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Märkische Blätter. Nr. 11. Hattingen, 5. Februar 1851.

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[Beginn Spaltensatz] der die seit mehreren Wochen mehrmals wiederholte Nachricht,
daß die Aufrührer sich dem Omer Pascha auf Gnade und Un-
gnade ergeben wollten, widerlegt. Die "Allg. Z." giebt näm-
lich als Resnm e der neuesten Nachrichten aus Bosnien uud
der Herzegowina Folgendes: Die Rebellen [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]yon Mostar haben
jetzt mehr Hoffnung für dns Gelingen ihres Unternehmens.
Es schließt ihnen nicht nur ein starker Theil der Herzegowina an,
sondern auch aus der Kraina verspricht man Mitwirkung.
Von Gasco sind an 500 Türken nach Mostar gezogen. Auch
die Bewegungen der Rebellen lassen schließen, daß sich die Lage
der Dinge zu ihren Gunsten gestaltet haben müsse. ( W. Z. )



Unterhaltendes.
Des Lootsen Rache.
Eine Seeskizze.

Der Abend des 21. September 1834 dämmerte bereits, als
eine kleine englische Kriegsbrig, die zur Unterdrückung des
Schmuggelhandels ansgerüstet worden war, sich gegenüber der
Küste von Galway träg auf den schwerfälligen, eintönigen
Schwellungen des Meeres schaukelte. Auf ihrem Deck wurde
eine Scene von etwas mehr als gewöhnlichem Jnteresse ausge-
führt. Am Tage vorher war ein kleines Boot beladen mit
Contreband=Artikeln, erwischt worden, das ein alter Mann und
ein Knabe steuerten, und der Kapitain der Brig welcher Dra-
cutt hieß, hatte befohlen, daß der alte Schmuggler in Ketten
geschlossen werde. Der alte Mann leistete gegen diese Beschim-
pfung hartnäckigen Widerstand und vergaß sich in der Aufregung
des Augenblicks so weit, daß er dem Kapitain einen Schlag
versetzte. der diesen auf's Deck niederstreckte. Solche Beleidi-
gung eines englischen Offiziers konnte keine Vergebung finden,
-- der Schmuggler sollte für sein Verbrechen mit dem Tode
büßen.

Ein einzelner Strang ward an der Spitze der Vorderrae
des Starbords befestigt und die ganze Mannschaft gerufen, um
Zeuge der Hinrichtung zu sein. Eine Schlinge wurde in den
Strang geschlagen und über des Verbrechers Kopf gelegt, wäh-
rend man das laufende Ende durch einen kleinen Haltblock am
Deck befestigte.

Bis zu diesem Augenblicke war den Lippen des Knaben
kein Wort entschlüpft. Er zitterte beim Anblick der schrecklichen
Vorbereitungen; aber als man die verderbliche Schlinge fest
anzog, wich die Farbe aus seinem Gesicht, -- plötzlich sprang
er vor und fiel vor dem erzürnten Kapitain auf die Knie.

"Gnade, Herr, Gnade!"

"Für wen?" fragte der Offizier und verächtlicher Spott
lagerte auf seinem Munde.

"Für den alten Mann, den sie jetzt tödten wollen."

"Er stirbt, Junge."

"Aber Herr, er ist mein Vater."

"Gleichviel, und wenn er mein eigener Vater wäre. Der
Mann, welcher einen englischen Offizier, der seine Pflicht er-
füllt, schlägt, muß sterben."

"Aber man schlug ihn in Ketten, -- man beleidigte ihn,
Herr," flehte der Knabe.

"Beleidigte!" wiederholte der Kapitain. "Wer beleidigte
ihn?"

"Sie Herr," entgegnete der Knabe und sein Gesicht glühte
vor Unwillen.

"Steh' auf, Junge, und nimm dich in Acht, daß dir's nicht
eben so geht," bemerkte der Kapitain mit rauher Stimme.

