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Mainzer Journal. Nr. 81. Mainz, 8. September 1848.

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[Beginn Spaltensatz] Mann, wie jenen verkommenen Priester, sich zum Vorkämpfer
erwählen. Oder ist es in irgend einem Winkel Deutschlands un-
bekannt, in welcher Weise Ronge in Frankfurt in der letzten Zeit
auftrat? wie er wirkte und lebte? wie er aufgegeben von seinen
früheren Gönnern schmachvoll die Stadt verließ, die ihm vor
drei Dutzend Monaten Triumphpforten gebaut und Blumen ge-
streut hatte? Wahrlich! Solches könnte nicht unter dem groß-
herzigen und edlen Volke der Franzosen, nicht bei dem tiefsitt-
lichen Ernste der Britten, nicht im Lande der Freiheit in Nord-
amerika aufkommen. Solch ein Zeugniß der religiösen Fäulniß
und sittlichen Verkommenheit kann sich nur Deutschland ausstellen.
Hier stehen wir. Wer sieht nicht den Abgrund, der vor uns
gähnt?

Vom Main 7. September. Wie wir aus sicherer Quelle
erfahren, hat der päpstliche Nuntius Viale Prela, welcher
in der letzten Zeit als Gesandter des heiligen Vaters bei der
Kölner Domweihe erschienen war, und den Sommer über in
dem Bade Soden zubrachte, von dem heiligen Stuhle den Auf-
trag erhalten, wieder nach Wien, seiner früheren Nuntiatur zu-
rückzukehren. Von Rom aus erfahren wir zu gleicher Zeit, daß
die Auflösung der römischen Legion beabsichtigt werde, um der
österreichischen Regierung die entsprechende Genugthuung wegen
des Wappenskandals vom 31. März zu geben. Es scheinen sich
demnach die Beziehungen zwischen dem Vatikane und Oesterreich
wieder günstiger gestalten zu wollen, was sehr zu wünschen wäre.
Auch mit dem Gerüchte trägt man sich, es werde ein katho-
lisches Nationalconcilium
für Deutschland zu Stande
kommen und Nuntius Viale Prela als päpstlicher Legat dasselbe
eröffnen. So sagt man. Aber man sagt Vieles nicht eben, weil
man es glaubt, sondern weil man es wünscht. Zu den frommen
Wünschen der Gegenwart gehört aber vor Allem das immer
lauter und dringender werdende Begehren, es möchte der Epis-
kopat der katholischen Kirche von Deutschland in entschiedener
Haltung und in Gesammtheit die Schritte thun, welche un-
umgänglich nothwendig sind, um in diesen sturmbewegten Zeiten
die Kirche nach Jnnen und Außen dauernd zu befestigen. Von
dem klarblickenden Pius IX. ist kein Widerspruch, vielmehr ein
warmes Entgegenkommen zu erwarten; das Volk Deutschlands
sieht dem Auftreten seiner Bischöfe mit Sehnsucht entgegen, und
würde den ersten entschiedenen Schritt mit Jubel und Begeister-
ung begrüßen. Warum zögert aber dennoch der Episkopat?

Kiel 4. September. ( B. H. ) Die Landesversammlung ist
heute wieder eröffnet. Die Waffenstillstandsbedingungen wurden
verlesen, so wie ein Brief des preußischen Ministers v. Auers-
wald, der die Concessionen Dänemarks und die Vortheile darin
für uns hervorhob. Dennoch hält die Landesversammlung den
Waffenstillstand für eine Unmöglichkeit, weil er nicht blos gegen
die Ehre Schleswig=Holsteins, sondern, was die Hauptsache,
weil er gegen die Ehre Deutschlands streitet. Die Acte eines sou-
verainen deutschen Volkes werden darin annullirt, ja nicht ein-
mal die Centralgewalt wird darin anerkannt, vielmehr wird sie
desavouirt, denn nur vom deutschen Bunde ist in den Be-
dingungen die Rede und dessen Vollmacht an Preußen. Der
deutsche Bund aber ist todt, seine Vollmachten sind mit ihm er-
loschen. Dazu kommt, daß gegen die ausdrücklichen Worte der
Waffenstillstandsbedingungen, daß nur Männer von allgemei-
nem Ansehen und Achtung die neue Regierung bilden sollen, an
die Spitze dieser neuen Regierung der Graf Karl Moltke gestellt
werden soll. Die Landesversammlung hat daher nachfolgenden
dringenden Antrag des Landvogts Jensen einstimmig ( 101 Mit-
glieder ) angenommen. [ Wir haben denselben schon heute morgen
mitgetheilt. ] So ist der entscheidende Wurf gethan. Die Ver-
sammlung hat ihre Souveränetät erklärt und ihre theilweise
Nichtanerkennung der Waffenstillstandsbedingungen. Mag es
kommen, wie es wolle, muß Schleswig=Holstein fallen, so wird
es jetzt doch mit Ehren geschehen.

