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Märkische Blätter. Nr. 11. Hattingen, 5. Februar 1851.

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[Beginn Spaltensatz] Ein Definitivum muß hier zu Stande gebracht werden, darü-
ber sind beide Großmächte vollkommen einig; an Errichtung
eines neuen Provisoriums wird nicht gedacht und ist nicht ge-
dacht worden; was einige Blätter neuerdings darüber gebracht
haben, beruht durchaus und in jeder Hinsicht auf Jrethum.

( B. H. )

Hamburg, 28. Jan. Morgen Mittag werden 2--3000
Mann Oesterreicher hierselbst einrücken; sie machen den Marsch
aus dem Lauenburgischen zu Fuße hierher, begeben sich vom
Steinthore ab nach den verschiedenen Alarmplätzen und [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]impfan-
gen dort ihre Quartierbillets. Freiwillige Quartiergeber mel-
deten sich in mehr als genügender Anzahl. Die österreichische
Regierung vergütet circa 7 Schilling per Tag für den Ge-
meinen. ( Ruhr=Z. )

Oesterreich.

Wien, 26. Jan. Der reiche Adel Böhmens, Mährens
und Oesterreichs hält sich in Wien gegenwärtig sehr zahlreich
auf. Dagegen fehlt der ungarische, polnische und italienische
Adel beinahe gänzlich mit sehr wenigen Ausnahmen. Die we-
nigen ungarischen Altconservativen leben sehr zurückgezogen. --
Aus Ungarn lauten dte Nachrichten fortwährend sehr traurig.
Die Räuberbanden mehren sich seit dem Abzuge der Occupa-
tionstruppen auf eine entsetzenerregende Weise und verbreiten
Furcht und Schrecken bis an die Thore der Städte.

Frankreich.

Paris, 30. Jan. Der Präsident hat eingesehen, daß es
mißlich sein würde, die Vertheidigung des Dotationsgesetzes ei-
nem transitorischen Cabinitte anzuvertrauen, und es ist jetzt be-
schlossen worden, die Vorlage bis zum Zustandekommen eines
sogenannten "definitiven Ministeriums" auszusetzen. Dieses de-
finitive Cabinet, so erwartet man noch immer, wird am Ende
wohl unter Odilon Barrots Leitung ins Leben treten, und von
ihm patronisirt, würde das Dotationsgesetz Aussicht auf An-
nahme haben. Offenbar bessern sich die Chancen des Elysee;
die letzten Kämpfe haben die Ohnmacht der Royalisten klar
gemacht, und viele Conservativen geben der Ueberzeugung Raum,
daß man zuletzt doch wohl nichts Besseres thun kann als die
gegenwärtige Präsidentschaft verlängern. Freilich wird es, ehe
man sich in den Reihen der Majorität allgemein über die Pro-
longation verständigt, noch manche Reibungen, Stürme und
Krisen geben. ( Wes. Z. )

Paris, 29. Jan. Jm Saale der Gesetzgebung waren
heute die Bänke so leer daß der Präsident sich veranlaßt sah
die Verlesung der Namensliste gegen die Abwesenden zu schleu-
dern. Es standen ja nur einfache Landesinteressen zur Bera-
thung, und die sind bekanntlich minder pikant als die parla-
mentarischen Kopfflechtereien, welche nie verfehlen ein "volles
Haus" zu machen. Man hat einen Antrag des Hrn. La-
grange ( von der Bergpartei ) auf Verschärfung der Strafgesetze
gegen die Weinverfälschung angenommen und einen anderen von
linksher kommenden Antrag auf eine neue Vertheilung der
Steuerlast verworfen. -- Der Repräsentant Mauguin scheint
dem Schuldthurme nicht entgehen zu sollen. Sein Gläubiger
Herr Cheron hat nun ein förmliches Gesuch um Erlaubniß
zur Verhaftung des Schuldners eingereicht, und dieselbe wird
von der eingesetzten Commission befürwortet. Die ganze Summe
beläuft sich auf 1083 Fr., die Herr Mauguiu seit sieben Jahre
schuldet. ( W. Z. )

Schleswig=Holstein.

