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Märkische Blätter. Nr. 19. Hattingen, 2. März 1850.

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Märkische Blätter.
Wochenblatt


für belehrende und angenehme Unterhaltung.



ro 19.Hattingen, Sonnabend, den 2. März 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Auszug aus dem Jahresbericht*)
der deutschen Gesellschaft in Saginaw im Staate
Michigan.

Ein Blick auf die Karte lehrt die günstigen Handels-
verbindungen Michigan's; eine verhältnißmäßig schmale
Halbinsel wird von drei Seen umspült, dem Erie=, Hu-
ron- und Michigan=See, hat durch den Erie die leichte
Verbindung mit dem New=Yorker Staate und durch des-
sen Kanäle und Eisenbahnen mit New=York selbst, dem
wichtigsten Ausfuhrhafen für alle westlichen Staaten. Da
Michigan am meisten östlich von diesen Staaten liegt,
Jndiana seine Produkte erst auf langen Kanälen an den
Erie=See zu bringen hat, Jllinois, Wisconsin, Jowa erst
rund um Michigan fahren müssen, eine Fahrt, die na-
mentlich im Herbst in der Nähe von Mackinac nicht ohne
Gefahren ist, so ergibt sich ein großer Vortheil für Mi-
chigan, durch Verminderung der Fracht, da die Preise für
alle Stapel=Artikel des Nordwestens durch den Markt in
New=York regulirt werden. Hierzu kommt, daß Michi-
gan Weizen und Mehl die höchsten Preise nach dem Te-
nessee Weizen im Staate New=York erzielt. Begünstigt
wird dies durch die große Zahl schiffbarer Flüsse in Mi-
chigan, namentlich den Saginaw River mit seinen vier
schiffbaren Nebenflüssen und dem Grand River an der
westlichen Seite, in dem mehr nördlichen noch unbewohn-
ten Theile durch den Sable River u. a. m. Der Boden
ist im hohem Grade humusreich, Humuslager von 1 / 2
bis 3 und 4 Fuß Tiefe, vielfach ein schwarzer sehr hu-
musreicher Sand, der bei sehr großem Ertrage sehr leicht
zu bearbeiten ist, sonst ein fester Thonboden mit einer Hu-
musschicht darüber. Das Hauptproduckt ist Weizen, fer-
ner werden Mais, Kartoffeln, alle Gartengewächse und
Obstfrüchte, von letztern besonders Aepfel und Pfirsiche
in großer Vollkommenheit erzielt. Wir finden hier Aecker
auf denen 10 Jahre hindurch Jahr aus Jahr ein Mais
ohne zu düngen gezogen wurde, die letzte Erndte so reich-
lich, als die erste. Quellen sind zahlreich, Brunnen leicht
[Spaltenumbruch] zu graben, und das Trinkwasser durchweg von vorzügli-
cher Qualität. Der Boden ist Waldland, Lichtungen und
Prärien mit 6 Fuß hohem Grase, letztere selten bebaut,
aber vorzüglich zur Viehzucht geeignet, das Heu auf den-
selben kostet nur die Werbungskosten. Von Holz haben
wir Eichen, Wallnuß, Fichten, Buchen, Zuckerahorn u. a.
die ersten werden auf einer großen Anzahl Sägemühlen
zu Brettern geschnitten und ein sehr einträglicher Handel
wird mit diesen nach New=York und dem holzarmen Jlli-
nois getrieben. Das Land ist Stateland zu 65 -- 85
Cent ( Ein Dollar hat 100 Cents oder circa 1 Thaler
13 Sgr. ) der Acker, Gouvernementsland zu 10 Schill.
und Jndian Reserveland zu 20 Schill.; von allem diesem
ist noch viel zu haben. Land aus 2. Hand kostet ver-
schieden, von 10 Schillinge bis zu 60 Dollar je nach
Lage und Güte. Farmen sind nach Größe, Güte und den
gemachten Einrichtungen sehr verschieden im Preise, von
100 bis 2500 Dollar.

