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Mainzer Journal. Nr. 170. Mainz, 21. Dezember 1848.

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== Aus dem Jngelheimer Grunde 19. December. End-
lich schaaren sich auch in unserem Cantone, dem durchwühltesten
von ganz Rheinhessen, die tüchtigen Bürger zusammen, um
dem alle Ordnung untergrabenden Treiben, so viel an ihnen
liegt, entgegenzutreten und ein Ziel zu stecken. So haben sich in
Niederingelheim und Heides heim bereits constitutionelle
Vereine gebildet, und in anderen Orten sind sie im Werden. Na-
türlich steigt dadurch der Jngrimm der rothen Demokraten, die
auch im kleinsten Dörfchen unserer Gegend einen Verein haben
und wohl organisirt sind. Unter allen Kniffen aber, die sie wahr-
scheinlich aus Freiheitsliebe zum Untergraben der Bürgervereine
anwenden, ist wohl der der sonderlichste, daß nämlich sie behufs
Wiedereinsetzung des Papstes in Rom gegründet
würden. Doch gerade dadurch ward die Theilnahme redlicher
Protestanten um so größer; und bald dürfte es anders werden,
wenn überall ähnliche Verbrüderungen geschehen, und diese mit
einander sich benehmen, indem sie vereinzelt, wie sie jetzt sind,
blos Localinteressen, keineswegs aber das Allgemeine fördern 1).

# Mainz 21. December. Gestern Abend schloß Herr von
Ketteler
seine Reden, welche er im Dome vor einer unzählba-
ren Menschenmenge mit siegreicher Beredsamkeit gehalten. Das
Außerordentliche dieses Mannes, die tiefeingreifende Wichtigkeit
des Gegenstandes erfordert es, daß wir dieses Ereignisses
auch in unserem Blatte kurz gedenken. Tausenden ist in diesen Ta-
gen vielleicht zum ersten Male die große Entscheidungsfrage der
Gegenwart klar geworden, die keine andere ist, als ob die durch-
aus auf die christlichen Jdeen und Lebenskräfte gebaute sociale
Ordnung fortbestehen und durch die Kraft des Christenthumes er-
neuert, oder ob dieselbe mit ihrer Grundlage gänzlich gestürzt
werden soll. Am Abende dankten eine beträchtliche Anzahl Bür-
ger Herrn von Ketteler, wobei der Verein für Kirchenmusik meh-
rere geeignete Lieder sang. Alle, wer sie immer seyen, werden
eine solche Ehrenbezeugung gegen einen Mann, der das Siegel
heiliger Ueberzeugung und reiner Liebe so glänzend an der Stirne
trägt, recht und löblich finden.

Hamburg 13. December. Daß Dänemark trotz seines trau-
rigen Finanzstandes große Kriegsrüstungen macht, ist gewiß;
und diejenigen, welche General Hansen kennen, sehen in seiner
Wahl zum Kriegsminister ein allen Friedensaussichten hohnsprechen-
des Factum: es deuten also alle Zeichen von Dänemark her eher
auf Krieg als auf Frieden. Jn Nordschleswig, und besonders in
Flensburg, fangen Bauern und Bürgern vielfach an, der gemein-
schaftlichen Regierung die Steuern zu verweigern, was gewiß
nicht ohne geheime dänische Umtriebe geschieht.

Jtalien.

