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Mainzer Journal. Nr. 170. Mainz, 21. Dezember 1848.

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[Beginn Spaltensatz] in nahe Verwandtschaft mit Louis Bonaparte getreten ist, hat
dieselbe Erklärung abgegeben, wie Persigny. Alle die Hunger-
leider, die schon seit Monaten an dem Siege des kaiserlichen
Namens gearbeitet, um bei der Gelegenheit eine fette Sinecure
zn fischen, sind indessen über diese Uneigennützigkeit der beiden
ältesten Freunde des künftigen Präsidenten sehr ungehalten und
sagen, die Erklärung von Laity und Persigny sey nur Schein
und es sey dieses nur ein Vorwand, um ihnen auf anständige
Weise die Thür vor der Nase zumachen zu können.

Jm hohen Rathe der Präsidentschaft ist die Rede davon, den
General Cavaignac in Gemeinschaft mit Arago und Dupont de
l'Eure zum Vicepräsidenten der Republik vorzuschlagen und es
sind in dieser Beziehung bei Cavaignac Anfragen gemacht wor-
den, ob er es wohl annehmen werde, wenn man ihm auf der
Candidatenliste die erste Stelle einräume. Dahin gehört auch
wieder ein anderes Gerücht, daß nicht Buffet, sondern der be-
kannte Abgeordnete Bixio Handelsminister werden soll. Es ist
eben ein unsicheres Herumtasten nach allen Parteien hin! Auch
das Gerücht von einer imperialistischen Bewegung am Tage der
Proclamation des Präsidenten erhält sich. Die Ungeduldigen
der Partei und alle die Leute, welche bei der Bildung des Mini-
steriums leer ausgegangen sind, arbeiten auf eine solche Demon-
stration hin. Uebrigens herrscht auch hier Zwiespalt: Einige
meinen, es sey noch zu früh, loszuschlagen, Andere sagen, man
müsse das Eisen schmieden, so lange es noch warm ist, weil es
sehr bald wieder kalt werden könnte.

Der "Constitutionnel" ruft Hallelujah. "Die wunderbare
Uebereinstimmung des Landes, sagt er, durch welche erst Ord-
nung in die Freiheit gebracht wird, eine Uebereinstimmung, die
sich in den fünf Millionen Stimmen für Louis Bonaparre und in
den meisten Stimmen für Cavaignac ausspricht; die Einsamkeit
und Verlassenheit, in welcher die Bergpartei dasteht, wie die we-
nigen Stimmen beweisen, welche Ledru=Rollin erhalten hat; die
völlige Lichtung der Reihen der Socialisten, die sich aus der un-
bedeutenden Minorität ergibt, welche noch an Raspail festhält,
-- diese drei Umstände haben schon jetzt das Gefühl der Sicher-
heit und das Vertrauen bedeutend gehoben. Die Societät kommt
jetzt erst wieder zu sich selbst." Anders faßt das bedeutendste Blatt
der Rothrepublikaner, die "Reforme" die Sache auf. Jhm ist
das Wahlresultat eine Protestation gegen die Politik Cavaignacs
und eine Erinnerung an den alten Ruhm, der natürlich für die
"Reforme" weiter nichts als Kriegsruhm und Kriegslust ist.

Die Börse fühlt sich sehr wohlgemuth und es sind in der letz-
ten Zeit an einem Tage zwanzigmal mehr Geschäfte gemacht
worden, als dieses seit zehn Monaten der Fall war. Auch
die Fremden strömen von allen Seiten wieder nach Paris
und die Notabilitäten aus der Zeit vor dem Februar, welche
sich seither [unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]fern gehalten, werden in der Hauptstadt wieder sicht-
bar. Alle Welt ist mit den Vorbereitungen zu der großen Jllu-
mination am Tage der Proclamation des Präsidenten beschäftigt,
der nicht nur das Elysee=Bourbon, sondern auch das Schloß
von Saint=Cloud zur Residenz bekommt. -- Der demokratische
und volksfreundliche Credit von Lamennais hat dieser Tage einen
harten Stoß erlitten, weil er ein paar arme Miethsleute aus sei-
nem Hause austreiben und ihre Möbel mit Beschlag belegen ließ.
Der Mann scheint so verbittert zu seyn, daß er keinen Menschen
mehr schont!