Rendsburg, 30. Jan. Alles macht sich hier auf den
Abmarsch bereit, da die österreichischen Truppen in den nächsten
Tagen hier erwartet werden. Das Kriegs=Departement und
General=Commando werden morgen und übermorgen nach Kiel,
der Stab der Artillerie=Brigade und das Jngenieur=Corps nach
dem östlichen Holstein verlegt werden. Das Kriegsmaterial
der schleswig=holsteinischen Armee wird darnach vorläufig den
Oesterreichern zur Ueberwachung übergeben werden. Auch steht
eine weitere Beurlaubung in unserer Armee wohl in Aussicht,
indem die große Menge eingeborener Offiziere, welche seit dem
März 1848 avancirt, entlassen werden möchten; die Zahl der-
selben ist ka. 300. ( B.=H. )

[Spaltenumbruch]

Rendsburg, 30. Jan. Schwarzenberg hat der däni-
schen Regierung die Besetzung des Kronenwerks eingeräumt;
wahrscheinlich nicht wissend und ahnend, welche Bewandniß es
im Grunde mit diesem Kronenwerk hat. Das Kronenwerk ist
der Schlüssel zur Festung, eigentlich die Hauptfestung, und liegt
mit der Altstadt unmittelbar verbunden, also keineswegs ein
ganz für sich bestehendes Werk. Diese Befestigung dominirt
aber sowohl Altstadt wie Neustadt, welche in ihrer dichten Be-
hauung eher zu Grund und Boden gebrannt sind, als ein
Stein im Kronenwerk beschädigt worden. Ferner scheint auch
bei diesem Zugeständniß an die Dänen ganz vergessen worden
zu sein, daß eine der wichtigsten, bisher gemeinschaftlich schles-
wig=holsteinischen Staatseinnahmen von dem Augenblick an,
daß das Kronenwerk dänischerseits besetzt wird, zu einer rein
dänischen Staatseinnahme wird, nämlich der schleswig=holstei-
nische Canalzoll, ( N. fr. P. )

Aus dem nördlichen Schleswig, 28. Jan. Die
Dänen werden immer kühner, sie haben Gottorf besetzt und
zeigten sich gestern auf der Königsförder Schleuse, wo sie sich
äußerten, daß sie heute Friedrichsort besetzen würden, und so-
bald die Oesterreicher kämen, würden ihnen dieselben die Schlüs-
sel Rendsburgs übergeben. ( W. Z. )

Ratzeburg, 27. Jan. Hier wie in Mölln haben wir
fast ununterbrochen den Durchmarsch österreichischer Truppen
und bedeutende Einquartierung, deren Anzahl des steten Wech-
sels wegen schwer zu bestimmen ist, doch dürfte man jedenfalls
über 1000 Mann annehmen können. Eine vorgängige An-
meldung pflegt nicht zu erfolgen, sondern es marschiren die an-
kommenden Abtheilungen auf den Markt vor das Rathhaus,
wo sie mit Quartierbillets versehen und in die Stadt vertheilt
werden. Aus diesem wenig geregelten Verfahren entspringt er-
sichtlich eine höchst ungleichmäßige Vertheilung der Einquartie-
rungslast, und manche Bürger sind bisher wenig oder gar nicht
mit Einquartierung belegt worden, während andere 12 -- 16
Mann hatten. Die Landstraßen sind fortwährend von österrei-
chischen Truppen belebt. Die in Schmilau liegende Artillerie
scheint nach Lübeck aufzubrechen, ihre Vortrupps waren heute
Morgen bereits in Sarau. Man glaubt hier allgemein, daß
auch die Stadt Lübeck eine nicht unbedeutende österreichische
Einquartierung erhalten wird. ( Ruhr=Z. )

Altona, 28. Jan. Die gestern von mir ausgesprochene
Vermuthung, daß heute noch keine neue Regierung in Holstein
eingesetzt werden würde, hat sich bestätigt.

Jn die traurige Stimmung, die, wie sich von seldst versteht,
hier in allen Kreisen der Bevölkerung herrscht, ist seit gestern
plötzlich ein Lichtstrahl gefallen, der wenigstens momentan viele
Familien in freudige Spannung versetzt. Es ist nämlich von
Kopenhagen die zuverlässige Kunde eingegangen, daß die Rück-
kehr der Gefangenen demnächst erfolgen werde.

