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Märkische Blätter. Nr. 44. Hattingen, 31. Mai 1851.

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Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 44.Hattingen, Sonnabend, den 31. Mai 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Berlin, 25. Mai. Alle Erwartungen sind jetzt, auf
eine dem Geiste des großen Königs entsprechende Feier der
Aufrichtung seines Denkmales gerichtet. Der Kriegsminister
hat besorgt, daß die alten Graupärte, meistens gewesene Ge-
meine oder Unteroffiziere, aus allen Theilen des Landes auf
Staatskosten zum Feste hier zusammen geführt werden. Die
neu erworbenen rheinischen Landestheile werden in diesem Ehren-
Corps nur wenig vertreten sein können; doch liefert Lurem-
burg noch einen würdigen Repräsentanten in dem 81jährigen
Hauptmann Stoltz, -- der einzige noch im activen Dienste
stehende Soldat, der unter dem großen Könige gedient und
denselben ( bei zwei Revuen ) von Angesicht zu Angesicht ge-
schaut hat. Diese Maßregel des Kriegsministers findet natür-
lich allgemeinen Beifall, und wünschen wir nur dem greisen
Rauch, wenn ihm durch jene übrigen Maßregeln ein Tag, der
auch sein Ehrentag ist, verkümmert wird, daß ihm die Freude
dieser ehrlichen Veteranen ein schöner Trost und Ersatz sein möge.

-- Es sind mehrfach Gerüchte verbreitet von einer erneuer-
ten Mobilmachung und Aufstellung eines Corps von 120,000
Mann deutscher Trnppen von der Schweizergränze bis Wesel,
wozu Preußen 36,000 Mann stelle.

-- Die "Preußische Zeitung" erklärt sich ermächtigt, das
Gerücht wegen Mobilmachung zweier Armee=Corps als völlig
grundlos zu bezeichnen.

Elbing, 26. Mai. Jn unserer Provinz zirkulirt seit
einigen Tagen eine Petition, welche von conservativer Seite
ausgehend, die Abschaffung des Schwurgerichts, als eines un-
nützen, kostspieligen und zeitraubenden Jnstituts beantragen soll.
Hoffentlich nur in Ostpreußen möglich.

Posen, 24. Mai. Nach einer Mittheilung aus Warschau
hätte es allerdings im Wunsche des Kaisers Nikolaus gelegen,
daß der König von Preußen und der Kaiser von Oesterreich
in Warschau zusammentreffen sollten, allein von beiden Seiten
habe sich keine Neigung dazu gezeigt, so lange nicht die Diffe-
renzen wegen des gegenseitigen Rangverhältnisses im deutschen
Bunde definitiv geordnet seien. Da indeß der Kaiser dennoch
eine persönliche Zusammenkunft für das Ganze ersprießlich hält
und nur ungern diese Jdee aufgeben will, so sollen von ihm
jetzt persönlich ermittelnde Schritte gethan sein, daß ein zufälliges
Zusammentreffen beider Monarchen dadurch herbeigeführt werde,
daß der König seine Rückreise nach Berlin und der Kaiser seine
Reise nach Olmütz gemeinschaftlich in Einem Waggon machen
und der Kaiser von Oesterreich zum Empfange des letzteren
ihnen bis zum Trennungspunkte entgegenkomme. Auf diese
Weise würde jedes Ceremoniel wegfallen können, das sich mit
der gegenwärtigen eifersüchtigen Stellung Preußens und Oester-
reichs nicht vertrüge.

Kassel, 26. Mai. Die bairischen Truppen, welche sich
noch hier befinden, haben Befehl erhalten, sich in Marschbereit-
schaft zu setzen. Auch die Oesterreicher, heißt es, würden uns
Ende dieses Monats verlassen.

-- Die Unteroffiziere und Soldaten des ersten Bataillons
des preußischen 13. Linien=Jnfanterie=Regiments haben im hie-
sigen "Bezirks=Wochenblatte" den braven Einwohnern Kassels
mit ihrem Danke auch den Wunsch ausgesprochen, sie ferner-
hin in stetem Andenken behalten zu wollen. Dies wird gewiß
geschehen. Ganz abgesehen von dem sonstigen musterhaften
[Spaltenumbruch] Betragen der Preußen, ist ihnen mancher arme Teufel, den sie
aus den Klauen der Häscher befreiten, zu lebhaftem Danke
verpflichtet. Der Abschied war fast von allen Seiten ein herz-
licher. Als der Graf v. Rödern ein Hurrah auf den Kur-
fürsten ausbrachte, störte kein Ton diesen feierlichen Ruf; als
aber die hohen Herrschaften sich entfernt hatten, draußen vor
dem Thore, erscholl gar manches Hoch und Hurrah auf die
Stadt Kassel und ihre Bürger.

