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Mainzer Journal. Nr. 58. Mainz, 13. August 1848.

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Zweite Beilage zum Mainzer Journal.


Nro 58. Montag, den 13. August. 1848.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Wien 8. August. ( N. C. ) Bei Eröffnung der Sitzung ver-
las der Vicepräsident Strohbach die von der Deputation von
Jnnsbruck
eingelangten Documente, nämlich den Bericht, daß
die Sendung gelungen sey, und die Antwort des Kaisers, welche
mit stürmischem Beifall aufgenommen wurde. Abg. Sturm stellt
die Frage an das Ministerium, welches durch Vermittlung des
Erzherzogs Johann der Erfolg der in Wien zu Stande ge-
kommenen Verhandlungen über die ungarisch=kroatischen
Wirren
gewesen sey? Doblhoff erwiedert ungefähr Fol-
gendes: "Ueber den Erfolg der Ausgleichung der kroatisch-
magyarischen Zerwürfnisse ist dem österreichischen Ministerium
nichts bekannt geworden, es sey denn eine vom ungarischen
Minister Bathyani zurückgelassene Note mit der Frage: ob das
österreichische Ministerium der pragmatischen Sanktion in Be-
treff der Jntegrität der in derselben begriffenen Länder volle
Geltung widerfahren lassen wolle? Das österreichische Ministerium
hat dem ungarischen Folgendes erwiedert: Die pragmatische
Sanktion könne ihrem ganzen Umfange nach nie bezweifelt werden,
und das österreichische Ministerium sey entschlossen, selbe aufrecht
zu erhalten. So viel dem österreichischen Ministerium die An-
sprüche der Kroaten bekannt seyen, bezwecken selbe keineswegs eine
Trennung, da sie sich vorzugsweise auf die pragmatische Sanction
beriefen. Alles anzuwenden, um einen Bürgerkrieg zu vermei-
den, Erhaltung des inneren Friedens, Gleichberechtigung aller
Nationalitäten seyen Grundsätze des österreichischen Ministeriums.
Der ungarische Finanzminister hat es nicht verschmäht, uns
reactionäre Gesinnungen vorzuwerfen; meine Herren, wenn
Einer unter Jhnen diese Besorgniß nur im Geringsten hegen sollte,
sind wir bereit, unsere Stellen niederzulegen. Die fernere Ver-
dächtigung, als wären wir der deutschen Sache feind, müssen
wir geradezu Lügen strafen; wir sind Deutsche durch und durch,
aber nicht bloß deutsch, wir sind auch gerecht, weil wir die
Berechtigung aller Nationen wollen und keine Suprematie der
unseren. Wir streben nach Einem Ziele, nach der Einigung
aller österreichischen Völker. Und so lange diese Brüderlich-
keit in diesem Hause herrscht, so lange der Bewohner der Weichsel
dem an der Adria Wohnenden brüderlich die Hand reicht, stehen
wir unerschrocken und fürchten nicht die von Osten und Westen
gegen uns geschleuderten Blitze. Schließlich eröffnen wir der
Versammlung: daß das Ministerium mit Abfassung einer Staats-
schrift beschäftigt ist zur gründlichen Widerlegung dieser Schmäh-
ungen."

sqrt Wien 8. August. Feldmarschall Radetzky soll vom Kaiser
bevollmächtigt seyn, die sardinische Armee bis nach Turin zu
verfolgen, wo der Frieden geschlossen, die Kriegsentschädigungen
bestimmt und die Garantieen für die künftige Haltung Sardiniens
festgestellt werden sollen. -- Jn Breslau, wo am 9. August der
Wiener Postzug ausgeblieben war, hatte sich das Gerücht ver-
breitet, daß man sich in Wien schlage. Der Wiener Reichstag saß
jedoch noch am 8. ruhig berathend beisammen und die Nachricht,
daß der Kaiser am 12. eintreffen werde, hatte die ganze Stadt
mit Freude erfüllt. -- Aus guter Quelle kann ich Jhnen die Mit-
theilung machen, daß das Ministerium bereits angeordnet hat, daß
morgen das Regiment "Wellington" und eine Brigade Jnfanterie
nach Schleswig=Holstein abmarschiren werden.

