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Mainzer Journal. Nr. 169. Mainz, 20. Dezember 1848.

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[Beginn Spaltensatz] reich widersetzt sich allerdings dem Beschlusse des Frankfurter
Parlamentes in Betreff seiner deutschen Provinzen, allein mit
Recht: denn Niemand wird ihm zumuthen, sich selbst zu entlei-
ben und so Deutschland die größte Wunde zu schlagen, um den
curiosen Ansichten einiger deutschen politisirenden Professoren
nachzukommen.

Was hat aber Oesterreich bis jetzt für Deutschland gethan?
Es hat mit seinen eigenen Kräften Jtalien Deutschland erhalten,
unserem Einflnsse und Handel also den wesentlichsten Nutzen ge-
leistet, es hat den Aufruhr in Prag und Wien mit seinen eigenen
Kräften, ohne einen fremden Mann, unterdrückt und so Deutsch-
land vor ähnlichen Auftritten in allen seinen Gauen gerettet und
vielleicht von entsetzlichem Jammer befreit; es ist im Begriffe,
Ungarn zu beruhigen und mit den deutschen Jnteressen zu verbin-
den, damit es nicht uns feindseligen Mächten zur Beute werde.
Oesterreich hat zuerst unter allen Ländern sich auf die Füße ge-
stellt, es besitzt eine Macht, die des Kampfes und Sieges ge-
wohnt ist, Männer für Krieg und Frieden, die erprobt sind und
Vertrauen haben, einen Reichstag, welcher der Regierung nicht
blind feindselig in den Weg treten wird, und ein Kaiserhaus,
welches die große Masse des Volkes von Jahrhunderten her liebt
und vertheidigt mit Gut und Blut. Jn Preußen aber ist der
Kampf zwischen den feindlichen Mächten und der Regierung nur
hinausgeschoben, er wird sicher entbrennen, die Nationalver-
sammlung ist noch nicht gewählt, bei Vielen persönliche Abnei-
gung gegen den König vorhanden, in der Hanptstadt und den
Provinzen ist die Stimmung, wie man gesehen, noch sehr ge-
theilt, überhaupt der Zustand ein sehr schwankender. Männer,
groß in den Geschäften des Krieges und des Friedens, wir sagen
nicht, sie sind nicht da -- allein sie haben sich noch nicht auf-
gethan.

Man sagt freilich Preußen hat die meisten Deutschen, Oester-
reich weniger. Allein wie lächerlich erscheint dies, auf einmal
Oesterreich als eine undeutsche Macht hinzustellen, da auf dem
Reichstage trotz der Slaven, Polen, Ruthenen u. s. w. die deut-
sche Sprache, wie auch bei der Armee gilt, also das Deutsche
durchaus den Vorzug hat und die übrigen Völker miteinander
verbindet, ihnen die Bildung zuführt, also das herrschende Ele-
ment noch ist, wie es dies immer gewesen war. Rechnet man
aber die Deutschen in Ungarn, Siebenbürgen, Dalma[t]ien und
Jtalien zusammen, so wohnen in Oesterreich wohl auch die mei-
sten Deutschen. Auf diese Abzählung kommt es übrigens nicht
an, sondern auf die wirkliche Macht und da bringt Preußen
Deutschlands nichts zu; denn es ist schon in demselben enthalten,
Oesterreich aber gibt unserem Vaterlande ein wahrhaft kaiserliches
Ansehen, es verbindet mit ihm andere Nationen, die in sich frei
und selbstständig, mit uns dasselbe Jnteresse haben und unsere
Macht so verstärken, daß wir den Bestrebungen, die von
Frankreich und von Rußland zu ihrer Zeit noch ausgehen wer-
den, entgegentreten können. Louis Napoleon wird Präsident in
Frankreich und dies ist Ursache genug für uns, nicht andere Völ-
ker von uns zu stoßen und uns auszuziehen, sondern sie an uns
anzuschließen. So war auch die Politik unserer größten Kaiser,
die benachbarten, kleineren Völker uns zu verbinden, damit sie
zusammen oder in Gemeinschaft mit größeren Deutschland nicht
schaden könnten. Sehen wir also in die Zukunft.

