Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marburger Zeitung. Nr. 121, Marburg, 10.10.1911.

Bild:
<< vorherige Seite

Nr. 121, 10. Oktober 1911 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] Tatsache, daß Frau Rabl v. Kristen das erste Mal
in ihrer Vaterstadt Marburg auftritt, wird an sich
genügen, um das Haus zu füllen.

Ein schönes Naturspiel.

Der schöne
Herbst zeitigt im Unterlande alljährlich seltsame
Naturspiele; so befinden sich gegenwärtig auf der
Besitzung des Herrn Dr. Majciger, beim Jäger-
wirt hinter den drei Teichen bei Marburg, zwei
Apfelbäume in voller Blüte. In Weiß und Rosa,
im schönsten, vollausgebildeten Frühlingsschmucke
prangen beide Bäume, ein eigenartiges bräutliches
Bild unter den reichen Farbentönen des Herbstes.

Marburger Turnverein.

Am Montag
fand die Besprechung betreffs des Tanzkurses statt.
Hier wurde beschlossen, daß der Kurs am Mittwoch
den 11. Oktober, abends 8 Uhr im weißen Saale,
Brauerei Götz seinen Anfang nimmt. Herren und
Damen, welche sich noch daran beteiligen wollen,
werden gebeten, sich an diesem Tage einzufinden.

Theater- uud Kasinoverein.

Unterhaltungs-
ordnung für den Herbst 1911: Montag den 6.
November: Theaterabend mit Tanz. Montag den
4. Dezember: Nikolo Abend. Sonntag den 31. De-
zember: Silvesterabend. Beginn jedesmal um halb
9 Uhr abends.

Alldeutscher Sprechabend.

Man schreibt
uns: Der erste nach den Sommerferien abgehaltene
alldeutsche Sprechabend nahm bei gutem Besuch
einen äußerst lebhaften Verlauf. Von verschiedenen
Rednern wurden mehrere Themen behandelt, wie
die Forderung der gesinnungsgenössischen Bewegung
in Steiermark, die vermutliche Ernennung des
slowenischen Prof. Kosan zum Gymnasialdirektor,
die Flucht Lavals vor den Geschworenen nach den
Schilderungen verschiedener Zeitungen und schließ-
lich der deutschfreiheitliche Wahlkampf in Graz.
Reicher Beifall wurde den rein sachlichen Aus-
führungen der Redner gezollt. Der nächste Sprech-
abend findet am Donnerstag den 12. Oktober bei
Weiß im ersten Stock statt und werden die Ge-
sinnungsgenossen ersucht, zu diesem zahlreich und
pünktlich zu erscheinen, da äußerst wichtige völkische
Fragen zur Besprechung kommen.

Notstandstarif für Futter- und Streu-
mittel.

Das k. k. Ackerbauministerium hat eröffnet,
daß das k. k. Eisenbahnministerium in Berücksichti-
gung der in einem großen Teile des Staatsgebietes
herrschenden Not an Futter- und Streumittel einen
Notstandstarif für eine Reihe von Artikel der er-
wähnten Art rücksichtlich sämtlicher Linien der k. k.
österreichischen Staatsbahnen und der im staatlichen
Betriebe stehenden normalspurigen Lokalbahnen mit
einem 50prozentigen Nachlosse von den tarifmäßigen
Frachtsätzen für Ladungen von 5000 bis 10.000
Kilogramm per Wagen, und zwar mit Gültigkeit
ab 17. September 1911 bis auf Widerruf, längstens
bis Ende März 1912, im Rückvergütungsweg unter
gewissen Bedingungen und Modalitäten bewilligt
hat. Die näheren Bestimmungen sind aus Nr. 106
des Verordnungsblattes für Eisenbahnen und Schiff-
fahrt vom 14. September 1911 unter fortlaufender
Nr. 689 (auf Seite 1531--32) zu entnehmen.

Eine seltsame Todeserklärung.

An
einer Ankündigungstafel des hiesigen Kreisgerichtes
ist u. a. auch eine Kundmachung betreffend Ein-
leitung eines Verfahrens zur Todeserklärung ange-
bracht. Dort heißt es einleitend: "Die am 25. August
1944 in St. Egydi Nr. 46 geborene Grundbe-
sitzerstochter Rosalia Plotsch ist seit dem Herbste
1881 unbekannten Aufenthaltes." Es ist sehr be-
greiflich, daß eine Frauensperson, als deren Ge-
burtsjahr das Jahr 1944 gilt, im Jahre 1881
noch unbekannten Aufenthaltes ist.

Durch eine Biene in Lebensgefahr.

Ein seltsames Unglück zog sich vorgestern bei der
Grazer Herbstmesse ein Herr zu. Er kaufte dort
eine Schaumrolle und verzehrte sie; in der Schaum-
rolle war jedoch eine Bieue versteckt, die den Mann
in den Gaumen stach. Es entstand sofort eine starke
Anschwellung. Der Mann begab sich in die Hilfs-
station der Rettungsobteilung, wo ihm ein Arzt
den Stachel entfernte und dadurch eine Erstickungs-
gefahr beseitigte.

Vor Schmerzen zusammengestürzt.

Auf dem Schmiedplatz stürzte am 7. Oktober nach-
mittags ein junger Mann von heftigsten Schmerzen
befallen zusammen. Tags zuvor sollte er als Rekrut
bei seinem Truppenkörper einrücken, wurde aber
von dem betreffenden Regimentsarzte wegen eines
Bruchleidens bis auf weiteres wieder entlassen.
Der Bedauernswerte wurde mittels Rettungswagen
in das hiesige allgemeine Krankenhaus überstellt.


[Spaltenumbruch]
Wieder ein verschwundener Garten.

Seit Menschengedenken stand jenes Haus in der
Kärntnerstraße, das früher von einem General be-
wohnt wurde und welches jetzt der Frau Baronin
Mixich gehörte, in einem parkähnlichen Garten
mit großen schönen Bäumen. Diese abgeschlossene
Parkanlage war ein erfreulicher Anblick in der
Kärntnerstraße, deren einziges Grün in dieser schönen
alten Anlage bestand. Nun hat die bisherige Eigen-
tümerin des Hauses und des Gartenparkes diesen
Besitz unvermutet an einen Kaufmann der inneren
Stadt verkauft. Der neue Besitzer ließ nun alle
Bäume fällen und kahl und wüst ist nun jene
Stelle, auf welcher das Auge gerne verweilte. Der
Staub und der Kot der Kärntnerstraße und ihre
einförmige Erscheinung werden nun nicht mehr
durch jene wohltuende grüne Anlage unterbrochen;
mit Bedauern werden viele alte Marburger das
Verschwinden dieses altgewohnten parkähnlichen
Gartens vernehmen.

Die Herbstliedertafel

des Kaufmännischen
Gesangvereines brachte diesem jungen Vereine einen
schönen Erfolg und trug ihm reichen Beifall ein.
Einen ausführlichen Bericht werden wir in der
nächsten Nummer veröffentlichen.

Gefunden

wurde ein Federpennal mit einem
kleinen Geldbetrag, welches beim Schuldiener Kotzbek,
Knabenbürgerschule abzuholen ist.

Die Fleischpreise

im Monate Oktober
1911 sind bei nachstehenden Fleischhauern folgende:


Ochsen-
fleisch
1. Qual.
Ochsen-
fleisch
2. Qual.
Kuhfleisch
oder
Jungrind
Kalb-
fleisch
Schweine
fleisch
K K K K K
Pirsch Vinzenz--·----·----·--1·802·--
Sollak Johann--·----·--1·802·--2·--
Wreßnig Peter--·----·--1·921·801·80
Merkl Josef .--·----·--1·922·--2·--
Nendl Johann .1·801·801·801·801·80
Welles Witwe .1·801·801·801·801·80
Rachle Kaspar .1·84--·--1·761·801·80
Reißmann Frdr.1·881·801·882·--2·--
Gsellmann Bl.1·881·801·801·801·80
Zokaly Franz .1·921·801·801·801·80
Stoßier Franz.1·921·801·802·--1·80
Pergdolt Frz.1·921·681·681·801·80
Schrott Georg1·921·881·881·801·80
Polegeg Otto .1·921·881·881·921·80
Trattar Josef .1·921·881·882·--2·--
Leyrer Josef .2·----·----·--2·--2·40
Tschernoschek M.2·----·----·--2·--2·--
Reismann Th.2·--1.80--·--2·202·20
Achtig Albert .2·--2·----·--2·202·40
Eggenweiler A.2·----·----·--2·202·40
Sollak Jakob .2·--1·92--·--2·--2·--
Hochnetz Franz2·--1·92--·--1·921·84
Benzik Johann2·--2·----·--2·--2·--
Kirbisch Josef .2·--2·--2·--2·--2·--
Fritz Karl ..2·162·----·--2·--2·--
Tscherne Joh.2·202·--2·--2·202·20


Schaubühne.