Der alte Mann hörte die Bitte seines Sohnes, und als das
das letzte Wort von den Lippen seines Verurtheilers fiel, erhob
er den Kopf und rief mit einem Blick des entschlossensien
Trotzes:

"Verlange keine Gunst, Robert. Der alte Karl Kintock kann
eben sowohl 'etzt sterben wie zu irgend einer andern Zeit, --
laß sie das Schlimmste thun."

Dann wandte er sich gegen Kapitain Dracutt, nahm einen
Ton der demüthigsten Bitte an und sagte:

[Spaltenumbruch]

"Machen Sie mit mir, was Jhnen gefällt, Herr, aber thun
Sie[unleserliches Material] meinem Jungen nichts zu Leide, denn er hat ja nichts
verbrochen. Jch bin bereit für ihr Urtheil und je eher Sie es
ausführen, desto besser."

"Faßt den Strang!" brüllte der Kapitain, -- "jeder von
Euch fasse deu Strang und sei bereit, den Schurken aufzu-
schwingen."

Gehorsam diesem Befehle reihte sich die Mannschaft am
Deck auf und jeder nahm den Strang in die Hand. Robert
Kintock blickte zuerst auf seinen Vater und ließ dann seine Au-
gen auf die Reihe von Männer fallen, die seine Henker werden
sollten. Aber er konnte keinen einzigen mitfühlenden oder er-
barmenden Blick erspähen. Die Gesichter Aller waren starr
und kalt, -- Jeder schien mit Begierde auf die Ausführung
des mörderischen Werkes zu harren.

"Was!" rief der Knabe und eine Thräne entsiel seinen zit-
ternden Wimpern, -- "giebt es keinen Einzigen, der Mitleid
fühlen kann!"

"Hiuauf mit ihm!" schrie der Kapitain.

Robert bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen, und im
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den gleitenden Strang und das Knackern des Blocks -- und
er wußte, das er vaterlos sei.

Eine halbe Stunde später kniete der Knabe neben einer Lei-
che, -- seine Lippen stammelten ein einfaches Gebet. Dann
wand sich ein unterdrückter, murmelnder Ton aus feiner Brust
herauf, aber keiner von Denen die um ihn standen, wußte seine
Bedeutung. Es war etn Gelübde strenger Rache.

Eben als die Leiche des alten Mannes vom Gangwege in
das Wasser glitt, zuckte ein blendender Blitzstrahl durch den
Himmel und in der nächsten Minute sandten die schauerlichen
Batterien der Natur ein Krachen herab so lang und laut, daß
die Mannschaft ihre Hände an die Ohren legte, um den be-
täubenden Schall abzuhalten. Robert Kintock fuhr empor bei
dem Getöse, und was in der Brust Anderer Entsetzen hervor-
rief, das schickte einen Schauer der Zufriedenheit in seine
Adern.

"O Rache! Rache!" murmelte er leise zu sich selbst und
warf die Augen über die schaumgekrönten Wogen, die sich be-
reits unter der Gewalt des plötzlichen Sturmes zu heben be-
gannen.

Die Finsterniß war eben so schnell gekommen wie der Sturm
und Alles, was sich außer den brechenden Wogen vom Deck
der Brig unterscheiden ließ, war die beängstigende klippige Kü-
ste, wenn ein Blitzstrahl nach dem andern den Himmel er-
hellte.

"Licht, ho!" rief vorn ein Mann und im nächsten Augen-
blicke hafteten Aller Augen auf einem glänzenden Lichte, das
plötzlich zwischen den fernen Felsen aufflammte.

Der Wind hatte jetzt seine volle Heftigkeit gewonnen und
trieb mit Riesenkraft die unglückliche Brig der brandenden Küste
voll Klippen und Riffen unwiderstehlich zu. Außer einem, er-
bleichte jedes Gesicht vor Angst.