Jnnsbruck 8. August. ( Tir. B. ) Heute um8 1 / 2 Uhr, Vor-
mittags haben Jhre k. k. Majestäten der Kaiser und die Kaiserin
mit der kaiserlichen Familie unsere Stadt verlassen um in die
Residenz zurückzukehren. Vor der Abreise hat Se. Majestät der
Kaiser die nachstehenden Worte des Abschieds erlassen: "An
Meine lieben getreuen Tiroler und Vorarlberger! Jhr habt Mir
während der ganzen in Eurer Mitte verlebten Zeit vielfach neue
Beweise Eurer unter allen Verhältnissen rühmlich bewährten
Treue und Anhänglichkeit gegeben. Jch fühle Mich in dem Au-
genblick, wo mich das Wohl der Monarchie zur Ausübung Mei-
ner Regentenpflicht in die Residenz abruft, gedrungen Euch innigst
zu danken, Euch ein herzliches Lebewohl zu sagen. Jch knüpfe
daran die Versicherung, daß Jch auch in der Ferne Euer stets
liebevoll gedenke und Euch mit besonderer landesväterlicher Huld
gewogen bleibe. Ferdinand. ( L. S. ) Hornbostel." Der Hof
verließ unter begeisterten Lebehochrufen unsere Stadt.

[Spaltenumbruch]

Berlin 7. August. ( Br. Z. ) Die Jnstructionen, welch dem
aus Wien zurückgekehrten General v. Below nach Frankfurt
mitgegeben sind, sollen -- wie uns aus guter Quelle versichert
wird -- sehr entschieden lauten. Preußen will sich überhaupt nur
dann auf weitere Vereinbarungen einlassen, wenn die Versamm-
lung in Frankfurt den Weg der Usurpationen verläßt, und in
Bezug auf die künftige Gestaltung der deutschen Bundesverhält-
nisse von andern, die Selbstständigkeit der Einzelstaaten mehr
sicher stellenden Grundlagen ausgeht, als dies bisher geschehen
ist. Jn dem neuen Colosseum war gestern Abend eine bedeutende
Prügelei zwischen Landwehrleuten und Civilpersonen. Einige
Landwehrmänner, welche nach der Bezahlung des Eintrittsgeldes
von dem Wirth mit der Bemerkung hinausgewiesen waren:
Commis=Uniformen würden dort nicht geduldet, holten sich Ka-
meraden zu Hülfe, drangen in das Lokal ein, zerschlugen mehrere
Spiegel und Gläser und warfen schließlich die ganze Gesellschaft
sammt dem Wirth zum Hause hinaus.

Berlin 9. August ( Karlsr. Z. ) Die gestern stattgehabte große
Parade der hiesigen Bürgerwehr zu Ehren des vereinigten
Deutschland,
an welcher gegen 10,000 Bürgerwehrmänner
theilgenommen haben, wird den beabsichtigsten Zweck einer Aus-
gleichung zwischen Preußen und Deutschland zweifelsohne nicht
ganz verfehlen. Jedenfalls hat Deutschland der Kundgebung der
hiesigen Bürgerwehr eine größere Bedeutung beizulegen, als dem
großen Festzuge am verflossenen Sonntag, an welchen Manche Theil
nahmen, deren politische Meinung eben kein großes Gewicht in die
Wagschale legen kann. Jn der gestrigen Kundgebung drückte sich
die Meinung der ruhigen und besonnenen hiesigen Bürger aus,
welche ein einiges Deutschland, aber auch die gebührende Berück-
sichtigung Preußens wünschen. Die Bataillone entfalteten deß-
halb auch die deutschen und preußischen Farben. Die Versuche,
welche von verschiedenen Seiten gemacht worden waren, diese
Kundgebung der Bürgerwehr zu vereiteln, sind gescheitert. We-
der den Einflüsterungen von der einen noch von der anderen Seite
Gehör leihend, brachten die Bürger dem einigen Deutschland ein
donnerndes dreimaliges Hoch.

