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Mainzer Journal. Nr. 242. Mainz, 11. Oktober 1849.

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So begrüßen wir in Schraudolph eines der hervorra-
gendsten, vielleicht das seltenste Talent, welches wir der von Kö-
nig Ludwig von Bayern ins Leben gerufenen Kunstperiode ver-
danken. Des Meisters Ruhm ist begründet und wenn heute die
Sturme der Zeit hereinbrechen und -- wir wagen es kaum zu den-
ken -- das herrliche Kunstwerk im Kaiserdome unvollendet bliebe,
Schrandolphs Name steht im Buche der Kunstgeschichte! Aber es
gilt jetzt mehr als des Einzelnen[unleserliches Material] Ruhm, als den vereinzelt stehen-
den gefeierten Namen. Eine neue Zeit ist im Aufgehen, nein, sie
ist schon hereingebrochen. Trotz aller Afterpropheten und Wetter-
macher gehen die Geschicke nach anderem Ziele, als jene falsche
Weisheit der Gasse wähnt. Jn diesem neugeborenen Europa wird
aber -- wir hoffen es zuversichtlich -- der christlichen Kunst ein neues,
reiches Feld des Wirkens neben christlicher Wissenschaft eröffnet
seyn. Keine wahre Kunst, wie keine wahre Wissenschaft gibt es
aber ohne Schule. Möchte es die Schraudolphische Maler-
schule seyn, die sich die ersten Kränze in dem Wettkampfe erringt,
welchen eine bessere Zukunft den edlen Kräften auf dem Gebiete
des wahrhaft Schönen zu eröffnen verspricht.



Deutschland.

Wien 7. October. Die Anwesenheit des Herrn v. Per-
signy, Adjutanten des Präsidenten der französischen Republik,
fahrt fort, die öffentliche Aufmerksamkeit anzuregen. Obschon er
seit acht Tagen hier weilt, hatte er dennoch bisher mit dem Mini-
sterpräsidenten keine diplomatische Zusammenkunft und nur um
eine Privatandienz bei Sr. Majestät nachgesucht, die ihm heute zu
Theil wurde.

Dembinski, Bem und mehrere andere der ungarischen Jn-
surgentenführer sind glaubwürdigem Vernehmen nach nicht nur
zum Jslam übergetreten, sondern haben auch türkische Kriegs-
dienste angenommen.

Von den Offizieren der Komorner Besatzung haben bereits
an 200 um Pässe ins Ausland angesucht, wovon sich die meisten
nach Amerika begeben. Klapka, Otto Graf Zichy und Ujhazy
wollen sich nach Frankreich und Belgien begeben.

Es wird heute bestimmt versichert, daß der Finanzminister,
ohne die ausländischen Berichte abzuwarten, den Nominalbetrag
der Anlehenssumme auf 85 Millionen ausgedehnt habe. Dennoch
glauben viele der Subscribenten an bedeutende Reductionen ihrer
Einzeichnungen.

Berlin 9. October Abends. ( K. Z. ) Die zweite Kammer
hat so eben über einen der wichtigsten Paragraphen der Ver-
fassung, §. 105., entschieden. Bekanntlich war der erste Theil,
nach dem Commissionsantrage lautend: "Gesetze und Verord-
nungen sind verbindlich, wenn sie in der vom Gesetze vorge-
schriebenen Form bekannt gemacht worden sind;" bereits am
Freitage angenommen worden; heute handelte es sich um den
zweiten Theil, nach dem Commissionsantrage lautend: "Nur
in dem Falle, wenn die Aufrechthaltung der öffentlichen Sicher-
heit oder die Beseitigung eines ungewöhnlichen Nothstandes es
dringend erfordert, können, insofern die Kammern nicht ver-
sammelt sind, unter Verantwortlichkeit des gesammten Staats-
ministeriums, Verordnungen, die den Bestimmungen der Ver-
fassung nicht zuwiderlaufen, mit Gesetzeskraft erlassen werden.
Dieselben sind aber den Kammern bei ihrem nächsten Zusam-
mentritte sofort vorzulegen." Graf Dyhrn hatte beantragt,
diesen Satz zu streichen; dieser Antrag wurde mit 237 gegen
63 Stimmen verworfen und der vorstehende Antrag der
Commission angenommen.

