Marburger Zeitung. Nr. 123, Marburg, 14.10.1909.Nr. 123, 14. Oktober 1909 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Lose sollen nur die deutschen Trotteln kau- fen! Unser Geld geben wir lieber den slowe- nischen Vereinen! So wird gearbeitet, damit nicht etwa ein roter "slowenischer" Heller aus Unter- steiermark dem allgemeinen Wohl des Landes zu- fließe! Die genannten Lose werden zu Gunsten des steiermärkischen Notstandsfonds, des Vereines für Armenpflege und Kinderfürsorge und des Vereines zur Bekämpfung der Tuberkulose in Steiermark herausgegeben. Besonders aus dem Titel "Not- standsfonds" kommt erfahrungsgemäß und bekanntlich der Löwenanteil den slowenischen Bauern Unter- steiermarks zugute, wie man ja auch im Landtage sieht, daß dort ein Notstandsantrag nach dem an- dern für slowenische Gebiete Untersteiers eingebracht wird, für welche natürlich immer die deutsche Be- völkerung fast ausschließlich die Deckung aufbringen muß. Die allslawischen Heerführer im Unterlande lassen es aber nicht zu, daß ein Heller "sloweni- sches" Geld zur Quelle der Wohltätigkeit gelange. Auch die anderen früher genannten Titel werden gerade von der slowenischen Bevölkerung sehr in Anspruch genommen. Daß soviele Hilfe geschaffen werden kann als tatsächlich geboten wird, ist nur dem humanen Opfersinn der deutschen Bevölkerung zu danken, die dafür die Bezeichnung "Trotteln" erhält. Vielleicht sieht der Wendenpriester die Deut- schen deshalb als "Trotteln" an, weil sie gewöhn- lich für humanitäre Einrichtungen allgemeinen Charakters, die zum großen Teile den Slowenen zugute kommen, lieber und mehr Geld geben, als für ihre nationalen Angelegenheiten -- bei den Slaven ist dies gerade umgekehrt. So haben ja auch die der Roseggerstiftung nachgeahmten slawi- schen Fondsgründungen verhältnismäßig rascher und mehr Erfolge erzielt als diese. Es wäre aber gewiß am Platze, wenn die "deutschen Trotteln" bei der Verwertung der gesammelten Wohltätigkeitsfonds die Äußerung jenes Kaplanes, die sich ja mit den Ansichten aller südslawischen Häuplinge Untersteiers deckt, gebührend beachten würden! Evangelisches Erntedankfest. Die hiesige Vom Gemeinderate. Die für gestern an- Konzert Frau Olga v. Türk-Rhon und Quartett Klietmann. Die in allen Notstandsfond des Vereines Südmark. Aus dem Erträgnisse der ersten, im Vorjahre durch- Frische Erdbeeren im Oktober. Der Einlieferung eines Totschlägers. Vor- Mit dem Tode gebüßt hat der 18jährige Kaufmännischer Gesangverein. Wir Aus dem Gerichtssaale. Bauunternehmer und Maurermeister auf der Anklagebank. Vor dem hiesigen Be- Eingesendet. Öffentliche Dauksagung. Der Bezirksausschuß Pettau spendete Monsberg bei Pettau, am 12. Oktober. Jahr- und Viehmärkte in Steiermark. Die ohne Stern aufgeführten sind Jahr- und Krämermärkte Oktober: Am 16. zu Wildalpe* im Bez. St. Gallen, Am 18. zu Veitsch im Bez. Kindberg, Hoche- [irrelevantes Material] Nr. 123, 14. Oktober 1909 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Loſe ſollen nur die deutſchen Trotteln kau- fen! Unſer Geld geben wir lieber den ſlowe- niſchen Vereinen! So wird gearbeitet, damit nicht etwa ein roter „ſloweniſcher“ Heller aus Unter- ſteiermark dem allgemeinen Wohl des Landes zu- fließe! Die genannten Loſe werden zu Gunſten des ſteiermärkiſchen Notſtandsfonds, des Vereines für Armenpflege und Kinderfürſorge und des Vereines zur Bekämpfung der Tuberkuloſe in Steiermark herausgegeben. Beſonders aus dem Titel „Not- ſtandsfonds“ kommt erfahrungsgemäß und bekanntlich der Löwenanteil den ſloweniſchen Bauern Unter- ſteiermarks