Die "S.=H. Ztg." berichtet über die Verhandlungen der
Landesversammlung vom 4. September Folgendes. Der Präsi-
dent Bargum eröffnete die Sitzung. Die Wiedereinberufung der
Stände sey vom Bureau einstimmig beschlossen worden am 30.
August Abends neun Uhr, wo das Bureau die sichere Nachricht
erhalten vom Abschluß eines Waffenstillstandes. Ein Waffen-
stillstand an sich wäre nicht unerfreulich gewesen; über die Be-
dingungen aber des wirklich abgeschlossenen wolle er noch nicht
sprechen. Die Vertreter des Landes würden zurückgekehrt seyn
mit neuer Kraft und neuem Muthe, auch mit dem Muthe, der
vielleicht erforderlich seyn könnte, um die Schwierigkeiten dieser
besonderen Verhältnisse zu bekämpfen. Gehen wir -- so schloß er
-- an unsere Thätigkeit mit Besonnenheit und Ruhe; wir werden
uns nicht fortreißen lassen zur Leidenschaftlichkeit, zu übereilten
Beschlüssen, aber wir werden nicht langsam, noch weniger un-
[Spaltenumbruch] entschieden auftreten, sondern mehr wie je rasch und entschieden.
Ueber die von uns erkannten unzweifelhaft feststehenden Rechte des
Landes wird Einmüthigkeit herrschen. Wir werden nicht weichen,
so lange wir es als Pflicht erkennen, zu bleiben; wir würden un-
gerechten Befehlen, die unsere Thätigkeit hemmen, kommen sie
woher sie wollen, nicht gehorchen, uns von diesem Platze nur
durch die rohe Gewalt verdrängen lassen. Handeln wir mit Be-
sonnenheit, mit rascher Entschlossenheit, mit Festigkeit, mit Ein-
müthigkeit!

Der oben erwähnte, vom 31. August datirte Brief des
preußischen Ministers v. Auerswald lautet wie folgt: "Der un-
terzeichnete Minister der auswärtigen Angelegenheiten beehrt sich,
der provisorischen Regierung von Schleswig=Holstein die Abschrift
der in Folge der an Preußen von der provisorischen Centralge-
walt ertheilten Vollmacht in Malmö am 26. d. M. abgeschlosse-
nen und von Sr. Maj. dem Könige ratificirten Waffenstillstands-
convention, so wie des dazu gehörigen erläuternden Separatarti-
kels zu übersenden. Die königliche Regierung ist der festen Ue-
berzeugung, daß, wenn auch nicht Alles, was Einzelne wünschen
möchten, erreicht, und die Ausgleichung nur in gegenseitigen, dem
Rechte und den wesentlichen Jnteressen nicht präjudicirenden Con-
cessionen gefunden werden konnte, doch auf dieser Basis ein halt-
barer, weil alle Bedürfnisse der Herzogthümer befriedigender und
einen künftigen, die definitive Lösung herbeiführenden Frieden im
günstigen Sinne vorbereitender Zustand erlangt sey. Durch das
Verbleiben der Bundestruppen in Schleswig, so wie den unver-
minderten Effectivbestand des schleswig=holsteinischen Armeecorps,
ist dem deutschen Elemente der wirksamste Schutz und die entschie-
denste Förderung gesichert worden. Der Rechtszustand der Herzog-
thümer wird auf seiner gegenwärtigen Basis ohne Störungen er-
halten bleiben, da, was wir als eine große Concession ansehen
müssen, alle die Herzogthümer betreffenden und die zum Theil
so schwer gravirenden Erlasse Sr. Maj. des Königs von Dä-
nemark vom 17. März d. J. an zurückgenommen worden sind, und
die neue Regierung es sich zur schleunigsten Aufgabe machen wird,
alle diejenigen jetzt bestehenden Anordnungen, welche nicht ent-
weder blos temporairer Natur oder den Principien selbst des
Waffenstillstandes zuwiderlaufend sind, ohne Verzug sogleich bei
Antritt ihres Amtes in Kraft zu erhalten. -- Wir verkennen
