Mährisches Tagblatt. Nr. 30, Olmütz, 06.02.1884.[Spaltenumbruch]
die Sprachenverordnung, welche im Abgeordne- (Olmützer Creditbank.) Die Direction (Sonntagsruhe beim k. k. Postamte Olmütz.) Wir werden um Aufnahme der nach- (Pfründenverleihung.) Die Kuratie zu (Leichenbegängnitz.) Gestern Nachmittags (Do mkapitel und Rustikalbank.) Wie (Vom Musikvereine.) Die Generalver- (Vom Damen-Singvereine.) Morgen, (Theatercostumeball.) Herr Director (Studentenkränzchen.) Die besten Ingre- (Vom Carneval) Samstag den 16. d. (Belauschtes.) Am Oberringe vor der (Theaternachrichten.) Die Vertreterin des (Verhaftung eines Hochstaplers.) Heute [Spaltenumbruch] Am eine Fürstenkrone. (17.) "Ich sehe zwei Fischerkähne, die sich begeg- "Nein, der Kranke war ganz ruhig und Leonard blickte sie verwundert an. -- "Die Tante sagte mir, daß es so schicklicher "Bah, mir gegenüber brauchst Du das "Ja, der Fürst, das ist wohl ein sehr vor- "Man nennt ihn für gewöhnlich "Durch- [Spaltenumbruch] "Wie sonderbar," versetzte das Kind kopf- "Hast recht, Gertrud!" lächelte Leonard, Der Geheimrath blickte ihr lange nach und Der Kahn war jetzt schon so nahe heran- Finster wandte dieser sich an seinen Kam- "Gestatten Durchlaucht, daß ich vorangehe "Hier ist das Pfarrhaus, wo der Prinz Ohne jetzt weitere Notiz von ihm zu neh- "Gesprochen hat er nicht, doch war sein Der Geheimrath beugte sich zu dem Kranken Der Geheimrath untersuchte mit leiser Hand "Ich werde jetzt Ihren Platz einnehmen, (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
die Sprachenverordnung, welche im Abgeordne- (Olmützer Creditbank.) Die Direction (Sonntagsruhe beim k. k. Poſtamte Olmütz.) Wir werden um Aufnahme der nach- (Pfründenverleihung.) Die Kuratie zu (Leichenbegängnitz.) Geſtern Nachmittags (Do mkapitel und Ruſtikalbank.) Wie (Vom Muſikvereine.) Die Generalver- (Vom Damen-Singvereine.) Morgen, (Theatercoſtumeball.) Herr Director (Studentenkränzchen.) Die beſten Ingre- (Vom Carneval) Samſtag den 16. d. (Belauſchtes.) Am Oberringe vor der (Theaternachrichten.) Die Vertreterin des (Verhaftung eines Hochſtaplers.) Heute [Spaltenumbruch] Am eine Fürſtenkrone. (17.) „Ich ſehe zwei Fiſcherkähne, die ſich begeg- „Nein, der Kranke war ganz ruhig und Leonard blickte ſie verwundert an. — „Die Tante ſagte mir, daß es ſo ſchicklicher „Bah, mir gegenüber brauchſt Du das „Ja, der Fürſt, das iſt wohl ein ſehr vor- „Man nennt ihn für gewöhnlich „Durch- [Spaltenumbruch] „Wie ſonderbar,“ verſetzte das Kind kopf- „Haſt recht, Gertrud!“ lächelte Leonard, Der Geheimrath blickte ihr lange nach und Der Kahn war jetzt ſchon ſo nahe heran- Finſter wandte dieſer ſich an ſeinen Kam- „Geſtatten Durchlaucht, daß ich vorangehe „Hier iſt das Pfarrhaus, wo der Prinz Ohne jetzt weitere Notiz von ihm zu neh- „Geſprochen hat er nicht, doch war ſein Der Geheimrath beugte ſich zu dem Kranken Der Geheimrath unterſuchte mit leiſer Hand „Ich werde jetzt Ihren Platz einnehmen, (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="[5]"/><cb/> die Sprachenverordnung, welche im Abgeordne-<lb/> tenhauſe ſo großen Beifall fand, bisher jedoch<lb/> nur bruchſtückweiſe bekannt wurde, werden wir<lb/> Morgen ihrem vollen Wortlaute nach veröffent-<lb/> lichen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Olmützer Creditbank.)</hi> </head> <p>Die Direction<lb/> der Olmützer Creditbank hat in einer geſtern<lb/> ſtattgefundenen Sitzung beſchloſſen die 18 or-<lb/> dentliche Generalverſammlung der Olmützer Cre-<lb/> ditbank am Sonntag, den 17. Februar 1884 10<lb/> Uhr Vormittags im Cafino-Saale abzuhalten.