Rom 9. December. ( A. Z. ) Der Bürgerkrieg bereitet sich dem
Princip nach von beiden Seiten her mit dem besten Erfolge vor.
Zucchi versichert sich seiner Truppen und nimmt Avancements
vor und das hiesige Ministerium exilirt die von ihm beförderten
Officiere, während es eine ganze Reihe neuer Ernennungen kund-
gibt. Die bedrohlichste Maßregel aber besteht in der Rückberufung
der 4000 römischen Freiwilligen, welche sich in Venedig an das
Kriegsfeuer gewöhnt haben ( ? ) . -- Gestern Morgen hatte sich die
Deputirtenkammer zu geheimer Sitzung versammelt und es war
beschlossen worden, "baldmöglichst" die dritte Gewalt, welche der
Regierung durch die Flucht des Papstes entzogen worden sey, zu
ergänzen. Jetzt heißt es aber wiederum, man wolle abermals
24 oder 48 Stunden warten, was auf die Anknüpfung von Un-
terhandlungen deutet, die trotz der Zurückweisung der Deputation
im Gange zu seyn scheinen. Aus allem ist ersichtlich, daß die
liberale Partei mit größter Vorsicht handelt, um ihren Gegnern
fernere Vorwände zur Jntervention zu entziehen. Der Sturz
des Turiner Ministeriums macht sie hoch aufjubeln und das Ulti-
matum, welches dem Papste gestellt worden seyn soll, ist Ma-
miani 's Programm, welches die Constituante durch allerlei Ver-
mittelungsvorschläge maskirt. Die Wuth auf die Diplomaten ist
groß und man bereut, sie nicht durch kühnes Einschreiten an
dem Streiche verhindert zu haben, den sie der radicalen Partei
durch die Beförderung der Flucht des Papstes gespielt haben.
Völkerrecht hat in diesem Jdeenzusammenhange so wenig Gel-
tung, wie irgend eine andere Principienfrage, die nicht die ma-
teriellen Güter des Lebens oder die abstracte Freiheit unmittel-
bar berührt. -- Der Kampf, welcher sich vorbereitet, wird durch
die Verzögerung der Krisis jedenfalls nicht erleichtert.

Unsere neuesten Briefe aus Rom vom 11. December mel-
[Spaltenumbruch] den, daß der Papst der an ihn geschickten Abordnung auf alle
Punkte mit Nein antwortete. Man hielt bei der Aufregung,
die dies verursachte, die Errichtung einer provisorischen Regie-
rung für unvermeidlich. Selbst von Republik war wieder die
Rede. [ Wenn es nur recht bald dazu käme! ]

Die "Mailänder Ztg." vom 15. December läßt sich über
Livorno aus Rom vom 11. December schreiben, daß wirklich
eine provisorische Regierung eingesetzt worden, bestehend
aus den Senatoren von Rom und Bologna und dem Gon-
falionere von Ancona. Der Papst ist seiner weltlichen Macht
entsetzt und nur unter dem Titel eines Bischofes soll er Rom
betreten dürfen, wo hingegen der Eintritt allen Cardinälen und
Prälaten untersagt ist. Römische Blätter vom 11., die uns
vorliegen, lassen einen solchen Beschluß zwar ahnen, melden ihn
aber noch nicht als eingetreten.

Unsere eigenen Briefe aus Rom ( ebenfalls vom 11. ) er-
wähnen, wie gesagt, dieses Aeußersten noch nicht als eingetre-
ten, stellen es nur in Aussicht. Ebensowenig wissen davon Briefe
aus Florenz, die uns bis zum 13. vorliegen. Ein Schreiben
aus Genua vom 14., das die Fortdauer der dortigen Tumulte
meldet, will aus Rom wissen, die Kammer habe eine neue De-
putation an den Papst geschickt mit dem Ultimatum: er solle
augenblicklich zurückkehren, oder das römische Volk werde ihn
aller seiner weltlichen Würden und Rechte entsetzen. Der Haß
gegen Neapel, in dessen Schutz sich Pius IX. begeben, schürte
bei diesen Entschlüssen mit.

Großbritannien.

