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Mainzer Journal. Nr. 58. Mainz, 13. August 1848.

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[Beginn Spaltensatz]

Hannover 11. August. ( W. Z. ) Seit einigen Tagen war
in unserer Stadt das schlimme Gerücht verbreitet, der König ver-
weigere dem neuen Verfassungswerke seine Unterschrift;
indessen wird heute mit Bestimmtheit versichert, daß der König in
diesen Tagen seine Zustimmung gegeben habe und daß dieses Ge-
setz sich schon unter der Presse befindet.

Appenrade 8. August. ( S.=H. Z. ) Am heutigen Tage ist
der Oberstlieutenant v. Treitschke, Flügeladjutant des Königs
von Sachsen im Hauptquartier angelangt. Kurz vorher war der
nassauische Hauptmann Simon angekommen. Die Sendung bei-
der Officiere bezieht sich dem Vernehmen nach auf den Zuzug der
Hülfstruppen aus den entsprechen Bundesländern. Die Nassauer
und Frankfurter werden, 4--5000 Mann stark, bereits den 11.
d. M. in Altona erwartet. Der Ankunft sächsischer Truppen kann
man gleichfalls binnen Kurzem entgegensehen, und somit beginnen
die Zusicherungen, welche der Reichskriegsminister, General
Peucker, ertheilt, sich zu verwirklichen. Diejenigen, welche an dem
Zustandekommen einer gemeinsamen Maaßregel dieser Art ge-
zweifelt, werden binnen Kurzem eines Bessern belehrt seyn, und
mit Freuden begrüßen wir darin die Verwirklichung der Jdee
eines einigen und in seiner Einnigkeit starken Deutschlands.

Hadersleben 9. August. ( B. H. ) Diese Nacht überfiel eine
starke dänische Patrouille, aus Jütland kommend, eine 25 Mann
starke Feldwacht des zweiten preußischen Kürassierregimentes bei
Hadersleben, tödtete sechs Mann derselben und nahm Einige ge-
fangen. Die Uebermacht der Feinde war zu groß, so daß sie
unsere Soldaten, trotz des tapfern Widerstandes, überwältigen
mußten. Jetzt stehen unsere Truppen nur noch 1--1 1 / 2 Meilen
von der jütischen Grenze entfernt und werden dieselbe wahrschein-
lich in den nächsten Tagen überschreiten. Die meklenburgische
Brigade ist jetzt in die äußerste Linie eingerückt und bildet nebst
der preußischen Garde=Brigade die Spitze der Armee. Trotz des
strömenden Regens, der bei dem starken Vorpostendienst sehr be-
schwerlich fällt, ist der Geist aller Truppen ein vortrefflicher.
Jn Jütland soll der Landsturm aufgeboten seyn und alle Männer
bis zu 50 Jahren unter den Waffen stehen.

Altona 10. August. ( B. H. ) Nach glaubwürdigen Mittheil-
ungen wird der Reichsminister Dr. Heckscher, wie man wissen will,
von einem andern diplomatischen Bevollmächtigten begleitet, in
diesen Tagen hier durch nach dem Hauptquartier reisen, um im
Namen der Centralgewalt den Abschluß eines Waffenstillstandes
zu versuchen. -- Die beiden Heere stehen einander kampfgerüstet,
fast nur durch die Königsau getrennt, gegenüber. Der Zuzug der
Frankfurter hat eine Verzögerung erfahren, ist aber nicht, wie seit
gestern gerüchtweise behauptet worden, contremandirt worden.
Vielmehr werden morgen um 2 Uhr Nachmittags 1039 Mann
Frankfurter in Harburg ankommen.

Frankfurt 9. August. ( Schw. M. ) Jn Betreff des Han-
delsministers, Senators Duckwitz aus Bremen, dessen Stelle
für unsere materiellen Verhältnisse besonders wichtig ist, bemerke
ich, daß seine Ansicht, wie man hört, dahin geht, es solle das
System der Werthverzollung angenommen und ein Zoll von 25
Prozent des declarirten Werthes auf alle ausländischen Fabrikate
gelegt werden; ein Vorschlag, mit dem sich unsere Jndustriellen
wohl begnügen könnten und begnügen würden.

