Marburger Zeitung. Nr. 121, Marburg, 10.10.1911.Nr. 121, 10. Oktober 1911 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Tatsache, daß Frau Rabl v. Kristen das erste Mal in ihrer Vaterstadt Marburg auftritt, wird an sich genügen, um das Haus zu füllen. Ein schönes Naturspiel. Der schöne Marburger Turnverein. Am Montag Theater- uud Kasinoverein. Unterhaltungs- Alldeutscher Sprechabend. Man schreibt Notstandstarif für Futter- und Streu- mittel. Das k. k. Ackerbauministerium hat eröffnet, Eine seltsame Todeserklärung. An Durch eine Biene in Lebensgefahr. Ein seltsames Unglück zog sich vorgestern bei der Vor Schmerzen zusammengestürzt. Auf dem Schmiedplatz stürzte am 7. Oktober nach- [Spaltenumbruch] Wieder ein verschwundener Garten. Seit Menschengedenken stand jenes Haus in der Die Herbstliedertafel des Kaufmännischen Gefunden wurde ein Federpennal mit einem Die Fleischpreise im Monate Oktober
Schaubühne. "Charleys Tante", Schwank in drei Aus dem Gerichtssaale. Ein Kind ertrunken. Unter der Anklage Spezialisten im Lämmerdiebstahl. Heute [irrelevantes Material]
Nr. 121, 10. Oktober 1911 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Tatſache, daß Frau Rabl v. Kriſten das erſte Mal in ihrer Vaterſtadt Marburg auftritt, wird an ſich genügen, um das Haus zu füllen. Ein ſchönes Naturſpiel. Der ſchöne Marburger Turnverein. Am Montag Theater- uud Kaſinoverein. Unterhaltungs- Alldeutſcher Sprechabend. Man ſchreibt Notſtandstarif für Futter- und Streu- mittel. Das k. k. Ackerbauminiſterium hat eröffnet, Eine ſeltſame Todeserklärung. An Durch eine Biene in Lebensgefahr. Ein ſeltſames Unglück zog ſich vorgeſtern bei der Vor Schmerzen zuſammengeſtürzt. Auf dem Schmiedplatz ſtürzte am 7. Oktober nach- [Spaltenumbruch] Wieder ein verſchwundener Garten. Seit Menſchengedenken ſtand jenes Haus in der Die Herbſtliedertafel des Kaufmänniſchen Gefunden wurde ein Federpennal mit einem Die Fleiſchpreiſe im Monate Oktober
Schaubühne. „Charleys Tante“, Schwank in drei Aus dem Gerichtsſaale. Ein Kind ertrunken. Unter der Anklage Spezialiſten im Lämmerdiebſtahl. Heute [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header">Nr. 121, 10. Oktober 1911 Marburger Zeitung</fw><lb/><cb/> Tatſache, daß Frau Rabl v. Kriſten das erſte Mal<lb/> in ihrer Vaterſtadt Marburg auftritt, wird an ſich<lb/> genügen, um das Haus zu füllen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein ſchönes Naturſpiel.</hi> </head> <p>Der ſchöne<lb/> Herbſt zeitigt im Unterlande alljährlich ſeltſame<lb/> Naturſpiele; ſo befinden ſich gegenwärtig auf der<lb/> Beſitzung des Herrn Dr. Majciger, beim Jäger-<lb/> wirt hinter den drei Teichen bei Marburg, zwei<lb/> Apfelbäume in voller Blüte. 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September 1911 bis auf Widerruf, längſtens<lb/> bis Ende März 1912, im Rückvergütungsweg unter<lb/> gewiſſen Bedingungen und Modalitäten bewilligt<lb/> hat. Die näheren Beſtimmungen ſind aus Nr. 106<lb/> des Verordnungsblattes für Eiſenbahnen und Schiff-<lb/> fahrt vom 14. September 1911 unter fortlaufender<lb/> Nr. 689 (auf Seite 1531—32) zu entnehmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine ſeltſame Todeserklärung.