Mainzer Journal. Nr. 242. Mainz, 11. Oktober 1849.Mainzer Journal. Nro 242. Donnerstag, den 11. October. 1849. [Beginn Spaltensatz]
Die Fresken im Kaiserdome zu Speyer. ( Schluß. ) Wer, vielleicht abgezogen durch die laut tobenden Stürme Den ganzen Genius seiner Kunst, verbunden mit der bewun- Jn der Altarnische dieses Chores überrascht uns noch ein Fassen wir den Eindruck zusammen, welchen wir bei unserer Mainzer Journal. Nro 242. Donnerstag, den 11. October. 1849. [Beginn Spaltensatz]
Die Fresken im Kaiserdome zu Speyer. ( Schluß. ) Wer, vielleicht abgezogen durch die laut tobenden Stürme Den ganzen Genius seiner Kunst, verbunden mit der bewun- Jn der Altarnische dieses Chores überrascht uns noch ein Fassen wir den Eindruck zusammen, welchen wir bei unserer <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001"/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#fr">Mainzer Journal.</hi> </titlePart> </docTitle> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <docImprint>N<hi rendition="#sup">ro</hi> 242. <docDate><hi rendition="#c">Donnerstag, den 11. 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Jm Bernharduschore ( dem nördlichen Sei-<lb/> tenchore ) werden in wenig Wochen die vier historischen Fresken<lb/> aus dem Leben jenes ächten Reformators der Kirche und des<lb/> Staates völlig zur Ausführung gebracht seyn, darunter zwei<lb/> Fresken von des Meisters eigener Hand. Wer auch im Speyerer<lb/> Dome nichts weiter gesehen hätte, als Schraudolphs <hi rendition="#g">betenden<lb/> Bernhardus,</hi> wie er, gefolgt von Kaiser und Klerus, vor dem<lb/> wunderthätigen Madonnenbilde niedergeworfen, dem Antiphone<lb/> der Kirche das berühmte: <hi rendition="#aq">O clemens, o pia, o dulcis virgo</hi>! —<lb/> mit begeistertem Dichtermunde anfügt — der würde gestehen, die<lb/> wenn auch weite Fahrt zu dem Dome und seinen jungen Kunst-<lb/> schätzen nicht umsonst unternommen zu haben.</p><lb/> <p>Den ganzen Genius seiner Kunst, verbunden mit der bewun-<lb/> derungswürdigsten Virtuosität in der Technik, entwickelt aber der<lb/> Meister in dem Gemälde, an welches er in diesen Tagen die<lb/> letzte Hand anlegt. Der Künstler hat den historischen Moment<lb/> gewählt, wo Kaiser Konrad, erschüttert von der gewaltig mah-<lb/> nenden Rede des heiligen Abtes von Clairvaux, vor dem ver-<lb/> sammelten Reiche im Dome zu Speyer das Kreuz nimmt und das<lb/> Kreuzesbanner aus Bernhards Hand empfängt. Der Heilige und<lb/> der knieende Kaiser sind die hervorragenden Figuren im Mittel-<lb/> grunde der großartigen Composition. Jn Jenem tritt uns der<lb/> milde Ernst des demüthigen Gottesmannes entgegen, welcher den<lb/> so eben durch die wunderbare Macht seiner Rede errungenen<lb/> Sieg über den Schwachmuth der Welt nicht sich zuschreibt, son-<lb/> dern dem Geiste, in dem er wirkt und von dem er seine Sendung<lb/> hat. Zur Rechten ist die kampfbegierige Ritterschaft repräsentirt,<lb/> wie sie zum Empfange des Kreuzes sich drängt und dem kaiser-<lb/> lichen Führer, der das Banner des Sieges empfangen, den Eid<lb/> der Treue zuschwört. Unter ihnen bemerken wir den