Frankfurt 8. August. ( A. Z. ) Während die unwürdigen
Scenen noch nicht beendet sind, die heute in= und außerhalb der
Paulskirche zur tiefen Betrübniß aller Gutgesinnten stattgehabt,
setze ich mich nieder um Jhnen eine Nachricht von der erfreulich-
sten Bedeutung zugehen zu lassen. Die Centralgewalt hat der
preußischen Regierung Vollmacht zum Abschlusse des Waf-
fenstillstandes mit Dänemark
ertheilt, und es ist damit die
Ermächtigung verbunden zugleich auf Verhandlungen
über einen definitiven Friedensschluß einzugehen;

man darf annehmen, daß der Abschluß des Waffenstillstands schon
in wenigen Tagen erfolgen wird. Die Truppenbewegungen, wel-
che das Reichsministerium nach seiner Erklärung vom 31. Juli
angeordnet, haben also, wie es scheint, ihren Zweck, nämlich eine
ehrenvolle Beendigung dieses lästigen Handels, erreicht, und faßt
man die äußere und innere Lage der deutschen Angelegenheiten
ins Auge, so wird man diesen ersten Erfolg in der Wirksamkeit
des Reichsministeriums als einen überaus segenreichen und glän-
zenden bezeichnen dürfen. Es ist ihm gelungen Dänemark zu einer
friedlicheren und gemäßigteren Gesinnung zurückzuführen und es hat
nun mit einem Schlage die erheblichen Schwierigkeiten und Gefahren
weggeräumt, die aus der Fortsetzung der Feindseligkeiten sich er-
geben mußten. Denn nicht bloß das Verhältniß der Centralge-
[Spaltenumbruch] walt zu Preußen wird dadurch freundlicher sich gestalten, auch die
Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, die aus Veranlassung
des dänischen Krieges mehr und mehr sich trübten, werden all-
mählig zu ihrem früheren günstigen Stande zurückkehren. Es ist
kein Geheimniß, daß Preußen den Opfern und Anstrengungen
seiner Ostseeprovinzen endlich ein Ziel setzen wollte und mußte:
bei der wachsenden Mißstimmung der altpreußischen Lande hätte
die Regierung eine allenfallsige kriegerische Politik der deutschen
Centralgewalt schwerlich lange zu vertreten vermocht, noch viel
weniger würden die Zumuthungen, welche von der deutschen Na-
tionalversammlung eben jetzt an Preußen hinsichtlich seines Heeres
und seiner Diplomatie gestellt werden sollen, bei dem preußischen
Volk durch eine rücksichtslose Fortsetzung des dänischen Krieges
Empfehlung und Eingang gefunden haben. Es lag hier, schon aus
dem Gesichtspunkt der inneren Politik, eine Verkettung von Er-
wägungen und Motiven vor, welche mit Gewalt zu dem nunmehr
gefaßten Entschluß hindrängte. Die Centralgewalt hat gezeigt, daß
die von ihr in umfassendem Maßstab angeordneten Rüstungen wirk-
lich nur den Zweck haben den Frieden mit allen Nachbaren auf
billige Bedingungen zu erhalten; sie hat von dieser Gesinnung
einen ersten factischen Beweis gegeben, und man darf hoffen,
daß nunmehr auch das Mißtrauen, welches in den Cabinetten
der Großmächte gegen die deutsche Politik ziemlich allgemein um
sich griff, schwinden wird. Wir sind im Stande zu versichern,
was übrigens jeder Hellsehende sich selber sagen wird, daß sogar
die französische Regierung, der die Erhaltung des Friedens aus
Gründen der inneren Politik ganz besonders am Herzen liegt
an dem Verlauf der dänischen Angelegenheit eine sehr ernste Ver-
stimmung empfand; sie wurde irre an den Declamationen
einer Partei, die zwar Frankreich die "Bruderhand" reichen
möchte, zugleich aber Miene macht an schwächeren Nachbaren
ihren Uebermuth auszulassen. Wenn Europa aus der gegenwär-
tigen Krise ohne allgemeinen Brand sich retten soll, so ist die ent-
schiedenste Mäßigung in der Politik aller Länder erforderlich, so
ist vor allem erforderlich daß die deutsche Nationalversammlung
die auswärtigen Fragen mit derselben Besonnenheit behandle,
womit sie innere Verwickelungen bisher so glücklich gelöst hat.