<lb/> Die Bilanz welche der Direction vorgelegt wurde,<lb/> iſt eine durchgehends ſehr zufriedenſtellende und<lb/> das Erträgniß ein ſehr günſtiges zu nennen.<lb/> Dasſelbe ſetzt die Direction in die angenehme<lb/> Lage bei der nächſten General-Verſammlung, nebſt<lb/> reichlicher Dotirung der Reſervefonde eine 6%tige<lb/> Dividende zur Auszahlung zu beantragen und<lb/> überdieß von dem Ueberſchuße einen Betrag zur<lb/> Gründung eines Penſionsfondes für die Beamten<lb/> der Anſtalt widmen zu können. Weiters wurde<lb/> beſchloſſen Herrn Joſ. Gerl, welcher auf ſeine<lb/> Stelle als Directions-Mitglied reſignirte, für<lb/> ſeine mehr als 15jährige Wirkſamkeit als Mit-<lb/> glied der Aufnahmscommiſſion, Ausſchuß der<lb/> Credittheilnehmer und Directionsmitglied ſchrift-<lb/> lich den Dank der Direction auszudrücken.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Sonntagsruhe beim k. k. 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Oberpoſtverwalter<lb/> Burda.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Pfründenverleihung.)</hi> </head> <p>Die Kuratie zu<lb/> Mittelwald wurde dem Eckersdorfer Kooperator<lb/> Herrn Franz Hedrich verliehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Leichenbegängnitz.)</hi> </head> <p>Geſtern Nachmittags<lb/> 5 Uhr fand vom Gemeindehauſe aus, das Lei-<lb/> chenbegängniß des verſtorbenen Präſidial-Burean-<lb/> Dieners Philipp <hi rendition="#g">Wagner</hi> ſtatt. An demſelben<lb/> betheiligte ſich der deutſche Veteranenverein in<lb/><hi rendition="#aq">corpore</hi> mit Fahne und Muſik. Dem reich mit<lb/> Kränzen geſchmückten Sarge folgten die Leidtra-<lb/> genden, ferner Herr Bürgermeiſter v. <hi rendition="#g">Engel,</hi><lb/> mehrere Herren <hi rendition="#g">Gemeinderäthe</hi> und Stadt-<lb/> verordnete, die ſtädt. 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M. verſchoben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Damen-Singvereine.)</hi> </head> <p>Morgen,<lb/> Donnerſtag, findet keine Singprobe ſtatt. Die<lb/> nächſte Probe wird Montag 5 Uhr Nchm. abgehalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Theatercoſtumeball.)</hi> </head> <p>Herr Director<lb/><hi rendition="#g">Schönerſtädt</hi> will die Faſchingslaune und<lb/> die Tanzluſt des hieſigen Publikums nicht unge-<lb/> nützt vorübergehen laſſen und beabſichtigt einen<lb/><hi rendition="#g">Theatercoſtumeball</hi> im großen Style zu<lb/> veranſtalten. Derſelbe ſoll am 20. d. M. im<lb/> großen Redoutenſaale ſtattfinden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Studentenkränzchen.)</hi> </head> <p>Die beſten Ingre-<lb/> dienzien, die eine Tanzunterhaltung haben kann,<lb/> Jugend, Schönheit und Frohſinn waren geſtern<lb/> vereinigt, um das Kränzchen, welches die Stu-<lb/> direnden des hieſigen deutſchen Gymnaſiums ver-<lb/> anſtaltet hatten, ebenſo glänzend als belebt zu<lb/> geſtalten. In dem hübſch decorirten Saale des<lb/> deutſchen Caſinos war Alles verſammelt, was<lb/> unſere Stadt an jugendlicher Schönheit bieten<lb/> kann, und kurz nach 8 Uhr ſchon war der Saal<lb/> dicht gefüllt von den Studirenden und ihren<lb/> Freunden. Nebſt dem Director des Gymnaſiums,<lb/> Herrn <hi rendition="#g">Dittrich</hi> und den Profeſſoren desſelben<lb/> waren auf dem Kränzcheu erſchienen: Seine<lb/> Excellenz der Feſtungscommandant FML. R. v.