Posen. Das Generalcommando hat jetzt, "nachdem sich
im Großherzogthum Posen nichts zugetragen, was eine neue
Störung der gesetzlichen Ordnung besorgen läßt," die Landwehr-
Bataillons in ihre Heimath entlassen.

München 9. August. ( K. Z. ) Aus den Ministerien des
Krieges und des Jnneren sollen nach Reichenhall an den König
dringende Gesuche um Portefeuille=Enthebungen abgegangen seyn.
Hr. v. Weishaupt hat schon vor etwa vierzehn Tagen um seine
Entlassung als Kriegsminister angehalten und soll sich vorzugs-
weise auf Gesundheitsrücksichten berufen haben. Unsere Armee
zählt vielleicht ein paar Dutzende tüchtige Offiziere in ihren Reihen,
denen der König das Portfeuille des Krieges leicht anzuvertrauen
vermag; dagegen sind die Candidaten für das Ministerium des
Jnnern außerordentlich dünn gesäet bei uns. Baron v. Thon-
Dittmer, der in den letzten drei Tagen über und über unpopulär
gewordene Minister des Jnneren, Baron v. Lerchenfeld, der Minister
der Finanzen, wie nicht minder der Justizminister Heinz, standen auf
den früheren Landtagen sämmtlich an der Spitze der Opposition in
den Abel'schen Kammern; ja, Bar. v. Thon=Dittmer zählte sogar in
den Märztagen zu den persönlichen Errungenschaften des Vol-
kes; er befand sich auf dem dem Könige Ludwig am 4. März zur
Unterschrift vorgelegten Volksprogramme. Eben weil dem so ist, und
weil die schönen Uerreste von Jntelligenz und Befähigung in der
ganzen letzten Kammer so schauderhaft gering und unbedeutend
sind, daß der König den neuen Minister des Jnnern nothwendig
außerhalb suchen müßte, so glauben wir an eine Aenderung in dieser
Beziehung noch nicht. Baron von Thon=Dittmer wird bis zum
Landtage Gelegenheit genug haben, die verlorene Gunst des Vol-
kes von ganz Bayern, nicht bloß der Bevölkerung Münchens, völ-
lig wiederzugewinnen, -- oder er wird, wenn er dieses unerläß-
liche Ziel nicht erreicht, dann desto sicherer abtreten müssen. Ge-
genwärtig hilft ihm schon der totale Mangel an einem Nebenbuh-
ler, ja, nur an einem irgend hervorragenden Mitbewerber um die
öffentliche Gunst mit dem Hintergedanken an das Portefeuille des
Jnneren, über den drohenden Augenblick hinüber. [ Auch Graf
Giech wird als Candidat für das Ministerium des Jnnern ge-
nannt. ]

[Ende Spaltensatz]
Zweite Beilage zum Mainzer Journal.


Nro 58. Montag, den 13. August. 1848.


[Beginn Spaltensatz]
Deutschland.