Michigan ist reich an Salzquellen, an Kalk und Gyps,
noch wird fast nichts derselben benutzt. Die nördliche
Halbinsel ist reich an Kupfermienen, die von Gesellschaf-
ten bebaut werden. Jagd ist reichlich, Hirsche, Rehe, viel
Waschbären, Fischotter, Biber, Moschusratten, einige Wölfe,
Füchse, braune Bären, viele braune, graue, schwarze Eich-
hörnchen, sehr viele Enten; der Pelzhandel ist sehr ein-
träglich, mancher Farmer hat in einer Nacht 7 Racoons
( Waschbären ) geschossen; das Fell zum halben Dollar ist
eine reiche Jagdbeute. Von schädlicheu Thieren sind die
Wölfe, für deren Tödtung eine Prämie von 10 Dollar
aussteht, die Blackbirds ( Schwarzvögel ) , die dem Mais
viel Schaden thun, Mosquitus, doch hier nicht mehr, als
in NewYork, und Schlangen, von deren Biß man aber
nichts zu erfahren bekommt; es soll sich eine kleine meist
ungefährliche Klapperschlange in den Prärien bisweilen
finden, von einem gefährlichen oder gar tödlichen Biß
weiß hier Niemand. Von Arbeitern werden hier besonders
weibliche Dienstboten gesucht, der Lohn ist 5 -- 10 Schil-
linge wöchentlich. Diejenigen, die etwas englisch sprechen
und nach amerikanischer Art zu kochen, backen und wa-
schen verstehen, werden besonders gut bezahlt. Sonst wer-
den viele Arbeiter in den Sägemühlen und für Farmer
gesucht, der gewöhnliche Lohn für einen Deuschen ist 10
-- 12 Dollars ( 14 -- 17 Thlr. ) monatlich bei freier
Kost, die Amerikaner erhalten durchweg mehr. Verhehlt
darf nicht werden, daß diese Arbeit eine schwere ist, bis
man die eigentlichen Kunst= und Handgriffe inne hat,
und darf man sich nicht in der ersten Woche entmuthi-
[Ende Spaltensatz]

*) Bei der fortwährend im Steigen begriffenen Auswanderung nach
Amerika, wird es hochwichtig, zuverlässige Nachrichten über die dor-
tigen Verhältnisse zu erhalten.
Wir glauben obige als solche bezeichnen zu können, da wir
der Michigan=Tribune entnehmen, einem amerikanischen Journal,
daß von 2 Landsleuten den Herren Schimmel und C. Butz aus
Hagen in Detroit herausgegeben wird.
    Die Redaction.
Märkische Blätter.
Wochenblatt


für belehrende und angenehme Unterhaltung.



ro 19.Hattingen, Sonnabend, den 2. März 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Auszug aus dem Jahresbericht*)
der deutschen Gesellschaft in Saginaw im Staate
Michigan.

Ein Blick auf die Karte lehrt die günstigen Handels-
verbindungen Michigan's; eine verhältnißmäßig schmale
Halbinsel wird von drei Seen umspült, dem Erie=, Hu-
ron- und Michigan=See, hat durch den Erie die leichte
Verbindung mit dem New=Yorker Staate und durch des-
sen Kanäle und Eisenbahnen mit New=York selbst, dem
wichtigsten Ausfuhrhafen für alle westlichen Staaten. Da
Michigan am meisten östlich von diesen Staaten liegt,
Jndiana seine Produkte erst auf langen Kanälen an den
Erie=See zu bringen hat, Jllinois, Wisconsin, Jowa erst
rund um Michigan fahren müssen, eine Fahrt, die na-
mentlich im Herbst in der Nähe von Mackinac nicht ohne
Gefahren ist, so ergibt sich ein großer Vortheil für Mi-
chigan, durch Verminderung der Fracht, da die Preise für
alle Stapel=Artikel des Nordwestens durch den Markt in
New=York regulirt werden. Hierzu kommt, daß Michi-
gan Weizen und Mehl die höchsten Preise nach dem Te-
nessee Weizen im Staate New=York erzielt. Begünstigt
wird dies durch die große Zahl schiffbarer Flüsse in Mi-
chigan, namentlich den Saginaw River mit seinen vier
schiffbaren Nebenflüssen und dem Grand River an der
westlichen Seite, in dem mehr nördlichen noch unbewohn-
ten Theile durch den Sable River u. a. m. Der Boden
ist im hohem Grade humusreich, Humuslager von 1 / 2
bis 3 und 4 Fuß Tiefe, vielfach ein schwarzer sehr hu-
musreicher Sand, der bei sehr großem Ertrage sehr leicht
zu bearbeiten ist, sonst ein fester Thonboden mit einer Hu-
musschicht darüber. Das Hauptproduckt ist Weizen, fer-
ner werden Mais, Kartoffeln, alle Gartengewächse und
Obstfrüchte, von letztern besonders Aepfel und Pfirsiche
in großer Vollkommenheit erzielt. Wir finden hier Aecker
auf denen 10 Jahre hindurch Jahr aus Jahr ein Mais
ohne zu düngen gezogen wurde, die letzte Erndte so reich-
lich, als die erste. Quellen sind zahlreich, Brunnen leicht
[Spaltenumbruch] zu graben, und das Trinkwasser durchweg von vorzügli-
cher Qualität. Der Boden ist Waldland, Lichtungen und
Prärien mit 6 Fuß hohem Grase, letztere selten bebaut,
aber vorzüglich zur Viehzucht geeignet, das Heu auf den-
selben kostet nur die Werbungskosten. Von Holz haben
wir Eichen, Wallnuß, Fichten, Buchen, Zuckerahorn u. a.
die ersten werden auf einer großen Anzahl Sägemühlen
zu Brettern geschnitten und ein sehr einträglicher Handel
wird mit diesen nach New=York und dem holzarmen Jlli-
nois getrieben. Das Land ist Stateland zu 65 — 85
Cent ( Ein Dollar hat 100 Cents oder circa 1 Thaler
13 Sgr. ) der Acker, Gouvernementsland zu 10 Schill.
und Jndian Reserveland zu 20 Schill.; von allem diesem
ist noch viel zu haben. Land aus 2. Hand kostet ver-
schieden, von 10 Schillinge bis zu 60 Dollar je nach
Lage und Güte. Farmen sind nach Größe, Güte und den
gemachten Einrichtungen sehr verschieden im Preise, von
100 bis 2500 Dollar.

