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Mainzer Journal. Nr. 250. Mainz, 20. Oktober 1849.

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[Beginn Spaltensatz] die Schlüssel zum Tempel Hymens eröffnet hatte, schlugen alle
Bewerbungen aus; denn nur Eines beschäftigte sie: die be-
fleckte Ehre ihres Vaters wieder ungetrübt her-
zustellen.
Kein armer Handwerker, kein fleißiger Arbeiter sollte
noch im Grabe seinen vermoderten Gebeinen fluchen! Das war
auch der Wunsch ihrer Mutter gewesen, die ihnen noch auf dem
Todbette empfohlen hatte, "die erste Summe, die ihnen je durch
Erbschaft zufallen möchte, dazu zu verwenden, die verlorene
Ehre des Vaters wieder zu erkaufen.
" Die fromme
Stimme der Mutter hatte sich tief in die Herzen der Töchter einge-
prägt, die ihrer würdig waren. Sie bezahlten die Schul-
den ihres Vaters bis auf den letzten Heller;
von der
geerbten Million war ihnen nur wenig übrig geblieben. Am
25. September d. J. kam ich nach Etampes und fand die ganze
Stadt in der freudigsten Aufregung, Alles strömte nach der Kirche.
Als ich verwundert nach dem Grunde fragte, sagte mir ein
schlichter Arbeiter in der überströmenden Freude seines Herzens:
Ei, wissen sie es denn nicht? da sind sie ja, da sind sie, die vier
Demoiselles Bechu, die braven Töchter! Sie haben die reichen
Freier ausgeschlagen, statt dessen alle Schulden ihres Vaters be-
zahlt, wir armen Handwerker erhielten zuerst unser Geld, und
nun fanden sie -- arm wie vorher -- andere Freier, weniger
reich, weniger geldgierig als die ersten, aber hochherzig und edel-
gesinnt. Heute haben alle vier Paare Hochzeit, in derselben Kirche,
am selben Tage. Die werden glücklich seyn! Möchte ein so schö-
ner Zug von Ehrenhaftigkeit und kindlicher Pietät allenthalben
Nachahmung finden! -- 5% 87. 75. -- 3% 55. 65. -- Bank-
actien 2327. 50.

Lyon. Nach den Ereignissen vom 15. Juni letzthin eröffneten
die Bewohner Lyons und der benachbarten Departements eine
Subscription zu Gunsten der Soldaten, die verwundet worden
waren, und der Familien der Getödteten. Diese Subscription er-
gab die Summe von 140,000 Frcs. Sie wurde dem Generale
Gemeau zur Verfügung gestellt, um sie unter die Betreffenden zu
vertheilen. Eine Commission von fünfzehn Mitgliedern classifi-
cirte dieselben. Die Familien der getödteten Soldaten erhielten
Summen von 350 bis zu 3500 Frcs. jede, und die Verwundeten
solche von 250 bis 8000 Frcs. Der Betrag letzterer Entschä-
digung wurde in Renten verwandelt. Wiewohl eigentlich Mili-
tärs keine Belohnungen empfangen dürfen, außer von der Re-
gierung, so hat doch der Kriegsminister für diesen Fall eine Aus-
nahme gemacht und seine Bewilligung zu diesen Belohnungen
gegeben.