nicht, daß die provisorische Regierung, indem sie das bisher von
ihr verwaltete Amt niederlegt, ein nicht geringes Opfer bringt;
aber wir zweifeln auch keinen Augenblick, daß sie dasselbe in der
Erwägung höherer Rücksichten und im Jnteresse des Vaterlandes
zu bringen bereit ist, und wir hegen mit Zuversicht die Erwart-
ung zu ihrer Vaterlandsliebe, daß sie Alles aufbieten werde, um
den Uebergang zu erleichtern und in möglichster Ruhe und Ord-
nung vor sich gehen zu lassen. Wir zweifeln nicht, daß dieselbe,
tief durchdrungen von der großen Verantwortlichkeit, welche sie
dem eigenen Lande und ganz Deutschland gegenüber übernommen
hat, bis zu dem Augenblick der Niederlegung ihres Amtes im
Stande seyn werde, über die Erhaltung der Ruhe und Ordnung
zu wachen, und wir hoffen, daß sie gern die Hand bieten werde
in Allem, was zur Beruhigung der Gemüther dienen könne. Es
liegt im eigenen höchsten Jnteresse der Herzogthümer, daß diesel-
ben, sobald als möglich, der Segnungen des hergestellten Frie-
dens theilhaftig, und der schweren, durch den Krieg ihnen aufer-
legten Last enthoben werden. Auch diese Rücksicht war einer der
Gründe, welche die königliche Regierung bestimmen mußten, den
Waffenstillstand ohne weiteren Verzug abzuschließen und zu ratifi-
ciren, wie es die ganze Lage der politischen Verhältnisse und das
Jnteresse Deutschlands gebieterisch forderten. Es kann jetzt nur
noch darauf ankommen, die Ausführung des unabänderlich Fest-
stehenden möglichst zu erhalten, und indem die königl. Regierung
nicht verkennt, wie viel die provisorische Regierung dazu beitragen
kann, hegt sie zugleich die Zuversicht, daß dieselbe dies als ihre
Aufgabe erkennen und dadurch die Uneigennützigkeit und den Eifer
ihres Patriotismus bekunden werde. Die Unterhandlungen über
den definitiven Frieden werden demnächst und sobald es thunlich
ist, unter englischer Vermittelung eröffnet werden, und die königl.
Regierung wird es sich dabei zur angelegentlichsten Aufgabe mach-
en, die Jnteressen der Herzogthümer und der von uns fortwäh-
rend anerkannten und vorbehaltenen Rechte auf das Kräftigste zu
vertreten und zu wahren."

Nach einer Mittheilung aus Kiel weigern sich die schleswig-
holsteinischen Soldaten, fortan dem Commando preußischer
Officiere zu gehorchen. -- Jn Kiel war es gestern Abend und
heute früh sehr ruhig, obwohl die Stimmung gegen Preußen
eine sehr aufgeregte, besonders über das Schreiben des Ministers
v. Auerswald an die provisorische Regierung. -- Kein honetter
Mann mag in die neue, vom Waffenstillstande vorgeschlagene
schleswig=holsteinische Regierung eintreten.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Mann, wie jenen verkommenen Priester, sich zum Vorkämpfer
erwählen. Oder ist es in irgend einem Winkel Deutschlands un-
bekannt, in welcher Weise Ronge in Frankfurt in der letzten Zeit
auftrat? wie er wirkte und lebte? wie er aufgegeben von seinen
früheren Gönnern schmachvoll die Stadt verließ, die ihm vor
drei Dutzend Monaten Triumphpforten gebaut und Blumen ge-
streut hatte? Wahrlich! Solches könnte nicht unter dem groß-
herzigen und edlen Volke der Franzosen, nicht bei dem tiefsitt-
lichen Ernste der Britten, nicht im Lande der Freiheit in Nord-
amerika aufkommen. Solch ein Zeugniß der religiösen Fäulniß
und sittlichen Verkommenheit kann sich nur Deutschland ausstellen.
Hier stehen wir. Wer sieht nicht den Abgrund, der vor uns
gähnt?