Schweiz.

Der Vorort war am 10. d., wahrscheinlich durch eine persön-
liche Mittheilung des Landammann Brosi von Chur veranlaßt,
versammelt, um die südliche und die südöstliche Grenzbewachung
der Schweiz zu berathen. Von seinem Beschlusse wissen wir nur,
daß einstweilen den betreffenden Kantonen überlassen wird, die
ihnen nöthig scheinenden Maßregeln zu treffen. -- Wie es scheint
ist man in Tessin und Graubünden etwas besorgt, die
Oesterreicher möchten die von diesen Kantonen aus erfolgte Unter-
stützung der italienischen Bewegung zu bestrafen suchen. -- Als
Beispiel solcher Unterstützung führt die "Neue Schweiz" an, daß
italienischen Truppen, welche aus den österreichischen Reihen aus
Vorarlberg nach Bünden desertirt sind, die Waffen zwar abge-
nommen, aber nicht nach Vorarlberg zurück, sondern nach Jta-
lien nachgeschickt worden seyen. Damals dachte man freilich nicht
an die Möglichkeit von Radetzkys Sieg!

Die Regierung von Tessin schickt täglich Depeschen an den
Vorort, um über die Lage der Dinge zu berichten. Es zeigt sich
aus denselben, daß neben vielen bürgerlichen Flüchtlingen auch
Soldaten in die Schweiz kommen, die meisten zwar einzeln und
unbewaffnet, doch auch etliche Compagnien mit Waffen, Sack
und Pack, ja sogar mit drei Haubitzen. Diese Waffen sind ins
Jnnere des Kantons gebracht worden. Auch General Zucchi ist
in Lugano. Die Soldaten wünschen nach Frankreich zu gelangen,
und es scheint fast, als wolle dieser Zug nicht durch Piemont,
sondern durch die Schweiz geschehen. Die Regierung meldet fer-
ner, daß General Garribaldi sich mit einigen tausend Mann in
den Bergen um Como befinde und das Spiel nicht verloren gebe;
es sind deßwegen einige Compagnien Contingent aufgestellt wor-
den, und es wird sofort angetragen, dieselben doch ja in Eidge-
nössischen Sold zu nehmen.

Jtalien.

Der Berner Verfassungsfreund vom 11. d. bringt als Neue-
stes: "Nach gestern Abend eingegangenen glaubwürdigen Berich-
ten sollen 60,000 Franzosen in Chambery eingerückt seyn. -- Ob-
schon dieses Blatt als Moniteur des Vororts gilt, so erlauben wir
uns doch diese Nachricht zu bezweifeln. Laut Briefen von Lugano
vom 8. d. sind die Oesterreicher bereits in Como eingerückt. ( Eid. Z. )

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz]

Hannover 11. August. ( W. Z. ) Seit einigen Tagen war
in unserer Stadt das schlimme Gerücht verbreitet, der König ver-
weigere dem neuen Verfassungswerke seine Unterschrift;
indessen wird heute mit Bestimmtheit versichert, daß der König in
diesen Tagen seine Zustimmung gegeben habe und daß dieses Ge-
setz sich schon unter der Presse befindet.

Appenrade 8. August. ( S.=H. Z. ) Am heutigen Tage ist
der Oberstlieutenant v. Treitschke, Flügeladjutant des Königs
von Sachsen im Hauptquartier angelangt. Kurz vorher war der
nassauische Hauptmann Simon angekommen. Die Sendung bei-
der Officiere bezieht sich dem Vernehmen nach auf den Zuzug der
Hülfstruppen aus den entsprechen Bundesländern. Die Nassauer
und Frankfurter werden, 4—5000 Mann stark, bereits den 11.
d. M. in Altona erwartet. Der Ankunft sächsischer Truppen kann
man gleichfalls binnen Kurzem entgegensehen, und somit beginnen
die Zusicherungen, welche der Reichskriegsminister, General
Peucker, ertheilt, sich zu verwirklichen. Diejenigen, welche an dem
Zustandekommen einer gemeinsamen Maaßregel dieser Art ge-
zweifelt, werden binnen Kurzem eines Bessern belehrt seyn, und
mit Freuden begrüßen wir darin die Verwirklichung der Jdee
eines einigen und in seiner Einnigkeit starken Deutschlands.

