Mährisches Tagblatt. Nr. 42, Olmütz, 22.02.1886.[Spaltenumbruch]
Das Abonnement für Olmütz Zustellung ins Haus monat- Auswärts durch die Post Einzelne Nummer 5 Kreuzer. [Spaltenumbruch] Mährisches Tagblatt. [Spaltenumbruch] Insertionsgebühren Außerhalb Olmütz überneh- Manuscripte werden nich Nr. 42. Olmütz, Montag, den 22. Februar 1886. 7. Jahrgang [Spaltenumbruch] Oesterreichs Stellung in der Balkanfrage. Olmütz, 22. Februar. Als im Jahre 1878 der Friede zu Berlin Vermuthlich war es diese Erwägung, welche Es läßt sich gar nicht in Abrede stellen, [Spaltenumbruch] Feuilleton. Eine Erinnerung an Emanuel Schikaneder. "Er ist unvergänglich geworden, wie die Schikaneder war ein vielseitiges Talent, ein Seine zahlreichen Stücke, die entweder auf [Spaltenumbruch] Schikaneder hatte eine Zeit lang mit Noth Nach einem lucullischen Mahle fühlte Schi- Die damalige Polizei liebte es jedoch nicht, Schikaneder war in Wien außerordentlich be- Schikaneder liebte lustige Gesellschaft und Es ist nicht meine Pflicht, hier eine bio- Emanuel Schikaneder war als der Sohn [Spaltenumbruch]
Das Abonnement für Olmütz Zuſtellung ins Haus monat- Auswärts durch die Poſt Einzelne Nummer 5 Kreuzer. [Spaltenumbruch] Mähriſches Tagblatt. [Spaltenumbruch] Inſertionsgebühren Außerhalb Olmütz überneh- Manuſcripte werden nich Nr. 42. Olmütz, Montag, den 22. Februar 1886. 7. Jahrgang [Spaltenumbruch] Oeſterreichs Stellung in der Balkanfrage. Olmütz, 22. Februar. Als im Jahre 1878 der Friede zu Berlin Vermuthlich war es dieſe Erwägung, welche Es läßt ſich gar nicht in Abrede ſtellen, [Spaltenumbruch] Feuilleton. Eine Erinnerung an Emanuel Schikaneder. „Er iſt unvergänglich geworden, wie die Schikaneder war ein vielſeitiges Talent, ein Seine zahlreichen Stücke, die entweder auf [Spaltenumbruch] Schikaneder hatte eine Zeit lang mit Noth Nach einem luculliſchen Mahle fühlte Schi- Die damalige Polizei liebte es jedoch nicht, Schikaneder war in Wien außerordentlich be- Schikaneder liebte luſtige Geſellſchaft und Es iſt nicht meine Pflicht, hier eine bio- Emanuel Schikaneder war als der Sohn <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p>Das<lb/><hi rendition="#b">„Mähriſche Tagblatt“</hi><lb/> mit der illuſtr. Wochenbeilag<lb/><hi rendition="#b">„Illuſtrirt. 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Wenn es blutiger<lb/> Ernſt wird und ruſſiſche Truppen über die<lb/> Grenze gegen den Balcan anrücken, wird der Fürſt<lb/> von Bulgarien wohl ſtark genug ſein, der öffent-<lb/> lichen Meinung ſeines Landes, dem ſtürmiſchen<lb/> Verlangen ſeines Volkes erfolgreichen Widerſtand<lb/> zu leiſten, die von ihm ohne Zweifel nicht die<lb/> Bekämpfung, ſondern die Unterſtützung Rußlands<lb/> verlangen werden? Eine andere Schwierigkeit<lb/> werden in dieſem Falle die türkiſchen Truppen<lb/> ſein; es iſt nicht gut anzunehmen, daß dieſe<lb/> ſtolzen Paſchas, dieſe ſtrenggläubigen anatoliſchen<lb/> Soldaten willig unter dem Commando eines<lb/> Chriſten kämpfen werden. 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Das
„Mähriſche Tagblatt“
mit der illuſtr. Wochenbeilag
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Manuſcripte werden nich
zurückgeſtellt.