Vom Main 7. September. Wie wir aus sicherer Quelle
erfahren, hat der päpstliche Nuntius Viale Prela, welcher
in der letzten Zeit als Gesandter des heiligen Vaters bei der
Kölner Domweihe erschienen war, und den Sommer über in
dem Bade Soden zubrachte, von dem heiligen Stuhle den Auf-
trag erhalten, wieder nach Wien, seiner früheren Nuntiatur zu-
rückzukehren. Von Rom aus erfahren wir zu gleicher Zeit, daß
die Auflösung der römischen Legion beabsichtigt werde, um der
österreichischen Regierung die entsprechende Genugthuung wegen
des Wappenskandals vom 31. März zu geben. Es scheinen sich
demnach die Beziehungen zwischen dem Vatikane und Oesterreich
wieder günstiger gestalten zu wollen, was sehr zu wünschen wäre.
Auch mit dem Gerüchte trägt man sich, es werde ein katho-
lisches Nationalconcilium
für Deutschland zu Stande
kommen und Nuntius Viale Prela als päpstlicher Legat dasselbe
eröffnen. So sagt man. Aber man sagt Vieles nicht eben, weil
man es glaubt, sondern weil man es wünscht. Zu den frommen
Wünschen der Gegenwart gehört aber vor Allem das immer
lauter und dringender werdende Begehren, es möchte der Epis-
kopat der katholischen Kirche von Deutschland in entschiedener
Haltung und in Gesammtheit die Schritte thun, welche un-
umgänglich nothwendig sind, um in diesen sturmbewegten Zeiten
die Kirche nach Jnnen und Außen dauernd zu befestigen. Von
dem klarblickenden Pius IX. ist kein Widerspruch, vielmehr ein
warmes Entgegenkommen zu erwarten; das Volk Deutschlands
sieht dem Auftreten seiner Bischöfe mit Sehnsucht entgegen, und
würde den ersten entschiedenen Schritt mit Jubel und Begeister-
ung begrüßen. Warum zögert aber dennoch der Episkopat?

Kiel 4. September. ( B. H. ) Die Landesversammlung ist
heute wieder eröffnet. Die Waffenstillstandsbedingungen wurden
verlesen, so wie ein Brief des preußischen Ministers v. Auers-
wald, der die Concessionen Dänemarks und die Vortheile darin
für uns hervorhob. Dennoch hält die Landesversammlung den
Waffenstillstand für eine Unmöglichkeit, weil er nicht blos gegen
die Ehre Schleswig=Holsteins, sondern, was die Hauptsache,
weil er gegen die Ehre Deutschlands streitet. Die Acte eines sou-
verainen deutschen Volkes werden darin annullirt, ja nicht ein-
mal die Centralgewalt wird darin anerkannt, vielmehr wird sie
desavouirt, denn nur vom deutschen Bunde ist in den Be-
dingungen die Rede und dessen Vollmacht an Preußen. Der
deutsche Bund aber ist todt, seine Vollmachten sind mit ihm er-
loschen. Dazu kommt, daß gegen die ausdrücklichen Worte der
Waffenstillstandsbedingungen, daß nur Männer von allgemei-
nem Ansehen und Achtung die neue Regierung bilden sollen, an
die Spitze dieser neuen Regierung der Graf Karl Moltke gestellt
werden soll. Die Landesversammlung hat daher nachfolgenden
dringenden Antrag des Landvogts Jensen einstimmig ( 101 Mit-
glieder ) angenommen. [ Wir haben denselben schon heute morgen
mitgetheilt. ] So ist der entscheidende Wurf gethan. Die Ver-
sammlung hat ihre Souveränetät erklärt und ihre theilweise
Nichtanerkennung der Waffenstillstandsbedingungen. Mag es
kommen, wie es wolle, muß Schleswig=Holstein fallen, so wird
es jetzt doch mit Ehren geschehen.

Die „S.=H. Ztg.“ berichtet über die Verhandlungen der
Landesversammlung vom 4. September Folgendes. Der Präsi-
dent Bargum eröffnete die Sitzung. Die Wiedereinberufung der
Stände sey vom Bureau einstimmig beschlossen worden am 30.
August Abends neun Uhr, wo das Bureau die sichere Nachricht
erhalten vom Abschluß eines Waffenstillstandes. Ein Waffen-
stillstand an sich wäre nicht unerfreulich gewesen; über die Be-
dingungen aber des wirklich abgeschlossenen wolle er noch nicht
sprechen. Die Vertreter des Landes würden zurückgekehrt seyn
mit neuer Kraft und neuem Muthe, auch mit dem Muthe, der
vielleicht erforderlich seyn könnte, um die Schwierigkeiten dieser
besonderen Verhältnisse zu bekämpfen. Gehen wir — so schloß er
— an unsere Thätigkeit mit Besonnenheit und Ruhe; wir werden
uns nicht fortreißen lassen zur Leidenschaftlichkeit, zu übereilten
Beschlüssen, aber wir werden nicht langsam, noch weniger un-
[Spaltenumbruch] entschieden auftreten, sondern mehr wie je rasch und entschieden.
