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Märkische Blätter. Nr. 11. Hattingen, 5. Februar 1851.

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Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 11.Hattingen, Mittwoch, den 5. Februar 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Berlin, 31. Jan. Der dänische Minister Graf Spon-
neck hat fast täglich Conferenzen mit dem Ministerpräsidenten.
Jn Betreff der weiteren Ordnung der schleswig=holsteinschen
Angelegenheit soll er, wie die Lith. Corresp. wissen will, die
befriedigendsten ( wen? ) Versicherungen machen. Er verläßt
Berlin in den nächsten Tagen, heute dinirt er bei Herrn von
Mannteuffel.

Die Verhandlungen, welche der Graf Sponneck hier in den
nächsten Wochen zu führen berufen ist, werden sich, wie wir
vernehmen, lediglich auf die Anordnung der definitiven Ver-
hältnisse beziehen. Es scheint die ursprüngliche Absicht Däne-
marks zu sein, dieselben auch auf die Erbfolgeangelegenheit aus-
zudehnen, indessen ergiebt sich aus den Bundesverhält-
nissen die Unmöglichkeit, daß in Betreff der Erbfolgeverhältnisse
von einem einzelnen deutschen Staat Zusicherungen gemacht
werden, die den deutschen Bund verpflichten. Die Erbfolge-
frage. soweit sie Holstein betrifft, unterliegt der richterlichen Cog-
nition deutscher Bundesbehörden, und kann im Voraus nicht
präjudicirt werden. Jn einer gewissen Weise erkannte dies auch
Oesterreich durch den Vorbehalt an, mit dem es das Londoner
Protokoll unterzeichnete.

Jn der heutigen Sitzung der 2. Kammer wurde von dem
Ministerium ein Rechenschaftsbericht über die Verwendung der
außerordentlich bewilligten 18 Millionen überreicht. Die Ko-
sten der Mobilmachung des Heeres haben außerdem noch 14
bis 15 Millionen erfordert.

Die zweite Kammer hat heute die Neuwahl ihres Präsi-
diums vollzogen. Zum Präsidenten wurdr Graf Schwerin
zum ersten Vizepräsidenten aber nicht Simsan, sondern Geppert,
zum zwelten Vizepräsidenten Lensing erwählt. ( W=Z. )

Berlin. Vor etwa 30 Jahren eristirte in Bergamo etwas
auch gegenwartig nicht Ungewöhnliches, nämlich eine Oper mit
schlechtem Sänger= und trefflichem Choralpersonal. Aus dem
letztern sind später berühmte Sänger, große Componisten, aus-
gezeichnete Musiker hervorgegangen, z. B. Donizetti, Crivelli,
Bianchini, Maria Doldi. Jn diesem Theaterchor befand sich
auch ein bescheidener junger Mann, dessen Ramen wir noch
nicht nennen, sondern nur bemerken, daß er ein recht armes
junges Blut war, das sich Abends als Chorist und am Tage
als Schneidergeselle abmühte, um seine alte, kranke Mutter
unterstützen zu können. -- Eines Tages probirt der singende
Nadelkünstler dem betreffenden Sänger Nozari ein Paar Pan-
talons an und wird von diesem, nachdem er ihn als Collegen
aus dem Chor erkannt, beiläusig musikalisch geprüft. "Wie
hoch reicht Deine Stimme?" -- "Höchstens bis G," antwor-
tet bescheiden der Gefragte. Nozari schlägt das G auf dem
Piano an, der Chorist singt es nach. "Nun das A!" verlangt
der Craminator. Unter Angstschweißtropfen schreit es der
Schneider heraus, endlich auch das H, freilich nur mit großer
Anstrengung. Nozari aber klopft den jungen Menschen auf
die Achsel und spricht im pathetischen Tone: "Wahrlich kleiner
Schneider! ich sage Dir, du wirst dermaleinst ein großer Sän-
ger werden!" -- Und der arme Chorist ist wirklich der erste
Tenorist Jtaliens geworden, besitzt ein Vermögen von mehr
als 2 Millionen Francs und heißt -- Rubini. --