</hi> </head> <p>An<lb/> einer Ankündigungstafel des hieſigen Kreisgerichtes<lb/> iſt u. a. auch eine Kundmachung betreffend Ein-<lb/> leitung eines Verfahrens zur Todeserklärung ange-<lb/> bracht. Dort heißt es einleitend: „Die am 25. Auguſt<lb/> 1944 in St. Egydi Nr. 46 geborene Grundbe-<lb/> ſitzerstochter Roſalia Plotſch iſt ſeit dem Herbſte<lb/> 1881 unbekannten Aufenthaltes.“ Es iſt ſehr be-<lb/> greiflich, daß eine Frauensperſon, als deren Ge-<lb/> burtsjahr das Jahr 1944 gilt, im Jahre 1881<lb/> noch unbekannten Aufenthaltes iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Durch eine Biene in Lebensgefahr.</hi> </head><lb/> <p>Ein ſeltſames Unglück zog ſich vorgeſtern bei der<lb/> Grazer Herbſtmeſſe ein Herr zu. Er kaufte dort<lb/> eine Schaumrolle und verzehrte ſie; in der Schaum-<lb/> rolle war jedoch eine Bieue verſteckt, die den Mann<lb/> in den Gaumen ſtach. Es entſtand ſofort eine ſtarke<lb/> Anſchwellung. 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Der neue Beſitzer ließ nun alle<lb/> Bäume fällen und kahl und wüſt iſt nun jene<lb/> Stelle, auf welcher das Auge gerne verweilte. 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Man lachte ſich über<lb/> die Pſeudotante krank und nahm den ziemlich grob-<lb/> körnigen Humor des Schwankes mit viel Vergnügeu<lb/> auf und umſo lieber, als das Zuſammenſpiel ein<lb/> ungemein flottes war. Herr <hi rendition="#g">Golda</hi> hat allerdings<lb/> ſeine Tante etwas zu ſehr ins Karikaturenhafte hin-<lb/> übergezogen und er hätte ſich an Herrn <hi rendition="#g">Burger,</hi><lb/> der den Studenten Wikeham trotz aller Lebendigkeit<lb/> mit künſtleriſcher Mäßigung gab, ein gutes Beiſpiel<lb/> nehmen können. Gute Figuren ſchufen auch die<lb/> Herren: <hi rendition="#g">Dunay</hi> (Jack Cheſnay), <hi rendition="#g">Eghart</hi> (Co-<lb/> lonel Cheſnay), <hi rendition="#g">Gerold</hi> (Spittigua) und <hi rendition="#g">Sunko</hi><lb/> (Bruſſet). Von den Damen tat ſich Frl. Regina<lb/><hi rendition="#g">Schweiger</hi> als Donna Luzia mit einer ſehr ſym-<lb/> pathiſchen Leiſtung hervor. Ihr Auftreten hat Stil<lb/> und bedarf keiner Poſe. Die beiden verliebten<lb/> Mädchen Anny und Kitty waren in den Fräulein<lb/><hi rendition="#g">Oſtheim</hi> und <hi rendition="#g">Gregorow</hi> recht anziehend ver-<lb/> körpert und ebenſo fand Frl. van <hi rendition="#g">Rheyn</hi> für die<lb/> Waiſe Ella den richtigen, bei den Engländern be-<lb/> liebten ſentimentalen Ton. Die meiſten der in dem<lb/> Stück beſchäftigten Darſteller werden freilich ihre<lb/><cb/> Befähigung erſt noch in anderen Stücken nachzu-<lb/> weiſen haben, die ihnen mehr Gelegenheit zur Ent-<lb/> faltung ihrer Kräfte geben, als es die liebenswürdige<lb/> Dutzendarbeit eines Brandon Thomas vermag. ln.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Aus dem Gerichtsſaale.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Kind ertrunken.</hi> </head> <p>Unter der Anklage<lb/> des Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens hatte<lb/> ſich vor dem Kreisgerichte die 23jährige ledige Agnes<lb/><hi rendition="#g">Kreuch,</hi> Beſitzerin in Lembach Nr. 67, zu ver-<lb/> antworten. Sie hatte, als ihre Schweſter Raſalia<lb/> Kreuch im Jahre 1910 geſtorben war, deren zwei-<lb/> jährigen außerehelichen Sohn Franz Kreuch in Pflege<lb/> und Erziehung genommen. Am 9. Auguſt 1911<lb/> war ſie mit dem Begießen ihres vom Wohnhauſe<lb/> etwa 130 bis 140 Schritte entfernt gelegenen Ackers<lb/> beſchäftigt, indem ſie das Waſſer von der beiläufig<lb/> 113 Schritte entfernt gelegenen Hauslache auf den<lb/> Acker trug. Der kleine Franz war auch auf den<lb/> Acker gegangen; plötzlich war er verſchwunden und<lb/> wurde dann in der Lache ertrunken aufgefunden.