    ( Schluß folgt. )



Einige Pröbchen vom Kasseler Humor. Ein Herr Eggena
bekam, weil er Bürgerwehrofficier und Stadtrath war, 25
Mann; als sie bei ihm einrückten, begrüßte er sie und sagte,
er wollte ihnen unter einer Bedingung mehr geben, als ihm
vorgeschrieben sei. Es stände sür jeden eine Pfeife, Taback u.
Bier bereit; wenn die Herren Baiern nun rauchten, so sollten
sie sich in die Fenster legen. Da die Fenster des Hauses aber
auf die Königstraße hinaus gehen und die Offiziere daran
vorbei mussen, so wurde dem Herrn Eggena des andern Tages
die ganze Bequartierung wieder genommen.



[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] der die seit mehreren Wochen mehrmals wiederholte Nachricht,
daß die Aufrührer sich dem Omer Pascha auf Gnade und Un-
gnade ergeben wollten, widerlegt. Die „Allg. Z.“ giebt näm-
lich als Resnm é der neuesten Nachrichten aus Bosnien uud
der Herzegowina Folgendes: Die Rebellen [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]yon Mostar haben
jetzt mehr Hoffnung für dns Gelingen ihres Unternehmens.
Es schließt ihnen nicht nur ein starker Theil der Herzegowina an,
sondern auch aus der Kraina verspricht man Mitwirkung.
Von Gasco sind an 500 Türken nach Mostar gezogen. Auch
die Bewegungen der Rebellen lassen schließen, daß sich die Lage
der Dinge zu ihren Gunsten gestaltet haben müsse. ( W. Z. )



Unterhaltendes.
Des Lootsen Rache.
Eine Seeskizze.

Der Abend des 21. September 1834 dämmerte bereits, als
eine kleine englische Kriegsbrig, die zur Unterdrückung des
Schmuggelhandels ansgerüstet worden war, sich gegenüber der
Küste von Galway träg auf den schwerfälligen, eintönigen
Schwellungen des Meeres schaukelte. Auf ihrem Deck wurde
eine Scene von etwas mehr als gewöhnlichem Jnteresse ausge-
führt. Am Tage vorher war ein kleines Boot beladen mit
Contreband=Artikeln, erwischt worden, das ein alter Mann und
ein Knabe steuerten, und der Kapitain der Brig welcher Dra-
cutt hieß, hatte befohlen, daß der alte Schmuggler in Ketten
geschlossen werde. Der alte Mann leistete gegen diese Beschim-
pfung hartnäckigen Widerstand und vergaß sich in der Aufregung
des Augenblicks so weit, daß er dem Kapitain einen Schlag
versetzte. der diesen auf's Deck niederstreckte. Solche Beleidi-
gung eines englischen Offiziers konnte keine Vergebung finden,
— der Schmuggler sollte für sein Verbrechen mit dem Tode
büßen.

Ein einzelner Strang ward an der Spitze der Vorderrae
des Starbords befestigt und die ganze Mannschaft gerufen, um
Zeuge der Hinrichtung zu sein. Eine Schlinge wurde in den
Strang geschlagen und über des Verbrechers Kopf gelegt, wäh-
rend man das laufende Ende durch einen kleinen Haltblock am
Deck befestigte.

Bis zu diesem Augenblicke war den Lippen des Knaben
kein Wort entschlüpft. Er zitterte beim Anblick der schrecklichen
Vorbereitungen; aber als man die verderbliche Schlinge fest
anzog, wich die Farbe aus seinem Gesicht, — plötzlich sprang
er vor und fiel vor dem erzürnten Kapitain auf die Knie.

„Gnade, Herr, Gnade!“

„Für wen?“ fragte der Offizier und verächtlicher Spott
lagerte auf seinem Munde.

„Für den alten Mann, den sie jetzt tödten wollen.“

„Er stirbt, Junge.“

„Aber Herr, er ist mein Vater.“

„Gleichviel, und wenn er mein eigener Vater wäre. Der
Mann, welcher einen englischen Offizier, der seine Pflicht er-
füllt, schlägt, muß sterben.“

„Aber man schlug ihn in Ketten, — man beleidigte ihn,
Herr,“ flehte der Knabe.