Aus Turin vom 14. ist hier die Nachricht eingelaufen, daß Karl
Albert nun wirklich den Abbate Gioberti mit der Bildung eines
Ministeriums beauftragt hat. Andererseits hat Graf Mamiani
die römischen Freischärler aus Venedig abgerufen, um mit ihrer
Hilfe in Rom die Entthronung des Papstes durchzusetzen. Auf
diesen Fall soll der König von Neapel entschlossen seyn, sofort mit
15,000 Man gegen Rom vorzurücken, um der Herrschaft der
Anarchie ein Ende zu machen.

Großbritannien.

London 18. December. Jn der vorgestern zu Osborne ab-
gehaltenen Geheimrathssitzung, welcher nur drei Minister bei-
wohnten, wurde beschlossen, daß das Parlament, welches durch
durch den letzten Geheimrathsbeschluß auf den 19. December pro-
rogirt ward, auf Donnerstag den 1. Februar 1849[unleserliches Material], zur Er-
ledigung wichtiger öffentlicher Geschäfte zusammen zu treten,
aufgefordert werden soll. Jn der Londoner Zeitung steht be-
reits die betreffende königliche Proclamation. Die Frage über
die Zeit des Beginnes der nächstjährigen Parlamentsession wäre
somit entschieden. -- Sobald das Ergebniß der Präsidenten-
wahl ihm bekannt geworden, sandte Herr de Beaumont seine
Abdankung als hiesiger Gesandter ein; er wird gleich nach Ueber-
gabe seiner Rückberufungsschreiben England verlassen. -- Der
dänische Gesandte Reventlow hatte in Begleitung des Conferenz-
rathes Treschow eine lange Unterredung mit Lord Palmerston.
[Spaltenumbruch] -- Die Fonds fahren fort, an unserer Börse zu steigen, da man
die Nachrichten aus Frankreich für günstig hält und da auch die
Berichte aus den Fabrikbezirken, wo man in allen Geschäftszwei-
gen bedeutende Thätigkeit erwartet, abermals erfreulich lauten.
Die meisten Eisenbahnactien gehen ebenfalls höher. Geld ist
zu niedrigem Zinsfuße fortwährend in Masse zu haben und
noch immer strömen vom Festlande Gelder hierher, bei denen
blos sichere Unterbringung bezweckt wird. Man hofft, daß
die Wiederbelebung des Handels einen Theil der jetzt unbe-
schäftigt liegenden Gelder in Umlauf bringen werde. -- Das
Uebungsgeschwader unter Admiral Napier, welches seit eini-
ger Zeit bei Portsmouth lag, ist vorgestern wieder in See
gegangen. -- Ein Blatt von Manchester kündigt für den
4. Januar in der dortigen Freihandelshalle eine große Ver-
sammlung an, welcher Cobden, Bright und Gibson beiwoh-
nen dürften und worin die wichtigen Fragen parlamentari-
scher und financieller Reform erörtert werden sollen. Man
will sich Über einen Operationsplan verständigen, der beson-
ders die allgemeine Registrirung der Wähler betreffen soll.

Rußland und Polen.

Posen 16. December. ( D. A. Z. ) Es scheint, daß Rußland
willens ist, sein Sperrsystem dergestalt zu verschärfen, daß
die polnische Grenze künftig in der That als hermetisch verschlos-
sen betrachtet werden darf. Es wird jetzt nämlich ein neues Grenz-
bewachungssystem ausgeführt, das schleunigst ins Leben treten soll
und zu dessen Herstellung 3 Mill. R. S. angewiesen seyn sollen;
von Werst zu Werst werden jetzt auf der ganzen Grenzlinie kleine
hölzerne Wachthäuser, jedes für eine Besatzung von vier Mann
erbaut, die im Dienste abwechseln und ununterbrochen patrouilliren
sollen. Diese Grenzhüter sind militärisch organisirt und stehen
unter eigenen Officieren, deren jeder ein Dutzend solcher Grenz-
posten zu beaufsichtigen hat. Alle bei deisem neuen Jnstitute ange-
stellten Beamten müssen geborene Russen seyn, was früher bei
den Grenzwächtern nicht immer der Fall war, da man der Lan-
dessprache wegen auch geborene Polen dazu verwendete. Diese
neue ultrastrenge Grenzbewachung hat keinesweges in dem rus-
sischen Prohibitiv=Handelssysteme seinen Grund, sondern blos in
den revolutionären Zuckungen in den Nachbarländern, denn in
Rußland weiß man sehr wohl, daß der Staat augenblicklich aus-
einanderfallen muß, sobald es den sogenannten liberalen Jdeen
gelingt, über die Grenze vorzudringen und im Lande selbst Wur-
zel zu schlagen.