Hadersleben 9. August. ( B. H. ) Diese Nacht überfiel eine
starke dänische Patrouille, aus Jütland kommend, eine 25 Mann
starke Feldwacht des zweiten preußischen Kürassierregimentes bei
Hadersleben, tödtete sechs Mann derselben und nahm Einige ge-
fangen. Die Uebermacht der Feinde war zu groß, so daß sie
unsere Soldaten, trotz des tapfern Widerstandes, überwältigen
mußten. Jetzt stehen unsere Truppen nur noch 1—1 1 / 2 Meilen
von der jütischen Grenze entfernt und werden dieselbe wahrschein-
lich in den nächsten Tagen überschreiten. Die meklenburgische
Brigade ist jetzt in die äußerste Linie eingerückt und bildet nebst
der preußischen Garde=Brigade die Spitze der Armee. Trotz des
strömenden Regens, der bei dem starken Vorpostendienst sehr be-
schwerlich fällt, ist der Geist aller Truppen ein vortrefflicher.
Jn Jütland soll der Landsturm aufgeboten seyn und alle Männer
bis zu 50 Jahren unter den Waffen stehen.

Altona 10. August. ( B. H. ) Nach glaubwürdigen Mittheil-
ungen wird der Reichsminister Dr. Heckscher, wie man wissen will,
von einem andern diplomatischen Bevollmächtigten begleitet, in
diesen Tagen hier durch nach dem Hauptquartier reisen, um im
Namen der Centralgewalt den Abschluß eines Waffenstillstandes
zu versuchen. — Die beiden Heere stehen einander kampfgerüstet,
fast nur durch die Königsau getrennt, gegenüber. Der Zuzug der
Frankfurter hat eine Verzögerung erfahren, ist aber nicht, wie seit
gestern gerüchtweise behauptet worden, contremandirt worden.
Vielmehr werden morgen um 2 Uhr Nachmittags 1039 Mann
Frankfurter in Harburg ankommen.

Frankfurt 9. August. ( Schw. M. ) Jn Betreff des Han-
delsministers, Senators Duckwitz aus Bremen, dessen Stelle
für unsere materiellen Verhältnisse besonders wichtig ist, bemerke
ich, daß seine Ansicht, wie man hört, dahin geht, es solle das
System der Werthverzollung angenommen und ein Zoll von 25
Prozent des declarirten Werthes auf alle ausländischen Fabrikate
gelegt werden; ein Vorschlag, mit dem sich unsere Jndustriellen
wohl begnügen könnten und begnügen würden.

Frankfurt 8. August. ( A. Z. ) Während die unwürdigen
Scenen noch nicht beendet sind, die heute in= und außerhalb der
Paulskirche zur tiefen Betrübniß aller Gutgesinnten stattgehabt,
setze ich mich nieder um Jhnen eine Nachricht von der erfreulich-
sten Bedeutung zugehen zu lassen. Die Centralgewalt hat der
preußischen Regierung Vollmacht zum Abschlusse des Waf-
fenstillstandes mit Dänemark
ertheilt, und es ist damit die
Ermächtigung verbunden zugleich auf Verhandlungen
über einen definitiven Friedensschluß einzugehen;