London 16. December. Fürst Metternich wird mit seiner
Familie den Herzog v. Wellington auf einige Zeit zu Strathfield-
saye besuchen. -- Unsere Journale beschäftigen sich heute vorzugs-
weise mit der Präsidentenwahl in Frankreich, welche sie mit Recht
nunmehr als für L. Napoleon gesichert ansehen. Der "Globe"
theilt die neuesten Wahlberichte mit und folgert aus denselben, daß
der Prinz in diesem Augenblicke bereits als Präsident der Repu-
blik zu betrachten sey. -- Der eben erschienene Wochenbericht der
Bank von England lautet wieder recht befriedigend. Die lau-
fende Rechnung des Schatzes hatte abermals ansehnlich zuge-
nommen. Die Ausfuhr werthvoller Metalle aus unserm Hafen
war in voriger Woche ungewöhnlich stark. Die Fondscourse
sind höher gegangen, da man die Nachrichten aus Paris als
günstig betrachtet. Der "Globe" äußert übrigens, daß er die
Ansicht, als ob man wegen der Festlandsverhältnisse jetzt schon
ganz ruhig seyn könne, keineswegs theile. -- Die Berichte aus Not-
tingham über die dortige Fabrication lauten erfreulich; alle Hände
haben vollauf zu thun und die Preise stellen sich lohnend für den
Fabrikanten. -- Jn der letzten Zeit sind unter die Mannschaften
mehrerer Schiffe des afrikanischen Geschwaders bedeutende Pri-
sengelder vertheilt worden. Es ist abermals die Rede davon,
einen Theil unseres Kreuzergeschwaders von der Westküste Afrika's
zurückzurufen, weil die Kosten desselben mit dem bisherigen Er-
folge zu sehr außer Verhältniß stehen. -- Die "M.=Post" meldet,
daß die postalische Uebereinkunft zwischen den Vereinigten Staa-
ten und England abgeschlossen sey und daß nächstens die Unter-
zeichnung statt finden wird.



Anzeigen.
Englische Austern

im Anbruche und in Originalfäßchen, circa 325 und 650 Stück ent-
haltend, fortwährend in ganz frischer Qualität; ferner Turbots, Cabel-
jau 's, Soles ( Seezungen ) , Schellfische, nordische Kräuter=Anchovis,
marinirter Aale ( Brataal ) , echter russischer grobkörniger und feinkörniger
Caviar, Pricken ( marinirte Neunaugen ) , Sardines a l'huile in Büchsen,
holländische und Genueser Sardellen, neue marinirte Häringe, englische
Vollbückinge zum Rohessen, holländische Süß=Vollbückinge zum Backen,
pommerische Gänsebrüste, Capern, Pignolen, Macaroni, Tafelrosinen
und Dessert=Mandeln. -- Die Austern werden auf Verlangen
auch aufgemacht bei

    J. M. Blancjour am Fischthore.

Die Unterzeichneten empfehlen

zu Weihnachts- und Neujahrsgeschenken ihr wohl
assortirtes Lager von Kinder- und Jugendschriften,
sowohl in deutscher als französischer Sprache, Werke
für Erwachsene, sowohl belletristischen als wissen-
schaftlichen Jnhaltes, Gebet- und Andachtsbücher
in geschmackvollen Einbänden zur geneigten Abnahme.

    Kirchheim & Schott.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

1) Wir bitten um fernere Beiträge. Dem verehrten Einsender be-
merken wir aber, daß wir nur darum nichts mitgetheilt haben -- weil
uns nichts zugekommen ist. Die Herren sollen nur schreiben, für
das Weitere wollen wir dann schon sorgen.
[Beginn Spaltensatz]

== Aus dem Jngelheimer Grunde 19. December. End-
lich schaaren sich auch in unserem Cantone, dem durchwühltesten
von ganz Rheinhessen, die tüchtigen Bürger zusammen, um
dem alle Ordnung untergrabenden Treiben, so viel an ihnen
liegt, entgegenzutreten und ein Ziel zu stecken. So haben sich in
Niederingelheim und Heides heim bereits constitutionelle
Vereine gebildet, und in anderen Orten sind sie im Werden. Na-
türlich steigt dadurch der Jngrimm der rothen Demokraten, die
auch im kleinsten Dörfchen unserer Gegend einen Verein haben
und wohl organisirt sind. Unter allen Kniffen aber, die sie wahr-
scheinlich aus Freiheitsliebe zum Untergraben der Bürgervereine
anwenden, ist wohl der der sonderlichste, daß nämlich sie behufs
Wiedereinsetzung des Papstes in Rom gegründet
würden. Doch gerade dadurch ward die Theilnahme redlicher
Protestanten um so größer; und bald dürfte es anders werden,
wenn überall ähnliche Verbrüderungen geschehen, und diese mit
einander sich benehmen, indem sie vereinzelt, wie sie jetzt sind,
blos Localinteressen, keineswegs aber das Allgemeine fördern 1).