Die Vergangenheit aber weiset uns lediglich auf Oesterreich
hin. Sieht das republikanische Frankreich, welches doch von
allen Dynastien und Erbschaften nichts wissen will, sich genöthigt,
einen Napoleon zu wählen, blos weil er den Namen des
Kaisers trägt und ihn zum Oheim hat, -- wie sollten wir das
Haus umgehen, welches so lange den Kaiserthron eingenommen
hat, welches noch im Herzen des Volkes lebt und dem sie auch
entgegenschlagen werden. Oder hat es sich an Deutschland ver-
sündigt? Oesterreich hat stets nur gegen die Feinde unseres Va-
terlandes Kriege geführt, gegen Westen, Norden und Osten. Es
hat nie seinen blosen Vortheil gesucht, es hat den Franzosen ent-
gegengestanden, bis es gänzlich verblutet und entblößt war, es
hat nie mit Fremden gegen Deutsche gefochten, wie ihm so oft ge-
schehen. Das Kaiserhaus hat die Krone getragen, bis die Fürsten
den Kaiser verlassen hatten, nachdem sie lange vorher schon all-
mälig sich von ihm losgemacht hatten. Hierin ist Friedrich II.
von Preußen vorangegangen, er hat die Macht des Kaisers, die
Einheit Deutschlands gebrochen, er wollte sich groß machen und
dies war fortan die Politik Preußens. Uebermuth und Hoffarth,
welche die Gemüther so sehr entfremden, sind Oesterreich ganz
fremd. Daher ist in gegenwärtiger Zeit wohl nichts weiser, als
Deutschland mit allen Ländern und Völkern Oesterreichs zu Schutz
und Trutz zu verbinden und den Kaiser an die Spitze
Deutschlands zu stellen.
Darauf weisen aber nicht blos
die äußeren, sondern auch die inneren Verhältnisse unseres Vater-
[Spaltenumbruch] landes hin. Denn es scheint, daß die Tage der Ruhe noch nicht
angebrochen sind, sondern daß noch Sturm und Aufruhr kommen
wird. Dann aber ist, um die wüthenden Elemente zu bändigen
und entsetzliches Elend abzuhalten, eine starke und feste Macht
vonnöthen, welche schon den Wogen getrotzt und sie über-
wältigt hat.



Deutschland.

Wien 14. December. ( A. Z. ) Heute ist auch der Fürst
Windischgrätz mit einem Theile der Reserve von hier nach Un-
garn aufgebrochen. Unsere Truppen stehen bereits ein paar
Stunden vor Preßburg, welches morgen angegriffen und hof-
fentlich auch besetzt werden wird. Auch die beiden Städte
Eperies und Kaschau im nördlichen Ungarn befinden sich be-
reits in den Händen der k. k. Truppen. Ueber die Vorgänge in
Pesth und Ofen sind wir noch immer ohne bestimmte Nachricht,
nur verlautet, daß die Kossuth=Partei das Volk durch allerhand
Lügengerüchte zu exaltiren und irrezuführen sucht. So wurde
dort in den letzten Tagen die Sage verbreitet: zwischen Windisch-
grätz und dem Generale Auersperg hätte ein Duell stattgefunden,
die galizischen Regimenter verweigern den Gehorsam und wollen
nicht marschiren, die österreichische Armee sey der Auflösung nahe
und dergleichen mehr. Ueber das letzte Mährchen dürften die
Ungarn wohl schon in wenig Tagen durch den Anmarsch der Ar-
mee selbst bitter enttäuscht werden. Die durch einzelne Streifcorps
k. k. Truppen vorgenommene Entwaffnung der Nationalgarde
einzelner Städte und Ortschaften in Oberösterreich wird auch in
einigen Gegenden Obersteiermarks vor sich gehen, wo Emissäre
das Land durchziehen, um das Volk aufzuwiegeln. Die Regierung
will vor allem die Ruhe -- als das erste Grundbedürfniß aller
staatlichen und socialen Verbesserungen -- erhalten und nicht aufs
neue wieder gestört sehen. Während das Ministerium sich alle
Mühe gibt den Constitutionsentwurf beim Reichstage zu beschleu-
nigen, muß man nun auch der Kammer die Anerkennung zollen,
daß sie ihre Aufgabe mit allem Ernste und Eifer erfaßt, um --
eine octroyirte Verfassung unnöthig zu machen. Daß aber eine
solche nöthigenfalls auch für uns schon in Reserve gehalten ist,
das kann ich Sie aus zuverlässiger Quelle versichern.