<lb/> Die Angeklagte war nun beſchuldigt, daß ſie die<lb/> Lache, welche gewöhnlich zu Zweidrittel mit Brettern<lb/> verdeckt iſt, nachdem ſie das Waſſer entnommen,<lb/> nicht ſogleich wieder mit dem Bretterdeckel zudeckte,<lb/> zumal ſie vom Acker aus keinen Überblick über die<lb/> Lache hatte. Der Gerichtshof verurteilte A. Kreuch<lb/> zu drei Tagen ſtrengen Arreſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Spezialiſten im Lämmerdiebſtahl.</hi> </head> <p>Heute<lb/> ſtanden die Eheleute Joſef und Aloiſia <hi rendition="#g">Koban</hi><lb/> aus Mauerbach und deren 18jähriger Sohn Martin<lb/><hi rendition="#g">Koban</hi> wegen des Verbrechens des Diebſtahls vor<lb/> dem Erkenntnisgerichte. Der Vater iſt Sägler, die<lb/> Mutter Winzerin, der Sohn Hüter in Frauheim.<lb/> Vater und Sohn wurden wegen Diebſtahl ſchon<lb/> wiederholt abgeſtraft. Diesmal mußten ſie ſich wegen<lb/> Beutezügen, die ſie ausſchließlich gegen Lämmer und<lb/> Schafböcke von Beſitzern aus der Umgebung unter-<lb/> nahmen, verantworten. So ſtahlen Vater und Sohn<lb/> den Beſitzern Anton Zork<supplied cert="high">o</supplied>, Georg Kapun, Franz<lb/> Kamenik, Maria Griſchnik und Jakob Predan<lb/> Lämmer im Geſamtwerte von 106 K. und den<lb/> Beſitzern Stephan Aid und Anton Mom Schaf-<lb/> böcke im Geſamtwerte von 56 K. Als der Sohn<lb/> beim Bezirksgerichte Windiſch-Feiſtritz wegen dieſer<lb/> Diebſtähle einvernommen wurde, gab er zu, daß er<lb/> und ſein Vater zur Nachtzeit immer auf die „Lämmer-<lb/> jagd“ gingen; die Matter habe von der diebiſchen<lb/> Herkunft der Lämmer, welche ſie als Beute nach<lb/> Hauſe brachten, gewußt. Der Gerichtshof verurteilte<lb/> Joſef Koban zu acht Monaten, ſeinen Sohn Martin<lb/> zu drei Monaten und die Aloiſia Koban zu zwei<lb/> Monaten ſchweren Kerker.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 121, 10. Oktober 1911 Marburger Zeitung
Tatſache, daß Frau Rabl v. Kriſten das erſte Mal
in ihrer Vaterſtadt Marburg auftritt, wird an ſich
genügen, um das Haus zu füllen.
Ein ſchönes Naturſpiel. Der ſchöne
Herbſt zeitigt im Unterlande alljährlich ſeltſame
Naturſpiele; ſo befinden ſich gegenwärtig auf der
Beſitzung des Herrn Dr. Majciger, beim Jäger-
wirt hinter den drei Teichen bei Marburg, zwei
Apfelbäume in voller Blüte. In Weiß und Roſa,
im ſchönſten, vollausgebildeten Frühlingsſchmucke
prangen beide Bäume, ein eigenartiges bräutliches
Bild unter den reichen Farbentönen des Herbſtes.
Marburger Turnverein. Am Montag
fand die Beſprechung betreffs des Tanzkurſes ſtatt.
Hier wurde beſchloſſen, daß der Kurs am Mittwoch
den 11. Oktober, abends 8 Uhr im weißen Saale,
Brauerei Götz ſeinen Anfang nimmt. Herren und
Damen, welche ſich noch daran beteiligen wollen,
werden gebeten, ſich an dieſem Tage einzufinden.
Theater- uud Kaſinoverein. Unterhaltungs-
ordnung für den Herbſt 1911: Montag den 6.