zugute, wie man ja auch im Landtage ſieht, daß dort ein Notſtandsantrag nach dem an- dern für ſloweniſche Gebiete Unterſteiers eingebracht wird, für welche natürlich immer die deutſche Be- völkerung faſt ausſchließlich die Deckung aufbringen muß. Die allſlawiſchen Heerführer im Unterlande laſſen es aber nicht zu, daß ein Heller „ſloweni- ſches“ Geld zur Quelle der Wohltätigkeit gelange. Auch die anderen früher genannten Titel werden gerade von der ſloweniſchen Bevölkerung ſehr in Anſpruch genommen. Daß ſoviele Hilfe geſchaffen werden kann als tatſächlich geboten wird, iſt nur dem humanen Opferſinn der deutſchen Bevölkerung zu danken, die dafür die Bezeichnung „Trotteln“ erhält. Vielleicht ſieht der Wendenprieſter die Deut- ſchen deshalb als „Trotteln“ an, weil ſie gewöhn- lich für humanitäre Einrichtungen allgemeinen Charakters, die zum großen Teile den Slowenen zugute kommen, lieber und mehr Geld geben, als für ihre nationalen Angelegenheiten — bei den Slaven iſt dies gerade umgekehrt. So haben ja auch die der Roſeggerſtiftung nachgeahmten ſlawi- ſchen Fondsgründungen verhältnismäßig raſcher und mehr Erfolge erzielt als dieſe. Es wäre aber gewiß am Platze, wenn die „deutſchen Trotteln“ bei der Verwertung der geſammelten Wohltätigkeitsfonds die Äußerung jenes Kaplanes, die ſich ja mit den Anſichten aller ſüdſlawiſchen Häuplinge Unterſteiers deckt, gebührend beachten würden! Evangeliſches Erntedankfeſt. Die hieſige Vom Gemeinderate. Die für geſtern an- Konzert Frau Olga v. Türk-Rhon und Quartett Klietmann. Die in allen Notſtandsfond des Vereines Südmark. Aus dem Erträgniſſe der erſten, im Vorjahre durch- Friſche Erdbeeren im Oktober. Der Einlieferung eines Totſchlägers. Vor- Mit dem Tode gebüßt hat der 18jährige Kaufmänniſcher Geſangverein. Wir Aus dem Gerichtsſaale. Bauunternehmer und Maurermeiſter auf der Anklagebank. Vor dem hieſigen Be- Eingeſendet. Öffentliche Daukſagung. Der Bezirksausſchuß Pettau ſpendete Monsberg bei Pettau, am 12. Oktober. Jahr- und Viehmärkte in Steiermark. Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr- und Krämermärkte Oktober: Am 16. zu Wildalpe* im Bez. St. Gallen, Am 18. zu Veitſch im Bez. Kindberg, Hoche- [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nr. 123, 14. Oktober 1909 Marburger Zeitung</hi></fw><lb/><cb/> Loſe ſollen nur <hi rendition="#g">die deutſchen Trotteln</hi> kau-<lb/> fen! <hi rendition="#g">Unſer Geld</hi> geben wir lieber <hi rendition="#g">den ſlowe-<lb/> niſchen Vereinen!</hi> So wird gearbeitet, damit<lb/> nicht etwa ein roter „ſloweniſcher“ Heller aus Unter-<lb/> ſteiermark dem allgemeinen Wohl des Landes zu-<lb/> fließe! Die genannten Loſe werden zu Gunſten des<lb/> ſteiermärkiſchen Notſtandsfonds, des Vereines für<lb/> Armenpflege und Kinderfürſorge und des Vereines<lb/> zur Bekämpfung der Tuberkuloſe in Steiermark<lb/> herausgegeben. Beſonders aus dem Titel „Not-<lb/> ſtandsfonds“ kommt erfahrungsgemäß und bekanntlich<lb/> der Löwenanteil den <hi rendition="#g">ſloweniſchen</hi> Bauern Unter-<lb/> ſteiermarks zugute, wie man ja auch im Landtage<lb/> ſieht, daß dort ein Notſtandsantrag nach dem an-<lb/> dern für ſloweniſche Gebiete Unterſteiers eingebracht<lb/> wird, für welche natürlich immer die deutſche Be-<lb/> völkerung faſt ausſchließlich die Deckung aufbringen<lb/> muß. Die allſlawiſchen Heerführer im Unterlande<lb/> laſſen es aber nicht zu, daß ein Heller „ſloweni-<lb/> ſches“ Geld zur Quelle der Wohltätigkeit gelange.