# Mainz 21. December. Gestern Abend schloß Herr von
Ketteler
seine Reden, welche er im Dome vor einer unzählba-
ren Menschenmenge mit siegreicher Beredsamkeit gehalten. Das
Außerordentliche dieses Mannes, die tiefeingreifende Wichtigkeit
des Gegenstandes erfordert es, daß wir dieses Ereignisses
auch in unserem Blatte kurz gedenken. Tausenden ist in diesen Ta-
gen vielleicht zum ersten Male die große Entscheidungsfrage der
Gegenwart klar geworden, die keine andere ist, als ob die durch-
aus auf die christlichen Jdeen und Lebenskräfte gebaute sociale
Ordnung fortbestehen und durch die Kraft des Christenthumes er-
neuert, oder ob dieselbe mit ihrer Grundlage gänzlich gestürzt
werden soll. Am Abende dankten eine beträchtliche Anzahl Bür-
ger Herrn von Ketteler, wobei der Verein für Kirchenmusik meh-
rere geeignete Lieder sang. Alle, wer sie immer seyen, werden
eine solche Ehrenbezeugung gegen einen Mann, der das Siegel
heiliger Ueberzeugung und reiner Liebe so glänzend an der Stirne
trägt, recht und löblich finden.

Hamburg 13. December. Daß Dänemark trotz seines trau-
rigen Finanzstandes große Kriegsrüstungen macht, ist gewiß;
und diejenigen, welche General Hansen kennen, sehen in seiner
Wahl zum Kriegsminister ein allen Friedensaussichten hohnsprechen-
des Factum: es deuten also alle Zeichen von Dänemark her eher
auf Krieg als auf Frieden. Jn Nordschleswig, und besonders in
Flensburg, fangen Bauern und Bürgern vielfach an, der gemein-
schaftlichen Regierung die Steuern zu verweigern, was gewiß
nicht ohne geheime dänische Umtriebe geschieht.

Jtalien.

Rom 9. December. ( A. Z. ) Der Bürgerkrieg bereitet sich dem
Princip nach von beiden Seiten her mit dem besten Erfolge vor.
Zucchi versichert sich seiner Truppen und nimmt Avancements
vor und das hiesige Ministerium exilirt die von ihm beförderten
Officiere, während es eine ganze Reihe neuer Ernennungen kund-
gibt. Die bedrohlichste Maßregel aber besteht in der Rückberufung
der 4000 römischen Freiwilligen, welche sich in Venedig an das
Kriegsfeuer gewöhnt haben ( ? ) . — Gestern Morgen hatte sich die
Deputirtenkammer zu geheimer Sitzung versammelt und es war
beschlossen worden, „baldmöglichst“ die dritte Gewalt, welche der
Regierung durch die Flucht des Papstes entzogen worden sey, zu
ergänzen. Jetzt heißt es aber wiederum, man wolle abermals
24 oder 48 Stunden warten, was auf die Anknüpfung von Un-
terhandlungen deutet, die trotz der Zurückweisung der Deputation
im Gange zu seyn scheinen. Aus allem ist ersichtlich, daß die
liberale Partei mit größter Vorsicht handelt, um ihren Gegnern
fernere Vorwände zur Jntervention zu entziehen. Der Sturz
des Turiner Ministeriums macht sie hoch aufjubeln und das Ulti-
matum, welches dem Papste gestellt worden seyn soll, ist Ma-
miani 's Programm, welches die Constituante durch allerlei Ver-
mittelungsvorschläge maskirt. Die Wuth auf die Diplomaten ist
groß und man bereut, sie nicht durch kühnes Einschreiten an
dem Streiche verhindert zu haben, den sie der radicalen Partei
durch die Beförderung der Flucht des Papstes gespielt haben.
Völkerrecht hat in diesem Jdeenzusammenhange so wenig Gel-
tung, wie irgend eine andere Principienfrage, die nicht die ma-
teriellen Güter des Lebens oder die abstracte Freiheit unmittel-
bar berührt. — Der Kampf, welcher sich vorbereitet, wird durch
die Verzögerung der Krisis jedenfalls nicht erleichtert.