Wien 14. December. ( A. Z. ) Heute früh sind die letzten
Truppen abgezogen, welche die Reserve oder das dritte Treffen
gegen Ungarn bilden; es waren zwei Bataillone Khevenhüller,
ein Bataillon Heß, ein Bataillon Jäger, zwei Batterien u. s. w.
Wir sind jetzt nur auf die Garnison beschränkt, die auf 25,000
Mann angegeben wird. Die Truppen waren fröhlich, die Ka-
niere marschirten mit lautem lustigem Gesange hinter ihren Kano-
nen. Das Manifest des Kaisers soll nach Ungarn geschickt wor-
den seyn. Alles hängt davon ab, daß der erste Schlag ein ent-
scheidender, ein glücklicher sey und, der Himmel gebe es, mit mög-
lichst geringen Blutscenen erkauft. Heute kündigt das Lloyd das
Erscheinen eines Volksblattes an, der sehnlichste Wunsch aller,
die es mit dem Volke wahrhaft gut meinen. Belehrung, nur
Belehrung, das ist das erste, das uns noththut in der heillosen
Anarchie auch der Begriffe. Stadion hat mit dieser Schöpfung
-- denn ich müßte mich sehr irren, daß es nicht sein Werk sey --
wirklich eine Wohlthat erzeigt. Auch die "politischen Kinder"
sind befriedigt, das Ministerium überrascht mit einem Gemeinde-
gesetze. Jch denke, es wird eine Reihe solcher Ueberraschungen
kommen, von denen sich unsere Constituante nichts träumen läßt,
die während sechs Monaten Geschäftsordnung und Grundrechte
nicht vollendet hat. Leider ist der Entwurf in so aristokratisch-
wissenschaftlicher Sprache gehalten, daß er darum weniger be-
friedigt. Ums Himmelswillen nur nicht vornehm regieren! Nur
keine Hegelsche Aristokratie in die Gesesetzgebung hinein, nur da
hübsch demokratisch= verständlich.

Wien 15. December. ( A. Z. ) So eben trifft die Nachricht
ein, daß auch Marmarosch in Ungarn von unseren Truppen
besetzt wurde. Jn den letzten Tagen wurden hier mehrere un-
garische Emissäre aufgegriffen, die zum Theil als k. k. Husaren-
officiere verkleidet hierherkamen, um ihr Unwesen zu treiben.

Kremsier 13. December. ( N. C. ) Aus sicherer Quelle kann
ich Jhnen die Nachricht mittheilen, daß abermals eine Trup-
penaushebung
von 80,000 Mann angeordnet werden soll.
Die Ausgleichung der Zerwürfnisse in Ungarn und Jtalien
scheint demnach als noch im weiten Felde stehend betrachtet zu
werden. [ Diese Truppenvermehrung kann auch mit der neuen
Gestaltung der Dinge in Frankreich zusammenhängen. ]

Berlin 17. December. ( D. A. Z. ) An der Einleitung eines
Processes gegen die unter dem Präsidenten von Unruh verei-
nigt gebliebenen Abgeordneten ist nicht mehr zu zweifeln. Die
Anklage wird nach gewissen Kategorien vorgenommen werden
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] reich widersetzt sich allerdings dem Beschlusse des Frankfurter
Parlamentes in Betreff seiner deutschen Provinzen, allein mit
Recht: denn Niemand wird ihm zumuthen, sich selbst zu entlei-
ben und so Deutschland die größte Wunde zu schlagen, um den
curiosen Ansichten einiger deutschen politisirenden Professoren
nachzukommen.