Straßburg 16. October. ( K. Z. ) Morgen beginnen die
Assisenverhandlungen in Metz, bei welchen unser Juni=Com-
plot
zur Aburtheilung kommen soll. Ungefähr sechzig Zeugen
haben sich zu diesem Behufe von hier nach der Hauptstadt des
[Spaltenumbruch] Moseldepartements begeben. Unter diesen befinden sich der Maire,
die Commandanten der Nationalgarde, die Polizeicommissäre und
noch andere Beamte unserer Stadt. Man versichert, daß auch
Brentano, der sich in der letzten Zeit in Nancy aufhielt, als
Zeuge vorgeladen sey. Vielleicht geschieht dieses aus dem Grunde,
weil der Chef der provisorischen Regierung Badens seiner Zeit in
der constituirenden Versammlung zu Karlsruhe verkündete, die
Sache des Volkes habe in Paris gesiegt, die Citadelle in Straß-
burg sey in den Händen der Bürger Wer hat jene Nachrich-
ten nach Karlsruhe gebracht? Darüber sollen die Verhandlungen
Auskunft geben und deshalb scheint auch ein Kaufmann aus Kehl,
der sich am 14. Juni in dem Hofe unseres Stadthauses befand,
als eine Fraction der Nationalgarde auf Erweiterung ihrer
Befugnisse drang und worüber derselbe übertriebene Mel-
dungen nach dem Badischen brachte, vor die Schranken des
Assisengerichtes in Metz geladen zu seyn. Der allgemein herr-
schenden Ansicht zufolge dürften die Angeklagten einer Freisprech-
ung gewärtig seyn; allein jedenfalls werden wir über manche
Vorgänge, welche in jener Sturmperiode unsere Stadt so sehr
bewegten, reiche Auskunft erhalten. Der Hauptangeklagte, Pro-
fessor Küß, der seiner Zeit Präsident des demokratischen Clubs
war, wird von dem Advocaten Jules Favre aus Paris verthei-
digt. -- Seit einigen Tagen befindet sich Herr Raveaux in
unserer Stadt. Die Nachricht einiger Blätter, daß derselbe mit
Jtzstein nach England abgereist sey, ist also falsch. Ob der ehe-
malige Reichsgesandte in der Schweiz sich nach Albion wenden
werde, ist noch zweifelhaft, da ihn Rücksichten für seine Gesund-
heit, die ganz zerüttet ist, vielleicht bestimmen, ein südliches
Klima aufzusuchen, Raveaux sieht sehr leidend aus. Der Sturm
der Zeit hat seinen Körper hart mitgenommen, sein Geist ist in-
dessen noch immer frisch und "für die Zukunft hoffend." -- Die
Cholera, welche ganz verschwunden war, zeigt sich wieder in
einer unserer Vorstädte, jedoch tritt sie daselbst nicht sehr beun-
ruhigend auf. Die Nachrichten aus dem südlichen Frankreich
lauten in dieser Hinsicht sehr günstig.

Rußland und Polen.

St. Petersburg 10. October. ( P. Z. ) Jn diesen Tagen ist
der außerordentliche Gesandte der ottomanischen Pforte beim
Allerhöchsten Hofe Sr. Majestät des Kaisers, Fuad=Effendi,
-- hier angekommen. Jn seinem Gefolge befinden sich: der
Secretär Ramsi=Effendi, der Jngenieurobrist Tewfik=Bey und
der Major der türkischen Garde Lotef=Aga.

[Ende Spaltensatz]

Anzeigen.
[Beginn Spaltensatz]
Todes-Anzeige.

Im Namen unserer Familie erfülle ich die traurige Pflicht,
unseren Freunden und Bekannten anzuzeigen, dass am
14. d. M. nach zweitägigem Krankenlager unser geliebter
Vater Dr
. Joseph Piesdem Herrn entschlafen ist und
bitte um stille Theilnahme.

Hiermit verbinde ich zugleich die Anzeige, dass ich meinen
seitherigen Wohnsitz Niederolm verlassen und mich im
Hause meines verstorbenen Vaters, Gräberstrasse Lit. B. Nr.
321., als praktischer Arzt niedergelassen habe.

    Joseph Pies,
    Dr. der gesammten Heilkunde.



Große Mobiliar=Versteigerung.