"Charleys Tante", Schwank in drei
Akten von Brandon Thomas. "Charleys Tante"
-- "Die Erbtante" -- man muß sich eine Weile
besinnen, um diese beiden Stücke auseinanderhalten
zu können und man sieht daraus, wie es immer
die gleichen Motive sind, mit denen unsere Schwank-
literatur arbeitet. "Charleys Tante" ist von beiden
genannten Stücken das ältere, darf aber heute noch
volle Wirksamkeit beanspruchen, wie die Aufführung
am Sonntagabend bewies. Man lachte sich über
die Pseudotante krank und nahm den ziemlich grob-
körnigen Humor des Schwankes mit viel Vergnügeu
auf und umso lieber, als das Zusammenspiel ein
ungemein flottes war. Herr Golda hat allerdings
seine Tante etwas zu sehr ins Karikaturenhafte hin-
übergezogen und er hätte sich an Herrn Burger,
der den Studenten Wikeham trotz aller Lebendigkeit
mit künstlerischer Mäßigung gab, ein gutes Beispiel
nehmen können. Gute Figuren schufen auch die
Herren: Dunay (Jack Chesnay), Eghart (Co-
lonel Chesnay), Gerold (Spittigua) und Sunko
(Brusset). Von den Damen tat sich Frl. Regina
Schweiger als Donna Luzia mit einer sehr sym-
pathischen Leistung hervor. Ihr Auftreten hat Stil
und bedarf keiner Pose. Die beiden verliebten
Mädchen Anny und Kitty waren in den Fräulein
Ostheim und Gregorow recht anziehend ver-
körpert und ebenso fand Frl. van Rheyn für die
Waise Ella den richtigen, bei den Engländern be-
liebten sentimentalen Ton. Die meisten der in dem
Stück beschäftigten Darsteller werden freilich ihre
[Spaltenumbruch] Befähigung erst noch in anderen Stücken nachzu-
weisen haben, die ihnen mehr Gelegenheit zur Ent-
faltung ihrer Kräfte geben, als es die liebenswürdige
Dutzendarbeit eines Brandon Thomas vermag. ln.




Aus dem Gerichtssaale.
Ein Kind ertrunken.

Unter der Anklage
des Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens hatte
sich vor dem Kreisgerichte die 23jährige ledige Agnes
Kreuch, Besitzerin in Lembach Nr. 67, zu ver-
antworten. Sie hatte, als ihre Schwester Rasalia
Kreuch im Jahre 1910 gestorben war, deren zwei-
jährigen außerehelichen Sohn Franz Kreuch in Pflege
und Erziehung genommen. Am 9. August 1911
war sie mit dem Begießen ihres vom Wohnhause
etwa 130 bis 140 Schritte entfernt gelegenen Ackers
beschäftigt, indem sie das Wasser von der beiläufig
113 Schritte entfernt gelegenen Hauslache auf den
Acker trug. Der kleine Franz war auch auf den
Acker gegangen; plötzlich war er verschwunden und
wurde dann in der Lache ertrunken aufgefunden.
Die Angeklagte war nun beschuldigt, daß sie die
Lache, welche gewöhnlich zu Zweidrittel mit Brettern
verdeckt ist, nachdem sie das Wasser entnommen,
nicht sogleich wieder mit dem Bretterdeckel zudeckte,
zumal sie vom Acker aus keinen Überblick über die
Lache hatte. Der Gerichtshof verurteilte A. Kreuch
zu drei Tagen strengen Arrest.

Spezialisten im Lämmerdiebstahl.

Heute
standen die Eheleute Josef und Aloisia Koban
aus Mauerbach und deren 18jähriger Sohn Martin
Koban wegen des Verbrechens des Diebstahls vor
dem Erkenntnisgerichte. Der Vater ist Sägler, die
Mutter Winzerin, der Sohn Hüter in Frauheim.
Vater und Sohn wurden wegen Diebstahl schon
wiederholt abgestraft. Diesmal mußten sie sich wegen
Beutezügen, die sie ausschließlich gegen Lämmer und
Schafböcke von Besitzern aus der Umgebung unter-
nahmen, verantworten. So stahlen Vater und Sohn
den Besitzern Anton Zork[o], Georg Kapun, Franz
Kamenik, Maria Grischnik und Jakob Predan
Lämmer im Gesamtwerte von 106 K. und den
Besitzern Stephan Aid und Anton Mom Schaf-
böcke im Gesamtwerte von 56 K. Als der Sohn
beim Bezirksgerichte Windisch-Feistritz wegen dieser
Diebstähle einvernommen wurde, gab er zu, daß er
und sein Vater zur Nachtzeit immer auf die "Lämmer-
jagd" gingen; die Matter habe von der diebischen
Herkunft der Lämmer, welche sie als Beute nach
Hause brachten, gewußt. Der Gerichtshof verurteilte
Josef Koban zu acht Monaten, seinen Sohn Martin
zu drei Monaten und die Aloisia Koban zu zwei
Monaten schweren Kerker.




[irrelevantes Material]

Nr. 121, 10. Oktober 1911 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] Tatſache, daß Frau Rabl v. Kriſten das erſte Mal
in ihrer Vaterſtadt Marburg auftritt, wird an ſich
genügen, um das Haus zu füllen.

Ein ſchönes Naturſpiel.

Der ſchöne
Herbſt zeitigt im Unterlande alljährlich ſeltſame
Naturſpiele; ſo befinden ſich gegenwärtig auf der
Beſitzung des Herrn Dr. Majciger, beim Jäger-
wirt hinter den drei Teichen bei Marburg, zwei
Apfelbäume in voller Blüte. In Weiß und Roſa,
im ſchönſten, vollausgebildeten Frühlingsſchmucke
prangen beide Bäume, ein eigenartiges bräutliches
Bild unter den reichen Farbentönen des Herbſtes.

Marburger Turnverein.

Am Montag
fand die Beſprechung betreffs des Tanzkurſes ſtatt.
Hier wurde beſchloſſen, daß der Kurs am Mittwoch
den 11. Oktober, abends 8 Uhr im weißen Saale,
Brauerei Götz ſeinen Anfang nimmt. Herren und
Damen, welche ſich noch daran beteiligen wollen,
werden gebeten, ſich an dieſem Tage einzufinden.

Theater- uud Kaſinoverein.

Unterhaltungs-
ordnung für den Herbſt 1911: Montag den 6.
November: Theaterabend mit Tanz. Montag den
4. Dezember: Nikolo Abend. Sonntag den 31. De-
zember: Silveſterabend. Beginn jedesmal um halb
9 Uhr abends.

Alldeutſcher Sprechabend.

Man ſchreibt
uns: Der erſte nach den Sommerferien abgehaltene
alldeutſche Sprechabend nahm bei gutem Beſuch
einen äußerſt lebhaften Verlauf. Von verſchiedenen
Rednern wurden mehrere Themen behandelt, wie
die Forderung der geſinnungsgenöſſiſchen Bewegung
in Steiermark, die vermutliche Ernennung des
ſloweniſchen Prof. Košan zum Gymnaſialdirektor,
die Flucht Lavals vor den Geſchworenen nach den
Schilderungen verſchiedener Zeitungen und ſchließ-
lich der deutſchfreiheitliche Wahlkampf in Graz.
Reicher Beifall wurde den rein ſachlichen Aus-
führungen der Redner gezollt. Der nächſte Sprech-
abend findet am Donnerstag den 12. Oktober bei
Weiß im erſten Stock ſtatt und werden die Ge-
ſinnungsgenoſſen erſucht, zu dieſem zahlreich und
pünktlich zu erſcheinen, da äußerſt wichtige völkiſche
Fragen zur Beſprechung kommen.