Der Schlesischen Zeitung geht folgende Mittheilung aus Kiel
vom 22. Jauuar zu:

Der Kaiser von Rußland hat dem Grafen Carl von Moltke
-- dem Gesammtstaatsmanne -- derzeit für Dänemark den
Besitz für Schieswig zugesagt. Der dänische Offizitr von Car-
sten soll, als von dem schleswig=holsteinischen Generalstabe Hr
v. Sutterheim neulich in Schleswig war, gegen diesen geäußert
haben, daß sie, die Dänen, jede Schlacht vermieden hätten, wei
Rußland ihnen den Besitz von Schleswig zugesagt habe, und
es eben deshalb nutzlos gewesen sein würde, zur Befestigung
des Besitzstaates sich noch zu schlagen. ( Ruhr=Z. )

Schweiz.

Die Wes. Z. v. 28. Jan. berichtet: Die Unruhen im
Oberlande werden als beseitigt angesehen, die Untersuchung [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]i
in Jnterlaken von einem besonderen Regierungskommissar ein
geleitet, der Urheber des auf den Statihalter gefallenen Schus
ses wird steckbrieflich verfolgt. ( W. Z. )

Türkei.

Ueber den Aufstand in Bosnien haben wir schon lang
nichts mehr mitgetheilt, aus dem schpn angeführten Grund
weil wir die stets wiederholten Berichte der Zeitungen von Un
terwerfung der Ausrührer für falsch hielten. Auch jetzt ist wie
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Ein Definitivum muß hier zu Stande gebracht werden, darü-
ber sind beide Großmächte vollkommen einig; an Errichtung
eines neuen Provisoriums wird nicht gedacht und ist nicht ge-
dacht worden; was einige Blätter neuerdings darüber gebracht
haben, beruht durchaus und in jeder Hinsicht auf Jrethum.

( B. H. )

Hamburg, 28. Jan. Morgen Mittag werden 2—3000
Mann Oesterreicher hierselbst einrücken; sie machen den Marsch
aus dem Lauenburgischen zu Fuße hierher, begeben sich vom
Steinthore ab nach den verschiedenen Alarmplätzen und [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]impfan-
gen dort ihre Quartierbillets. Freiwillige Quartiergeber mel-
deten sich in mehr als genügender Anzahl. Die österreichische
Regierung vergütet circa 7 Schilling per Tag für den Ge-
meinen. ( Ruhr=Z. )

Oesterreich.

Wien, 26. Jan. Der reiche Adel Böhmens, Mährens
und Oesterreichs hält sich in Wien gegenwärtig sehr zahlreich
auf. Dagegen fehlt der ungarische, polnische und italienische
Adel beinahe gänzlich mit sehr wenigen Ausnahmen. Die we-
nigen ungarischen Altconservativen leben sehr zurückgezogen. —
Aus Ungarn lauten dte Nachrichten fortwährend sehr traurig.
Die Räuberbanden mehren sich seit dem Abzuge der Occupa-
tionstruppen auf eine entsetzenerregende Weise und verbreiten
Furcht und Schrecken bis an die Thore der Städte.

Frankreich.

Paris, 30. Jan. Der Präsident hat eingesehen, daß es
mißlich sein würde, die Vertheidigung des Dotationsgesetzes ei-
nem transitorischen Cabinitte anzuvertrauen, und es ist jetzt be-
schlossen worden, die Vorlage bis zum Zustandekommen eines
sogenannten „definitiven Ministeriums“ auszusetzen. Dieses de-
finitive Cabinet, so erwartet man noch immer, wird am Ende
wohl unter Odilon Barrots Leitung ins Leben treten, und von
ihm patronisirt, würde das Dotationsgesetz Aussicht auf An-
nahme haben. Offenbar bessern sich die Chancen des Elysee;
die letzten Kämpfe haben die Ohnmacht der Royalisten klar
gemacht, und viele Conservativen geben der Ueberzeugung Raum,
daß man zuletzt doch wohl nichts Besseres thun kann als die
gegenwärtige Präsidentschaft verlängern. Freilich wird es, ehe
man sich in den Reihen der Majorität allgemein über die Pro-
longation verständigt, noch manche Reibungen, Stürme und
Krisen geben. ( Wes. Z. )

