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Mainzer Journal. Nr. 51. Mainz, 5. August 1848.

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[Beginn Spaltensatz] Amt eines Mitgliedes des Bezirksrathes gibt kein Recht auf
Taggelder oder Reisevergütung. Die Regierungscommis-
sionen
haben mit dem 21. August in's Leben zu treten und es
werden bis dahin die Kreisräthe ihre Amtsverrichtungen ein-
stellen, das heißt, sie werden, da die meisten seitherigen Beamten
beibehalten worden sind, in den neuen Regierungscommissionen
ihre Amtsthätigkeit wieder beginnen. Unter den neuen Ernennun-
gen heben wir die folgenden, die für Rheinhessen von Jnteresse
seyn werden, besonders hervor. Kreisrath Willich von Worms
kommt als Rath nach Gießen, Kreisrath Camesasca zu
Bingen kommt als Dirigent nach Erbach im Odenwalde,
Kreisrath Müller zu Alzey ist zur Verfügung gestellt. Jn
Mainz sind, wie schon vor längerer Zeit verlautete, Freiherr
von Dalwigk zum Regierungsdirigenten, Justizrath Betz
und Staatsprocuratorsubstitut Pfannebecker zu Räthen und
die seitherigen Kreissecretäre Jäger und Müller zu Mainz
und der Kreissecretär Parcus zu Worms zu Secretären er-
nannt worden. Wir glauben nicht, daß diese neue Organisation,
die so ziemlich Alles beim Alten läßt, sich eines besonderen Bei-
falles erfreuen wird.

== Mainz 4. August. Es hat sich das Gerücht verbreitet,
daß unsere Großherzogliche Regierung wirklich die viel besproche-
nen Grundrentenscheine anfertigen läßt und in der That
damit umgehet, diese Papiere in Circulation zu setzen. Wir
zweifeln indessen um so mehr an der Wahrheit dieses Gerüchtes,
als die fabelhafte Sage damit verbunden wird, es sey dem
Drucker dieser Scheine dafür die Summe von Sechs und
Dreißig Tausend Gulden
bewilligt worden. Wir sind
es von unserer sparsamen Regierung nicht gewohnt, daß
mit öffentlichen Geldern auf so heillose Art verfahren wird,
am wenigsten wird in der jetzigen Zeit ein Staatsbeamter
es wagen, durch derlei Geschäfte sich in Gefahr zu setzen.
Was uns aber veranlaßt dieses Gerüchtes zu erwähnen ist, daß
wenn man wirklich den Versuch machen sollte diese unglücklichen
Grundrentenscheine auszugeben, daraus hervorgehen würde, daß
die von den gesetzlichen Vertretern unseres Handel= und Gewerb-
standes gemachten Vorschläge zur Errichtung einer Landesbank,
zur Ausgabe von Banknoten, welche jede Stunde gegen klingend
Geld verwechselt werden können, und zur Beseitigung der Grund-
rentenscheine, durchaus nicht berücksichtigt worden sind.