<lb/><hi rendition="#g">Fröhlich,</hi> der Diviſionär FML. v. <hi rendition="#g">Panz,</hi><lb/> Oberſt <hi rendition="#g">Schumbera,</hi> Geniedirector Oberſt-<lb/> lieutenant von <hi rendition="#g">Tilzer</hi> und andere Stabs-<lb/> offiziere, Bürgermeiſter von <hi rendition="#g">Engel,</hi> Kreis-<lb/> gerichtspräſident Dr. <hi rendition="#g">Schwetz,</hi> Handelskam-<lb/> merpräſident Moritz <hi rendition="#g">Primaveſi,</hi> zahlreiche<lb/> Gemeinderäthe und Stadtverordnete. Daß bei<lb/> der Fülle von weiblicher Schönheit und<lb/> Anmuth, die dieſes Kränzchen aufwies, dem<lb/><cb/> Tanze mit beſonderem Eifer und mit eine<lb/> Hingebung, wie ſie nur der Jugend eigen iſt<lb/> gehuldigt, wurde, iſt ſelbſtverſtändlich und wir<lb/> können deshalb nur noch berichten, daß um 4<lb/> Uhr Morgens noch getanzt wurde. Das Kränz-<lb/> chen gehört jedenfalls zu den ſchönſten Tanzunter-<lb/> haltungen des heurigen Carnevals und das<lb/> Comité verdient für das glückliche Arrangement<lb/> desſelben vollſte Anerkennung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Carneval)</hi> </head> <p>Samſtag den 16. d.<lb/> findet der Ball der hieſigen Artillerie-Unterofficiere<lb/> im ſtädt. Redoutenſaale ſtatt. Der Anfang iſt<lb/> auf halb 8 Uhr Abends feſtgeſtellt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Belauſchtes.)</hi> </head> <p>Am Oberringe vor der<lb/><hi rendition="#g">Hoppe’ſchen Papierhandlung</hi> ſtanden<lb/> heute zwei Bäuerinnen und betrachteten mit<lb/> großer Aufmerkſamkeit die dort ausgeſtellte<lb/> Fotografie eines jungen Mannes, wobei ſich fol-<lb/> gendes Geſpräch entwickelte: „Nein! So ein<lb/> junger, hübſcher Menſch, fünf Mädeln hat er<lb/> umgebracht!“ — „Jetzt ſind’s ſchon fünfzehne.<lb/> Alle Tag’ kommt eine neue Anzeig’ bei der<lb/> Wiener Polizei. Da war der Blaubart ja noch<lb/> ein urndtlicher Menſch, der hat nur ſechs Frauen-<lb/> zimmer am Gewiſſen ghabt.“ „Schrecklich,<lb/> ſchrecklich! Ich glaub, ich muß den Menſchen<lb/> ſchon wo gſehn habn’. Unſer Dienſtbot hat ein-<lb/> mal ein Verhältniß mit einem jungen Mann<lb/> ghabt, der hat grad’ ſo ausgeſchaut.“ „Lebt ſie<lb/> noch?“ „Ja.“ „Dann war ers nicht, denn da<lb/> wär ſie ſchon in der Ewigkeit.„ „Es iſt eigent-<lb/> lich recht ſchad, daß ihn hängen werd’n, er iſt<lb/> wirklich ein hübſcher Menſch.“ — Kopfſchüttelnd<lb/> entfernten ſich die Beiden. Würden ſie die<lb/> Unterſchrift unter jener Fotografie geleſen haben<lb/> oder hätten ſie dieſelbe leſen können, ſie wären<lb/> wohl niemals auf die Vermuthung gekommen,<lb/> ein Portrait des Mädchenmörders Hugo Schenk<lb/> vor ſich zu haben; denn jene Unterſchrift lautet:<lb/><hi rendition="#g">Zich, Operettenſänger des Olmützer<lb/> Stadttheaters.</hi> Moral: Unter den heutigen<lb/> Verhältniſſen iſt es für einen jungen Mann<lb/> höchſt riscant, ſeine Fotografie zu exponiren,<lb/> will er nicht für Hugo Schenk gehalten werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Theaternachrichten.)</hi> </head> <p>Die Vertreterin des<lb/> naiven Faches an unſerer Bühne, Frl. <hi rendition="#g">Sternen-<lb/> thal</hi> wurde für das Wallner-Theater in Berlin<lb/> engagirt. — Herr Max Pategg wurde am Ham-<lb/> burger Stadttheater reengagirt. — Für das<lb/> Sommertheater in Marienbad wurde Fräulein<lb/> Bertha Hausner und Herr Braun und für das<lb/> Theater in Zürich Herr Haſchkowetz engagirt.