Montag den 29. October und die folgenden Tage werden im
Commandantur=Gebäude zu Mainz eine große Anzahl Mobiliar-
Gegenstände, worunter mehrere ganz moderne fast neue Garnituren von
Mahagoni=Meubles in schwerer französischer Seide und Halbseide, ebenso
die dazu gehörigen Fenster=Vorhänge und Portieren von selbem Stoffe,
sehr große französische Spiegel in Goldrahmen aus einem Stücke, Trü-
meaux, große Lustres, Arm= und Wandleuchter, Lampen von Bronce
aus Paris, sämmtlich aus der rühmlich bekannten Meubles=Fabrik des
Herrn A. Bembe zu Mainz, Bilder in Rahmen, Büsten und Vasen
von Gyps, elegante Polster und Holz=Meubles, Metzerstühle, Küchenge-
räthe, worunter gutes Kupfergeschirr, Porzellain, Glas, ein eiserner
Kochherd, gegen gleich baare Bezahlung versteigert.

Die Besichtigung dieser Gegenstände kann Montag den 29. Morgens
von 10 bis 1 Uhr stattfinden.

Die Versteigerung selbst beginnt denselben Tag um 2 Uhr und
wird die folgenden Tage von 9 Uhr Morgens an fortgesetzt.

[Spaltenumbruch]
Versteigerung einer Bibliothek und von Gold-
und Silbergeräthe.

Die zum Nachlasse des Herrn Heinrich Hoffmann, lebend Jn-
haber einer Lehr= und Erziehungs=Anstalt, in Mainz wohnhaft gewesen,
gehörige Bibliothek, enthaltend Werke philologischen, geschichtlichen, pä-
dagogischen und belletristischen Jnhalts, und eine Partie Landkarten
wird künftigen

Montag den 29. October 1849 des Nachmittags um 2 Uhr

und die folgenden Tage um dieselbe Stunde, und die zu demselben Nach-
lasse gehörigen Gold= und Silbersachen, Oelgemälde, Kupferstiche,
Lithographien, Spiegel, Vasen, Uhren und Münzen

künftigen Freitag den 2. November des Nachmittags
um
2 Uhr

in Gemäßheit friedensrichterlicher Ordonnanz vom gestrigen Tage in der
Sterbewohnung, im Knebel'schen Hofe Lit. C. Nr. 188. in der hin-
teren Christophsgasse dahier, durch den unterzeichneten Notar öffentlich
gegen baare Zahlung versteigert.

Der vollständige Catalog der zu versteigernden Bücher, wie über-
haupt die sämmtlichen Effecten können in der Sterbewohnung eingesehen
werden.

Mainz den 4. October 1849.

    J. B. Frank.



Bei Kirchheim & Schott in Mainz ist so eben erschienen:

Von der Sterblichkeit. Eine Rede des h. Bischofs und
Märtyrers Cyprianus, gehalten im Jahre 251 zur Zeit einer
Epidemie. Auch ein Wort des Glaubens für das christliche
Volk in unserer Zeit. Preis: 3 kr. Jn Partien billiger.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] die Schlüssel zum Tempel Hymens eröffnet hatte, schlugen alle
Bewerbungen aus; denn nur Eines beschäftigte sie: die be-
fleckte Ehre ihres Vaters wieder ungetrübt her-
zustellen.
Kein armer Handwerker, kein fleißiger Arbeiter sollte
noch im Grabe seinen vermoderten Gebeinen fluchen! Das war
auch der Wunsch ihrer Mutter gewesen, die ihnen noch auf dem
Todbette empfohlen hatte, „die erste Summe, die ihnen je durch
Erbschaft zufallen möchte, dazu zu verwenden, die verlorene
Ehre des Vaters wieder zu erkaufen.
“ Die fromme
Stimme der Mutter hatte sich tief in die Herzen der Töchter einge-
prägt, die ihrer würdig waren. Sie bezahlten die Schul-
den ihres Vaters bis auf den letzten Heller;
von der
geerbten Million war ihnen nur wenig übrig geblieben. Am
25. September d. J. kam ich nach Etampes und fand die ganze
Stadt in der freudigsten Aufregung, Alles strömte nach der Kirche.
Als ich verwundert nach dem Grunde fragte, sagte mir ein
schlichter Arbeiter in der überströmenden Freude seines Herzens:
Ei, wissen sie es denn nicht? da sind sie ja, da sind sie, die vier
Demoiselles Bechu, die braven Töchter! Sie haben die reichen
Freier ausgeschlagen, statt dessen alle Schulden ihres Vaters be-
zahlt, wir armen Handwerker erhielten zuerst unser Geld, und
nun fanden sie — arm wie vorher — andere Freier, weniger
reich, weniger geldgierig als die ersten, aber hochherzig und edel-
gesinnt. Heute haben alle vier Paare Hochzeit, in derselben Kirche,
am selben Tage. Die werden glücklich seyn! Möchte ein so schö-
ner Zug von Ehrenhaftigkeit und kindlicher Pietät allenthalben
Nachahmung finden! — 5% 87. 75. — 3% 55. 65. — Bank-
actien 2327. 50.