Was hat aber Oesterreich bis jetzt für Deutschland gethan?
Es hat mit seinen eigenen Kräften Jtalien Deutschland erhalten,
unserem Einflnsse und Handel also den wesentlichsten Nutzen ge-
leistet, es hat den Aufruhr in Prag und Wien mit seinen eigenen
Kräften, ohne einen fremden Mann, unterdrückt und so Deutsch-
land vor ähnlichen Auftritten in allen seinen Gauen gerettet und
vielleicht von entsetzlichem Jammer befreit; es ist im Begriffe,
Ungarn zu beruhigen und mit den deutschen Jnteressen zu verbin-
den, damit es nicht uns feindseligen Mächten zur Beute werde.
Oesterreich hat zuerst unter allen Ländern sich auf die Füße ge-
stellt, es besitzt eine Macht, die des Kampfes und Sieges ge-
wohnt ist, Männer für Krieg und Frieden, die erprobt sind und
Vertrauen haben, einen Reichstag, welcher der Regierung nicht
blind feindselig in den Weg treten wird, und ein Kaiserhaus,
welches die große Masse des Volkes von Jahrhunderten her liebt
und vertheidigt mit Gut und Blut. Jn Preußen aber ist der
Kampf zwischen den feindlichen Mächten und der Regierung nur
hinausgeschoben, er wird sicher entbrennen, die Nationalver-
sammlung ist noch nicht gewählt, bei Vielen persönliche Abnei-
gung gegen den König vorhanden, in der Hanptstadt und den
Provinzen ist die Stimmung, wie man gesehen, noch sehr ge-
theilt, überhaupt der Zustand ein sehr schwankender. Männer,
groß in den Geschäften des Krieges und des Friedens, wir sagen
nicht, sie sind nicht da — allein sie haben sich noch nicht auf-
gethan.

Man sagt freilich Preußen hat die meisten Deutschen, Oester-
reich weniger. Allein wie lächerlich erscheint dies, auf einmal
Oesterreich als eine undeutsche Macht hinzustellen, da auf dem
Reichstage trotz der Slaven, Polen, Ruthenen u. s. w. die deut-
sche Sprache, wie auch bei der Armee gilt, also das Deutsche
durchaus den Vorzug hat und die übrigen Völker miteinander
verbindet, ihnen die Bildung zuführt, also das herrschende Ele-
ment noch ist, wie es dies immer gewesen war. Rechnet man
aber die Deutschen in Ungarn, Siebenbürgen, Dalma[t]ien und
Jtalien zusammen, so wohnen in Oesterreich wohl auch die mei-
sten Deutschen. Auf diese Abzählung kommt es übrigens nicht
an, sondern auf die wirkliche Macht und da bringt Preußen
Deutschlands nichts zu; denn es ist schon in demselben enthalten,
Oesterreich aber gibt unserem Vaterlande ein wahrhaft kaiserliches
Ansehen, es verbindet mit ihm andere Nationen, die in sich frei
und selbstständig, mit uns dasselbe Jnteresse haben und unsere
Macht so verstärken, daß wir den Bestrebungen, die von
Frankreich und von Rußland zu ihrer Zeit noch ausgehen wer-
den, entgegentreten können. Louis Napoleon wird Präsident in
Frankreich und dies ist Ursache genug für uns, nicht andere Völ-
ker von uns zu stoßen und uns auszuziehen, sondern sie an uns
anzuschließen. So war auch die Politik unserer größten Kaiser,
die benachbarten, kleineren Völker uns zu verbinden, damit sie
zusammen oder in Gemeinschaft mit größeren Deutschland nicht
schaden könnten. Sehen wir also in die Zukunft.

Die Vergangenheit aber weiset uns lediglich auf Oesterreich
hin. Sieht das republikanische Frankreich, welches doch von
allen Dynastien und Erbschaften nichts wissen will, sich genöthigt,
einen Napoleon zu wählen, blos weil er den Namen des
Kaisers trägt und ihn zum Oheim hat, — wie sollten wir das
Haus umgehen, welches so lange den Kaiserthron eingenommen
hat, welches noch im Herzen des Volkes lebt und dem sie auch
entgegenschlagen werden. Oder hat es sich an Deutschland ver-
sündigt? Oesterreich hat stets nur gegen die Feinde unseres Va-
terlandes Kriege geführt, gegen Westen, Norden und Osten. Es
hat nie seinen blosen Vortheil gesucht, es hat den Franzosen ent-
gegengestanden, bis es gänzlich verblutet und entblößt war, es
hat nie mit Fremden gegen Deutsche gefochten, wie ihm so oft ge-
schehen. Das Kaiserhaus hat die Krone getragen, bis die Fürsten
den Kaiser verlassen hatten, nachdem sie lange vorher schon all-
mälig sich von ihm losgemacht hatten. Hierin ist Friedrich II.
von Preußen vorangegangen, er hat die Macht des Kaisers, die
Einheit Deutschlands gebrochen, er wollte sich groß machen und
dies war fortan die Politik Preußens. Uebermuth und Hoffarth,
welche die Gemüther so sehr entfremden, sind Oesterreich ganz
fremd. Daher ist in gegenwärtiger Zeit wohl nichts weiser, als
Deutschland mit allen Ländern und Völkern Oesterreichs zu Schutz
und Trutz zu verbinden und den Kaiser an die Spitze
Deutschlands zu stellen.
Darauf weisen aber nicht blos
die äußeren, sondern auch die inneren Verhältnisse unseres Vater-
[Spaltenumbruch] landes hin. Denn es scheint, daß die Tage der Ruhe noch nicht
angebrochen sind, sondern daß noch Sturm und Aufruhr kommen
wird. Dann aber ist, um die wüthenden Elemente zu bändigen
und entsetzliches Elend abzuhalten, eine starke und feste Macht
vonnöthen, welche schon den Wogen getrotzt und sie über-
wältigt hat.