</p> </div><lb/> <div xml:id="hochstaplers1" next="#hochstaplers2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Verhaftung eines Hochſtaplers.)</hi> </head> <p>Heute<lb/> Vormittags wurde durch den Polizei-Oberinſpi-<lb/> cienten Jantſchik ein Hochſtapler verhaftet, der<lb/> unter dem Namen eines Grafen Wagenſterg<lb/> hier längere Zeit ſein Unweſen trieb. — Graf<lb/> Wagenſterg, <hi rendition="#aq">rocte</hi> Süß iſt der Sohn eines<lb/> Militärverpflegsbeamten, beſuchte vor mehreren<lb/> Jahren die Kadettenſchule und diente ſchließlich</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Am eine Fürſtenkrone.</hi> </head><lb/> <byline>Roman von <hi rendition="#b">E. Heinrichs.</hi> </byline><lb/> <p> <ref>(17.)</ref> </p><lb/> <p>„Ich ſehe zwei Fiſcherkähne, die ſich begeg-<lb/> nen,“ nickte ſie, die Hand über die Augen hal-<lb/> tend, um ſchärfer ſehen zu können bei dem blen-<lb/> denden Sonnenlichte. „In dem einen ſitzt der<lb/> wunderliche Doctor —“ — „Und der andere<lb/> Kahn?“ — — „Hällt auf die Hallig zu, —<lb/> es ſitzen drei Perſonen darin mit dem Schif-<lb/> fer —“ — „Es wird der Fürſt ſein,“ nickte<lb/> Leonard, „warten wir noch ein wenig, Gertrud!<lb/> — Iſt die Tante ängſtlich?“</p><lb/> <p>„Nein, der Kranke war ganz ruhig und<lb/> ohne Fieber, — ſie gab ihm zu trinken, meinte<lb/> aber doch, daß ich Sie aufſuchen ſollte, Herr<lb/> Doctor!“</p><lb/> <p>Leonard blickte ſie verwundert an. —<lb/> „Geſtern nannteſt Du mich weder „Herr Doc-<lb/> tor“ noch „Sie,“ Gertrud!“</p><lb/> <p>„Die Tante ſagte mir, daß es ſo ſchicklicher<lb/> ſei,“ verſetzte ſie die Augen ſenkend.</p><lb/> <p>„Bah, mir gegenüber brauchſt Du das<lb/> nicht mein Kind. — Anders iſt es zum Beiſpiel<lb/> mit dem Fürſten oder jenem Doctor. —“</p><lb/> <p>„Ja, der Fürſt, das iſt wohl ein ſehr vor-<lb/> nehmer Herr,“ meinte Gertrud nachdenklich, „wie<lb/> muß ich denn ihn nennen?“</p><lb/> <p>„Man nennt ihn für gewöhnlich „Durch-<lb/> laucht!“</p><lb/> <cb/> <p>„Wie ſonderbar,“ verſetzte das Kind kopf-<lb/> ſchüttelnd, „Durchlaucht! — Dabei kann man<lb/> ſich doch eigentlich nichts vorſtellen. Majeſtät,<lb/> wie man einen König oder Kaiſer heißt, iſt doch<lb/> ganz anders, das klingt ſo erhaben, ſo überir-<lb/> diſch.“ —</p><lb/> <p>„Haſt recht, Gertrud!“ lächelte Leonard,<lb/> „aber die Durchlaucht klingt auch gut und for-<lb/> dert gewaltigen Reſpect. — Willſt Du nicht lie-<lb/> ber zur Tante heimkehren und ihr ſagen, daß<lb/> ich gleich komme?“ — Er legte ihr die Hand<lb/> auf den von blonden Flechten umrahmten Kopf<lb/> und ſah ſie mit einem ſo ſonderbar bewegten<lb/> Blick an, daß Gertrud ſich erröthend abwandte<lb/> und eilig fortſchlüpfte, ohne ſich nur ein einziges<lb/> Mal umzuſchauen.</p><lb/> <p>Der Geheimrath blickte ihr lange nach und<lb/> wandte ſich dann mechaniſch dem Meere zu. —<lb/> „O, Schickſal — o, Nemiſis!“ murmelte er<lb/> mit einem tiefen Seufzer, der qualvoll ſeiner<lb/> Bruſt ſich entrang.</p><lb/> <p>Der Kahn war jetzt ſchon ſo nahe heran-<lb/> gekommen, daß Leonard den Fürſten begrüßen<lb/> konnte. Nach wenigen Augenblicken ſtieß er an’s<lb/> Ufer und der Geheimrath ſtreckte dem Fürſten<lb/> beide Hände entgegen, um ihm beim Ausſteigen<lb/> behülflich zu ſein.</p><lb/> <p>Finſter wandte dieſer ſich an ſeinen Kam-<lb/> merdiener und befahl kurz, ihm ſeinen Arm zu<lb/> leihen. Der Arzt trat ruhig, ohne eine Miene<lb/> zu verziehen zurück.