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Märkische Blätter. Nr. 44. Hattingen, 31. Mai 1851.

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Die Reiterstatue Friedrichs des Großen,
von Rauch.

Am 31. Mai wird in Berlin ein Fest gefeiert, das gewiß
durch alle Provinzen in Hütten und Palästen mitgefeiert wer-
den wird. Das Denkmal, welches der hochselige König Frie-
drich Wilhelm III. 1840 kurz vor seinem Abscheiden dem gro-
ßen König bestimmte, welcher Preußen auf die Stufe einer eu-
ropäischen Großmacht erhob, wird an jenem Tage feierlich ent-
hüllt werden. Der Seele eines der größten Künstler hat die
Verehrung eines der größten Herrscher ein Wunderwerk ent-
springen lassen, das sich dem ersten auf der Welt anreiht.

Die Grundlage des Ganzen bildet ein mächtiger5 1 / 2 Fuß
hoher Seckel von polirtem Granit, der sich etwas pyramidal
verjüngt. Ueber demselben erheben sich zwei Etagen, die durch
einen kraftvollen Sims von einander getrennt werden, für die
Felder der bildlichen Darstellungen.

Die vier Ecken nehmen vier Reiterstatuen ein, welche die
vier Hauptstützen Friedrichs des Großen darstellen: nämlich der
Prinz Heinrich von Preußen, der Herzog Ferdinand von Braun-
schweig und die Generäle Seidlitz und Ziethen.

Die Consolen sind Gedenktafeln mit 74 Namen ausgezeich-
neter Männer aus der Regierungszeit des großen Königs
angebracht. Die vier großen Helden des siebenjährigen Kriegs
sind meisterhaft behandelt. Kriegerische Trophäen, österreichische,
russische, französische Waffen, Fahnen und Kanonen liegen unter
den Pferden, welche die Helden tragen. Die von den Reiter-
statuen eingeschlossenen Felder sind sämmtlich durch politische
Darstellungen geschmückt. Drei der Felder, das vordere, das
linke und das rechte sind den Gestalten der ausgezeichnetsten
Generäle Friedrichs gewidmet, das vierte zeigt die Künstler und
Gelehrten, welche in seiner Zeit wirkten. Die Gestalten sind
in natürlicher Mittelgröße gehalten. ( 5 / 4 // ) .

Die vier Ecken bilden hier vier weibliche Figuren, welche
die vier christlichen Haupttugenden: Gerechtigkeit, Tapferkeit,
Weisheit und Mäßigung, nach ihren emblemen darstellen. Der
König stand mit diesen vier Tugenden in der engsten Verbin-
dung und übte sie auf eine glänzende Weise. Sie waren die
geistigen Hauptstützen seiner Wirksamkeit.

Das Ganze schließt mit einem 2 / 6 // hohen Gesims, auf
dem die Plinthe mit der colossalen Reiterstatue Friedrich's selbst
steht. Das herrlich gebildete Pferd schreitet ruhig dahin. Frie-
drich mit einem Hermelinmantel bedeckt, hält mit der Linken
die Zügel, während die Rechte, an der der Krückenstock hängt,
in die Seite gestemmt ist. Seine Gestalt bildet den Gipfel die
Spitze des ganzen Werks. Die pyramidale Verjüngerung des
Postaments findet in dem Reiterbilde ihre Fortsetzung und end-
lich in Friedrichs Kopfe ihren Schluß. Zwischen den einzelnen
Theilen ist die höchste Harmonie. Der Gesammteindruck ist
daher von überwältigender Majestät.



Vermischte Nachrichten.

