Mährisches Tagblatt. Nr. 42, Olmütz, 22.02.1886.[Spaltenumbruch]
(Venesice-Vorstellung.) Die morgige Be- (Theater.) Die lustige Posse Ant. Langer's: (Abgeänderte Theatervorstellung.) Wegen (Dienst-Jubiläum eines Olmützer Sicher- heitswachmannes.) Morgen feiert der Sicher- (Die ersten Beilchen.) Nachdem bereits (Ein bestialilcher Lehrer.) Man schreibt (Feuerwerker-Kränzchen.) In würdigster (Musik-Kränzchen) In den Saal-Locali- (Anterofficiers-Ball.) Die Unterofficiere (Großer Unglücksfall.) Man schreibt uns: (Verpachtung des Troppauer Stadt- theaters.) In der nächsten Gemeinderaths- (Eine Deputation des Centralvereines der Maurermeister in Böhmen, Mähren und Schlesien) unter Führung der Herren Franz (Eine tschechische Volksschule in Zuaim.) Der k. k. Landesschulrath hat die Errichtung einer (Eine Deputatton der Bürgerschullehrer beim Anterrichtsminister.) Mittwoch, den 17. (Von der Handelskammer.) Das ehe- [Spaltenumbruch] Im Bann des Schicksals. (50.) Drüben, weit in der Ferne, zogen sich die Je näher sie dem Gebirge kamen, desto Die Landschaft wurde frischer, angenehmer, Ein erfrischendes Lüftchen wehte von den Die Straße begann sich jetzt allmählig auf- Albano, dieses drastisch gelegene, einst so Von einer Anhöhe schaut Castell Gandolfo, Weinberge und Citronenhaine umsäumen Endlich fuhr der Wagen durch die gut ge- "Wir müssen hier einige Zeit verweilen, "Wie lange soll der Aufenthalt hier dauern?" "Wir müssen erst die größte Mittagsgluth "Darüber können vier Stunden vergehen," "Einverstanden!" rief Herbert, stieg noch Der Weg von Albano nach Arinia ist so An einer Biegung des Weges, wo der Wald Noch eine kurze Strecke Weges, der Wald (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
(Veneſice-Vorſtellung.) Die morgige Be- (Theater.) Die luſtige Poſſe Ant. Langer’s: (Abgeänderte Theatervorſtellung.) Wegen (Dienſt-Jubiläum eines Olmützer Sicher- heitswachmannes.) Morgen feiert der Sicher- (Die erſten Beilchen.) Nachdem bereits (Ein beſtialilcher Lehrer.) Man ſchreibt (Feuerwerker-Kränzchen.) In würdigſter (Muſik-Kränzchen) In den Saal-Locali- (Anterofficiers-Ball.) Die Unterofficiere (Großer Unglücksfall.) Man ſchreibt uns: (Verpachtung des Troppauer Stadt- theaters.) In der nächſten Gemeinderaths- (Eine Deputation des Centralvereines der Maurermeiſter in Böhmen, Mähren und Schleſien) unter Führung der Herren Franz (Eine tſchechiſche Volksſchule in Zuaim.) Der k. k. Landesſchulrath hat die Errichtung einer (Eine Deputatton der Bürgerſchullehrer beim Anterrichtsminiſter.) Mittwoch, den 17. (Von der Handelskammer.) Das ehe- [Spaltenumbruch] Im Bann des Schickſals. (50.) Drüben, weit in der Ferne, zogen ſich die Je näher ſie dem Gebirge kamen, deſto Die Landſchaft wurde friſcher, angenehmer, Ein erfriſchendes Lüftchen wehte von den Die Straße begann ſich jetzt allmählig auf- Albano, dieſes draſtiſch gelegene, einſt ſo Von einer Anhöhe ſchaut Caſtell Gandolfo, Weinberge und Citronenhaine umſäumen Endlich fuhr der Wagen durch die gut ge- „Wir müſſen hier einige Zeit verweilen, „Wie lange ſoll der Aufenthalt hier dauern?“ „Wir müſſen erſt die größte Mittagsgluth „Darüber können vier Stunden vergehen,“ „Einverſtanden!“ rief Herbert, ſtieg noch Der Weg von Albano nach Arinia iſt ſo An einer Biegung des Weges, wo der Wald Noch eine kurze Strecke Weges, der Wald (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0005" n="[5]"/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Veneſice-Vorſtellung.)