Lyon. Nach den Ereignissen vom 15. Juni letzthin eröffneten
die Bewohner Lyons und der benachbarten Departements eine
Subscription zu Gunsten der Soldaten, die verwundet worden
waren, und der Familien der Getödteten. Diese Subscription er-
gab die Summe von 140,000 Frcs. Sie wurde dem Generale
Gemeau zur Verfügung gestellt, um sie unter die Betreffenden zu
vertheilen. Eine Commission von fünfzehn Mitgliedern classifi-
cirte dieselben. Die Familien der getödteten Soldaten erhielten
Summen von 350 bis zu 3500 Frcs. jede, und die Verwundeten
solche von 250 bis 8000 Frcs. Der Betrag letzterer Entschä-
digung wurde in Renten verwandelt. Wiewohl eigentlich Mili-
tärs keine Belohnungen empfangen dürfen, außer von der Re-
gierung, so hat doch der Kriegsminister für diesen Fall eine Aus-
nahme gemacht und seine Bewilligung zu diesen Belohnungen
gegeben.

Straßburg 16. October. ( K. Z. ) Morgen beginnen die
Assisenverhandlungen in Metz, bei welchen unser Juni=Com-
plot
zur Aburtheilung kommen soll. Ungefähr sechzig Zeugen
haben sich zu diesem Behufe von hier nach der Hauptstadt des
[Spaltenumbruch] Moseldepartements begeben. Unter diesen befinden sich der Maire,
die Commandanten der Nationalgarde, die Polizeicommissäre und
noch andere Beamte unserer Stadt. Man versichert, daß auch
Brentano, der sich in der letzten Zeit in Nancy aufhielt, als
Zeuge vorgeladen sey. Vielleicht geschieht dieses aus dem Grunde,
weil der Chef der provisorischen Regierung Badens seiner Zeit in
der constituirenden Versammlung zu Karlsruhe verkündete, die
Sache des Volkes habe in Paris gesiegt, die Citadelle in Straß-
burg sey in den Händen der Bürger Wer hat jene Nachrich-
ten nach Karlsruhe gebracht? Darüber sollen die Verhandlungen
Auskunft geben und deshalb scheint auch ein Kaufmann aus Kehl,
der sich am 14. Juni in dem Hofe unseres Stadthauses befand,
als eine Fraction der Nationalgarde auf Erweiterung ihrer
Befugnisse drang und worüber derselbe übertriebene Mel-
dungen nach dem Badischen brachte, vor die Schranken des
Assisengerichtes in Metz geladen zu seyn. Der allgemein herr-
schenden Ansicht zufolge dürften die Angeklagten einer Freisprech-
ung gewärtig seyn; allein jedenfalls werden wir über manche
Vorgänge, welche in jener Sturmperiode unsere Stadt so sehr
bewegten, reiche Auskunft erhalten. Der Hauptangeklagte, Pro-
fessor Küß, der seiner Zeit Präsident des demokratischen Clubs
war, wird von dem Advocaten Jules Favre aus Paris verthei-
digt. — Seit einigen Tagen befindet sich Herr Raveaux in
unserer Stadt. Die Nachricht einiger Blätter, daß derselbe mit
Jtzstein nach England abgereist sey, ist also falsch. Ob der ehe-
malige Reichsgesandte in der Schweiz sich nach Albion wenden
werde, ist noch zweifelhaft, da ihn Rücksichten für seine Gesund-
heit, die ganz zerüttet ist, vielleicht bestimmen, ein südliches
Klima aufzusuchen, Raveaux sieht sehr leidend aus. Der Sturm
der Zeit hat seinen Körper hart mitgenommen, sein Geist ist in-
dessen noch immer frisch und „für die Zukunft hoffend.“ — Die
Cholera, welche ganz verschwunden war, zeigt sich wieder in
einer unserer Vorstädte, jedoch tritt sie daselbst nicht sehr beun-
ruhigend auf. Die Nachrichten aus dem südlichen Frankreich
lauten in dieser Hinsicht sehr günstig.

