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Mährisches Tagblatt. Nr. 42, Olmütz, 22.02.1886.

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[Spaltenumbruch]

lich eines gemeinsamen Vorgehens bei der Revi-
sion der in den Schülerbibliotheken enthaltenen
Bücher wurden die nöthigen Beschlüsse gefaßt,
ferner über Antrag des Ausschusses der Central-
leitung des deutschmährischen Lehrerbundes die
Wünsche bekannt gegeben, welche der Club hin-
sichtlich des Verbandsblattes: "Freie deutsche
Blätter für Erziehung und Unterricht hege." --
Auch die actuelle Wiedererlangung des Präsenta-
tionsrechtes der Stadt Olmütz und die sich hie-
raus ergebenden Consequenzen wurden einer reif-
lichen Erwägung unterzogen. Ferner wurde ein
Vergnügungs-Comite eingesetzt, welches die
Aufgabe hat, in der nächsten Clubsitzung Vor-
schläge bezüglich eines Vergnügungsabends zu er-
statten, und der Ausschuß beauftragt, weitere
Schritte behufs Hebung der Geselligkeit im Club
zu berathen. Nachdem noch mehrere Anträge ihre
Erledigung fanden, schloß der Vorsitzende die sehr
anregende und fruchtbringende Sitzung. Nach der-
selben vereinigte eine zwangslose Unterhaltung,
wechselnd mit Declamation nnd Gesang, noch
längere Zeit die Mitglieder. Galt es ja doch mit
einem scheidenden Clubgenossen, Herrn Bürger-
schullehrer Hans Korger, welcher im Laufe die-
ser Woche nach Müglitz abgeht, noch einige fröh-
liche Augenblicke beisammeu zu sein. Herr Korger
hat sich während seines langjährigen Aufenthaltes
in Olmütz die Sympathien seiner Amtsgenossen
in großem Maße erworben; sein Scheiden aus
dem Verbande der Olmützer Schulen wurde des-
halb lebhaft bedauert. Im Verlaufe des Abends
sprach der Obmann des Clubs, Herr Bürgerschul-
lehrer Föhner in warmen, herzlichen Worten
dem scheidenden Collegen den innigsten Dank aus
für die Bethätigung treuer Collegialität und kräf-
tiger Unterstützung der Clubinteressen, gab ihm
die besten Wünsche für sein neues Domicil mit
zum Geleite und brachte ihm ein Prosit aus, in
das alle Anwesenden bewegt einstimmten. Herr
Korger sprach, sichtlich gerührt, seinen Dank für
die Ehrung aus und leerte sein Glas auf das
Blühen und Wachsen des Lehrerclub.

(Plenarsitzung der Olmützer Handels-
und Gewerbekammer.)

Die Tagesordnung für
die am Dienstag, den 2. März um 3 Uhr Nach-
mittags stattfindende 276. ordentliche öffentliche
Plenarsitzung der Handels- und Gewerbekammer
in Olmütz ist folgende: I. Bericht der Rechnungs-
Revisoren über die Jahresrechnung der Kammer
und des Pensionsfondes pro 1885. II. Bericht
über das Einlangen, beziehungsweise Erledigung
wichtigerer laufender Geschäftsstücke. III. Eventuelle
Dringlichkeits-Anträge der Herren Kammer-Mit-
glieder. IV. Subventions-Ang[e]legenheiten: Gesuch
um Erhöhung der Subvention für die gewerbliche
Fortbilgungsschule in Littau. Gesuch um Erhöhung
der Subvention für die gewerbl. Fortbildungs-
schule in Mähr.-Neustadt. Gesuch um Wiederbe-
willigung der Subvention für die Webeschule in
Bärn. Gesuch um Wiedeebewilligung der Sub-
vention für die Webeschule in Frankstadt. Antrag
des Kammermitgliedes Herrn Brandhuber be-
[Spaltenumbruch] treffend eine anzustrebende Vertretung der Kammer
in den Schulausschüssen und Curatorien der von
ihr subventionirten Lehranstalten. V. Entsendung
eines Vertreters in das Curatorium des mähr.
Gewerbe-Museums in Brünn. VI. Bericht des
ständigen Ausschusses über die ministerielle Erle-
digung der Eingabe der Kammer in Angelegen-
heit der Beschlüsse der Eisenbahn-Tarif-Enquete.
VII. Bericht des ständigen Ausschusses über den
Antrag des Herrn Seichert betreffend die Be-
fugnisse der Handels-Reisenden. VIII. Bericht
des ständigen Ausschusses über den Antrag des
Kammermitgliedes Zweig über die Firmaführung
durch Frauen. IX. Antrag des Kammermitgliedes
R. v. Proskowetz betreffend eine anzustrebende
Erweiterung des § 4 des Brandweinsteuergesetzes.
X Antrag des Kammermitgliedes Brieß auf
Errichtung eines Schieds-Gerichtes bei der Ol-
mützer Handels- und Gewerbekammer. XI. Be-
antwortung des h. Handels-Ministerial-Erlasses
in Angelegenheit der Einführllung des Befähi-
gungsnachweises für das Handelsgewerbe. XII.
Bezirkshauptmannschaft Sternberg betreffs selbst-
ständiger Besteuerung des Stefanauer Eisenwerkes.
XIII. Handels- und Gewerbekammer in Linz
um Ausscheidung der Gesetzgebung über das Hau-
sierwesen aus den gemeinsamen Angelegenheiten
beider Reichshälften. XIV. K. k. Statthalterei,
Anfrage in Angelegenheit der Gewerbsbefugnisse
der Bäcker. XV. Gesuch betreffs Regelung des
Confectionsgewerbes durch eine Ergänzung der
Gewerbe-Ordnung.

(Olmützer Gewerbe-Verein.)

Heute, wie
jeden Montag, sind die Localitäten des Ge-
werbe-Vereines Abends von 7 bis 9 Uhr geöffnet
und liegen im Lesezimmer eine große Anzahl
instructiver Fachzeitschriften und Werke zur Be-
nützung auf.

(Spiritus-Steuer-Rückvergütung bei
Verbrauch zu industriellen Zwecken.)