Deutschland.

Wien 14. December. ( A. Z. ) Heute ist auch der Fürst
Windischgrätz mit einem Theile der Reserve von hier nach Un-
garn aufgebrochen. Unsere Truppen stehen bereits ein paar
Stunden vor Preßburg, welches morgen angegriffen und hof-
fentlich auch besetzt werden wird. Auch die beiden Städte
Eperies und Kaschau im nördlichen Ungarn befinden sich be-
reits in den Händen der k. k. Truppen. Ueber die Vorgänge in
Pesth und Ofen sind wir noch immer ohne bestimmte Nachricht,
nur verlautet, daß die Kossuth=Partei das Volk durch allerhand
Lügengerüchte zu exaltiren und irrezuführen sucht. So wurde
dort in den letzten Tagen die Sage verbreitet: zwischen Windisch-
grätz und dem Generale Auersperg hätte ein Duell stattgefunden,
die galizischen Regimenter verweigern den Gehorsam und wollen
nicht marschiren, die österreichische Armee sey der Auflösung nahe
und dergleichen mehr. Ueber das letzte Mährchen dürften die
Ungarn wohl schon in wenig Tagen durch den Anmarsch der Ar-
mee selbst bitter enttäuscht werden. Die durch einzelne Streifcorps
k. k. Truppen vorgenommene Entwaffnung der Nationalgarde
einzelner Städte und Ortschaften in Oberösterreich wird auch in
einigen Gegenden Obersteiermarks vor sich gehen, wo Emissäre
das Land durchziehen, um das Volk aufzuwiegeln. Die Regierung
will vor allem die Ruhe — als das erste Grundbedürfniß aller
staatlichen und socialen Verbesserungen — erhalten und nicht aufs
neue wieder gestört sehen. Während das Ministerium sich alle
Mühe gibt den Constitutionsentwurf beim Reichstage zu beschleu-
nigen, muß man nun auch der Kammer die Anerkennung zollen,
daß sie ihre Aufgabe mit allem Ernste und Eifer erfaßt, um —
eine octroyirte Verfassung unnöthig zu machen. Daß aber eine
solche nöthigenfalls auch für uns schon in Reserve gehalten ist,
das kann ich Sie aus zuverlässiger Quelle versichern.

Wien 14. December. ( A. Z. ) Heute früh sind die letzten
Truppen abgezogen, welche die Reserve oder das dritte Treffen
gegen Ungarn bilden; es waren zwei Bataillone Khevenhüller,
ein Bataillon Heß, ein Bataillon Jäger, zwei Batterien u. s. w.
Wir sind jetzt nur auf die Garnison beschränkt, die auf 25,000
Mann angegeben wird. Die Truppen waren fröhlich, die Ka-
niere marschirten mit lautem lustigem Gesange hinter ihren Kano-
nen. Das Manifest des Kaisers soll nach Ungarn geschickt wor-
den seyn. Alles hängt davon ab, daß der erste Schlag ein ent-
scheidender, ein glücklicher sey und, der Himmel gebe es, mit mög-
lichst geringen Blutscenen erkauft. Heute kündigt das Lloyd das
Erscheinen eines Volksblattes an, der sehnlichste Wunsch aller,
die es mit dem Volke wahrhaft gut meinen. Belehrung, nur
Belehrung, das ist das erste, das uns noththut in der heillosen
Anarchie auch der Begriffe. Stadion hat mit dieser Schöpfung
— denn ich müßte mich sehr irren, daß es nicht sein Werk sey —
wirklich eine Wohlthat erzeigt. Auch die „politischen Kinder“
sind befriedigt, das Ministerium überrascht mit einem Gemeinde-
gesetze. Jch denke, es wird eine Reihe solcher Ueberraschungen
kommen, von denen sich unsere Constituante nichts träumen läßt,
die während sechs Monaten Geschäftsordnung und Grundrechte
nicht vollendet hat. Leider ist der Entwurf in so aristokratisch-
wissenschaftlicher Sprache gehalten, daß er darum weniger be-
friedigt. Ums Himmelswillen nur nicht vornehm regieren! Nur
keine Hegelsche Aristokratie in die Gesesetzgebung hinein, nur da
hübsch demokratisch= verständlich.