Notſtandstarif für Futter- und Streu-
mittel.

Das k. k. Ackerbauminiſterium hat eröffnet,
daß das k. k. Eiſenbahnminiſterium in Berückſichti-
gung der in einem großen Teile des Staatsgebietes
herrſchenden Not an Futter- und Streumittel einen
Notſtandstarif für eine Reihe von Artikel der er-
wähnten Art rückſichtlich ſämtlicher Linien der k. k.
öſterreichiſchen Staatsbahnen und der im ſtaatlichen
Betriebe ſtehenden normalſpurigen Lokalbahnen mit
einem 50prozentigen Nachloſſe von den tarifmäßigen
Frachtſätzen für Ladungen von 5000 bis 10.000
Kilogramm per Wagen, und zwar mit Gültigkeit
ab 17. September 1911 bis auf Widerruf, längſtens
bis Ende März 1912, im Rückvergütungsweg unter
gewiſſen Bedingungen und Modalitäten bewilligt
hat. Die näheren Beſtimmungen ſind aus Nr. 106
des Verordnungsblattes für Eiſenbahnen und Schiff-
fahrt vom 14. September 1911 unter fortlaufender
Nr. 689 (auf Seite 1531—32) zu entnehmen.

Eine ſeltſame Todeserklärung.

An
einer Ankündigungstafel des hieſigen Kreisgerichtes
iſt u. a. auch eine Kundmachung betreffend Ein-
leitung eines Verfahrens zur Todeserklärung ange-
bracht. Dort heißt es einleitend: „Die am 25. Auguſt
1944 in St. Egydi Nr. 46 geborene Grundbe-
ſitzerstochter Roſalia Plotſch iſt ſeit dem Herbſte
1881 unbekannten Aufenthaltes.“ Es iſt ſehr be-
greiflich, daß eine Frauensperſon, als deren Ge-
burtsjahr das Jahr 1944 gilt, im Jahre 1881
noch unbekannten Aufenthaltes iſt.

Durch eine Biene in Lebensgefahr.

Ein ſeltſames Unglück zog ſich vorgeſtern bei der
Grazer Herbſtmeſſe ein Herr zu. Er kaufte dort
eine Schaumrolle und verzehrte ſie; in der Schaum-
rolle war jedoch eine Bieue verſteckt, die den Mann
in den Gaumen ſtach. Es entſtand ſofort eine ſtarke
Anſchwellung. Der Mann begab ſich in die Hilfs-
ſtation der Rettungsobteilung, wo ihm ein Arzt
den Stachel entfernte und dadurch eine Erſtickungs-
gefahr beſeitigte.

Vor Schmerzen zuſammengeſtürzt.

Auf dem Schmiedplatz ſtürzte am 7. Oktober nach-
mittags ein junger Mann von heftigſten Schmerzen
befallen zuſammen. Tags zuvor ſollte er als Rekrut
bei ſeinem Truppenkörper einrücken, wurde aber
von dem betreffenden Regimentsarzte wegen eines
Bruchleidens bis auf weiteres wieder entlaſſen.
Der Bedauernswerte wurde mittels Rettungswagen
in das hieſige allgemeine Krankenhaus überſtellt.


[Spaltenumbruch]
Wieder ein verſchwundener Garten.

Seit Menſchengedenken ſtand jenes Haus in der
Kärntnerſtraße, das früher von einem General be-
wohnt wurde und welches jetzt der Frau Baronin
Mixich gehörte, in einem parkähnlichen Garten
mit großen ſchönen Bäumen. Dieſe abgeſchloſſene
Parkanlage war ein erfreulicher Anblick in der
Kärntnerſtraße, deren einziges Grün in dieſer ſchönen
alten Anlage beſtand. Nun hat die bisherige Eigen-
tümerin des Hauſes und des Gartenparkes dieſen
Beſitz unvermutet an einen Kaufmann der inneren
Stadt verkauft. Der neue Beſitzer ließ nun alle
Bäume fällen und kahl und wüſt iſt nun jene
Stelle, auf welcher das Auge gerne verweilte. Der
Staub und der Kot der Kärntnerſtraße und ihre
einförmige Erſcheinung werden nun nicht mehr
durch jene wohltuende grüne Anlage unterbrochen;
mit Bedauern werden viele alte Marburger das
Verſchwinden dieſes altgewohnten parkähnlichen
Gartens vernehmen.

Die Herbſtliedertafel

des Kaufmänniſchen
Geſangvereines brachte dieſem jungen Vereine einen
ſchönen Erfolg und trug ihm reichen Beifall ein.
Einen ausführlichen Bericht werden wir in der
nächſten Nummer veröffentlichen.

Gefunden

wurde ein Federpennal mit einem
kleinen Geldbetrag, welches beim Schuldiener Kotzbek,
Knabenbürgerſchule abzuholen iſt.

Die Fleiſchpreiſe

im Monate Oktober
1911 ſind bei nachſtehenden Fleiſchhauern folgende:


Ochſen-
fleiſch
1. Qual.
Ochſen-
fleiſch
2. Qual.
Kuhfleiſch
oder
Jungrind
Kalb-
fleiſch
Schweine
fleiſch
K K K K K
Pirſch Vinzenz—·——·——·—1·802·—
Sollak Johann—·——·—1·802·—2·—
Wreßnig Peter—·——·—1·921·801·80
Merkl Joſef .—·——·—1·922·—2·—
Nendl Johann .1·801·801·801·801·80
Welles Witwe .1·801·801·801·801·80
Rachle Kaſpar .1·84—·—1·761·801·80
Reißmann Frdr.1·881·801·882·—2·—
Gſellmann Bl.1·881·801·801·801·80
Zokaly Franz .1·921·801·801·801·80
Stoßier Franz.1·921·801·802·—1·80
Pergdolt Frz.1·921·681·681·801·80
Schrott Georg1·921·881·881·801·80
Polegeg Otto .1·921·881·881·921·80
Trattar Joſef .1·921·881·882·—2·—
Leyrer Joſef .2·——·——·—2·—2·40
Tſchernoſchek M.2·——·——·—2·—2·—
Reismann Th.2·—1.80—·—2·202·20
Achtig Albert .2·—2·——·—2·202·40
Eggenweiler A.2·——·——·—2·202·40
Sollak Jakob .2·—1·92—·—2·—2·—
Hochnetz Franz2·—1·92—·—1·921·84
Benzik Johann2·—2·——·—2·—2·—
Kirbiſch Joſef .2·—2·—2·—2·—2·—
Fritz Karl ..2·162·——·—2·—2·—
Tſcherne Joh.2·202·—2·—2·202·20


Schaubühne.

„Charleys Tante“, Schwank in drei
Akten von Brandon Thomas. „Charleys Tante“
— „Die Erbtante“ — man muß ſich eine Weile
beſinnen, um dieſe beiden Stücke auseinanderhalten
zu können und man ſieht daraus, wie es immer
die gleichen Motive ſind, mit denen unſere Schwank-
literatur arbeitet. „Charleys Tante“ iſt von beiden
genannten Stücken das ältere, darf aber heute noch
volle Wirkſamkeit beanſpruchen, wie die Aufführung
am Sonntagabend bewies. Man lachte ſich über
die Pſeudotante krank und nahm den ziemlich grob-
körnigen Humor des Schwankes mit viel Vergnügeu
auf und umſo lieber, als das Zuſammenſpiel ein
ungemein flottes war. Herr Golda hat allerdings
ſeine Tante etwas zu ſehr ins Karikaturenhafte hin-
übergezogen und er hätte ſich an Herrn Burger,
der den Studenten Wikeham trotz aller Lebendigkeit
mit künſtleriſcher Mäßigung gab, ein gutes Beiſpiel
nehmen können. Gute Figuren ſchufen auch die
Herren: Dunay (Jack Cheſnay), Eghart (Co-
lonel Cheſnay), Gerold (Spittigua) und Sunko
(Bruſſet). Von den Damen tat ſich Frl. Regina
Schweiger als Donna Luzia mit einer ſehr ſym-
pathiſchen Leiſtung hervor. Ihr Auftreten hat Stil
und bedarf keiner Poſe. Die beiden verliebten
Mädchen Anny und Kitty waren in den Fräulein
Oſtheim und Gregorow recht anziehend ver-
körpert und ebenſo fand Frl. van Rheyn für die
Waiſe Ella den richtigen, bei den Engländern be-
liebten ſentimentalen Ton. Die meiſten der in dem
Stück beſchäftigten Darſteller werden freilich ihre
[Spaltenumbruch] Befähigung erſt noch in anderen Stücken nachzu-
weiſen haben, die ihnen mehr Gelegenheit zur Ent-
faltung ihrer Kräfte geben, als es die liebenswürdige
Dutzendarbeit eines Brandon Thomas vermag. ln.