Ueber
Antrag des Kammermitgliedes Ritter v. Pros-
kowetz
veranstaltete die Olmützer Handelskammer
eine Enquete zur Berathung darüber, welcher
Standpunct in der Frage der Steuer-Rückver-
gütung für den zu industriellen Zwecken ver-
brauchten Spiritus einzunehmen sei. Bei dieser
Enquete, zu welcher die Herren: Director Linz,
Apotheker Slabyhoudek, Fabriksbesitzer
Thonet und Zuckerfabriksbesitzer May geladen
und erschienen waren, entschied man sich dahin,
daß bei einzelnen Industrien (wie z. B. bei der
Hutfabrikation) der verbrauchte Spiritus zu dem
Werthe des Fabrikates nicht in einem solchen
Verhältnisse stehe, daß die Steuerrückvergütung
zu beantragen sei, daß jedoch bei wichtigen, großen
Industrien, wie bei der Möbelindustrie die Steuer-
freiheit des Spiritus als eines der wichtigsten
Rohmaterialien von größter Bedeutung sei und
die Kammer demnach Schritte unternehmen soll,
um eine Erweiterung der, im Branntweinsteuer-
gesetze vorgesehenen Steuerrückvergütungs-Begün-
stigungen anzustreben und durchzusetzen.




[Spaltenumbruch]

Singspiel: "Oesterreichs treue Brüder oder: Die
Scharfschützen in Tirol" mit großem financiellen
Erfolge gegeben wurde.

Schikaneder betheiligte sich an verschiedenen
Unternehmen, erbaute in Kumrowitz, einem Dorfe
bei Brünn, eine grandiose Arena, büßte jedoch
überall sein Geld ein. In diesem Sommertheater
führte er ein großes Spectakelstück: "Die Schwe-
den vor Brünn" auf, bei welchem nicht weniger
als 300 Mann Militär, Cavallerie, ja selbst
Kanonen aus die Bühne kamen. Das Publicum
fand keinen Gefallen an diesem kriegerischen Schau-
spiete, und Schikaneder, der viele tausend Gulden
zusetzte, verließ Brünn, um das bescheidene Theater
in Steyr zu übernehmen. Schon in Brünn stellten
sich bei dem einst so lustigen Theater-Director
Spuren des Tiefsinns ein. Immer mehr umnach-
tete sich sein Geist, er floh alle Menschen und
wenn die Klänge eines lustigen Musikstückes er-
tönten, so weinte er bitterlich, denn er glaubte
ein Requiem zu hören. Zu Anfang des Jahres
1812 kebrte Schikaneder, dessen Zustand bereits
in stillen Wahnsinn übergegangen war, nach
Wien zurück. "Vom Morgen bis zum Abend",
so berichtet Realis, "saß er unbeweglich in ein
Bettlaken verhüllt, welches seinen Kopf bedeckte.
Erschien ein Besucher, so streckte er den Kopf aus
dem Bettlaken hervor, starrte den Angekommenen
an und fragte: "Haben Sie Maria Theresia
und den Kaiser Joseph gekannt?" Fiel die Ant-
[Spaltenumbruch] wort bejahend aus, so sprach er einige verwirrte
Worte, zog sich aber schnell unter sein Beitlaken
zurück; wurde die Frage verneint, so erfolgte der
Rückzug in größter Eile, von keinem Worte begleitet.

Der Theater-Director Friedrich Hensler
veranstaltete eine Wohlthätigkeitsvorstellung für
den armen Wahnsinnigen, wozu das Stück,
welches dessen Ruin veranlaßt hatte, "Die Schwe-
den vor Brünn" gewählt wurde. Auch Graf
Palffy, der hochsinnige Cavalier, der nachträglich
das Theater an der Wien leitete, verfügte, daß
von jeder Aufführung der "Zauberflöte" 4 Per-
cent der Bruttoeinnahme an Schikaneder aus-
bezahlt werden sollen. Nicht lange genoß Letz-
terer diese Wohtthat, denn wenige Monate
später erlöste ihn der Tod von seiner
geistigen Zerrüttung. -- Ein bescheidenes Stüb-
chen in der Alservorstadt, in dem sogenannten
Nerbaß'schen Hause Nr. 30 (heute Floriani-
gasse 10), war Schikaneders letzter Aufenthalt.
Hier schloß der einst so bekannte Lebemann, der
gewaltige Theater-Director, der Allerweltsfreund
am 21. September 1812 seine Augen für immer.

Seine Stücke sind vergessen -- seine lustigen
Lieder verklungen, nur auf dem Theaterzettel
der "Zauberflöte" steht noch sein Name, und
da mit Unrecht. Er ist uns erhalten geblieben --
"wie die Mücke im Bernstein".




[Spaltenumbruch]
(Vom Männer-Gesang-Vereine.)

Der
Olmützer Männer-Gesangverein hat an sein
aus dem Verbande des Vereines scheidendes Mit-
glied, Herrn Bürgerschullehrer Johann Korger
ein Schreiben gerichtet, worin ihm der Dank für
sein eifriges Wirken als Mitglied des Vereines
ausgesprochen und der Hoffnung Raum gegeben
wird, er werde auch in Hinkunft ein Freund und
Hüter des deutschen Liedes bleiben. -- Ueber Er-
mächtigung der Vereinsleitung überreichte der Vor
standstellv. Herr Knaute dem Scheidenden dieses
Schreiben in der Versammlung des Lehrerclubs mit
einer kurzen Ansprache, worin er insbesondere die
eifrige Erfüllung der Vereinspflicht durch Herrn
Korger hervorhob und das Bedauern aussprach,
daß die ungünstigen Verhältnisse des Faschings
leider die Abhaltung eines Vergnügungsabends
nicht ermöglichen und dem Vereinsvorstande nicht
Gelegenheit geboten war, Herrn Korger wie üblich
den Dank mündlich auszusprechen. Der Scheidende
sprach für die ihn ehrende Aufmerksamkeit den
wärmsten Dank aus und erklärte, stets den Ol-
mützer Männergesangverein ehren und hochhalten
zu wollen.

(Vom Schulverein.)