Der Verwaltungsrath hat gestern der Ratification der
in Wien geschlossenen Uebereinkunft zugestimmt und zwar
mit neun gegen drei Stimmen, indem die Vertreter des Kur-
fürstenthums Hessen, des Großherzogthums Hessen=Darmstadt
und der Thüringischen Staaten noch Jnstructionen erwarten.
Das preußische Ministerium ratificirt morgen. Der Verwaltungs-
rath entschied sich für die Ausschreibung der Wahlen
zum Reichstage,
unter Protest Hannovers und Sach-
sens.
Mit der Ausarbeitung des Wahlgesetzes ist man
im Ministerium beschäftigt.

Danzig 8. October. ( D. Ref. ) Nachdem der hiesige demo-
kratische Verein sich aufgelöst hatte, als sein Präsident, der Dr.
Krüger, und mit ihm sein Vertrauter, der Glaser Lange, heimlich
davon gegangen und der constitutionelle Verein eingegangen war,
weil es ihm an Lebensfähigkeit gebrach, hat sich aus den Trüm-
mern beider ein neuer politischer Verein gebildet. Er nennt sich
"Volksverein" und zählt unter seinem Vorstande einen deutsch-
katholischen Prediger Balitzky, einen Literaten Boeszermeny und
einen Schneidergesellen Berger.

Köln 10. October. Am 8. October sind 26 Erkrankungen
an der Cholera, 10 Genesungen und 19 Sterbefälle angezeigt
[Spaltenumbruch] worden. -- Am 9. October sind 23 Erkrankungen an der Cholera,
7 Genesungen und 6 Sterbefälle angezeigt worden.

München 8. October. Die Commission der Abgeordneten-
kammer für die deutsche Frage besteht aus neun Mitgliedern.
Link ( Rechte ) ward mit vier Stimmen als Referent gewählt
gegen v. Lerchenfeld, der deren nur drei erhielt. Lerchenfelds
und Links Stimmen fielen auf Dritte. Jn der Commission des
Reichsrathes für denselben Gegenstand ist der Graf Armansperg
mit dem Referate betraut.