Aus dem Gerichtsſaale.
Ein Kind ertrunken.

Unter der Anklage
des Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens hatte
ſich vor dem Kreisgerichte die 23jährige ledige Agnes
Kreuch, Beſitzerin in Lembach Nr. 67, zu ver-
antworten. Sie hatte, als ihre Schweſter Raſalia
Kreuch im Jahre 1910 geſtorben war, deren zwei-
jährigen außerehelichen Sohn Franz Kreuch in Pflege
und Erziehung genommen. Am 9. Auguſt 1911
war ſie mit dem Begießen ihres vom Wohnhauſe
etwa 130 bis 140 Schritte entfernt gelegenen Ackers
beſchäftigt, indem ſie das Waſſer von der beiläufig
113 Schritte entfernt gelegenen Hauslache auf den
Acker trug. Der kleine Franz war auch auf den
Acker gegangen; plötzlich war er verſchwunden und
wurde dann in der Lache ertrunken aufgefunden.
Die Angeklagte war nun beſchuldigt, daß ſie die
Lache, welche gewöhnlich zu Zweidrittel mit Brettern
verdeckt iſt, nachdem ſie das Waſſer entnommen,
nicht ſogleich wieder mit dem Bretterdeckel zudeckte,
zumal ſie vom Acker aus keinen Überblick über die
Lache hatte. Der Gerichtshof verurteilte A. Kreuch
zu drei Tagen ſtrengen Arreſt.

Spezialiſten im Lämmerdiebſtahl.

Heute
ſtanden die Eheleute Joſef und Aloiſia Koban
aus Mauerbach und deren 18jähriger Sohn Martin
Koban wegen des Verbrechens des Diebſtahls vor
dem Erkenntnisgerichte. Der Vater iſt Sägler, die
Mutter Winzerin, der Sohn Hüter in Frauheim.
Vater und Sohn wurden wegen Diebſtahl ſchon
wiederholt abgeſtraft. Diesmal mußten ſie ſich wegen
Beutezügen, die ſie ausſchließlich gegen Lämmer und
Schafböcke von Beſitzern aus der Umgebung unter-
nahmen, verantworten. So ſtahlen Vater und Sohn
den Beſitzern Anton Zork[o], Georg Kapun, Franz
Kamenik, Maria Griſchnik und Jakob Predan
Lämmer im Geſamtwerte von 106 K. und den
Beſitzern Stephan Aid und Anton Mom Schaf-
böcke im Geſamtwerte von 56 K. Als der Sohn
beim Bezirksgerichte Windiſch-Feiſtritz wegen dieſer
Diebſtähle einvernommen wurde, gab er zu, daß er
und ſein Vater zur Nachtzeit immer auf die „Lämmer-
jagd“ gingen; die Matter habe von der diebiſchen
Herkunft der Lämmer, welche ſie als Beute nach
Hauſe brachten, gewußt. Der Gerichtshof verurteilte
Joſef Koban zu acht Monaten, ſeinen Sohn Martin
zu drei Monaten und die Aloiſia Koban zu zwei
Monaten ſchweren Kerker.