jugendlichen<lb/> Hohenstaufen Friedrich Barbarossa, den umsonst der greise Vater<lb/> zurückhalten will. Von drastischer Wirkung sind bei dieser Gruppe<lb/> nach Conception und Farbe die knieenden Rittergestalten im Vor-<lb/> dergrunde. Jhnen gegenüber zur Linken drängt sich das Volk<lb/> hinzu, um den wunderthätigen, gewaltigen Mann von Angesicht<lb/> zu sehen, der so Großes über den Kaiser selbst vermochte. Wenn<lb/> es erlaubt ist, bei solcher flüchtiger Skizze in's Einzelne einzuge-<lb/> hen, so wagen wir auf die vorwärts gebeugte weibliche Gestalt<lb/> in dieser demüthigen Gruppe aufmerksam zu machen. Jn diesem<lb/> höchst gelungenen Kopfe spiegelt sich die feine Auffassung der<lb/> Statur und das sichere Maß des Jdealisirens, welches unserem<lb/> Künstler zu eigen ist. Mehr im Hintergrunde schließt dann die<lb/> Gruppe des Klerus die eben so lebendige als einfache und klare<lb/> Composition zu einem reichbewegten Ganzen ab. Was die Aus-<lb/> führung al Fresko betrifft, so unterliegt es wohl keinem Zweifel,<lb/> daß Schraudolph hier geleistet, was ihm diesseits der Alpen und<lb/> jenseits, sowie an der Seine und Themse keiner der Zeitgenossen<lb/> gleich thun wird.</p><lb/> <p>Jn der Altarnische dieses Chores überrascht uns noch ein<lb/> vortreffliches Madonnenbild. Es ist die jungfräuliche Königin,<lb/> umgeben von einer Engelglorie und den schwebenden Gestal-<lb/> ten des h. Benedictus und des h. Laurentius. Allem, was<lb/> in Madonnenbildern die neu aufblühende kirchliche Kunst in<lb/> unseren Tagen Rühmenswerthes hervorgebracht hat, stellen wir<lb/> dieses Werk Schraudolphs kühn an die Seite, und zweifeln kei-<lb/> nen Augenblick, daß es hinter keinem zurückbleiben wird. 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Der Geist,<lb/> der aus diesem hehren Gotteshause spricht, welches uns eine ge-<lb/> diegene Richterstimme kürzlich höchst treffend als einen <hi rendition="#g">Canon</hi><lb/> des Rundbogenstyles dieser Gattung bezeichnete, — dieser Geist<lb/> hat übermächtig zu dem Künstlergeiste gesprochen, den wir den<lb/> unserigen zu nennen uns so glücklich schätzen. Und diese Geister<lb/> mußten sich verstehen: denn sie sind im Grunde mehr als sich<lb/> verwandt und ähnlich. Es ist ein und derselbe Geist, welcher<lb/> diesen Riesenbau von seinen Fundamenten bis zu der First der<lb/> Kuppel und zum Kreuze der Thürme in edlem Maße und ernster<lb/> Einfalt kühn gen Himmel führte, und welcher jetzt wieder die kunst-<lb/> geübte Hand und den lebenswarmen Pinsel unseres Meisters<lb/> leitet. Dieser Geist ist aber kein anderer als der Geist des Glau-<lb/> bens. Der innige, sinnige Glaubensmuth, kühn geworden zu<lb/> jeglicher herrlichen That, hat die Dome unserer Vorfahren ge-<lb/> baut, und schmückt auch heute in unseren Tagen — unerkannt<lb/> freilich und selbst verhöhnt von der glaubensbaaren Flachheit der<lb/> Zeit — die heiligen Mauern, die sich über den deutschen Kaiser-<lb/> gräbern zu gewaltigen Bogen verschlingen. Neben diesem Geiste,<lb/> dem tiefsten reichsten Grunde seiner frommen Kunst, ist aber<lb/> Schraudolph mit einer unbefangenen