Jn Berlin nimmt die bevorstehende Einweihung des Fried-
richs=Denkmals jetzt vorzugsweise die allgemeine Aufmerksam-
keit in Anspruch. Für die Feierlichkeit werden die vollständig-
sten Vorbereitungen getroffen; dieselbe soll mit einer Anrede des
Minister=Präsidenten beginnen. Achtzig Veteranen, welche noch
unter Friedrich dem Großen theils im Eivil= theils im Militär-
Dienst gestanden, haben sich gemeldet; die letzteren werden Sei-
tens des Kriegsministeriums die damalige Uniform der Regi-
menter, in denen sie gestanden haben, erhalten und an der
Feier Theil nehmen. -- Die fürstlichen Gestalten Albrecht des
Bären, des Curfürsten Friedrich I. und der Könige Friedrich
I. und Friedrich Wilhelm der I. in Marmor sind dazu bestimmt,
in der Nähe des Reiterbildes des großen Königs den Eingang
der Linden zu zieren. Die Ausführung ist jüngeren Künstler
übertragen. Da natürlich die Marmorbilder -- in doppelter
Lebensgröße -- in der kurzen Frist bis zum 31. Mai nicht
vollendet werden, so werden an diesem Tage die Modelle den
Platz einnehmen. -- Der sehr schwierige Transport der ver-
hüllten Reiterstatue aus dem Atelier nach dem Aufstellungs-
platze ist in den Tagen der vorigen Woche vor sich gegangen.
[Spaltenumbruch] Derselbe war während des Tages immer von einer großen
Masse Zuschauer begleitet. Um Unordnungen zu verhüten,
war das kolossale Gestell stets von Schutzmännern umgeben.
Das war denn Etwas für den Berliner Witz. "Na nu wirds
jut", hieß es, "jetzt stellen sie schon den ollen Fritze unter po-
lizeiliche Ufsicht." -- Der Opernplatz soll künftig den Namen
Friedrichsplatz erhalten.

-- Jn Californien häufen sich Diebstähle aller Art und
selbst Raubmorde in den letzten Zeiten auf eine so furchtbare
Weise, daß die Legislatur des neuen Staates sich genöthigt
gesehen hat, auf jeden Diebstahl über 50 Dollars Werth den
Strang zu setzen. Aus dieser Bestimmung allein mag man
auf die Lage der socialen Verhältnisse des Goldlandes im Allge-
meinen schließen.

-- Der König hat dem Conrector Nonne an der höhern
Stadtschule zu Lippstadt den Rothen Adler=Orden vierter Klasse
verliehen.

-- Mit dem Dampf ist jetzt aus; bald fahren wir durch
die Luft und nächstens haben wir eine ordinaire Luftpost von
Paris nach Brüssel, oder nach Petersburg, Peling u. s. w.
Der berühmte Luftschiffer Petin hat das Problem gelöst! Mitte
nächsten Juli d. J. wird seine Luft=Lokomotive von dem Mars-
felde ( bei Paris ) sich erheben, um eine Entdeckungsreise durch
den Aether zu unternehmen. -- Um die Vorauslagen seines
Unternehmens bestreiten zu können, nachdem er aus patrion-
schem Stolz die Unterstützung des reichen Fürsten Galitzin zu-
rückgewiesen, hat der Herr Petin Alles zu Gelde machen müs-
sen, was er besaß. Er hat sein Haus für 120,000 Frs. ver-
kauft, um 12,000 Metres rothen Seidenstoff einhandeln zu
können, welchen er für Austakelung seines himmlischen Fahr-
zeuges bedurfte. Die Zurüstung desselben ist eine ganz neue.
Vier Ballons, jeder von 84 Fuß Höhe und 25 Fuß Durch-
messer, liegen auf dem Bauhof, wo man zugleich das Gebälk
zurichtet. Der kühne Luftschiffer selbst, welcher mit dieser orga-
nisirten Windhose sich in das ungemessene Reich der Lüfte be-
geben will, ist von einer Zuversicht durchdrungen, wie sie einst
Christoph Columbus besaß. Was er will, kann er. Er ißt,
trinkt, schläft nicht mehr, sondern denkt nur an seine Entdeckung.