Unsere neuesten Briefe aus Rom vom 11. December mel-
[Spaltenumbruch] den, daß der Papst der an ihn geschickten Abordnung auf alle
Punkte mit Nein antwortete. Man hielt bei der Aufregung,
die dies verursachte, die Errichtung einer provisorischen Regie-
rung für unvermeidlich. Selbst von Republik war wieder die
Rede. [ Wenn es nur recht bald dazu käme! ]

Die „Mailänder Ztg.“ vom 15. December läßt sich über
Livorno aus Rom vom 11. December schreiben, daß wirklich
eine provisorische Regierung eingesetzt worden, bestehend
aus den Senatoren von Rom und Bologna und dem Gon-
falionere von Ancona. Der Papst ist seiner weltlichen Macht
entsetzt und nur unter dem Titel eines Bischofes soll er Rom
betreten dürfen, wo hingegen der Eintritt allen Cardinälen und
Prälaten untersagt ist. Römische Blätter vom 11., die uns
vorliegen, lassen einen solchen Beschluß zwar ahnen, melden ihn
aber noch nicht als eingetreten.

Unsere eigenen Briefe aus Rom ( ebenfalls vom 11. ) er-
wähnen, wie gesagt, dieses Aeußersten noch nicht als eingetre-
ten, stellen es nur in Aussicht. Ebensowenig wissen davon Briefe
aus Florenz, die uns bis zum 13. vorliegen. Ein Schreiben
aus Genua vom 14., das die Fortdauer der dortigen Tumulte
meldet, will aus Rom wissen, die Kammer habe eine neue De-
putation an den Papst geschickt mit dem Ultimatum: er solle
augenblicklich zurückkehren, oder das römische Volk werde ihn
aller seiner weltlichen Würden und Rechte entsetzen. Der Haß
gegen Neapel, in dessen Schutz sich Pius IX. begeben, schürte
bei diesen Entschlüssen mit.

Großbritannien.

London 16. December. Fürst Metternich wird mit seiner
Familie den Herzog v. Wellington auf einige Zeit zu Strathfield-
saye besuchen. — Unsere Journale beschäftigen sich heute vorzugs-
weise mit der Präsidentenwahl in Frankreich, welche sie mit Recht
nunmehr als für L. Napoleon gesichert ansehen. Der „Globe“
theilt die neuesten Wahlberichte mit und folgert aus denselben, daß
der Prinz in diesem Augenblicke bereits als Präsident der Repu-
blik zu betrachten sey. — Der eben erschienene Wochenbericht der
Bank von England lautet wieder recht befriedigend. Die lau-
fende Rechnung des Schatzes hatte abermals ansehnlich zuge-
nommen. Die Ausfuhr werthvoller Metalle aus unserm Hafen
war in voriger Woche ungewöhnlich stark. Die Fondscourse
sind höher gegangen, da man die Nachrichten aus Paris als
günstig betrachtet. Der „Globe“ äußert übrigens, daß er die
Ansicht, als ob man wegen der Festlandsverhältnisse jetzt schon
ganz ruhig seyn könne, keineswegs theile. — Die Berichte aus Not-
tingham über die dortige Fabrication lauten erfreulich; alle Hände
haben vollauf zu thun und die Preise stellen sich lohnend für den
Fabrikanten. — Jn der letzten Zeit sind unter die Mannschaften
mehrerer Schiffe des afrikanischen Geschwaders bedeutende Pri-
sengelder vertheilt worden. Es ist abermals die Rede davon,
einen Theil unseres Kreuzergeschwaders von der Westküste Afrika's
zurückzurufen, weil die Kosten desselben mit dem bisherigen Er-
folge zu sehr außer Verhältniß stehen. — Die „M.=Post“ meldet,
daß die postalische Uebereinkunft zwischen den Vereinigten Staa-
ten und England abgeschlossen sey und daß nächstens die Unter-
zeichnung statt finden wird.