Nr. 42. Olmütz, Montag, den 22. Februar 1886. 7. Jahrgang
Oeſterreichs Stellung in der
Balkanfrage.
Olmütz, 22. Februar.
Als im Jahre 1878 der Friede zu Berlin
geſchloſſen wurde, da verlangte Oeſterreich-Ungarn
im Intereſſe ſeiner Machtſtellung, daß der Türkei
eine letzte Möglichkeit belaſſen werde, ſich gegen
einen etwaigen ruſſiſchen Angriff zu vertheidigen
— wenn auch nur für eine gewiſſe Zeit. Dieſes
Verlangen wurde von den leitenden Miniſtern
Deutſchlands und Englands kräftig unterſtützt
und die Folge dieſes vereinten Vorgehens war
der Artikel 15 des Berliner Vertrages, welcher
aber von der Pforte mit gewohnter Saumſeligkeit
nicht ausgeführt wurde. Anſtatt an der Grenze
Oſtrumeliens, das iſt am Balkan, die ihr ge-
ſtatteten Befeſtigungen zu errichten, durch welche
die Balkanſtraßen im Ernſtfalle mühelos hätten
geſperrt und einem andringenden Feinde die größ-
ten Schwierigkeiten bereitet werden können, that
die Türkei einfach — nichts. Dieſe Unterlaſſungs-
ſünde rächte ſich ſehr bald, denn ſchon nach weni-
gen Jahren hatte ſich in der europäiſchen Diplo-
matie die Meinung feſtgeſetzt, daß die Pforte,
nachdem ſie nunmehr den richtigen Zeitpunkt
verſäumt, für die Anlage dieſer Balkanbefeſtigungen
der Znſtimmung der Unterzeichner des Berliner
Vertrages bedürfe, und Rußland gab ſich alle
Mühe, dieſer Auffaſſung überall Eingang zu
verſchaffen, denn durch dieſelbe wurde es ja zum
Herrn über dieſen läſtigen Artikel 15. Es war
alſo wenig Hoffnung dafür vorhanden, daß die
Waffe, welche die Berliner Vertragsmächte den
Türken in die Hand gedrückt hatten, von dieſen
jemals ernſtlich werde in Gebrauch geſetzt werden.
Vermuthlich war es dieſe Erwägung, welche
unſer auswärtiges Amt beſtimmte, dem bulgariſch-
oſtrumeliſchen Einigungsverſuche keinen ſonderlichen
Wioerſtand entgegenzuſetzen. Wenn die Türkei, ſo
mochte man in Wien denken, nicht mehr Nerv
genug beſitzt, um ganz und voll auszunützen, was
ihr, der damals gänzlich geſchlagenen und am
Boden liegenden, zu Berlin erwirkt worden war,
dann kann es auch nicht die Aufgabe einer anderen
Macht ſein, eigenſinnig an dieſen Begünſtigungen
feſtzuhalten. Ein Recht, das auszuüben der Be-
rechtigte entweder nicht den Willen oder nicht die
Macht beſitzt, ſtellt in der Politik keinen Werth
dar und es mußten andere Mittel erſonnen wer-
den, um zu erreichen, was durch den Berliner
Vertrag nicht erreicht werden konnte. Den Balkan
gegen den Willen des Fürſten von Bulgarien
wider eine eventuell einrückende ruſſiſche Armee
vertheidigen zu wollen, das erwies ſich nach den
gemachten Erfahrungen als ein ausſichtsloſes
Unternehmen; es lag mithin der Gedanke nahe,
es mit dem Fürſten zu verſuchen und deſſen In-
tereſſe an jenes der Pforte zu knüpfen. Unſere
Diplomatie befreundete ſich demnach ziemlich raſch
mit dem Abkommen zwiſchen der Pforte und dem
Fürſten Alexander, ein Abkommen, welches be-
kanntlich die Balkangrenze in die Hand des
Fürſten legt und deſſen Treue und Geſchicklichkeit
die Vertheidigung des Reſtes der europäiſcheu
Türkei anvertraut.