-- Aus Rom wird mitgetheilt: Ein 13jähriger Knabe, von
einem Hündchen begleitet, begegnete dem österreichischen Garni-
sonscommandanten, der einen Spazierritt machte und einen
großen Hund bei sich hatte. Der große Hund griff den klei-
nen so wüthend an, daß der Knabe zur Vertheidigung seines
Thieres nach einem gewaltigen Steine griff und durch einen
verhängnißvollen Wurf die Besti todtschlug. Der Comman-
dant ließ dafür dem Knaben, trotz mannigfacher Vorstellungen,
25 Stockstreiche aufzählen. Beim 17. gab der Knabe den
Geist auf. Sein Vater, ein armer Schuhmacher, stürzte am
nächsten Tage wie ein Wahnsinniger in das Kaffeehaus, wo
der Offizier saß, fiel mit dem Stilet über ihn her, und durch-
bohrte ihn mit 17 Wunden. Das anwesende Publikum sah
schreckgelähmt zu und ließ den Schuhmacher ungehindert fliehen.



Kirchliche Vorträge.
Sonntag den 1. Juni 1851.
Große Evangel.=Gemeinde.
Vormittags: Pastor Schneider.

    Nachmittags: " Nonne.

Kleine Evangel.=Gemeinde.
Vormittags: Pastor Sunten.

    zu Stiepel.



Bekanntmachungen.
Publicandum.

Da mit dem 1. Juli c. das neue Klassen= und Ein-
kommensteuer=Gesetz vom 1. Mai c. ins Leben tritt, ist höhern
Orts bestimmt worden, daß am 25. Juni c. die Steuer=Kassen
sämmtliche bis dahin verfallenen Grund=, Klas-
sen- und Gewerbsteuer=Beträge für die alsdann
abgelaufene erste Hälfte dieses Jahres unverkürzt
abliefern müssen.

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Die Reiterstatue Friedrichs des Großen,
von Rauch.

Am 31. Mai wird in Berlin ein Fest gefeiert, das gewiß
durch alle Provinzen in Hütten und Palästen mitgefeiert wer-
den wird. Das Denkmal, welches der hochselige König Frie-
drich Wilhelm III. 1840 kurz vor seinem Abscheiden dem gro-
ßen König bestimmte, welcher Preußen auf die Stufe einer eu-
ropäischen Großmacht erhob, wird an jenem Tage feierlich ent-
hüllt werden. Der Seele eines der größten Künstler hat die
Verehrung eines der größten Herrscher ein Wunderwerk ent-
springen lassen, das sich dem ersten auf der Welt anreiht.

Die Grundlage des Ganzen bildet ein mächtiger5 1 / 2 Fuß
hoher Seckel von polirtem Granit, der sich etwas pyramidal
verjüngt. Ueber demselben erheben sich zwei Etagen, die durch
einen kraftvollen Sims von einander getrennt werden, für die
Felder der bildlichen Darstellungen.

Die vier Ecken nehmen vier Reiterstatuen ein, welche die
vier Hauptstützen Friedrichs des Großen darstellen: nämlich der
Prinz Heinrich von Preußen, der Herzog Ferdinand von Braun-
schweig und die Generäle Seidlitz und Ziethen.

Die Consolen sind Gedenktafeln mit 74 Namen ausgezeich-
neter Männer aus der Regierungszeit des großen Königs
angebracht. Die vier großen Helden des siebenjährigen Kriegs
sind meisterhaft behandelt. Kriegerische Trophäen, österreichische,
russische, französische Waffen, Fahnen und Kanonen liegen unter
den Pferden, welche die Helden tragen. Die von den Reiter-
statuen eingeschlossenen Felder sind sämmtlich durch politische
Darstellungen geschmückt. Drei der Felder, das vordere, das
linke und das rechte sind den Gestalten der ausgezeichnetsten
Generäle Friedrichs gewidmet, das vierte zeigt die Künstler und
Gelehrten, welche in seiner Zeit wirkten. Die Gestalten sind
in natürlicher Mittelgröße gehalten. ( 5 / 4 // ) .

Die vier Ecken bilden hier vier weibliche Figuren, welche
die vier christlichen Haupttugenden: Gerechtigkeit, Tapferkeit,
Weisheit und Mäßigung, nach ihren emblemen darstellen. Der
König stand mit diesen vier Tugenden in der engsten Verbin-
dung und übte sie auf eine glänzende Weise. Sie waren die
geistigen Hauptstützen seiner Wirksamkeit.