Durch die hiesiger Seits von der Handelskammer, durch De-
putationen des Handels= und Gewerbstandes, durch eine Adresse
der Gewerbtreibenden an Se. K. H. den Großherzog unterlegten
Vorschläge, Nachweisungen und Pläne ist vollständig dargethan,
daß durch Errichtung einer Landesbank 1 ) die Regierung ihrer
Geldverlegenheit, so für den Augenblick wie für die Folge abhel-
fen, daß 2 ) dem Handel und Gewerbe die höchst nothwendige Unter-
stützung, wie in allen anderen deutschen Staaten, auch bei uns zu
Theil werden, und daß 3 ) unsere Banknoten im Großherzogthum
wie in den Nachbarstaaten unweigerliche Annahme finden würde.
Es ist kaum zu glauben, daß unter den höheren Beamten in Darm-
stadt auch nicht einer seyn sollte, welcher vom Geldverkehr we-
nigstens einen oberflächlichen Begriff hat und seine Collegen ver-
anlaßt hätte, sich bei Geschäftsleuten Belehrung zu holen, und sich
zweimal zu besinnen, bevor sie sich durch einen zweiten Versuch
compromittiren. Die verunglückte freiwillige Anleihe hätte die
Herren darauf hinweisen sollen, bei erfahrenen Kaufleuten um
Rath zu fragen, man würde dann ein zweites Unternehmen, die
nicht einzuwechselnden Grundrentenscheine, weil es ebenfalls
verunglücken muß, gar nicht in Anregung gebracht haben.
Oder sollten die Herren in Darmstadt vielleicht glauben, daß ein
Gesetz, wodurch sie ihre Grundrentenscheine als gesetzmäßiges
Zahlmittel erklären, hinreichend sey, um diesen Scheinen Auf-
nahme in die allgemeine Circulation zu verschaffen? -- Jn der
jetzigen Stockung, bei dem gänzlichen Mangel an Vertrauen fin-
det ein Papiergeld nur dann willige Aufnahme, wenn es ohne
Mühe, ohne Zeitverlust und ohne Unkosten, gegen courantes Sil-
bergeld umgewechselt werden kann. Allein von dem Augenblicke
an, wo diese Grundrentenscheine ins Publikum kommen, wird je-
des Geschäft, jeder Verkauf in voraus stipulirter Geldsorte
stattfinden, jeder Wechsel in klingendem Gelde ausgestellt werden,
und wir werden es erleben, daß in unserer Fruchthalle der Verkäu-
fer für sein Malter Waizen 8 fl. in Silber und 10 fl. in Grund-
rentenscheinen fordert, ein Verfahren, dem weder durch ein Ge-
setz, noch durch die Polizei gesteuert werden kann. Es kann der
Regierung allerdings gelingen bei ihren Ausgaben für Bauten
, wenn sie 10 oder 15 Proc. in den Preisen zulegt, einen Theil
von ihren Grundrentenscheinen zu placiren, diese werden sich mit
großer Schnelligkeit in der Staatskasse wieder einfinden. Wenn
die Regierung aber ihre Beamten in Grundrentenscheinen zu sala-
riren denkt, so gelegt sie ihrem eigenen Fleisch und Blut dadurch
[Spaltenumbruch] eine bedeutende Steuer auf, und am Ende ist der Nutzen der gan-
zen Unternehmung nur -- für die Geldwechseler. Der Geld-
verlegenheit der Regierung aber wird kaum momentan abgehol-
fen, Zeit und Unkosten sind verschwendet, für Handel und Ge-
werbe ist nichts gethan und die ganze Manipulation am Ende eine
vergeblich angestellte gewesen.

Mainz 4. August. Von den 36 Jndividuen aus Castel
und Mainz, welche theils der Zerstörung der Taunuseisenbahn,
theils der Theilnahme daran beschuldigt waren, wurden heute
von dem Großh. Zuchtpolizeigerichte dahier drei zu sechs Mo-
naten, fünfzehn zu fünf Monaten und fünf zu vier Monaten Cor-
rectionshausstrafe und solidarisch in alle Kosten verurtheilt; die
übrigen dreizehn Beschuldigte ( darunter zwölf Mainzer ) wurden
freigesprochen. Von den angeklagten Mainzern ist somit nur ein
Einziger schuldig befunden worden.

Altenburg 27. Juli. ( A. Z. ) Wer diese Landschaft und die
angränzenden Ländchen durchwandert, muß die Ueberzeugung ge-
winnen, daß sich, wie überall, so auch hier die Verhältnisse gün-
stiger gestalten. Die Aufregung ist allerdings noch immer zu be-
merken und es ist auch ganz gut, daß sie noch vorhanden ist, weil
die Reactionsgelüste auch hier noch mächtig genug sind, aber es
ist diese Aufregung doch schon bedeutend gemindert und die Con-
stitutionellen gewinnen immer mehr Terrain.

f Frankfurt 4. August. Der Reichsverweser ist mit Ge-
mahlin und Sohn gestern Abend nach 9 Uhr hier angekommen,
und mit großem Jubel empfangen worden. Hoffentlich wird nun
bald die Centralgewalt sich in der Macht zeigen, womit der all-
gemeine Volkswille sie begabt, und den verschiedenen Sonderge-
lüsten entgegentreten. Es thut Noth, daß bald etwas Energisches
geschehe, denn seit dem Jubel am 12. Juli sind wir in Herstellung
der deutschen Einheit nicht vorwärts gekommen. -- Von vielen
katholischen Mitgliedern der Reichsversammlung ist ein Protest
gegen den Gritzner'schen Antrag eingereicht worden.