CR Regensburg 4. October. Verzeihen Sie Jhrem Cor-
respondenten daß er nicht pünktlicher die Berichte über eine so
äußerst glänzende, zahlreiche und wichtige Versammlung, wie
gegenwärtige ist, an Sie einsendet; es fehlt ihm auch wahrlich
nicht am guten Willen dazu, wohl aber an der Zeit, da er durch
Geschäfte bis tief in die Nacht hinein in Anspruch genommen ist.
Am gestrigen Nachmittage constituirte sich die Versammlung und
wählte auf Vorschlag des Herrn Legationsrathes Dr. Lieber
von Camberg unter großem Jubel den Grafen Joseph v.
Stolberg zu ihrem Vorsitzenden. Der Vorschlag des Herrn
von Brentano aus Augsburg, den k. k. Landrath Franz
Ritter von Hartmann aus Linz zum Vicepräsidenten auszu-
rufen, wurde mit gleichem ungetheilten Beifalle aufgenommen.
Nachdem hierauf das Bureau, bestehend aus den Herren Prediger
Bram aus Regensburg, Kaplan von Pflügl aus Linz,
Seminarinspector Poitsch aus Regensburg, Professor Dr. Rif-
fel
aus Mainz, Professor Dr. Ritter und Domprediger Zieg-
ler,
beide aus Regensburg, gebildet und die Ernennung der
vier Ausschüsse vollzogen war ( den ersten Ausschuß, unter dem
Vorsitze des Universitätssecretärs Nadbyl aus Breslau, bilde-
ten die Herren Dr. Ernst, Seminarregens aus Eichstätt, Pro-
fessor Horchler aus Regensburg, der Redacteur der katholischen
Blätter aus Tyrol, Kometer, Dr. Schwarz aus [unleserliches Material - 13 Zeichen fehlen]Böhmerkirchen
und Präceptoratsverweser Straub aus Schwäbisch=Gemünd;
den zweiten Ausschuß, unter dem Präsidium des Herrn Legations-
rathes Lieber, die Herren Kaplan Gräber aus Jnnsbruck,
Subregens Kollmann aus Rottenburg, Professor Michelis,
Abgeordneter für Münster, Syndicus Schell aus Fulda und
Seminarinspector Sterr; den dritten Ausschuß, unter Leitung
des Herrn Licentiaten Wick aus Breslau, die Herren Fabrik-
besitzer v. Brentano aus Augsburg, Domvicar Hällmayer
aus Speyer, Buchhändler Pustet, Vorsitzender des Regens-
burger Piusvereines, Oberkaplan Ruland aus Berlin und
Kaplan Sirowy aus Steyr; den vierten Ausschuß, welchen
Herr Canonicus und Professor Dr. Baltzer aus Breslau prä-
sidirte, die Herren Dr. Hanauer aus Regensburg, Seminar-
inspector Dr. Löhner aus Metten, Dr. Paulhuber aus
Jngolstadt und Geistlicher Rath Dr. Zehrt aus Heiligenstadt ) be-
richtete Dr. Wick, daß zur Lösung der in Breslau gestellten
Preisfragen drei Schriftchen eingegangen seyen, eins über die
Schulfrage und zwei über das Vereinswesen und beantragte die
Ernennung einer Commission, welche dieselben, mit Rücksicht auf
das Gutachten des Breslauer Ausschusses, noch einmal prüfen
sollte. Leider lautete am Schlusse der Versammlung ( Vormittags
den 5. October ) der Bericht und Antrag der Commission dahin,
daß diesen Schriften der Preis nicht zuerkannt werden könne, den
Verfassern aber der Dank der Versammlung auszusprechen sey,
mit dem Wunsche, sie möchten dieselben unter ihrem Namen dem
Drucke übergeben. Die Frage, ob die Abgeordneten der Vereine
für constitutionelle Monarchie und religiöse Freiheit in Bayern
den Versammlungen anwohnen und mitberathen könnten, wurde,
nach längeren höchst interessanten Debatten, worin auf das Klarste
ausgesprochen wurde, daß der Verein als solcher an politischen
Fragen sich nicht betheiligen dürfe, vielmehr streng an den des-
fallsi [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]gen Beschlüssen festzuhalten sey, zur größten Freude aller
Anwesenden mit "Ja" entschieden, wie denn auch später, auf An-
trag des Herrn Legationsrathes Lieber, die ganze Versammlung
sich erhob, um jenen Vereinen ihre dankende Anerkennung auszu-
sprechen für ihre seitherigen Bemühungen zur Erreichung jener
Zwecke, welche die katholischen ( Pius= ) Vereine als die ausschließ-
lichen ihrer Bestrebungen sich vorgesteckt haben.

Die Formalien, wie wichtig dieselben auch für die Organisa-
tion des Vereines seyn mögen, bieten für die Leser Jhres Blattes
wenig Anziehendes; daher bemerke ich darüber nur kurz, daß die
Anträge auf Permanenz oder im Ablehnungsfalle auf dreijährige
Dauer des Vorortes, auf Bildung eines Directoriums, das in
vorkommenden Fällen zwischen dem Vororte und den Central-
vereinen zu entscheiden hätte, sowie der weitere Antrag, daß der
Präsident des Vorortes auch der nächsten allgemeinen Versamm-
lung vorsitzen sollte, abgewiesen, dagegen aber angenommen
wurde, es sollten in Zukunft die jährlichen allgemeinen Congresse
wenn möglich im Monate September abgehalten, und die
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So begrüßen wir in Schraudolph eines der hervorra-
gendsten, vielleicht das seltenste Talent, welches wir der von Kö-
nig Ludwig von Bayern ins Leben gerufenen Kunstperiode ver-
danken. Des Meisters Ruhm ist begründet und wenn heute die
Sturme der Zeit hereinbrechen und — wir wagen es kaum zu den-
ken — das herrliche Kunstwerk im Kaiserdome unvollendet bliebe,
Schrandolphs Name steht im Buche der Kunstgeschichte! Aber es
gilt jetzt mehr als des Einzelnen[unleserliches Material] Ruhm, als den vereinzelt stehen-
den gefeierten Namen. Eine neue Zeit ist im Aufgehen, nein, sie
ist schon hereingebrochen. Trotz aller Afterpropheten und Wetter-
macher gehen die Geschicke nach anderem Ziele, als jene falsche
Weisheit der Gasse wähnt. Jn diesem neugeborenen Europa wird
aber — wir hoffen es zuversichtlich — der christlichen Kunst ein neues,
reiches Feld des Wirkens neben christlicher Wissenschaft eröffnet
seyn. Keine wahre Kunst, wie keine wahre Wissenschaft gibt es
aber ohne Schule. Möchte es die Schraudolphische Maler-
schule seyn, die sich die ersten Kränze in dem Wettkampfe erringt,
welchen eine bessere Zukunft den edlen Kräften auf dem Gebiete
des wahrhaft Schönen zu eröffnen verspricht.