Paris, 29. Jan. Jm Saale der Gesetzgebung waren
heute die Bänke so leer daß der Präsident sich veranlaßt sah
die Verlesung der Namensliste gegen die Abwesenden zu schleu-
dern. Es standen ja nur einfache Landesinteressen zur Bera-
thung, und die sind bekanntlich minder pikant als die parla-
mentarischen Kopfflechtereien, welche nie verfehlen ein „volles
Haus“ zu machen. Man hat einen Antrag des Hrn. La-
grange ( von der Bergpartei ) auf Verschärfung der Strafgesetze
gegen die Weinverfälschung angenommen und einen anderen von
linksher kommenden Antrag auf eine neue Vertheilung der
Steuerlast verworfen. — Der Repräsentant Mauguin scheint
dem Schuldthurme nicht entgehen zu sollen. Sein Gläubiger
Herr Chéron hat nun ein förmliches Gesuch um Erlaubniß
zur Verhaftung des Schuldners eingereicht, und dieselbe wird
von der eingesetzten Commission befürwortet. Die ganze Summe
beläuft sich auf 1083 Fr., die Herr Mauguiu seit sieben Jahre
schuldet. ( W. Z. )

Schleswig=Holstein.

Rendsburg, 30. Jan. Alles macht sich hier auf den
Abmarsch bereit, da die österreichischen Truppen in den nächsten
Tagen hier erwartet werden. Das Kriegs=Departement und
General=Commando werden morgen und übermorgen nach Kiel,
der Stab der Artillerie=Brigade und das Jngenieur=Corps nach
dem östlichen Holstein verlegt werden. Das Kriegsmaterial
der schleswig=holsteinischen Armee wird darnach vorläufig den
Oesterreichern zur Ueberwachung übergeben werden. Auch steht
eine weitere Beurlaubung in unserer Armee wohl in Aussicht,
indem die große Menge eingeborener Offiziere, welche seit dem
März 1848 avancirt, entlassen werden möchten; die Zahl der-
selben ist ka. 300. ( B.=H. )

[Spaltenumbruch]

Rendsburg, 30. Jan. Schwarzenberg hat der däni-
schen Regierung die Besetzung des Kronenwerks eingeräumt;
wahrscheinlich nicht wissend und ahnend, welche Bewandniß es
im Grunde mit diesem Kronenwerk hat. Das Kronenwerk ist
der Schlüssel zur Festung, eigentlich die Hauptfestung, und liegt
mit der Altstadt unmittelbar verbunden, also keineswegs ein
ganz für sich bestehendes Werk. Diese Befestigung dominirt
aber sowohl Altstadt wie Neustadt, welche in ihrer dichten Be-
hauung eher zu Grund und Boden gebrannt sind, als ein
Stein im Kronenwerk beschädigt worden. Ferner scheint auch
bei diesem Zugeständniß an die Dänen ganz vergessen worden
zu sein, daß eine der wichtigsten, bisher gemeinschaftlich schles-
wig=holsteinischen Staatseinnahmen von dem Augenblick an,
daß das Kronenwerk dänischerseits besetzt wird, zu einer rein
dänischen Staatseinnahme wird, nämlich der schleswig=holstei-
nische Canalzoll, ( N. fr. P. )

Aus dem nördlichen Schleswig, 28. Jan. Die
Dänen werden immer kühner, sie haben Gottorf besetzt und
zeigten sich gestern auf der Königsförder Schleuse, wo sie sich
äußerten, daß sie heute Friedrichsort besetzen würden, und so-
bald die Oesterreicher kämen, würden ihnen dieselben die Schlüs-
sel Rendsburgs übergeben. ( W. Z. )