Wien 8. August. ( N. C. ) Bei Eröffnung der Sitzung ver-
las der Vicepräsident Strohbach die von der Deputation von
Jnnsbruck
eingelangten Documente, nämlich den Bericht, daß
die Sendung gelungen sey, und die Antwort des Kaisers, welche
mit stürmischem Beifall aufgenommen wurde. Abg. Sturm stellt
die Frage an das Ministerium, welches durch Vermittlung des
Erzherzogs Johann der Erfolg der in Wien zu Stande ge-
kommenen Verhandlungen über die ungarisch=kroatischen
Wirren
gewesen sey? Doblhoff erwiedert ungefähr Fol-
gendes: „Ueber den Erfolg der Ausgleichung der kroatisch-
magyarischen Zerwürfnisse ist dem österreichischen Ministerium
nichts bekannt geworden, es sey denn eine vom ungarischen
Minister Bathyani zurückgelassene Note mit der Frage: ob das
österreichische Ministerium der pragmatischen Sanktion in Be-
treff der Jntegrität der in derselben begriffenen Länder volle
Geltung widerfahren lassen wolle? Das österreichische Ministerium
hat dem ungarischen Folgendes erwiedert: Die pragmatische
Sanktion könne ihrem ganzen Umfange nach nie bezweifelt werden,
und das österreichische Ministerium sey entschlossen, selbe aufrecht
zu erhalten. So viel dem österreichischen Ministerium die An-
sprüche der Kroaten bekannt seyen, bezwecken selbe keineswegs eine
Trennung, da sie sich vorzugsweise auf die pragmatische Sanction
beriefen. Alles anzuwenden, um einen Bürgerkrieg zu vermei-
den, Erhaltung des inneren Friedens, Gleichberechtigung aller
Nationalitäten seyen Grundsätze des österreichischen Ministeriums.
Der ungarische Finanzminister hat es nicht verschmäht, uns
reactionäre Gesinnungen vorzuwerfen; meine Herren, wenn
Einer unter Jhnen diese Besorgniß nur im Geringsten hegen sollte,
sind wir bereit, unsere Stellen niederzulegen. Die fernere Ver-
dächtigung, als wären wir der deutschen Sache feind, müssen
wir geradezu Lügen strafen; wir sind Deutsche durch und durch,
aber nicht bloß deutsch, wir sind auch gerecht, weil wir die
Berechtigung aller Nationen wollen und keine Suprematie der
unseren. Wir streben nach Einem Ziele, nach der Einigung
aller österreichischen Völker. Und so lange diese Brüderlich-
keit in diesem Hause herrscht, so lange der Bewohner der Weichsel
dem an der Adria Wohnenden brüderlich die Hand reicht, stehen
wir unerschrocken und fürchten nicht die von Osten und Westen
gegen uns geschleuderten Blitze. Schließlich eröffnen wir der
Versammlung: daß das Ministerium mit Abfassung einer Staats-
schrift beschäftigt ist zur gründlichen Widerlegung dieser Schmäh-
ungen.“

√ Wien 8. August. Feldmarschall Radetzky soll vom Kaiser
bevollmächtigt seyn, die sardinische Armee bis nach Turin zu
verfolgen, wo der Frieden geschlossen, die Kriegsentschädigungen
bestimmt und die Garantieen für die künftige Haltung Sardiniens
festgestellt werden sollen. — Jn Breslau, wo am 9. August der
Wiener Postzug ausgeblieben war, hatte sich das Gerücht ver-
breitet, daß man sich in Wien schlage. Der Wiener Reichstag saß
jedoch noch am 8. ruhig berathend beisammen und die Nachricht,
daß der Kaiser am 12. eintreffen werde, hatte die ganze Stadt
mit Freude erfüllt. — Aus guter Quelle kann ich Jhnen die Mit-
theilung machen, daß das Ministerium bereits angeordnet hat, daß
morgen das Regiment „Wellington“ und eine Brigade Jnfanterie
nach Schleswig=Holstein abmarschiren werden.

Jnnsbruck 8. August. ( Tir. B. ) Heute um8 1 / 2 Uhr, Vor-
mittags haben Jhre k. k. Majestäten der Kaiser und die Kaiserin
mit der kaiserlichen Familie unsere Stadt verlassen um in die
Residenz zurückzukehren. Vor der Abreise hat Se. Majestät der
Kaiser die nachstehenden Worte des Abschieds erlassen: „An
Meine lieben getreuen Tiroler und Vorarlberger! Jhr habt Mir
während der ganzen in Eurer Mitte verlebten Zeit vielfach neue
Beweise Eurer unter allen Verhältnissen rühmlich bewährten
Treue und Anhänglichkeit gegeben. Jch fühle Mich in dem Au-
genblick, wo mich das Wohl der Monarchie zur Ausübung Mei-
ner Regentenpflicht in die Residenz abruft, gedrungen Euch innigst
zu danken, Euch ein herzliches Lebewohl zu sagen. Jch knüpfe
daran die Versicherung, daß Jch auch in der Ferne Euer stets
liebevoll gedenke und Euch mit besonderer landesväterlicher Huld
gewogen bleibe. Ferdinand. ( L. S. ) Hornbostel.“ Der Hof
verließ unter begeisterten Lebehochrufen unsere Stadt.