Deutschland.

Wien 7. October. Die Anwesenheit des Herrn v. Per-
signy, Adjutanten des Präsidenten der französischen Republik,
fahrt fort, die öffentliche Aufmerksamkeit anzuregen. Obschon er
seit acht Tagen hier weilt, hatte er dennoch bisher mit dem Mini-
sterpräsidenten keine diplomatische Zusammenkunft und nur um
eine Privatandienz bei Sr. Majestät nachgesucht, die ihm heute zu
Theil wurde.

Dembinski, Bem und mehrere andere der ungarischen Jn-
surgentenführer sind glaubwürdigem Vernehmen nach nicht nur
zum Jslam übergetreten, sondern haben auch türkische Kriegs-
dienste angenommen.

Von den Offizieren der Komorner Besatzung haben bereits
an 200 um Pässe ins Ausland angesucht, wovon sich die meisten
nach Amerika begeben. Klapka, Otto Graf Zichy und Ujhazy
wollen sich nach Frankreich und Belgien begeben.

Es wird heute bestimmt versichert, daß der Finanzminister,
ohne die ausländischen Berichte abzuwarten, den Nominalbetrag
der Anlehenssumme auf 85 Millionen ausgedehnt habe. Dennoch
glauben viele der Subscribenten an bedeutende Reductionen ihrer
Einzeichnungen.

Berlin 9. October Abends. ( K. Z. ) Die zweite Kammer
hat so eben über einen der wichtigsten Paragraphen der Ver-
fassung, §. 105., entschieden. Bekanntlich war der erste Theil,
nach dem Commissionsantrage lautend: „Gesetze und Verord-
nungen sind verbindlich, wenn sie in der vom Gesetze vorge-
schriebenen Form bekannt gemacht worden sind;“ bereits am
Freitage angenommen worden; heute handelte es sich um den
zweiten Theil, nach dem Commissionsantrage lautend: „Nur
in dem Falle, wenn die Aufrechthaltung der öffentlichen Sicher-
heit oder die Beseitigung eines ungewöhnlichen Nothstandes es
dringend erfordert, können, insofern die Kammern nicht ver-
sammelt sind, unter Verantwortlichkeit des gesammten Staats-
ministeriums, Verordnungen, die den Bestimmungen der Ver-
fassung nicht zuwiderlaufen, mit Gesetzeskraft erlassen werden.
Dieselben sind aber den Kammern bei ihrem nächsten Zusam-
mentritte sofort vorzulegen.“ Graf Dyhrn hatte beantragt,
diesen Satz zu streichen; dieser Antrag wurde mit 237 gegen
63 Stimmen verworfen und der vorstehende Antrag der
Commission angenommen.

Der Verwaltungsrath hat gestern der Ratification der
in Wien geschlossenen Uebereinkunft zugestimmt und zwar
mit neun gegen drei Stimmen, indem die Vertreter des Kur-
fürstenthums Hessen, des Großherzogthums Hessen=Darmstadt
und der Thüringischen Staaten noch Jnstructionen erwarten.
Das preußische Ministerium ratificirt morgen. Der Verwaltungs-
rath entschied sich für die Ausschreibung der Wahlen
zum Reichstage,
unter Protest Hannovers und Sach-
sens.
Mit der Ausarbeitung des Wahlgesetzes ist man
im Ministerium beschäftigt.

Danzig 8. October. ( D. Ref. ) Nachdem der hiesige demo-
kratische Verein sich aufgelöst hatte, als sein Präsident, der Dr.
Krüger, und mit ihm sein Vertrauter, der Glaser Lange, heimlich
davon gegangen und der constitutionelle Verein eingegangen war,
weil es ihm an Lebensfähigkeit gebrach, hat sich aus den Trüm-
mern beider ein neuer politischer Verein gebildet. Er nennt sich
„Volksverein“ und zählt unter seinem Vorstande einen deutsch-
katholischen Prediger Balitzky, einen Literaten Boeszermeny und
einen Schneidergesellen Berger.