Ueber die von uns erkannten unzweifelhaft feststehenden Rechte des
Landes wird Einmüthigkeit herrschen. Wir werden nicht weichen,
so lange wir es als Pflicht erkennen, zu bleiben; wir würden un-
gerechten Befehlen, die unsere Thätigkeit hemmen, kommen sie
woher sie wollen, nicht gehorchen, uns von diesem Platze nur
durch die rohe Gewalt verdrängen lassen. Handeln wir mit Be-
sonnenheit, mit rascher Entschlossenheit, mit Festigkeit, mit Ein-
müthigkeit!

Der oben erwähnte, vom 31. August datirte Brief des
preußischen Ministers v. Auerswald lautet wie folgt: „Der un-
terzeichnete Minister der auswärtigen Angelegenheiten beehrt sich,
der provisorischen Regierung von Schleswig=Holstein die Abschrift
der in Folge der an Preußen von der provisorischen Centralge-
walt ertheilten Vollmacht in Malmö am 26. d. M. abgeschlosse-
nen und von Sr. Maj. dem Könige ratificirten Waffenstillstands-
convention, so wie des dazu gehörigen erläuternden Separatarti-
kels zu übersenden. Die königliche Regierung ist der festen Ue-
berzeugung, daß, wenn auch nicht Alles, was Einzelne wünschen
möchten, erreicht, und die Ausgleichung nur in gegenseitigen, dem
Rechte und den wesentlichen Jnteressen nicht präjudicirenden Con-
cessionen gefunden werden konnte, doch auf dieser Basis ein halt-
barer, weil alle Bedürfnisse der Herzogthümer befriedigender und
einen künftigen, die definitive Lösung herbeiführenden Frieden im
günstigen Sinne vorbereitender Zustand erlangt sey. Durch das
Verbleiben der Bundestruppen in Schleswig, so wie den unver-
minderten Effectivbestand des schleswig=holsteinischen Armeecorps,
ist dem deutschen Elemente der wirksamste Schutz und die entschie-
denste Förderung gesichert worden. Der Rechtszustand der Herzog-
thümer wird auf seiner gegenwärtigen Basis ohne Störungen er-
halten bleiben, da, was wir als eine große Concession ansehen
müssen, alle die Herzogthümer betreffenden und die zum Theil
so schwer gravirenden Erlasse Sr. Maj. des Königs von Dä-
nemark vom 17. März d. J. an zurückgenommen worden sind, und
die neue Regierung es sich zur schleunigsten Aufgabe machen wird,
alle diejenigen jetzt bestehenden Anordnungen, welche nicht ent-
weder blos temporairer Natur oder den Principien selbst des
Waffenstillstandes zuwiderlaufend sind, ohne Verzug sogleich bei
Antritt ihres Amtes in Kraft zu erhalten. — Wir verkennen
nicht, daß die provisorische Regierung, indem sie das bisher von
ihr verwaltete Amt niederlegt, ein nicht geringes Opfer bringt;
aber wir zweifeln auch keinen Augenblick, daß sie dasselbe in der
Erwägung höherer Rücksichten und im Jnteresse des Vaterlandes
zu bringen bereit ist, und wir hegen mit Zuversicht die Erwart-
ung zu ihrer Vaterlandsliebe, daß sie Alles aufbieten werde, um
den Uebergang zu erleichtern und in möglichster Ruhe und Ord-
nung vor sich gehen zu lassen. Wir zweifeln nicht, daß dieselbe,
tief durchdrungen von der großen Verantwortlichkeit, welche sie
dem eigenen Lande und ganz Deutschland gegenüber übernommen
hat, bis zu dem Augenblick der Niederlegung ihres Amtes im
Stande seyn werde, über die Erhaltung der Ruhe und Ordnung
zu wachen, und wir hoffen, daß sie gern die Hand bieten werde
in Allem, was zur Beruhigung der Gemüther dienen könne. Es
liegt im eigenen höchsten Jnteresse der Herzogthümer, daß diesel-
ben, sobald als möglich, der Segnungen des hergestellten Frie-
dens theilhaftig, und der schweren, durch den Krieg ihnen aufer-
legten Last enthoben werden. Auch diese Rücksicht war einer der
Gründe, welche die königliche Regierung bestimmen mußten, den
Waffenstillstand ohne weiteren Verzug abzuschließen und zu ratifi-
ciren, wie es die ganze Lage der politischen Verhältnisse und das
Jnteresse Deutschlands gebieterisch forderten. Es kann jetzt nur
noch darauf ankommen, die Ausführung des unabänderlich Fest-
stehenden möglichst zu erhalten, und indem die königl. Regierung
nicht verkennt, wie viel die provisorische Regierung dazu beitragen
kann, hegt sie zugleich die Zuversicht, daß dieselbe dies als ihre
Aufgabe erkennen und dadurch die Uneigennützigkeit und den Eifer
ihres Patriotismus bekunden werde. Die Unterhandlungen über
den definitiven Frieden werden demnächst und sobald es thunlich
ist, unter englischer Vermittelung eröffnet werden, und die königl.