Geld-und Wechselcourse.

Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 21. Dec. 1848. Papier Geld.
Oestr. Met. Oblg. 5% 74 73 5 / 8 Amsterdam fl. 100 k. S. 100 7 / 8 --
" " " 4% 59 58 1 / 2     ditto " 2 M. 100 3 / 8 --
" " "2 1 / 2 % 38 7 / 8 38 5 / 8 Augsburg fl. 100 k. S. -- 119 1 / 2
" Bankactien 1235 1227     ditto " 2 M. -- 100
" 250 fl. L. b. Roths. 76 1 / 2 75 1 / 2 Berlin Thlr. 60 k. S. -- --
" 500 fl. " " 126 1 / 4 125 3 / 4     ditto " 2 M. -- --
"4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 69 1 / 2 69 Bremen 50 Th. Ls. k. S. 99 1 / 8 --
" 4% " " 60 59     ditto " 2 M. -- --
Preuss.3 1 / 2 % Schulds. 79 3 / 4 79 1 / 4 Hamburg Mb. 100 k. S. -- 88 7 / 8
" Prämienscheine. -- 94     ditto " 2 M. 87 3 / 4 --
Bair.3 1 / 2 Obligation. 76 1 / 4 75 3 / 4 Leipzig Thlr. 60 k. S. -- 105 1 / 8
Hessen 50 fl. Loose. 61 1 / 2 61 1 / 4     ditto in der Messe -- --
" 25 fl. " 21 1 / 8 20 7 / 8 London Lst. 10 k. S. 121 --
"3 1 / 2 % Obl. 75 1 / 2 75     ditto " 3 M. 120 1 / 4 --
" 4% " 85 1 / 4 84 3 / 4 Lyon Frs. 200 k. S. 95 --
Baden Obligat.3 1 / 2 % 74 3 / 4 74 1 / 4     ditto " 2 M. -- --
" 50 fl. Loose 45 3 / 4 45 1 / 4 Mailand Lr. 250 k. S. 100 1 / 4 --
" 35 fl. " 23 1 / 4 26     ditto " 2 M. -- --
Würtemb.3 1 / 2 % Obl. 77 76 1 / 2 Paris Frs. 200 k. S. 95 94 3 / 4
" Neue4 1 / 2 % " 93 7 / 8 93 5 / 8     ditto " 3 M. -- --
Nassau3 1 / 2 % Obl. b. R. 97 1 / 2 -- Wien fl. 100 C. k. S. 107 --
" 25 fl. Loose. 20 7 / 8 20 5 / 8     ditto " 3 M. -- --
Frankfrt. Obligat. 3% 77 76 1 / 2 Disconto -- 1 3 / 4
    ditto v. 1839.3 1 / 2 % 90 3 / 4 90 1 / 4
    ditto v. 1846.3 1 / 2 %87 1 / 4 86 3 / 4 fl. kr.
Frankf, Taunusbahn 273 269 Pistolen 9 54
Holland.2 1 / 2 Integral. 49 48 1 / 2 Preus. Friedrichsd'or. 9 55
" Holländische 4% -- 75 Holl. fl. 10 Stücke 10 2
" Syndicats3 1 / 2 % -- 75 Rand-Ducaten 5 36
Spanien 5% Active -- -- 20 Franken-Stücke 9 36
" 3% Innere 20 19 3 / 4 Engl. Sovereigns 12 --
Portgl Cons. a 12 fl. 3% -- -- Gold al Marco 382 --
Polen fl. 500 Lot. L. Rth. -- 97 Laubth., ganze 2 43 1 / 4
" Obl. de fl. 500 4% 72 71 3 / 4 Preussische Thaler 1 45
Russland i. R. 3 fl. 4% -- 79 3 / 4 5 Frankenthlr -- --
" b. Stieglitz 4% -- 79 1 / 2 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.
2418
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] in nahe Verwandtschaft mit Louis Bonaparte getreten ist, hat
dieselbe Erklärung abgegeben, wie Persigny. Alle die Hunger-
leider, die schon seit Monaten an dem Siege des kaiserlichen
Namens gearbeitet, um bei der Gelegenheit eine fette Sinecure
zn fischen, sind indessen über diese Uneigennützigkeit der beiden
ältesten Freunde des künftigen Präsidenten sehr ungehalten und
sagen, die Erklärung von Laity und Persigny sey nur Schein
und es sey dieses nur ein Vorwand, um ihnen auf anständige
Weise die Thür vor der Nase zumachen zu können.