Es läßt ſich gar nicht in Abrede ſtellen,
daß dieſes Uebereinkommen aus zwei Geſichts-
puncten bedenklich erſcheinen muß. Den einen Ge-
ſichtspunct hat Graf Andraſſy dargelegt, als er
im ungariſchen Reichstage die volle Realunion
zwiſchen Bulgarien und Oſtrumelien verlangte und
bekanntlich prophezeite, daß das Verhältniß der
Perſonalunion, wie es beabſichtigt iſt, den Fürſten
ſehr bald zum Rebellen wider ſich ſelbſt machen,
das heißt, ihn zwingen werde, in ſeiner Eigen-
ſchaft als Bulgarenfürſt Dinge zu unternehmen,
welche er als Generalgouverneur von Oſtrumelien
zu bekämpfen verpflichtet iſt. Die anderen Ein-
wendungen drängen ſich von ſelbſt auf; ſie gelten
zunächſt dem Curioſum, welches darin liegt, daß
fortan ein chriſtlicher Fürſt mit vorwiegend
chriſtlichen Truppen eine Aufgabe löſen ſoll,
welche bis jetzt türkiſchen Feldherren und isla-
mitiſchen Heeren obgelegen. Wenn es blutiger
Ernſt wird und ruſſiſche Truppen über die
Grenze gegen den Balcan anrücken, wird der Fürſt
von Bulgarien wohl ſtark genug ſein, der öffent-
lichen Meinung ſeines Landes, dem ſtürmiſchen
Verlangen ſeines Volkes erfolgreichen Widerſtand
zu leiſten, die von ihm ohne Zweifel nicht die
Bekämpfung, ſondern die Unterſtützung Rußlands
verlangen werden? Eine andere Schwierigkeit
werden in dieſem Falle die türkiſchen Truppen
ſein; es iſt nicht gut anzunehmen, daß dieſe
ſtolzen Paſchas, dieſe ſtrenggläubigen anatoliſchen
Soldaten willig unter dem Commando eines
Chriſten kämpfen werden. Und wenn der andere
Theil des Uebereinkommens praktiſch wird, wenn
Rußland die Türkei in Aſien angreift, werden
die bulgariſchen, die oſtrumeliſchen Bataillone ſich
Feuilleton.
Eine Erinnerung an Emanuel
Schikaneder.
Von Karl Staubach.
„Er iſt unvergänglich geworden, wie die
Mücke im Bernſtein,“ pflegte Börne zu ſagen,
wenn er ſich des Sonderlings Schikaneder er-
innerte.
Schikaneder war ein vielſeitiges Talent, ein
begabter Schauſpieler, ein wirkſamer Theaterſchrift-
ſteller (allerdings nur für ſeine Zeit und ſeine
Bühnenverhältniſſe), ein ſpeculativer, practiſcher
Bühnenleiter, denn er kannte ſein Publicum und
ſeine Schauſpieler vom Grunde aus. — Als
„Principal“, wie als Schauſpieler hatte er alle
Verhältniſſe des wechſelvollen Lebens gründlich
kennen gelernt, ſich auf der „Schmiere“ wie am
Hoftheater bewegt, heute den „Hamlet“ mit be-
ſonderem Erfolg in München und gleich darauf
in ſeiner Poſſe: „Die Fiaker in Wien“ einen
biederen, humorvollen Roſſelenker mit gleichem
Beifalle dargeſtellt.
Seine zahlreichen Stücke, die entweder auf
die Thränendrüſen oder die Lachmuskeln des Pu-
blicums zu wirken berechnet waren, gefielen außer-
ordentlich, denn unſere biederen Großväter waren
in den meiſten Fällen doch vollauf befriedigt,
wenn ſie im Muſentempel gehörig weinen oder
nach Herzensluſt lachen konnten.