Frankfurt 31. Juli. ( Schw. M. ) Die Preußenfrage
nimmt überall alles Jnteresse in Anspruch und wird auf die ver-
schiedenste Weise besprochen. Die hiesigen preußischen Abgeordne-
ten halten Berathungen, was sie ihrerseits thun könnten. Becke-
rath,
der ganz entschieden deutsch gesinnt ist, ist in Berlin, um
in diesem Sinne zu wirken. Camphausen wird heute hier er-
wartet. Die Furcht vor Anarchie und vor der rothen Republik
scheint beseitigt zu seyn; jetzt kommen erst die wahren ernsten
Schwierigkeiten, das Verhältniß zu den Einzelstaaten und besonders
zu den großen unter ihnen. Hier erst bedarf es der ganzen Kraft
und Weisheit der Nationalversammlung und der nachhaltigen
Unterstützung aller Patrioten, um die zwei Cardinalpuncte, die
Unterordnung aller Truppen unter die Centralgewalt
und den Verzicht auf das Gesandtschaftsrecht, durch-
zusetzen; denn das sind Lebensfragen, wie keine anderen. Damit
ist Alles gewonnen und Alles verloren. Ohne weiteren Commen-
tar füge ich noch die Notiz bei, daß nach den Versicherungen
mehrerer Abgeordneten, welchen Nachrichten zugekommen sind,
die preußischen Soldaten nicht nur von der reactionären, sondern
auch von der republikanischen Partei bearbeitet wurden, um dem
Reichsverweser die Huldigung zu verweigern, und daß überhaupt
die Berliner Radicalen auf eine Verbindung mit dem Preußen-
thum speculiren.

Frankreich.

* * * Paris 2. August. Nach der furchtbaren Aufregung
der letzten Sitzung erschien die gestrige etwas abgespannt, ob-
gleich der zur Verhandlung gekommene Gegenstand, die Jnter-
pellationen über die Unterdrückung einiger Zeitungen, an und
für sich interessant genug war. Die Abgeordneten Latouche,
Vezin, Dupont de Bussac und Victor Hugo sprachen sich auf
das Heftigste dagegen aus, -- unter der Monarchie sey so etwas
nie vorgekommen! -- und ihre Gründe waren vom juristischen
Gesichtspuncte aus ganz gut und stichhaltig. Allein Noth kennt
kein Gebot, was helfen alle Reden da, wenn das Land
eben erst durch die Militärgewalt mit Anstrengung aller Kräfte
vom Untergang gerettet worden ist, und was ist mit einer
Kammer zu machen, welche Ruhe um jeden Preis will
und auch wollen muß? Die Nationalversammlung gab der Re-
gierung Recht und ging mit großer Majorität zur Tagesordnung
über. Der merkwürdigste Jncidenzpunkt der Sitzung war, daß
in dem Augenblicke, wo V. Hugo am heftigsten gegen Dictatur
und Militärgewalt loszog, Cavaignac aufsprang und erklärte,
er habe seine Dictatur satt und sey seiner Gewalt herzlich müde!
Später bemerkt er noch einmal, er habe die ihm angebotene Dic-
tatur ja gar nicht angenommen und strebe nach nichts weiter als
nach dem Vertrauen der Nationalversammlung, auf die er in
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[Beginn Spaltensatz] Amt eines Mitgliedes des Bezirksrathes gibt kein Recht auf
Taggelder oder Reisevergütung. Die Regierungscommis-
sionen
haben mit dem 21. August in's Leben zu treten und es
werden bis dahin die Kreisräthe ihre Amtsverrichtungen ein-
stellen, das heißt, sie werden, da die meisten seitherigen Beamten
beibehalten worden sind, in den neuen Regierungscommissionen
ihre Amtsthätigkeit wieder beginnen. Unter den neuen Ernennun-
gen heben wir die folgenden, die für Rheinhessen von Jnteresse
seyn werden, besonders hervor. Kreisrath Willich von Worms
kommt als Rath nach Gießen, Kreisrath Camesasca zu
Bingen kommt als Dirigent nach Erbach im Odenwalde,
Kreisrath Müller zu Alzey ist zur Verfügung gestellt. Jn
Mainz sind, wie schon vor längerer Zeit verlautete, Freiherr
von Dalwigk zum Regierungsdirigenten, Justizrath Betz
und Staatsprocuratorsubstitut Pfannebecker zu Räthen und
die seitherigen Kreissecretäre Jäger und Müller zu Mainz
und der Kreissecretär Parcus zu Worms zu Secretären er-
nannt worden. Wir glauben nicht, daß diese neue Organisation,
die so ziemlich Alles beim Alten läßt, sich eines besonderen Bei-
falles erfreuen wird.