Die Ortsgruppe
"Olmütz und Umgebung" des deutschen Schul-
vereins hat den Männergesangverein um Unter-
stützung eines in der Fastenzeit für Zwecke des
Schulvereins abzuhaltenden Concertes ersucht.

(Die Olmützer Handelskammer)

ent-
sendet zu der am 25. d. in Wien zusammentreten-
den Enquete in Angelegenheit der Gründung eines
Handelsmuseums den Herrn Reichsrathsabgeord-
neten Ritter v. Proskowetz als ihren Vertreter.
-- In der Wiener Organisations-Commission
für den in diesem Jahre in Wien zusammentre-
tenden 2. iaternationalen Binnen-Schifffahrts-
Congreß wird die Kammer durch Herrn v. Pros-
kowetz und den Kammersecretär M. Hoenig ver-
treten sein.

(Eine stiefmütterlich behandelte Bahn-
strecke)

ist die Staatsbahnstrecke Olmütz-Trübau.
Wir haben schon wiederholt darauf hingewiesen,
daß die Verbindung von Olmütz nach Trübau
resp. Prag eine weit bessere sein könnte und daß
die Fahrt von Olmütz nach Trübau in der Hälfte
der Zeit zurückgelegt werden könnte welche jetzt
dazu gefordert wird. Die Aufenthaltszeiten in
den kleineren Stationen sind viel zu langdauernd
und könnten gekürzt werden. Es ist dies im In-
teresse des Publicums umsomehr geboten, als die
Wagen und die Beheizungsweise derselben keines-
wegs modernen Anforderungen entsprechen. Die
Heizung erfolgt noch immer durch Wärmeflaschen,
eine primitive Art der Beheizung die schon längst
abgeschafft sein sollte und die selbst auf kleineren
Bahnen nicht mehr in Uebung ist.

(Theater Comite.)

Heute Vormittags 11
Uhr fand eine Sitzung des jüngst gewählten
Theater-Comites statt, in welchem über die letzten
Eingaben des Herrn Theaterdirectors Müller
verhandelt wurde. Wie wir hören, will sich das
Comite gegen die Auflassung der im §. 13 des
Theaterpachtvertrages enthaltenen Verpflichtung
aussprechen.

(Theaterdirector Müller)

hat in der
"Freien schles. Presse" einen beredten Anwalt ge-
funden, indem das gedachte Blatt für ihn eifrigst
Propaganda macht und ihn als den geeignetsten
Director des Troppauer Theaters empfiehlt. Wir
haben dem gar nichts beizufügen und bemerken
nur noch, daß das genannte Blatt am Schluße
seiner Ausführungen sagt, daß Herr Müller nur
noch in der Wintersaison 1886/87 das Olmützer
und Troppauer Theater führen werde -- voraus-
gesetzt, daß er das letztere erhält -- und nach
Ablauf des Olmützer Vertrages ausschließ-
lich die Troppauer Bühne leiten

würde. Herr Müller wird, wie er in seiner Ein-
gabe an die Olmützer Gemeindevertretung anführt
in Olmütz bleiben und nach Troppau nur einen
Subdirector entsenden. Ob die beiden Bühnen
dadurch gewinnen würden, diese Frage zu er-
örtern ist Sache der betreffender Gemeindever-
tretungen.

(Theaterbilanz.)

Man schreibt uns: "Nicht
in Olmütz, sondern in Brünn ergaben die Ein-
nahmen im Monat Jänner d. J. ein günstiges
Ergebniß. Nach der "Brünner Zeitung" zeigte
diese Bilanz einen Ueberschuß von mehr als
8000 fl. Besser als das halbe Mittel der Sub-
vention scheint wahrlich die eigene Regie zu sein.
Mit etwas Muth läßt sich ein gleicher Erfolg
wie in Brünn auch hierorts erhoffen."


[Spaltenumbruch]

lich eines gemeinſamen Vorgehens bei der Revi-
ſion der in den Schülerbibliotheken enthaltenen
Bücher wurden die nöthigen Beſchlüſſe gefaßt,
ferner über Antrag des Ausſchuſſes der Central-
leitung des deutſchmähriſchen Lehrerbundes die
Wünſche bekannt gegeben, welche der Club hin-
ſichtlich des Verbandsblattes: „Freie deutſche
Blätter für Erziehung und Unterricht hege.“ —
Auch die actuelle Wiedererlangung des Präſenta-
tionsrechtes der Stadt Olmütz und die ſich hie-
raus ergebenden Conſequenzen wurden einer reif-
lichen Erwägung unterzogen. Ferner wurde ein
Vergnügungs-Comité eingeſetzt, welches die
Aufgabe hat, in der nächſten Clubſitzung Vor-
ſchläge bezüglich eines Vergnügungsabends zu er-
ſtatten, und der Ausſchuß beauftragt, weitere
Schritte behufs Hebung der Geſelligkeit im Club
zu berathen. Nachdem noch mehrere Anträge ihre
Erledigung fanden, ſchloß der Vorſitzende die ſehr
anregende und fruchtbringende Sitzung. Nach der-
ſelben vereinigte eine zwangsloſe Unterhaltung,
wechſelnd mit Declamation nnd Geſang, noch
längere Zeit die Mitglieder. Galt es ja doch mit
einem ſcheidenden Clubgenoſſen, Herrn Bürger-
ſchullehrer Hans Korger, welcher im Laufe die-
ſer Woche nach Müglitz abgeht, noch einige fröh-
liche Augenblicke beiſammeu zu ſein. Herr Korger
hat ſich während ſeines langjährigen Aufenthaltes
in Olmütz die Sympathien ſeiner Amtsgenoſſen
in großem Maße erworben; ſein Scheiden aus
dem Verbande der Olmützer Schulen wurde des-
halb lebhaft bedauert. Im Verlaufe des Abends
ſprach der Obmann des Clubs, Herr Bürgerſchul-
lehrer Föhner in warmen, herzlichen Worten
dem ſcheidenden Collegen den innigſten Dank aus
für die Bethätigung treuer Collegialität und kräf-
tiger Unterſtützung der Clubintereſſen, gab ihm
die beſten Wünſche für ſein neues Domicil mit
zum Geleite und brachte ihm ein Proſit aus, in
das alle Anweſenden bewegt einſtimmten. Herr
Korger ſprach, ſichtlich gerührt, ſeinen Dank für
die Ehrung aus und leerte ſein Glas auf das
Blühen und Wachſen des Lehrerclub.