</hi> </head> <p>Die morgige Be-<lb/> nefice-Vorſtellung des Frl. <hi rendition="#g">Anatour</hi> — es geht<lb/> Anzengrubers: „Die Trutzige“ zum erſtenmale<lb/> an unſerer Bühne in Scene — wird voraus-<lb/> ſichtlich ſehr ſtark beſucht ſein. Bemerken wollen<lb/> wir noch, daß nur dieſe <hi rendition="#g">eine</hi> Aufführung des<lb/> Stückes ſtattfindet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Theater.)</hi> </head> <p>Die luſtige Poſſe Ant. Langer’s:<lb/> „Wo iſt denn’s Kind“ hat geſtern ſehr gefallen.<lb/> Geſpielt wurde ſehr brav und machten ſich um<lb/> die Aufführung die Damen Anatour und Urban<lb/> und die Herren Auguſtin, Romani, Herzka und<lb/> Bauer verdient. Letzterer erregte mit ſeinen vir-<lb/> tuos geſungenen Wiener Liedern Senſation. Ein<lb/> Quodlibet im 3. Acte gefiel außerordentlich. 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Bezirksgerichte Sternberg<lb/> iſt die Unterſuchung anhängig gegen den 67 Jahre<lb/> alten Lehrer der ſlaviſchen Gemeinde Bonjowitz,<lb/> der an 20—30 Schulmäd<supplied>c</supplied>hen, meiſt 12 Jahre<lb/> alt, unſittliche Attentate verübte.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Feuerwerker-Kränzchen.)</hi> </head> <p>In würdigſter<lb/> Weiſe ſchloß ſich das Samſtag in den Saal-Lo-<lb/> calitäten der bürgl Schießſtätte von der Kamerad-<lb/> ſchaft der Feuerwerker der hieſigen Artillerie-<lb/> Truppen veranſtaltete Tanzkränzchen ſeinen Vor-<lb/> gängern an. Der mit Reiſigguirlanden und Wap-<lb/> pen geſchmückte Saal bot den Beſuchern des<lb/> Kränzchens eine prächtige Augenweide, und wurde<lb/> dieſelbe noch erhöht durch die zahlreich erſchiene-<lb/> nen reizenden Tänzerinnen. Die Muſikcapelle des<lb/><cb/> 100. Inft.-Regts., welche ihre beſtrickendſten Wei-<lb/> ſen zum Tanze aufſpielte, wurde durch lauten<lb/> Beifall gelohnt. Das Kränzchen beehrten mit ihrer<lb/> Gegenwart der k. k. Oberſt und Commandant<lb/> des 10. Corps-Art.-Regts. Herr v. <hi rendition="#g">Kropatſchek</hi><lb/> der k. k. Oberſtlieutenant und Commandant der<lb/> ſchweren Batterie-Diviſion Nr. 20 Herr v.<lb/><hi rendition="#g">Drobny,</hi> der Commandant des 7. Feſtungs-<lb/> Artillerie-Bataillons Major <hi rendition="#g">Kottek,</hi> Herr Ma-<lb/> jor <hi rendition="#g">Schmid,</hi> Herr Bürgermeiſter Joſef v.<lb/><hi rendition="#g">Engel.</hi> Das Kränzchen, welches ſehr animirt<lb/> ausfiel, machte dem Comité alle Ehre, und erntete<lb/> dasſelbe die volle Anerkennung von Seite der<lb/> Gäſte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Muſik-Kränzchen)</hi> </head> <p>In den Saal-Locali-<lb/> täten der bürgl. Schießſtätte veranſtalten die<lb/> Mitglieder der Muſikcapelle des 54. Inf.-Rgts.<lb/> Graf Thun-Hohenſtein, Donnerſtag den 25. Fe-<lb/> bruar ein Tanzkränzchen, wobei die Muſikcapelle<lb/> des 100. 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Der Wagen der die Sträflinge zur Straf-<lb/> anſtalt bringen ſollte, glitt auf dem hohen eisbe-<lb/> deckten Berge über die Straſſe, welche der Schutz-<lb/> wehren entbehrt haben muß, herab, und die<lb/> Sträflinge, deren Hände geſchloſſen waren, ſowie<lb/> der begleitende k. k. Gendarm rollten aus dem<lb/> Wagen in die Tiefe und erlitten ſo ſchwere Ver-<lb/> letzungen, daß einige der Beſchädigten denſelben<lb/> erliegen dürften.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Verpachtung des Troppauer Stadt-<lb/> theaters.)