== Mainz 4. August. Es hat sich das Gerücht verbreitet,
daß unsere Großherzogliche Regierung wirklich die viel besproche-
nen Grundrentenscheine anfertigen läßt und in der That
damit umgehet, diese Papiere in Circulation zu setzen. Wir
zweifeln indessen um so mehr an der Wahrheit dieses Gerüchtes,
als die fabelhafte Sage damit verbunden wird, es sey dem
Drucker dieser Scheine dafür die Summe von Sechs und
Dreißig Tausend Gulden
bewilligt worden. Wir sind
es von unserer sparsamen Regierung nicht gewohnt, daß
mit öffentlichen Geldern auf so heillose Art verfahren wird,
am wenigsten wird in der jetzigen Zeit ein Staatsbeamter
es wagen, durch derlei Geschäfte sich in Gefahr zu setzen.
Was uns aber veranlaßt dieses Gerüchtes zu erwähnen ist, daß
wenn man wirklich den Versuch machen sollte diese unglücklichen
Grundrentenscheine auszugeben, daraus hervorgehen würde, daß
die von den gesetzlichen Vertretern unseres Handel= und Gewerb-
standes gemachten Vorschläge zur Errichtung einer Landesbank,
zur Ausgabe von Banknoten, welche jede Stunde gegen klingend
Geld verwechselt werden können, und zur Beseitigung der Grund-
rentenscheine, durchaus nicht berücksichtigt worden sind.

Durch die hiesiger Seits von der Handelskammer, durch De-
putationen des Handels= und Gewerbstandes, durch eine Adresse
der Gewerbtreibenden an Se. K. H. den Großherzog unterlegten
Vorschläge, Nachweisungen und Pläne ist vollständig dargethan,
daß durch Errichtung einer Landesbank 1 ) die Regierung ihrer
Geldverlegenheit, so für den Augenblick wie für die Folge abhel-
fen, daß 2 ) dem Handel und Gewerbe die höchst nothwendige Unter-
stützung, wie in allen anderen deutschen Staaten, auch bei uns zu
Theil werden, und daß 3 ) unsere Banknoten im Großherzogthum
wie in den Nachbarstaaten unweigerliche Annahme finden würde.
Es ist kaum zu glauben, daß unter den höheren Beamten in Darm-
stadt auch nicht einer seyn sollte, welcher vom Geldverkehr we-
nigstens einen oberflächlichen Begriff hat und seine Collegen ver-
anlaßt hätte, sich bei Geschäftsleuten Belehrung zu holen, und sich
zweimal zu besinnen, bevor sie sich durch einen zweiten Versuch
compromittiren. Die verunglückte freiwillige Anleihe hätte die
Herren darauf hinweisen sollen, bei erfahrenen Kaufleuten um
Rath zu fragen, man würde dann ein zweites Unternehmen, die
nicht einzuwechselnden Grundrentenscheine, weil es ebenfalls
verunglücken muß, gar nicht in Anregung gebracht haben.
Oder sollten die Herren in Darmstadt vielleicht glauben, daß ein
Gesetz, wodurch sie ihre Grundrentenscheine als gesetzmäßiges
Zahlmittel erklären, hinreichend sey, um diesen Scheinen Auf-
nahme in die allgemeine Circulation zu verschaffen? — Jn der
jetzigen Stockung, bei dem gänzlichen Mangel an Vertrauen fin-
det ein Papiergeld nur dann willige Aufnahme, wenn es ohne
Mühe, ohne Zeitverlust und ohne Unkosten, gegen courantes Sil-
bergeld umgewechselt werden kann. Allein von dem Augenblicke
an, wo diese Grundrentenscheine ins Publikum kommen, wird je-
des Geschäft, jeder Verkauf in voraus stipulirter Geldsorte
stattfinden, jeder Wechsel in klingendem Gelde ausgestellt werden,
und wir werden es erleben, daß in unserer Fruchthalle der Verkäu-
fer für sein Malter Waizen 8 fl. in Silber und 10 fl. in Grund-
rentenscheinen fordert, ein Verfahren, dem weder durch ein Ge-
setz, noch durch die Polizei gesteuert werden kann. Es kann der
Regierung allerdings gelingen bei ihren Ausgaben für Bauten
, wenn sie 10 oder 15 Proc. in den Preisen zulegt, einen Theil
von ihren Grundrentenscheinen zu placiren, diese werden sich mit
großer Schnelligkeit in der Staatskasse wieder einfinden. Wenn
die Regierung aber ihre Beamten in Grundrentenscheinen zu sala-
riren denkt, so gelegt sie ihrem eigenen Fleisch und Blut dadurch
[Spaltenumbruch] eine bedeutende Steuer auf, und am Ende ist der Nutzen der gan-
zen Unternehmung nur — für die Geldwechseler. Der Geld-
verlegenheit der Regierung aber wird kaum momentan abgehol-
fen, Zeit und Unkosten sind verschwendet, für Handel und Ge-
werbe ist nichts gethan und die ganze Manipulation am Ende eine
vergeblich angestellte gewesen.