November: Theaterabend mit Tanz. Montag den
4. Dezember: Nikolo Abend. Sonntag den 31. De-
zember: Silveſterabend. Beginn jedesmal um halb
9 Uhr abends.
Alldeutſcher Sprechabend. Man ſchreibt
uns: Der erſte nach den Sommerferien abgehaltene
alldeutſche Sprechabend nahm bei gutem Beſuch
einen äußerſt lebhaften Verlauf. Von verſchiedenen
Rednern wurden mehrere Themen behandelt, wie
die Forderung der geſinnungsgenöſſiſchen Bewegung
in Steiermark, die vermutliche Ernennung des
ſloweniſchen Prof. Košan zum Gymnaſialdirektor,
die Flucht Lavals vor den Geſchworenen nach den
Schilderungen verſchiedener Zeitungen und ſchließ-
lich der deutſchfreiheitliche Wahlkampf in Graz.
Reicher Beifall wurde den rein ſachlichen Aus-
führungen der Redner gezollt. Der nächſte Sprech-
abend findet am Donnerstag den 12. Oktober bei
Weiß im erſten Stock ſtatt und werden die Ge-
ſinnungsgenoſſen erſucht, zu dieſem zahlreich und
pünktlich zu erſcheinen, da äußerſt wichtige völkiſche
Fragen zur Beſprechung kommen.
Notſtandstarif für Futter- und Streu-
mittel. Das k. k. Ackerbauminiſterium hat eröffnet,
daß das k. k. Eiſenbahnminiſterium in Berückſichti-
gung der in einem großen Teile des Staatsgebietes
herrſchenden Not an Futter- und Streumittel einen
Notſtandstarif für eine Reihe von Artikel der er-
wähnten Art rückſichtlich ſämtlicher Linien der k. k.
öſterreichiſchen Staatsbahnen und der im ſtaatlichen
Betriebe ſtehenden normalſpurigen Lokalbahnen mit
einem 50prozentigen Nachloſſe von den tarifmäßigen
Frachtſätzen für Ladungen von 5000 bis 10.000
Kilogramm per Wagen, und zwar mit Gültigkeit
ab 17. September 1911 bis auf Widerruf, längſtens
bis Ende März 1912, im Rückvergütungsweg unter
gewiſſen Bedingungen und Modalitäten bewilligt
hat. Die näheren Beſtimmungen ſind aus Nr. 106
des Verordnungsblattes für Eiſenbahnen und Schiff-
fahrt vom 14. September 1911 unter fortlaufender
Nr. 689 (auf Seite 1531—32) zu entnehmen.
Eine ſeltſame Todeserklärung. An
einer Ankündigungstafel des hieſigen Kreisgerichtes
iſt u. a. auch eine Kundmachung betreffend Ein-
leitung eines Verfahrens zur Todeserklärung ange-
bracht. Dort heißt es einleitend: „Die am 25. Auguſt
1944 in St. Egydi Nr. 46 geborene Grundbe-
ſitzerstochter Roſalia Plotſch iſt ſeit dem Herbſte
1881 unbekannten Aufenthaltes.“ Es iſt ſehr be-
greiflich, daß eine Frauensperſon, als deren Ge-
burtsjahr das Jahr 1944 gilt, im Jahre 1881
noch unbekannten Aufenthaltes iſt.
Durch eine Biene in Lebensgefahr.
Ein ſeltſames Unglück zog ſich vorgeſtern bei der
Grazer Herbſtmeſſe ein Herr zu. Er kaufte dort
eine Schaumrolle und verzehrte ſie; in der Schaum-
rolle war jedoch eine Bieue verſteckt, die den Mann
in den Gaumen ſtach. Es entſtand ſofort eine ſtarke
Anſchwellung. Der Mann begab ſich in die Hilfs-
ſtation der Rettungsobteilung, wo ihm ein Arzt
den Stachel entfernte und dadurch eine Erſtickungs-
gefahr beſeitigte.
Vor Schmerzen zuſammengeſtürzt.
Auf dem Schmiedplatz ſtürzte am 7. Oktober nach-
mittags ein junger Mann von heftigſten Schmerzen
befallen zuſammen. Tags zuvor ſollte er als Rekrut
bei ſeinem Truppenkörper einrücken, wurde aber
von dem betreffenden Regimentsarzte wegen eines
Bruchleidens bis auf weiteres wieder entlaſſen.
Der Bedauernswerte wurde mittels Rettungswagen
in das hieſige allgemeine Krankenhaus überſtellt.
Wieder ein verſchwundener Garten.