</p><lb/> <p>„Geſtatten Durchlaucht, daß ich vorangehe<lb/> als Führer,“ nahm er jetzt, als Fürſt Reichen-<lb/><cb/> ſtein den Strand betreten, das Wort. — Der<lb/> Fürſt nickte finſter und ſchritt, von dem Kammer-<lb/> diener gefolgt, in einiger Entfernung von ſeinem<lb/> Leibarzt, dieſem in auffälligſter Weiſe ſeine<lb/> Ungnade bezeugend.</p><lb/> <p>„Hier iſt das Pfarrhaus, wo der Prinz<lb/> die liebreichſte Aufnahme gefunden,“ wandte ſich<lb/> Leonard wieder zu dem Fürſten, „haben Durch-<lb/> laucht die Güte, einzutreten.“</p><lb/> <p>Ohne jetzt weitere Notiz von ihm zu neh-<lb/> men, trat der Arzt an das Bett des Kranken,<lb/> um ſich von ſeinem Zuſtande zu überzeugen.<lb/> Mamſell Tinchen flüſterte ihm einige Worte zu.<lb/> — „Er ſchlummert ſchon wieder?“ fragte Leo-<lb/> nard erſtaunt, „ſo iſt er noch immer nicht zum<lb/> Bewußtſein gekommen?“</p><lb/> <p>„Geſprochen hat er nicht, doch war ſein<lb/> Blick frei und verſtändnißvoll, derſelbe dankte<lb/> mir ſogar für die Erquickung, welche ich ihm<lb/> reichte.“</p><lb/> <p>Der Geheimrath beugte ſich zu dem Kranken<lb/> nieder und horchte auf die ruhigen Athemzüge des-<lb/> ſelben. Dann nickte er befriedigt. — „Er war<lb/> ganz fieberfrei?“ flüſterte er. — „Vollſtändig,<lb/> ich glanbe, daß die Gefahr vorüber iſt.“</p><lb/> <p>Der Geheimrath unterſuchte mit leiſer Hand<lb/> den Puls und legte die Linke leicht auf die<lb/> Stirn des Schlummernden. Dann nickte er<lb/> befriedigt.</p><lb/> <p>„Ich werde jetzt Ihren Platz einnehmen,<lb/> Fäulein Hallmann“, flüſterte er, „Sie bedürfen<lb/> der Etholung.“</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0005]
die Sprachenverordnung, welche im Abgeordne-
tenhauſe ſo großen Beifall fand, bisher jedoch
nur bruchſtückweiſe bekannt wurde, werden wir
Morgen ihrem vollen Wortlaute nach veröffent-
lichen.
(Olmützer Creditbank.) Die Direction
der Olmützer Creditbank hat in einer geſtern
ſtattgefundenen Sitzung beſchloſſen die 18 or-
dentliche Generalverſammlung der Olmützer Cre-
ditbank am Sonntag, den 17. Februar 1884 10
Uhr Vormittags im Cafino-Saale abzuhalten.
Die Bilanz welche der Direction vorgelegt wurde,
iſt eine durchgehends ſehr zufriedenſtellende und
das Erträgniß ein ſehr günſtiges zu nennen.
Dasſelbe ſetzt die Direction in die angenehme
Lage bei der nächſten General-Verſammlung, nebſt
reichlicher Dotirung der Reſervefonde eine 6%tige
Dividende zur Auszahlung zu beantragen und
überdieß von dem Ueberſchuße einen Betrag zur
Gründung eines Penſionsfondes für die Beamten
der Anſtalt widmen zu können. Weiters wurde
beſchloſſen Herrn Joſ. Gerl, welcher auf ſeine
Stelle als Directions-Mitglied reſignirte, für
ſeine mehr als 15jährige Wirkſamkeit als Mit-
glied der Aufnahmscommiſſion, Ausſchuß der
Credittheilnehmer und Directionsmitglied ſchrift-
lich den Dank der Direction auszudrücken.
(Sonntagsruhe beim k. k. Poſtamte
Olmütz.) Wir werden um Aufnahme der nach-
ſtehenden Kundmachung erſucht: Vom näch-
ſten Sonntage angefangen werden die Amtsſtun-
den an Sonntagen beim k. k. Poſtamte Olmütz
(Stadt) nachſtehend feſtgeſetzt: Aufgabe von Brief-
und Fahrpoſtſendungen und Abgabe von Brief-
und Fahrpoſtſendungen Vormittags von 8 —10
Uhr, Nachmittags von 4—5 Uhr, Einzahlung
von Poſtanweiſungen und Spareinlagen und
Auszahlung von Poſtanweiſungen und Sparein-
lagen Vorm. von 8—11 Uhr, Ausgabe der Zei-
tungen Vorm. von 8—9 Uhr, und Nachm. von
4—5 Uhr. K. k. Poſtamt. Olmütz, den 6.