<lb/> Auch die anderen früher genannten Titel werden<lb/> gerade von der ſloweniſchen Bevölkerung ſehr in<lb/> Anſpruch genommen. Daß ſoviele Hilfe geſchaffen<lb/> werden kann als tatſächlich geboten wird, iſt nur<lb/> dem humanen Opferſinn der deutſchen Bevölkerung<lb/> zu danken, die dafür die Bezeichnung „Trotteln“<lb/> erhält. Vielleicht ſieht der Wendenprieſter die Deut-<lb/> ſchen deshalb als „Trotteln“ an, weil ſie gewöhn-<lb/> lich für humanitäre Einrichtungen allgemeinen<lb/> Charakters, die zum großen Teile den Slowenen<lb/> zugute kommen, lieber und mehr Geld geben, als<lb/> für ihre nationalen Angelegenheiten — bei den<lb/> Slaven iſt dies gerade umgekehrt. So haben ja<lb/> auch die der Roſeggerſtiftung nachgeahmten ſlawi-<lb/> ſchen Fondsgründungen verhältnismäßig raſcher und<lb/> mehr Erfolge erzielt als dieſe. Es wäre aber gewiß<lb/> am Platze, wenn die „deutſchen Trotteln“ bei der<lb/> Verwertung der geſammelten Wohltätigkeitsfonds<lb/> die Äußerung jenes Kaplanes, die ſich ja mit den<lb/> Anſichten aller ſüdſlawiſchen Häuplinge Unterſteiers<lb/> deckt, gebührend beachten würden!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Evangeliſches Erntedankfeſt.</hi> </head> <p>Die hieſige<lb/> evangeliſche Gemeinde feierte in der ſchön geſchmück-<lb/> ten Chriſtuskirche am letzten Sonntag ihr diesjäh-<lb/> riges Erntedankfeſt. Vor des Altars ſchönen Säulen<lb/> waren noch ſchönere Säulen aufgeſtellt, deren Teile<lb/> keine Menſchenhand gebaut hat und keine Menſchen-<lb/> hand bauen kann in ihrem ſtolzen, kraftſpendenden<lb/> Ährengold; auf des Altars weißer Decke waren<lb/> ausgebreitet der Felder und der Bäume rotwangige,<lb/> lachende Früchte und ſie vertrugen ſich gut mit dem<lb/> alten heilgen Bibelbuch, denn Prediger ſind ja auch<lb/> ſie! Um die Kapitäle war das purpurne Laub des<lb/> wilden Weines geſchlungen und damit der neue<lb/> Taufſtein, der zum erſtenmale Erntedankfeſt feierte,<lb/> nicht leer ausgehe, leuchteten aus ſeiner Niſche die<lb/> hellroten und die dunklen Sterne der Dahlien.<lb/> Pfarrer Mahnert hatte als Textwort ſeiner Predigt<lb/> gewählt 1. Sam. 20, 11: „Komm, laß uns hinaus<lb/> aufs Feld gehen! Dort wollen wir Gott begegnen<lb/> und anbeten den Herrn der Herrlichkeit und danken<lb/> dem Vater der Treue“. Die Predigt klang aus in<lb/> eine Erinnerung ans letzte große große Erntedank-<lb/> feſt, wenn der Erntewagen zum Totenwagen und<lb/> Gottes Scheune zum Gottesacker wird und über die<lb/> Gräberhügel die Morgenröte leuchtet einer neuen,<lb/> ſchöneren Zeit!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom Gemeinderate.</hi> </head> <p>Die für geſtern an-<lb/> beraumt geweſene Gemeinderatsſitzung konnte wegen<lb/> Beſchlußunfähigkeit nicht abgehalten werden; es<lb/> fehlten zwei Gemeinderäte zur Beſchußfähigkeit. Die<lb/> erſchienenen Gemeinderäte waren natürlich nicht ſehr<lb/> erfreut darüber, daß ſie nach halbſtündigem Warten<lb/> unverrichteter Dinge wieder fortgehen mußten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Konzert Frau Olga v. Türk-Rhon<lb/> und Quartett Klietmann.</hi> </head> <p>Die in allen<lb/> Muſikkreiſen bekannte Opern- und Konzert-Sängerin<lb/> Frau Olga von Türk-Rhon veranſtaltet mit unſerem<lb/> heimiſchen Streichquartett am 25. Oktober im großen<lb/> Kaſinoſaale ein Konzert. Frau von Türk, eine ſchöne<lb/> Dame, iſt im Beſitze eines morgenfriſchen, hellen<lb/> Soprans und feierte als Opernſängerin große<lb/> Triumphe. Sie verſteht es, das Feingefühl für dra-<lb/> matiſche Effekte und die Grazie, die ihr auf der<lb/> Bühne ſo bedeutende Erfolge gebracht, auch auf das<lb/> Podium zu übertragen. Heute wollen wir über