Regierung wird es sich dabei zur angelegentlichsten Aufgabe mach-
en, die Jnteressen der Herzogthümer und der von uns fortwäh-
rend anerkannten und vorbehaltenen Rechte auf das Kräftigste zu
vertreten und zu wahren.“

Nach einer Mittheilung aus Kiel weigern sich die schleswig-
holsteinischen Soldaten, fortan dem Commando preußischer
Officiere zu gehorchen. — Jn Kiel war es gestern Abend und
heute früh sehr ruhig, obwohl die Stimmung gegen Preußen
eine sehr aufgeregte, besonders über das Schreiben des Ministers
v. Auerswald an die provisorische Regierung. — Kein honetter
Mann mag in die neue, vom Waffenstillstande vorgeschlagene
schleswig=holsteinische Regierung eintreten.

[Ende Spaltensatz]
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[0003] Mann, wie jenen verkommenen Priester, sich zum Vorkämpfer erwählen. Oder ist es in irgend einem Winkel Deutschlands un- bekannt, in welcher Weise Ronge in Frankfurt in der letzten Zeit auftrat? wie er wirkte und lebte? wie er aufgegeben von seinen früheren Gönnern schmachvoll die Stadt verließ, die ihm vor drei Dutzend Monaten Triumphpforten gebaut und Blumen ge- streut hatte? Wahrlich! Solches könnte nicht unter dem groß- herzigen und edlen Volke der Franzosen, nicht bei dem tiefsitt- lichen Ernste der Britten, nicht im Lande der Freiheit in Nord- amerika aufkommen. Solch ein Zeugniß der religiösen Fäulniß und sittlichen Verkommenheit kann sich nur Deutschland ausstellen. Hier stehen wir. Wer sieht nicht den Abgrund, der vor uns gähnt? Vom Main 7. September. Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, hat der päpstliche Nuntius Viale Prela, welcher in der letzten Zeit als Gesandter des heiligen Vaters bei der Kölner Domweihe erschienen war, und den Sommer über in dem Bade Soden zubrachte, von dem heiligen Stuhle den Auf- trag erhalten, wieder nach Wien, seiner früheren Nuntiatur zu- rückzukehren. Von Rom aus erfahren wir zu gleicher Zeit, daß die Auflösung der römischen Legion beabsichtigt werde, um der österreichischen Regierung die entsprechende Genugthuung wegen des Wappenskandals vom 31. März zu geben. Es scheinen sich demnach die Beziehungen zwischen dem Vatikane und Oesterreich wieder günstiger gestalten zu wollen, was sehr zu wünschen wäre. Auch mit dem Gerüchte trägt man sich, es werde ein katho- lisches Nationalconcilium für Deutschland zu Stande kommen und Nuntius Viale Prela als päpstlicher Legat dasselbe eröffnen. So sagt man. Aber man sagt Vieles nicht eben, weil man es glaubt, sondern weil man es wünscht. Zu den frommen Wünschen der Gegenwart gehört aber vor Allem das immer lauter und dringender werdende Begehren, es möchte der Epis- kopat der katholischen Kirche von Deutschland in entschiedener Haltung und in Gesammtheit die Schritte thun, welche un- umgänglich nothwendig sind, um in diesen sturmbewegten Zeiten die Kirche nach Jnnen und Außen dauernd zu befestigen. Von dem klarblickenden Pius IX. ist kein Widerspruch, vielmehr ein warmes Entgegenkommen zu erwarten; das Volk Deutschlands sieht dem Auftreten seiner Bischöfe mit Sehnsucht entgegen, und würde den ersten entschiedenen Schritt mit Jubel und Begeister- ung begrüßen. Warum zögert aber dennoch der Episkopat? Kiel 4. September. ( B. H. ) Die Landesversammlung ist heute wieder eröffnet. Die Waffenstillstandsbedingungen wurden verlesen, so wie ein Brief des preußischen Ministers v. Auers- wald, der die Concessionen Dänemarks und die Vortheile darin für uns hervorhob. Dennoch hält die Landesversammlung den Waffenstillstand für eine Unmöglichkeit, weil er nicht blos gegen die Ehre Schleswig=Holsteins, sondern, was