-- Man spricht von einem Conflicte zwischen Hassenpflug
und Vollmar, dem nachträglichen Februar=Finanzminister.

Wien, 26. Mai. Die "Reichs=Zeitung" scheibt über
Portugal: "Die Lage des Landes ist eine unglückliche, die
Regierung ist fast vernichtet, die Königin hält sich in ihrem
Palaste eingeschlossen, den sie nicht mehr verläßt, kein bedeu-
tender Mann im Lande nimmt eine Stelle an, zwei Creaturen
Saldanha's vollziehen die Befehle, welche ihnen von Oporto
zugeschickt werden. Jn der Armee werden Belohnungen durch
massenhafte Beförderungen ertheilt; im Jahre 1846 kam in
der mericanischen Armee ein Oberst auf vier Soldaten, in
Portugal wird es bald eben so sein. Die fremden Regierungen,
welche durch die portugiesischen Verhältnisse näher berührt wer-
den, sind durch diese Vorgänge sehr beunruhigt; man fürchtet
den Umsturz des Thrones und die gefährlichen Folgen einer
republikanischen Empörung für die ganze Halbinsel.

-- Sofern nicht neue Befehle ergehen, reis't der Kaiser
heute Abends oder Nachts nach Olmütz ab. Die Stimmen,
welche die Reise des Königs Friedrich Wilhelm IV. nach Olmütz
anzweifeln, irren.

Frankreich.

Paris, 26. Mai. Jm Cher=Departement haben etwa
sechszig Bauern, mit Flinten und Sensen bewaffnet, aus noch
unbekannter Veranlassung zwei Schlösser belagert, ohne jedoch,
weil die darin Befindlichen sich gut vertheidigten, eindringen
zu können. Da der Präfect mit Cavallerie und Artillerie her-
beieilte, wurden die meisten Bauern verhaftet.

-- Am 16. Mai fand in Klein=Kabylien der erste Zusam-
menstoß zwischen den Franzosen und Arabern Statt, welche,
150 Reiter und mehrere 1000 Fußsoldaten stark, unter Bu-
Barguela auf Bugia marschirt waren, dessen Commandant,
Oberstlieutenant Wengg, sie jedoch in die Flucht schlug und
ihnen einige hundert Mann tödtete, während die Franzosen
nur zwei Todte, vier Verwundeten und ein Gefangenen zählten.
Man glaubte an baldige Unterwerfung der sehr entmuthigten
Araberstämme.

England.

London, 26. Mai. Aus Lissabon vernehmen wir, daß
Saldanah dort angelangt und enthusiastisch vom Volke em-
pfangen worden ist. Ein transitorisches Cabinet ist gebildet,
doch hatte Da Luz Franzini die Bildung eines definitiven
Ministeriums übernommen, das den Versicherungen gemäß aus
Chartisten und Progressisten bestehen wird. -- Nach den neuesten
Berichten aus New=York ist dort ein Truppen=Aufstand aus-
gebrochen.

Galizien.

Krakau, 22. Mai. Dieser Tage hat man den bekann-
ten Russen Bakunin unter starker Militär= und Gensd' armerie-
Bedeckung durch Krakau in aller Frühe an die russische Gränze
transportirt.

[Ende Spaltensatz]
Märkische Blätter.

Erscheinen Mittwoch und Sonnabend. Preis vierteljährlich 9 Sgr. Anzeigen per Petitzeile 1 Sgr. Briefe werden franco erbeten.



ro 44.Hattingen, Sonnabend, den 31. Mai 1851.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Berlin, 25. Mai. Alle Erwartungen sind jetzt, auf
eine dem Geiste des großen Königs entsprechende Feier der
Aufrichtung seines Denkmales gerichtet. Der Kriegsminister
hat besorgt, daß die alten Graupärte, meistens gewesene Ge-
meine oder Unteroffiziere, aus allen Theilen des Landes auf
Staatskosten zum Feste hier zusammen geführt werden. Die
neu erworbenen rheinischen Landestheile werden in diesem Ehren-
Corps nur wenig vertreten sein können; doch liefert Lurem-
burg noch einen würdigen Repräsentanten in dem 81jährigen
Hauptmann Stoltz, — der einzige noch im activen Dienste
stehende Soldat, der unter dem großen Könige gedient und
denselben ( bei zwei Revuen ) von Angesicht zu Angesicht ge-
schaut hat. Diese Maßregel des Kriegsministers findet natür-
lich allgemeinen Beifall, und wünschen wir nur dem greisen
Rauch, wenn ihm durch jene übrigen Maßregeln ein Tag, der
auch sein Ehrentag ist, verkümmert wird, daß ihm die Freude
dieser ehrlichen Veteranen ein schöner Trost und Ersatz sein möge.