[Spaltenumbruch]

Berlin 7. August. ( Br. Z. ) Die Jnstructionen, welch dem
aus Wien zurückgekehrten General v. Below nach Frankfurt
mitgegeben sind, sollen — wie uns aus guter Quelle versichert
wird — sehr entschieden lauten. Preußen will sich überhaupt nur
dann auf weitere Vereinbarungen einlassen, wenn die Versamm-
lung in Frankfurt den Weg der Usurpationen verläßt, und in
Bezug auf die künftige Gestaltung der deutschen Bundesverhält-
nisse von andern, die Selbstständigkeit der Einzelstaaten mehr
sicher stellenden Grundlagen ausgeht, als dies bisher geschehen
ist. Jn dem neuen Colosseum war gestern Abend eine bedeutende
Prügelei zwischen Landwehrleuten und Civilpersonen. Einige
Landwehrmänner, welche nach der Bezahlung des Eintrittsgeldes
von dem Wirth mit der Bemerkung hinausgewiesen waren:
Commis=Uniformen würden dort nicht geduldet, holten sich Ka-
meraden zu Hülfe, drangen in das Lokal ein, zerschlugen mehrere
Spiegel und Gläser und warfen schließlich die ganze Gesellschaft
sammt dem Wirth zum Hause hinaus.

Berlin 9. August ( Karlsr. Z. ) Die gestern stattgehabte große
Parade der hiesigen Bürgerwehr zu Ehren des vereinigten
Deutschland,
an welcher gegen 10,000 Bürgerwehrmänner
theilgenommen haben, wird den beabsichtigsten Zweck einer Aus-
gleichung zwischen Preußen und Deutschland zweifelsohne nicht
ganz verfehlen. Jedenfalls hat Deutschland der Kundgebung der
hiesigen Bürgerwehr eine größere Bedeutung beizulegen, als dem
großen Festzuge am verflossenen Sonntag, an welchen Manche Theil
nahmen, deren politische Meinung eben kein großes Gewicht in die
Wagschale legen kann. Jn der gestrigen Kundgebung drückte sich
die Meinung der ruhigen und besonnenen hiesigen Bürger aus,
welche ein einiges Deutschland, aber auch die gebührende Berück-
sichtigung Preußens wünschen. Die Bataillone entfalteten deß-
halb auch die deutschen und preußischen Farben. Die Versuche,
welche von verschiedenen Seiten gemacht worden waren, diese
Kundgebung der Bürgerwehr zu vereiteln, sind gescheitert. We-
der den Einflüsterungen von der einen noch von der anderen Seite
Gehör leihend, brachten die Bürger dem einigen Deutschland ein
donnerndes dreimaliges Hoch.

Posen. Das Generalcommando hat jetzt, „nachdem sich
im Großherzogthum Posen nichts zugetragen, was eine neue
Störung der gesetzlichen Ordnung besorgen läßt,“ die Landwehr-
Bataillons in ihre Heimath entlassen.