[irrelevantes Material]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jLocal" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header">Nr. 121, 10. Oktober 1911 Marburger Zeitung</fw><lb/><cb/>
Tat&#x017F;ache, daß Frau Rabl v. Kri&#x017F;ten das er&#x017F;te Mal<lb/>
in ihrer Vater&#x017F;tadt Marburg auftritt, wird an &#x017F;ich<lb/>
genügen, um das Haus zu füllen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ein &#x017F;chönes Natur&#x017F;piel.</hi> </head>
          <p>Der &#x017F;chöne<lb/>
Herb&#x017F;t zeitigt im Unterlande alljährlich &#x017F;elt&#x017F;ame<lb/>
Natur&#x017F;piele; &#x017F;o befinden &#x017F;ich gegenwärtig auf der<lb/>
Be&#x017F;itzung des Herrn Dr. Majciger, beim Jäger-<lb/>
wirt hinter den drei Teichen bei Marburg, zwei<lb/>
Apfelbäume in voller Blüte. In Weiß und Ro&#x017F;a,<lb/>
im &#x017F;chön&#x017F;ten, vollausgebildeten Frühlings&#x017F;chmucke<lb/>
prangen beide Bäume, ein eigenartiges bräutliches<lb/>
Bild unter den reichen Farbentönen des Herb&#x017F;tes.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Marburger Turnverein.</hi> </head>
          <p>Am Montag<lb/>
fand die Be&#x017F;prechung betreffs des Tanzkur&#x017F;es &#x017F;tatt.<lb/>
Hier wurde be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß der Kurs am Mittwoch<lb/>
den 11. Oktober, abends 8 Uhr im weißen Saale,<lb/>
Brauerei Götz &#x017F;einen Anfang nimmt. Herren und<lb/>
Damen, welche &#x017F;ich noch daran beteiligen wollen,<lb/>
werden gebeten, &#x017F;ich an die&#x017F;em Tage einzufinden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Theater- uud Ka&#x017F;inoverein.</hi> </head>
          <p>Unterhaltungs-<lb/>
ordnung für den Herb&#x017F;t 1911: Montag den 6.<lb/>
November: Theaterabend mit Tanz. Montag den<lb/>
4. Dezember: Nikolo Abend. Sonntag den 31. De-<lb/>
zember: Silve&#x017F;terabend. Beginn jedesmal um halb<lb/>
9 Uhr abends.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Alldeut&#x017F;cher Sprechabend.</hi> </head>
          <p>Man &#x017F;chreibt<lb/>
uns: Der er&#x017F;te nach den Sommerferien abgehaltene<lb/>
alldeut&#x017F;che Sprechabend nahm bei gutem Be&#x017F;uch<lb/>
einen äußer&#x017F;t lebhaften Verlauf. Von ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Rednern wurden mehrere Themen behandelt, wie<lb/>
die Forderung der ge&#x017F;innungsgenö&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Bewegung<lb/>
in Steiermark, die vermutliche Ernennung des<lb/>
&#x017F;loweni&#x017F;chen Prof. Ko<hi rendition="#aq">&#x0161;</hi>an zum Gymna&#x017F;ialdirektor,<lb/>
die Flucht Lavals vor den Ge&#x017F;chworenen nach den<lb/>
Schilderungen ver&#x017F;chiedener Zeitungen und &#x017F;chließ-<lb/>
lich der deut&#x017F;chfreiheitliche Wahlkampf in Graz.<lb/>
Reicher Beifall wurde den rein &#x017F;achlichen Aus-<lb/>
führungen der Redner gezollt. Der näch&#x017F;te Sprech-<lb/>
abend findet am Donnerstag den 12. Oktober bei<lb/>
Weiß im er&#x017F;ten Stock &#x017F;tatt und werden die Ge-<lb/>
&#x017F;innungsgeno&#x017F;&#x017F;en er&#x017F;ucht, zu die&#x017F;em zahlreich und<lb/>
pünktlich zu er&#x017F;cheinen, da äußer&#x017F;t wichtige völki&#x017F;che<lb/>
Fragen zur Be&#x017F;prechung kommen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Not&#x017F;tandstarif für Futter- und Streu-<lb/>
mittel.</hi> </head>
          <p>Das k. k. Ackerbaumini&#x017F;terium hat eröffnet,<lb/>
daß das k. k. Ei&#x017F;enbahnmini&#x017F;terium in Berück&#x017F;ichti-<lb/>
gung der in einem großen Teile des Staatsgebietes<lb/>
herr&#x017F;chenden Not an Futter- und Streumittel einen<lb/>
Not&#x017F;tandstarif für eine Reihe von Artikel der er-<lb/>
wähnten Art rück&#x017F;ichtlich &#x017F;ämtlicher Linien der k. k.<lb/>
ö&#x017F;terreichi&#x017F;chen Staatsbahnen und der im &#x017F;taatlichen<lb/>
Betriebe &#x017F;tehenden normal&#x017F;purigen Lokalbahnen mit<lb/>
einem 50prozentigen Nachlo&#x017F;&#x017F;e von den tarifmäßigen<lb/>
Fracht&#x017F;ätzen für Ladungen von 5000 bis 10.000<lb/>
Kilogramm per Wagen, und zwar mit Gültigkeit<lb/>
ab 17. September 1911 bis auf Widerruf, läng&#x017F;tens<lb/>
bis Ende März 1912, im Rückvergütungsweg unter<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Bedingungen und Modalitäten bewilligt<lb/>
hat. Die näheren Be&#x017F;timmungen &#x017F;ind aus Nr. 106<lb/>
des Verordnungsblattes für Ei&#x017F;enbahnen und Schiff-<lb/>
fahrt vom 14. September 1911 unter fortlaufender<lb/>
Nr. 689 (auf Seite 1531&#x2014;32) zu entnehmen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eine &#x017F;elt&#x017F;ame Todeserklärung.</hi> </head>
          <p>An<lb/>
einer Ankündigungstafel des hie&#x017F;igen Kreisgerichtes<lb/>
i&#x017F;t u. a. auch eine Kundmachung betreffend Ein-<lb/>
leitung eines Verfahrens zur Todeserklärung ange-<lb/>
bracht. Dort heißt es einleitend: &#x201E;Die am 25. Augu&#x017F;t<lb/>
1944 in St. Egydi Nr. 46 geborene Grundbe-<lb/>
&#x017F;itzerstochter Ro&#x017F;alia Plot&#x017F;ch i&#x017F;t &#x017F;eit dem Herb&#x017F;te<lb/>
1881 unbekannten Aufenthaltes.&#x201C; Es i&#x017F;t &#x017F;ehr be-<lb/>
greiflich, daß eine Frauensper&#x017F;on, als deren Ge-<lb/>
burtsjahr das Jahr 1944 gilt, im Jahre 1881<lb/>
noch unbekannten Aufenthaltes i&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Durch eine Biene in Lebensgefahr.</hi> </head><lb/>
          <p>Ein &#x017F;elt&#x017F;ames Unglück zog &#x017F;ich vorge&#x017F;tern bei der<lb/>
Grazer Herb&#x017F;tme&#x017F;&#x017F;e ein Herr zu. Er kaufte dort<lb/>
eine Schaumrolle und verzehrte &#x017F;ie; in der Schaum-<lb/>
rolle war jedoch eine Bieue ver&#x017F;teckt, die den Mann<lb/>
in den Gaumen &#x017F;tach. Es ent&#x017F;tand &#x017F;ofort eine &#x017F;tarke<lb/>
An&#x017F;chwellung. Der Mann begab &#x017F;ich in die Hilfs-<lb/>
&#x017F;tation der Rettungsobteilung, wo ihm ein Arzt<lb/>
den Stachel entfernte und dadurch eine Er&#x017F;tickungs-<lb/>
gefahr be&#x017F;eitigte.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vor Schmerzen zu&#x017F;ammenge&#x017F;türzt.</hi> </head><lb/>
          <p>Auf dem Schmiedplatz &#x017F;türzte am 7. Oktober nach-<lb/>
mittags ein junger Mann von heftig&#x017F;ten Schmerzen<lb/>
befallen zu&#x017F;ammen. Tags zuvor &#x017F;ollte er als Rekrut<lb/>
bei &#x017F;einem Truppenkörper einrücken, wurde aber<lb/>
von dem betreffenden Regimentsarzte wegen eines<lb/>
Bruchleidens bis auf weiteres wieder entla&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Der Bedauernswerte wurde mittels Rettungswagen<lb/>
in das hie&#x017F;ige allgemeine Krankenhaus über&#x017F;tellt.</p><lb/>
          <cb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wieder ein ver&#x017F;chwundener Garten.</hi> </head><lb/>
          <p>Seit Men&#x017F;chengedenken &#x017F;tand jenes Haus in der<lb/>
Kärntner&#x017F;traße, das früher von einem General be-<lb/>
wohnt wurde und welches jetzt der Frau Baronin<lb/><hi rendition="#g">Mixich</hi> gehörte, in einem parkähnlichen Garten<lb/>
mit großen &#x017F;chönen Bäumen. Die&#x017F;e abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene<lb/>
Parkanlage war ein erfreulicher Anblick in der<lb/>
Kärntner&#x017F;traße, deren einziges Grün in die&#x017F;er &#x017F;chönen<lb/>
alten Anlage be&#x017F;tand. Nun hat die bisherige Eigen-<lb/>
tümerin des Hau&#x017F;es und des Gartenparkes die&#x017F;en<lb/>
Be&#x017F;itz unvermutet an einen Kaufmann der inneren<lb/>
Stadt verkauft. Der neue Be&#x017F;itzer ließ nun alle<lb/>