Köln 10. October. Am 8. October sind 26 Erkrankungen
an der Cholera, 10 Genesungen und 19 Sterbefälle angezeigt
[Spaltenumbruch] worden. — Am 9. October sind 23 Erkrankungen an der Cholera,
7 Genesungen und 6 Sterbefälle angezeigt worden.

München 8. October. Die Commission der Abgeordneten-
kammer für die deutsche Frage besteht aus neun Mitgliedern.
Link ( Rechte ) ward mit vier Stimmen als Referent gewählt
gegen v. Lerchenfeld, der deren nur drei erhielt. Lerchenfelds
und Links Stimmen fielen auf Dritte. Jn der Commission des
Reichsrathes für denselben Gegenstand ist der Graf Armansperg
mit dem Referate betraut.

CR Regensburg 4. October. Verzeihen Sie Jhrem Cor-
respondenten daß er nicht pünktlicher die Berichte über eine so
äußerst glänzende, zahlreiche und wichtige Versammlung, wie
gegenwärtige ist, an Sie einsendet; es fehlt ihm auch wahrlich
nicht am guten Willen dazu, wohl aber an der Zeit, da er durch
Geschäfte bis tief in die Nacht hinein in Anspruch genommen ist.
Am gestrigen Nachmittage constituirte sich die Versammlung und
wählte auf Vorschlag des Herrn Legationsrathes Dr. Lieber
von Camberg unter großem Jubel den Grafen Joseph v.
Stolberg zu ihrem Vorsitzenden. Der Vorschlag des Herrn
von Brentano aus Augsburg, den k. k. Landrath Franz
Ritter von Hartmann aus Linz zum Vicepräsidenten auszu-
rufen, wurde mit gleichem ungetheilten Beifalle aufgenommen.
Nachdem hierauf das Bureau, bestehend aus den Herren Prediger
Bram aus Regensburg, Kaplan von Pflügl aus Linz,
Seminarinspector Poitsch aus Regensburg, Professor Dr. Rif-
fel
aus Mainz, Professor Dr. Ritter und Domprediger Zieg-
ler,
beide aus Regensburg, gebildet und die Ernennung der
vier Ausschüsse vollzogen war ( den ersten Ausschuß, unter dem
Vorsitze des Universitätssecretärs Nadbyl aus Breslau, bilde-
ten die Herren Dr. Ernst, Seminarregens aus Eichstätt, Pro-
fessor Horchler aus Regensburg, der Redacteur der katholischen
Blätter aus Tyrol, Kometer, Dr. Schwarz aus [unleserliches Material – 13 Zeichen fehlen]Böhmerkirchen
und Präceptoratsverweser Straub aus Schwäbisch=Gemünd;
den zweiten Ausschuß, unter dem Präsidium des Herrn Legations-
rathes Lieber, die Herren Kaplan Gräber aus Jnnsbruck,
Subregens Kollmann aus Rottenburg, Professor Michelis,
Abgeordneter für Münster, Syndicus Schell aus Fulda und
Seminarinspector Sterr; den dritten Ausschuß, unter Leitung
des Herrn Licentiaten Wick aus Breslau, die Herren Fabrik-
besitzer v. Brentano aus Augsburg, Domvicar Hällmayer
aus Speyer, Buchhändler Pustet, Vorsitzender des Regens-
burger Piusvereines, Oberkaplan Ruland aus Berlin und
Kaplan Sirowy aus Steyr; den vierten Ausschuß, welchen
Herr Canonicus und Professor Dr. Baltzer aus Breslau prä-
sidirte, die Herren Dr. Hanauer aus Regensburg, Seminar-
inspector Dr. Löhner aus Metten, Dr. Paulhuber aus
Jngolstadt und Geistlicher Rath Dr. Zehrt aus Heiligenstadt ) be-
richtete Dr. Wick, daß zur Lösung der in Breslau gestellten
Preisfragen drei Schriftchen eingegangen seyen, eins über die
Schulfrage und zwei über das Vereinswesen und beantragte die
Ernennung einer Commission, welche dieselben, mit Rücksicht auf
das Gutachten des Breslauer Ausschusses, noch einmal prüfen
sollte. Leider lautete am Schlusse der Versammlung ( Vormittags
den 5. October ) der Bericht und Antrag der Commission dahin,
daß diesen Schriften der Preis nicht zuerkannt werden könne, den
Verfassern aber der Dank der Versammlung auszusprechen sey,
mit dem Wunsche, sie möchten dieselben unter ihrem Namen dem
Drucke übergeben. Die Frage, ob die Abgeordneten der Vereine
für constitutionelle Monarchie und religiöse Freiheit in Bayern
den Versammlungen anwohnen und mitberathen könnten, wurde,
nach längeren höchst interessanten Debatten, worin auf das Klarste
ausgesprochen wurde, daß der Verein als solcher an politischen
Fragen sich nicht betheiligen dürfe, vielmehr streng an den des-
fallsi [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]gen Beschlüssen festzuhalten sey, zur größten Freude aller
Anwesenden mit „Ja“ entschieden, wie denn auch später, auf An-
trag des Herrn Legationsrathes Lieber, die ganze Versammlung
sich erhob, um jenen Vereinen ihre dankende Anerkennung auszu-
sprechen für ihre seitherigen Bemühungen zur Erreichung jener
Zwecke, welche die katholischen ( Pius= ) Vereine als die ausschließ-
lichen ihrer Bestrebungen sich vorgesteckt haben.