„Beleidigte!“ wiederholte der Kapitain. „Wer beleidigte
ihn?“

„Sie Herr,“ entgegnete der Knabe und sein Gesicht glühte
vor Unwillen.

„Steh' auf, Junge, und nimm dich in Acht, daß dir's nicht
eben so geht,“ bemerkte der Kapitain mit rauher Stimme.

Der alte Mann hörte die Bitte seines Sohnes, und als das
das letzte Wort von den Lippen seines Verurtheilers fiel, erhob
er den Kopf und rief mit einem Blick des entschlossensien
Trotzes:

„Verlange keine Gunst, Robert. Der alte Karl Kintock kann
eben sowohl 'etzt sterben wie zu irgend einer andern Zeit, —
laß sie das Schlimmste thun.“

Dann wandte er sich gegen Kapitain Dracutt, nahm einen
Ton der demüthigsten Bitte an und sagte:

[Spaltenumbruch]

„Machen Sie mit mir, was Jhnen gefällt, Herr, aber thun
Sie[unleserliches Material] meinem Jungen nichts zu Leide, denn er hat ja nichts
verbrochen. Jch bin bereit für ihr Urtheil und je eher Sie es
ausführen, desto besser.“

„Faßt den Strang!“ brüllte der Kapitain, — „jeder von
Euch fasse deu Strang und sei bereit, den Schurken aufzu-
schwingen.“

Gehorsam diesem Befehle reihte sich die Mannschaft am
Deck auf und jeder nahm den Strang in die Hand. Robert
Kintock blickte zuerst auf seinen Vater und ließ dann seine Au-
gen auf die Reihe von Männer fallen, die seine Henker werden
sollten. Aber er konnte keinen einzigen mitfühlenden oder er-
barmenden Blick erspähen. Die Gesichter Aller waren starr
und kalt, — Jeder schien mit Begierde auf die Ausführung
des mörderischen Werkes zu harren.

„Was!“ rief der Knabe und eine Thräne entsiel seinen zit-
ternden Wimpern, — „giebt es keinen Einzigen, der Mitleid
fühlen kann!“

„Hiuauf mit ihm!“ schrie der Kapitain.

Robert bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen, und im
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den gleitenden Strang und das Knackern des Blocks — und
er wußte, das er vaterlos sei.

Eine halbe Stunde später kniete der Knabe neben einer Lei-
che, — seine Lippen stammelten ein einfaches Gebet. Dann
wand sich ein unterdrückter, murmelnder Ton aus feiner Brust
herauf, aber keiner von Denen die um ihn standen, wußte seine
Bedeutung. Es war etn Gelübde strenger Rache.

Eben als die Leiche des alten Mannes vom Gangwege in
das Wasser glitt, zuckte ein blendender Blitzstrahl durch den
Himmel und in der nächsten Minute sandten die schauerlichen
Batterien der Natur ein Krachen herab so lang und laut, daß
die Mannschaft ihre Hände an die Ohren legte, um den be-
täubenden Schall abzuhalten. Robert Kintock fuhr empor bei
dem Getöse, und was in der Brust Anderer Entsetzen hervor-
rief, das schickte einen Schauer der Zufriedenheit in seine
Adern.

„O Rache! Rache!“ murmelte er leise zu sich selbst und
warf die Augen über die schaumgekrönten Wogen, die sich be-
reits unter der Gewalt des plötzlichen Sturmes zu heben be-
gannen.

Die Finsterniß war eben so schnell gekommen wie der Sturm
und Alles, was sich außer den brechenden Wogen vom Deck
der Brig unterscheiden ließ, war die beängstigende klippige Kü-
ste, wenn ein Blitzstrahl nach dem andern den Himmel er-
hellte.

„Licht, ho!“ rief vorn ein Mann und im nächsten Augen-
blicke hafteten Aller Augen auf einem glänzenden Lichte, das
plötzlich zwischen den fernen Felsen aufflammte.