Seit Menſchengedenken ſtand jenes Haus in der
Kärntnerſtraße, das früher von einem General be-
wohnt wurde und welches jetzt der Frau Baronin
Mixich gehörte, in einem parkähnlichen Garten
mit großen ſchönen Bäumen. Dieſe abgeſchloſſene
Parkanlage war ein erfreulicher Anblick in der
Kärntnerſtraße, deren einziges Grün in dieſer ſchönen
alten Anlage beſtand. Nun hat die bisherige Eigen-
tümerin des Hauſes und des Gartenparkes dieſen
Beſitz unvermutet an einen Kaufmann der inneren
Stadt verkauft. Der neue Beſitzer ließ nun alle
Bäume fällen und kahl und wüſt iſt nun jene
Stelle, auf welcher das Auge gerne verweilte. Der
Staub und der Kot der Kärntnerſtraße und ihre
einförmige Erſcheinung werden nun nicht mehr
durch jene wohltuende grüne Anlage unterbrochen;
mit Bedauern werden viele alte Marburger das
Verſchwinden dieſes altgewohnten parkähnlichen
Gartens vernehmen.
Die Herbſtliedertafel des Kaufmänniſchen
Geſangvereines brachte dieſem jungen Vereine einen
ſchönen Erfolg und trug ihm reichen Beifall ein.
Einen ausführlichen Bericht werden wir in der
nächſten Nummer veröffentlichen.
Gefunden wurde ein Federpennal mit einem
kleinen Geldbetrag, welches beim Schuldiener Kotzbek,
Knabenbürgerſchule abzuholen iſt.
Die Fleiſchpreiſe im Monate Oktober
1911 ſind bei nachſtehenden Fleiſchhauern folgende:
Ochſen-
fleiſch
1. Qual. Ochſen-
fleiſch
2. Qual. Kuhfleiſch
oder
Jungrind Kalb-
fleiſch Schweine
fleiſch
K K K K K
Pirſch Vinzenz —·— —·— —·— 1·80 2·—
Sollak Johann —·— —·— 1·80 2·— 2·—
Wreßnig Peter —·— —·— 1·92 1·80 1·80
Merkl Joſef . —·— —·— 1·92 2·— 2·—
Nendl Johann . 1·80 1·80 1·80 1·80 1·80
Welles Witwe . 1·80 1·80 1·80 1·80 1·80
Rachle Kaſpar . 1·84 —·— 1·76 1·80 1·80
Reißmann Frdr. 1·88 1·80 1·88 2·— 2·—
Gſellmann Bl. 1·88 1·80 1·80 1·80 1·80
Zokaly Franz . 1·92 1·80 1·80 1·80 1·80
Stoßier Franz. 1·92 1·80 1·80 2·— 1·80
Pergdolt Frz. 1·92 1·68 1·68 1·80 1·80
Schrott Georg 1·92 1·88 1·88 1·80 1·80
Polegeg Otto . 1·92 1·88 1·88 1·92 1·80
Trattar Joſef . 1·92 1·88 1·88 2·— 2·—
Leyrer Joſef . 2·— —·— —·— 2·— 2·40
Tſchernoſchek M. 2·— —·— —·— 2·— 2·—
Reismann Th. 2·— 1.80 —·— 2·20 2·20
Achtig Albert . 2·— 2·— —·— 2·20 2·40
Eggenweiler A. 2·— —·— —·— 2·20 2·40
Sollak Jakob . 2·— 1·92 —·— 2·— 2·—
Hochnetz Franz 2·— 1·92 —·— 1·92 1·84
Benzik Johann 2·— 2·— —·— 2·— 2·—
Kirbiſch Joſef . 2·— 2·— 2·— 2·— 2·—
Fritz Karl .. 2·16 2·— —·— 2·— 2·—
Tſcherne Joh. 2·20 2·— 2·— 2·20 2·20
Schaubühne.