Die Formalien, wie wichtig dieselben auch für die Organisa-
tion des Vereines seyn mögen, bieten für die Leser Jhres Blattes
wenig Anziehendes; daher bemerke ich darüber nur kurz, daß die
Anträge auf Permanenz oder im Ablehnungsfalle auf dreijährige
Dauer des Vorortes, auf Bildung eines Directoriums, das in
vorkommenden Fällen zwischen dem Vororte und den Central-
vereinen zu entscheiden hätte, sowie der weitere Antrag, daß der
Präsident des Vorortes auch der nächsten allgemeinen Versamm-
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[0002] So begrüßen wir in Schraudolph eines der hervorra- gendsten, vielleicht das seltenste Talent, welches wir der von Kö- nig Ludwig von Bayern ins Leben gerufenen Kunstperiode ver- danken. Des Meisters Ruhm ist begründet und wenn heute die Sturme der Zeit hereinbrechen und — wir wagen es kaum zu den- ken — das herrliche Kunstwerk im Kaiserdome unvollendet bliebe, Schrandolphs Name steht im Buche der Kunstgeschichte! Aber es gilt jetzt mehr als des Einzelnen_ Ruhm, als den vereinzelt stehen- den gefeierten Namen. Eine neue Zeit ist im Aufgehen, nein, sie ist schon hereingebrochen. Trotz aller Afterpropheten und Wetter- macher gehen die Geschicke nach anderem Ziele, als jene falsche Weisheit der Gasse wähnt. Jn diesem neugeborenen Europa wird aber — wir hoffen es zuversichtlich — der christlichen Kunst ein neues, reiches Feld des Wirkens neben christlicher Wissenschaft eröffnet seyn. Keine wahre Kunst, wie keine wahre Wissenschaft gibt es aber ohne Schule. Möchte es die Schraudolphische Maler- schule seyn, die sich die ersten Kränze in dem Wettkampfe erringt, welchen eine bessere Zukunft den edlen Kräften auf dem Gebiete des wahrhaft Schönen zu eröffnen verspricht. Deutschland. Wien 7. October. Die Anwesenheit des Herrn v. Per- signy, Adjutanten des Präsidenten der französischen Republik, fahrt fort, die öffentliche Aufmerksamkeit anzuregen. Obschon er seit acht Tagen hier weilt, hatte er dennoch bisher mit dem Mini- sterpräsidenten keine diplomatische Zusammenkunft und nur um eine Privatandienz bei Sr. Majestät nachgesucht, die ihm heute zu Theil wurde. Dembinski, Bem und mehrere andere der ungarischen Jn- surgentenführer sind glaubwürdigem Vernehmen nach nicht nur zum Jslam übergetreten, sondern haben auch türkische Kriegs- dienste angenommen. Von den Offizieren der Komorner Besatzung haben bereits an 200 um Pässe ins Ausland angesucht, wovon sich die meisten nach Amerika begeben. Klapka, Otto Graf Zichy und Ujhazy wollen sich nach Frankreich und Belgien begeben. Es wird heute bestimmt versichert, daß der Finanzminister, ohne die ausländischen Berichte abzuwarten, den Nominalbetrag der Anlehenssumme auf 85 Millionen ausgedehnt habe. Dennoch glauben viele der Subscribenten an bedeutende Reductionen ihrer Einzeichnungen. Berlin 9. October Abends. ( K. Z. ) Die zweite Kammer hat so eben über einen der wichtigsten Paragraphen der Ver- fassung, §. 105., entschieden. Bekanntlich war der erste Theil, nach dem Commissionsantrage lautend: „Gesetze und Verord- nungen sind verbindlich, wenn sie in der vom Gesetze vorge- schriebenen Form bekannt gemacht worden sind;“ bereits am Freitage angenommen worden; heute handelte es sich um den zweiten Theil, nach dem Commissionsantrage lautend: „Nur in dem Falle, wenn die Aufrechthaltung der öffentlichen Sicher- heit oder die Beseitigung eines ungewöhnlichen Nothstandes es dringend erfordert, können, insofern die Kammern nicht ver- sammelt sind, unter Verantwortlichkeit des gesammten Staats- ministeriums, Verordnungen, die den Bestimmungen der Ver- fassung nicht zuwiderlaufen, mit Gesetzeskraft erlassen werden. Dieselben sind aber den Kammern bei ihrem nächsten Zusam- mentritte sofort vorzulegen.