Das Ganze schließt mit einem 2 / 6 // hohen Gesims, auf
dem die Plinthe mit der colossalen Reiterstatue Friedrich's selbst
steht. Das herrlich gebildete Pferd schreitet ruhig dahin. Frie-
drich mit einem Hermelinmantel bedeckt, hält mit der Linken
die Zügel, während die Rechte, an der der Krückenstock hängt,
in die Seite gestemmt ist. Seine Gestalt bildet den Gipfel die
Spitze des ganzen Werks. Die pyramidale Verjüngerung des
Postaments findet in dem Reiterbilde ihre Fortsetzung und end-
lich in Friedrichs Kopfe ihren Schluß. Zwischen den einzelnen
Theilen ist die höchste Harmonie. Der Gesammteindruck ist
daher von überwältigender Majestät.



Vermischte Nachrichten.

Jn Berlin nimmt die bevorstehende Einweihung des Fried-
richs=Denkmals jetzt vorzugsweise die allgemeine Aufmerksam-
keit in Anspruch. Für die Feierlichkeit werden die vollständig-
sten Vorbereitungen getroffen; dieselbe soll mit einer Anrede des
Minister=Präsidenten beginnen. Achtzig Veteranen, welche noch
unter Friedrich dem Großen theils im Eivil= theils im Militär-
Dienst gestanden, haben sich gemeldet; die letzteren werden Sei-
tens des Kriegsministeriums die damalige Uniform der Regi-
menter, in denen sie gestanden haben, erhalten und an der
Feier Theil nehmen. — Die fürstlichen Gestalten Albrecht des
Bären, des Curfürsten Friedrich I. und der Könige Friedrich
I. und Friedrich Wilhelm der I. in Marmor sind dazu bestimmt,
in der Nähe des Reiterbildes des großen Königs den Eingang
der Linden zu zieren. Die Ausführung ist jüngeren Künstler
übertragen. Da natürlich die Marmorbilder — in doppelter
Lebensgröße — in der kurzen Frist bis zum 31. Mai nicht
vollendet werden, so werden an diesem Tage die Modelle den
Platz einnehmen. — Der sehr schwierige Transport der ver-
hüllten Reiterstatue aus dem Atelier nach dem Aufstellungs-
platze ist in den Tagen der vorigen Woche vor sich gegangen.
[Spaltenumbruch] Derselbe war während des Tages immer von einer großen
Masse Zuschauer begleitet. Um Unordnungen zu verhüten,
war das kolossale Gestell stets von Schutzmännern umgeben.
Das war denn Etwas für den Berliner Witz. „Na nu wirds
jut“, hieß es, „jetzt stellen sie schon den ollen Fritze unter po-
lizeiliche Ufsicht.“ — Der Opernplatz soll künftig den Namen
Friedrichsplatz erhalten.

— Jn Californien häufen sich Diebstähle aller Art und
selbst Raubmorde in den letzten Zeiten auf eine so furchtbare
Weise, daß die Legislatur des neuen Staates sich genöthigt
gesehen hat, auf jeden Diebstahl über 50 Dollars Werth den
Strang zu setzen. Aus dieser Bestimmung allein mag man
auf die Lage der socialen Verhältnisse des Goldlandes im Allge-
meinen schließen.

— Der König hat dem Conrector Nonne an der höhern
Stadtschule zu Lippstadt den Rothen Adler=Orden vierter Klasse
verliehen.