man darf annehmen, daß der Abschluß des Waffenstillstands schon
in wenigen Tagen erfolgen wird. Die Truppenbewegungen, wel-
che das Reichsministerium nach seiner Erklärung vom 31. Juli
angeordnet, haben also, wie es scheint, ihren Zweck, nämlich eine
ehrenvolle Beendigung dieses lästigen Handels, erreicht, und faßt
man die äußere und innere Lage der deutschen Angelegenheiten
ins Auge, so wird man diesen ersten Erfolg in der Wirksamkeit
des Reichsministeriums als einen überaus segenreichen und glän-
zenden bezeichnen dürfen. Es ist ihm gelungen Dänemark zu einer
friedlicheren und gemäßigteren Gesinnung zurückzuführen und es hat
nun mit einem Schlage die erheblichen Schwierigkeiten und Gefahren
weggeräumt, die aus der Fortsetzung der Feindseligkeiten sich er-
geben mußten. Denn nicht bloß das Verhältniß der Centralge-
[Spaltenumbruch] walt zu Preußen wird dadurch freundlicher sich gestalten, auch die
Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, die aus Veranlassung
des dänischen Krieges mehr und mehr sich trübten, werden all-
mählig zu ihrem früheren günstigen Stande zurückkehren. Es ist
kein Geheimniß, daß Preußen den Opfern und Anstrengungen
seiner Ostseeprovinzen endlich ein Ziel setzen wollte und mußte:
bei der wachsenden Mißstimmung der altpreußischen Lande hätte
die Regierung eine allenfallsige kriegerische Politik der deutschen
Centralgewalt schwerlich lange zu vertreten vermocht, noch viel
weniger würden die Zumuthungen, welche von der deutschen Na-
tionalversammlung eben jetzt an Preußen hinsichtlich seines Heeres
und seiner Diplomatie gestellt werden sollen, bei dem preußischen
Volk durch eine rücksichtslose Fortsetzung des dänischen Krieges
Empfehlung und Eingang gefunden haben. Es lag hier, schon aus
dem Gesichtspunkt der inneren Politik, eine Verkettung von Er-
wägungen und Motiven vor, welche mit Gewalt zu dem nunmehr
gefaßten Entschluß hindrängte. Die Centralgewalt hat gezeigt, daß
die von ihr in umfassendem Maßstab angeordneten Rüstungen wirk-
lich nur den Zweck haben den Frieden mit allen Nachbaren auf
billige Bedingungen zu erhalten; sie hat von dieser Gesinnung
einen ersten factischen Beweis gegeben, und man darf hoffen,
daß nunmehr auch das Mißtrauen, welches in den Cabinetten
der Großmächte gegen die deutsche Politik ziemlich allgemein um
sich griff, schwinden wird. Wir sind im Stande zu versichern,
was übrigens jeder Hellsehende sich selber sagen wird, daß sogar
die französische Regierung, der die Erhaltung des Friedens aus
Gründen der inneren Politik ganz besonders am Herzen liegt
an dem Verlauf der dänischen Angelegenheit eine sehr ernste Ver-
stimmung empfand; sie wurde irre an den Declamationen
einer Partei, die zwar Frankreich die „Bruderhand“ reichen
möchte, zugleich aber Miene macht an schwächeren Nachbaren
ihren Uebermuth auszulassen. Wenn Europa aus der gegenwär-
tigen Krise ohne allgemeinen Brand sich retten soll, so ist die ent-
schiedenste Mäßigung in der Politik aller Länder erforderlich, so
ist vor allem erforderlich daß die deutsche Nationalversammlung
die auswärtigen Fragen mit derselben Besonnenheit behandle,
womit sie innere Verwickelungen bisher so glücklich gelöst hat.

Schweiz.

Der Vorort war am 10. d., wahrscheinlich durch eine persön-
liche Mittheilung des Landammann Brosi von Chur veranlaßt,
versammelt, um die südliche und die südöstliche Grenzbewachung
der Schweiz zu berathen. Von seinem Beschlusse wissen wir nur,
daß einstweilen den betreffenden Kantonen überlassen wird, die
ihnen nöthig scheinenden Maßregeln zu treffen. — Wie es scheint
ist man in Tessin und Graubünden etwas besorgt, die
Oesterreicher möchten die von diesen Kantonen aus erfolgte Unter-
stützung der italienischen Bewegung zu bestrafen suchen. — Als
Beispiel solcher Unterstützung führt die „Neue Schweiz“ an, daß
italienischen Truppen, welche aus den österreichischen Reihen aus
Vorarlberg nach Bünden desertirt sind, die Waffen zwar abge-
nommen, aber nicht nach Vorarlberg zurück, sondern nach Jta-
lien nachgeschickt worden seyen. Damals dachte man freilich nicht
an die Möglichkeit von Radetzkys Sieg!