Der Wind hatte jetzt seine volle Heftigkeit gewonnen und
trieb mit Riesenkraft die unglückliche Brig der brandenden Küste
voll Klippen und Riffen unwiderstehlich zu. Außer einem, er-
bleichte jedes Gesicht vor Angst.

    ( Schluß folgt. )



Einige Pröbchen vom Kasseler Humor. Ein Herr Eggena
bekam, weil er Bürgerwehrofficier und Stadtrath war, 25
Mann; als sie bei ihm einrückten, begrüßte er sie und sagte,
er wollte ihnen unter einer Bedingung mehr geben, als ihm
vorgeschrieben sei. Es stände sür jeden eine Pfeife, Taback u.
Bier bereit; wenn die Herren Baiern nun rauchten, so sollten
sie sich in die Fenster legen. Da die Fenster des Hauses aber
auf die Königstraße hinaus gehen und die Offiziere daran
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[Ende Spaltensatz]
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Auf ihrem Deck wurde eine Scene von etwas mehr als gewöhnlichem Jnteresse ausge- führt. Am Tage vorher war ein kleines Boot beladen mit Contreband=Artikeln, erwischt worden, das ein alter Mann und ein Knabe steuerten, und der Kapitain der Brig welcher Dra- cutt hieß, hatte befohlen, daß der alte Schmuggler in Ketten geschlossen werde. Der alte Mann leistete gegen diese Beschim- pfung hartnäckigen Widerstand und vergaß sich in der Aufregung des Augenblicks so weit, daß er dem Kapitain einen Schlag versetzte. der diesen auf's Deck niederstreckte. Solche Beleidi- gung eines englischen Offiziers konnte keine Vergebung finden, — der Schmuggler sollte für sein Verbrechen mit dem Tode büßen. Ein einzelner Strang ward an der Spitze der Vorderrae des Starbords befestigt und die ganze Mannschaft gerufen, um Zeuge der Hinrichtung zu sein. Eine Schlinge wurde in den Strang geschlagen und über des Verbrechers Kopf gelegt, wäh- rend man das laufende Ende durch einen kleinen Haltblock am Deck befestigte. Bis zu diesem Augenblicke war den Lippen des Knaben kein Wort entschlüpft. Er zitterte beim Anblick der schrecklichen Vorbereitungen; aber als man die verderbliche Schlinge fest anzog, wich die Farbe aus seinem Gesicht, — plötzlich sprang er vor und fiel vor dem erzürnten Kapitain auf die Knie. „Gnade, Herr, Gnade!“ „Für wen?“ fragte der Offizier und verächtlicher Spott lagerte auf seinem Munde. „Für den alten Mann, den sie jetzt tödten wollen.“ „Er stirbt, Junge.“ „Aber Herr, er ist mein Vater.“ „Gleichviel, und wenn er mein eigener Vater wäre. Der Mann, welcher einen englischen Offizier, der seine Pflicht er- füllt, schlägt, muß sterben.“ „Aber man schlug ihn in Ketten, — man beleidigte ihn, Herr,“ flehte der Knabe. „Beleidigte!“ wiederholte der Kapitain. „Wer beleidigte ihn?“ „Sie Herr,“ entgegnete der Knabe und sein Gesicht glühte vor Unwillen. „Steh' auf, Junge, und nimm dich in Acht, daß dir's nicht eben so geht,“ bemerkte der Kapitain mit rauher Stimme. Der alte Mann hörte die Bitte seines Sohnes, und als das das letzte Wort von den Lippen seines Verurtheilers fiel, erhob er den Kopf und rief mit einem Blick des entschlossensien Trotzes: „Verlange keine Gunst, Robert. Der alte Karl Kintock kann eben sowohl 'etzt sterben wie zu irgend einer andern Zeit, — laß sie das Schlimmste thun.“ Dann wandte er sich gegen Kapitain Dracutt, nahm einen Ton der demüthigsten Bitte an und sagte: „Machen Sie mit mir, was Jhnen gefällt, Herr, aber thun Sie_ meinem Jungen nichts zu Leide, denn er hat ja nichts verbrochen. Jch bin bereit für ihr Urtheil und je eher Sie es ausführen, desto besser.