“ Graf Dyhrn hatte beantragt, diesen Satz zu streichen; dieser Antrag wurde mit 237 gegen 63 Stimmen verworfen und der vorstehende Antrag der Commission angenommen. Der Verwaltungsrath hat gestern der Ratification der in Wien geschlossenen Uebereinkunft zugestimmt und zwar mit neun gegen drei Stimmen, indem die Vertreter des Kur- fürstenthums Hessen, des Großherzogthums Hessen=Darmstadt und der Thüringischen Staaten noch Jnstructionen erwarten. Das preußische Ministerium ratificirt morgen. Der Verwaltungs- rath entschied sich für die Ausschreibung der Wahlen zum Reichstage, unter Protest Hannovers und Sach- sens. Mit der Ausarbeitung des Wahlgesetzes ist man im Ministerium beschäftigt. Danzig 8. October. ( D. Ref. ) Nachdem der hiesige demo- kratische Verein sich aufgelöst hatte, als sein Präsident, der Dr. Krüger, und mit ihm sein Vertrauter, der Glaser Lange, heimlich davon gegangen und der constitutionelle Verein eingegangen war, weil es ihm an Lebensfähigkeit gebrach, hat sich aus den Trüm- mern beider ein neuer politischer Verein gebildet. Er nennt sich „Volksverein“ und zählt unter seinem Vorstande einen deutsch- katholischen Prediger Balitzky, einen Literaten Boeszermeny und einen Schneidergesellen Berger. Köln 10. October. Am 8. October sind 26 Erkrankungen an der Cholera, 10 Genesungen und 19 Sterbefälle angezeigt worden. — Am 9. October sind 23 Erkrankungen an der Cholera, 7 Genesungen und 6 Sterbefälle angezeigt worden. München 8. October. Die Commission der Abgeordneten- kammer für die deutsche Frage besteht aus neun Mitgliedern. Link ( Rechte ) ward mit vier Stimmen als Referent gewählt gegen v. Lerchenfeld, der deren nur drei erhielt. Lerchenfelds und Links Stimmen fielen auf Dritte. Jn der Commission des Reichsrathes für denselben Gegenstand ist der Graf Armansperg mit dem Referate betraut. CR Regensburg 4. October. Verzeihen Sie Jhrem Cor- respondenten daß er nicht pünktlicher die Berichte über eine so äußerst glänzende, zahlreiche und wichtige Versammlung, wie gegenwärtige ist, an Sie einsendet; es fehlt ihm auch wahrlich nicht am guten Willen dazu, wohl aber an der Zeit, da er durch Geschäfte bis tief in die Nacht hinein in Anspruch genommen ist. Am gestrigen Nachmittage constituirte sich die Versammlung und wählte auf Vorschlag des Herrn Legationsrathes Dr. Lieber von Camberg unter großem Jubel den Grafen Joseph v. Stolberg zu ihrem Vorsitzenden. Der Vorschlag des Herrn von Brentano aus Augsburg, den k. k. Landrath Franz Ritter von Hartmann aus Linz zum Vicepräsidenten auszu- rufen, wurde mit gleichem ungetheilten Beifalle aufgenommen. Nachdem hierauf das Bureau, bestehend aus den Herren Prediger Bram aus Regensburg, Kaplan von Pflügl aus Linz, Seminarinspector Poitsch aus Regensburg, Professor Dr. Rif- fel aus Mainz, Professor Dr. Ritter und Domprediger Zieg- ler, beide aus Regensburg, gebildet und die Ernennung der vier Ausschüsse vollzogen war ( den ersten Ausschuß, unter dem Vorsitze des Universitätssecretärs Nadbyl aus Breslau, bilde- ten