Michigan ist reich an Salzquellen, an Kalk und Gyps,
noch wird fast nichts derselben benutzt. Die nördliche
Halbinsel ist reich an Kupfermienen, die von Gesellschaf-
ten bebaut werden. Jagd ist reichlich, Hirsche, Rehe, viel
Waschbären, Fischotter, Biber, Moschusratten, einige Wölfe,
Füchse, braune Bären, viele braune, graue, schwarze Eich-
hörnchen, sehr viele Enten; der Pelzhandel ist sehr ein-
träglich, mancher Farmer hat in einer Nacht 7 Racoons
( Waschbären ) geschossen; das Fell zum halben Dollar ist
eine reiche Jagdbeute. Von schädlicheu Thieren sind die
Wölfe, für deren Tödtung eine Prämie von 10 Dollar
aussteht, die Blackbirds ( Schwarzvögel ) , die dem Mais
viel Schaden thun, Mosquitus, doch hier nicht mehr, als
in NewYork, und Schlangen, von deren Biß man aber
nichts zu erfahren bekommt; es soll sich eine kleine meist
ungefährliche Klapperschlange in den Prärien bisweilen
finden, von einem gefährlichen oder gar tödlichen Biß
weiß hier Niemand. Von Arbeitern werden hier besonders
weibliche Dienstboten gesucht, der Lohn ist 5 — 10 Schil-
linge wöchentlich. Diejenigen, die etwas englisch sprechen
und nach amerikanischer Art zu kochen, backen und wa-
schen verstehen, werden besonders gut bezahlt. Sonst wer-
den viele Arbeiter in den Sägemühlen und für Farmer
gesucht, der gewöhnliche Lohn für einen Deuschen ist 10
— 12 Dollars ( 14 — 17 Thlr. ) monatlich bei freier
Kost, die Amerikaner erhalten durchweg mehr. Verhehlt
darf nicht werden, daß diese Arbeit eine schwere ist, bis
man die eigentlichen Kunst= und Handgriffe inne hat,
und darf man sich nicht in der ersten Woche entmuthi-
[Ende Spaltensatz]