Jm hohen Rathe der Präsidentschaft ist die Rede davon, den
General Cavaignac in Gemeinschaft mit Arago und Dupont de
l'Eure zum Vicepräsidenten der Republik vorzuschlagen und es
sind in dieser Beziehung bei Cavaignac Anfragen gemacht wor-
den, ob er es wohl annehmen werde, wenn man ihm auf der
Candidatenliste die erste Stelle einräume. Dahin gehört auch
wieder ein anderes Gerücht, daß nicht Buffet, sondern der be-
kannte Abgeordnete Bixio Handelsminister werden soll. Es ist
eben ein unsicheres Herumtasten nach allen Parteien hin! Auch
das Gerücht von einer imperialistischen Bewegung am Tage der
Proclamation des Präsidenten erhält sich. Die Ungeduldigen
der Partei und alle die Leute, welche bei der Bildung des Mini-
steriums leer ausgegangen sind, arbeiten auf eine solche Demon-
stration hin. Uebrigens herrscht auch hier Zwiespalt: Einige
meinen, es sey noch zu früh, loszuschlagen, Andere sagen, man
müsse das Eisen schmieden, so lange es noch warm ist, weil es
sehr bald wieder kalt werden könnte.

Der „Constitutionnel“ ruft Hallelujah. „Die wunderbare
Uebereinstimmung des Landes, sagt er, durch welche erst Ord-
nung in die Freiheit gebracht wird, eine Uebereinstimmung, die
sich in den fünf Millionen Stimmen für Louis Bonaparre und in
den meisten Stimmen für Cavaignac ausspricht; die Einsamkeit
und Verlassenheit, in welcher die Bergpartei dasteht, wie die we-
nigen Stimmen beweisen, welche Ledru=Rollin erhalten hat; die
völlige Lichtung der Reihen der Socialisten, die sich aus der un-
bedeutenden Minorität ergibt, welche noch an Raspail festhält,
— diese drei Umstände haben schon jetzt das Gefühl der Sicher-
heit und das Vertrauen bedeutend gehoben. Die Societät kommt
jetzt erst wieder zu sich selbst.“ Anders faßt das bedeutendste Blatt
der Rothrepublikaner, die „Reforme“ die Sache auf. Jhm ist
das Wahlresultat eine Protestation gegen die Politik Cavaignacs
und eine Erinnerung an den alten Ruhm, der natürlich für die
„Reforme“ weiter nichts als Kriegsruhm und Kriegslust ist.

Die Börse fühlt sich sehr wohlgemuth und es sind in der letz-
ten Zeit an einem Tage zwanzigmal mehr Geschäfte gemacht
worden, als dieses seit zehn Monaten der Fall war. Auch
die Fremden strömen von allen Seiten wieder nach Paris
und die Notabilitäten aus der Zeit vor dem Februar, welche
sich seither [unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]fern gehalten, werden in der Hauptstadt wieder sicht-
bar. Alle Welt ist mit den Vorbereitungen zu der großen Jllu-
mination am Tage der Proclamation des Präsidenten beschäftigt,
der nicht nur das Elysée=Bourbon, sondern auch das Schloß
von Saint=Cloud zur Residenz bekommt. — Der demokratische
und volksfreundliche Credit von Lamennais hat dieser Tage einen
harten Stoß erlitten, weil er ein paar arme Miethsleute aus sei-
nem Hause austreiben und ihre Möbel mit Beschlag belegen ließ.
Der Mann scheint so verbittert zu seyn, daß er keinen Menschen
mehr schont!