Ratzeburg, 27. Jan. Hier wie in Mölln haben wir
fast ununterbrochen den Durchmarsch österreichischer Truppen
und bedeutende Einquartierung, deren Anzahl des steten Wech-
sels wegen schwer zu bestimmen ist, doch dürfte man jedenfalls
über 1000 Mann annehmen können. Eine vorgängige An-
meldung pflegt nicht zu erfolgen, sondern es marschiren die an-
kommenden Abtheilungen auf den Markt vor das Rathhaus,
wo sie mit Quartierbillets versehen und in die Stadt vertheilt
werden. Aus diesem wenig geregelten Verfahren entspringt er-
sichtlich eine höchst ungleichmäßige Vertheilung der Einquartie-
rungslast, und manche Bürger sind bisher wenig oder gar nicht
mit Einquartierung belegt worden, während andere 12 — 16
Mann hatten. Die Landstraßen sind fortwährend von österrei-
chischen Truppen belebt. Die in Schmilau liegende Artillerie
scheint nach Lübeck aufzubrechen, ihre Vortrupps waren heute
Morgen bereits in Sarau. Man glaubt hier allgemein, daß
auch die Stadt Lübeck eine nicht unbedeutende österreichische
Einquartierung erhalten wird. ( Ruhr=Z. )

Altona, 28. Jan. Die gestern von mir ausgesprochene
Vermuthung, daß heute noch keine neue Regierung in Holstein
eingesetzt werden würde, hat sich bestätigt.

Jn die traurige Stimmung, die, wie sich von seldst versteht,
hier in allen Kreisen der Bevölkerung herrscht, ist seit gestern
plötzlich ein Lichtstrahl gefallen, der wenigstens momentan viele
Familien in freudige Spannung versetzt. Es ist nämlich von
Kopenhagen die zuverlässige Kunde eingegangen, daß die Rück-
kehr der Gefangenen demnächst erfolgen werde.

Der Schlesischen Zeitung geht folgende Mittheilung aus Kiel
vom 22. Jauuar zu:

Der Kaiser von Rußland hat dem Grafen Carl von Moltke
— dem Gesammtstaatsmanne — derzeit für Dänemark den
Besitz für Schieswig zugesagt. Der dänische Offizitr von Car-
sten soll, als von dem schleswig=holsteinischen Generalstabe Hr
v. Sutterheim neulich in Schleswig war, gegen diesen geäußert
haben, daß sie, die Dänen, jede Schlacht vermieden hätten, wei
Rußland ihnen den Besitz von Schleswig zugesagt habe, und
es eben deshalb nutzlos gewesen sein würde, zur Befestigung
des Besitzstaates sich noch zu schlagen. ( Ruhr=Z. )

Schweiz.

Die Wes. Z. v. 28. Jan. berichtet: Die Unruhen im
Oberlande werden als beseitigt angesehen, die Untersuchung [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]i
in Jnterlaken von einem besonderen Regierungskommissar ein
geleitet, der Urheber des auf den Statihalter gefallenen Schus
ses wird steckbrieflich verfolgt. ( W. Z. )

Türkei.

Ueber den Aufstand in Bosnien haben wir schon lang
nichts mehr mitgetheilt, aus dem schpn angeführten Grund
weil wir die stets wiederholten Berichte der Zeitungen von Un
terwerfung der Ausrührer für falsch hielten. Auch jetzt ist wie
[Ende Spaltensatz]