München 9. August. ( K. Z. ) Aus den Ministerien des
Krieges und des Jnneren sollen nach Reichenhall an den König
dringende Gesuche um Portefeuille=Enthebungen abgegangen seyn.
Hr. v. Weishaupt hat schon vor etwa vierzehn Tagen um seine
Entlassung als Kriegsminister angehalten und soll sich vorzugs-
weise auf Gesundheitsrücksichten berufen haben. Unsere Armee
zählt vielleicht ein paar Dutzende tüchtige Offiziere in ihren Reihen,
denen der König das Portfeuille des Krieges leicht anzuvertrauen
vermag; dagegen sind die Candidaten für das Ministerium des
Jnnern außerordentlich dünn gesäet bei uns. Baron v. Thon-
Dittmer, der in den letzten drei Tagen über und über unpopulär
gewordene Minister des Jnneren, Baron v. Lerchenfeld, der Minister
der Finanzen, wie nicht minder der Justizminister Heinz, standen auf
den früheren Landtagen sämmtlich an der Spitze der Opposition in
den Abel'schen Kammern; ja, Bar. v. Thon=Dittmer zählte sogar in
den Märztagen zu den persönlichen Errungenschaften des Vol-
kes; er befand sich auf dem dem Könige Ludwig am 4. März zur
Unterschrift vorgelegten Volksprogramme. Eben weil dem so ist, und
weil die schönen Uerreste von Jntelligenz und Befähigung in der
ganzen letzten Kammer so schauderhaft gering und unbedeutend
sind, daß der König den neuen Minister des Jnnern nothwendig
außerhalb suchen müßte, so glauben wir an eine Aenderung in dieser
Beziehung noch nicht. Baron von Thon=Dittmer wird bis zum
Landtage Gelegenheit genug haben, die verlorene Gunst des Vol-
kes von ganz Bayern, nicht bloß der Bevölkerung Münchens, völ-
lig wiederzugewinnen, — oder er wird, wenn er dieses unerläß-
liche Ziel nicht erreicht, dann desto sicherer abtreten müssen. Ge-
genwärtig hilft ihm schon der totale Mangel an einem Nebenbuh-
ler, ja, nur an einem irgend hervorragenden Mitbewerber um die
öffentliche Gunst mit dem Hintergedanken an das Portefeuille des
Jnneren, über den drohenden Augenblick hinüber. [ Auch Graf
Giech wird als Candidat für das Ministerium des Jnnern ge-
nannt. ]