Anzeigen.
Englische Austern

im Anbruche und in Originalfäßchen, circa 325 und 650 Stück ent-
haltend, fortwährend in ganz frischer Qualität; ferner Turbots, Cabel-
jau 's, Soles ( Seezungen ) , Schellfische, nordische Kräuter=Anchovis,
marinirter Aale ( Brataal ) , echter russischer grobkörniger und feinkörniger
Caviar, Pricken ( marinirte Neunaugen ) , Sardines à l'huile in Büchsen,
holländische und Genueser Sardellen, neue marinirte Häringe, englische
Vollbückinge zum Rohessen, holländische Süß=Vollbückinge zum Backen,
pommerische Gänsebrüste, Capern, Pignolen, Macaroni, Tafelrosinen
und Dessert=Mandeln. — Die Austern werden auf Verlangen
auch aufgemacht bei

    J. M. Blancjour am Fischthore.

Die Unterzeichneten empfehlen

zu Weihnachts- und Neujahrsgeschenken ihr wohl
assortirtes Lager von Kinder- und Jugendschriften,
sowohl in deutscher als französischer Sprache, Werke
für Erwachsene, sowohl belletristischen als wissen-
schaftlichen Jnhaltes, Gebet- und Andachtsbücher
in geschmackvollen Einbänden zur geneigten Abnahme.