Der Dorfzeitungsschreiber bemerkt: "Was mir leid thut und
[Spaltenumbruch] lieb ist: Leid thut mir der Verlust, den Preußen in den letzten
acht Wochen erlitten hat, der Verlust in der öffentlichen Mei-
nung, der Verlust an Einfluß und an Aussichten. Meine
Hoffnungen für Deutschland hingen immer mit Preußen zusam-
men; von dem preußischen Volke und dem preußischen Könige
follte die Erhebung Deutschlands ausgehen, glaubte ich, geistig
und leiblich. Es wird mir recht schwer, meine Hoffnung auf-
zugeben. -- Lieb ist es mir, daß jetzt Deutschland keine Orgel
ist. Wenn alle die schrecklich verstimmten Register in Hessen,
Holstein, Preußen, u. s. w. u. s. w. auf einmal laut würden,
-- und wenn der größte Meister die Orgel spielte, es wäre
zum Davonlaufen. Wir wollen nicht vergessen, daß es eine
schwere Aufgabe für die Herren Orgelbauer und Spieler in
Dresden [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]tst, nur einen leidlichen Accord auf dem verstimmten
Werke herauszubringen." --

Leipzig, 30. Jan. Bei dem Zuge, der am 25. Jan.
Abends auf der sächsischen Eisenbahn in Leipzig ankam, ergab
sich, daß auf der letzten Strecke von Kieritzsch bis Leipzig ein
Reisender der mit noch einem andern in einem Coupe saß, sich
den Hals zerschnitten hatte. Während der Andere schlief, hatie
der Unglückliche seinen Entschluß ausgeführt. ( W, Z. )

Essen, 28. Jan. Nicht, wie ich Jhnen neulich meldete,
befindet sich dos ganze Bataillon der Essener Landwehr auf
dem Marsche hierher, es wird vielmehr die Stammkompagnie
unter Commando eines Premier=Lieutenants der Linie in Trier
verbleiben. Die weitern 100 Mann der Landwehr=Bataillone
sind heute hier eingerückt und entlassen worden. ( R=Z. )

Kassel, 30. Jan. Nachdem die Presse und das Ver-
einsrecht faktisch unterdrückt sind, jede Meinungsänßerung mit
Argusaugen überwacht wird, gewinnt es nunmehr auch ben
Anschein, als wolle man gegen die letzte Zufluchtstätte des freien
Wortes, die Kanzel, vorschreiten. Durch eine Verfügung des
Ministerinms des Jnnern ist nämlich den Predigern aufgegeben
worden, die von ihnen am Buß=, Bet= und Danktag, am 1.
Nov. v. J. gehaltene Predigt einzuschicken. -- Man spricht
davon, daß in diesen Tagen ein besonderes Kriegsgericht zur
Aburtheilung der kurhessischen Offiziere eingesetzt werden soll,
welche den Abschied verlangt haben.

Dresden, 29. Jan. Die Opposition welche namentlich
von den kleineren Staaten gegen die beabsichtigte Reorganisa-
tion der Bundesgewalten erhoben wird, ist weniger gegen die
vorgeschlagene neue Form der Erekutive als gegen die beabsich-
sichtigte Ausdehnung des Wirkungskreises derselben, sewie gegen
die beabsichtigte Veränderung mehrerer Fundamentalbestimmun-
gen des Bundesrechts gerichtet. Jn jener Hinsicht findet na-
mentlich der Plan, der Erekutivbehörde ein stets mobiles Bun-
desheer an die Seite zu stellen, um ihren Anordnungen [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]und
Beschlüssen jederzeit unmittelbar Geltung verschaffen zu können,
sowie die Absicht, dieses Bundesheer zu beinahe drei Viertel
aus Oesterreichern und Preußen, den Rest aber nur aus Trup-
pen der Königreiche zusammenzusetzen, in dieser Beziehung die
in Aussicht gestellte Beseitigung der Unanimität bei Bundesbe-
schlüssen wenig Beifall. Jnzwischen steht der Plan der beiden
Großmächte noch wie vor fest, den Widerspruch der Kleinstaa-
ten erforderlichen Falles unberücksichtigt zu lassen. wenn man
auch Alles vorher aufbieten wird, um jenen Widerstand auf
dem Wege der Vereinbarung und Verständigung zu beseitigen.
[Ende Spaltensatz]

Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 11.Hattingen, Mittwoch, den 5. Februar 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Berlin, 31. Jan. Der dänische Minister Graf Spon-
neck hat fast täglich Conferenzen mit dem Ministerpräsidenten.
Jn Betreff der weiteren Ordnung der schleswig=holsteinschen
Angelegenheit soll er, wie die Lith. Corresp. wissen will, die
befriedigendsten ( wen? ) Versicherungen machen. Er verläßt
Berlin in den nächsten Tagen, heute dinirt er bei Herrn von
Mannteuffel.