Bäume fällen und kahl und wü&#x017F;t i&#x017F;t nun jene<lb/>
Stelle, auf welcher das Auge gerne verweilte. Der<lb/>
Staub und der Kot der Kärntner&#x017F;traße und ihre<lb/>
einförmige Er&#x017F;cheinung werden nun nicht mehr<lb/>
durch jene wohltuende grüne Anlage unterbrochen;<lb/>
mit Bedauern werden viele alte Marburger das<lb/>
Ver&#x017F;chwinden die&#x017F;es altgewohnten parkähnlichen<lb/>
Gartens vernehmen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Herb&#x017F;tliedertafel</hi> </head>
          <p>des Kaufmänni&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;angvereines brachte die&#x017F;em jungen Vereine einen<lb/>
&#x017F;chönen Erfolg und trug ihm reichen Beifall ein.<lb/>
Einen ausführlichen Bericht werden wir in der<lb/>
näch&#x017F;ten Nummer veröffentlichen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gefunden</hi> </head>
          <p>wurde ein Federpennal mit einem<lb/>
kleinen Geldbetrag, welches beim Schuldiener Kotzbek,<lb/>
Knabenbürger&#x017F;chule abzuholen i&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Flei&#x017F;chprei&#x017F;e</hi> </head>
          <p>im Monate <hi rendition="#g">Oktober</hi><lb/>
1911 &#x017F;ind bei nach&#x017F;tehenden Flei&#x017F;chhauern folgende:</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
              <cell>Och&#x017F;en-<lb/>
flei&#x017F;ch<lb/>
1. Qual.</cell>
              <cell>Och&#x017F;en-<lb/>
flei&#x017F;ch<lb/>
2. Qual.</cell>
              <cell>Kuhflei&#x017F;ch<lb/>
oder<lb/>
Jungrind</cell>
              <cell>Kalb-<lb/>
flei&#x017F;ch</cell>
              <cell>Schweine<lb/>
flei&#x017F;ch</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell/>
              <cell> <hi rendition="#aq">K</hi> </cell>
              <cell> <hi rendition="#aq">K</hi> </cell>
              <cell> <hi rendition="#aq">K</hi> </cell>
              <cell> <hi rendition="#aq">K</hi> </cell>
              <cell> <hi rendition="#aq">K</hi> </cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Pir&#x017F;ch Vinzenz</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Sollak Johann</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Wreßnig Peter</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Merkl Jo&#x017F;ef .</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Nendl Johann .</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Welles Witwe .</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Rachle Ka&#x017F;par .</cell>
              <cell>1·84</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>1·76</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Reißmann Frdr.</cell>
              <cell>1·88</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·88</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>G&#x017F;ellmann Bl.</cell>
              <cell>1·88</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Zokaly Franz .</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Stoßier Franz.</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>1·80</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Pergdolt Frz.</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>1·68</cell>
              <cell>1·68</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Schrott Georg</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>1·88</cell>
              <cell>1·88</cell>
              <cell>1·80</cell>
              <cell>1·80</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Polegeg Otto .</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>1·88</cell>
              <cell>1·88</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>1·80</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Trattar Jo&#x017F;ef .</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>1·88</cell>
              <cell>1·88</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Leyrer Jo&#x017F;ef .</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>2·40</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>T&#x017F;cherno&#x017F;chek M.</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Reismann Th.</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>1.80</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>2·20</cell>
              <cell>2·20</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Achtig Albert .</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>2·20</cell>
              <cell>2·40</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Eggenweiler A.</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>2·20</cell>
              <cell>2·40</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Sollak Jakob .</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Hochnetz Franz</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>1·92</cell>
              <cell>1·84</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Benzik Johann</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Kirbi&#x017F;ch Jo&#x017F;ef .</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Fritz Karl ..</cell>
              <cell>2·16</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;·&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>T&#x017F;cherne Joh.</cell>
              <cell>2·20</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>&#x2014;</cell>
              <cell>2·20</cell>
              <cell>2·20</cell>
            </row><lb/>
          </table>
        </div>
      </div>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jCulturalNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Schaubühne.</hi> </hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><hi rendition="#g">&#x201E;Charleys Tante&#x201C;,</hi> Schwank in drei<lb/>
Akten von Brandon Thomas. &#x201E;Charleys Tante&#x201C;<lb/>
&#x2014; &#x201E;Die Erbtante&#x201C; &#x2014; man muß &#x017F;ich eine Weile<lb/>
be&#x017F;innen, um die&#x017F;e beiden Stücke auseinanderhalten<lb/>
zu können und man &#x017F;ieht daraus, wie es immer<lb/>
die gleichen Motive &#x017F;ind, mit denen un&#x017F;ere Schwank-<lb/>
literatur arbeitet. &#x201E;Charleys Tante&#x201C; i&#x017F;t von beiden<lb/>
genannten Stücken das ältere, darf aber heute noch<lb/>
volle Wirk&#x017F;amkeit bean&#x017F;pruchen, wie die Aufführung<lb/>
am Sonntagabend bewies. Man lachte &#x017F;ich über<lb/>
die P&#x017F;eudotante krank und nahm den ziemlich grob-<lb/>
körnigen Humor des Schwankes mit viel Vergnügeu<lb/>
auf und um&#x017F;o lieber, als das Zu&#x017F;ammen&#x017F;piel ein<lb/>
ungemein flottes war. Herr <hi rendition="#g">Golda</hi> hat allerdings<lb/>
&#x017F;eine Tante etwas zu &#x017F;ehr ins Karikaturenhafte hin-<lb/>
übergezogen und er hätte &#x017F;ich an Herrn <hi rendition="#g">Burger,</hi><lb/>
der den Studenten Wikeham trotz aller Lebendigkeit<lb/>
mit kün&#x017F;tleri&#x017F;cher Mäßigung gab, ein gutes Bei&#x017F;piel<lb/>
nehmen können. Gute Figuren &#x017F;chufen auch die<lb/>
Herren: <hi rendition="#g">Dunay</hi> (Jack Che&#x017F;nay), <hi rendition="#g">Eghart</hi> (Co-<lb/>
lonel Che&#x017F;nay), <hi rendition="#g">Gerold</hi> (Spittigua) und <hi rendition="#g">Sunko</hi><lb/>
(Bru&#x017F;&#x017F;et). Von den Damen tat &#x017F;ich Frl. Regina<lb/><hi rendition="#g">Schweiger</hi> als Donna Luzia mit einer &#x017F;ehr &#x017F;ym-<lb/>
pathi&#x017F;chen Lei&#x017F;tung hervor. Ihr Auftreten hat Stil<lb/>
und bedarf keiner Po&#x017F;e. Die beiden verliebten<lb/>