Februar 1884. Der k. k. Oberpoſtverwalter
Burda.
(Pfründenverleihung.) Die Kuratie zu
Mittelwald wurde dem Eckersdorfer Kooperator
Herrn Franz Hedrich verliehen.
(Leichenbegängnitz.) Geſtern Nachmittags
5 Uhr fand vom Gemeindehauſe aus, das Lei-
chenbegängniß des verſtorbenen Präſidial-Burean-
Dieners Philipp Wagner ſtatt. An demſelben
betheiligte ſich der deutſche Veteranenverein in
corpore mit Fahne und Muſik. Dem reich mit
Kränzen geſchmückten Sarge folgten die Leidtra-
genden, ferner Herr Bürgermeiſter v. Engel,
mehrere Herren Gemeinderäthe und Stadt-
verordnete, die ſtädt. Beamten und Diener, eine
Deputation der Sicherheitswache etc. — Wir
werden um die Aufnahme der folgenden Dank-
ſagung erſucht: Für die außerordentliche Theil-
nahme an dem Leichenbegängniße meines verſtor-
benen Gatten, Philipp Wagner, Präſidial-
Bureau-Dieners der Stadtgemeinde Olmütz,
erlaube ich mir den tiefſtgefühlten Dauk aus-
zuſprechen: Dem hochverehrten Herrn Bürger-
meiſter Joſef v Engel, dem löbl. Gemeinderathe
und dem löbl. Stadtverordneten-Collegium, den Hru.
ſtädt. Beamten, den Herren Vertretern des Lehrer-
ſtandes, dem löbl. Veteranen-Verein, den Herren
Dienern des k. k. Bezirks- und Kreisgerichtes,
den Herren Collegen des Verſtorbenen, der löbl.
ſtädt. Sicherheitswache, allen Freunden und
Bekannten ſowie allen edlen Kranzſpendern.
Hochachtungsvoll Anna Wagner.
(Do mkapitel und Ruſtikalbank.) Wie
ein Wiener commercielles Blatt meldet, dürfte
auch unſer Domkapitel bei dem Zuſammenbruche
der galiziſchen Ruſtikalbank einen bedeutenden
Verluſt erleiden. Dasſelbe beſitzt nach dieſem
Blatte Pfandbriefe dieſer Bank in der Höhe von
einer Million Gulden.
(Vom Muſikvereine.) Die Generalver-
ſammlung unſeres Muſikvereines, welche am
Sonntag den 10. d. M. hätte ſtattfinden ſollen,
wurde mehrfacher Hinderniſſe halber auf Sonn-
tag den 17. d. M. verſchoben.
(Vom Damen-Singvereine.) Morgen,
Donnerſtag, findet keine Singprobe ſtatt. Die
nächſte Probe wird Montag 5 Uhr Nchm. abgehalten.
(Theatercoſtumeball.) Herr Director
Schönerſtädt will die Faſchingslaune und
die Tanzluſt des hieſigen Publikums nicht unge-
nützt vorübergehen laſſen und beabſichtigt einen
Theatercoſtumeball im großen Style zu
veranſtalten. Derſelbe ſoll am 20. d. M. im
großen Redoutenſaale ſtattfinden.
(Studentenkränzchen.) Die beſten Ingre-
dienzien, die eine Tanzunterhaltung haben kann,
Jugend, Schönheit und Frohſinn waren geſtern
vereinigt, um das Kränzchen, welches die Stu-
direnden des hieſigen deutſchen Gymnaſiums ver-
anſtaltet hatten, ebenſo glänzend als belebt zu
geſtalten. In dem hübſch decorirten Saale des
deutſchen Caſinos war Alles verſammelt, was
unſere Stadt an jugendlicher Schönheit bieten
kann, und kurz nach 8 Uhr ſchon war der Saal
dicht gefüllt von den Studirenden und ihren
Freunden. Nebſt dem Director des Gymnaſiums,
Herrn Dittrich und den Profeſſoren desſelben
waren auf dem Kränzcheu erſchienen: Seine
Excellenz der Feſtungscommandant FML. R. v.