— Es sind mehrfach Gerüchte verbreitet von einer erneuer-
ten Mobilmachung und Aufstellung eines Corps von 120,000
Mann deutscher Trnppen von der Schweizergränze bis Wesel,
wozu Preußen 36,000 Mann stelle.

— Die „Preußische Zeitung“ erklärt sich ermächtigt, das
Gerücht wegen Mobilmachung zweier Armee=Corps als völlig
grundlos zu bezeichnen.

Elbing, 26. Mai. Jn unserer Provinz zirkulirt seit
einigen Tagen eine Petition, welche von conservativer Seite
ausgehend, die Abschaffung des Schwurgerichts, als eines un-
nützen, kostspieligen und zeitraubenden Jnstituts beantragen soll.
Hoffentlich nur in Ostpreußen möglich.

Posen, 24. Mai. Nach einer Mittheilung aus Warschau
hätte es allerdings im Wunsche des Kaisers Nikolaus gelegen,
daß der König von Preußen und der Kaiser von Oesterreich
in Warschau zusammentreffen sollten, allein von beiden Seiten
habe sich keine Neigung dazu gezeigt, so lange nicht die Diffe-
renzen wegen des gegenseitigen Rangverhältnisses im deutschen
Bunde definitiv geordnet seien. Da indeß der Kaiser dennoch
eine persönliche Zusammenkunft für das Ganze ersprießlich hält
und nur ungern diese Jdee aufgeben will, so sollen von ihm
jetzt persönlich ermittelnde Schritte gethan sein, daß ein zufälliges
Zusammentreffen beider Monarchen dadurch herbeigeführt werde,
daß der König seine Rückreise nach Berlin und der Kaiser seine
Reise nach Olmütz gemeinschaftlich in Einem Waggon machen
und der Kaiser von Oesterreich zum Empfange des letzteren
ihnen bis zum Trennungspunkte entgegenkomme. Auf diese
Weise würde jedes Ceremoniel wegfallen können, das sich mit
der gegenwärtigen eifersüchtigen Stellung Preußens und Oester-
reichs nicht vertrüge.

Kassel, 26. Mai. Die bairischen Truppen, welche sich
noch hier befinden, haben Befehl erhalten, sich in Marschbereit-
schaft zu setzen. Auch die Oesterreicher, heißt es, würden uns
Ende dieses Monats verlassen.

— Die Unteroffiziere und Soldaten des ersten Bataillons
des preußischen 13. Linien=Jnfanterie=Regiments haben im hie-
sigen „Bezirks=Wochenblatte“ den braven Einwohnern Kassels
mit ihrem Danke auch den Wunsch ausgesprochen, sie ferner-
hin in stetem Andenken behalten zu wollen. Dies wird gewiß
geschehen. Ganz abgesehen von dem sonstigen musterhaften
[Spaltenumbruch] Betragen der Preußen, ist ihnen mancher arme Teufel, den sie
aus den Klauen der Häscher befreiten, zu lebhaftem Danke
verpflichtet. Der Abschied war fast von allen Seiten ein herz-
licher. Als der Graf v. Rödern ein Hurrah auf den Kur-
fürsten ausbrachte, störte kein Ton diesen feierlichen Ruf; als
aber die hohen Herrschaften sich entfernt hatten, draußen vor
dem Thore, erscholl gar manches Hoch und Hurrah auf die
Stadt Kassel und ihre Bürger.

— Man spricht von einem Conflicte zwischen Hassenpflug
und Vollmar, dem nachträglichen Februar=Finanzminister.

Wien, 26. Mai. Die „Reichs=Zeitung“ scheibt über
Portugal: „Die Lage des Landes ist eine unglückliche, die
Regierung ist fast vernichtet, die Königin hält sich in ihrem
Palaste eingeschlossen, den sie nicht mehr verläßt, kein bedeu-
tender Mann im Lande nimmt eine Stelle an, zwei Creaturen
Saldanha's vollziehen die Befehle, welche ihnen von Oporto
zugeschickt werden. Jn der Armee werden Belohnungen durch
massenhafte Beförderungen ertheilt; im Jahre 1846 kam in
der mericanischen Armee ein Oberst auf vier Soldaten, in
Portugal wird es bald eben so sein. Die fremden Regierungen,
welche durch die portugiesischen Verhältnisse näher berührt wer-
den, sind durch diese Vorgänge sehr beunruhigt; man fürchtet
den Umsturz des Thrones und die gefährlichen Folgen einer
republikanischen Empörung für die ganze Halbinsel.