</hi> </head> <p>In der nächſten Gemeinderaths-<lb/> Sitzung dürfte die Vergebung des Stadttheaters<lb/> erfolgen. Die Zahl der Competenten beträgt 13<lb/> und ſind als ſolche aufgetreten: Herr Friedrich<lb/> Dorn, derzeit Theaterdirector in Odeſſa; Herr<lb/> Carl Ludwig Zwerenz, Leiter des ſtädt. Interims-<lb/> theaters in Preßburg; Herr Emanuel Weſten,<lb/> Director des Stadtthcaters in Laibach; Herr Carl<lb/> Tiefel, Theaterdirector in Steyr; die Herren<lb/><cb/> Adolf Ranzenhofer, Schauſpieler und Regiſſeur<lb/> des Theaters in der Joſefſtadt in Wien und<lb/> Director des Mödlinger Theaters, und Carl<lb/> Fröhlich, Privatier in Wien; Herr Alfred Ka-<lb/> var, Director der Theater in Wiener-Nenſtadt und<lb/> Oedenburg; Herr Ferdinand Arlt, Director des<lb/> Stadttheaters in Klagenfurt; Herr Carl Stick,<lb/> Director des Theaters in Iglau; Frau Ottilie<lb/> Moſer, Directrice des Stadttheaters in Marien-<lb/> bad; Herr Anton Freytag, Theaterdirector in<lb/> Pilſen; Herr Robert <hi rendition="#g">Müller,</hi> Director des<lb/> Stadttheaters in Olmütz; Herr Paul Meſtrozzi,<lb/> Capellmeiſter des Joſefſtädter Theaters in Wien,<lb/> und Herr Stanislaus Wolf, Director des Thea-<lb/> ters in Czernowitz.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Eine Deputation des Centralvereines<lb/> der Maurermeiſter in Böhmen, Mähren<lb/> und Schleſien)</hi> </head> <p>unter Führung der Herren Franz<lb/> Saller aus Prag und Walter aus Teplitz hat<lb/> ſich dieſer Tage nach Wien begeber, um bei der<lb/> Regierung, ſowie bei den maßgebenden Perſön-<lb/> lichkeiten des Parlaments den Schutz des Maurer-<lb/> gewerbes zu erbitten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Eine tſchechiſche Volksſchule in Zuaim.)</hi> </head><lb/> <p>Der k. k. Landesſchulrath hat die Errichtung einer<lb/> tſchechiſchen Volksſchule in Znaim beſchloſſen. An-<lb/> geblich ſollen die Eltern von 45 Kindern (wor-<lb/> unter 7 notoriſch deutſche) darum angeſucht haben<lb/> und ſei der Beſchluß nach lebhaften Debatten ge-<lb/> gen die Stimmen der deutſchen Mitglieder des<lb/> Landesſchulrathes gefaßt worden.</p> <dateline/> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Eine Deputatton der Bürgerſchullehrer<lb/> beim Anterrichtsminiſter.)</hi> </head> <p>Mittwoch, den 17.<lb/> d., nahm eine Deputation des Brünner Vereines<lb/> „Bürgerſchule“, beſtehend aus dem Obmanne<lb/> Herrn Schier, Obmann-Stellvertreter Herrn<lb/> Czulik und Herrn Director Walter, bei dem Herrn<lb/> Unterrichtsminiſter Dr. Paul Gautſch v. Fran-<lb/> kenthurn Audienz. Die Deputation überreichte ein<lb/> Promemoria des genannten Vereines, worin ge-<lb/> beten wird: 1. um die geſetzliche Vertretung der<lb/> Bürgerſchule in Orts- und Bezirksſchulrathe; 2.<lb/> um die Regelung der Rechtsverhältniſſe der defi-<lb/> nitiv angeſtellten Katecheten; 3. um die Errich-<lb/> tung eines Curſes zur Heranbildung von Bür-<lb/> gerſchullehrern. Der Miniſter empfing die Depu-<lb/> tation aufs Freundlichſte, verſprach, ſich ſehr ein-<lb/> gehend mit dem Inhatte des Promemoria zu be-<lb/> faſſen, und verſicherte, daß es ihn freuen werde,<lb/> wenn er die Wünſche des Vereines werde vollin-<lb/> haltlich erfüllen können.</p> </div><lb/> <div xml:id="handelskamer1" next="#handelskammer2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Von der Handelskammer.)</hi> </head> <p>Das ehe-<lb/> malige Mitglied der hieſigen Handelskammer,</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Im Bann des Schickſals.</hi> </head><lb/> <byline>Roman von <hi rendition="#b">Moritz Lilie.</hi> </byline><lb/> <head>(50.)