Fröhlich, der Diviſionär FML. v. Panz,
Oberſt Schumbera, Geniedirector Oberſt-
lieutenant von Tilzer und andere Stabs-
offiziere, Bürgermeiſter von Engel, Kreis-
gerichtspräſident Dr. Schwetz, Handelskam-
merpräſident Moritz Primaveſi, zahlreiche
Gemeinderäthe und Stadtverordnete. Daß bei
der Fülle von weiblicher Schönheit und
Anmuth, die dieſes Kränzchen aufwies, dem
Tanze mit beſonderem Eifer und mit eine
Hingebung, wie ſie nur der Jugend eigen iſt
gehuldigt, wurde, iſt ſelbſtverſtändlich und wir
können deshalb nur noch berichten, daß um 4
Uhr Morgens noch getanzt wurde. Das Kränz-
chen gehört jedenfalls zu den ſchönſten Tanzunter-
haltungen des heurigen Carnevals und das
Comité verdient für das glückliche Arrangement
desſelben vollſte Anerkennung.
(Vom Carneval) Samſtag den 16. d.
findet der Ball der hieſigen Artillerie-Unterofficiere
im ſtädt. Redoutenſaale ſtatt. Der Anfang iſt
auf halb 8 Uhr Abends feſtgeſtellt.
(Belauſchtes.) Am Oberringe vor der
Hoppe’ſchen Papierhandlung ſtanden
heute zwei Bäuerinnen und betrachteten mit
großer Aufmerkſamkeit die dort ausgeſtellte
Fotografie eines jungen Mannes, wobei ſich fol-
gendes Geſpräch entwickelte: „Nein! So ein
junger, hübſcher Menſch, fünf Mädeln hat er
umgebracht!“ — „Jetzt ſind’s ſchon fünfzehne.
Alle Tag’ kommt eine neue Anzeig’ bei der
Wiener Polizei. Da war der Blaubart ja noch
ein urndtlicher Menſch, der hat nur ſechs Frauen-
zimmer am Gewiſſen ghabt.“ „Schrecklich,
ſchrecklich! Ich glaub, ich muß den Menſchen
ſchon wo gſehn habn’. Unſer Dienſtbot hat ein-
mal ein Verhältniß mit einem jungen Mann
ghabt, der hat grad’ ſo ausgeſchaut.“ „Lebt ſie
noch?“ „Ja.“ „Dann war ers nicht, denn da
wär ſie ſchon in der Ewigkeit.„ „Es iſt eigent-
lich recht ſchad, daß ihn hängen werd’n, er iſt
wirklich ein hübſcher Menſch.“ — Kopfſchüttelnd
entfernten ſich die Beiden. Würden ſie die
Unterſchrift unter jener Fotografie geleſen haben
oder hätten ſie dieſelbe leſen können, ſie wären
wohl niemals auf die Vermuthung gekommen,
ein Portrait des Mädchenmörders Hugo Schenk
vor ſich zu haben; denn jene Unterſchrift lautet:
Zich, Operettenſänger des Olmützer
Stadttheaters. Moral: Unter den heutigen
Verhältniſſen iſt es für einen jungen Mann
höchſt riscant, ſeine Fotografie zu exponiren,
will er nicht für Hugo Schenk gehalten werden.
(Theaternachrichten.) Die Vertreterin des
naiven Faches an unſerer Bühne, Frl. Sternen-
thal wurde für das Wallner-Theater in Berlin
engagirt. — Herr Max Pategg wurde am Ham-
burger Stadttheater reengagirt. — Für das
Sommertheater in Marienbad wurde Fräulein
Bertha Hausner und Herr Braun und für das
Theater in Zürich Herr Haſchkowetz engagirt.
(Verhaftung eines Hochſtaplers.) Heute
Vormittags wurde durch den Polizei-Oberinſpi-
cienten Jantſchik ein Hochſtapler verhaftet, der
unter dem Namen eines Grafen Wagenſterg
hier längere Zeit ſein Unweſen trieb. — Graf
Wagenſterg, rocte Süß iſt der Sohn eines
Militärverpflegsbeamten, beſuchte vor mehreren
Jahren die Kadettenſchule und diente ſchließlich
Am eine Fürſtenkrone.
Roman von E. Heinrichs.
(17.)
„Ich ſehe zwei Fiſcherkähne, die ſich begeg-
nen,“ nickte ſie, die Hand über die Augen hal-
tend, um ſchärfer ſehen zu können bei dem blen-
denden Sonnenlichte. „In dem einen ſitzt der
wunderliche Doctor —“ — „Und der andere
Kahn?“ — — „Hällt auf die Hallig zu, —
es ſitzen drei Perſonen darin mit dem Schif-
fer —“ — „Es wird der Fürſt ſein,“ nickte
Leonard, „warten wir noch ein wenig, Gertrud!