Rußland und Polen.

St. Petersburg 10. October. ( P. Z. ) Jn diesen Tagen ist
der außerordentliche Gesandte der ottomanischen Pforte beim
Allerhöchsten Hofe Sr. Majestät des Kaisers, Fuad=Effendi,
— hier angekommen. Jn seinem Gefolge befinden sich: der
Secretär Ramsi=Effendi, der Jngenieurobrist Tewfik=Bey und
der Major der türkischen Garde Lotef=Aga.

[Ende Spaltensatz]

Anzeigen.
[Beginn Spaltensatz]
Todes-Anzeige.

Im Namen unserer Familie erfülle ich die traurige Pflicht,
unseren Freunden und Bekannten anzuzeigen, dass am
14. d. M. nach zweitägigem Krankenlager unser geliebter
Vater Dr
. Joseph Piesdem Herrn entschlafen ist und
bitte um stille Theilnahme.

Hiermit verbinde ich zugleich die Anzeige, dass ich meinen
seitherigen Wohnsitz Niederolm verlassen und mich im
Hause meines verstorbenen Vaters, Gräberstrasse Lit. B. Nr.
321., als praktischer Arzt niedergelassen habe.

    Joseph Pies,
    Dr. der gesammten Heilkunde.



Große Mobiliar=Versteigerung.

Montag den 29. October und die folgenden Tage werden im
Commandantur=Gebäude zu Mainz eine große Anzahl Mobiliar-
Gegenstände, worunter mehrere ganz moderne fast neue Garnituren von
Mahagoni=Meubles in schwerer französischer Seide und Halbseide, ebenso
die dazu gehörigen Fenster=Vorhänge und Portieren von selbem Stoffe,
sehr große französische Spiegel in Goldrahmen aus einem Stücke, Trü-
meaux, große Lustres, Arm= und Wandleuchter, Lampen von Bronce
aus Paris, sämmtlich aus der rühmlich bekannten Meubles=Fabrik des
Herrn A. Bembe zu Mainz, Bilder in Rahmen, Büsten und Vasen
von Gyps, elegante Polster und Holz=Meubles, Metzerstühle, Küchenge-
räthe, worunter gutes Kupfergeschirr, Porzellain, Glas, ein eiserner
Kochherd, gegen gleich baare Bezahlung versteigert.

Die Besichtigung dieser Gegenstände kann Montag den 29. Morgens
von 10 bis 1 Uhr stattfinden.

Die Versteigerung selbst beginnt denselben Tag um 2 Uhr und
wird die folgenden Tage von 9 Uhr Morgens an fortgesetzt.

[Spaltenumbruch]
Versteigerung einer Bibliothek und von Gold-
und Silbergeräthe.