Die Verhandlungen, welche der Graf Sponneck hier in den
nächsten Wochen zu führen berufen ist, werden sich, wie wir
vernehmen, lediglich auf die Anordnung der definitiven Ver-
hältnisse beziehen. Es scheint die ursprüngliche Absicht Däne-
marks zu sein, dieselben auch auf die Erbfolgeangelegenheit aus-
zudehnen, indessen ergiebt sich aus den Bundesverhält-
nissen die Unmöglichkeit, daß in Betreff der Erbfolgeverhältnisse
von einem einzelnen deutschen Staat Zusicherungen gemacht
werden, die den deutschen Bund verpflichten. Die Erbfolge-
frage. soweit sie Holstein betrifft, unterliegt der richterlichen Cog-
nition deutscher Bundesbehörden, und kann im Voraus nicht
präjudicirt werden. Jn einer gewissen Weise erkannte dies auch
Oesterreich durch den Vorbehalt an, mit dem es das Londoner
Protokoll unterzeichnete.

Jn der heutigen Sitzung der 2. Kammer wurde von dem
Ministerium ein Rechenschaftsbericht über die Verwendung der
außerordentlich bewilligten 18 Millionen überreicht. Die Ko-
sten der Mobilmachung des Heeres haben außerdem noch 14
bis 15 Millionen erfordert.

Die zweite Kammer hat heute die Neuwahl ihres Präsi-
diums vollzogen. Zum Präsidenten wurdr Graf Schwerin
zum ersten Vizepräsidenten aber nicht Simsan, sondern Geppert,
zum zwelten Vizepräsidenten Lensing erwählt. ( W=Z. )

Berlin. Vor etwa 30 Jahren eristirte in Bergamo etwas
auch gegenwartig nicht Ungewöhnliches, nämlich eine Oper mit
schlechtem Sänger= und trefflichem Choralpersonal. Aus dem
letztern sind später berühmte Sänger, große Componisten, aus-
gezeichnete Musiker hervorgegangen, z. B. Donizetti, Crivelli,
Bianchini, Maria Doldi. Jn diesem Theaterchor befand sich
auch ein bescheidener junger Mann, dessen Ramen wir noch
nicht nennen, sondern nur bemerken, daß er ein recht armes
junges Blut war, das sich Abends als Chorist und am Tage
als Schneidergeselle abmühte, um seine alte, kranke Mutter
unterstützen zu können. — Eines Tages probirt der singende
Nadelkünstler dem betreffenden Sänger Nozari ein Paar Pan-
talons an und wird von diesem, nachdem er ihn als Collegen
aus dem Chor erkannt, beiläusig musikalisch geprüft. „Wie
hoch reicht Deine Stimme?“ — „Höchstens bis G,“ antwor-
tet bescheiden der Gefragte. Nozari schlägt das G auf dem
Piano an, der Chorist singt es nach. „Nun das A!“ verlangt
der Craminator. Unter Angstschweißtropfen schreit es der
Schneider heraus, endlich auch das H, freilich nur mit großer
Anstrengung. Nozari aber klopft den jungen Menschen auf
die Achsel und spricht im pathetischen Tone: „Wahrlich kleiner
Schneider! ich sage Dir, du wirst dermaleinst ein großer Sän-
ger werden!“ — Und der arme Chorist ist wirklich der erste
Tenorist Jtaliens geworden, besitzt ein Vermögen von mehr
als 2 Millionen Francs und heißt — Rubini. —

Der Dorfzeitungsschreiber bemerkt: „Was mir leid thut und
[Spaltenumbruch] lieb ist: Leid thut mir der Verlust, den Preußen in den letzten
acht Wochen erlitten hat, der Verlust in der öffentlichen Mei-
nung, der Verlust an Einfluß und an Aussichten. Meine
Hoffnungen für Deutschland hingen immer mit Preußen zusam-
men; von dem preußischen Volke und dem preußischen Könige
follte die Erhebung Deutschlands ausgehen, glaubte ich, geistig
und leiblich. Es wird mir recht schwer, meine Hoffnung auf-
zugeben. — Lieb ist es mir, daß jetzt Deutschland keine Orgel
ist. Wenn alle die schrecklich verstimmten Register in Hessen,
Holstein, Preußen, u. s. w. u. s. w. auf einmal laut würden,
— und wenn der größte Meister die Orgel spielte, es wäre
zum Davonlaufen. Wir wollen nicht vergessen, daß es eine
schwere Aufgabe für die Herren Orgelbauer und Spieler in
Dresden [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]tst, nur einen leidlichen Accord auf dem verstimmten
Werke herauszubringen.“ —