“ „Faßt den Strang!“ brüllte der Kapitain, — „jeder von Euch fasse deu Strang und sei bereit, den Schurken aufzu- schwingen.“ Gehorsam diesem Befehle reihte sich die Mannschaft am Deck auf und jeder nahm den Strang in die Hand. Robert Kintock blickte zuerst auf seinen Vater und ließ dann seine Au- gen auf die Reihe von Männer fallen, die seine Henker werden sollten. Aber er konnte keinen einzigen mitfühlenden oder er- barmenden Blick erspähen. Die Gesichter Aller waren starr und kalt, — Jeder schien mit Begierde auf die Ausführung des mörderischen Werkes zu harren. „Was!“ rief der Knabe und eine Thräne entsiel seinen zit- ternden Wimpern, — „giebt es keinen Einzigen, der Mitleid fühlen kann!“ „Hiuauf mit ihm!“ schrie der Kapitain. Robert bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen, und im nächsten Augenblick schwebte sein Vater an der Rae. Er hörte den gleitenden Strang und das Knackern des Blocks — und er wußte, das er vaterlos sei. Eine halbe Stunde später kniete der Knabe neben einer Lei- che, — seine Lippen stammelten ein einfaches Gebet. Dann wand sich ein unterdrückter, murmelnder Ton aus feiner Brust herauf, aber keiner von Denen die um ihn standen, wußte seine Bedeutung. Es war etn Gelübde strenger Rache. Eben als die Leiche des alten Mannes vom Gangwege in das Wasser glitt, zuckte ein blendender Blitzstrahl durch den Himmel und in der nächsten Minute sandten die schauerlichen Batterien der Natur ein Krachen herab so lang und laut, daß die Mannschaft ihre Hände an die Ohren legte, um den be- täubenden Schall abzuhalten. Robert Kintock fuhr empor bei dem Getöse, und was in der Brust Anderer Entsetzen hervor- rief, das schickte einen Schauer der Zufriedenheit in seine Adern. „O Rache! Rache!“ murmelte er leise zu sich selbst und warf die Augen über die schaumgekrönten Wogen, die sich be- reits unter der Gewalt des plötzlichen Sturmes zu heben be- gannen. Die Finsterniß war eben so schnell gekommen wie der Sturm und Alles, was sich außer den brechenden Wogen vom Deck der Brig unterscheiden ließ, war die beängstigende klippige Kü- ste, wenn ein Blitzstrahl nach dem andern den Himmel er- hellte. „Licht, ho!“ rief vorn ein Mann und im nächsten Augen- blicke hafteten Aller Augen auf einem glänzenden Lichte, das plötzlich zwischen den fernen Felsen aufflammte. Der Wind hatte jetzt seine volle Heftigkeit gewonnen und trieb mit Riesenkraft die unglückliche Brig der brandenden Küste voll Klippen und Riffen unwiderstehlich zu. Außer einem, er- bleichte jedes Gesicht vor Angst. ( Schluß folgt. ) Einige Pröbchen vom Kasseler Humor. Ein Herr Eggena bekam, weil er Bürgerwehrofficier und Stadtrath war, 25 Mann; als sie bei ihm einrückten, begrüßte er sie und sagte, er wollte ihnen unter einer Bedingung mehr geben, als ihm vorgeschrieben sei. Es stände sür jeden eine Pfeife, Taback u. Bier bereit; wenn die Herren Baiern nun rauchten, so sollten sie sich in die Fenster legen. Da die Fenster des Hauses aber auf die Königstraße hinaus gehen und die Offiziere daran vorbei mussen, so wurde dem Herrn Eggena des andern Tages die ganze Bequartierung wieder genommen.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 11. Hattingen, 5. Februar 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische011_1851/3>, abgerufen am 03.12.2024.