Mainz 4. August. Von den 36 Jndividuen aus Castel
und Mainz, welche theils der Zerstörung der Taunuseisenbahn,
theils der Theilnahme daran beschuldigt waren, wurden heute
von dem Großh. Zuchtpolizeigerichte dahier drei zu sechs Mo-
naten, fünfzehn zu fünf Monaten und fünf zu vier Monaten Cor-
rectionshausstrafe und solidarisch in alle Kosten verurtheilt; die
übrigen dreizehn Beschuldigte ( darunter zwölf Mainzer ) wurden
freigesprochen. Von den angeklagten Mainzern ist somit nur ein
Einziger schuldig befunden worden.

Altenburg 27. Juli. ( A. Z. ) Wer diese Landschaft und die
angränzenden Ländchen durchwandert, muß die Ueberzeugung ge-
winnen, daß sich, wie überall, so auch hier die Verhältnisse gün-
stiger gestalten. Die Aufregung ist allerdings noch immer zu be-
merken und es ist auch ganz gut, daß sie noch vorhanden ist, weil
die Reactionsgelüste auch hier noch mächtig genug sind, aber es
ist diese Aufregung doch schon bedeutend gemindert und die Con-
stitutionellen gewinnen immer mehr Terrain.

f Frankfurt 4. August. Der Reichsverweser ist mit Ge-
mahlin und Sohn gestern Abend nach 9 Uhr hier angekommen,
und mit großem Jubel empfangen worden. Hoffentlich wird nun
bald die Centralgewalt sich in der Macht zeigen, womit der all-
gemeine Volkswille sie begabt, und den verschiedenen Sonderge-
lüsten entgegentreten. Es thut Noth, daß bald etwas Energisches
geschehe, denn seit dem Jubel am 12. Juli sind wir in Herstellung
der deutschen Einheit nicht vorwärts gekommen. — Von vielen
katholischen Mitgliedern der Reichsversammlung ist ein Protest
gegen den Gritzner'schen Antrag eingereicht worden.

Frankfurt 31. Juli. ( Schw. M. ) Die Preußenfrage
nimmt überall alles Jnteresse in Anspruch und wird auf die ver-
schiedenste Weise besprochen. Die hiesigen preußischen Abgeordne-
ten halten Berathungen, was sie ihrerseits thun könnten. Becke-
rath,
der ganz entschieden deutsch gesinnt ist, ist in Berlin, um
in diesem Sinne zu wirken. Camphausen wird heute hier er-
wartet. Die Furcht vor Anarchie und vor der rothen Republik
scheint beseitigt zu seyn; jetzt kommen erst die wahren ernsten
Schwierigkeiten, das Verhältniß zu den Einzelstaaten und besonders
zu den großen unter ihnen. Hier erst bedarf es der ganzen Kraft
und Weisheit der Nationalversammlung und der nachhaltigen
Unterstützung aller Patrioten, um die zwei Cardinalpuncte, die
Unterordnung aller Truppen unter die Centralgewalt
und den Verzicht auf das Gesandtschaftsrecht, durch-
zusetzen; denn das sind Lebensfragen, wie keine anderen. Damit
ist Alles gewonnen und Alles verloren. Ohne weiteren Commen-
tar füge ich noch die Notiz bei, daß nach den Versicherungen
mehrerer Abgeordneten, welchen Nachrichten zugekommen sind,
die preußischen Soldaten nicht nur von der reactionären, sondern
auch von der republikanischen Partei bearbeitet wurden, um dem
Reichsverweser die Huldigung zu verweigern, und daß überhaupt
die Berliner Radicalen auf eine Verbindung mit dem Preußen-
thum speculiren.