dieſe<lb/> Sängerin nur noch einige Ausſprüche berühmter<lb/> Meiſter mitteilen. Reinecke und Hofkapellmeiſter Seidl<lb/> ſagten: Es iſt eine der ſchönſten Stimmen, die ich<lb/> hörte. Grünwald: Nur bei der Barbi iſt mir auch<lb/> ſo warm geworden ums Herz. Grieg ſchrieb ihr<lb/> nach einem Konzerte in Leipzig: Welche ſchöne<lb/> Stimme, welche Kunſt, welche Einfachheit. Sie<lb/><cb/> haben mich begeiſtert. Sollen wir über unſer Quar-<lb/> tett Klietmann auch ſchreiben? Wir erinnern nur<lb/> an den großen Erfolg im Jänner mit Tſchaikowsky.<lb/> Vormerkungen auf Sitzplätze zu 4, 3 und 2 Kronen<lb/> ſind in der Muſikalienhandlung des Herrn Joſef<lb/> Höfer, Schulgaſſe 2, zu haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Notſtandsfond des Vereines Südmark.</hi> </head><lb/> <p>Aus dem Erträgniſſe der erſten, im Vorjahre durch-<lb/> geführten Wohltätigkeitslotterie des Vereines Südmark<lb/> im Betrage von 80.000 Kronen iſt ein eigener<lb/> Notſtandsfond geſchaffen worden, der geſondert vom<lb/> ſonſtigen Vermögen des Vereines verwaltet wird.<lb/> Aus dieſem Fonde wird genommen, wenn durch<lb/> Elementarereigniſſe oder ſonſtige Unglücksfälle im<lb/> Tätigkeitsgebiete des Vereines Südmark Handwerker<lb/> oder Bauern in Not geraten. In vielen Fällen iſt<lb/> ſeit Schaffung dieſes Notſtandsfondes bereits ein-<lb/> gegriffen worden. Die letzten großen Hochwaſſerſchäden<lb/> in Kärnten haben nun neuerdings die Hauptleitung<lb/> beſtimmt, ſofort mit großen Beträgen unterſtützend<lb/> einzugreifen. Auch für Niederöſterreich wurden in<lb/> der letzten Zeit bedeutende Beträge ausgegeben, ſo<lb/> erſt in dieſen Tagen für die in den Gemeinden<lb/> Pousdorf und Eichhorn durch Hagelſchlag ge-<lb/> ſchädigten Bauern. Dieſen ſo wohltätig wirkenden<lb/> Notſtandsfond des Vereines Südmark zu ergänzen,<lb/> iſt nun die Aufgabe der zweiten eben in Durch-<lb/> führung begriffenen Südmark-Lotterie. Darum darf<lb/> wohl nicht nur allen Südmärkern, ſondern allen<lb/> Deutſchen die Förderung der Lotterie durch Ankauf<lb/> von Loſen aufs beſte empfohlen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Friſche Erdbeeren im Oktober.</hi> </head> <p>Der<lb/> von Herrn Sooß uns eingeſandten Probe reifer<lb/> Erdbeeren aus dem Weingarten am Fuße des<lb/> Kalvarienberges ließ heute Herr <hi rendition="#g">Schleſinger</hi> vom<lb/> Gute Langental ein ähnliches Pröbchen dieſes lieb-<lb/> lichen Naturſpieles folgen; auch die Erdbeeren-<lb/> ſpätlinge von Langental zeigen eine köſtliche Friſche.<lb/> — Bei dieſer Gelegenheit ſei bemerkt, daß vier Roß-<lb/> kaſtanienbäume in der Tegetthoffſtraße in voller,<lb/> weiß ſchimmernder zweiter Blüte ſtehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Einlieferung eines Totſchlägers.</hi> </head> <p>Vor-<lb/> geſtern wurde dem Marburger Kreisgerichte der Be-<lb/> ſitzersſohn Simon Weſiak aus Worowetz, Bezirk<lb/> Pettau eingeliefert. Am 29. September war in<lb/> Gajofzeu zwiſchen den dortigen Burſchen und den<lb/> aus Worowetz gekommenen eine Rauferei entſtanden,<lb/> wobei Weſiak gegen den Beſitzersſohn <hi rendition="#g">Prelog</hi><lb/> einen Revolverſchuß abfeuerte. Die Kugel drang<lb/> dem Prelog ins Gehirn; der Tod trat ſofort ein.