[Ende Spaltensatz]
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[0007] Zweite Beilage zum Mainzer Journal. Nro 58. Montag, den 13. August. 1848. Deutschland. Wien 8. August. ( N. C. ) Bei Eröffnung der Sitzung ver- las der Vicepräsident Strohbach die von der Deputation von Jnnsbruck eingelangten Documente, nämlich den Bericht, daß die Sendung gelungen sey, und die Antwort des Kaisers, welche mit stürmischem Beifall aufgenommen wurde. Abg. Sturm stellt die Frage an das Ministerium, welches durch Vermittlung des Erzherzogs Johann der Erfolg der in Wien zu Stande ge- kommenen Verhandlungen über die ungarisch=kroatischen Wirren gewesen sey? Doblhoff erwiedert ungefähr Fol- gendes: „Ueber den Erfolg der Ausgleichung der kroatisch- magyarischen Zerwürfnisse ist dem österreichischen Ministerium nichts bekannt geworden, es sey denn eine vom ungarischen Minister Bathyani zurückgelassene Note mit der Frage: ob das österreichische Ministerium der pragmatischen Sanktion in Be- treff der Jntegrität der in derselben begriffenen Länder volle Geltung widerfahren lassen wolle? Das österreichische Ministerium hat dem ungarischen Folgendes erwiedert: Die pragmatische Sanktion könne ihrem ganzen Umfange nach nie bezweifelt werden, und das österreichische Ministerium sey entschlossen, selbe aufrecht zu erhalten. So viel dem österreichischen Ministerium die An- sprüche der Kroaten bekannt seyen, bezwecken selbe keineswegs eine Trennung, da sie sich vorzugsweise auf die pragmatische Sanction beriefen. Alles anzuwenden, um einen Bürgerkrieg zu vermei- den, Erhaltung des inneren Friedens, Gleichberechtigung aller Nationalitäten seyen Grundsätze des österreichischen Ministeriums. Der ungarische Finanzminister hat es nicht verschmäht, uns reactionäre Gesinnungen vorzuwerfen; meine Herren, wenn Einer unter Jhnen diese Besorgniß nur im Geringsten hegen sollte, sind wir bereit, unsere Stellen niederzulegen. Die fernere Ver- dächtigung, als wären wir der deutschen Sache feind, müssen wir geradezu Lügen strafen; wir sind Deutsche durch und durch, aber nicht bloß deutsch, wir sind auch gerecht, weil wir die Berechtigung aller Nationen wollen und keine Suprematie der unseren. Wir streben nach Einem Ziele, nach der Einigung aller österreichischen Völker. Und so lange diese Brüderlich- keit in diesem Hause herrscht, so lange der Bewohner der Weichsel dem an der Adria Wohnenden brüderlich die Hand reicht, stehen wir unerschrocken und fürchten nicht die von Osten und Westen gegen uns geschleuderten Blitze. Schließlich eröffnen wir der Versammlung: daß das Ministerium mit Abfassung einer Staats- schrift beschäftigt ist zur gründlichen Widerlegung dieser Schmäh- ungen.“ √ Wien 8. August. Feldmarschall Radetzky soll vom Kaiser bevollmächtigt seyn, die sardinische Armee bis nach Turin zu verfolgen, wo der Frieden geschlossen, die Kriegsentschädigungen bestimmt und die Garantieen für die künftige Haltung Sardiniens festgestellt werden sollen. — Jn Breslau, wo am 9. August der Wiener Postzug ausgeblieben war, hatte sich das Gerücht ver- breitet, daß man sich in Wien schlage. Der Wiener Reichstag saß jedoch noch am 8. ruhig berathend beisammen und die Nachricht, daß der Kaiser am 12. eintreffen werde, hatte die ganze Stadt mit Freude erfüllt. — Aus guter Quelle kann ich Jhnen die Mit- theilung machen, daß das Ministerium bereits angeordnet hat, daß morgen das Regiment „Wellington“ und eine Brigade Jnfanterie nach Schleswig=Holstein abmarschiren werden. Jnnsbruck 8. August. ( Tir. B. ) Heute um8 1 / 2 Uhr, Vor- mittags haben Jhre k. k. Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit der kaiserlichen Familie unsere Stadt verlassen um in die Residenz zurückzukehren. Vor der Abreise hat Se. Majestät der Kaiser die nachstehenden Worte des Abschieds erlassen: „An Meine lieben getreuen Tiroler und Vorarlberger! Jhr habt Mir während der ganzen in Eurer Mitte verlebten Zeit vielfach neue Beweise Eurer unter allen Verhältnissen rühmlich bewährten Treue und Anhänglichkeit gegeben. Jch fühle Mich in dem Au- genblick, wo mich das Wohl der Monarchie zur Ausübung Mei- ner Regentenpflicht in die Residenz abruft, gedrungen Euch innigst zu danken, Euch ein herzliches Lebewohl zu sagen. Jch knüpfe daran die Versicherung, daß Jch auch in der Ferne Euer stets liebevoll gedenke und Euch mit besonderer landesväterlicher Huld gewogen bleibe. Ferdinand. ( L. S. ) Hornbostel.