Frankreich.

* * * Paris 2. August. Nach der furchtbaren Aufregung
der letzten Sitzung erschien die gestrige etwas abgespannt, ob-
gleich der zur Verhandlung gekommene Gegenstand, die Jnter-
pellationen über die Unterdrückung einiger Zeitungen, an und
für sich interessant genug war. Die Abgeordneten Latouche,
Vezin, Dupont de Bussac und Victor Hugo sprachen sich auf
das Heftigste dagegen aus, — unter der Monarchie sey so etwas
nie vorgekommen! — und ihre Gründe waren vom juristischen
Gesichtspuncte aus ganz gut und stichhaltig. Allein Noth kennt
kein Gebot, was helfen alle Reden da, wenn das Land
eben erst durch die Militärgewalt mit Anstrengung aller Kräfte
vom Untergang gerettet worden ist, und was ist mit einer
Kammer zu machen, welche Ruhe um jeden Preis will
und auch wollen muß? Die Nationalversammlung gab der Re-
gierung Recht und ging mit großer Majorität zur Tagesordnung
über. Der merkwürdigste Jncidenzpunkt der Sitzung war, daß
in dem Augenblicke, wo V. Hugo am heftigsten gegen Dictatur
und Militärgewalt loszog, Cavaignac aufsprang und erklärte,
er habe seine Dictatur satt und sey seiner Gewalt herzlich müde!
Später bemerkt er noch einmal, er habe die ihm angebotene Dic-
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nach dem Vertrauen der Nationalversammlung, auf die er in
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[0003] Amt eines Mitgliedes des Bezirksrathes gibt kein Recht auf Taggelder oder Reisevergütung. Die Regierungscommis- sionen haben mit dem 21. August in's Leben zu treten und es werden bis dahin die Kreisräthe ihre Amtsverrichtungen ein- stellen, das heißt, sie werden, da die meisten seitherigen Beamten beibehalten worden sind, in den neuen Regierungscommissionen ihre Amtsthätigkeit wieder beginnen. Unter den neuen Ernennun- gen heben wir die folgenden, die für Rheinhessen von Jnteresse seyn werden, besonders hervor. Kreisrath Willich von Worms kommt als Rath nach Gießen, Kreisrath Camesasca zu Bingen kommt als Dirigent nach Erbach im Odenwalde, Kreisrath Müller zu Alzey ist zur Verfügung gestellt. Jn Mainz sind, wie schon vor längerer Zeit verlautete, Freiherr von Dalwigk zum Regierungsdirigenten, Justizrath Betz und Staatsprocuratorsubstitut Pfannebecker zu Räthen und die seitherigen Kreissecretäre Jäger und Müller zu Mainz und der Kreissecretär Parcus zu Worms zu Secretären er- nannt worden. Wir glauben nicht, daß diese neue Organisation, die so ziemlich Alles beim Alten läßt, sich eines besonderen Bei- falles erfreuen wird. == Mainz 4. August. Es hat sich das Gerücht verbreitet, daß unsere Großherzogliche Regierung wirklich die viel besproche- nen Grundrentenscheine anfertigen läßt und in der That damit umgehet, diese Papiere in Circulation zu setzen. Wir zweifeln indessen um so mehr an der Wahrheit dieses Gerüchtes, als die fabelhafte Sage damit verbunden wird, es sey dem Drucker dieser Scheine dafür die Summe von Sechs und Dreißig Tausend Gulden bewilligt worden. Wir sind es von unserer sparsamen Regierung nicht gewohnt, daß mit öffentlichen Geldern auf so heillose Art verfahren wird, am wenigsten wird in der jetzigen Zeit ein Staatsbeamter es wagen, durch derlei Geschäfte sich in Gefahr zu setzen. Was uns aber veranlaßt dieses Gerüchtes zu erwähnen ist, daß wenn man wirklich den Versuch machen sollte diese unglücklichen Grundrentenscheine auszugeben, daraus hervorgehen würde, daß die von den gesetzlichen Vertretern unseres Handel= und Gewerb- standes gemachten Vorschläge zur Errichtung einer Landesbank, zur Ausgabe von Banknoten, welche jede Stunde gegen klingend Geld verwechselt werden können, und zur Beseitigung der Grund- rentenscheine, durchaus nicht berücksichtigt worden