Schikaneder hatte eine Zeit lang mit Noth
und Elend gekämpft, dann hatte er im fürſtlichen
Luxus geſchwelgt, bis er ſchließlich wieder in
ärmliche Verhältniſſe gericth. Seine Tafeln waren
einſt berühmt und gern beſucht, ſeine Equipagen
waren prächtig, ſeine Maitreſſen anerkannte
Schönheiten, die einen ſolchen fabelhaften Auf-
wand entwickelten, daß ſelbſt die leichtlebigen
Wiener ihre boshaften Bemerkungen darüber
machten. Champagner, Auſtern und dergleichen
durften bei keiner Mahlzeit auf ſeinem Tiſche
fehlen.
Nach einem luculliſchen Mahle fühlte Schi-
kaneder ſich erſt dann behaglich, wenn er in eine
Sophaecke gelehnt über Politik ſprechen konnte,
„Ich ſag’ Ihnen, wir werden noch etwas erle-
ben,“ ſo leitete er gewöhnlich ſeine politiſchen
Betrachtungen ein, und hatte er einmal ein ge-
duldiges, aufmerkſames Opfer gefunden, ſo war
er im Stande, die ganze Nacht bis zum frühen
Morgen über die „bevorſtehende politiſche Neu-
geſtaltung von Europa“ zu erzählen.
Die damalige Polizei liebte es jedoch nicht,
wenn ſich die Oeſterreicher allzuviel mit der Po-
litik beſchäftigten und gar oft wurde Schikaneder
deshalb das Opfer eines guten oder ſchlechten
Witzes, beſonders als ihm einmal angeblich „amt-
lich“ die Meldung zugeſtellt wurde, daß es der
Polizei nunmehr gelungen ſei, in ihm ein höchſt
gefährliches Mitglied des Jakobiner-Clubs zu ent-
decken. Durch volle vierzehn Tage blieb der arme
Theaterdirector unſichtbar.
Schikaneder war in Wien außerordentlich be-
liebt. Wie aber jeder Menſch, ſelbſt der harmlo-
ſeſte, ſeine Widerſacher hat, ſo erwuchs auch dem
Freihaus-Theaterdirector ein erbitterter Gegner
in der Perſon des Pächters und Vice-Directors
der beiden Hoftheater Freiherrn von Braun.
Dieſer ſuchte durch alle erdenklichen Cabalen es
zu verhindern, daß Schikaneder die Bewilligung
zum Baue eines Theaters auf der Wieden erhalte.
Aber Kaiſer Franz, der den „luſtigen Theater-
menſchen“ ganz gern ſah, erledigte das Geſuch
des petirenden Theaterdirectors in gnädigſter
Weiſe. Das a. h. Reſcript vom 19. April 1800
lautete: „Dem Schikaneder will Ich die Erbau-
ung eines Theaters geſtatten, die Vorſtellung des
Freiherrn von Braun aber iſt ohne Ertheilung
eines Beſcheides ad acta zu legen. — —
Schikaneder liebte luſtige Geſellſchaft und
mußte ſtets welche um ſich haben. Er vereinigte
deshalb in ſeinem Hauſe nicht nur die Reprä-
ſentanten der beſten _ ſe, ſondern auch eine
große Anzahl von Muſikern, Sängern, Schau-
ſpielern, und faſt täglich nahm Mozart (den
Schikaneder von Salzburg aus kannte) an dieſen
Feſt-Abenden Theil.
Es iſt nicht meine Pflicht, hier eine bio-
graphiſche Skizze von Schikaneder zu entwerfen
ſondern ich will nur einige einzelne charakteri-
ſtiſche Züge aus deſſen Leben mittheilen.
Emanuel Schikaneder war als der Sohn
ſehr armer Eltern in Regensburg, und zwar im
Jahre 1751 geboren. Er lernte die Violine
ſpielen, zog dann mit einigen Muſikanten, bei
denen er die Stelle eines Capellmeiſters verſah,
von Dorf zu Dorf und war herzensfroh, wenn
das Erträgniß ſeiner „Kunſt“ die materiellen
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