schlichten Natürlichkeit be-<lb/> gabt, die sich ihre Ursprünglichkeit und Wahrhaftigkeit, wie er<lb/> sie aus den stillen Gebirgen seiner Heimath in die geräuschvolle,<lb/> verfälschte Welt mitgebracht hat, bis zur Stunde treu bewahrt<lb/> und die ihn befähigt, mit klarem Auge die Geheimnisse der ewigen<lb/> Schönheit zu erspähen, welche die Natur dem ungeweihten Blicke<lb/> stets verschleiert hält. Das ist das zweite Element, welches einen<lb/> Künstler, wie Schraudolph, constituiren hilft. Es ist die unver-<lb/> siegbare, reine Quelle, zu welcher der Meister immer wieder zu-<lb/> rückkehrt, um sich an ihrer lebendig frischen Welle zu erquicken<lb/> und den Spiegel der Natur zu belauschen, der ihm darin entge-<lb/> gentritt. Aber noch reicht diese Begabung nicht aus, um den<lb/> Künstler zu vollenden. Um den Kranz der Meisterschaft siegreich<lb/> und für immer zu erringen, wie es Schraudolph gethan hat, be-<lb/> darf es einer durchgebildeten, gediegenen Technik, und dies ist<lb/> das Feld, worauf sich der ringende Wille des Mannes und die<lb/> unermüdliche Energie des Charakters bewährt. Schraudolph<lb/> hat diese Feuerprobe bestanden — ein lehrreiches Beispiel für die<lb/> Legion der Halbkünstler und die Masse der genialen Faullenzer!<lb/> Schraudolph hat die gerade in seiner Kunst so trotzigen und<lb/> eigensinnigen Stoffe der Technik völlig bewältigt. Weder Form,<lb/> noch Farbe plagt ihn, er beherrscht den Griffel, wie den Pinsel<lb/> mit seltener Meisterschaft. Und so ist der Künstler ein fertiger ge-<lb/> worden, und die Gedanken der ewigen Schönheit, die in seinem<lb/> schaffenden Geiste aufgehen, faßt er mit Leichtigkeit in die ihm<lb/> dienende Form und leiht ihr spielend das glühende Leben seiner<lb/> Farben.</p><lb/> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
Mainzer Journal.
Nro 242. Donnerstag, den 11. October. 1849.
Die Fresken im Kaiserdome zu Speyer.
( Schluß. )
Wer, vielleicht abgezogen durch die laut tobenden Stürme
des Tages, seit mehr als Jahresfrist versäumt hat, den Kaiser-
vom zu besuchen, zu dem jetzt schon von nahe und fern die
Menge pilgert, der ist überrascht über den bedeutenden Fortschritt,
welchen das erhabene Werk genommen hat. Zu dem vollendeten
Stiftschore und der vollendeten Kuppel sind nun die großen
Wandgemälde der Seitenchöre gekommen, aus deren gewaltigen
Wölbungen ernste Heiligengestalten in reichem Ornamente auf
uns herniedersehen. Jm Bernharduschore ( dem nördlichen Sei-
tenchore ) werden in wenig Wochen die vier historischen Fresken
aus dem Leben jenes ächten Reformators der Kirche und des
Staates völlig zur Ausführung gebracht seyn, darunter zwei
Fresken von des Meisters eigener Hand. Wer auch im Speyerer
Dome nichts weiter gesehen hätte, als Schraudolphs betenden
Bernhardus, wie er, gefolgt von Kaiser und Klerus, vor dem
wunderthätigen Madonnenbilde niedergeworfen, dem Antiphone
der Kirche das berühmte: O clemens, o pia, o dulcis virgo! —
mit begeistertem Dichtermunde anfügt — der würde gestehen, die
wenn auch weite Fahrt zu dem Dome und seinen jungen Kunst-
schätzen nicht umsonst unternommen zu haben.