(Plenarſitzung der Olmützer Handels-
und Gewerbekammer.)

Die Tagesordnung für
die am Dienſtag, den 2. März um 3 Uhr Nach-
mittags ſtattfindende 276. ordentliche öffentliche
Plenarſitzung der Handels- und Gewerbekammer
in Olmütz iſt folgende: I. Bericht der Rechnungs-
Reviſoren über die Jahresrechnung der Kammer
und des Penſionsfondes pro 1885. II. Bericht
über das Einlangen, beziehungsweiſe Erledigung
wichtigerer laufender Geſchäftsſtücke. III. Eventuelle
Dringlichkeits-Anträge der Herren Kammer-Mit-
glieder. IV. Subventions-Ang[e]legenheiten: Geſuch
um Erhöhung der Subvention für die gewerbliche
Fortbilgungsſchule in Littau. Geſuch um Erhöhung
der Subvention für die gewerbl. Fortbildungs-
ſchule in Mähr.-Neuſtadt. Geſuch um Wiederbe-
willigung der Subvention für die Webeſchule in
Bärn. Geſuch um Wiedeebewilligung der Sub-
vention für die Webeſchule in Frankſtadt. Antrag
des Kammermitgliedes Herrn Brandhuber be-
[Spaltenumbruch] treffend eine anzuſtrebende Vertretung der Kammer
in den Schulausſchüſſen und Curatorien der von
ihr ſubventionirten Lehranſtalten. V. Entſendung
eines Vertreters in das Curatorium des mähr.
Gewerbe-Muſeums in Brünn. VI. Bericht des
ſtändigen Ausſchuſſes über die miniſterielle Erle-
digung der Eingabe der Kammer in Angelegen-
heit der Beſchlüſſe der Eiſenbahn-Tarif-Enquete.
VII. Bericht des ſtändigen Ausſchuſſes über den
Antrag des Herrn Seichert betreffend die Be-
fugniſſe der Handels-Reiſenden. VIII. Bericht
des ſtändigen Ausſchuſſes über den Antrag des
Kammermitgliedes Zweig über die Firmaführung
durch Frauen. IX. Antrag des Kammermitgliedes
R. v. Proskowetz betreffend eine anzuſtrebende
Erweiterung des § 4 des Brandweinſteuergeſetzes.
X Antrag des Kammermitgliedes Brieß auf
Errichtung eines Schieds-Gerichtes bei der Ol-
mützer Handels- und Gewerbekammer. XI. Be-
antwortung des h. Handels-Miniſterial-Erlaſſes
in Angelegenheit der Einführllung des Befähi-
gungsnachweiſes für das Handelsgewerbe. XII.
Bezirkshauptmannſchaft Sternberg betreffs ſelbſt-
ſtändiger Beſteuerung des Stefanauer Eiſenwerkes.
XIII. Handels- und Gewerbekammer in Linz
um Ausſcheidung der Geſetzgebung über das Hau-
ſierweſen aus den gemeinſamen Angelegenheiten
beider Reichshälften. XIV. K. k. Statthalterei,
Anfrage in Angelegenheit der Gewerbsbefugniſſe
der Bäcker. XV. Geſuch betreffs Regelung des
Confectionsgewerbes durch eine Ergänzung der
Gewerbe-Ordnung.

(Olmützer Gewerbe-Verein.)

Heute, wie
jeden Montag, ſind die Localitäten des Ge-
werbe-Vereines Abends von 7 bis 9 Uhr geöffnet
und liegen im Leſezimmer eine große Anzahl
inſtructiver Fachzeitſchriften und Werke zur Be-
nützung auf.

(Spiritus-Steuer-Rückvergütung bei
Verbrauch zu induſtriellen Zwecken.)

Ueber
Antrag des Kammermitgliedes Ritter v. Pros-
kowetz
veranſtaltete die Olmützer Handelskammer
eine Enquete zur Berathung darüber, welcher
Standpunct in der Frage der Steuer-Rückver-
gütung für den zu induſtriellen Zwecken ver-
brauchten Spiritus einzunehmen ſei. Bei dieſer
Enquete, zu welcher die Herren: Director Linz,
Apotheker Slabyhoudek, Fabriksbeſitzer
Thonet und Zuckerfabriksbeſitzer May geladen
und erſchienen waren, entſchied man ſich dahin,
daß bei einzelnen Induſtrien (wie z. B. bei der
Hutfabrikation) der verbrauchte Spiritus zu dem
Werthe des Fabrikates nicht in einem ſolchen
Verhältniſſe ſtehe, daß die Steuerrückvergütung
zu beantragen ſei, daß jedoch bei wichtigen, großen
Induſtrien, wie bei der Möbelinduſtrie die Steuer-
freiheit des Spiritus als eines der wichtigſten
Rohmaterialien von größter Bedeutung ſei und
die Kammer demnach Schritte unternehmen ſoll,
um eine Erweiterung der, im Branntweinſteuer-
geſetze vorgeſehenen Steuerrückvergütungs-Begün-
ſtigungen anzuſtreben und durchzuſetzen.




[Spaltenumbruch]

Singſpiel: „Oeſterreichs treue Brüder oder: Die
Scharfſchützen in Tirol“ mit großem financiellen
Erfolge gegeben wurde.