Die Regierung von Tessin schickt täglich Depeschen an den
Vorort, um über die Lage der Dinge zu berichten. Es zeigt sich
aus denselben, daß neben vielen bürgerlichen Flüchtlingen auch
Soldaten in die Schweiz kommen, die meisten zwar einzeln und
unbewaffnet, doch auch etliche Compagnien mit Waffen, Sack
und Pack, ja sogar mit drei Haubitzen. Diese Waffen sind ins
Jnnere des Kantons gebracht worden. Auch General Zucchi ist
in Lugano. Die Soldaten wünschen nach Frankreich zu gelangen,
und es scheint fast, als wolle dieser Zug nicht durch Piemont,
sondern durch die Schweiz geschehen. Die Regierung meldet fer-
ner, daß General Garribaldi sich mit einigen tausend Mann in
den Bergen um Como befinde und das Spiel nicht verloren gebe;
es sind deßwegen einige Compagnien Contingent aufgestellt wor-
den, und es wird sofort angetragen, dieselben doch ja in Eidge-
nössischen Sold zu nehmen.

Jtalien.

Der Berner Verfassungsfreund vom 11. d. bringt als Neue-
stes: „Nach gestern Abend eingegangenen glaubwürdigen Berich-
ten sollen 60,000 Franzosen in Chambery eingerückt seyn. — Ob-
schon dieses Blatt als Moniteur des Vororts gilt, so erlauben wir
uns doch diese Nachricht zu bezweifeln. Laut Briefen von Lugano
vom 8. d. sind die Oesterreicher bereits in Como eingerückt. ( Eid. Z. )

