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Märkische Blätter. Nr. 17. Hattingen, 27. Februar 1850.

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[Beginn Spaltensatz] Nacht an Zuckungen gestorben sei. -- Der englische Ge-
sandte Stratford Canning glaubte auch daran, es ist aber
nur zu wahrscheinlich, daß der menschenfreundliche Britte
durch die Agenten der Pforte irre geleitet wurde. -- Dem
sei wie ihm wolle, so viel ist gewiß, daß bis jetzt noch
kein männlicher Sprosse einer Sultanstochter seine Geburt
länger als einige Stunden überlebt hat. --



Tagesbegebenheiten.

Berlin, den 23. Februar. Da der dänische Mini-
ster=Präsident bei Empfang der preußischen Note vom 6.
Febr. dem Frhrn. von Werther erklärte, daß die beregte
Stelle in der Thronrede nicht vom Ministerium herrühre,
sondern zum Leidwesen desselben in der krankhaften per-
sönlichen Erregtheit des Königs ihre Erklärung finde; da
er auch die Richtigkeit der preußischen Remonstration an-
erkannte: so ist keine weitere Antwort auf die preußische
Note zu erwarten.

Stuttgart, den 21. Febr. Man versichert uns,
daß der neue Verfassungs=Entwurf für Deutschland aus
Wien hier eingetroffen sei. An die Spitze des Reiches
stelle derselbe ein Directorium von fünf Stimmen ( Oester-
reich zwei, Preußen zwei und Baiern eine Stimme ) .

Kassel, 23. Febr. Gestern Abend ist der ehemalige
kurhessische Staats=Minister Hassenpflug hier angekommen.
Sämmtliche Minister haben heute Morgen ihre Entlas-
sung erhalten. Ernannt sind: Hr. Hassenpflug zum Staats-
Minister des Jnnern und der Justiz, mit dem Vorsitze
im Gesammt=Staats=Ministerium, Hr. Alex. v. Baum-
bach, zum Vorstande des Ministerium des Auswärtigen,
Hr. Major v. Heynau zum Vorstande des Kriegs=Mini-
steriums, Hr. Ober=Finanz=Kammer=Director Legations-
rath Lometsch zum Vorstande des Ministeriums der Fi-
nanzen. Sämmtliche neuernannte Minister befinden sich
bereits in Thätigkeit.

Dresden, 21. Febr. Die Reden, welche der Ab-
geordnete v. Carlowitz bezüglich der deutschen Verfassungs-
Frage in der ersten Kammer gehalten, bilden noch immer
das ausschließliche Tagesgespräch in allen Schichten der
dresdener Bevölkerung. Daß man in den Hofcirkeln und
Regierungskreisen von diesen Reden nicht absonderlich er-
baut ist und den gepreßten Herzen durch Aeußerungen des
Unmuthes nach allen Seiten Luft macht und so dem in-
nern Grolle einen wohlfeilen Abzugscanal zu eröffnen
sucht, versteht sich von selbst. Aus andern Theilen des
Landes vernimmt man aber, daß die Hinneigung zu ei-
ner Verbindung und Einigung mit Preußen in allen
Volksschichten und beinahe unter allen Parteien Platz
greife, und daß das Auftreten des Herrn v. Carlowitz
auf die Gemüther den tiefsten Eindruck gemacht habe.
Ueberall hört und redet man von der Wahrheit dessen,
was dieser Volksvertreter der Regierungs=Partei gegen-
über mit eben so viel Energie als Beredsamkeit ausge-
sprochen hat; er ist es gewesen, der dem Gedanken und
dem Wunsche, welcher in so viel tausend Gemüthern lebt,
Worte geliehen hat.

Griechenland.

Berichte aus Athen vom 7. Febr. melden; "Die Eng-
länder haben bereits gegen 200 griechische Fahrzeuge im
Hafen von Salamis zusammengeschleppt." Briefe aus
Korfu vom 15. d. berichten, daß die Engländer fast täg-
[Spaltenumbruch] lich griechische Schiffe aufbringen und nach jener Jnsel
transportiren.

Thüringen, 19. Febr. Dem Vernehmen nach ist
jetzt auch die weimarische Regierung gleich der gothaischen
mit der Krone Preußens Behufs des Abschlusses einer
Militär=Convention in Unterhandlung getreten; überhaupt
aber soll ein Truppenwechsel in den Ersurt zunächst lie-
genden Staaten Statt finden, und namentlich die Stadt
Gotha preußische Besatzung während der Dauer des
Reichstages erhalten.



Jnserat.

Erlauben Sie, meine Leser, daß ich Jhnen eine äu-
ßerst interessante Anecdote aus der neuesten Zeit mittheile.