</head><lb/> <p>Drüben, weit in der Ferne, zogen ſich die<lb/> zahlloſen Bogen der berühmten Waſſerleitung hin,<lb/> welche wie ein tauſendfüßiges Reptil ſich vom<lb/> Gebirge bis zur Siebenhügelſtadt erſtreckte, weiter<lb/> nach rechts aber begrenzten die ſaftiggrünen<lb/> Maſſen des Albanergebirges die Erde, und helle<lb/> Puncte, das Mauerwerk einzelner Landhäuſer und<lb/> Villen, leuchteten wie hoffnungerweckende Sterne<lb/> aus dem dunklen Laubwerk hervor, nach der lan-<lb/> gen Fahrt durch das öde, traurige Geſtrüpp und<lb/> verfallende Geſtein zu neuem Lebensgenuſſe ein-<lb/> ladend.</p><lb/> <p>Je näher ſie dem Gebirge kamen, deſto<lb/> dünner, deſto ſpärlicher traten die Ruinen auf,<lb/> die in der Nähe der Hauptſtadt faſt eine zuſam-<lb/> menhängende, gewaltige Trümmermaſſe bildeten.</p><lb/> <p>Die Landſchaft wurde friſcher, angenehmer,<lb/> das düſtere graue Aloegeſtrüpp, welches zwiſchen<lb/> dem verfallenen Mauerwerk wucherte, wurde<lb/> ſeltener und an ſeine Stelle traten wilder, duften-<lb/> der Glockenlack und blühende Reſeda, umſchwärmt<lb/> von Tauſenden von Bienen.</p><lb/> <p>Ein erfriſchendes Lüftchen wehte von den<lb/> Bergen her und trug das Aroma der Orangen<lb/> und Citronenblüthen bis zu dem alten römiſchen<lb/> Lohnfuhrwerk, das der müde Gaul durch die<lb/> Campagna dahinſchleppte.</p><lb/> <p>Die Straße begann ſich jetzt allmählig auf-<lb/> wärts zu winden und prächtige Olivenwälder,<lb/> abwechſelnd mit Maulbeer-, Myrthen- und Lorber-<lb/> bäumen durchſetzt zu durchſchneiden. Mächtige,<lb/> ſtachelige Cacteen ſtreckten den Malern ihre ſchönen<lb/> purpurfarbenen Blüthenkelche entgegen, als<lb/> wünſchten ſie porträtirt zu werden, und hin und<lb/> wieder begegnete ihnen ein mürriſch dreinſchaueu-<lb/><cb/> der Mauleſeltreiber, das Thier mit Körben und<lb/> Säcken ſchwer bepackt, Erzeugniſſe des Gebirges<lb/> enthaltend, die nach Rom zum Verkauf gebracht<lb/> werden ſollten.</p><lb/> <p>Albano, dieſes draſtiſch gelegene, einſt ſo<lb/> wohlhabende jetzt verarmte Städtchen, lag in der<lb/> Nähe; zwiſchen den Bautrümmern des claſſiſchen<lb/> Alterthums, den Ueberreſten des Pompejus und<lb/> Domitian, der Sotonda und dem Grabmal der<lb/> Horatier erhoben ſich die Sommerpaläſte römi-<lb/> ſcher Großer, der Barberini und Corſini, der<lb/> Familien, welche während der heißen Jahreszeit dem<lb/> Staub und Geräuſch der Hauptſtadt entrinnen,<lb/> um hier Gebirgsluft und Waldfrieden zu ge-<lb/> nießen.</p><lb/> <p>Von einer Anhöhe ſchaut Caſtell Gandolfo,<lb/> die herrliche Sommerreſidenz des Papſtes, auf<lb/> die Stadt und deren Umgebung hernieder, und<lb/> dazwiſchen ſtreckt ſich die klare Fluth des Albaner-<lb/> Sees dahin, wie ein mächtiger Spiegel, den<lb/> eine unſichtbane Hand einer koketten Schönen<lb/> vorhält.</p><lb/> <p>Weinberge und Citronenhaine umſäumen<lb/> ſeine Ufer, und an der Albano gegenüber liegen-<lb/> den Seite flüſtern und rauſchen herrliche Kaſtanien-<lb/> wälder, in denen die wegen ihrer Schönheit be-<lb/> rühmten Frauen der Stadt luſtwandeln.</p><lb/> <p>Endlich fuhr der Wagen durch die gut ge-<lb/> bauten, regelmäßigen, aber ſchlecht gepflaſterten<lb/> Straßen von Albano; an einem Hauſe, welches<lb/> die Aufſchrift trug; <hi rendition="#aq">Osteria e cucina</hi> — Wirths-<lb/> haus und Garküche — hielt der Geſchirrführer und<lb/> ſtieg bedächtig von ſeinem erhabenen Sitze herab.</p><lb/> <p>„Wir müſſen hier einige Zeit verweilen,<lb/> mein Pferd bedarf der Ruhe, und des Futters,“<lb/> erklärte der Vetturino, indem er das Thier aus-<lb/> zuſchirren begann.</p><lb/> <p>„Wie lange ſoll der Aufenthalt hier dauern?“<lb/> fragte Herbert’s Begleiter.