— Sofern nicht neue Befehle ergehen, reis't der Kaiser
heute Abends oder Nachts nach Olmütz ab. Die Stimmen,
welche die Reise des Königs Friedrich Wilhelm IV. nach Olmütz
anzweifeln, irren.

Frankreich.

Paris, 26. Mai. Jm Cher=Departement haben etwa
sechszig Bauern, mit Flinten und Sensen bewaffnet, aus noch
unbekannter Veranlassung zwei Schlösser belagert, ohne jedoch,
weil die darin Befindlichen sich gut vertheidigten, eindringen
zu können. Da der Präfect mit Cavallerie und Artillerie her-
beieilte, wurden die meisten Bauern verhaftet.

— Am 16. Mai fand in Klein=Kabylien der erste Zusam-
menstoß zwischen den Franzosen und Arabern Statt, welche,
150 Reiter und mehrere 1000 Fußsoldaten stark, unter Bu-
Barguela auf Bugia marschirt waren, dessen Commandant,
Oberstlieutenant Wengg, sie jedoch in die Flucht schlug und
ihnen einige hundert Mann tödtete, während die Franzosen
nur zwei Todte, vier Verwundeten und ein Gefangenen zählten.
Man glaubte an baldige Unterwerfung der sehr entmuthigten
Araberstämme.

England.

London, 26. Mai. Aus Lissabon vernehmen wir, daß
Saldanah dort angelangt und enthusiastisch vom Volke em-
pfangen worden ist. Ein transitorisches Cabinet ist gebildet,
doch hatte Da Luz Franzini die Bildung eines definitiven
Ministeriums übernommen, das den Versicherungen gemäß aus
Chartisten und Progressisten bestehen wird. — Nach den neuesten
Berichten aus New=York ist dort ein Truppen=Aufstand aus-
gebrochen.

Galizien.

Krakau, 22. Mai. Dieser Tage hat man den bekann-
ten Russen Bakunin unter starker Militär= und Gensd' armerie-
Bedeckung durch Krakau in aller Frühe an die russische Gränze
transportirt.