Schikaneder betheiligte ſich an verſchiedenen
Unternehmen, erbaute in Kumrowitz, einem Dorfe
bei Brünn, eine grandioſe Arena, büßte jedoch
überall ſein Geld ein. In dieſem Sommertheater
führte er ein großes Spectakelſtück: „Die Schwe-
den vor Brünn“ auf, bei welchem nicht weniger
als 300 Mann Militär, Cavallerie, ja ſelbſt
Kanonen auſ die Bühne kamen. Das Publicum
fand keinen Gefallen an dieſem kriegeriſchen Schau-
ſpiete, und Schikaneder, der viele tauſend Gulden
zuſetzte, verließ Brünn, um das beſcheidene Theater
in Steyr zu übernehmen. Schon in Brünn ſtellten
ſich bei dem einſt ſo luſtigen Theater-Director
Spuren des Tiefſinns ein. Immer mehr umnach-
tete ſich ſein Geiſt, er floh alle Menſchen und
wenn die Klänge eines luſtigen Muſikſtückes er-
tönten, ſo weinte er bitterlich, denn er glaubte
ein Requiem zu hören. Zu Anfang des Jahres
1812 kebrte Schikaneder, deſſen Zuſtand bereits
in ſtillen Wahnſinn übergegangen war, nach
Wien zurück. „Vom Morgen bis zum Abend“,
ſo berichtet Realis, „ſaß er unbeweglich in ein
Bettlaken verhüllt, welches ſeinen Kopf bedeckte.
Erſchien ein Beſucher, ſo ſtreckte er den Kopf aus
dem Bettlaken hervor, ſtarrte den Angekommenen
an und fragte: „Haben Sie Maria Thereſia
und den Kaiſer Joſeph gekannt?“ Fiel die Ant-
[Spaltenumbruch] wort bejahend aus, ſo ſprach er einige verwirrte
Worte, zog ſich aber ſchnell unter ſein Beitlaken
zurück; wurde die Frage verneint, ſo erfolgte der
Rückzug in größter Eile, von keinem Worte begleitet.

Der Theater-Director Friedrich Hensler
veranſtaltete eine Wohlthätigkeitsvorſtellung für
den armen Wahnſinnigen, wozu das Stück,
welches deſſen Ruin veranlaßt hatte, „Die Schwe-
den vor Brünn“ gewählt wurde. Auch Graf
Pálffy, der hochſinnige Cavalier, der nachträglich
das Theater an der Wien leitete, verfügte, daß
von jeder Aufführung der „Zauberflöte“ 4 Per-
cent der Bruttoeinnahme an Schikaneder aus-
bezahlt werden ſollen. Nicht lange genoß Letz-
terer dieſe Wohtthat, denn wenige Monate
ſpäter erlöſte ihn der Tod von ſeiner
geiſtigen Zerrüttung. — Ein beſcheidenes Stüb-
chen in der Alſervorſtadt, in dem ſogenannten
Nerbaß’ſchen Hauſe Nr. 30 (heute Floriani-
gaſſe 10), war Schikaneders letzter Aufenthalt.
Hier ſchloß der einſt ſo bekannte Lebemann, der
gewaltige Theater-Director, der Allerweltsfreund
am 21. September 1812 ſeine Augen für immer.

Seine Stücke ſind vergeſſen — ſeine luſtigen
Lieder verklungen, nur auf dem Theaterzettel
der „Zauberflöte“ ſteht noch ſein Name, und
da mit Unrecht. Er iſt uns erhalten geblieben —
„wie die Mücke im Bernſtein“.




[Spaltenumbruch]
(Vom Männer-Geſang-Vereine.)

Der
Olmützer Männer-Geſangverein hat an ſein
aus dem Verbande des Vereines ſcheidendes Mit-
glied, Herrn Bürgerſchullehrer Johann Korger
ein Schreiben gerichtet, worin ihm der Dank für
ſein eifriges Wirken als Mitglied des Vereines
ausgeſprochen und der Hoffnung Raum gegeben
wird, er werde auch in Hinkunft ein Freund und
Hüter des deutſchen Liedes bleiben. — Ueber Er-
mächtigung der Vereinsleitung überreichte der Vor
ſtandſtellv. Herr Knaute dem Scheidenden dieſes
Schreiben in der Verſammlung des Lehrerclubs mit
einer kurzen Anſprache, worin er insbeſondere die
eifrige Erfüllung der Vereinspflicht durch Herrn
Korger hervorhob und das Bedauern ausſprach,
daß die ungünſtigen Verhältniſſe des Faſchings
leider die Abhaltung eines Vergnügungsabends
nicht ermöglichen und dem Vereinsvorſtande nicht
Gelegenheit geboten war, Herrn Korger wie üblich
den Dank mündlich auszuſprechen. Der Scheidende
ſprach für die ihn ehrende Aufmerkſamkeit den
wärmſten Dank aus und erklärte, ſtets den Ol-
mützer Männergeſangverein ehren und hochhalten
zu wollen.

(Vom Schulverein.)

Die Ortsgruppe
„Olmütz und Umgebung“ des deutſchen Schul-
vereins hat den Männergeſangverein um Unter-
ſtützung eines in der Faſtenzeit für Zwecke des
Schulvereins abzuhaltenden Concertes erſucht.

(Die Olmützer Handelskammer)

ent-
ſendet zu der am 25. d. in Wien zuſammentreten-
den Enquéte in Angelegenheit der Gründung eines
Handelsmuſeums den Herrn Reichsrathsabgeord-
neten Ritter v. Proskowetz als ihren Vertreter.
— In der Wiener Organiſations-Commiſſion
für den in dieſem Jahre in Wien zuſammentre-
tenden 2. iaternationalen Binnen-Schifffahrts-
Congreß wird die Kammer durch Herrn v. Pros-
kowetz und den Kammerſecretär M. Hoenig ver-
treten ſein.

(Eine ſtiefmütterlich behandelte Bahn-
ſtrecke)

iſt die Staatsbahnſtrecke Olmütz-Trübau.
Wir haben ſchon wiederholt darauf hingewieſen,
daß die Verbindung von Olmütz nach Trübau
reſp. Prag eine weit beſſere ſein könnte und daß
die Fahrt von Olmütz nach Trübau in der Hälfte
der Zeit zurückgelegt werden könnte welche jetzt
dazu gefordert wird. Die Aufenthaltszeiten in
den kleineren Stationen ſind viel zu langdauernd
und könnten gekürzt werden. Es iſt dies im In-
tereſſe des Publicums umſomehr geboten, als die
Wagen und die Beheizungsweiſe derſelben keines-
wegs modernen Anforderungen entſprechen. Die
Heizung erfolgt noch immer durch Wärmeflaſchen,
eine primitive Art der Beheizung die ſchon längſt
abgeſchafft ſein ſollte und die ſelbſt auf kleineren
Bahnen nicht mehr in Uebung iſt.