</p><lb/> <p>„Wir müſſen erſt die größte Mittagsgluth<lb/><cb/> vorüberlaſſen ehe wir wieder aufbrechen,“ verſetzte<lb/> der Fuhrmann. „Das Pferd hat ſchwer zu zie-<lb/> hen und ermattet in der Hitze noch mehr, beſon-<lb/> ders da wir keinen ebenen Weg wie in der Cam-<lb/> pagna mehr haben, ſondern die Straße ſich durch<lb/> das Gebirge ſchlängelt.“</p><lb/> <p>„Darüber können vier Stunden vergehen,“<lb/> wandte ſich der junge Mann an Herbert, „ich<lb/> ſchlage deshalb vor, wir bezahlen hier unſeren<lb/> Roſſelenker und wandern den ſchönen, waldigen<lb/> Weg zu Fuß über Arinia nach Genzano, eine<lb/> Strecke von höchſtens drei Stunden Entfernung.</p><lb/> <p>„Einverſtanden!“ rief Herbert, ſtieg noch<lb/> einmal in den Wagen, um zu ſehen, ob nichts<lb/> liegen geblieben ſei, und trat dann mit ſeinem<lb/> Freunde in das Innere der Oſteria, um ſich mit<lb/> einer Fogliette Wein für die weitere Wanderung<lb/> zu ſtärken.</p><lb/> <p>Der Weg von Albano nach Arinia iſt ſo<lb/> herrlich, ſo poetiſch, als wäre er nur für Dichter<lb/> und Denker geſchaffen. In der duftigen Däm-<lb/> merung, die unter den dichten Laubkronen der<lb/> Kaſtanien und Platanen herrſcht, wird die Phan-<lb/> taſie angeregt und die Seele weich und lyriſch<lb/> geſtimmt.</p><lb/> <p>An einer Biegung des Weges, wo der Wald<lb/> eine mit Abſicht gelaſſene Lichtung zeigte, blieben<lb/> die beiden Wanderer überraſcht ſtehen; weit draußen<lb/> in der Ferne erglänzte das Meer im Sonnen-<lb/> ſchein, voll erhabener Ruhe, überwältigender Ma-<lb/> jeſtät. —</p><lb/> <p>Noch eine kurze Strecke Weges, der Wald<lb/> ward dünner und dünner und plötzlich lag das<lb/> freundliche Städtchen Arinia mit ſeinen flachen,<lb/> weißgetünchten Häuſern und der ſchönen Kuppel<lb/> ſeines der Peterskirche in Rom — freilich in viel<lb/> kleineren Verhältniſſen — nachgebildeten Gottes-<lb/> hauſes vor den beiden jungen Deutſchen.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0005]
(Veneſice-Vorſtellung.) Die morgige Be-
nefice-Vorſtellung des Frl. Anatour — es geht
Anzengrubers: „Die Trutzige“ zum erſtenmale
an unſerer Bühne in Scene — wird voraus-
ſichtlich ſehr ſtark beſucht ſein. Bemerken wollen
wir noch, daß nur dieſe eine Aufführung des
Stückes ſtattfindet.
(Theater.) Die luſtige Poſſe Ant. Langer’s:
„Wo iſt denn’s Kind“ hat geſtern ſehr gefallen.
Geſpielt wurde ſehr brav und machten ſich um
die Aufführung die Damen Anatour und Urban
und die Herren Auguſtin, Romani, Herzka und
Bauer verdient. Letzterer erregte mit ſeinen vir-
tuos geſungenen Wiener Liedern Senſation. Ein
Quodlibet im 3. Acte gefiel außerordentlich. Die
Direction ſollte die luſtige Poſſe, bei der man
nicht aus dem Lachen kommt, gelegentlich einmal
zur Wiederholung bringen.
(Abgeänderte Theatervorſtellung.) Wegen
Erkrankung des Herrn Küch geht heute ſtatt der
Oper: „Die weiße Dame“, die Oper: „Das
Nachtlager in Granada“ in Scene.
(Dienſt-Jubiläum eines Olmützer Sicher-
heitswachmannes.) Morgen feiert der Sicher-
heitswachmann Herr Adalbert Pelzarsky das
Jubiläum der Vollſtreckung ſeiner 25jährigen
Dienſtzeit. Pelzarsky iſt heute 62 Jahre alt,
wurde zu Ripotiſch (Galizien) geboren und trat
nach 12jähriger Dienſtzeit im Inf.-Regte. Nr. 12
im Februar 1861 in die Dienſte der Stadtge-
meinde Olmütz.
(Die erſten Beilchen.) Nachdem bereits
ein Maikäfer und ein Schmetterling in unſerer
Redaction ihre Aufwartung als Frühlingsboten
gemacht haben, brachte man uns heute die erſten
Veilchen, welche in der Umgebung von Olmütz
im Freien gepflückt wurden.