    Kirchheim & Schott.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

1) Wir bitten um fernere Beiträge. Dem verehrten Einsender be-
merken wir aber, daß wir nur darum nichts mitgetheilt haben — weil
uns nichts zugekommen ist. Die Herren sollen nur schreiben, für
das Weitere wollen wir dann schon sorgen.
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[0004] == Aus dem Jngelheimer Grunde 19. December. End- lich schaaren sich auch in unserem Cantone, dem durchwühltesten von ganz Rheinhessen, die tüchtigen Bürger zusammen, um dem alle Ordnung untergrabenden Treiben, so viel an ihnen liegt, entgegenzutreten und ein Ziel zu stecken. So haben sich in Niederingelheim und Heides heim bereits constitutionelle Vereine gebildet, und in anderen Orten sind sie im Werden. Na- türlich steigt dadurch der Jngrimm der rothen Demokraten, die auch im kleinsten Dörfchen unserer Gegend einen Verein haben und wohl organisirt sind. Unter allen Kniffen aber, die sie wahr- scheinlich aus Freiheitsliebe zum Untergraben der Bürgervereine anwenden, ist wohl der der sonderlichste, daß nämlich sie behufs Wiedereinsetzung des Papstes in Rom gegründet würden. Doch gerade dadurch ward die Theilnahme redlicher Protestanten um so größer; und bald dürfte es anders werden, wenn überall ähnliche Verbrüderungen geschehen, und diese mit einander sich benehmen, indem sie vereinzelt, wie sie jetzt sind, blos Localinteressen, keineswegs aber das Allgemeine fördern 1). # Mainz 21. December. Gestern Abend schloß Herr von Ketteler seine Reden, welche er im Dome vor einer unzählba- ren Menschenmenge mit siegreicher Beredsamkeit gehalten. Das Außerordentliche dieses Mannes, die tiefeingreifende Wichtigkeit des Gegenstandes erfordert es, daß wir dieses Ereignisses auch in unserem Blatte kurz gedenken. Tausenden ist in diesen Ta- gen vielleicht zum ersten Male die große Entscheidungsfrage der Gegenwart klar geworden, die keine andere ist, als ob die durch- aus auf die christlichen Jdeen und Lebenskräfte gebaute sociale Ordnung fortbestehen und durch die Kraft des Christenthumes er- neuert, oder ob dieselbe mit ihrer Grundlage gänzlich gestürzt werden soll. Am Abende dankten eine beträchtliche Anzahl Bür- ger Herrn von Ketteler, wobei der Verein für Kirchenmusik meh- rere geeignete Lieder sang. Alle, wer sie immer seyen, werden eine solche Ehrenbezeugung gegen einen Mann, der das Siegel heiliger Ueberzeugung und reiner Liebe so glänzend an der Stirne trägt, recht und löblich finden. Hamburg 13. December. Daß Dänemark trotz seines trau- rigen Finanzstandes große Kriegsrüstungen macht, ist gewiß; und diejenigen, welche General Hansen kennen, sehen in seiner Wahl zum Kriegsminister ein allen Friedensaussichten hohnsprechen- des Factum: es deuten also alle Zeichen von Dänemark her eher auf Krieg als auf Frieden. Jn Nordschleswig, und besonders in Flensburg, fangen Bauern und Bürgern vielfach an, der gemein- schaftlichen Regierung die Steuern zu verweigern, was gewiß nicht ohne geheime dänische Umtriebe geschieht. Jtalien. Rom 9. December. ( A. Z. ) Der Bürgerkrieg bereitet sich dem Princip nach von beiden Seiten her mit dem besten Erfolge vor. Zucchi versichert sich seiner Truppen und nimmt Avancements vor und das hiesige Ministerium exilirt die von ihm beförderten Officiere, während es eine ganze Reihe neuer Ernennungen kund- gibt. Die bedrohlichste Maßregel aber besteht in der Rückberufung der 4000 römischen Freiwilligen, welche sich in Venedig an das Kriegsfeuer gewöhnt haben ( ? ) . — Gestern Morgen hatte sich die Deputirtenkammer zu geheimer Sitzung versammelt und es war beschlossen worden, „baldmöglichst“ die dritte Gewalt, welche der Regierung durch die Flucht des Papstes entzogen worden sey, zu ergänzen. Jetzt heißt es aber wiederum, man wolle abermals 24 oder 48 Stunden warten, was auf die Anknüpfung von Un- terhandlungen deutet, die trotz der Zurückweisung der Deputation im Gange zu seyn scheinen. Aus allem ist ersichtlich, daß die liberale Partei mit größter Vorsicht handelt, um ihren Gegnern fernere Vorwände zur Jntervention zu entziehen. Der Sturz des Turiner Ministeriums macht sie hoch aufjubeln und das Ulti- matum, welches dem Papste gestellt worden seyn soll, ist Ma- miani 's Programm, welches die Constituante durch allerlei Ver- mittelungsvorschläge maskirt. Die Wuth auf die Diplomaten ist groß und man bereut, sie nicht durch kühnes Einschreiten an dem Streiche verhindert zu haben, den sie der radicalen Partei durch die Beförderung der Flucht des Papstes gespielt haben. Völkerrecht hat in diesem Jdeenzusammenhange so wenig Gel- tung, wie irgend eine andere Principienfrage, die nicht die ma- teriellen Güter des Lebens oder die abstracte Freiheit unmittel- bar berührt. — Der Kampf, welcher sich vorbereitet, wird durch die Verzögerung der Krisis jedenfalls nicht erleichtert. Unsere neuesten Briefe aus Rom vom 11. December mel- den, daß der Papst der an ihn geschickten Abordnung auf alle Punkte mit Nein antwortete. Man hielt bei der Aufregung, die dies verursachte, die Errichtung einer provisorischen Regie- rung für unvermeidlich. Selbst von Republik war wieder die Rede. [ Wenn es nur recht bald dazu käme! ] Die „Mailänder Ztg.