die Herren Dr. Ernst, Seminarregens aus Eichstätt, Pro- fessor Horchler aus Regensburg, der Redacteur der katholischen Blätter aus Tyrol, Kometer, Dr. Schwarz aus _____________Böhmerkirchen und Präceptoratsverweser Straub aus Schwäbisch=Gemünd; den zweiten Ausschuß, unter dem Präsidium des Herrn Legations- rathes Lieber, die Herren Kaplan Gräber aus Jnnsbruck, Subregens Kollmann aus Rottenburg, Professor Michelis, Abgeordneter für Münster, Syndicus Schell aus Fulda und Seminarinspector Sterr; den dritten Ausschuß, unter Leitung des Herrn Licentiaten Wick aus Breslau, die Herren Fabrik- besitzer v. Brentano aus Augsburg, Domvicar Hällmayer aus Speyer, Buchhändler Pustet, Vorsitzender des Regens- burger Piusvereines, Oberkaplan Ruland aus Berlin und Kaplan Sirowy aus Steyr; den vierten Ausschuß, welchen Herr Canonicus und Professor Dr. Baltzer aus Breslau prä- sidirte, die Herren Dr. Hanauer aus Regensburg, Seminar- inspector Dr. Löhner aus Metten, Dr. Paulhuber aus Jngolstadt und Geistlicher Rath Dr. Zehrt aus Heiligenstadt ) be- richtete Dr. Wick, daß zur Lösung der in Breslau gestellten Preisfragen drei Schriftchen eingegangen seyen, eins über die Schulfrage und zwei über das Vereinswesen und beantragte die Ernennung einer Commission, welche dieselben, mit Rücksicht auf das Gutachten des Breslauer Ausschusses, noch einmal prüfen sollte. Leider lautete am Schlusse der Versammlung ( Vormittags den 5. October ) der Bericht und Antrag der Commission dahin, daß diesen Schriften der Preis nicht zuerkannt werden könne, den Verfassern aber der Dank der Versammlung auszusprechen sey, mit dem Wunsche, sie möchten dieselben unter ihrem Namen dem Drucke übergeben. Die Frage, ob die Abgeordneten der Vereine für constitutionelle Monarchie und religiöse Freiheit in Bayern den Versammlungen anwohnen und mitberathen könnten, wurde, nach längeren höchst interessanten Debatten, worin auf das Klarste ausgesprochen wurde, daß der Verein als solcher an politischen Fragen sich nicht betheiligen dürfe, vielmehr streng an den des- fallsi ___gen Beschlüssen festzuhalten sey, zur größten Freude aller Anwesenden mit „Ja“ entschieden, wie denn auch später, auf An- trag des Herrn Legationsrathes Lieber, die ganze Versammlung sich erhob, um jenen Vereinen ihre dankende Anerkennung auszu- sprechen für ihre seitherigen Bemühungen zur Erreichung jener Zwecke, welche die katholischen ( Pius= ) Vereine als die ausschließ- lichen ihrer Bestrebungen sich vorgesteckt haben. Die Formalien, wie wichtig dieselben auch für die Organisa- tion des Vereines seyn mögen, bieten für die Leser Jhres Blattes wenig Anziehendes; daher bemerke ich darüber nur kurz, daß die Anträge auf Permanenz oder im Ablehnungsfalle auf dreijährige Dauer des Vorortes, auf Bildung eines Directoriums, das in vorkommenden Fällen zwischen dem Vororte und den Central- vereinen zu entscheiden hätte, sowie der weitere Antrag, daß der Präsident des Vorortes auch der nächsten allgemeinen Versamm- lung vorsitzen sollte, abgewiesen, dagegen aber angenommen wurde, es sollten in Zukunft die jährlichen allgemeinen Congresse wenn möglich im Monate September abgehalten, und die

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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 242. Mainz, 11. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal242_1849/2>, abgerufen am 13.06.2024.