Wien 15. December. ( A. Z. ) So eben trifft die Nachricht
ein, daß auch Marmarosch in Ungarn von unseren Truppen
besetzt wurde. Jn den letzten Tagen wurden hier mehrere un-
garische Emissäre aufgegriffen, die zum Theil als k. k. Husaren-
officiere verkleidet hierherkamen, um ihr Unwesen zu treiben.

Kremsier 13. December. ( N. C. ) Aus sicherer Quelle kann
ich Jhnen die Nachricht mittheilen, daß abermals eine Trup-
penaushebung
von 80,000 Mann angeordnet werden soll.
Die Ausgleichung der Zerwürfnisse in Ungarn und Jtalien
scheint demnach als noch im weiten Felde stehend betrachtet zu
werden. [ Diese Truppenvermehrung kann auch mit der neuen
Gestaltung der Dinge in Frankreich zusammenhängen. ]

Berlin 17. December. ( D. A. Z. ) An der Einleitung eines
Processes gegen die unter dem Präsidenten von Unruh verei-
nigt gebliebenen Abgeordneten ist nicht mehr zu zweifeln. Die
Anklage wird nach gewissen Kategorien vorgenommen werden
[Ende Spaltensatz]

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[0002] reich widersetzt sich allerdings dem Beschlusse des Frankfurter Parlamentes in Betreff seiner deutschen Provinzen, allein mit Recht: denn Niemand wird ihm zumuthen, sich selbst zu entlei- ben und so Deutschland die größte Wunde zu schlagen, um den curiosen Ansichten einiger deutschen politisirenden Professoren nachzukommen. Was hat aber Oesterreich bis jetzt für Deutschland gethan? Es hat mit seinen eigenen Kräften Jtalien Deutschland erhalten, unserem Einflnsse und Handel also den wesentlichsten Nutzen ge- leistet, es hat den Aufruhr in Prag und Wien mit seinen eigenen Kräften, ohne einen fremden Mann, unterdrückt und so Deutsch- land vor ähnlichen Auftritten in allen seinen Gauen gerettet und vielleicht von entsetzlichem Jammer befreit; es ist im Begriffe, Ungarn zu beruhigen und mit den deutschen Jnteressen zu verbin- den, damit es nicht uns feindseligen Mächten zur Beute werde. Oesterreich hat zuerst unter allen Ländern sich auf die Füße ge- stellt, es besitzt eine Macht, die des Kampfes und Sieges ge- wohnt ist, Männer für Krieg und Frieden, die erprobt sind und Vertrauen haben, einen Reichstag, welcher der Regierung nicht blind feindselig in den Weg treten wird, und ein Kaiserhaus, welches die große Masse des Volkes von Jahrhunderten her liebt und vertheidigt mit Gut und Blut. Jn Preußen aber ist der Kampf zwischen den feindlichen Mächten und der Regierung nur hinausgeschoben, er wird sicher entbrennen, die Nationalver- sammlung ist noch nicht gewählt, bei Vielen persönliche Abnei- gung gegen den König vorhanden, in der Hanptstadt und den Provinzen ist die Stimmung, wie man gesehen, noch sehr ge- theilt, überhaupt der Zustand ein sehr schwankender. Männer, groß in den Geschäften des Krieges und des Friedens, wir sagen nicht, sie sind nicht da — allein sie haben sich noch nicht auf- gethan. Man sagt freilich Preußen hat die meisten Deutschen, Oester- reich weniger. Allein wie lächerlich erscheint dies, auf einmal Oesterreich als eine undeutsche Macht hinzustellen, da auf dem Reichstage trotz der Slaven, Polen, Ruthenen u. s. w. die deut- sche Sprache, wie auch bei der Armee gilt, also das Deutsche durchaus den Vorzug hat und die übrigen Völker miteinander verbindet, ihnen die Bildung zuführt, also das herrschende Ele- ment noch ist, wie es dies immer gewesen war. Rechnet man aber die Deutschen in Ungarn, Siebenbürgen, Dalmatien und Jtalien zusammen, so wohnen in Oesterreich wohl auch die mei- sten Deutschen. Auf diese Abzählung kommt es übrigens nicht an, sondern auf die wirkliche Macht und da bringt Preußen Deutschlands nichts