— Mit dem Dampf ist jetzt aus; bald fahren wir durch
die Luft und nächstens haben wir eine ordinaire Luftpost von
Paris nach Brüssel, oder nach Petersburg, Peling u. s. w.
Der berühmte Luftschiffer Petin hat das Problem gelöst! Mitte
nächsten Juli d. J. wird seine Luft=Lokomotive von dem Mars-
felde ( bei Paris ) sich erheben, um eine Entdeckungsreise durch
den Aether zu unternehmen. — Um die Vorauslagen seines
Unternehmens bestreiten zu können, nachdem er aus patrion-
schem Stolz die Unterstützung des reichen Fürsten Galitzin zu-
rückgewiesen, hat der Herr Petin Alles zu Gelde machen müs-
sen, was er besaß. Er hat sein Haus für 120,000 Frs. ver-
kauft, um 12,000 Metres rothen Seidenstoff einhandeln zu
können, welchen er für Austakelung seines himmlischen Fahr-
zeuges bedurfte. Die Zurüstung desselben ist eine ganz neue.
Vier Ballons, jeder von 84 Fuß Höhe und 25 Fuß Durch-
messer, liegen auf dem Bauhof, wo man zugleich das Gebälk
zurichtet. Der kühne Luftschiffer selbst, welcher mit dieser orga-
nisirten Windhose sich in das ungemessene Reich der Lüfte be-
geben will, ist von einer Zuversicht durchdrungen, wie sie einst
Christoph Columbus besaß. Was er will, kann er. Er ißt,
trinkt, schläft nicht mehr, sondern denkt nur an seine Entdeckung.

— Aus Rom wird mitgetheilt: Ein 13jähriger Knabe, von
einem Hündchen begleitet, begegnete dem österreichischen Garni-
sonscommandanten, der einen Spazierritt machte und einen
großen Hund bei sich hatte. Der große Hund griff den klei-
nen so wüthend an, daß der Knabe zur Vertheidigung seines
Thieres nach einem gewaltigen Steine griff und durch einen
verhängnißvollen Wurf die Besti todtschlug. Der Comman-
dant ließ dafür dem Knaben, trotz mannigfacher Vorstellungen,
25 Stockstreiche aufzählen. Beim 17. gab der Knabe den
Geist auf. Sein Vater, ein armer Schuhmacher, stürzte am
nächsten Tage wie ein Wahnsinniger in das Kaffeehaus, wo
der Offizier saß, fiel mit dem Stilet über ihn her, und durch-
bohrte ihn mit 17 Wunden. Das anwesende Publikum sah
schreckgelähmt zu und ließ den Schuhmacher ungehindert fliehen.



Kirchliche Vorträge.
Sonntag den 1. Juni 1851.
Große Evangel.=Gemeinde.
Vormittags: Pastor Schneider.

    Nachmittags: „ Nonne.

Kleine Evangel.=Gemeinde.
Vormittags: Pastor Sunten.

    zu Stiepel.



Bekanntmachungen.
Publicandum.

Da mit dem 1. Juli c. das neue Klassen= und Ein-
kommensteuer=Gesetz vom 1. Mai c. ins Leben tritt, ist höhern
Orts bestimmt worden, daß am 25. Juni c. die Steuer=Kassen
sämmtliche bis dahin verfallenen Grund=, Klas-
sen- und Gewerbsteuer=Beträge für die alsdann
abgelaufene erste Hälfte dieses Jahres unverkürzt
abliefern müssen.