Den ganzen Genius seiner Kunst, verbunden mit der bewun-
derungswürdigsten Virtuosität in der Technik, entwickelt aber der
Meister in dem Gemälde, an welches er in diesen Tagen die
letzte Hand anlegt. Der Künstler hat den historischen Moment
gewählt, wo Kaiser Konrad, erschüttert von der gewaltig mah-
nenden Rede des heiligen Abtes von Clairvaux, vor dem ver-
sammelten Reiche im Dome zu Speyer das Kreuz nimmt und das
Kreuzesbanner aus Bernhards Hand empfängt. Der Heilige und
der knieende Kaiser sind die hervorragenden Figuren im Mittel-
grunde der großartigen Composition. Jn Jenem tritt uns der
milde Ernst des demüthigen Gottesmannes entgegen, welcher den
so eben durch die wunderbare Macht seiner Rede errungenen
Sieg über den Schwachmuth der Welt nicht sich zuschreibt, son-
dern dem Geiste, in dem er wirkt und von dem er seine Sendung
hat. Zur Rechten ist die kampfbegierige Ritterschaft repräsentirt,
wie sie zum Empfange des Kreuzes sich drängt und dem kaiser-
lichen Führer, der das Banner des Sieges empfangen, den Eid
der Treue zuschwört. Unter ihnen bemerken wir den jugendlichen
Hohenstaufen Friedrich Barbarossa, den umsonst der greise Vater
zurückhalten will. Von drastischer Wirkung sind bei dieser Gruppe
nach Conception und Farbe die knieenden Rittergestalten im Vor-
dergrunde. Jhnen gegenüber zur Linken drängt sich das Volk
hinzu, um den wunderthätigen, gewaltigen Mann von Angesicht
zu sehen, der so Großes über den Kaiser selbst vermochte. Wenn
es erlaubt ist, bei solcher flüchtiger Skizze in's Einzelne einzuge-
hen, so wagen wir auf die vorwärts gebeugte weibliche Gestalt
in dieser demüthigen Gruppe aufmerksam zu machen. Jn diesem
höchst gelungenen Kopfe spiegelt sich die feine Auffassung der
Statur und das sichere Maß des Jdealisirens, welches unserem
Künstler zu eigen ist. Mehr im Hintergrunde schließt dann die
Gruppe des Klerus die eben so lebendige als einfache und klare
Composition zu einem reichbewegten Ganzen ab. Was die Aus-
führung al Fresko betrifft, so unterliegt es wohl keinem Zweifel,
daß Schraudolph hier geleistet, was ihm diesseits der Alpen und
jenseits, sowie an der Seine und Themse keiner der Zeitgenossen
gleich thun wird.
Jn der Altarnische dieses Chores überrascht uns noch ein
vortreffliches Madonnenbild. Es ist die jungfräuliche Königin,
umgeben von einer Engelglorie und den schwebenden Gestal-
ten des h. Benedictus und des h. Laurentius. Allem, was
in Madonnenbildern die neu aufblühende kirchliche Kunst in
unseren Tagen Rühmenswerthes hervorgebracht hat, stellen wir
dieses Werk Schraudolphs kühn an die Seite, und zweifeln kei-
nen Augenblick, daß es hinter keinem zurückbleiben wird. Gegen
das nördliche Seitenschiff gekehrt, trifft das Auge auf ein Doppel-
bild von reicher lebendiger Composition, eine wunderthätige Hei-
lung und den Abschied des Heiligen von Speyer darstellend, das
den durchgebildeten Künstler verräth. Jm südlichen ( Stephans= )
Chore sind, entsprechend dem nördlichen, vier Wandgemälde
vollendet, von welchen zwei das Leben des Protomartyrs, und
zwei jenes des h. Papstes Stephan zum Gegenstande haben.
Sämmtliche treffliche Compositionen sind von Schraudolph; die
Ausführung al Fresko geschah unter seiner Leitung durch seine
Schüler, welche den Geist ihres Meisters nicht verleugnen. Von
großer Wirkung nach Composition und Colorit ist: Papst Ste-
phanus im heidnischen Tempel. Nicht minder aber fesselt
das Auge: der Tod des Papstes Stephan, ein Bild voll
Harmonie in Form und Farbe und geistreichem sorgfältigen
Detail, in welchem sich des sinnigen Künstlers Liebe zu seinem
Werke verkörpert.