Leipzig, 30. Jan. Bei dem Zuge, der am 25. Jan.
Abends auf der sächsischen Eisenbahn in Leipzig ankam, ergab
sich, daß auf der letzten Strecke von Kieritzsch bis Leipzig ein
Reisender der mit noch einem andern in einem Coupe saß, sich
den Hals zerschnitten hatte. Während der Andere schlief, hatie
der Unglückliche seinen Entschluß ausgeführt. ( W, Z. )

Essen, 28. Jan. Nicht, wie ich Jhnen neulich meldete,
befindet sich dos ganze Bataillon der Essener Landwehr auf
dem Marsche hierher, es wird vielmehr die Stammkompagnie
unter Commando eines Premier=Lieutenants der Linie in Trier
verbleiben. Die weitern 100 Mann der Landwehr=Bataillone
sind heute hier eingerückt und entlassen worden. ( R=Z. )

Kassel, 30. Jan. Nachdem die Presse und das Ver-
einsrecht faktisch unterdrückt sind, jede Meinungsänßerung mit
Argusaugen überwacht wird, gewinnt es nunmehr auch ben
Anschein, als wolle man gegen die letzte Zufluchtstätte des freien
Wortes, die Kanzel, vorschreiten. Durch eine Verfügung des
Ministerinms des Jnnern ist nämlich den Predigern aufgegeben
worden, die von ihnen am Buß=, Bet= und Danktag, am 1.
Nov. v. J. gehaltene Predigt einzuschicken. — Man spricht
davon, daß in diesen Tagen ein besonderes Kriegsgericht zur
Aburtheilung der kurhessischen Offiziere eingesetzt werden soll,
welche den Abschied verlangt haben.

Dresden, 29. Jan. Die Opposition welche namentlich
von den kleineren Staaten gegen die beabsichtigte Reorganisa-
tion der Bundesgewalten erhoben wird, ist weniger gegen die
vorgeschlagene neue Form der Erekutive als gegen die beabsich-
sichtigte Ausdehnung des Wirkungskreises derselben, sewie gegen
die beabsichtigte Veränderung mehrerer Fundamentalbestimmun-
gen des Bundesrechts gerichtet. Jn jener Hinsicht findet na-
mentlich der Plan, der Erekutivbehörde ein stets mobiles Bun-
desheer an die Seite zu stellen, um ihren Anordnungen [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]und
Beschlüssen jederzeit unmittelbar Geltung verschaffen zu können,
sowie die Absicht, dieses Bundesheer zu beinahe drei Viertel
aus Oesterreichern und Preußen, den Rest aber nur aus Trup-
pen der Königreiche zusammenzusetzen, in dieser Beziehung die
in Aussicht gestellte Beseitigung der Unanimität bei Bundesbe-
schlüssen wenig Beifall. Jnzwischen steht der Plan der beiden
Großmächte noch wie vor fest, den Widerspruch der Kleinstaa-
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auch Alles vorher aufbieten wird, um jenen Widerstand auf
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[Ende Spaltensatz]