<lb/> Weſiak wurde dem Pettauer Bezirksgerichte eingeliefert,<lb/> von wo er nun nach Marburg überſtellt wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Mit dem Tode gebüßt</hi> </head> <p>hat der 18jährige<lb/> Bruder des Fiakereibeſitzers R. v. <hi rendition="#g">Nowakowski</hi><lb/> das Mordattentat auf ſeinen Bruder. Sonntag vor-<lb/> mittags halb 10 Uhr iſt er im Krankenhauſe an<lb/> den Folgen des Schuſſes, den er nach dem Attentate<lb/> auf ſeinen Bruder gegen ſich ſelbſt abfeuerte, ge-<lb/> ſtorben. M. R. v. Nowakowski iſt durch ſeinen Tod<lb/> dem Strafgerichte entgangen. Vorgeſtern nachmittags<lb/> 4 Uhr wurde er begraben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kaufmänniſcher Geſangverein.</hi> </head> <p>Wir<lb/> werden erſucht, nochmals darauf aufmerkſam zu machen,<lb/> daß der kaufmänniſche Geſangverein morgen Freitag<lb/> in Schneiders Gartenſalon um 8 Uhr abends ſeine<lb/> gründende Verſammlung abhält. Allfällige Beitritts-<lb/> anmeldungen wollen in der Verwaltung dieſes Blattes,<lb/> welche dieſe aus Gefälligkeit übernimmt, abgegeben<lb/> werden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Aus dem Gerichtsſaale.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bauunternehmer und Maurermeiſter<lb/> auf der Anklagebank.</hi> </head> <p>Vor dem hieſigen Be-<lb/> zirksgerichte ſtanden geſtern nachmittags als Ange-<lb/> klagte der hieſige Zimmermeiſter und Bauunter-<lb/> nehmer Franz <hi rendition="#g">Spes,</hi> der ehemalige Maurermeiſter<lb/><hi rendition="#g">Ledinegg</hi> von der Theſen und der Maurermeiſter<lb/> Karl <hi rendition="#g">Stupan</hi> von Windiſch-Feiſtritz. Sie ſind<lb/> alle der Übertretung des Betruges beſchuldigt, be-<lb/> gangen dadurch, daß ſie dem Erſtangeklagten, Franz<lb/> Spes, falſche Lehr- und Verwendungszeugniſſe aus-<lb/> geſtellt hätten. Spes hatte vor einiger Zeit an die<lb/> k. k. Statthalterei ein Geſuch um Erteilung der<lb/> Maurermeiſterkonzeſſion gerichtet und belegte dieſes<lb/> Geſuch u. a. mit einem vom Maurermeiſter Ledinegg<lb/> ausgeſtellten Lehrbriefe, nach welchem Spes bei ihm<lb/> das Maurergewerbe, die „praktiſch-theoretiſche Bau-<lb/> führung“ erlernt habe, ſowie mit einem Zeugniſſe<lb/> des Maurermeiſters Stupan, in welchem dieſer be-<lb/> ſtätigt, daß Spes bei ihm durch eine Reihe von<lb/> Jahren als Maurerpolier in Verwendung geſtanden<lb/><cb/> ſei. Es wurden nun hinſichtlich der Echtheit dieſer<lb/> Dokumente Zweifel wach; es wurde eine Unter-<lb/> ſuchung eingeleitet, in deren Verlaufe Ledinegg ſo-<lb/> wohl der Gendarmerie gegenüber als auch bei einer<lb/> protokollariſchen Aufnahme bei den Funktionären<lb/> der hieſigen Baugenoſſenſchaft das Geſtändnis ab-<lb/> legte, er habe dem Spes über deſſen Bitten und<lb/> infolge ſeiner Verſprechungen gegen beſſeres Wiſſen<lb/> und entgegen der Wahrheit ein Lehrzeugnis ausgeſtellt.<lb/> Stupan aber bleibt dabei, daß das von ihm dem<lb/> Spes ausgeſtellte Zeugnis der Wahrheit entſpreche.<lb/> Mehrere Arbeiter gaben aber an, daß das Zeugnis<lb/> nicht der Wahrheit entſpreche, daß Spes wohl im<lb/> Zimmermannsberufe, nie aber bei Stupan tätig ge-<lb/> weſen ſei. Im Laufe der Unterſuchung wurde weiters<lb/> konſtatiert, daß ſich ſeinerzeit die Kollektivgenoſſen-<lb/> ſchaft Windiſchfeiſtritz, als deren Obmann noch der<lb/> nunmehr verſtorbene <hi rendition="#g">Schön</hi> war, die Beſtätigung<lb/> jenes vom Stupan dem Spes ausgeſtellten Zeug-<lb/> niſſes verweigert hatte und zwar mit dem Bedeuten,<lb/> daß ihr nichts davon bekannt ſei, daß Spes je<lb/> einmal als Maurerpolier bei Stupan tätig geweſen<lb/> ſei. Gegen dieſen abweislichen Beſcheid wandte ſich<lb/> Spes nun an das Schiedsgericht der Genoſſenſchaft;<lb/> dieſes aber übergab die ganze bedenkliche Angelegen-<lb/> heit der k. k. Bezirkshauptmannſchaft, wo ſie ge-<lb/> raume Zeit ruhte. Als der Vorſtand Schön ge-<lb/> ſtorben war, ließ Spes die