Fassen wir den Eindruck zusammen, welchen wir bei unserer
letzten Wanderfahrt nach dem Kaiserdome aus Speyer mitge-
nommen haben, so ist er mehr als ein befriedigender, er ist ein
überwältigender. Es ist kein Zweifel, Schraudolphs Werk ist
getragen von dem Meisterwerke des erhabenen Baues, dessen
würdige Ausschmückung Aufgabe seiner Fresken ist. Der Geist,
der aus diesem hehren Gotteshause spricht, welches uns eine ge-
diegene Richterstimme kürzlich höchst treffend als einen Canon
des Rundbogenstyles dieser Gattung bezeichnete, — dieser Geist
hat übermächtig zu dem Künstlergeiste gesprochen, den wir den
unserigen zu nennen uns so glücklich schätzen. Und diese Geister
mußten sich verstehen: denn sie sind im Grunde mehr als sich
verwandt und ähnlich. Es ist ein und derselbe Geist, welcher
diesen Riesenbau von seinen Fundamenten bis zu der First der
Kuppel und zum Kreuze der Thürme in edlem Maße und ernster
Einfalt kühn gen Himmel führte, und welcher jetzt wieder die kunst-
geübte Hand und den lebenswarmen Pinsel unseres Meisters
leitet. Dieser Geist ist aber kein anderer als der Geist des Glau-
bens. Der innige, sinnige Glaubensmuth, kühn geworden zu
jeglicher herrlichen That, hat die Dome unserer Vorfahren ge-
baut, und schmückt auch heute in unseren Tagen — unerkannt
freilich und selbst verhöhnt von der glaubensbaaren Flachheit der
Zeit — die heiligen Mauern, die sich über den deutschen Kaiser-
gräbern zu gewaltigen Bogen verschlingen. Neben diesem Geiste,
dem tiefsten reichsten Grunde seiner frommen Kunst, ist aber
Schraudolph mit einer unbefangenen schlichten Natürlichkeit be-
gabt, die sich ihre Ursprünglichkeit und Wahrhaftigkeit, wie er
sie aus den stillen Gebirgen seiner Heimath in die geräuschvolle,
verfälschte Welt mitgebracht hat, bis zur Stunde treu bewahrt
und die ihn befähigt, mit klarem Auge die Geheimnisse der ewigen
Schönheit zu erspähen, welche die Natur dem ungeweihten Blicke
stets verschleiert hält. Das ist das zweite Element, welches einen
Künstler, wie Schraudolph, constituiren hilft. Es ist die unver-
siegbare, reine Quelle, zu welcher der Meister immer wieder zu-
rückkehrt, um sich an ihrer lebendig frischen Welle zu erquicken
und den Spiegel der Natur zu belauschen, der ihm darin entge-
gentritt. Aber noch reicht diese Begabung nicht aus, um den
Künstler zu vollenden. Um den Kranz der Meisterschaft siegreich
und für immer zu erringen, wie es Schraudolph gethan hat, be-
darf es einer durchgebildeten, gediegenen Technik, und dies ist
das Feld, worauf sich der ringende Wille des Mannes und die
unermüdliche Energie des Charakters bewährt. Schraudolph
hat diese Feuerprobe bestanden — ein lehrreiches Beispiel für die
Legion der Halbkünstler und die Masse der genialen Faullenzer!
Schraudolph hat die gerade in seiner Kunst so trotzigen und
eigensinnigen Stoffe der Technik völlig bewältigt. Weder Form,
noch Farbe plagt ihn, er beherrscht den Griffel, wie den Pinsel
mit seltener Meisterschaft. Und so ist der Künstler ein fertiger ge-
worden, und die Gedanken der ewigen Schönheit, die in seinem
schaffenden Geiste aufgehen, faßt er mit Leichtigkeit in die ihm
dienende Form und leiht ihr spielend das glühende Leben seiner
Farben.
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