die Hauptsache, weil er gegen die Ehre Deutschlands streitet. Die Acte eines sou- verainen deutschen Volkes werden darin annullirt, ja nicht ein- mal die Centralgewalt wird darin anerkannt, vielmehr wird sie desavouirt, denn nur vom deutschen Bunde ist in den Be- dingungen die Rede und dessen Vollmacht an Preußen. Der deutsche Bund aber ist todt, seine Vollmachten sind mit ihm er- loschen. Dazu kommt, daß gegen die ausdrücklichen Worte der Waffenstillstandsbedingungen, daß nur Männer von allgemei- nem Ansehen und Achtung die neue Regierung bilden sollen, an die Spitze dieser neuen Regierung der Graf Karl Moltke gestellt werden soll. Die Landesversammlung hat daher nachfolgenden dringenden Antrag des Landvogts Jensen einstimmig ( 101 Mit- glieder ) angenommen. [ Wir haben denselben schon heute morgen mitgetheilt. ] So ist der entscheidende Wurf gethan. Die Ver- sammlung hat ihre Souveränetät erklärt und ihre theilweise Nichtanerkennung der Waffenstillstandsbedingungen. Mag es kommen, wie es wolle, muß Schleswig=Holstein fallen, so wird es jetzt doch mit Ehren geschehen. Die „S.=H. Ztg.“ berichtet über die Verhandlungen der Landesversammlung vom 4. September Folgendes. Der Präsi- dent Bargum eröffnete die Sitzung. Die Wiedereinberufung der Stände sey vom Bureau einstimmig beschlossen worden am 30. August Abends neun Uhr, wo das Bureau die sichere Nachricht erhalten vom Abschluß eines Waffenstillstandes. Ein Waffen- stillstand an sich wäre nicht unerfreulich gewesen; über die Be- dingungen aber des wirklich abgeschlossenen wolle er noch nicht sprechen. Die Vertreter des Landes würden zurückgekehrt seyn mit neuer Kraft und neuem Muthe, auch mit dem Muthe, der vielleicht erforderlich seyn könnte, um die Schwierigkeiten dieser besonderen Verhältnisse zu bekämpfen. Gehen wir — so schloß er — an unsere Thätigkeit mit Besonnenheit und Ruhe; wir werden uns nicht fortreißen lassen zur Leidenschaftlichkeit, zu übereilten Beschlüssen, aber wir werden nicht langsam, noch weniger un- entschieden auftreten, sondern mehr wie je rasch und entschieden. Ueber die von uns erkannten unzweifelhaft feststehenden Rechte des Landes wird Einmüthigkeit herrschen. Wir werden nicht weichen, so lange wir es als Pflicht erkennen, zu bleiben; wir würden un- gerechten Befehlen, die unsere Thätigkeit hemmen, kommen sie woher sie wollen, nicht gehorchen, uns von diesem Platze nur durch die rohe Gewalt verdrängen lassen. Handeln wir mit Be- sonnenheit, mit rascher Entschlossenheit, mit Festigkeit, mit Ein- müthigkeit! Der oben erwähnte, vom 31. August datirte Brief des preußischen Ministers v. Auerswald lautet wie folgt: „Der un- terzeichnete Minister der auswärtigen Angelegenheiten beehrt sich, der provisorischen Regierung von Schleswig=Holstein die Abschrift der in Folge der an Preußen von der provisorischen Centralge- walt ertheilten Vollmacht in Malmö am 26. d. M. abgeschlosse- nen und von Sr. Maj. dem Könige ratificirten Waffenstillstands- convention, so wie des dazu gehörigen erläuternden Separatarti- kels zu übersenden. Die königliche Regierung ist der festen Ue- berzeugung, daß, wenn auch nicht Alles, was Einzelne wünschen möchten, erreicht, und die Ausgleichung nur in gegenseitigen, dem Rechte und den wesentlichen Jnteressen nicht präjudicirenden Con- cessionen gefunden werden konnte, doch auf dieser Basis ein halt- barer, weil alle Bedürfnisse der Herzogthümer befriedigender und einen künftigen, die definitive Lösung herbeiführenden Frieden im günstigen Sinne vorbereitender Zustand erlangt sey. Durch das Verbleiben der Bundestruppen in Schleswig, so