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[0002] Die Reiterstatue Friedrichs des Großen, von Rauch. Am 31. Mai wird in Berlin ein Fest gefeiert, das gewiß durch alle Provinzen in Hütten und Palästen mitgefeiert wer- den wird. Das Denkmal, welches der hochselige König Frie- drich Wilhelm III. 1840 kurz vor seinem Abscheiden dem gro- ßen König bestimmte, welcher Preußen auf die Stufe einer eu- ropäischen Großmacht erhob, wird an jenem Tage feierlich ent- hüllt werden. Der Seele eines der größten Künstler hat die Verehrung eines der größten Herrscher ein Wunderwerk ent- springen lassen, das sich dem ersten auf der Welt anreiht. Die Grundlage des Ganzen bildet ein mächtiger5 1 / 2 Fuß hoher Seckel von polirtem Granit, der sich etwas pyramidal verjüngt. Ueber demselben erheben sich zwei Etagen, die durch einen kraftvollen Sims von einander getrennt werden, für die Felder der bildlichen Darstellungen. Die vier Ecken nehmen vier Reiterstatuen ein, welche die vier Hauptstützen Friedrichs des Großen darstellen: nämlich der Prinz Heinrich von Preußen, der Herzog Ferdinand von Braun- schweig und die Generäle Seidlitz und Ziethen. Die Consolen sind Gedenktafeln mit 74 Namen ausgezeich- neter Männer aus der Regierungszeit des großen Königs angebracht. Die vier großen Helden des siebenjährigen Kriegs sind meisterhaft behandelt. Kriegerische Trophäen, österreichische, russische, französische Waffen, Fahnen und Kanonen liegen unter den Pferden, welche die Helden tragen. Die von den Reiter- statuen eingeschlossenen Felder sind sämmtlich durch politische Darstellungen geschmückt. Drei der Felder, das vordere, das linke und das rechte sind den Gestalten der ausgezeichnetsten Generäle Friedrichs gewidmet, das vierte zeigt die Künstler und Gelehrten, welche in seiner Zeit wirkten. Die Gestalten sind in natürlicher Mittelgröße gehalten. ( 5 / 4 // ) . Die vier Ecken bilden hier vier weibliche Figuren, welche die vier christlichen Haupttugenden: Gerechtigkeit, Tapferkeit, Weisheit und Mäßigung, nach ihren emblemen darstellen. Der König stand mit diesen vier Tugenden in der engsten Verbin- dung und übte sie auf eine glänzende Weise. Sie waren die geistigen Hauptstützen seiner Wirksamkeit. Das Ganze schließt mit einem 2 / 6 // hohen Gesims, auf dem die Plinthe mit der colossalen Reiterstatue Friedrich's selbst steht. Das herrlich gebildete Pferd schreitet ruhig dahin. Frie- drich mit einem Hermelinmantel bedeckt, hält mit der Linken die Zügel, während die Rechte, an der der Krückenstock hängt, in die Seite gestemmt ist. Seine Gestalt bildet den Gipfel die Spitze des ganzen Werks. Die pyramidale Verjüngerung des Postaments findet in dem Reiterbilde ihre Fortsetzung und end- lich in Friedrichs Kopfe ihren Schluß. Zwischen den einzelnen Theilen ist die höchste Harmonie. Der Gesammteindruck ist daher von überwältigender Majestät. Vermischte Nachrichten. Jn Berlin nimmt die bevorstehende Einweihung des Fried- richs=Denkmals jetzt vorzugsweise die allgemeine Aufmerksam- keit in Anspruch. Für die Feierlichkeit werden die vollständig- sten Vorbereitungen getroffen; dieselbe soll mit einer Anrede des Minister=Präsidenten beginnen. Achtzig Veteranen, welche noch unter Friedrich dem Großen theils im Eivil= theils im Militär- Dienst gestanden, haben sich gemeldet; die letzteren werden Sei- tens des Kriegsministeriums die damalige Uniform der Regi- menter, in denen sie gestanden haben, erhalten und an der Feier Theil nehmen. — Die fürstlichen Gestalten Albrecht des Bären, des Curfürsten Friedrich I. und der Könige Friedrich I. und Friedrich Wilhelm der I. in Marmor sind dazu bestimmt, in der Nähe des Reiterbildes des großen Königs den Eingang der Linden zu zieren. Die Ausführung ist jüngeren Künstler übertragen. Da natürlich die Marmorbilder — in doppelter Lebensgröße — in der kurzen Frist bis zum 31. Mai nicht vollendet werden, so werden an diesem Tage die Modelle den Platz einnehmen. — Der sehr schwierige Transport der ver- hüllten Reiterstatue aus dem Atelier nach dem Aufstellungs- platze ist in den Tagen der vorigen Woche vor sich gegangen. Derselbe war während des Tages immer von einer großen Masse Zuschauer begleitet. Um Unordnungen zu verhüten, war das kolossale Gestell stets von Schutzmännern umgeben. Das war denn Etwas für den Berliner Witz. „Na nu wirds jut“, hieß es, „jetzt stellen sie schon den ollen Fritze unter po- lizeiliche Ufsicht.