sind. Durch die hiesiger Seits von der Handelskammer, durch De- putationen des Handels= und Gewerbstandes, durch eine Adresse der Gewerbtreibenden an Se. K. H. den Großherzog unterlegten Vorschläge, Nachweisungen und Pläne ist vollständig dargethan, daß durch Errichtung einer Landesbank 1 ) die Regierung ihrer Geldverlegenheit, so für den Augenblick wie für die Folge abhel- fen, daß 2 ) dem Handel und Gewerbe die höchst nothwendige Unter- stützung, wie in allen anderen deutschen Staaten, auch bei uns zu Theil werden, und daß 3 ) unsere Banknoten im Großherzogthum wie in den Nachbarstaaten unweigerliche Annahme finden würde. Es ist kaum zu glauben, daß unter den höheren Beamten in Darm- stadt auch nicht einer seyn sollte, welcher vom Geldverkehr we- nigstens einen oberflächlichen Begriff hat und seine Collegen ver- anlaßt hätte, sich bei Geschäftsleuten Belehrung zu holen, und sich zweimal zu besinnen, bevor sie sich durch einen zweiten Versuch compromittiren. Die verunglückte freiwillige Anleihe hätte die Herren darauf hinweisen sollen, bei erfahrenen Kaufleuten um Rath zu fragen, man würde dann ein zweites Unternehmen, die nicht einzuwechselnden Grundrentenscheine, weil es ebenfalls verunglücken muß, gar nicht in Anregung gebracht haben. Oder sollten die Herren in Darmstadt vielleicht glauben, daß ein Gesetz, wodurch sie ihre Grundrentenscheine als gesetzmäßiges Zahlmittel erklären, hinreichend sey, um diesen Scheinen Auf- nahme in die allgemeine Circulation zu verschaffen? — Jn der jetzigen Stockung, bei dem gänzlichen Mangel an Vertrauen fin- det ein Papiergeld nur dann willige Aufnahme, wenn es ohne Mühe, ohne Zeitverlust und ohne Unkosten, gegen courantes Sil- bergeld umgewechselt werden kann. Allein von dem Augenblicke an, wo diese Grundrentenscheine ins Publikum kommen, wird je- des Geschäft, jeder Verkauf in voraus stipulirter Geldsorte stattfinden, jeder Wechsel in klingendem Gelde ausgestellt werden, und wir werden es erleben, daß in unserer Fruchthalle der Verkäu- fer für sein Malter Waizen 8 fl. in Silber und 10 fl. in Grund- rentenscheinen fordert, ein Verfahren, dem weder durch ein Ge- setz, noch durch die Polizei gesteuert werden kann. Es kann der Regierung allerdings gelingen bei ihren Ausgaben für Bauten , wenn sie 10 oder 15 Proc. in den Preisen zulegt, einen Theil von ihren Grundrentenscheinen zu placiren, diese werden sich mit großer Schnelligkeit in der Staatskasse wieder einfinden. Wenn die Regierung aber ihre Beamten in Grundrentenscheinen zu sala- riren denkt, so gelegt sie ihrem eigenen Fleisch und Blut dadurch eine bedeutende Steuer auf, und am Ende ist der Nutzen der gan- zen Unternehmung nur — für die Geldwechseler. Der Geld- verlegenheit der Regierung aber wird kaum momentan abgehol- fen, Zeit und Unkosten sind verschwendet, für Handel und Ge- werbe ist nichts gethan und die ganze Manipulation am Ende eine vergeblich angestellte gewesen. Mainz 4. August. Von den 36 Jndividuen aus Castel und Mainz, welche theils der Zerstörung der Taunuseisenbahn, theils der Theilnahme daran beschuldigt waren, wurden heute von dem Großh. Zuchtpolizeigerichte dahier drei zu sechs Mo- naten, fünfzehn zu fünf Monaten und fünf zu vier Monaten Cor- rectionshausstrafe und solidarisch in alle Kosten verurtheilt; die übrigen dreizehn Beschuldigte ( darunter zwölf Mainzer ) wurden freigesprochen. Von den angeklagten Mainzern ist somit nur ein Einziger schuldig befunden worden. Altenburg 27. Juli. ( A. Z. ) Wer diese Landschaft und die angränzenden Ländchen durchwandert, muß die Ueberzeugung ge- winnen, daß sich, wie überall, so auch hier die Verhältnisse gün- stiger gestalten. Die Aufregung ist allerdings noch immer