Aus Turin vom 14. ist hier die Nachricht eingelaufen, daß Karl
Albert nun wirklich den Abbate Gioberti mit der Bildung eines
Ministeriums beauftragt hat. Andererseits hat Graf Mamiani
die römischen Freischärler aus Venedig abgerufen, um mit ihrer
Hilfe in Rom die Entthronung des Papstes durchzusetzen. Auf
diesen Fall soll der König von Neapel entschlossen seyn, sofort mit
15,000 Man gegen Rom vorzurücken, um der Herrschaft der
Anarchie ein Ende zu machen.

Großbritannien.

London 18. December. Jn der vorgestern zu Osborne ab-
gehaltenen Geheimrathssitzung, welcher nur drei Minister bei-
wohnten, wurde beschlossen, daß das Parlament, welches durch
durch den letzten Geheimrathsbeschluß auf den 19. December pro-
rogirt ward, auf Donnerstag den 1. Februar 1849[unleserliches Material], zur Er-
ledigung wichtiger öffentlicher Geschäfte zusammen zu treten,
aufgefordert werden soll. Jn der Londoner Zeitung steht be-
reits die betreffende königliche Proclamation. Die Frage über
die Zeit des Beginnes der nächstjährigen Parlamentsession wäre
somit entschieden. — Sobald das Ergebniß der Präsidenten-
wahl ihm bekannt geworden, sandte Herr de Beaumont seine
Abdankung als hiesiger Gesandter ein; er wird gleich nach Ueber-
gabe seiner Rückberufungsschreiben England verlassen. — Der
dänische Gesandte Reventlow hatte in Begleitung des Conferenz-
rathes Treschow eine lange Unterredung mit Lord Palmerston.
[Spaltenumbruch] — Die Fonds fahren fort, an unserer Börse zu steigen, da man
die Nachrichten aus Frankreich für günstig hält und da auch die
Berichte aus den Fabrikbezirken, wo man in allen Geschäftszwei-
gen bedeutende Thätigkeit erwartet, abermals erfreulich lauten.
Die meisten Eisenbahnactien gehen ebenfalls höher. Geld ist
zu niedrigem Zinsfuße fortwährend in Masse zu haben und
noch immer strömen vom Festlande Gelder hierher, bei denen
blos sichere Unterbringung bezweckt wird. Man hofft, daß
die Wiederbelebung des Handels einen Theil der jetzt unbe-
schäftigt liegenden Gelder in Umlauf bringen werde. — Das
Uebungsgeschwader unter Admiral Napier, welches seit eini-
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4. Januar in der dortigen Freihandelshalle eine große Ver-
sammlung an, welcher Cobden, Bright und Gibson beiwoh-
nen dürften und worin die wichtigen Fragen parlamentari-
scher und financieller Reform erörtert werden sollen. Man
will sich Über einen Operationsplan verständigen, der beson-
ders die allgemeine Registrirung der Wähler betreffen soll.

Rußland und Polen.