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0008] Hannover 11. August. ( W. Z. ) Seit einigen Tagen war in unserer Stadt das schlimme Gerücht verbreitet, der König ver- weigere dem neuen Verfassungswerke seine Unterschrift; indessen wird heute mit Bestimmtheit versichert, daß der König in diesen Tagen seine Zustimmung gegeben habe und daß dieses Ge- setz sich schon unter der Presse befindet. Appenrade 8. August. ( S.=H. Z. ) Am heutigen Tage ist der Oberstlieutenant v. Treitschke, Flügeladjutant des Königs von Sachsen im Hauptquartier angelangt. Kurz vorher war der nassauische Hauptmann Simon angekommen. Die Sendung bei- der Officiere bezieht sich dem Vernehmen nach auf den Zuzug der Hülfstruppen aus den entsprechen Bundesländern. Die Nassauer und Frankfurter werden, 4—5000 Mann stark, bereits den 11. d. M. in Altona erwartet. Der Ankunft sächsischer Truppen kann man gleichfalls binnen Kurzem entgegensehen, und somit beginnen die Zusicherungen, welche der Reichskriegsminister, General Peucker, ertheilt, sich zu verwirklichen. Diejenigen, welche an dem Zustandekommen einer gemeinsamen Maaßregel dieser Art ge- zweifelt, werden binnen Kurzem eines Bessern belehrt seyn, und mit Freuden begrüßen wir darin die Verwirklichung der Jdee eines einigen und in seiner Einnigkeit starken Deutschlands. Hadersleben 9. August. ( B. H. ) Diese Nacht überfiel eine starke dänische Patrouille, aus Jütland kommend, eine 25 Mann starke Feldwacht des zweiten preußischen Kürassierregimentes bei Hadersleben, tödtete sechs Mann derselben und nahm Einige ge- fangen. Die Uebermacht der Feinde war zu groß, so daß sie unsere Soldaten, trotz des tapfern Widerstandes, überwältigen mußten. Jetzt stehen unsere Truppen nur noch 1—1 1 / 2 Meilen von der jütischen Grenze entfernt und werden dieselbe wahrschein- lich in den nächsten Tagen überschreiten. Die meklenburgische Brigade ist jetzt in die äußerste Linie eingerückt und bildet nebst der preußischen Garde=Brigade die Spitze der Armee. Trotz des strömenden Regens, der bei dem starken Vorpostendienst sehr be- schwerlich fällt, ist der Geist aller Truppen ein vortrefflicher. Jn Jütland soll der Landsturm aufgeboten seyn und alle Männer bis zu 50 Jahren unter den Waffen stehen. Altona 10. August. ( B. H. ) Nach glaubwürdigen Mittheil- ungen wird der Reichsminister Dr. Heckscher, wie man wissen will, von einem andern diplomatischen Bevollmächtigten begleitet, in diesen Tagen hier durch nach dem Hauptquartier reisen, um im Namen der Centralgewalt den Abschluß eines Waffenstillstandes zu versuchen. — Die beiden Heere stehen einander kampfgerüstet, fast nur durch die Königsau getrennt, gegenüber. Der Zuzug der Frankfurter hat eine Verzögerung erfahren, ist aber nicht, wie seit gestern gerüchtweise behauptet worden, contremandirt worden. Vielmehr werden morgen um 2 Uhr Nachmittags 1039 Mann Frankfurter in Harburg ankommen. Frankfurt 9. August. ( Schw. M. ) Jn Betreff des Han- delsministers, Senators Duckwitz aus Bremen, dessen Stelle für unsere materiellen Verhältnisse besonders wichtig ist, bemerke ich, daß seine Ansicht, wie man hört, dahin geht, es solle das System der Werthverzollung angenommen und ein Zoll von 25 Prozent des declarirten Werthes auf alle ausländischen Fabrikate gelegt werden; ein Vorschlag, mit dem sich unsere Jndustriellen wohl begnügen könnten und begnügen würden. Frankfurt 8. August. ( A. Z. ) Während die unwürdigen Scenen noch nicht beendet sind, die heute in= und außerhalb der Paulskirche zur tiefen Betrübniß aller Gutgesinnten stattgehabt, setze ich mich nieder um Jhnen eine Nachricht von der erfreulich- sten Bedeutung zugehen zu lassen. Die Centralgewalt hat der preußischen Regierung Vollmacht zum Abschlusse des Waf- fenstillstandes mit Dänemark ertheilt, und es ist damit die Ermächtigung verbunden zugleich auf Verhandlungen über einen definitiven Friedensschluß einzugehen; man darf annehmen, daß der Abschluß des Waffenstillstands schon in wenigen Tagen erfolgen wird. Die Truppenbewegungen, wel- che das Reichsministerium nach seiner Erklärung vom 31. Juli angeordnet, haben also, wie es scheint, ihren Zweck, nämlich eine ehrenvolle Beendigung dieses lästigen Handels, erreicht, und faßt man die äußere und innere Lage der deutschen Angelegenheiten ins Auge, so wird man diesen ersten Erfolg in der Wirksamkeit des Reichsministeriums als einen überaus segenreichen und glän- zenden bezeichnen dürfen. Es ist ihm gelungen Dänemark zu einer friedlicheren und gemäßigteren Gesinnung zurückzuführen und es hat nun mit einem Schlage die erheblichen Schwierigkeiten und Gefahren weggeräumt, die aus der Fortsetzung der Feindseligkeiten sich er- geben mußten. Denn nicht bloß das Verhältniß