Mädchen Anny und Kitty waren in den Fräulein<lb/><hi rendition="#g">O&#x017F;theim</hi> und <hi rendition="#g">Gregorow</hi> recht anziehend ver-<lb/>
körpert und eben&#x017F;o fand Frl. van <hi rendition="#g">Rheyn</hi> für die<lb/>
Wai&#x017F;e Ella den richtigen, bei den Engländern be-<lb/>
liebten &#x017F;entimentalen Ton. Die mei&#x017F;ten der in dem<lb/>
Stück be&#x017F;chäftigten Dar&#x017F;teller werden freilich ihre<lb/><cb/>
Befähigung er&#x017F;t noch in anderen Stücken nachzu-<lb/>
wei&#x017F;en haben, die ihnen mehr Gelegenheit zur Ent-<lb/>
faltung ihrer Kräfte geben, als es die liebenswürdige<lb/>
Dutzendarbeit eines Brandon Thomas vermag. ln.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Aus dem Gerichts&#x017F;aale.</hi> </hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ein Kind ertrunken.</hi> </head>
          <p>Unter der Anklage<lb/>
des Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens hatte<lb/>
&#x017F;ich vor dem Kreisgerichte die 23jährige ledige Agnes<lb/><hi rendition="#g">Kreuch,</hi> Be&#x017F;itzerin in Lembach Nr. 67, zu ver-<lb/>
antworten. Sie hatte, als ihre Schwe&#x017F;ter Ra&#x017F;alia<lb/>
Kreuch im Jahre 1910 ge&#x017F;torben war, deren zwei-<lb/>
jährigen außerehelichen Sohn Franz Kreuch in Pflege<lb/>
und Erziehung genommen. Am 9. Augu&#x017F;t 1911<lb/>
war &#x017F;ie mit dem Begießen ihres vom Wohnhau&#x017F;e<lb/>
etwa 130 bis 140 Schritte entfernt gelegenen Ackers<lb/>
be&#x017F;chäftigt, indem &#x017F;ie das Wa&#x017F;&#x017F;er von der beiläufig<lb/>
113 Schritte entfernt gelegenen Hauslache auf den<lb/>
Acker trug. Der kleine Franz war auch auf den<lb/>
Acker gegangen; plötzlich war er ver&#x017F;chwunden und<lb/>
wurde dann in der Lache ertrunken aufgefunden.<lb/>
Die Angeklagte war nun be&#x017F;chuldigt, daß &#x017F;ie die<lb/>
Lache, welche gewöhnlich zu Zweidrittel mit Brettern<lb/>
verdeckt i&#x017F;t, nachdem &#x017F;ie das Wa&#x017F;&#x017F;er entnommen,<lb/>
nicht &#x017F;ogleich wieder mit dem Bretterdeckel zudeckte,<lb/>
zumal &#x017F;ie vom Acker aus keinen Überblick über die<lb/>
Lache hatte. Der Gerichtshof verurteilte A. Kreuch<lb/>
zu drei Tagen &#x017F;trengen Arre&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Speziali&#x017F;ten im Lämmerdieb&#x017F;tahl.</hi> </head>
          <p>Heute<lb/>
&#x017F;tanden die Eheleute Jo&#x017F;ef und Aloi&#x017F;ia <hi rendition="#g">Koban</hi><lb/>
aus Mauerbach und deren 18jähriger Sohn Martin<lb/><hi rendition="#g">Koban</hi> wegen des Verbrechens des Dieb&#x017F;tahls vor<lb/>
dem Erkenntnisgerichte. Der Vater i&#x017F;t Sägler, die<lb/>
Mutter Winzerin, der Sohn Hüter in Frauheim.<lb/>
Vater und Sohn wurden wegen Dieb&#x017F;tahl &#x017F;chon<lb/>
wiederholt abge&#x017F;traft. Diesmal mußten &#x017F;ie &#x017F;ich wegen<lb/>
Beutezügen, die &#x017F;ie aus&#x017F;chließlich gegen Lämmer und<lb/>
Schafböcke von Be&#x017F;itzern aus der Umgebung unter-<lb/>
nahmen, verantworten. So &#x017F;tahlen Vater und Sohn<lb/>
den Be&#x017F;itzern Anton Zork<supplied cert="high">o</supplied>, Georg Kapun, Franz<lb/>
Kamenik, Maria Gri&#x017F;chnik und Jakob Predan<lb/>
Lämmer im Ge&#x017F;amtwerte von 106 K. und den<lb/>
Be&#x017F;itzern Stephan Aid und Anton Mom Schaf-<lb/>
böcke im Ge&#x017F;amtwerte von 56 K. Als der Sohn<lb/>
beim Bezirksgerichte Windi&#x017F;ch-Fei&#x017F;tritz wegen die&#x017F;er<lb/>
Dieb&#x017F;tähle einvernommen wurde, gab er zu, daß er<lb/>
und &#x017F;ein Vater zur Nachtzeit immer auf die &#x201E;Lämmer-<lb/>
jagd&#x201C; gingen; die Matter habe von der diebi&#x017F;chen<lb/>
Herkunft der Lämmer, welche &#x017F;ie als Beute nach<lb/>
Hau&#x017F;e brachten, gewußt. Der Gerichtshof verurteilte<lb/>
Jo&#x017F;ef Koban zu acht Monaten, &#x017F;einen Sohn Martin<lb/>
zu drei Monaten und die Aloi&#x017F;ia Koban zu zwei<lb/>
Monaten &#x017F;chweren Kerker.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jAnnouncements" n="1">
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0005] Nr. 121, 10. Oktober 1911 Marburger Zeitung Tatſache, daß Frau Rabl v. Kriſten das erſte Mal in ihrer Vaterſtadt Marburg auftritt, wird an ſich genügen, um das Haus zu füllen. Ein ſchönes Naturſpiel. Der ſchöne Herbſt zeitigt im Unterlande alljährlich ſeltſame Naturſpiele; ſo befinden ſich gegenwärtig auf der Beſitzung des Herrn Dr. Majciger, beim Jäger- wirt hinter den drei Teichen bei Marburg, zwei Apfelbäume in voller Blüte. In Weiß und Roſa, im ſchönſten, vollausgebildeten Frühlingsſchmucke prangen beide Bäume, ein eigenartiges bräutliches Bild unter den reichen Farbentönen des Herbſtes. Marburger Turnverein. Am Montag fand die Beſprechung betreffs des Tanzkurſes ſtatt. Hier wurde beſchloſſen, daß der Kurs am Mittwoch den 11. Oktober, abends 8 Uhr im weißen Saale, Brauerei Götz ſeinen Anfang nimmt. Herren und Damen, welche ſich noch daran beteiligen wollen, werden gebeten, ſich an dieſem Tage einzufinden. Theater- uud Kaſinoverein. Unterhaltungs- ordnung für den Herbſt 1911: Montag den 6. November: Theaterabend mit Tanz. Montag den 4. Dezember: Nikolo Abend. Sonntag den 31. De- zember: Silveſterabend. Beginn jedesmal um halb 9 Uhr abends. Alldeutſcher Sprechabend. Man ſchreibt uns: Der erſte nach den Sommerferien abgehaltene alldeutſche Sprechabend nahm bei gutem Beſuch einen äußerſt lebhaften Verlauf. Von verſchiedenen Rednern wurden mehrere Themen behandelt, wie die Forderung der geſinnungsgenöſſiſchen Bewegung in Steiermark, die vermutliche Ernennung des ſloweniſchen Prof. Košan zum Gymnaſialdirektor, die Flucht Lavals vor den Geſchworenen nach den Schilderungen verſchiedener Zeitungen und ſchließ- lich der deutſchfreiheitliche Wahlkampf in Graz. Reicher Beifall wurde den rein ſachlichen Aus- führungen der Redner gezollt. Der nächſte Sprech- abend findet am Donnerstag den 12. Oktober bei Weiß im erſten Stock ſtatt und werden die Ge- ſinnungsgenoſſen erſucht, zu dieſem zahlreich und pünktlich zu erſcheinen, da äußerſt wichtige völkiſche Fragen zur Beſprechung kommen. Notſtandstarif für Futter- und Streu- mittel. Das k. k. Ackerbauminiſterium hat eröffnet, daß das k. k. Eiſenbahnminiſterium in Berückſichti- gung der in einem großen Teile des Staatsgebietes herrſchenden Not an Futter- und Streumittel einen Notſtandstarif für eine Reihe von Artikel der er- wähnten Art rückſichtlich ſämtlicher Linien der k. k. öſterreichiſchen Staatsbahnen und der im ſtaatlichen Betriebe ſtehenden normalſpurigen Lokalbahnen mit einem 50prozentigen Nachloſſe von den tarifmäßigen Frachtſätzen für Ladungen von 5000 bis 10.000 Kilogramm per Wagen, und zwar mit Gültigkeit ab 17. September 1911 bis auf Widerruf, längſtens bis Ende März 1912, im Rückvergütungsweg unter gewiſſen Bedingungen und Modalitäten bewilligt hat. Die näheren Beſtimmungen ſind aus Nr. 106 des Verordnungsblattes für Eiſenbahnen und Schiff- fahrt vom 14. September 1911 unter fortlaufender Nr. 689 (auf Seite 1531—32) zu entnehmen. Eine ſeltſame Todeserklärung. An einer Ankündigungstafel des hieſigen Kreisgerichtes iſt u. a. auch eine Kundmachung betreffend Ein- leitung eines Verfahrens zur Todeserklärung ange- bracht. Dort heißt es einleitend: „Die am 25. Auguſt 1944 in St. Egydi Nr. 46 geborene Grundbe- ſitzerstochter Roſalia Plotſch iſt ſeit dem Herbſte 1881 unbekannten Aufenthaltes.