Die zum Nachlasse des Herrn Heinrich Hoffmann, lebend Jn-
haber einer Lehr= und Erziehungs=Anstalt, in Mainz wohnhaft gewesen,
gehörige Bibliothek, enthaltend Werke philologischen, geschichtlichen, pä-
dagogischen und belletristischen Jnhalts, und eine Partie Landkarten
wird künftigen

Montag den 29. October 1849 des Nachmittags um 2 Uhr

und die folgenden Tage um dieselbe Stunde, und die zu demselben Nach-
lasse gehörigen Gold= und Silbersachen, Oelgemälde, Kupferstiche,
Lithographien, Spiegel, Vasen, Uhren und Münzen

künftigen Freitag den 2. November des Nachmittags
um
2 Uhr

in Gemäßheit friedensrichterlicher Ordonnanz vom gestrigen Tage in der
Sterbewohnung, im Knebel'schen Hofe Lit. C. Nr. 188. in der hin-
teren Christophsgasse dahier, durch den unterzeichneten Notar öffentlich
gegen baare Zahlung versteigert.

Der vollständige Catalog der zu versteigernden Bücher, wie über-
haupt die sämmtlichen Effecten können in der Sterbewohnung eingesehen
werden.

Mainz den 4. October 1849.

    J. B. Frank.



Bei Kirchheim & Schott in Mainz ist so eben erschienen:

Von der Sterblichkeit. Eine Rede des h. Bischofs und
Märtyrers Cyprianus, gehalten im Jahre 251 zur Zeit einer
Epidemie. Auch ein Wort des Glaubens für das christliche
Volk in unserer Zeit. Preis: 3 kr. Jn Partien billiger.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0004] die Schlüssel zum Tempel Hymens eröffnet hatte, schlugen alle Bewerbungen aus; denn nur Eines beschäftigte sie: die be- fleckte Ehre ihres Vaters wieder ungetrübt her- zustellen. Kein armer Handwerker, kein fleißiger Arbeiter sollte noch im Grabe seinen vermoderten Gebeinen fluchen! Das war auch der Wunsch ihrer Mutter gewesen, die ihnen noch auf dem Todbette empfohlen hatte, „die erste Summe, die ihnen je durch Erbschaft zufallen möchte, dazu zu verwenden, die verlorene Ehre des Vaters wieder zu erkaufen. “ Die fromme Stimme der Mutter hatte sich tief in die Herzen der Töchter einge- prägt, die ihrer würdig waren. Sie bezahlten die Schul- den ihres Vaters bis auf den letzten Heller; von der geerbten Million war ihnen nur wenig übrig geblieben. Am 25. September d. J. kam ich nach Etampes und fand die ganze Stadt in der freudigsten Aufregung, Alles strömte nach der Kirche. Als ich verwundert nach dem Grunde fragte, sagte mir ein schlichter Arbeiter in der überströmenden Freude seines Herzens: Ei, wissen sie es denn nicht? da sind sie ja, da sind sie, die vier Demoiselles Bechu, die braven Töchter! Sie haben die reichen Freier ausgeschlagen, statt dessen alle Schulden ihres Vaters be- zahlt, wir armen Handwerker erhielten zuerst unser Geld, und nun fanden sie — arm wie vorher — andere Freier, weniger reich, weniger geldgierig als die ersten, aber hochherzig und edel- gesinnt. Heute haben alle vier Paare Hochzeit, in derselben Kirche, am selben Tage. Die werden glücklich seyn! Möchte ein so schö- ner Zug von Ehrenhaftigkeit und kindlicher Pietät allenthalben Nachahmung finden! — 5% 87. 75. — 3% 55. 65. — Bank- actien 2327. 50. Lyon. Nach den Ereignissen vom 15. Juni letzthin eröffneten die Bewohner Lyons und der benachbarten Departements eine Subscription zu Gunsten der Soldaten, die verwundet worden waren, und der Familien der Getödteten. Diese Subscription er- gab die Summe von 140,000 Frcs. Sie wurde dem Generale Gemeau zur Verfügung gestellt, um sie unter die Betreffenden zu vertheilen. Eine Commission von fünfzehn Mitgliedern classifi- cirte dieselben. Die Familien der getödteten Soldaten erhielten Summen von 350 bis zu 3500 Frcs. jede, und die Verwundeten solche von 250 bis 8000 Frcs. Der Betrag letzterer Entschä- digung wurde in Renten verwandelt. Wiewohl eigentlich Mili- tärs keine Belohnungen empfangen dürfen, außer von der Re- gierung, so hat doch der Kriegsminister für diesen Fall eine Aus- nahme gemacht und seine Bewilligung zu diesen Belohnungen gegeben. Straßburg 16. October. ( K. Z. ) Morgen beginnen die Assisenverhandlungen in Metz, bei welchen unser Juni=Com- plot zur Aburtheilung kommen soll. Ungefähr sechzig Zeugen haben sich zu diesem Behufe von hier nach der Hauptstadt des Moseldepartements begeben. Unter diesen befinden sich der Maire, die Commandanten der Nationalgarde, die Polizeicommissäre und noch andere Beamte unserer Stadt. Man versichert, daß auch Brentano, der sich in der letzten Zeit in Nancy aufhielt, als Zeuge vorgeladen sey. Vielleicht geschieht dieses aus dem Grunde, weil der Chef der provisorischen Regierung Badens seiner Zeit in der constituirenden Versammlung zu Karlsruhe verkündete, die Sache des Volkes habe in Paris gesiegt, die Citadelle in Straß- burg sey in den Händen der Bürger Wer hat jene Nachrich- ten nach Karlsruhe gebracht? Darüber sollen die Verhandlungen Auskunft geben und deshalb scheint auch ein Kaufmann aus Kehl, der sich am 14. Juni in dem Hofe unseres Stadthauses befand, als eine Fraction der Nationalgarde auf Erweiterung ihrer Befugnisse drang und worüber derselbe übertriebene Mel- dungen nach dem Badischen brachte, vor die Schranken des Assisengerichtes in Metz geladen zu seyn. Der allgemein herr- schenden Ansicht zufolge dürften die Angeklagten einer Freisprech- ung gewärtig seyn; allein jedenfalls werden wir über manche Vorgänge, welche in jener Sturmperiode unsere Stadt so sehr bewegten, reiche Auskunft erhalten. Der Hauptangeklagte, Pro- fessor Küß, der seiner Zeit Präsident des demokratischen Clubs war, wird von dem Advocaten Jules Favre aus Paris verthei- digt. — Seit einigen Tagen befindet sich Herr Raveaux in unserer Stadt. Die Nachricht einiger Blätter, daß derselbe mit Jtzstein nach England abgereist sey, ist also falsch. Ob der ehe- malige Reichsgesandte in der Schweiz sich nach Albion wenden werde, ist noch zweifelhaft, da ihn Rücksichten für seine Gesund- heit, die ganz zerüttet ist, vielleicht bestimmen, ein südliches Klima aufzusuchen, Raveaux sieht sehr leidend aus. Der Sturm der Zeit hat seinen Körper hart mitgenommen, sein Geist ist in- dessen noch immer frisch und „für die Zukunft hoffend.