“ vom 15. December läßt sich über Livorno aus Rom vom 11. December schreiben, daß wirklich eine provisorische Regierung eingesetzt worden, bestehend aus den Senatoren von Rom und Bologna und dem Gon- falionere von Ancona. Der Papst ist seiner weltlichen Macht entsetzt und nur unter dem Titel eines Bischofes soll er Rom betreten dürfen, wo hingegen der Eintritt allen Cardinälen und Prälaten untersagt ist. Römische Blätter vom 11., die uns vorliegen, lassen einen solchen Beschluß zwar ahnen, melden ihn aber noch nicht als eingetreten. Unsere eigenen Briefe aus Rom ( ebenfalls vom 11. ) er- wähnen, wie gesagt, dieses Aeußersten noch nicht als eingetre- ten, stellen es nur in Aussicht. Ebensowenig wissen davon Briefe aus Florenz, die uns bis zum 13. vorliegen. Ein Schreiben aus Genua vom 14., das die Fortdauer der dortigen Tumulte meldet, will aus Rom wissen, die Kammer habe eine neue De- putation an den Papst geschickt mit dem Ultimatum: er solle augenblicklich zurückkehren, oder das römische Volk werde ihn aller seiner weltlichen Würden und Rechte entsetzen. Der Haß gegen Neapel, in dessen Schutz sich Pius IX. begeben, schürte bei diesen Entschlüssen mit. Großbritannien. London 16. December. Fürst Metternich wird mit seiner Familie den Herzog v. Wellington auf einige Zeit zu Strathfield- saye besuchen. — Unsere Journale beschäftigen sich heute vorzugs- weise mit der Präsidentenwahl in Frankreich, welche sie mit Recht nunmehr als für L. Napoleon gesichert ansehen. Der „Globe“ theilt die neuesten Wahlberichte mit und folgert aus denselben, daß der Prinz in diesem Augenblicke bereits als Präsident der Repu- blik zu betrachten sey. — Der eben erschienene Wochenbericht der Bank von England lautet wieder recht befriedigend. Die lau- fende Rechnung des Schatzes hatte abermals ansehnlich zuge- nommen. Die Ausfuhr werthvoller Metalle aus unserm Hafen war in voriger Woche ungewöhnlich stark. Die Fondscourse sind höher gegangen, da man die Nachrichten aus Paris als günstig betrachtet. Der „Globe“ äußert übrigens, daß er die Ansicht, als ob man wegen der Festlandsverhältnisse jetzt schon ganz ruhig seyn könne, keineswegs theile. — Die Berichte aus Not- tingham über die dortige Fabrication lauten erfreulich; alle Hände haben vollauf zu thun und die Preise stellen sich lohnend für den Fabrikanten. — Jn der letzten Zeit sind unter die Mannschaften mehrerer Schiffe des afrikanischen Geschwaders bedeutende Pri- sengelder vertheilt worden. Es ist abermals die Rede davon, einen Theil unseres Kreuzergeschwaders von der Westküste Afrika's zurückzurufen, weil die Kosten desselben mit dem bisherigen Er- folge zu sehr außer Verhältniß stehen. — Die „M.=Post“ meldet, daß die postalische Uebereinkunft zwischen den Vereinigten Staa- ten und England abgeschlossen sey und daß nächstens die Unter- zeichnung statt finden wird. Anzeigen. Englische Austern im Anbruche und in Originalfäßchen, circa 325 und 650 Stück ent- haltend, fortwährend in ganz frischer Qualität; ferner Turbots, Cabel- jau 's, Soles ( Seezungen ) , Schellfische, nordische Kräuter=Anchovis, marinirter Aale ( Brataal ) , echter russischer grobkörniger und feinkörniger Caviar, Pricken ( marinirte Neunaugen ) , Sardines à l'huile in Büchsen, holländische und Genueser Sardellen, neue marinirte Häringe, englische Vollbückinge zum Rohessen, holländische Süß=Vollbückinge zum Backen, pommerische Gänsebrüste, Capern, Pignolen, Macaroni, Tafelrosinen und Dessert=Mandeln. — Die Austern werden auf Verlangen auch aufgemacht bei J. M. Blancjour am Fischthore. Die Unterzeichneten empfehlen zu Weihnachts- und Neujahrsgeschenken ihr wohl assortirtes Lager von Kinder- und Jugendschriften, sowohl in deutscher als französischer Sprache, Werke für Erwachsene, sowohl belletristischen als wissen- schaftlichen Jnhaltes, Gebet- und Andachtsbücher in geschmackvollen Einbänden zur geneigten Abnahme. Kirchheim & Schott. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg. 1) Wir bitten um fernere Beiträge. Dem verehrten Einsender be- merken wir aber, daß wir nur darum nichts mitgetheilt haben — weil uns nichts zugekommen ist. Die Herren sollen nur schreiben, für das Weitere wollen wir dann schon sorgen.

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Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 170. Mainz, 21. Dezember 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal170_1848/4>, abgerufen am 21.11.2024.