— Iſt die Tante ängſtlich?“
„Nein, der Kranke war ganz ruhig und
ohne Fieber, — ſie gab ihm zu trinken, meinte
aber doch, daß ich Sie aufſuchen ſollte, Herr
Doctor!“
Leonard blickte ſie verwundert an. —
„Geſtern nannteſt Du mich weder „Herr Doc-
tor“ noch „Sie,“ Gertrud!“
„Die Tante ſagte mir, daß es ſo ſchicklicher
ſei,“ verſetzte ſie die Augen ſenkend.
„Bah, mir gegenüber brauchſt Du das
nicht mein Kind. — Anders iſt es zum Beiſpiel
mit dem Fürſten oder jenem Doctor. —“
„Ja, der Fürſt, das iſt wohl ein ſehr vor-
nehmer Herr,“ meinte Gertrud nachdenklich, „wie
muß ich denn ihn nennen?“
„Man nennt ihn für gewöhnlich „Durch-
laucht!“
„Wie ſonderbar,“ verſetzte das Kind kopf-
ſchüttelnd, „Durchlaucht! — Dabei kann man
ſich doch eigentlich nichts vorſtellen. Majeſtät,
wie man einen König oder Kaiſer heißt, iſt doch
ganz anders, das klingt ſo erhaben, ſo überir-
diſch.“ —
„Haſt recht, Gertrud!“ lächelte Leonard,
„aber die Durchlaucht klingt auch gut und for-
dert gewaltigen Reſpect. — Willſt Du nicht lie-
ber zur Tante heimkehren und ihr ſagen, daß
ich gleich komme?“ — Er legte ihr die Hand
auf den von blonden Flechten umrahmten Kopf
und ſah ſie mit einem ſo ſonderbar bewegten
Blick an, daß Gertrud ſich erröthend abwandte
und eilig fortſchlüpfte, ohne ſich nur ein einziges
Mal umzuſchauen.
Der Geheimrath blickte ihr lange nach und
wandte ſich dann mechaniſch dem Meere zu. —
„O, Schickſal — o, Nemiſis!“ murmelte er
mit einem tiefen Seufzer, der qualvoll ſeiner
Bruſt ſich entrang.
Der Kahn war jetzt ſchon ſo nahe heran-
gekommen, daß Leonard den Fürſten begrüßen
konnte. Nach wenigen Augenblicken ſtieß er an’s
Ufer und der Geheimrath ſtreckte dem Fürſten
beide Hände entgegen, um ihm beim Ausſteigen
behülflich zu ſein.
Finſter wandte dieſer ſich an ſeinen Kam-
merdiener und befahl kurz, ihm ſeinen Arm zu
leihen. Der Arzt trat ruhig, ohne eine Miene
zu verziehen zurück.
„Geſtatten Durchlaucht, daß ich vorangehe
als Führer,“ nahm er jetzt, als Fürſt Reichen-
ſtein den Strand betreten, das Wort. — Der
Fürſt nickte finſter und ſchritt, von dem Kammer-
diener gefolgt, in einiger Entfernung von ſeinem
Leibarzt, dieſem in auffälligſter Weiſe ſeine
Ungnade bezeugend.
„Hier iſt das Pfarrhaus, wo der Prinz
die liebreichſte Aufnahme gefunden,“ wandte ſich
Leonard wieder zu dem Fürſten, „haben Durch-
laucht die Güte, einzutreten.“
Ohne jetzt weitere Notiz von ihm zu neh-
men, trat der Arzt an das Bett des Kranken,
um ſich von ſeinem Zuſtande zu überzeugen.
Mamſell Tinchen flüſterte ihm einige Worte zu.
— „Er ſchlummert ſchon wieder?“ fragte Leo-
nard erſtaunt, „ſo iſt er noch immer nicht zum
Bewußtſein gekommen?“
„Geſprochen hat er nicht, doch war ſein
Blick frei und verſtändnißvoll, derſelbe dankte
mir ſogar für die Erquickung, welche ich ihm
reichte.“
Der Geheimrath beugte ſich zu dem Kranken
nieder und horchte auf die ruhigen Athemzüge des-
ſelben. Dann nickte er befriedigt. — „Er war
ganz fieberfrei?“ flüſterte er. — „Vollſtändig,
ich glanbe, daß die Gefahr vorüber iſt.“
Der Geheimrath unterſuchte mit leiſer Hand
den Puls und legte die Linke leicht auf die
Stirn des Schlummernden. Dann nickte er
befriedigt.
„Ich werde jetzt Ihren Platz einnehmen,
Fäulein Hallmann“, flüſterte er, „Sie bedürfen
der Etholung.“
(Fortſetzung folgt.)
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