(Ein beſtialilcher Lehrer.) Man ſchreibt
uns: „Bei dem k. k. Bezirksgerichte Sternberg
iſt die Unterſuchung anhängig gegen den 67 Jahre
alten Lehrer der ſlaviſchen Gemeinde Bonjowitz,
der an 20—30 Schulmädchen, meiſt 12 Jahre
alt, unſittliche Attentate verübte.“
(Feuerwerker-Kränzchen.) In würdigſter
Weiſe ſchloß ſich das Samſtag in den Saal-Lo-
calitäten der bürgl Schießſtätte von der Kamerad-
ſchaft der Feuerwerker der hieſigen Artillerie-
Truppen veranſtaltete Tanzkränzchen ſeinen Vor-
gängern an. Der mit Reiſigguirlanden und Wap-
pen geſchmückte Saal bot den Beſuchern des
Kränzchens eine prächtige Augenweide, und wurde
dieſelbe noch erhöht durch die zahlreich erſchiene-
nen reizenden Tänzerinnen. Die Muſikcapelle des
100. Inft.-Regts., welche ihre beſtrickendſten Wei-
ſen zum Tanze aufſpielte, wurde durch lauten
Beifall gelohnt. Das Kränzchen beehrten mit ihrer
Gegenwart der k. k. Oberſt und Commandant
des 10. Corps-Art.-Regts. Herr v. Kropatſchek
der k. k. Oberſtlieutenant und Commandant der
ſchweren Batterie-Diviſion Nr. 20 Herr v.
Drobny, der Commandant des 7. Feſtungs-
Artillerie-Bataillons Major Kottek, Herr Ma-
jor Schmid, Herr Bürgermeiſter Joſef v.
Engel. Das Kränzchen, welches ſehr animirt
ausfiel, machte dem Comité alle Ehre, und erntete
dasſelbe die volle Anerkennung von Seite der
Gäſte.
(Muſik-Kränzchen) In den Saal-Locali-
täten der bürgl. Schießſtätte veranſtalten die
Mitglieder der Muſikcapelle des 54. Inf.-Rgts.
Graf Thun-Hohenſtein, Donnerſtag den 25. Fe-
bruar ein Tanzkränzchen, wobei die Muſikcapelle
des 100. Inf.-Rgts. die Tanzmuſik beſorgt. Das
Comité iſt bemüht, den Beſuchern des Kränzchens
einen genußreichen Abend zu verſchaffen.
(Anterofficiers-Ball.) Die Unterofficiere
des 1. und 4. Bataillons des Inf.-Rgts. FML.
Freiherr von Joelſon Nr. 93 veranſtalten
Mittwoch den 3. März im Saale der bürgl.
Schießſtätte einen Ball, zu welchem bereits von
Seite des Comités alle Vorbereitungen getroffen
werden, um denſelben zu einem glänzenden Unter-
haltungsabend zu geſtalten. Die Ballmuſik wird
von der eigenen Regiments-Muſik beſorgt werden.
(Großer Unglücksfall.) Man ſchreibt uns:
„Ein Transport Mürauer Sträflinge des Ol-
mützer k. k. Kreisgerichtes verunglückte dieſer
Tage. Der Wagen der die Sträflinge zur Straf-
anſtalt bringen ſollte, glitt auf dem hohen eisbe-
deckten Berge über die Straſſe, welche der Schutz-
wehren entbehrt haben muß, herab, und die
Sträflinge, deren Hände geſchloſſen waren, ſowie
der begleitende k. k. Gendarm rollten aus dem
Wagen in die Tiefe und erlitten ſo ſchwere Ver-
letzungen, daß einige der Beſchädigten denſelben
erliegen dürften.“
(Verpachtung des Troppauer Stadt-
theaters.) In der nächſten Gemeinderaths-
Sitzung dürfte die Vergebung des Stadttheaters
erfolgen. Die Zahl der Competenten beträgt 13
und ſind als ſolche aufgetreten: Herr Friedrich
Dorn, derzeit Theaterdirector in Odeſſa; Herr
Carl Ludwig Zwerenz, Leiter des ſtädt. Interims-
theaters in Preßburg; Herr Emanuel Weſten,
Director des Stadtthcaters in Laibach; Herr Carl
Tiefel, Theaterdirector in Steyr; die Herren
Adolf Ranzenhofer, Schauſpieler und Regiſſeur
des Theaters in der Joſefſtadt in Wien und
Director des Mödlinger Theaters, und Carl
Fröhlich, Privatier in Wien; Herr Alfred Ka-
var, Director der Theater in Wiener-Nenſtadt und
Oedenburg; Herr Ferdinand Arlt, Director des
Stadttheaters in Klagenfurt; Herr Carl Stick,
Director des Theaters in Iglau; Frau Ottilie
Moſer, Directrice des Stadttheaters in Marien-
bad; Herr Anton Freytag, Theaterdirector in
Pilſen; Herr Robert Müller, Director des
Stadttheaters in Olmütz; Herr Paul Meſtrozzi,
Capellmeiſter des Joſefſtädter Theaters in Wien,
und Herr Stanislaus Wolf, Director des Thea-
ters in Czernowitz.