(Theater Comité.)

Heute Vormittags 11
Uhr fand eine Sitzung des jüngſt gewählten
Theater-Comités ſtatt, in welchem über die letzten
Eingaben des Herrn Theaterdirectors Müller
verhandelt wurde. Wie wir hören, will ſich das
Comité gegen die Auflaſſung der im §. 13 des
Theaterpachtvertrages enthaltenen Verpflichtung
ausſprechen.

(Theaterdirector Müller)

hat in der
„Freien ſchleſ. Preſſe“ einen beredten Anwalt ge-
funden, indem das gedachte Blatt für ihn eifrigſt
Propaganda macht und ihn als den geeignetſten
Director des Troppauer Theaters empfiehlt. Wir
haben dem gar nichts beizufügen und bemerken
nur noch, daß das genannte Blatt am Schluße
ſeiner Ausführungen ſagt, daß Herr Müller nur
noch in der Winterſaiſon 1886/87 das Olmützer
und Troppauer Theater führen werde — voraus-
geſetzt, daß er das letztere erhält — und nach
Ablauf des Olmützer Vertrages ausſchließ-
lich die Troppauer Bühne leiten

würde. Herr Müller wird, wie er in ſeiner Ein-
gabe an die Olmützer Gemeindevertretung anführt
in Olmütz bleiben und nach Troppau nur einen
Subdirector entſenden. Ob die beiden Bühnen
dadurch gewinnen würden, dieſe Frage zu er-
örtern iſt Sache der betreffender Gemeindever-
tretungen.

(Theaterbilanz.)

Man ſchreibt uns: „Nicht
in Olmütz, ſondern in Brünn ergaben die Ein-
nahmen im Monat Jänner d. J. ein günſtiges
Ergebniß. Nach der „Brünner Zeitung“ zeigte
dieſe Bilanz einen Ueberſchuß von mehr als
8000 fl. Beſſer als das halbe Mittel der Sub-
vention ſcheint wahrlich die eigene Regie zu ſein.
Mit etwas Muth läßt ſich ein gleicher Erfolg
wie in Brünn auch hierorts erhoffen.“