zu; denn es ist schon in demselben enthalten, Oesterreich aber gibt unserem Vaterlande ein wahrhaft kaiserliches Ansehen, es verbindet mit ihm andere Nationen, die in sich frei und selbstständig, mit uns dasselbe Jnteresse haben und unsere Macht so verstärken, daß wir den Bestrebungen, die von Frankreich und von Rußland zu ihrer Zeit noch ausgehen wer- den, entgegentreten können. Louis Napoleon wird Präsident in Frankreich und dies ist Ursache genug für uns, nicht andere Völ- ker von uns zu stoßen und uns auszuziehen, sondern sie an uns anzuschließen. So war auch die Politik unserer größten Kaiser, die benachbarten, kleineren Völker uns zu verbinden, damit sie zusammen oder in Gemeinschaft mit größeren Deutschland nicht schaden könnten. Sehen wir also in die Zukunft. Die Vergangenheit aber weiset uns lediglich auf Oesterreich hin. Sieht das republikanische Frankreich, welches doch von allen Dynastien und Erbschaften nichts wissen will, sich genöthigt, einen Napoleon zu wählen, blos weil er den Namen des Kaisers trägt und ihn zum Oheim hat, — wie sollten wir das Haus umgehen, welches so lange den Kaiserthron eingenommen hat, welches noch im Herzen des Volkes lebt und dem sie auch entgegenschlagen werden. Oder hat es sich an Deutschland ver- sündigt? Oesterreich hat stets nur gegen die Feinde unseres Va- terlandes Kriege geführt, gegen Westen, Norden und Osten. Es hat nie seinen blosen Vortheil gesucht, es hat den Franzosen ent- gegengestanden, bis es gänzlich verblutet und entblößt war, es hat nie mit Fremden gegen Deutsche gefochten, wie ihm so oft ge- schehen. Das Kaiserhaus hat die Krone getragen, bis die Fürsten den Kaiser verlassen hatten, nachdem sie lange vorher schon all- mälig sich von ihm losgemacht hatten. Hierin ist Friedrich II. von Preußen vorangegangen, er hat die Macht des Kaisers, die Einheit Deutschlands gebrochen, er wollte sich groß machen und dies war fortan die Politik Preußens. Uebermuth und Hoffarth, welche die Gemüther so sehr entfremden, sind Oesterreich ganz fremd. Daher ist in gegenwärtiger Zeit wohl nichts weiser, als Deutschland mit allen Ländern und Völkern Oesterreichs zu Schutz und Trutz zu verbinden und den Kaiser an die Spitze Deutschlands zu stellen. Darauf weisen aber nicht blos die äußeren, sondern auch die inneren Verhältnisse unseres Vater- landes hin. Denn es scheint, daß die Tage der Ruhe noch nicht angebrochen sind, sondern daß noch Sturm und Aufruhr kommen wird. Dann aber ist, um die wüthenden Elemente zu bändigen und entsetzliches Elend abzuhalten, eine starke und feste Macht vonnöthen, welche schon den Wogen getrotzt und sie über- wältigt hat. Deutschland. Wien 14. December. ( A. Z. ) Heute ist auch der Fürst Windischgrätz mit einem Theile der Reserve von hier nach Un- garn aufgebrochen. Unsere Truppen stehen bereits ein paar Stunden vor Preßburg, welches morgen angegriffen und hof- fentlich auch besetzt werden wird. Auch die beiden Städte Eperies und Kaschau im nördlichen Ungarn befinden sich be- reits in den Händen der k. k. Truppen. Ueber die Vorgänge in Pesth und Ofen sind wir noch immer ohne bestimmte Nachricht, nur verlautet, daß die Kossuth=Partei das Volk durch allerhand Lügengerüchte zu exaltiren und irrezuführen sucht. So wurde dort in den letzten Tagen die Sage verbreitet: zwischen Windisch- grätz und dem Generale Auersperg hätte ein Duell stattgefunden, die galizischen Regimenter verweigern den Gehorsam und wollen nicht marschiren, die österreichische Armee sey der Auflösung nahe und dergleichen mehr. Ueber das letzte Mährchen dürften die Ungarn wohl schon in wenig Tagen