(Eine Deputation des Centralvereines
der Maurermeiſter in Böhmen, Mähren
und Schleſien) unter Führung der Herren Franz
Saller aus Prag und Walter aus Teplitz hat
ſich dieſer Tage nach Wien begeber, um bei der
Regierung, ſowie bei den maßgebenden Perſön-
lichkeiten des Parlaments den Schutz des Maurer-
gewerbes zu erbitten.
(Eine tſchechiſche Volksſchule in Zuaim.)
Der k. k. Landesſchulrath hat die Errichtung einer
tſchechiſchen Volksſchule in Znaim beſchloſſen. An-
geblich ſollen die Eltern von 45 Kindern (wor-
unter 7 notoriſch deutſche) darum angeſucht haben
und ſei der Beſchluß nach lebhaften Debatten ge-
gen die Stimmen der deutſchen Mitglieder des
Landesſchulrathes gefaßt worden.
(Eine Deputatton der Bürgerſchullehrer
beim Anterrichtsminiſter.) Mittwoch, den 17.
d., nahm eine Deputation des Brünner Vereines
„Bürgerſchule“, beſtehend aus dem Obmanne
Herrn Schier, Obmann-Stellvertreter Herrn
Czulik und Herrn Director Walter, bei dem Herrn
Unterrichtsminiſter Dr. Paul Gautſch v. Fran-
kenthurn Audienz. Die Deputation überreichte ein
Promemoria des genannten Vereines, worin ge-
beten wird: 1. um die geſetzliche Vertretung der
Bürgerſchule in Orts- und Bezirksſchulrathe; 2.
um die Regelung der Rechtsverhältniſſe der defi-
nitiv angeſtellten Katecheten; 3. um die Errich-
tung eines Curſes zur Heranbildung von Bür-
gerſchullehrern. Der Miniſter empfing die Depu-
tation aufs Freundlichſte, verſprach, ſich ſehr ein-
gehend mit dem Inhatte des Promemoria zu be-
faſſen, und verſicherte, daß es ihn freuen werde,
wenn er die Wünſche des Vereines werde vollin-
haltlich erfüllen können.
(Von der Handelskammer.) Das ehe-
malige Mitglied der hieſigen Handelskammer,
Im Bann des Schickſals.
Roman von Moritz Lilie.
(50.)
Drüben, weit in der Ferne, zogen ſich die
zahlloſen Bogen der berühmten Waſſerleitung hin,
welche wie ein tauſendfüßiges Reptil ſich vom
Gebirge bis zur Siebenhügelſtadt erſtreckte, weiter
nach rechts aber begrenzten die ſaftiggrünen
Maſſen des Albanergebirges die Erde, und helle
Puncte, das Mauerwerk einzelner Landhäuſer und
Villen, leuchteten wie hoffnungerweckende Sterne
aus dem dunklen Laubwerk hervor, nach der lan-
gen Fahrt durch das öde, traurige Geſtrüpp und
verfallende Geſtein zu neuem Lebensgenuſſe ein-
ladend.
Je näher ſie dem Gebirge kamen, deſto
dünner, deſto ſpärlicher traten die Ruinen auf,
die in der Nähe der Hauptſtadt faſt eine zuſam-
menhängende, gewaltige Trümmermaſſe bildeten.
Die Landſchaft wurde friſcher, angenehmer,
das düſtere graue Aloegeſtrüpp, welches zwiſchen
dem verfallenen Mauerwerk wucherte, wurde
ſeltener und an ſeine Stelle traten wilder, duften-
der Glockenlack und blühende Reſeda, umſchwärmt
von Tauſenden von Bienen.
Ein erfriſchendes Lüftchen wehte von den
Bergen her und trug das Aroma der Orangen
und Citronenblüthen bis zu dem alten römiſchen
Lohnfuhrwerk, das der müde Gaul durch die
Campagna dahinſchleppte.