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</TEI>
[[4]/0004] lich eines gemeinſamen Vorgehens bei der Revi- ſion der in den Schülerbibliotheken enthaltenen Bücher wurden die nöthigen Beſchlüſſe gefaßt, ferner über Antrag des Ausſchuſſes der Central- leitung des deutſchmähriſchen Lehrerbundes die Wünſche bekannt gegeben, welche der Club hin- ſichtlich des Verbandsblattes: „Freie deutſche Blätter für Erziehung und Unterricht hege.“ — Auch die actuelle Wiedererlangung des Präſenta- tionsrechtes der Stadt Olmütz und die ſich hie- raus ergebenden Conſequenzen wurden einer reif- lichen Erwägung unterzogen. Ferner wurde ein Vergnügungs-Comité eingeſetzt, welches die Aufgabe hat, in der nächſten Clubſitzung Vor- ſchläge bezüglich eines Vergnügungsabends zu er- ſtatten, und der Ausſchuß beauftragt, weitere Schritte behufs Hebung der Geſelligkeit im Club zu berathen. Nachdem noch mehrere Anträge ihre Erledigung fanden, ſchloß der Vorſitzende die ſehr anregende und fruchtbringende Sitzung. Nach der- ſelben vereinigte eine zwangsloſe Unterhaltung, wechſelnd mit Declamation nnd Geſang, noch längere Zeit die Mitglieder. Galt es ja doch mit einem ſcheidenden Clubgenoſſen, Herrn Bürger- ſchullehrer Hans Korger, welcher im Laufe die- ſer Woche nach Müglitz abgeht, noch einige fröh- liche Augenblicke beiſammeu zu ſein. Herr Korger hat ſich während ſeines langjährigen Aufenthaltes in Olmütz die Sympathien ſeiner Amtsgenoſſen in großem Maße erworben; ſein Scheiden aus dem Verbande der Olmützer Schulen wurde des- halb lebhaft bedauert. Im Verlaufe des Abends ſprach der Obmann des Clubs, Herr Bürgerſchul- lehrer Föhner in warmen, herzlichen Worten dem ſcheidenden Collegen den innigſten Dank aus für die Bethätigung treuer Collegialität und kräf- tiger Unterſtützung der Clubintereſſen, gab ihm die beſten Wünſche für ſein neues Domicil mit zum Geleite und brachte ihm ein Proſit aus, in das alle Anweſenden bewegt einſtimmten. Herr Korger ſprach, ſichtlich gerührt, ſeinen Dank für die Ehrung aus und leerte ſein Glas auf das Blühen und Wachſen des Lehrerclub. (Plenarſitzung der Olmützer Handels- und Gewerbekammer.) Die Tagesordnung für die am Dienſtag, den 2. März um 3 Uhr Nach- mittags ſtattfindende 276. ordentliche öffentliche Plenarſitzung der Handels- und Gewerbekammer in Olmütz iſt folgende: I. Bericht der Rechnungs- Reviſoren über die Jahresrechnung der Kammer und des Penſionsfondes pro 1885. II. Bericht über das Einlangen, beziehungsweiſe Erledigung wichtigerer laufender Geſchäftsſtücke. III. Eventuelle Dringlichkeits-Anträge der Herren Kammer-Mit- glieder. IV. Subventions-Angelegenheiten: Geſuch um Erhöhung der Subvention für die gewerbliche Fortbilgungsſchule in Littau. Geſuch um Erhöhung der Subvention für die gewerbl. Fortbildungs- ſchule in Mähr.-Neuſtadt. Geſuch um Wiederbe- willigung der Subvention für die Webeſchule in Bärn. Geſuch um Wiedeebewilligung der Sub- vention für die Webeſchule in Frankſtadt. Antrag des Kammermitgliedes Herrn Brandhuber be- treffend eine anzuſtrebende Vertretung der Kammer in den Schulausſchüſſen und Curatorien der von ihr ſubventionirten Lehranſtalten. V. Entſendung eines Vertreters in das Curatorium des mähr. Gewerbe-Muſeums in Brünn. VI. Bericht des ſtändigen Ausſchuſſes über die miniſterielle Erle- digung der Eingabe der Kammer in Angelegen- heit der Beſchlüſſe der Eiſenbahn-Tarif-Enquete. VII. Bericht des ſtändigen Ausſchuſſes über den Antrag des Herrn Seichert betreffend die Be- fugniſſe der Handels-Reiſenden. VIII. Bericht des ſtändigen Ausſchuſſes über den Antrag des Kammermitgliedes Zweig über die Firmaführung durch Frauen. IX. Antrag des Kammermitgliedes R. v. Proskowetz betreffend eine anzuſtrebende Erweiterung des § 4 des Brandweinſteuergeſetzes. X Antrag des Kammermitgliedes Brieß auf Errichtung eines Schieds-Gerichtes bei der Ol- mützer Handels- und Gewerbekammer. XI. Be- antwortung des h. Handels-Miniſterial-Erlaſſes in Angelegenheit der Einführllung des Befähi- gungsnachweiſes für das Handelsgewerbe. XII. Bezirkshauptmannſchaft Sternberg betreffs ſelbſt- ſtändiger Beſteuerung des Stefanauer Eiſenwerkes. XIII. Handels- und Gewerbekammer in Linz um Ausſcheidung der Geſetzgebung über das Hau- ſierweſen aus den gemeinſamen Angelegenheiten beider Reichshälften. XIV. K. k. Statthalterei, Anfrage in Angelegenheit der Gewerbsbefugniſſe der Bäcker. XV. Geſuch betreffs Regelung des Confectionsgewerbes durch eine Ergänzung der Gewerbe-Ordnung. (Olmützer Gewerbe-Verein.) Heute, wie jeden Montag, ſind die Localitäten des Ge- werbe-Vereines Abends von 7 bis 9 Uhr geöffnet und liegen im Leſezimmer eine große Anzahl inſtructiver Fachzeitſchriften und Werke zur Be- nützung auf. (Spiritus-Steuer-Rückvergütung bei Verbrauch zu induſtriellen Zwecken.) Ueber Antrag des Kammermitgliedes Ritter v. Pros- kowetz veranſtaltete die Olmützer Handelskammer eine Enquete zur Berathung darüber, welcher Standpunct in der Frage der Steuer-Rückver- gütung für den zu induſtriellen Zwecken ver- brauchten Spiritus einzunehmen ſei. Bei dieſer Enquete, zu welcher die Herren: Director Linz, Apotheker Slabyhoudek, Fabriksbeſitzer Thonet und Zuckerfabriksbeſitzer May geladen und erſchienen waren, entſchied man ſich dahin, daß bei einzelnen Induſtrien (wie z. B. bei der Hutfabrikation) der verbrauchte Spiritus zu dem Werthe des Fabrikates nicht in einem ſolchen Verhältniſſe ſtehe, daß die Steuerrückvergütung zu beantragen ſei, daß jedoch bei wichtigen, großen Induſtrien, wie bei der Möbelinduſtrie die Steuer- freiheit des Spiritus als eines der wichtigſten Rohmaterialien von größter Bedeutung ſei und die Kammer demnach Schritte unternehmen ſoll, um eine Erweiterung der, im Branntweinſteuer- geſetze vorgeſehenen Steuerrückvergütungs-Begün- ſtigungen anzuſtreben und durchzuſetzen. Singſpiel: „Oeſterreichs treue Brüder oder: Die Scharfſchützen in Tirol“ mit großem financiellen Erfolge gegeben wurde. Schikaneder betheiligte ſich an verſchiedenen Unternehmen, erbaute in Kumrowitz, einem Dorfe bei Brünn, eine grandioſe Arena, büßte jedoch überall ſein Geld ein. In dieſem Sommertheater führte er ein großes Spectakelſtück: „Die Schwe- den vor Brünn“ auf, bei welchem nicht weniger als 300 Mann Militär, Cavallerie, ja ſelbſt Kanonen auſ die Bühne kamen. Das Publicum fand keinen Gefallen an dieſem kriegeriſchen Schau- ſpiete, und Schikaneder, der viele tauſend Gulden zuſetzte, verließ Brünn, um das beſcheidene Theater in Steyr zu übernehmen. Schon in Brünn ſtellten ſich bei dem einſt ſo luſtigen Theater-Director Spuren des Tiefſinns ein. Immer mehr umnach- tete ſich ſein Geiſt, er floh alle Menſchen und wenn die Klänge eines luſtigen Muſikſtückes er- tönten, ſo weinte er bitterlich, denn er glaubte ein Requiem zu hören. Zu Anfang des Jahres 1812 kebrte Schikaneder, deſſen Zuſtand bereits in ſtillen Wahnſinn übergegangen war, nach Wien zurück. „Vom Morgen bis zum Abend“, ſo berichtet Realis, „ſaß er unbeweglich in ein Bettlaken verhüllt, welches ſeinen Kopf bedeckte. Erſchien ein Beſucher, ſo ſtreckte er den Kopf aus dem Bettlaken hervor, ſtarrte den Angekommenen an und fragte: „Haben Sie Maria Thereſia und den Kaiſer Joſeph gekannt?