“ Der Hof verließ unter begeisterten Lebehochrufen unsere Stadt. Berlin 7. August. ( Br. Z. ) Die Jnstructionen, welch dem aus Wien zurückgekehrten General v. Below nach Frankfurt mitgegeben sind, sollen — wie uns aus guter Quelle versichert wird — sehr entschieden lauten. Preußen will sich überhaupt nur dann auf weitere Vereinbarungen einlassen, wenn die Versamm- lung in Frankfurt den Weg der Usurpationen verläßt, und in Bezug auf die künftige Gestaltung der deutschen Bundesverhält- nisse von andern, die Selbstständigkeit der Einzelstaaten mehr sicher stellenden Grundlagen ausgeht, als dies bisher geschehen ist. Jn dem neuen Colosseum war gestern Abend eine bedeutende Prügelei zwischen Landwehrleuten und Civilpersonen. Einige Landwehrmänner, welche nach der Bezahlung des Eintrittsgeldes von dem Wirth mit der Bemerkung hinausgewiesen waren: Commis=Uniformen würden dort nicht geduldet, holten sich Ka- meraden zu Hülfe, drangen in das Lokal ein, zerschlugen mehrere Spiegel und Gläser und warfen schließlich die ganze Gesellschaft sammt dem Wirth zum Hause hinaus. Berlin 9. August ( Karlsr. Z. ) Die gestern stattgehabte große Parade der hiesigen Bürgerwehr zu Ehren des vereinigten Deutschland, an welcher gegen 10,000 Bürgerwehrmänner theilgenommen haben, wird den beabsichtigsten Zweck einer Aus- gleichung zwischen Preußen und Deutschland zweifelsohne nicht ganz verfehlen. Jedenfalls hat Deutschland der Kundgebung der hiesigen Bürgerwehr eine größere Bedeutung beizulegen, als dem großen Festzuge am verflossenen Sonntag, an welchen Manche Theil nahmen, deren politische Meinung eben kein großes Gewicht in die Wagschale legen kann. Jn der gestrigen Kundgebung drückte sich die Meinung der ruhigen und besonnenen hiesigen Bürger aus, welche ein einiges Deutschland, aber auch die gebührende Berück- sichtigung Preußens wünschen. Die Bataillone entfalteten deß- halb auch die deutschen und preußischen Farben. Die Versuche, welche von verschiedenen Seiten gemacht worden waren, diese Kundgebung der Bürgerwehr zu vereiteln, sind gescheitert. We- der den Einflüsterungen von der einen noch von der anderen Seite Gehör leihend, brachten die Bürger dem einigen Deutschland ein donnerndes dreimaliges Hoch. Posen. Das Generalcommando hat jetzt, „nachdem sich im Großherzogthum Posen nichts zugetragen, was eine neue Störung der gesetzlichen Ordnung besorgen läßt,“ die Landwehr- Bataillons in ihre Heimath entlassen. München 9. August. ( K. Z. ) Aus den Ministerien des Krieges und des Jnneren sollen nach Reichenhall an den König dringende Gesuche um Portefeuille=Enthebungen abgegangen seyn. Hr. v. Weishaupt hat schon vor etwa vierzehn Tagen um seine Entlassung als Kriegsminister angehalten und soll sich vorzugs- weise auf Gesundheitsrücksichten berufen haben. Unsere Armee zählt vielleicht ein paar Dutzende tüchtige Offiziere in ihren Reihen, denen der König das Portfeuille des Krieges leicht anzuvertrauen vermag; dagegen sind die Candidaten für das Ministerium des Jnnern außerordentlich dünn gesäet bei uns. Baron v. Thon- Dittmer, der in den letzten drei Tagen über und über unpopulär gewordene Minister des Jnneren, Baron v. Lerchenfeld, der Minister der Finanzen, wie nicht minder der Justizminister Heinz, standen auf den früheren Landtagen sämmtlich an der Spitze der Opposition in den Abel'schen Kammern; ja, Bar. v. Thon=Dittmer zählte sogar in den Märztagen zu den persönlichen Errungenschaften des Vol- kes; er befand sich auf dem dem Könige Ludwig am 4. März zur Unterschrift vorgelegten Volksprogramme. Eben weil dem so ist, und weil die schönen Uerreste von Jntelligenz und Befähigung in der ganzen letzten Kammer so schauderhaft gering und unbedeutend sind, daß der König den neuen Minister des Jnnern nothwendig außerhalb suchen müßte, so glauben wir an eine Aenderung in dieser Beziehung noch nicht. Baron von Thon=Dittmer wird bis zum Landtage Gelegenheit genug haben, die verlorene Gunst des Vol- kes von ganz Bayern, nicht bloß der Bevölkerung Münchens, völ- lig wiederzugewinnen, — oder er wird, wenn er dieses unerläß- liche Ziel nicht erreicht, dann desto sicherer abtreten müssen. Ge- genwärtig hilft ihm schon der totale Mangel an einem Nebenbuh- ler, ja, nur an einem irgend hervorragenden Mitbewerber um die öffentliche Gunst mit dem Hintergedanken an das Portefeuille des Jnneren, über den drohenden Augenblick hinüber. [ Auch Graf Giech wird als Candidat für das Ministerium des Jnnern ge- nannt. ]

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 58. Mainz, 13. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal058_1848/7>, abgerufen am 23.11.2024.