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[0002] Ein Definitivum muß hier zu Stande gebracht werden, darü- ber sind beide Großmächte vollkommen einig; an Errichtung eines neuen Provisoriums wird nicht gedacht und ist nicht ge- dacht worden; was einige Blätter neuerdings darüber gebracht haben, beruht durchaus und in jeder Hinsicht auf Jrethum. ( B. H. ) Hamburg, 28. Jan. Morgen Mittag werden 2—3000 Mann Oesterreicher hierselbst einrücken; sie machen den Marsch aus dem Lauenburgischen zu Fuße hierher, begeben sich vom Steinthore ab nach den verschiedenen Alarmplätzen und __________impfan- gen dort ihre Quartierbillets. Freiwillige Quartiergeber mel- deten sich in mehr als genügender Anzahl. Die österreichische Regierung vergütet circa 7 Schilling per Tag für den Ge- meinen. ( Ruhr=Z. ) Oesterreich. Wien, 26. Jan. Der reiche Adel Böhmens, Mährens und Oesterreichs hält sich in Wien gegenwärtig sehr zahlreich auf. Dagegen fehlt der ungarische, polnische und italienische Adel beinahe gänzlich mit sehr wenigen Ausnahmen. Die we- nigen ungarischen Altconservativen leben sehr zurückgezogen. — Aus Ungarn lauten dte Nachrichten fortwährend sehr traurig. Die Räuberbanden mehren sich seit dem Abzuge der Occupa- tionstruppen auf eine entsetzenerregende Weise und verbreiten Furcht und Schrecken bis an die Thore der Städte. Frankreich. Paris, 30. Jan. Der Präsident hat eingesehen, daß es mißlich sein würde, die Vertheidigung des Dotationsgesetzes ei- nem transitorischen Cabinitte anzuvertrauen, und es ist jetzt be- schlossen worden, die Vorlage bis zum Zustandekommen eines sogenannten „definitiven Ministeriums“ auszusetzen. Dieses de- finitive Cabinet, so erwartet man noch immer, wird am Ende wohl unter Odilon Barrots Leitung ins Leben treten, und von ihm patronisirt, würde das Dotationsgesetz Aussicht auf An- nahme haben. Offenbar bessern sich die Chancen des Elysee; die letzten Kämpfe haben die Ohnmacht der Royalisten klar gemacht, und viele Conservativen geben der Ueberzeugung Raum, daß man zuletzt doch wohl nichts Besseres thun kann als die gegenwärtige Präsidentschaft verlängern. Freilich wird es, ehe man sich in den Reihen der Majorität allgemein über die Pro- longation verständigt, noch manche Reibungen, Stürme und Krisen geben. ( Wes. Z. ) Paris, 29. Jan. Jm Saale der Gesetzgebung waren heute die Bänke so leer daß der Präsident sich veranlaßt sah die Verlesung der Namensliste gegen die Abwesenden zu schleu- dern. Es standen ja nur einfache Landesinteressen zur Bera- thung, und die sind bekanntlich minder pikant als die parla- mentarischen Kopfflechtereien, welche nie verfehlen ein „volles Haus“ zu machen. Man hat einen Antrag des Hrn. La- grange ( von der Bergpartei ) auf Verschärfung der Strafgesetze gegen die Weinverfälschung angenommen und einen anderen von linksher kommenden Antrag auf eine neue Vertheilung der Steuerlast verworfen. — Der Repräsentant Mauguin scheint dem Schuldthurme nicht entgehen zu sollen. Sein Gläubiger Herr Chéron hat nun ein förmliches Gesuch um Erlaubniß zur Verhaftung des Schuldners eingereicht, und dieselbe wird von der eingesetzten Commission befürwortet. Die ganze Summe beläuft sich auf 1083 Fr., die Herr Mauguiu seit sieben Jahre schuldet. ( W. Z. ) Schleswig=Holstein. Rendsburg, 30. Jan. Alles macht sich hier auf den Abmarsch bereit, da die österreichischen Truppen in den nächsten Tagen hier erwartet werden. Das Kriegs=Departement und General=Commando werden morgen und übermorgen nach Kiel, der Stab der Artillerie=Brigade und das Jngenieur=Corps nach dem östlichen Holstein verlegt werden. Das Kriegsmaterial der schleswig=holsteinischen Armee wird darnach vorläufig den Oesterreichern zur Ueberwachung übergeben werden. Auch steht eine weitere Beurlaubung in unserer Armee wohl in Aussicht, indem die große Menge eingeborener Offiziere, welche seit dem März 1848 avancirt, entlassen werden möchten; die Zahl der- selben ist ka. 300. ( B.