der Centralge- walt zu Preußen wird dadurch freundlicher sich gestalten, auch die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, die aus Veranlassung des dänischen Krieges mehr und mehr sich trübten, werden all- mählig zu ihrem früheren günstigen Stande zurückkehren. Es ist kein Geheimniß, daß Preußen den Opfern und Anstrengungen seiner Ostseeprovinzen endlich ein Ziel setzen wollte und mußte: bei der wachsenden Mißstimmung der altpreußischen Lande hätte die Regierung eine allenfallsige kriegerische Politik der deutschen Centralgewalt schwerlich lange zu vertreten vermocht, noch viel weniger würden die Zumuthungen, welche von der deutschen Na- tionalversammlung eben jetzt an Preußen hinsichtlich seines Heeres und seiner Diplomatie gestellt werden sollen, bei dem preußischen Volk durch eine rücksichtslose Fortsetzung des dänischen Krieges Empfehlung und Eingang gefunden haben. Es lag hier, schon aus dem Gesichtspunkt der inneren Politik, eine Verkettung von Er- wägungen und Motiven vor, welche mit Gewalt zu dem nunmehr gefaßten Entschluß hindrängte. Die Centralgewalt hat gezeigt, daß die von ihr in umfassendem Maßstab angeordneten Rüstungen wirk- lich nur den Zweck haben den Frieden mit allen Nachbaren auf billige Bedingungen zu erhalten; sie hat von dieser Gesinnung einen ersten factischen Beweis gegeben, und man darf hoffen, daß nunmehr auch das Mißtrauen, welches in den Cabinetten der Großmächte gegen die deutsche Politik ziemlich allgemein um sich griff, schwinden wird. Wir sind im Stande zu versichern, was übrigens jeder Hellsehende sich selber sagen wird, daß sogar die französische Regierung, der die Erhaltung des Friedens aus Gründen der inneren Politik ganz besonders am Herzen liegt an dem Verlauf der dänischen Angelegenheit eine sehr ernste Ver- stimmung empfand; sie wurde irre an den Declamationen einer Partei, die zwar Frankreich die „Bruderhand“ reichen möchte, zugleich aber Miene macht an schwächeren Nachbaren ihren Uebermuth auszulassen. Wenn Europa aus der gegenwär- tigen Krise ohne allgemeinen Brand sich retten soll, so ist die ent- schiedenste Mäßigung in der Politik aller Länder erforderlich, so ist vor allem erforderlich daß die deutsche Nationalversammlung die auswärtigen Fragen mit derselben Besonnenheit behandle, womit sie innere Verwickelungen bisher so glücklich gelöst hat. Schweiz. Der Vorort war am 10. d., wahrscheinlich durch eine persön- liche Mittheilung des Landammann Brosi von Chur veranlaßt, versammelt, um die südliche und die südöstliche Grenzbewachung der Schweiz zu berathen. Von seinem Beschlusse wissen wir nur, daß einstweilen den betreffenden Kantonen überlassen wird, die ihnen nöthig scheinenden Maßregeln zu treffen. — Wie es scheint ist man in Tessin und Graubünden etwas besorgt, die Oesterreicher möchten die von diesen Kantonen aus erfolgte Unter- stützung der italienischen Bewegung zu bestrafen suchen. — Als Beispiel solcher Unterstützung führt die „Neue Schweiz“ an, daß italienischen Truppen, welche aus den österreichischen Reihen aus Vorarlberg nach Bünden desertirt sind, die Waffen zwar abge- nommen, aber nicht nach Vorarlberg zurück, sondern nach Jta- lien nachgeschickt worden seyen. Damals dachte man freilich nicht an die Möglichkeit von Radetzkys Sieg! Die Regierung von Tessin schickt täglich Depeschen an den Vorort, um über die Lage der Dinge zu berichten. Es zeigt sich aus denselben, daß neben vielen bürgerlichen Flüchtlingen auch Soldaten in die Schweiz kommen, die meisten zwar einzeln und unbewaffnet, doch auch etliche Compagnien mit Waffen, Sack und Pack, ja sogar mit drei Haubitzen. Diese Waffen sind ins Jnnere des Kantons gebracht worden. Auch General Zucchi ist in Lugano. Die Soldaten wünschen nach Frankreich zu gelangen, und es scheint fast, als wolle dieser Zug nicht durch Piemont, sondern durch die Schweiz geschehen. Die Regierung meldet fer- ner, daß General Garribaldi sich mit einigen tausend Mann in den Bergen um Como befinde und das Spiel nicht verloren gebe; es sind deßwegen einige Compagnien Contingent aufgestellt wor- den, und es wird sofort angetragen, dieselben doch ja in Eidge- nössischen Sold zu nehmen. Jtalien. Der Berner Verfassungsfreund vom 11. d. bringt als Neue- stes: „Nach gestern Abend eingegangenen glaubwürdigen Berich- ten sollen 60,000 Franzosen in Chambery eingerückt seyn. — Ob- schon dieses Blatt als Moniteur des Vororts gilt, so erlauben wir uns doch diese Nachricht zu bezweifeln. Laut Briefen von Lugano vom 8. d. sind die Oesterreicher bereits in Como eingerückt. ( Eid. Z. ) Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 58. Mainz, 13. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal058_1848/8>, abgerufen am 03.12.2024.