Ein Schreiber begegnete auf der Straße einem ge-
wissen Hrn. Redacteur u. einem Straßenjungen, welche Hand
in Hand gehend von Weitem auf den Schreiber mit
Fingern zeigten und schrieen:

"Sie sind ein Bauer, ein kleiner Bauer sind Sie, ein
langbärtiger, ein ungekämmter Bauer, Sie sind ein Dumm-
kopf. Sie sind der Gaul Jhres Herrn und der ist ein
Esel, und das sind Sie auch; Sie sind sein Sancho
Pansa, das sind Sie, und der andere Esel ist auch ein
Sancho Pansa."

Der Schreiber ging auf den Herrn Redacteur zu und
gab ihm einige derbe Faustschläge ins Antlitz. Da schrie
der Herr Redacteur ganz erbärmlich:

"Was salbadern Sie da, Sie Schreibergehülfe, der
Sie sind? Jch habe Sie ja nicht gemeint, ich habe einen
Andern gemeint; Sie sind aber viel zu dumm, Sie wis-
sen noch nicht einmal, wen ich gemeint habe!"

"Gut," -- sprach der Schreiber, -- so mögen Sie
auch glauben,
"der Andere" habe Jhnen die Maulschellen
gegeben!" -- und damit ging er weiter.

Das ist eine wahre Geschichte.

    R. W.



Für die Ueberschwemmten am Rhein

ist ferner bei uns eingegangen:

Von H. S. 1 Thlr. mit dem Wunsche, daß die
Theilnahme für die armen Ueberschwemmten überfluthen,
und keine Ebbe eintreten möge. -- Von W. S. 1 Thlr.
-- Hierzu die bereits angezeigten 9 Thlr. 25 Sgr. zu-
sammen 11 Thlr. 25 Sgr. --

Fernere Beiträge werden gern entgegengenommen.

    Die Redaction.



Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.

Die Erbauung eines massiven Nebengebäudes
bei der Schule zu Winz=Baak exclusive der dazu
nöthigen Bruchsteine zu 420 Thlr. veranschlagt,
soll im Termine
den 9. März curr.
Nachmittags 3 Uhr

in der Behausung des Wirths Herrn Schwager
zu Linden öffentlich an den Wenigstfordernden ver-
dungen werden. --

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Nacht an Zuckungen gestorben sei. — Der englische Ge-
sandte Stratford Canning glaubte auch daran, es ist aber
nur zu wahrscheinlich, daß der menschenfreundliche Britte
durch die Agenten der Pforte irre geleitet wurde. — Dem
sei wie ihm wolle, so viel ist gewiß, daß bis jetzt noch
kein männlicher Sprosse einer Sultanstochter seine Geburt
länger als einige Stunden überlebt hat. —



Tagesbegebenheiten.

Berlin, den 23. Februar. Da der dänische Mini-
ster=Präsident bei Empfang der preußischen Note vom 6.
Febr. dem Frhrn. von Werther erklärte, daß die beregte
Stelle in der Thronrede nicht vom Ministerium herrühre,
sondern zum Leidwesen desselben in der krankhaften per-
sönlichen Erregtheit des Königs ihre Erklärung finde; da
er auch die Richtigkeit der preußischen Remonstration an-
erkannte: so ist keine weitere Antwort auf die preußische
Note zu erwarten.

Stuttgart, den 21. Febr. Man versichert uns,
daß der neue Verfassungs=Entwurf für Deutschland aus
Wien hier eingetroffen sei. An die Spitze des Reiches
stelle derselbe ein Directorium von fünf Stimmen ( Oester-
reich zwei, Preußen zwei und Baiern eine Stimme ) .

Kassel, 23. Febr. Gestern Abend ist der ehemalige
kurhessische Staats=Minister Hassenpflug hier angekommen.
Sämmtliche Minister haben heute Morgen ihre Entlas-
sung erhalten. Ernannt sind: Hr. Hassenpflug zum Staats-
Minister des Jnnern und der Justiz, mit dem Vorsitze
im Gesammt=Staats=Ministerium, Hr. Alex. v. Baum-
bach, zum Vorstande des Ministerium des Auswärtigen,
Hr. Major v. Heynau zum Vorstande des Kriegs=Mini-
steriums, Hr. Ober=Finanz=Kammer=Director Legations-
rath Lometsch zum Vorstande des Ministeriums der Fi-
nanzen. Sämmtliche neuernannte Minister befinden sich
bereits in Thätigkeit.