durch den Anmarsch der Ar- mee selbst bitter enttäuscht werden. Die durch einzelne Streifcorps k. k. Truppen vorgenommene Entwaffnung der Nationalgarde einzelner Städte und Ortschaften in Oberösterreich wird auch in einigen Gegenden Obersteiermarks vor sich gehen, wo Emissäre das Land durchziehen, um das Volk aufzuwiegeln. Die Regierung will vor allem die Ruhe — als das erste Grundbedürfniß aller staatlichen und socialen Verbesserungen — erhalten und nicht aufs neue wieder gestört sehen. Während das Ministerium sich alle Mühe gibt den Constitutionsentwurf beim Reichstage zu beschleu- nigen, muß man nun auch der Kammer die Anerkennung zollen, daß sie ihre Aufgabe mit allem Ernste und Eifer erfaßt, um — eine octroyirte Verfassung unnöthig zu machen. Daß aber eine solche nöthigenfalls auch für uns schon in Reserve gehalten ist, das kann ich Sie aus zuverlässiger Quelle versichern. Wien 14. December. ( A. Z. ) Heute früh sind die letzten Truppen abgezogen, welche die Reserve oder das dritte Treffen gegen Ungarn bilden; es waren zwei Bataillone Khevenhüller, ein Bataillon Heß, ein Bataillon Jäger, zwei Batterien u. s. w. Wir sind jetzt nur auf die Garnison beschränkt, die auf 25,000 Mann angegeben wird. Die Truppen waren fröhlich, die Ka- niere marschirten mit lautem lustigem Gesange hinter ihren Kano- nen. Das Manifest des Kaisers soll nach Ungarn geschickt wor- den seyn. Alles hängt davon ab, daß der erste Schlag ein ent- scheidender, ein glücklicher sey und, der Himmel gebe es, mit mög- lichst geringen Blutscenen erkauft. Heute kündigt das Lloyd das Erscheinen eines Volksblattes an, der sehnlichste Wunsch aller, die es mit dem Volke wahrhaft gut meinen. Belehrung, nur Belehrung, das ist das erste, das uns noththut in der heillosen Anarchie auch der Begriffe. Stadion hat mit dieser Schöpfung — denn ich müßte mich sehr irren, daß es nicht sein Werk sey — wirklich eine Wohlthat erzeigt. Auch die „politischen Kinder“ sind befriedigt, das Ministerium überrascht mit einem Gemeinde- gesetze. Jch denke, es wird eine Reihe solcher Ueberraschungen kommen, von denen sich unsere Constituante nichts träumen läßt, die während sechs Monaten Geschäftsordnung und Grundrechte nicht vollendet hat. Leider ist der Entwurf in so aristokratisch- wissenschaftlicher Sprache gehalten, daß er darum weniger be- friedigt. Ums Himmelswillen nur nicht vornehm regieren! Nur keine Hegelsche Aristokratie in die Gesesetzgebung hinein, nur da hübsch demokratisch= verständlich. Wien 15. December. ( A. Z. ) So eben trifft die Nachricht ein, daß auch Marmarosch in Ungarn von unseren Truppen besetzt wurde. Jn den letzten Tagen wurden hier mehrere un- garische Emissäre aufgegriffen, die zum Theil als k. k. Husaren- officiere verkleidet hierherkamen, um ihr Unwesen zu treiben. Kremsier 13. December. ( N. C. ) Aus sicherer Quelle kann ich Jhnen die Nachricht mittheilen, daß abermals eine Trup- penaushebung von 80,000 Mann angeordnet werden soll. Die Ausgleichung der Zerwürfnisse in Ungarn und Jtalien scheint demnach als noch im weiten Felde stehend betrachtet zu werden. [ Diese Truppenvermehrung kann auch mit der neuen Gestaltung der Dinge in Frankreich zusammenhängen. ] Berlin 17. December. ( D. A. Z. ) An der Einleitung eines Processes gegen die unter dem Präsidenten von Unruh verei- nigt gebliebenen Abgeordneten ist nicht mehr zu zweifeln. Die Anklage wird nach gewissen Kategorien vorgenommen werden

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 169. Mainz, 20. Dezember 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal169_1848/2>, abgerufen am 23.11.2024.