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Zum Präsidenten wurdr Graf Schwerin zum ersten Vizepräsidenten aber nicht Simsan, sondern Geppert, zum zwelten Vizepräsidenten Lensing erwählt. ( W=Z. ) Berlin. Vor etwa 30 Jahren eristirte in Bergamo etwas auch gegenwartig nicht Ungewöhnliches, nämlich eine Oper mit schlechtem Sänger= und trefflichem Choralpersonal. Aus dem letztern sind später berühmte Sänger, große Componisten, aus- gezeichnete Musiker hervorgegangen, z. B. Donizetti, Crivelli, Bianchini, Maria Doldi. Jn diesem Theaterchor befand sich auch ein bescheidener junger Mann, dessen Ramen wir noch nicht nennen, sondern nur bemerken, daß er ein recht armes junges Blut war, das sich Abends als Chorist und am Tage als Schneidergeselle abmühte, um seine alte, kranke Mutter unterstützen zu können. — Eines Tages probirt der singende Nadelkünstler dem betreffenden Sänger Nozari ein Paar Pan- talons an und wird von diesem, nachdem er ihn als Collegen aus dem Chor erkannt, beiläusig musikalisch geprüft. „Wie hoch reicht Deine Stimme?“ — „Höchstens bis G,“ antwor- tet bescheiden der Gefragte. Nozari schlägt das G auf dem Piano an, der Chorist singt es nach. „Nun das A!“ verlangt der Craminator. Unter Angstschweißtropfen schreit es der Schneider heraus, endlich auch das H, freilich nur mit großer Anstrengung. Nozari aber klopft den jungen Menschen auf die Achsel und spricht im pathetischen Tone: „Wahrlich kleiner Schneider! ich sage Dir, du wirst dermaleinst ein großer Sän- ger werden!“ — Und der arme Chorist ist wirklich der erste Tenorist Jtaliens geworden, besitzt ein Vermögen von mehr als 2 Millionen Francs und heißt — Rubini. — Der Dorfzeitungsschreiber bemerkt: „Was mir leid thut und lieb ist: Leid thut mir der Verlust, den Preußen in den letzten acht Wochen erlitten hat, der Verlust in der öffentlichen Mei- nung, der Verlust an Einfluß und an Aussichten. Meine Hoffnungen für Deutschland hingen immer mit Preußen zusam- men; von dem preußischen Volke und dem preußischen Könige follte die Erhebung Deutschlands ausgehen, glaubte ich, geistig und leiblich. Es wird mir recht schwer, meine Hoffnung auf- zugeben. — Lieb ist es mir, daß jetzt Deutschland keine Orgel ist. Wenn alle die schrecklich verstimmten Register in Hessen, Holstein, Preußen, u. s. w. u. s. w. auf einmal laut würden, — und wenn der größte Meister die Orgel spielte, es wäre zum Davonlaufen. Wir wollen nicht vergessen, daß es eine schwere Aufgabe für die Herren Orgelbauer und Spieler in Dresden ___tst, nur einen leidlichen Accord auf dem verstimmten Werke herauszubringen.“ — Leipzig, 30. Jan. Bei dem Zuge, der am 25. Jan. Abends auf der sächsischen Eisenbahn in Leipzig ankam, ergab sich, daß auf der letzten Strecke von Kieritzsch bis Leipzig ein Reisender der mit noch einem andern in einem Coupe saß, sich den Hals zerschnitten hatte. Während der Andere schlief, hatie der Unglückliche seinen Entschluß ausgeführt. ( W, Z. ) Essen, 28. Jan. Nicht, wie ich Jhnen neulich meldete, befindet sich dos ganze Bataillon der Essener Landwehr auf dem Marsche hierher, es wird vielmehr die Stammkompagnie unter Commando eines Premier=Lieutenants der Linie in Trier verbleiben. Die weitern 100 Mann der Landwehr=Bataillone sind heute hier eingerückt und entlassen worden. ( R=Z. ) Kassel, 30. Jan. Nachdem die Presse und das Ver- einsrecht faktisch unterdrückt sind, jede Meinungsänßerung mit Argusaugen überwacht wird, gewinnt es nunmehr auch ben Anschein, als wolle man gegen die letzte Zufluchtstätte des freien Wortes, die Kanzel, vorschreiten. Durch eine Verfügung des Ministerinms des Jnnern ist nämlich den Predigern aufgegeben worden, die von ihnen am Buß=, Bet= und Danktag, am 1. Nov. v. J. gehaltene Predigt einzuschicken. — Man spricht davon, daß in diesen Tagen ein besonderes Kriegsgericht zur Aburtheilung der kurhessischen Offiziere eingesetzt werden soll, welche den Abschied verlangt haben. Dresden, 29. Jan. Die Opposition welche namentlich von den kleineren Staaten gegen die beabsichtigte Reorganisa- tion der Bundesgewalten erhoben wird, ist weniger gegen die vorgeschlagene neue Form der Erekutive als gegen die beabsich- sichtigte Ausdehnung des Wirkungskreises derselben, sewie gegen die beabsichtigte Veränderung mehrerer Fundamentalbestimmun- gen des Bundesrechts gerichtet. Jn jener Hinsicht findet na- mentlich der Plan, der Erekutivbehörde ein stets mobiles Bun- desheer an die Seite zu stellen, um ihren Anordnungen ___und Beschlüssen jederzeit unmittelbar Geltung verschaffen zu können, sowie die Absicht, dieses Bundesheer zu beinahe drei Viertel aus Oesterreichern und Preußen, den Rest aber nur aus Trup- pen der Königreiche zusammenzusetzen, in dieser Beziehung die in Aussicht gestellte Beseitigung der Unanimität bei Bundesbe- schlüssen wenig Beifall. Jnzwischen steht der Plan der beiden Großmächte noch wie vor fest, den Widerspruch der Kleinstaa- ten erforderlichen Falles unberücksichtigt zu lassen. wenn man auch Alles vorher aufbieten wird, um jenen Widerstand auf dem Wege der Vereinbarung und Verständigung zu beseitigen.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 11. Hattingen, 5. Februar 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische011_1851/1>, abgerufen am 21.11.2024.