Posen 16. December. ( D. A. Z. ) Es scheint, daß Rußland
willens ist, sein Sperrsystem dergestalt zu verschärfen, daß
die polnische Grenze künftig in der That als hermetisch verschlos-
sen betrachtet werden darf. Es wird jetzt nämlich ein neues Grenz-
bewachungssystem ausgeführt, das schleunigst ins Leben treten soll
und zu dessen Herstellung 3 Mill. R. S. angewiesen seyn sollen;
von Werst zu Werst werden jetzt auf der ganzen Grenzlinie kleine
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sollen. Diese Grenzhüter sind militärisch organisirt und stehen
unter eigenen Officieren, deren jeder ein Dutzend solcher Grenz-
posten zu beaufsichtigen hat. Alle bei deisem neuen Jnstitute ange-
stellten Beamten müssen geborene Russen seyn, was früher bei
den Grenzwächtern nicht immer der Fall war, da man der Lan-
dessprache wegen auch geborene Polen dazu verwendete. Diese
neue ultrastrenge Grenzbewachung hat keinesweges in dem rus-
sischen Prohibitiv=Handelssysteme seinen Grund, sondern blos in
den revolutionären Zuckungen in den Nachbarländern, denn in
Rußland weiß man sehr wohl, daß der Staat augenblicklich aus-
einanderfallen muß, sobald es den sogenannten liberalen Jdeen
gelingt, über die Grenze vorzudringen und im Lande selbst Wur-
zel zu schlagen.



Geld-und Wechselcourse.

Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 21. Dec. 1848. Papier Geld.
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Frankfrt. Obligat. 3% 77 76 1 / 2 Disconto 1 3 / 4
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Frankf, Taunusbahn 273 269 Pistolen 9 54
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Russland i. R. 3 fl. 4% 79 3 / 4 5 Frankenthlr
„ b. Stieglitz 4% 79 1 / 2 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.
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Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Ministeriums beauftragt hat. Andererseits hat Graf Mamiani<lb/>
die römischen Freischärler aus Venedig abgerufen, um mit ihrer<lb/>
Hilfe in Rom die Entthronung des Papstes durchzusetzen. Auf<lb/>
diesen Fall soll der König von Neapel entschlossen seyn, sofort mit<lb/>
15,000 Man gegen Rom vorzurücken, um der Herrschaft der<lb/>
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&#x2014; Die Fonds fahren fort, an unserer Börse zu steigen, da man<lb/>
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              <p>Redacteur: Franz Sausen. &#x2014; Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. &#x2014; Druck von Florian Kupferberg.</p>
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[0006] in nahe Verwandtschaft mit Louis Bonaparte getreten ist, hat dieselbe Erklärung abgegeben, wie Persigny. Alle die Hunger- leider, die schon seit Monaten an dem Siege des kaiserlichen Namens gearbeitet, um bei der Gelegenheit eine fette Sinecure zn fischen, sind indessen über diese Uneigennützigkeit der beiden ältesten Freunde des künftigen Präsidenten sehr ungehalten und sagen, die Erklärung von Laity und Persigny sey nur Schein und es sey dieses nur ein Vorwand, um ihnen auf anständige Weise die Thür vor der Nase zumachen zu können. Jm hohen Rathe der Präsidentschaft ist die Rede davon, den General Cavaignac in Gemeinschaft mit Arago und Dupont de l'Eure zum Vicepräsidenten der Republik vorzuschlagen und es sind in dieser Beziehung bei Cavaignac Anfragen gemacht wor- den, ob er es wohl annehmen werde, wenn man ihm auf der Candidatenliste die erste Stelle einräume. Dahin gehört auch wieder ein anderes Gerücht, daß nicht Buffet, sondern der be- kannte Abgeordnete Bixio Handelsminister werden soll. Es ist eben ein unsicheres Herumtasten nach allen Parteien hin! Auch das Gerücht von einer imperialistischen Bewegung am Tage der Proclamation des Präsidenten erhält sich. Die Ungeduldigen der Partei und alle die Leute, welche bei der Bildung des Mini- steriums leer ausgegangen sind, arbeiten auf eine solche Demon- stration hin. Uebrigens herrscht auch hier Zwiespalt: Einige meinen, es sey noch zu früh, loszuschlagen, Andere sagen, man müsse das Eisen schmieden, so lange es noch warm ist, weil es sehr bald wieder kalt werden könnte. Der „Constitutionnel“ ruft Hallelujah. „Die wunderbare Uebereinstimmung des Landes, sagt er, durch welche erst Ord- nung in die Freiheit gebracht wird, eine Uebereinstimmung, die sich in den fünf Millionen Stimmen für Louis Bonaparre und in den meisten Stimmen für Cavaignac ausspricht; die Einsamkeit und Verlassenheit, in welcher die Bergpartei dasteht, wie die we- nigen Stimmen beweisen, welche Ledru=Rollin erhalten hat; die völlige Lichtung der Reihen der Socialisten, die sich aus der un- bedeutenden Minorität ergibt, welche noch an Raspail festhält, — diese drei Umstände haben schon jetzt das Gefühl der Sicher- heit und das Vertrauen bedeutend gehoben. Die Societät kommt jetzt erst wieder zu sich selbst.“ Anders faßt das bedeutendste Blatt der Rothrepublikaner, die „Reforme“ die Sache auf. Jhm ist das Wahlresultat eine Protestation gegen die Politik Cavaignacs und eine Erinnerung an den alten Ruhm, der natürlich für die „Reforme“ weiter nichts als Kriegsruhm und Kriegslust ist. Die Börse fühlt sich sehr wohlgemuth und es sind in der letz- ten Zeit an einem Tage zwanzigmal mehr Geschäfte gemacht worden, als dieses seit zehn Monaten der Fall war. Auch die Fremden strömen von allen Seiten wieder nach Paris und die Notabilitäten aus der Zeit vor dem Februar, welche sich seither ____fern gehalten, werden in der Hauptstadt wieder sicht- bar. Alle Welt ist mit den Vorbereitungen zu der großen Jllu- mination am Tage der Proclamation des Präsidenten beschäftigt, der nicht nur das Elysée=Bourbon, sondern auch das Schloß von Saint=Cloud zur Residenz bekommt. — Der demokratische und volksfreundliche Credit von Lamennais hat dieser Tage einen harten Stoß erlitten, weil er ein paar arme Miethsleute aus sei- nem Hause austreiben und ihre Möbel mit Beschlag belegen ließ. Der Mann scheint so verbittert zu seyn, daß er keinen Menschen mehr schont! Aus Turin vom 14. ist hier die Nachricht eingelaufen, daß Karl Albert nun wirklich den Abbate Gioberti mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt hat. Andererseits hat Graf Mamiani die römischen Freischärler aus Venedig abgerufen, um mit ihrer Hilfe in