„Charleys Tante“, Schwank in drei
Akten von Brandon Thomas. „Charleys Tante“
— „Die Erbtante“ — man muß ſich eine Weile
beſinnen, um dieſe beiden Stücke auseinanderhalten
zu können und man ſieht daraus, wie es immer
die gleichen Motive ſind, mit denen unſere Schwank-
literatur arbeitet. „Charleys Tante“ iſt von beiden
genannten Stücken das ältere, darf aber heute noch
volle Wirkſamkeit beanſpruchen, wie die Aufführung
am Sonntagabend bewies. Man lachte ſich über
die Pſeudotante krank und nahm den ziemlich grob-
körnigen Humor des Schwankes mit viel Vergnügeu
auf und umſo lieber, als das Zuſammenſpiel ein
ungemein flottes war. Herr Golda hat allerdings
ſeine Tante etwas zu ſehr ins Karikaturenhafte hin-
übergezogen und er hätte ſich an Herrn Burger,
der den Studenten Wikeham trotz aller Lebendigkeit
mit künſtleriſcher Mäßigung gab, ein gutes Beiſpiel
nehmen können. Gute Figuren ſchufen auch die
Herren: Dunay (Jack Cheſnay), Eghart (Co-
lonel Cheſnay), Gerold (Spittigua) und Sunko
(Bruſſet). Von den Damen tat ſich Frl. Regina
Schweiger als Donna Luzia mit einer ſehr ſym-
pathiſchen Leiſtung hervor. Ihr Auftreten hat Stil
und bedarf keiner Poſe. Die beiden verliebten
Mädchen Anny und Kitty waren in den Fräulein
Oſtheim und Gregorow recht anziehend ver-
körpert und ebenſo fand Frl. van Rheyn für die
Waiſe Ella den richtigen, bei den Engländern be-
liebten ſentimentalen Ton. Die meiſten der in dem
Stück beſchäftigten Darſteller werden freilich ihre
Befähigung erſt noch in anderen Stücken nachzu-
weiſen haben, die ihnen mehr Gelegenheit zur Ent-
faltung ihrer Kräfte geben, als es die liebenswürdige
Dutzendarbeit eines Brandon Thomas vermag. ln.
Aus dem Gerichtsſaale.
Ein Kind ertrunken. Unter der Anklage
des Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens hatte
ſich vor dem Kreisgerichte die 23jährige ledige Agnes
Kreuch, Beſitzerin in Lembach Nr. 67, zu ver-
antworten. Sie hatte, als ihre Schweſter Raſalia
Kreuch im Jahre 1910 geſtorben war, deren zwei-
jährigen außerehelichen Sohn Franz Kreuch in Pflege
und Erziehung genommen. Am 9. Auguſt 1911
war ſie mit dem Begießen ihres vom Wohnhauſe
etwa 130 bis 140 Schritte entfernt gelegenen Ackers
beſchäftigt, indem ſie das Waſſer von der beiläufig
113 Schritte entfernt gelegenen Hauslache auf den
Acker trug. Der kleine Franz war auch auf den
Acker gegangen; plötzlich war er verſchwunden und
wurde dann in der Lache ertrunken aufgefunden.
Die Angeklagte war nun beſchuldigt, daß ſie die
Lache, welche gewöhnlich zu Zweidrittel mit Brettern
verdeckt iſt, nachdem ſie das Waſſer entnommen,
nicht ſogleich wieder mit dem Bretterdeckel zudeckte,
zumal ſie vom Acker aus keinen Überblick über die
Lache hatte. Der Gerichtshof verurteilte A. Kreuch
zu drei Tagen ſtrengen Arreſt.
Spezialiſten im Lämmerdiebſtahl. Heute
ſtanden die Eheleute Joſef und Aloiſia Koban
aus Mauerbach und deren 18jähriger Sohn Martin
Koban wegen des Verbrechens des Diebſtahls vor
dem Erkenntnisgerichte. Der Vater iſt Sägler, die
Mutter Winzerin, der Sohn Hüter in Frauheim.
Vater und Sohn wurden wegen Diebſtahl ſchon
wiederholt abgeſtraft. Diesmal mußten ſie ſich wegen
Beutezügen, die ſie ausſchließlich gegen Lämmer und
Schafböcke von Beſitzern aus der Umgebung unter-
nahmen, verantworten. So ſtahlen Vater und Sohn
den Beſitzern Anton Zorko, Georg Kapun, Franz
Kamenik, Maria Griſchnik und Jakob Predan
Lämmer im Geſamtwerte von 106 K. und den
Beſitzern Stephan Aid und Anton Mom Schaf-
böcke im Geſamtwerte von 56 K. Als der Sohn
beim Bezirksgerichte Windiſch-Feiſtritz wegen dieſer
Diebſtähle einvernommen wurde, gab er zu, daß er
und ſein Vater zur Nachtzeit immer auf die „Lämmer-
jagd“ gingen; die Matter habe von der diebiſchen
Herkunft der Lämmer, welche ſie als Beute nach
Hauſe brachten, gewußt. Der Gerichtshof verurteilte
Joſef Koban zu acht Monaten, ſeinen Sohn Martin
zu drei Monaten und die Aloiſia Koban zu zwei
Monaten ſchweren Kerker.
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