ganze bei der Bezirks-<lb/> hauptmannſchaft anhängige Sache fahren, ließ ſich<lb/> von Stupan ein neues Zeugnis ausſtellen, und<lb/> übergab nun dieſes der genannten Genoſſen-<lb/> ſchaft zur Beſtätigung. Der neue Vorſtand, <hi rendition="#g">Arſen-<lb/> ſcheg,</hi> der von den früheren Vorkommniſſen nichts<lb/> wußte, gab die Beſtätigung in Unkenntnis der Ver-<lb/> hältniſſe. Dies alles wurde in der Verhandlung<lb/> aufgerollt. Spes und Stupan leugneten, während<lb/> Ledinegg bei ſeinem Geſtändniſſe blieb. Verhands-<lb/> lungsrichter <hi rendition="#g">Modriniak</hi> vertagte ſchließlich die<lb/> Verhandlung behufs Vorladung neuer Zeugen, ins-<lb/> beſondere des Zeugen Arſenſcheg, um verſchiedene<lb/> dunkle Punkte, ſo insbeſonders auffällige, einander<lb/> widerſprechende Daten in den Zeugniſſen aufzu-<lb/> klären. Spes hat als Verteidiger den Dr. Sernec.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jReadersLetters" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eingeſendet.</hi> </head><lb/> <div type="letter" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Öffentliche Daukſagung.</hi> </head><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Bezirksausſchuß Pettau</hi> ſpendete<lb/> der Schulleitung in <hi rendition="#g">Monsberg</hi> zum Zwecke der<lb/> Anſchaffung eines neuen Bienenſtandes eine Sub-<lb/> vention im Betrage von 60 K., für welche groß-<lb/> mütige Spende hiemit der wärmſte Dank aus-<lb/> geſprochen wird.</p><lb/> <p>Monsberg bei Pettau, am 12. Oktober.</p><lb/> <byline>Joſ. <hi rendition="#g">Lovrec,</hi> Schulleiter.</byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Jahr- und Viehmärkte in Steiermark.</hi> </head><lb/> <p>Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr- und Krämermärkte<lb/> die mit einem Stern (*) bezeichneten ſind Viehmärkte, die<lb/> mit zwei Sternen (**) bezeichneten ſind Jahr- und Viehmäkte.</p><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Oktober:</hi> </hi> </p><lb/> <p>Am 16. zu Wildalpe* im Bez. St. Gallen,<lb/> St. Philipp* im Bez. Drachenburg, Rann (Schweine-<lb/> markt), Spielfeld** im Bez. Leibnitz.</p><lb/> <p>Am 18. zu Veitſch im Bez. Kindberg, Hoche-<lb/> negg* im Bez. Cilli, Priſtova** im Bez. St. Ma-<lb/> rein b. E., Praßberg** im Bez. Oberburg, Trifail**<lb/> im Bez. Tüffer, Dreikönig** im Bez. St. Leonhard<lb/> W.-B., Schöder** im Bez. Murau, Hörberg** im<lb/> Bez. Drachenburg, Piſchelsdorf** im Bez. Gleis-<lb/> dorf, St. Leonhard** im Bez. Windiſchgraz.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 123, 14. Oktober 1909 Marburger Zeitung
Loſe ſollen nur die deutſchen Trotteln kau-
fen! Unſer Geld geben wir lieber den ſlowe-
niſchen Vereinen! So wird gearbeitet, damit
nicht etwa ein roter „ſloweniſcher“ Heller aus Unter-
ſteiermark dem allgemeinen Wohl des Landes zu-
fließe! Die genannten Loſe werden zu Gunſten des
ſteiermärkiſchen Notſtandsfonds, des Vereines für
Armenpflege und Kinderfürſorge und des Vereines
zur Bekämpfung der Tuberkuloſe in Steiermark
herausgegeben. Beſonders aus dem Titel „Not-
ſtandsfonds“ kommt erfahrungsgemäß und bekanntlich
der Löwenanteil den ſloweniſchen Bauern Unter-
ſteiermarks zugute, wie man ja auch im Landtage
ſieht, daß dort ein Notſtandsantrag nach dem an-
dern für ſloweniſche Gebiete Unterſteiers eingebracht
wird, für welche natürlich immer die deutſche Be-
völkerung faſt ausſchließlich die Deckung aufbringen
muß. Die allſlawiſchen Heerführer im Unterlande
laſſen es aber nicht zu, daß ein Heller „ſloweni-
ſches“ Geld zur Quelle der Wohltätigkeit gelange.