Rom die Entthronung des Papstes durchzusetzen. Auf diesen Fall soll der König von Neapel entschlossen seyn, sofort mit 15,000 Man gegen Rom vorzurücken, um der Herrschaft der Anarchie ein Ende zu machen. Großbritannien. London 18. December. Jn der vorgestern zu Osborne ab- gehaltenen Geheimrathssitzung, welcher nur drei Minister bei- wohnten, wurde beschlossen, daß das Parlament, welches durch durch den letzten Geheimrathsbeschluß auf den 19. December pro- rogirt ward, auf Donnerstag den 1. Februar 1849_ , zur Er- ledigung wichtiger öffentlicher Geschäfte zusammen zu treten, aufgefordert werden soll. Jn der Londoner Zeitung steht be- reits die betreffende königliche Proclamation. Die Frage über die Zeit des Beginnes der nächstjährigen Parlamentsession wäre somit entschieden. — Sobald das Ergebniß der Präsidenten- wahl ihm bekannt geworden, sandte Herr de Beaumont seine Abdankung als hiesiger Gesandter ein; er wird gleich nach Ueber- gabe seiner Rückberufungsschreiben England verlassen. — Der dänische Gesandte Reventlow hatte in Begleitung des Conferenz- rathes Treschow eine lange Unterredung mit Lord Palmerston. — Die Fonds fahren fort, an unserer Börse zu steigen, da man die Nachrichten aus Frankreich für günstig hält und da auch die Berichte aus den Fabrikbezirken, wo man in allen Geschäftszwei- gen bedeutende Thätigkeit erwartet, abermals erfreulich lauten. Die meisten Eisenbahnactien gehen ebenfalls höher. Geld ist zu niedrigem Zinsfuße fortwährend in Masse zu haben und noch immer strömen vom Festlande Gelder hierher, bei denen blos sichere Unterbringung bezweckt wird. Man hofft, daß die Wiederbelebung des Handels einen Theil der jetzt unbe- schäftigt liegenden Gelder in Umlauf bringen werde. — Das Uebungsgeschwader unter Admiral Napier, welches seit eini- ger Zeit bei Portsmouth lag, ist vorgestern wieder in See gegangen. — Ein Blatt von Manchester kündigt für den 4. Januar in der dortigen Freihandelshalle eine große Ver- sammlung an, welcher Cobden, Bright und Gibson beiwoh- nen dürften und worin die wichtigen Fragen parlamentari- scher und financieller Reform erörtert werden sollen. Man will sich Über einen Operationsplan verständigen, der beson- ders die allgemeine Registrirung der Wähler betreffen soll. Rußland und Polen. Posen 16. December. ( D. A. Z. ) Es scheint, daß Rußland willens ist, sein Sperrsystem dergestalt zu verschärfen, daß die polnische Grenze künftig in der That als hermetisch verschlos- sen betrachtet werden darf. Es wird jetzt nämlich ein neues Grenz- bewachungssystem ausgeführt, das schleunigst ins Leben treten soll und zu dessen Herstellung 3 Mill. R. S. angewiesen seyn sollen; von Werst zu Werst werden jetzt auf der ganzen Grenzlinie kleine hölzerne Wachthäuser, jedes für eine Besatzung von vier Mann erbaut, die im Dienste abwechseln und ununterbrochen patrouilliren sollen. Diese Grenzhüter sind militärisch organisirt und stehen unter eigenen Officieren, deren jeder ein Dutzend solcher Grenz- posten zu beaufsichtigen hat. Alle bei deisem neuen Jnstitute ange- stellten Beamten müssen geborene Russen seyn, was früher bei den Grenzwächtern nicht immer der Fall war, da man der Lan- dessprache wegen auch geborene Polen dazu verwendete. Diese neue ultrastrenge Grenzbewachung hat keinesweges in dem rus- sischen Prohibitiv=Handelssysteme seinen Grund, sondern blos in den revolutionären Zuckungen in den Nachbarländern, denn in Rußland weiß man sehr wohl, daß der Staat augenblicklich aus- einanderfallen muß, sobald es den sogenannten liberalen Jdeen gelingt, über die Grenze vorzudringen und im Lande selbst Wur- zel zu schlagen. Geld-und Wechselcourse. Frankfurter Börse. Papier. Geld. am 21. Dec. 1848. Papier Geld. Oestr. Met. Oblg. 5% 74 73 5 / 8 Amsterdam fl. 100 k. S. 100 7 / 8 — „ „ „ 4% 59 58 1 / 2 ditto „ 2 M. 100 3 / 8 — „ „ „2 1 / 2 % 38 7 / 8 38 5 / 8 Augsburg fl. 100 k. S. — 119 1 / 2 „ Bankactien 1235 1227 ditto „ 2 M. — 100 „ 250 fl. L. b. Roths. 76 1 / 2 75 1 / 2 Berlin Thlr. 60 k. S. — — „ 500 fl. „ „ 126 1 / 4 125 3 / 4 ditto „ 2 M. — — „4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 69 1 / 2 69 Bremen 50 Th. Ls. k. S. 99 1 / 8 — „ 4% „ „ 60 59 ditto „ 2 M. — — Preuss.3 1 / 2 % Schulds. 79 3 / 4 79 1 / 4 Hamburg Mb. 100 k. 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Friedrichsd'or. 9 55 „ Holländische 4% — 75 Holl. fl. 10 Stücke 10 2 „ Syndicats3 1 / 2 % — 75 Rand-Ducaten 5 36 Spanien 5% Active — — 20 Franken-Stücke 9 36 „ 3% Innere 20 19 3 / 4 Engl. Sovereigns 12 — Portgl Cons. à 12 fl. 3% — — Gold al Marco 382 — Polen fl. 500 Lot. L. Rth. — 97 Laubth., ganze 2 43 1 / 4 „ Obl. de fl. 500 4% 72 71 3 / 4 Preussische Thaler 1 45 Russland i. R. 3 fl. 4% — 79 3 / 4 5 Frankenthlr — — „ b. Stieglitz 4% — 79 1 / 2 Hochhaltig Silber 24 24 Gering u. mittelh. 24 18 Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 170. Mainz, 21. Dezember 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal170_1848/6>, abgerufen am 21.11.2024.