=H. ) Rendsburg, 30. Jan. Schwarzenberg hat der däni- schen Regierung die Besetzung des Kronenwerks eingeräumt; wahrscheinlich nicht wissend und ahnend, welche Bewandniß es im Grunde mit diesem Kronenwerk hat. Das Kronenwerk ist der Schlüssel zur Festung, eigentlich die Hauptfestung, und liegt mit der Altstadt unmittelbar verbunden, also keineswegs ein ganz für sich bestehendes Werk. Diese Befestigung dominirt aber sowohl Altstadt wie Neustadt, welche in ihrer dichten Be- hauung eher zu Grund und Boden gebrannt sind, als ein Stein im Kronenwerk beschädigt worden. Ferner scheint auch bei diesem Zugeständniß an die Dänen ganz vergessen worden zu sein, daß eine der wichtigsten, bisher gemeinschaftlich schles- wig=holsteinischen Staatseinnahmen von dem Augenblick an, daß das Kronenwerk dänischerseits besetzt wird, zu einer rein dänischen Staatseinnahme wird, nämlich der schleswig=holstei- nische Canalzoll, ( N. fr. P. ) Aus dem nördlichen Schleswig, 28. Jan. Die Dänen werden immer kühner, sie haben Gottorf besetzt und zeigten sich gestern auf der Königsförder Schleuse, wo sie sich äußerten, daß sie heute Friedrichsort besetzen würden, und so- bald die Oesterreicher kämen, würden ihnen dieselben die Schlüs- sel Rendsburgs übergeben. ( W. Z. ) Ratzeburg, 27. Jan. Hier wie in Mölln haben wir fast ununterbrochen den Durchmarsch österreichischer Truppen und bedeutende Einquartierung, deren Anzahl des steten Wech- sels wegen schwer zu bestimmen ist, doch dürfte man jedenfalls über 1000 Mann annehmen können. Eine vorgängige An- meldung pflegt nicht zu erfolgen, sondern es marschiren die an- kommenden Abtheilungen auf den Markt vor das Rathhaus, wo sie mit Quartierbillets versehen und in die Stadt vertheilt werden. Aus diesem wenig geregelten Verfahren entspringt er- sichtlich eine höchst ungleichmäßige Vertheilung der Einquartie- rungslast, und manche Bürger sind bisher wenig oder gar nicht mit Einquartierung belegt worden, während andere 12 — 16 Mann hatten. Die Landstraßen sind fortwährend von österrei- chischen Truppen belebt. Die in Schmilau liegende Artillerie scheint nach Lübeck aufzubrechen, ihre Vortrupps waren heute Morgen bereits in Sarau. Man glaubt hier allgemein, daß auch die Stadt Lübeck eine nicht unbedeutende österreichische Einquartierung erhalten wird. ( Ruhr=Z. ) Altona, 28. Jan. Die gestern von mir ausgesprochene Vermuthung, daß heute noch keine neue Regierung in Holstein eingesetzt werden würde, hat sich bestätigt. Jn die traurige Stimmung, die, wie sich von seldst versteht, hier in allen Kreisen der Bevölkerung herrscht, ist seit gestern plötzlich ein Lichtstrahl gefallen, der wenigstens momentan viele Familien in freudige Spannung versetzt. Es ist nämlich von Kopenhagen die zuverlässige Kunde eingegangen, daß die Rück- kehr der Gefangenen demnächst erfolgen werde. Der Schlesischen Zeitung geht folgende Mittheilung aus Kiel vom 22. Jauuar zu: Der Kaiser von Rußland hat dem Grafen Carl von Moltke — dem Gesammtstaatsmanne — derzeit für Dänemark den Besitz für Schieswig zugesagt. Der dänische Offizitr von Car- sten soll, als von dem schleswig=holsteinischen Generalstabe Hr v. Sutterheim neulich in Schleswig war, gegen diesen geäußert haben, daß sie, die Dänen, jede Schlacht vermieden hätten, wei Rußland ihnen den Besitz von Schleswig zugesagt habe, und es eben deshalb nutzlos gewesen sein würde, zur Befestigung des Besitzstaates sich noch zu schlagen. ( Ruhr=Z. ) Schweiz. Die Wes. Z. v. 28. Jan. berichtet: Die Unruhen im Oberlande werden als beseitigt angesehen, die Untersuchung _i in Jnterlaken von einem besonderen Regierungskommissar ein geleitet, der Urheber des auf den Statihalter gefallenen Schus ses wird steckbrieflich verfolgt. ( W. Z. ) Türkei. Ueber den Aufstand in Bosnien haben wir schon lang nichts mehr mitgetheilt, aus dem schpn angeführten Grund weil wir die stets wiederholten Berichte der Zeitungen von Un terwerfung der Ausrührer für falsch hielten. Auch jetzt ist wie

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 11. Hattingen, 5. Februar 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische011_1851/2>, abgerufen am 01.06.2024.