*) Bei der fortwährend im Steigen begriffenen Auswanderung nach
Amerika, wird es hochwichtig, zuverlässige Nachrichten über die dor-
tigen Verhältnisse zu erhalten.
Wir glauben obige als solche bezeichnen zu können, da wir
der Michigan=Tribune entnehmen, einem amerikanischen Journal,
daß von 2 Landsleuten den Herren Schimmel und C. Butz aus
Hagen in Detroit herausgegeben wird.
    Die Redaction.
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Da Michigan am meisten östlich von diesen Staaten liegt, Jndiana seine Produkte erst auf langen Kanälen an den Erie=See zu bringen hat, Jllinois, Wisconsin, Jowa erst rund um Michigan fahren müssen, eine Fahrt, die na- mentlich im Herbst in der Nähe von Mackinac nicht ohne Gefahren ist, so ergibt sich ein großer Vortheil für Mi- chigan, durch Verminderung der Fracht, da die Preise für alle Stapel=Artikel des Nordwestens durch den Markt in New=York regulirt werden. Hierzu kommt, daß Michi- gan Weizen und Mehl die höchsten Preise nach dem Te- nessee Weizen im Staate New=York erzielt. Begünstigt wird dies durch die große Zahl schiffbarer Flüsse in Mi- chigan, namentlich den Saginaw River mit seinen vier schiffbaren Nebenflüssen und dem Grand River an der westlichen Seite, in dem mehr nördlichen noch unbewohn- ten Theile durch den Sable River u. a. m. Der Boden ist im hohem Grade humusreich, Humuslager von 1 / 2 bis 3 und 4 Fuß Tiefe, vielfach ein schwarzer sehr hu- musreicher Sand, der bei sehr großem Ertrage sehr leicht zu bearbeiten ist, sonst ein fester Thonboden mit einer Hu- musschicht darüber. Das Hauptproduckt ist Weizen, fer- ner werden Mais, Kartoffeln, alle Gartengewächse und Obstfrüchte, von letztern besonders Aepfel und Pfirsiche in großer Vollkommenheit erzielt. Wir finden hier Aecker auf denen 10 Jahre hindurch Jahr aus Jahr ein Mais ohne zu düngen gezogen wurde, die letzte Erndte so reich- lich, als die erste. Quellen sind zahlreich, Brunnen leicht zu graben, und das Trinkwasser durchweg von vorzügli- cher Qualität. Der Boden ist Waldland, Lichtungen und Prärien mit 6 Fuß hohem Grase, letztere selten bebaut, aber vorzüglich zur Viehzucht geeignet, das Heu auf den- selben kostet nur die Werbungskosten. Von Holz haben wir Eichen, Wallnuß, Fichten, Buchen, Zuckerahorn u. a. die ersten werden auf einer großen Anzahl Sägemühlen zu Brettern geschnitten und ein sehr einträglicher Handel wird mit diesen nach New=York und dem holzarmen Jlli- nois getrieben. Das Land ist Stateland zu 65 — 85 Cent ( Ein Dollar hat 100 Cents oder circa 1 Thaler 13 Sgr. ) der Acker, Gouvernementsland zu 10 Schill. und Jndian Reserveland zu 20 Schill.; von allem diesem ist noch viel zu haben. Land aus 2. Hand kostet ver- schieden, von 10 Schillinge bis zu 60 Dollar je nach Lage und Güte. Farmen sind nach Größe, Güte und den gemachten Einrichtungen sehr verschieden im Preise, von 100 bis 2500 Dollar. Michigan ist reich an Salzquellen, an Kalk und Gyps, noch wird fast nichts derselben benutzt. Die nördliche Halbinsel ist reich an Kupfermienen, die von Gesellschaf- ten bebaut werden. Jagd ist reichlich, Hirsche, Rehe, viel Waschbären, Fischotter, Biber, Moschusratten, einige Wölfe, Füchse, braune Bären, viele braune, graue, schwarze Eich- hörnchen, sehr viele Enten; der Pelzhandel ist sehr ein- träglich, mancher Farmer hat in einer Nacht 7 Racoons ( Waschbären ) geschossen; das Fell zum halben Dollar ist eine reiche Jagdbeute. Von schädlicheu Thieren sind die Wölfe, für deren Tödtung eine Prämie von 10 Dollar aussteht, die Blackbirds ( Schwarzvögel ) , die dem Mais viel Schaden thun, Mosquitus, doch hier nicht mehr, als in NewYork, und Schlangen, von deren Biß man aber nichts zu erfahren bekommt; es soll sich eine kleine meist ungefährliche Klapperschlange in den Prärien bisweilen finden, von einem gefährlichen oder gar tödlichen Biß weiß hier Niemand. Von Arbeitern werden hier besonders weibliche Dienstboten gesucht, der Lohn ist 5 — 10 Schil- linge wöchentlich. Diejenigen, die etwas englisch sprechen und nach amerikanischer Art zu kochen, backen und wa- schen verstehen, werden besonders gut bezahlt. Sonst wer- den viele Arbeiter in den Sägemühlen und für Farmer gesucht, der gewöhnliche Lohn für einen Deuschen ist 10 — 12 Dollars ( 14 — 17 Thlr. ) monatlich bei freier Kost, die Amerikaner erhalten durchweg mehr. Verhehlt darf nicht werden, daß diese Arbeit eine schwere ist, bis man die eigentlichen Kunst= und Handgriffe inne hat, und darf man sich nicht in der ersten Woche entmuthi- *) Bei der fortwährend im Steigen begriffenen Auswanderung nach Amerika, wird es hochwichtig, zuverlässige Nachrichten über die dor- tigen Verhältnisse zu erhalten. Wir glauben obige als solche bezeichnen zu können, da wir der Michigan=Tribune entnehmen, einem amerikanischen Journal, daß von 2 Landsleuten den Herren Schimmel und C. Butz aus Hagen in Detroit herausgegeben wird. Die Redaction.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 19. Hattingen, 2. März 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische019_1850/1>, abgerufen am 21.11.2024.