“ Fiel die Ant- wort bejahend aus, ſo ſprach er einige verwirrte Worte, zog ſich aber ſchnell unter ſein Beitlaken zurück; wurde die Frage verneint, ſo erfolgte der Rückzug in größter Eile, von keinem Worte begleitet. Der Theater-Director Friedrich Hensler veranſtaltete eine Wohlthätigkeitsvorſtellung für den armen Wahnſinnigen, wozu das Stück, welches deſſen Ruin veranlaßt hatte, „Die Schwe- den vor Brünn“ gewählt wurde. Auch Graf Pálffy, der hochſinnige Cavalier, der nachträglich das Theater an der Wien leitete, verfügte, daß von jeder Aufführung der „Zauberflöte“ 4 Per- cent der Bruttoeinnahme an Schikaneder aus- bezahlt werden ſollen. Nicht lange genoß Letz- terer dieſe Wohtthat, denn wenige Monate ſpäter erlöſte ihn der Tod von ſeiner geiſtigen Zerrüttung. — Ein beſcheidenes Stüb- chen in der Alſervorſtadt, in dem ſogenannten Nerbaß’ſchen Hauſe Nr. 30 (heute Floriani- gaſſe 10), war Schikaneders letzter Aufenthalt. Hier ſchloß der einſt ſo bekannte Lebemann, der gewaltige Theater-Director, der Allerweltsfreund am 21. September 1812 ſeine Augen für immer. Seine Stücke ſind vergeſſen — ſeine luſtigen Lieder verklungen, nur auf dem Theaterzettel der „Zauberflöte“ ſteht noch ſein Name, und da mit Unrecht. Er iſt uns erhalten geblieben — „wie die Mücke im Bernſtein“. (Vom Männer-Geſang-Vereine.) Der Olmützer Männer-Geſangverein hat an ſein aus dem Verbande des Vereines ſcheidendes Mit- glied, Herrn Bürgerſchullehrer Johann Korger ein Schreiben gerichtet, worin ihm der Dank für ſein eifriges Wirken als Mitglied des Vereines ausgeſprochen und der Hoffnung Raum gegeben wird, er werde auch in Hinkunft ein Freund und Hüter des deutſchen Liedes bleiben. — Ueber Er- mächtigung der Vereinsleitung überreichte der Vor ſtandſtellv. Herr Knaute dem Scheidenden dieſes Schreiben in der Verſammlung des Lehrerclubs mit einer kurzen Anſprache, worin er insbeſondere die eifrige Erfüllung der Vereinspflicht durch Herrn Korger hervorhob und das Bedauern ausſprach, daß die ungünſtigen Verhältniſſe des Faſchings leider die Abhaltung eines Vergnügungsabends nicht ermöglichen und dem Vereinsvorſtande nicht Gelegenheit geboten war, Herrn Korger wie üblich den Dank mündlich auszuſprechen. Der Scheidende ſprach für die ihn ehrende Aufmerkſamkeit den wärmſten Dank aus und erklärte, ſtets den Ol- mützer Männergeſangverein ehren und hochhalten zu wollen. (Vom Schulverein.) Die Ortsgruppe „Olmütz und Umgebung“ des deutſchen Schul- vereins hat den Männergeſangverein um Unter- ſtützung eines in der Faſtenzeit für Zwecke des Schulvereins abzuhaltenden Concertes erſucht. (Die Olmützer Handelskammer) ent- ſendet zu der am 25. d. in Wien zuſammentreten- den Enquéte in Angelegenheit der Gründung eines Handelsmuſeums den Herrn Reichsrathsabgeord- neten Ritter v. Proskowetz als ihren Vertreter. — In der Wiener Organiſations-Commiſſion für den in dieſem Jahre in Wien zuſammentre- tenden 2. iaternationalen Binnen-Schifffahrts- Congreß wird die Kammer durch Herrn v. Pros- kowetz und den Kammerſecretär M. Hoenig ver- treten ſein. (Eine ſtiefmütterlich behandelte Bahn- ſtrecke) iſt die Staatsbahnſtrecke Olmütz-Trübau. Wir haben ſchon wiederholt darauf hingewieſen, daß die Verbindung von Olmütz nach Trübau reſp. Prag eine weit beſſere ſein könnte und daß die Fahrt von Olmütz nach Trübau in der Hälfte der Zeit zurückgelegt werden könnte welche jetzt dazu gefordert wird. Die Aufenthaltszeiten in den kleineren Stationen ſind viel zu langdauernd und könnten gekürzt werden. Es iſt dies im In- tereſſe des Publicums umſomehr geboten, als die Wagen und die Beheizungsweiſe derſelben keines- wegs modernen Anforderungen entſprechen. Die Heizung erfolgt noch immer durch Wärmeflaſchen, eine primitive Art der Beheizung die ſchon längſt abgeſchafft ſein ſollte und die ſelbſt auf kleineren Bahnen nicht mehr in Uebung iſt. (Theater Comité.) Heute Vormittags 11 Uhr fand eine Sitzung des jüngſt gewählten Theater-Comités ſtatt, in welchem über die letzten Eingaben des Herrn Theaterdirectors Müller verhandelt wurde. Wie wir hören, will ſich das Comité gegen die Auflaſſung der im §. 13 des Theaterpachtvertrages enthaltenen Verpflichtung ausſprechen. (Theaterdirector Müller) hat in der „Freien ſchleſ. Preſſe“ einen beredten Anwalt ge- funden, indem das gedachte Blatt für ihn eifrigſt Propaganda macht und ihn als den geeignetſten Director des Troppauer Theaters empfiehlt. Wir haben dem gar nichts beizufügen und bemerken nur noch, daß das genannte Blatt am Schluße ſeiner Ausführungen ſagt, daß Herr Müller nur noch in der Winterſaiſon 1886/87 das Olmützer und Troppauer Theater führen werde — voraus- geſetzt, daß er das letztere erhält — und nach Ablauf des Olmützer Vertrages ausſchließ- lich die Troppauer Bühne leiten würde. Herr Müller wird, wie er in ſeiner Ein- gabe an die Olmützer Gemeindevertretung anführt in Olmütz bleiben und nach Troppau nur einen Subdirector entſenden. Ob die beiden Bühnen dadurch gewinnen würden, dieſe Frage zu er- örtern iſt Sache der betreffender Gemeindever- tretungen. (Theaterbilanz.) Man ſchreibt uns: „Nicht in Olmütz, ſondern in Brünn ergaben die Ein- nahmen im Monat Jänner d. J. ein günſtiges Ergebniß. Nach der „Brünner Zeitung“ zeigte dieſe Bilanz einen Ueberſchuß von mehr als 8000 fl. Beſſer als das halbe Mittel der Sub- vention ſcheint wahrlich die eigene Regie zu ſein. Mit etwas Muth läßt ſich ein gleicher Erfolg wie in Brünn auch hierorts erhoffen.“

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 42, Olmütz, 22.02.1886, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches42_1886/4>, abgerufen am 21.11.2024.