Auch die anderen früher genannten Titel werden
gerade von der ſloweniſchen Bevölkerung ſehr in
Anſpruch genommen. Daß ſoviele Hilfe geſchaffen
werden kann als tatſächlich geboten wird, iſt nur
dem humanen Opferſinn der deutſchen Bevölkerung
zu danken, die dafür die Bezeichnung „Trotteln“
erhält. Vielleicht ſieht der Wendenprieſter die Deut-
ſchen deshalb als „Trotteln“ an, weil ſie gewöhn-
lich für humanitäre Einrichtungen allgemeinen
Charakters, die zum großen Teile den Slowenen
zugute kommen, lieber und mehr Geld geben, als
für ihre nationalen Angelegenheiten — bei den
Slaven iſt dies gerade umgekehrt. So haben ja
auch die der Roſeggerſtiftung nachgeahmten ſlawi-
ſchen Fondsgründungen verhältnismäßig raſcher und
mehr Erfolge erzielt als dieſe. Es wäre aber gewiß
am Platze, wenn die „deutſchen Trotteln“ bei der
Verwertung der geſammelten Wohltätigkeitsfonds
die Äußerung jenes Kaplanes, die ſich ja mit den
Anſichten aller ſüdſlawiſchen Häuplinge Unterſteiers
deckt, gebührend beachten würden!
Evangeliſches Erntedankfeſt. Die hieſige
evangeliſche Gemeinde feierte in der ſchön geſchmück-
ten Chriſtuskirche am letzten Sonntag ihr diesjäh-
riges Erntedankfeſt. Vor des Altars ſchönen Säulen
waren noch ſchönere Säulen aufgeſtellt, deren Teile
keine Menſchenhand gebaut hat und keine Menſchen-
hand bauen kann in ihrem ſtolzen, kraftſpendenden
Ährengold; auf des Altars weißer Decke waren
ausgebreitet der Felder und der Bäume rotwangige,
lachende Früchte und ſie vertrugen ſich gut mit dem
alten heilgen Bibelbuch, denn Prediger ſind ja auch
ſie! Um die Kapitäle war das purpurne Laub des
wilden Weines geſchlungen und damit der neue
Taufſtein, der zum erſtenmale Erntedankfeſt feierte,
nicht leer ausgehe, leuchteten aus ſeiner Niſche die
hellroten und die dunklen Sterne der Dahlien.
Pfarrer Mahnert hatte als Textwort ſeiner Predigt
gewählt 1. Sam. 20, 11: „Komm, laß uns hinaus
aufs Feld gehen! Dort wollen wir Gott begegnen
und anbeten den Herrn der Herrlichkeit und danken
dem Vater der Treue“. Die Predigt klang aus in
eine Erinnerung ans letzte große große Erntedank-
feſt, wenn der Erntewagen zum Totenwagen und
Gottes Scheune zum Gottesacker wird und über die
Gräberhügel die Morgenröte leuchtet einer neuen,
ſchöneren Zeit!
