irgend einer Provinz ohne voll- ſtändige Trennung vom Mutterlande gewährt werden könne. Waſhington, 29. December. Die von der „Poſt“ veröffentlichte Nachricht über Ver- handlungen zwiſchen dem Staatsſecretär Olney und dem ſpaniſchen Geſandten wird in amtlichen Kreiſen für unrichtig er- klärt. Man geſteht jedoch zu, daß während einiger Monate Verſuche zu Verhandlungen ſtatt- fanden, welche dahingingen, den Cubanern eine Autonomie zu ſichern, die der Inſel eine Con- trole der Zölle und das Recht zur Wahl aller Mitglieder des eigenen Parlamentes gewährt. Geſtrandeter Dampfer. Bilbao, 29. December. Der Dampfer „Carranza“ mit einer Ladung von Erzen iſt an der Küſte von Santander geſcheitert. Man glaubt, daß zwanzig Perſonen ertranken. London, 29. December. Einer bei Lloyds eingetroffenen Meldung aus Bilbao zufolge iſt der Dampfer „Carranza“ auf der Fahrt von Rotterdam nach Bilbao bei den Cap Ajo in Spanien geſtrandet. Das Schiff iſt gänzlich ver- loren. Sechs Perſonen der Mannſchaft wurden gerettet, fünfzehn Perſonen werden vermißt. Telephoniſche Nachrichten des „Mähr. Tagblattes“. Mähriſcher Landtag. Brünn, 29. December. Der mähriſche Landtag hat heute Nachts ſeine Seſſion unterbrochen, nachdem er das Budget- Proviſorium für die erſten vier Monate des nächſten Jahres und eine Reſolution betreffend die directen geheimen Wahlen genehmigt, ferner die Landesausſchüſſe gewählt und das Fünf-Millionen-Darlehen der Landeshauptſtadt Brünn bewil- ligt hatte. Der Referent des Finanz-Ausſchuſſes Abg. Julius Ritter v. Gomperz beantragte die Ge- nehmigung des Budget-Proviſoriums mit der bisherigen Landesumlage von 44 kr. für die erſten vier Monate des nächſten Jahres und weiters die Annahme einer Reſolution, dahinge- hend, der Landesausſchuß wird beauftragt die Re- gierung zu erſuchen, den Landtag zu einer ſolchen Zeit einzuberufen, in welcher er über die Finanzgebahrung des Landes ohne Budget-Proviſorium Beſchlüſſe faſſen und die Landtagsabgeordneten ſich vollſtändig ihren Ar- beiten widmen können und deßhalb eine längere, zur Erledigung aller Landtagsarbeiten vollkommen hinreichende Seſſionsdauer feſtzuſetzen. Dieſe Reſolution ſowie das Budget-Provi- ſorium wurden, nachdem die jungtſchechiſchen Abg. Dr. Perek und Dr. Šileny die be- kannten Klagen der Tſchechen vorgebracht hatten, angenommen. Ein von dem deutſch-nationalen Abg. Zöllner geſtellter Abänderungs-Antrag das Budgetproviſorium nur für die erſten drei Monate des nächſten Jahres zu bewilligen, blieb in der Minorität. Hierauf fanden die Wahlen in den Landesausſchuß ſtatt. Es wurden gewählt: aus der Curie des Großgrundbeſitzes Dr. Ulrich (neu), aus der Curie der Städte und Handelskammern Dr. Promber, aus der Curie der Landgemeinden Dr. Tuček (neu), aus dem ganzen Hauſe: Dr. Ritter v. Manner, Dr. Hugo Fux (neu) und Dr. Začek. Als Erſatzmänner wurden gewählt: Graf Zierotin, Dr. Merores, Rozkošny, Seydl, Dr. Popelak und Heimrich. Nach dem vom Abg. Dr. Götz, der ſich einer vom Abg. Dr. Začek beantragten Reſo- lution angeſchloſſen hatte, erſtatteten Berichte, wurde eine Reſolution angenommen, dahin- gehend, der Landtag erklärt es für dringend nothwendig, daß er in die Lage komme, recht- zeitig das Geſetz, betreffend die Abände- rung der Landtagswahlordnung zu beſchließen, bevor die Neuwahlen in das Abge- ordnetenhaus des Reichsrathes ausgeſchrieben werden. Der Landmarſchall ſchließt ſodann die Sitzung, indem er den Abgeordneten ein glückliches neues Jahr wünſcht. Brünn, 29. December. Bei der heute im Landtage ſtattgefundenen Debatte über das Budget-Proviſorium warf der Jungtſcheche Dr. Perek dem Landes- Ausſchuſſe vor, daß nichts für die culturellen und wirthſchaftlichen Intereſſen der tſchechiſchen Bevölkerung geſchehen ſei. Die Regierung beſchuldigt Redner, daß ſie der Germaniſirung Vor- ſchub leiſte.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 300, Olmütz, 30.12.1896, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches300_1896/6>, abgerufen am 23.11.2024.