“ — Der Opernplatz soll künftig den Namen Friedrichsplatz erhalten. — Jn Californien häufen sich Diebstähle aller Art und selbst Raubmorde in den letzten Zeiten auf eine so furchtbare Weise, daß die Legislatur des neuen Staates sich genöthigt gesehen hat, auf jeden Diebstahl über 50 Dollars Werth den Strang zu setzen. Aus dieser Bestimmung allein mag man auf die Lage der socialen Verhältnisse des Goldlandes im Allge- meinen schließen. — Der König hat dem Conrector Nonne an der höhern Stadtschule zu Lippstadt den Rothen Adler=Orden vierter Klasse verliehen. — Mit dem Dampf ist jetzt aus; bald fahren wir durch die Luft und nächstens haben wir eine ordinaire Luftpost von Paris nach Brüssel, oder nach Petersburg, Peling u. s. w. Der berühmte Luftschiffer Petin hat das Problem gelöst! Mitte nächsten Juli d. J. wird seine Luft=Lokomotive von dem Mars- felde ( bei Paris ) sich erheben, um eine Entdeckungsreise durch den Aether zu unternehmen. — Um die Vorauslagen seines Unternehmens bestreiten zu können, nachdem er aus patrion- schem Stolz die Unterstützung des reichen Fürsten Galitzin zu- rückgewiesen, hat der Herr Petin Alles zu Gelde machen müs- sen, was er besaß. Er hat sein Haus für 120,000 Frs. ver- kauft, um 12,000 Metres rothen Seidenstoff einhandeln zu können, welchen er für Austakelung seines himmlischen Fahr- zeuges bedurfte. Die Zurüstung desselben ist eine ganz neue. Vier Ballons, jeder von 84 Fuß Höhe und 25 Fuß Durch- messer, liegen auf dem Bauhof, wo man zugleich das Gebälk zurichtet. Der kühne Luftschiffer selbst, welcher mit dieser orga- nisirten Windhose sich in das ungemessene Reich der Lüfte be- geben will, ist von einer Zuversicht durchdrungen, wie sie einst Christoph Columbus besaß. Was er will, kann er. Er ißt, trinkt, schläft nicht mehr, sondern denkt nur an seine Entdeckung. — Aus Rom wird mitgetheilt: Ein 13jähriger Knabe, von einem Hündchen begleitet, begegnete dem österreichischen Garni- sonscommandanten, der einen Spazierritt machte und einen großen Hund bei sich hatte. Der große Hund griff den klei- nen so wüthend an, daß der Knabe zur Vertheidigung seines Thieres nach einem gewaltigen Steine griff und durch einen verhängnißvollen Wurf die Besti todtschlug. Der Comman- dant ließ dafür dem Knaben, trotz mannigfacher Vorstellungen, 25 Stockstreiche aufzählen. Beim 17. gab der Knabe den Geist auf. Sein Vater, ein armer Schuhmacher, stürzte am nächsten Tage wie ein Wahnsinniger in das Kaffeehaus, wo der Offizier saß, fiel mit dem Stilet über ihn her, und durch- bohrte ihn mit 17 Wunden. Das anwesende Publikum sah schreckgelähmt zu und ließ den Schuhmacher ungehindert fliehen. Kirchliche Vorträge. Sonntag den 1. Juni 1851. Große Evangel.=Gemeinde. Vormittags: Pastor Schneider. Nachmittags: „ Nonne. Kleine Evangel.=Gemeinde. Vormittags: Pastor Sunten. zu Stiepel. Bekanntmachungen. Publicandum. Da mit dem 1. Juli c. das neue Klassen= und Ein- kommensteuer=Gesetz vom 1. Mai c. ins Leben tritt, ist höhern Orts bestimmt worden, daß am 25. Juni c. die Steuer=Kassen sämmtliche bis dahin verfallenen Grund=, Klas- sen- und Gewerbsteuer=Beträge für die alsdann abgelaufene erste Hälfte dieses Jahres unverkürzt abliefern müssen.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 44. Hattingen, 31. Mai 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische044_1851/2>, abgerufen am 29.05.2024.