zu be- merken und es ist auch ganz gut, daß sie noch vorhanden ist, weil die Reactionsgelüste auch hier noch mächtig genug sind, aber es ist diese Aufregung doch schon bedeutend gemindert und die Con- stitutionellen gewinnen immer mehr Terrain. f Frankfurt 4. August. Der Reichsverweser ist mit Ge- mahlin und Sohn gestern Abend nach 9 Uhr hier angekommen, und mit großem Jubel empfangen worden. Hoffentlich wird nun bald die Centralgewalt sich in der Macht zeigen, womit der all- gemeine Volkswille sie begabt, und den verschiedenen Sonderge- lüsten entgegentreten. Es thut Noth, daß bald etwas Energisches geschehe, denn seit dem Jubel am 12. Juli sind wir in Herstellung der deutschen Einheit nicht vorwärts gekommen. — Von vielen katholischen Mitgliedern der Reichsversammlung ist ein Protest gegen den Gritzner'schen Antrag eingereicht worden. Frankfurt 31. Juli. ( Schw. M. ) Die Preußenfrage nimmt überall alles Jnteresse in Anspruch und wird auf die ver- schiedenste Weise besprochen. Die hiesigen preußischen Abgeordne- ten halten Berathungen, was sie ihrerseits thun könnten. Becke- rath, der ganz entschieden deutsch gesinnt ist, ist in Berlin, um in diesem Sinne zu wirken. Camphausen wird heute hier er- wartet. Die Furcht vor Anarchie und vor der rothen Republik scheint beseitigt zu seyn; jetzt kommen erst die wahren ernsten Schwierigkeiten, das Verhältniß zu den Einzelstaaten und besonders zu den großen unter ihnen. Hier erst bedarf es der ganzen Kraft und Weisheit der Nationalversammlung und der nachhaltigen Unterstützung aller Patrioten, um die zwei Cardinalpuncte, die Unterordnung aller Truppen unter die Centralgewalt und den Verzicht auf das Gesandtschaftsrecht, durch- zusetzen; denn das sind Lebensfragen, wie keine anderen. Damit ist Alles gewonnen und Alles verloren. Ohne weiteren Commen- tar füge ich noch die Notiz bei, daß nach den Versicherungen mehrerer Abgeordneten, welchen Nachrichten zugekommen sind, die preußischen Soldaten nicht nur von der reactionären, sondern auch von der republikanischen Partei bearbeitet wurden, um dem Reichsverweser die Huldigung zu verweigern, und daß überhaupt die Berliner Radicalen auf eine Verbindung mit dem Preußen- thum speculiren. Frankreich. * * * Paris 2. August. Nach der furchtbaren Aufregung der letzten Sitzung erschien die gestrige etwas abgespannt, ob- gleich der zur Verhandlung gekommene Gegenstand, die Jnter- pellationen über die Unterdrückung einiger Zeitungen, an und für sich interessant genug war. Die Abgeordneten Latouche, Vezin, Dupont de Bussac und Victor Hugo sprachen sich auf das Heftigste dagegen aus, — unter der Monarchie sey so etwas nie vorgekommen! — und ihre Gründe waren vom juristischen Gesichtspuncte aus ganz gut und stichhaltig. Allein Noth kennt kein Gebot, was helfen alle Reden da, wenn das Land eben erst durch die Militärgewalt mit Anstrengung aller Kräfte vom Untergang gerettet worden ist, und was ist mit einer Kammer zu machen, welche Ruhe um jeden Preis will und auch wollen muß? Die Nationalversammlung gab der Re- gierung Recht und ging mit großer Majorität zur Tagesordnung über. Der merkwürdigste Jncidenzpunkt der Sitzung war, daß in dem Augenblicke, wo V. Hugo am heftigsten gegen Dictatur und Militärgewalt loszog, Cavaignac aufsprang und erklärte, er habe seine Dictatur satt und sey seiner Gewalt herzlich müde! Später bemerkt er noch einmal, er habe die ihm angebotene Dic- tatur ja gar nicht angenommen und strebe nach nichts weiter als nach dem Vertrauen der Nationalversammlung, auf die er in

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 51. Mainz, 5. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal051_1848/3>, abgerufen am 23.11.2024.