“ — Die Cholera, welche ganz verschwunden war, zeigt sich wieder in einer unserer Vorstädte, jedoch tritt sie daselbst nicht sehr beun- ruhigend auf. Die Nachrichten aus dem südlichen Frankreich lauten in dieser Hinsicht sehr günstig. Rußland und Polen. St. Petersburg 10. October. ( P. Z. ) Jn diesen Tagen ist der außerordentliche Gesandte der ottomanischen Pforte beim Allerhöchsten Hofe Sr. Majestät des Kaisers, Fuad=Effendi, — hier angekommen. Jn seinem Gefolge befinden sich: der Secretär Ramsi=Effendi, der Jngenieurobrist Tewfik=Bey und der Major der türkischen Garde Lotef=Aga. Anzeigen. Todes-Anzeige. Im Namen unserer Familie erfülle ich die traurige Pflicht, unseren Freunden und Bekannten anzuzeigen, dass am 14. d. M. nach zweitägigem Krankenlager unser geliebter Vater Dr. Joseph Piesdem Herrn entschlafen ist und bitte um stille Theilnahme. Hiermit verbinde ich zugleich die Anzeige, dass ich meinen seitherigen Wohnsitz Niederolm verlassen und mich im Hause meines verstorbenen Vaters, Gräberstrasse Lit. B. Nr. 321., als praktischer Arzt niedergelassen habe. Joseph Pies, Dr. der gesammten Heilkunde. Große Mobiliar=Versteigerung. Montag den 29. October und die folgenden Tage werden im Commandantur=Gebäude zu Mainz eine große Anzahl Mobiliar- Gegenstände, worunter mehrere ganz moderne fast neue Garnituren von Mahagoni=Meubles in schwerer französischer Seide und Halbseide, ebenso die dazu gehörigen Fenster=Vorhänge und Portieren von selbem Stoffe, sehr große französische Spiegel in Goldrahmen aus einem Stücke, Trü- meaux, große Lustres, Arm= und Wandleuchter, Lampen von Bronce aus Paris, sämmtlich aus der rühmlich bekannten Meubles=Fabrik des Herrn A. Bembe zu Mainz, Bilder in Rahmen, Büsten und Vasen von Gyps, elegante Polster und Holz=Meubles, Metzerstühle, Küchenge- räthe, worunter gutes Kupfergeschirr, Porzellain, Glas, ein eiserner Kochherd, gegen gleich baare Bezahlung versteigert. Die Besichtigung dieser Gegenstände kann Montag den 29. Morgens von 10 bis 1 Uhr stattfinden. Die Versteigerung selbst beginnt denselben Tag um 2 Uhr und wird die folgenden Tage von 9 Uhr Morgens an fortgesetzt. Versteigerung einer Bibliothek und von Gold- und Silbergeräthe. Die zum Nachlasse des Herrn Heinrich Hoffmann, lebend Jn- haber einer Lehr= und Erziehungs=Anstalt, in Mainz wohnhaft gewesen, gehörige Bibliothek, enthaltend Werke philologischen, geschichtlichen, pä- dagogischen und belletristischen Jnhalts, und eine Partie Landkarten wird künftigen Montag den 29. October 1849 des Nachmittags um 2 Uhr und die folgenden Tage um dieselbe Stunde, und die zu demselben Nach- lasse gehörigen Gold= und Silbersachen, Oelgemälde, Kupferstiche, Lithographien, Spiegel, Vasen, Uhren und Münzen künftigen Freitag den 2. November des Nachmittags um 2 Uhr in Gemäßheit friedensrichterlicher Ordonnanz vom gestrigen Tage in der Sterbewohnung, im Knebel'schen Hofe Lit. C. Nr. 188. in der hin- teren Christophsgasse dahier, durch den unterzeichneten Notar öffentlich gegen baare Zahlung versteigert. Der vollständige Catalog der zu versteigernden Bücher, wie über- haupt die sämmtlichen Effecten können in der Sterbewohnung eingesehen werden. Mainz den 4. October 1849. J. B. Frank. Bei Kirchheim & Schott in Mainz ist so eben erschienen: Von der Sterblichkeit. Eine Rede des h. Bischofs und Märtyrers Cyprianus, gehalten im Jahre 251 zur Zeit einer Epidemie. Auch ein Wort des Glaubens für das christliche Volk in unserer Zeit. Preis: 3 kr. Jn Partien billiger. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 250. Mainz, 20. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal250_1849/4>, abgerufen am 29.05.2024.