[Ende Spaltensatz]
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Diese Maßregel des Kriegsministers findet natür- lich allgemeinen Beifall, und wünschen wir nur dem greisen Rauch, wenn ihm durch jene übrigen Maßregeln ein Tag, der auch sein Ehrentag ist, verkümmert wird, daß ihm die Freude dieser ehrlichen Veteranen ein schöner Trost und Ersatz sein möge. — Es sind mehrfach Gerüchte verbreitet von einer erneuer- ten Mobilmachung und Aufstellung eines Corps von 120,000 Mann deutscher Trnppen von der Schweizergränze bis Wesel, wozu Preußen 36,000 Mann stelle. — Die „Preußische Zeitung“ erklärt sich ermächtigt, das Gerücht wegen Mobilmachung zweier Armee=Corps als völlig grundlos zu bezeichnen. Elbing, 26. Mai. Jn unserer Provinz zirkulirt seit einigen Tagen eine Petition, welche von conservativer Seite ausgehend, die Abschaffung des Schwurgerichts, als eines un- nützen, kostspieligen und zeitraubenden Jnstituts beantragen soll. Hoffentlich nur in Ostpreußen möglich. Posen, 24. Mai. Nach einer Mittheilung aus Warschau hätte es allerdings im Wunsche des Kaisers Nikolaus gelegen, daß der König von Preußen und der Kaiser von Oesterreich in Warschau zusammentreffen sollten, allein von beiden Seiten habe sich keine Neigung dazu gezeigt, so lange nicht die Diffe- renzen wegen des gegenseitigen Rangverhältnisses im deutschen Bunde definitiv geordnet seien. Da indeß der Kaiser dennoch eine persönliche Zusammenkunft für das Ganze ersprießlich hält und nur ungern diese Jdee aufgeben will, so sollen von ihm jetzt persönlich ermittelnde Schritte gethan sein, daß ein zufälliges Zusammentreffen beider Monarchen dadurch herbeigeführt werde, daß der König seine Rückreise nach Berlin und der Kaiser seine Reise nach Olmütz gemeinschaftlich in Einem Waggon machen und der Kaiser von Oesterreich zum Empfange des letzteren ihnen bis zum Trennungspunkte entgegenkomme. Auf diese Weise würde jedes Ceremoniel wegfallen können, das sich mit der gegenwärtigen eifersüchtigen Stellung Preußens und Oester- reichs nicht vertrüge. Kassel, 26. Mai. Die bairischen Truppen, welche sich noch hier befinden, haben Befehl erhalten, sich in Marschbereit- schaft zu setzen. Auch die Oesterreicher, heißt es, würden uns Ende dieses Monats verlassen. — Die Unteroffiziere und Soldaten des ersten Bataillons des preußischen 13. Linien=Jnfanterie=Regiments haben im hie- sigen „Bezirks=Wochenblatte“ den braven Einwohnern Kassels mit ihrem Danke auch den Wunsch ausgesprochen, sie ferner- hin in stetem Andenken behalten zu wollen. Dies wird gewiß geschehen. Ganz abgesehen von dem sonstigen musterhaften Betragen der Preußen, ist ihnen mancher arme Teufel, den sie aus den Klauen der Häscher befreiten, zu lebhaftem Danke verpflichtet. Der Abschied war fast von allen Seiten ein herz- licher. Als der Graf v. Rödern ein Hurrah auf den Kur- fürsten ausbrachte, störte kein Ton diesen feierlichen Ruf; als aber die hohen Herrschaften sich entfernt hatten, draußen vor dem Thore, erscholl gar manches Hoch und Hurrah auf die Stadt Kassel und ihre Bürger. — Man spricht von einem Conflicte zwischen Hassenpflug und Vollmar, dem nachträglichen Februar=Finanzminister. Wien, 26. Mai. Die „Reichs=Zeitung“ scheibt über Portugal: „Die Lage des Landes ist eine unglückliche, die Regierung ist fast vernichtet, die Königin hält sich in ihrem Palaste eingeschlossen, den sie nicht mehr verläßt, kein bedeu- tender Mann im Lande nimmt eine Stelle an, zwei Creaturen Saldanha's vollziehen die Befehle, welche ihnen von Oporto zugeschickt werden. Jn der Armee werden Belohnungen durch massenhafte Beförderungen ertheilt; im Jahre 1846 kam in der mericanischen Armee ein Oberst auf vier Soldaten, in Portugal wird es bald eben so sein. Die fremden Regierungen, welche durch die portugiesischen Verhältnisse näher berührt wer- den, sind durch diese Vorgänge sehr beunruhigt; man fürchtet den Umsturz des Thrones und die gefährlichen Folgen einer republikanischen Empörung für die ganze Halbinsel. — Sofern nicht neue Befehle ergehen, reis't der Kaiser heute Abends oder Nachts nach Olmütz ab. Die Stimmen, welche die Reise des Königs Friedrich Wilhelm IV. nach Olmütz anzweifeln, irren. Frankreich. Paris, 26. Mai. Jm Cher=Departement haben etwa sechszig Bauern, mit Flinten und Sensen bewaffnet, aus noch unbekannter Veranlassung zwei Schlösser belagert, ohne jedoch, weil die darin Befindlichen sich gut vertheidigten, eindringen zu können. Da der Präfect mit Cavallerie und Artillerie her- beieilte, wurden die meisten Bauern verhaftet. — Am 16. Mai fand in Klein=Kabylien der erste Zusam- menstoß zwischen den Franzosen und Arabern Statt, welche, 150 Reiter und mehrere 1000 Fußsoldaten stark, unter Bu- Barguela auf Bugia marschirt waren, dessen Commandant, Oberstlieutenant Wengg, sie jedoch in die Flucht schlug und ihnen einige hundert Mann tödtete, während die Franzosen nur zwei Todte, vier Verwundeten und ein Gefangenen zählten. Man glaubte an baldige Unterwerfung der sehr entmuthigten Araberstämme. England. London, 26. Mai. Aus Lissabon vernehmen wir, daß Saldanah dort angelangt und enthusiastisch vom Volke em- pfangen worden ist. Ein transitorisches Cabinet ist gebildet, doch hatte Da Luz Franzini die Bildung eines definitiven Ministeriums übernommen, das den Versicherungen gemäß aus Chartisten und Progressisten bestehen wird. — Nach den neuesten Berichten aus New=York ist dort ein Truppen=Aufstand aus- gebrochen. Galizien. Krakau, 22. Mai. Dieser Tage hat man den bekann- ten Russen Bakunin unter starker Militär= und Gensd' armerie- Bedeckung durch Krakau in aller Frühe an die russische Gränze transportirt.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 44. Hattingen, 31. Mai 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische044_1851/1>, abgerufen am 21.11.2024.