Die Straße begann ſich jetzt allmählig auf-
wärts zu winden und prächtige Olivenwälder,
abwechſelnd mit Maulbeer-, Myrthen- und Lorber-
bäumen durchſetzt zu durchſchneiden. Mächtige,
ſtachelige Cacteen ſtreckten den Malern ihre ſchönen
purpurfarbenen Blüthenkelche entgegen, als
wünſchten ſie porträtirt zu werden, und hin und
wieder begegnete ihnen ein mürriſch dreinſchaueu-
der Mauleſeltreiber, das Thier mit Körben und
Säcken ſchwer bepackt, Erzeugniſſe des Gebirges
enthaltend, die nach Rom zum Verkauf gebracht
werden ſollten.
Albano, dieſes draſtiſch gelegene, einſt ſo
wohlhabende jetzt verarmte Städtchen, lag in der
Nähe; zwiſchen den Bautrümmern des claſſiſchen
Alterthums, den Ueberreſten des Pompejus und
Domitian, der Sotonda und dem Grabmal der
Horatier erhoben ſich die Sommerpaläſte römi-
ſcher Großer, der Barberini und Corſini, der
Familien, welche während der heißen Jahreszeit dem
Staub und Geräuſch der Hauptſtadt entrinnen,
um hier Gebirgsluft und Waldfrieden zu ge-
nießen.
Von einer Anhöhe ſchaut Caſtell Gandolfo,
die herrliche Sommerreſidenz des Papſtes, auf
die Stadt und deren Umgebung hernieder, und
dazwiſchen ſtreckt ſich die klare Fluth des Albaner-
Sees dahin, wie ein mächtiger Spiegel, den
eine unſichtbane Hand einer koketten Schönen
vorhält.
Weinberge und Citronenhaine umſäumen
ſeine Ufer, und an der Albano gegenüber liegen-
den Seite flüſtern und rauſchen herrliche Kaſtanien-
wälder, in denen die wegen ihrer Schönheit be-
rühmten Frauen der Stadt luſtwandeln.
Endlich fuhr der Wagen durch die gut ge-
bauten, regelmäßigen, aber ſchlecht gepflaſterten
Straßen von Albano; an einem Hauſe, welches
die Aufſchrift trug; Osteria e cucina — Wirths-
haus und Garküche — hielt der Geſchirrführer und
ſtieg bedächtig von ſeinem erhabenen Sitze herab.
„Wir müſſen hier einige Zeit verweilen,
mein Pferd bedarf der Ruhe, und des Futters,“
erklärte der Vetturino, indem er das Thier aus-
zuſchirren begann.
„Wie lange ſoll der Aufenthalt hier dauern?“
fragte Herbert’s Begleiter.
„Wir müſſen erſt die größte Mittagsgluth
vorüberlaſſen ehe wir wieder aufbrechen,“ verſetzte
der Fuhrmann. „Das Pferd hat ſchwer zu zie-
hen und ermattet in der Hitze noch mehr, beſon-
ders da wir keinen ebenen Weg wie in der Cam-
pagna mehr haben, ſondern die Straße ſich durch
das Gebirge ſchlängelt.“
„Darüber können vier Stunden vergehen,“
wandte ſich der junge Mann an Herbert, „ich
ſchlage deshalb vor, wir bezahlen hier unſeren
Roſſelenker und wandern den ſchönen, waldigen
Weg zu Fuß über Arinia nach Genzano, eine
Strecke von höchſtens drei Stunden Entfernung.
„Einverſtanden!“ rief Herbert, ſtieg noch
einmal in den Wagen, um zu ſehen, ob nichts
liegen geblieben ſei, und trat dann mit ſeinem
Freunde in das Innere der Oſteria, um ſich mit
einer Fogliette Wein für die weitere Wanderung
zu ſtärken.
Der Weg von Albano nach Arinia iſt ſo
herrlich, ſo poetiſch, als wäre er nur für Dichter
und Denker geſchaffen. In der duftigen Däm-
merung, die unter den dichten Laubkronen der
Kaſtanien und Platanen herrſcht, wird die Phan-
taſie angeregt und die Seele weich und lyriſch
geſtimmt.
An einer Biegung des Weges, wo der Wald
eine mit Abſicht gelaſſene Lichtung zeigte, blieben
die beiden Wanderer überraſcht ſtehen; weit draußen
in der Ferne erglänzte das Meer im Sonnen-
ſchein, voll erhabener Ruhe, überwältigender Ma-
jeſtät. —
Noch eine kurze Strecke Weges, der Wald
ward dünner und dünner und plötzlich lag das
freundliche Städtchen Arinia mit ſeinen flachen,
weißgetünchten Häuſern und der ſchönen Kuppel
ſeines der Peterskirche in Rom — freilich in viel
kleineren Verhältniſſen — nachgebildeten Gottes-
hauſes vor den beiden jungen Deutſchen.
(Fortſetzung folgt.)
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