Dresden, 21. Febr. Die Reden, welche der Ab-
geordnete v. Carlowitz bezüglich der deutschen Verfassungs-
Frage in der ersten Kammer gehalten, bilden noch immer
das ausschließliche Tagesgespräch in allen Schichten der
dresdener Bevölkerung. Daß man in den Hofcirkeln und
Regierungskreisen von diesen Reden nicht absonderlich er-
baut ist und den gepreßten Herzen durch Aeußerungen des
Unmuthes nach allen Seiten Luft macht und so dem in-
nern Grolle einen wohlfeilen Abzugscanal zu eröffnen
sucht, versteht sich von selbst. Aus andern Theilen des
Landes vernimmt man aber, daß die Hinneigung zu ei-
ner Verbindung und Einigung mit Preußen in allen
Volksschichten und beinahe unter allen Parteien Platz
greife, und daß das Auftreten des Herrn v. Carlowitz
auf die Gemüther den tiefsten Eindruck gemacht habe.
Ueberall hört und redet man von der Wahrheit dessen,
was dieser Volksvertreter der Regierungs=Partei gegen-
über mit eben so viel Energie als Beredsamkeit ausge-
sprochen hat; er ist es gewesen, der dem Gedanken und
dem Wunsche, welcher in so viel tausend Gemüthern lebt,
Worte geliehen hat.

Griechenland.

Berichte aus Athen vom 7. Febr. melden; „Die Eng-
länder haben bereits gegen 200 griechische Fahrzeuge im
Hafen von Salamis zusammengeschleppt.“ Briefe aus
Korfu vom 15. d. berichten, daß die Engländer fast täg-
[Spaltenumbruch] lich griechische Schiffe aufbringen und nach jener Jnsel
transportiren.

Thüringen, 19. Febr. Dem Vernehmen nach ist
jetzt auch die weimarische Regierung gleich der gothaischen
mit der Krone Preußens Behufs des Abschlusses einer
Militär=Convention in Unterhandlung getreten; überhaupt
aber soll ein Truppenwechsel in den Ersurt zunächst lie-
genden Staaten Statt finden, und namentlich die Stadt
Gotha preußische Besatzung während der Dauer des
Reichstages erhalten.



Jnserat.

Erlauben Sie, meine Leser, daß ich Jhnen eine äu-
ßerst interessante Anecdote aus der neuesten Zeit mittheile.

Ein Schreiber begegnete auf der Straße einem ge-
wissen Hrn. Redacteur u. einem Straßenjungen, welche Hand
in Hand gehend von Weitem auf den Schreiber mit
Fingern zeigten und schrieen:

„Sie sind ein Bauer, ein kleiner Bauer sind Sie, ein
langbärtiger, ein ungekämmter Bauer, Sie sind ein Dumm-
kopf. Sie sind der Gaul Jhres Herrn und der ist ein
Esel, und das sind Sie auch; Sie sind sein Sancho
Pansa, das sind Sie, und der andere Esel ist auch ein
Sancho Pansa.“

Der Schreiber ging auf den Herrn Redacteur zu und
gab ihm einige derbe Faustschläge ins Antlitz. Da schrie
der Herr Redacteur ganz erbärmlich:

„Was salbadern Sie da, Sie Schreibergehülfe, der
Sie sind? Jch habe Sie ja nicht gemeint, ich habe einen
Andern gemeint; Sie sind aber viel zu dumm, Sie wis-
sen noch nicht einmal, wen ich gemeint habe!“

„Gut,“ — sprach der Schreiber, — so mögen Sie
auch glauben,
„der Andere“ habe Jhnen die Maulschellen
gegeben!“ — und damit ging er weiter.

Das ist eine wahre Geschichte.

    R. W.



Für die Ueberschwemmten am Rhein

ist ferner bei uns eingegangen:

Von H. S. 1 Thlr. mit dem Wunsche, daß die
Theilnahme für die armen Ueberschwemmten überfluthen,
und keine Ebbe eintreten möge. — Von W. S. 1 Thlr.
— Hierzu die bereits angezeigten 9 Thlr. 25 Sgr. zu-
sammen 11 Thlr. 25 Sgr. —

Fernere Beiträge werden gern entgegengenommen.

    Die Redaction.



Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.

Die Erbauung eines massiven Nebengebäudes
bei der Schule zu Winz=Baak exclusive der dazu
nöthigen Bruchsteine zu 420 Thlr. veranschlagt,
soll im Termine
den 9. März curr.
Nachmittags 3 Uhr

in der Behausung des Wirths Herrn Schwager
zu Linden öffentlich an den Wenigstfordernden ver-
dungen werden. —

[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 17. Hattingen, 27. Februar 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische017_1850/3>, abgerufen am 01.06.2024.