wie den unver- minderten Effectivbestand des schleswig=holsteinischen Armeecorps, ist dem deutschen Elemente der wirksamste Schutz und die entschie- denste Förderung gesichert worden. Der Rechtszustand der Herzog- thümer wird auf seiner gegenwärtigen Basis ohne Störungen er- halten bleiben, da, was wir als eine große Concession ansehen müssen, alle die Herzogthümer betreffenden und die zum Theil so schwer gravirenden Erlasse Sr. Maj. des Königs von Dä- nemark vom 17. März d. J. an zurückgenommen worden sind, und die neue Regierung es sich zur schleunigsten Aufgabe machen wird, alle diejenigen jetzt bestehenden Anordnungen, welche nicht ent- weder blos temporairer Natur oder den Principien selbst des Waffenstillstandes zuwiderlaufend sind, ohne Verzug sogleich bei Antritt ihres Amtes in Kraft zu erhalten. — Wir verkennen nicht, daß die provisorische Regierung, indem sie das bisher von ihr verwaltete Amt niederlegt, ein nicht geringes Opfer bringt; aber wir zweifeln auch keinen Augenblick, daß sie dasselbe in der Erwägung höherer Rücksichten und im Jnteresse des Vaterlandes zu bringen bereit ist, und wir hegen mit Zuversicht die Erwart- ung zu ihrer Vaterlandsliebe, daß sie Alles aufbieten werde, um den Uebergang zu erleichtern und in möglichster Ruhe und Ord- nung vor sich gehen zu lassen. Wir zweifeln nicht, daß dieselbe, tief durchdrungen von der großen Verantwortlichkeit, welche sie dem eigenen Lande und ganz Deutschland gegenüber übernommen hat, bis zu dem Augenblick der Niederlegung ihres Amtes im Stande seyn werde, über die Erhaltung der Ruhe und Ordnung zu wachen, und wir hoffen, daß sie gern die Hand bieten werde in Allem, was zur Beruhigung der Gemüther dienen könne. Es liegt im eigenen höchsten Jnteresse der Herzogthümer, daß diesel- ben, sobald als möglich, der Segnungen des hergestellten Frie- dens theilhaftig, und der schweren, durch den Krieg ihnen aufer- legten Last enthoben werden. Auch diese Rücksicht war einer der Gründe, welche die königliche Regierung bestimmen mußten, den Waffenstillstand ohne weiteren Verzug abzuschließen und zu ratifi- ciren, wie es die ganze Lage der politischen Verhältnisse und das Jnteresse Deutschlands gebieterisch forderten. Es kann jetzt nur noch darauf ankommen, die Ausführung des unabänderlich Fest- stehenden möglichst zu erhalten, und indem die königl. Regierung nicht verkennt, wie viel die provisorische Regierung dazu beitragen kann, hegt sie zugleich die Zuversicht, daß dieselbe dies als ihre Aufgabe erkennen und dadurch die Uneigennützigkeit und den Eifer ihres Patriotismus bekunden werde. Die Unterhandlungen über den definitiven Frieden werden demnächst und sobald es thunlich ist, unter englischer Vermittelung eröffnet werden, und die königl. Regierung wird es sich dabei zur angelegentlichsten Aufgabe mach- en, die Jnteressen der Herzogthümer und der von uns fortwäh- rend anerkannten und vorbehaltenen Rechte auf das Kräftigste zu vertreten und zu wahren.“ Nach einer Mittheilung aus Kiel weigern sich die schleswig- holsteinischen Soldaten, fortan dem Commando preußischer Officiere zu gehorchen. — Jn Kiel war es gestern Abend und heute früh sehr ruhig, obwohl die Stimmung gegen Preußen eine sehr aufgeregte, besonders über das Schreiben des Ministers v. Auerswald an die provisorische Regierung. — Kein honetter Mann mag in die neue, vom Waffenstillstande vorgeschlagene schleswig=holsteinische Regierung eintreten.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 81. Mainz, 8. September 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal081_1848/3>, abgerufen am 21.11.2024.