“ Es iſt ſehr be- greiflich, daß eine Frauensperſon, als deren Ge- burtsjahr das Jahr 1944 gilt, im Jahre 1881 noch unbekannten Aufenthaltes iſt. Durch eine Biene in Lebensgefahr. Ein ſeltſames Unglück zog ſich vorgeſtern bei der Grazer Herbſtmeſſe ein Herr zu. Er kaufte dort eine Schaumrolle und verzehrte ſie; in der Schaum- rolle war jedoch eine Bieue verſteckt, die den Mann in den Gaumen ſtach. Es entſtand ſofort eine ſtarke Anſchwellung. Der Mann begab ſich in die Hilfs- ſtation der Rettungsobteilung, wo ihm ein Arzt den Stachel entfernte und dadurch eine Erſtickungs- gefahr beſeitigte. Vor Schmerzen zuſammengeſtürzt. Auf dem Schmiedplatz ſtürzte am 7. Oktober nach- mittags ein junger Mann von heftigſten Schmerzen befallen zuſammen. Tags zuvor ſollte er als Rekrut bei ſeinem Truppenkörper einrücken, wurde aber von dem betreffenden Regimentsarzte wegen eines Bruchleidens bis auf weiteres wieder entlaſſen. Der Bedauernswerte wurde mittels Rettungswagen in das hieſige allgemeine Krankenhaus überſtellt. Wieder ein verſchwundener Garten. Seit Menſchengedenken ſtand jenes Haus in der Kärntnerſtraße, das früher von einem General be- wohnt wurde und welches jetzt der Frau Baronin Mixich gehörte, in einem parkähnlichen Garten mit großen ſchönen Bäumen. Dieſe abgeſchloſſene Parkanlage war ein erfreulicher Anblick in der Kärntnerſtraße, deren einziges Grün in dieſer ſchönen alten Anlage beſtand. Nun hat die bisherige Eigen- tümerin des Hauſes und des Gartenparkes dieſen Beſitz unvermutet an einen Kaufmann der inneren Stadt verkauft. Der neue Beſitzer ließ nun alle Bäume fällen und kahl und wüſt iſt nun jene Stelle, auf welcher das Auge gerne verweilte. Der Staub und der Kot der Kärntnerſtraße und ihre einförmige Erſcheinung werden nun nicht mehr durch jene wohltuende grüne Anlage unterbrochen; mit Bedauern werden viele alte Marburger das Verſchwinden dieſes altgewohnten parkähnlichen Gartens vernehmen. Die Herbſtliedertafel des Kaufmänniſchen Geſangvereines brachte dieſem jungen Vereine einen ſchönen Erfolg und trug ihm reichen Beifall ein. Einen ausführlichen Bericht werden wir in der nächſten Nummer veröffentlichen. Gefunden wurde ein Federpennal mit einem kleinen Geldbetrag, welches beim Schuldiener Kotzbek, Knabenbürgerſchule abzuholen iſt. Die Fleiſchpreiſe im Monate Oktober 1911 ſind bei nachſtehenden Fleiſchhauern folgende: Ochſen- fleiſch 1. Qual. Ochſen- fleiſch 2. Qual. Kuhfleiſch oder Jungrind Kalb- fleiſch Schweine fleiſch K K K K K Pirſch Vinzenz —·— —·— —·— 1·80 2·— Sollak Johann —·— —·— 1·80 2·— 2·— Wreßnig Peter —·— —·— 1·92 1·80 1·80 Merkl Joſef . —·— —·— 1·92 2·— 2·— Nendl Johann . 1·80 1·80 1·80 1·80 1·80 Welles Witwe . 1·80 1·80 1·80 1·80 1·80 Rachle Kaſpar . 1·84 —·— 1·76 1·80 1·80 Reißmann Frdr. 1·88 1·80 1·88 2·— 2·— Gſellmann Bl. 1·88 1·80 1·80 1·80 1·80 Zokaly Franz . 1·92 1·80 1·80 1·80 1·80 Stoßier Franz. 1·92 1·80 1·80 2·— 1·80 Pergdolt Frz. 1·92 1·68 1·68 1·80 1·80 Schrott Georg 1·92 1·88 1·88 1·80 1·80 Polegeg Otto . 1·92 1·88 1·88 1·92 1·80 Trattar Joſef . 1·92 1·88 1·88 2·— 2·— Leyrer Joſef . 2·— —·— —·— 2·— 2·40 Tſchernoſchek M. 2·— —·— —·— 2·— 2·— Reismann Th. 2·— 1.80 —·— 2·20 2·20 Achtig Albert . 2·— 2·— —·— 2·20 2·40 Eggenweiler A. 2·— —·— —·— 2·20 2·40 Sollak Jakob . 2·— 1·92 —·— 2·— 2·— Hochnetz Franz 2·— 1·92 —·— 1·92 1·84 Benzik Johann 2·— 2·— —·— 2·— 2·— Kirbiſch Joſef . 2·— 2·— 2·— 2·— 2·— Fritz Karl .. 2·16 2·— —·— 2·— 2·— Tſcherne Joh. 2·20 2·— 2·— 2·20 2·20 Schaubühne. „Charleys Tante“, Schwank in drei Akten von Brandon Thomas. „Charleys Tante“ — „Die Erbtante“ — man muß ſich eine Weile beſinnen, um dieſe beiden Stücke auseinanderhalten zu können und man ſieht daraus, wie es immer die gleichen Motive ſind, mit denen unſere Schwank- literatur arbeitet. „Charleys Tante“ iſt von beiden genannten Stücken das ältere, darf aber heute noch volle Wirkſamkeit beanſpruchen, wie die Aufführung am Sonntagabend bewies. Man lachte ſich über die Pſeudotante krank und nahm den ziemlich grob- körnigen Humor des Schwankes mit viel Vergnügeu auf und umſo lieber, als das Zuſammenſpiel ein ungemein flottes war. Herr Golda hat allerdings ſeine Tante etwas zu ſehr ins Karikaturenhafte hin- übergezogen und er hätte ſich an Herrn Burger, der den Studenten Wikeham trotz aller Lebendigkeit mit künſtleriſcher Mäßigung gab, ein gutes Beiſpiel nehmen können. Gute Figuren ſchufen auch die Herren: Dunay (Jack Cheſnay), Eghart (Co- lonel Cheſnay), Gerold (Spittigua) und Sunko (Bruſſet). Von den Damen tat ſich Frl. Regina Schweiger als Donna Luzia mit einer ſehr ſym- pathiſchen Leiſtung hervor. Ihr Auftreten hat Stil und bedarf keiner Poſe. Die beiden verliebten Mädchen Anny und Kitty waren in den Fräulein Oſtheim und Gregorow recht anziehend ver- körpert und ebenſo fand Frl. van Rheyn für die Waiſe Ella den richtigen, bei den Engländern be- liebten ſentimentalen Ton. Die meiſten der in dem Stück beſchäftigten Darſteller werden freilich ihre Befähigung erſt noch in anderen Stücken nachzu- weiſen haben, die ihnen mehr Gelegenheit zur Ent- faltung ihrer Kräfte geben, als es die liebenswürdige Dutzendarbeit eines Brandon Thomas vermag. ln. Aus dem Gerichtsſaale. Ein Kind ertrunken. Unter der Anklage des Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens hatte ſich vor dem Kreisgerichte die 23jährige ledige Agnes Kreuch, Beſitzerin in Lembach Nr. 67, zu ver- antworten. Sie hatte, als ihre Schweſter Raſalia Kreuch im Jahre 1910 geſtorben war, deren zwei- jährigen außerehelichen Sohn Franz Kreuch in Pflege und Erziehung genommen. Am 9. Auguſt 1911 war ſie mit dem Begießen ihres vom Wohnhauſe etwa 130 bis 140 Schritte entfernt gelegenen Ackers beſchäftigt, indem ſie das Waſſer von der beiläufig 113 Schritte entfernt gelegenen Hauslache auf den Acker trug. Der kleine Franz war auch auf den Acker gegangen; plötzlich war er verſchwunden und wurde dann in der Lache ertrunken aufgefunden. Die Angeklagte war nun beſchuldigt, daß ſie die Lache, welche gewöhnlich zu Zweidrittel mit Brettern verdeckt iſt, nachdem ſie das Waſſer entnommen, nicht ſogleich wieder mit dem Bretterdeckel zudeckte, zumal ſie vom Acker aus keinen Überblick über die Lache hatte. Der Gerichtshof verurteilte A. Kreuch zu drei Tagen ſtrengen Arreſt. Spezialiſten im Lämmerdiebſtahl. Heute ſtanden die Eheleute Joſef und Aloiſia Koban aus Mauerbach und deren 18jähriger Sohn Martin Koban wegen des Verbrechens des Diebſtahls vor dem Erkenntnisgerichte. Der Vater iſt Sägler, die Mutter Winzerin, der Sohn Hüter in Frauheim. Vater und Sohn wurden wegen Diebſtahl ſchon wiederholt abgeſtraft. Diesmal mußten ſie ſich wegen Beutezügen, die ſie ausſchließlich gegen Lämmer und Schafböcke von Beſitzern aus der Umgebung unter- nahmen, verantworten. So ſtahlen Vater und Sohn den Beſitzern Anton Zorko, Georg Kapun, Franz Kamenik, Maria Griſchnik und Jakob Predan Lämmer im Geſamtwerte von 106 K. und den Beſitzern Stephan Aid und Anton Mom Schaf- böcke im Geſamtwerte von 56 K. Als der Sohn beim Bezirksgerichte Windiſch-Feiſtritz wegen dieſer Diebſtähle einvernommen wurde, gab er zu, daß er und ſein Vater zur Nachtzeit immer auf die „Lämmer- jagd“ gingen; die Matter habe von der diebiſchen Herkunft der Lämmer, welche ſie als Beute nach Hauſe brachten, gewußt. Der Gerichtshof verurteilte Joſef Koban zu acht Monaten, ſeinen Sohn Martin zu drei Monaten und die Aloiſia Koban zu zwei Monaten ſchweren Kerker. _

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger121_1911
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger121_1911/5
Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 121, Marburg, 10.10.1911, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger121_1911/5>, abgerufen am 21.11.2024.