Vom Gemeinderate. Die für geſtern an-
beraumt geweſene Gemeinderatsſitzung konnte wegen
Beſchlußunfähigkeit nicht abgehalten werden; es
fehlten zwei Gemeinderäte zur Beſchußfähigkeit. Die
erſchienenen Gemeinderäte waren natürlich nicht ſehr
erfreut darüber, daß ſie nach halbſtündigem Warten
unverrichteter Dinge wieder fortgehen mußten.
Konzert Frau Olga v. Türk-Rhon
und Quartett Klietmann. Die in allen
Muſikkreiſen bekannte Opern- und Konzert-Sängerin
Frau Olga von Türk-Rhon veranſtaltet mit unſerem
heimiſchen Streichquartett am 25. Oktober im großen
Kaſinoſaale ein Konzert. Frau von Türk, eine ſchöne
Dame, iſt im Beſitze eines morgenfriſchen, hellen
Soprans und feierte als Opernſängerin große
Triumphe. Sie verſteht es, das Feingefühl für dra-
matiſche Effekte und die Grazie, die ihr auf der
Bühne ſo bedeutende Erfolge gebracht, auch auf das
Podium zu übertragen. Heute wollen wir über dieſe
Sängerin nur noch einige Ausſprüche berühmter
Meiſter mitteilen. Reinecke und Hofkapellmeiſter Seidl
ſagten: Es iſt eine der ſchönſten Stimmen, die ich
hörte. Grünwald: Nur bei der Barbi iſt mir auch
ſo warm geworden ums Herz. Grieg ſchrieb ihr
nach einem Konzerte in Leipzig: Welche ſchöne
Stimme, welche Kunſt, welche Einfachheit. Sie
haben mich begeiſtert. Sollen wir über unſer Quar-
tett Klietmann auch ſchreiben? Wir erinnern nur
an den großen Erfolg im Jänner mit Tſchaikowsky.
Vormerkungen auf Sitzplätze zu 4, 3 und 2 Kronen
ſind in der Muſikalienhandlung des Herrn Joſef
Höfer, Schulgaſſe 2, zu haben.
Notſtandsfond des Vereines Südmark.
Aus dem Erträgniſſe der erſten, im Vorjahre durch-
geführten Wohltätigkeitslotterie des Vereines Südmark
im Betrage von 80.000 Kronen iſt ein eigener
Notſtandsfond geſchaffen worden, der geſondert vom
ſonſtigen Vermögen des Vereines verwaltet wird.
Aus dieſem Fonde wird genommen, wenn durch
Elementarereigniſſe oder ſonſtige Unglücksfälle im
Tätigkeitsgebiete des Vereines Südmark Handwerker
oder Bauern in Not geraten. In vielen Fällen iſt
ſeit Schaffung dieſes Notſtandsfondes bereits ein-
gegriffen worden. Die letzten großen Hochwaſſerſchäden
in Kärnten haben nun neuerdings die Hauptleitung
beſtimmt, ſofort mit großen Beträgen unterſtützend
einzugreifen. Auch für Niederöſterreich wurden in
der letzten Zeit bedeutende Beträge ausgegeben, ſo
erſt in dieſen Tagen für die in den Gemeinden
Pousdorf und Eichhorn durch Hagelſchlag ge-
ſchädigten Bauern. Dieſen ſo wohltätig wirkenden
Notſtandsfond des Vereines Südmark zu ergänzen,
iſt nun die Aufgabe der zweiten eben in Durch-
führung begriffenen Südmark-Lotterie. Darum darf
wohl nicht nur allen Südmärkern, ſondern allen
Deutſchen die Förderung der Lotterie durch Ankauf
von Loſen aufs beſte empfohlen werden.
Friſche Erdbeeren im Oktober. Der
von Herrn Sooß uns eingeſandten Probe reifer
Erdbeeren aus dem Weingarten am Fuße des
Kalvarienberges ließ heute Herr Schleſinger vom
Gute Langental ein ähnliches Pröbchen dieſes lieb-
lichen Naturſpieles folgen; auch die Erdbeeren-
ſpätlinge von Langental zeigen eine köſtliche Friſche.
— Bei dieſer Gelegenheit ſei bemerkt, daß vier Roß-
kaſtanienbäume in der Tegetthoffſtraße in voller,
weiß ſchimmernder zweiter Blüte ſtehen.
Einlieferung eines Totſchlägers. Vor-
geſtern wurde dem Marburger Kreisgerichte der Be-
ſitzersſohn Simon Weſiak aus Worowetz, Bezirk
Pettau eingeliefert. Am 29. September war in
Gajofzeu zwiſchen den dortigen Burſchen und den
aus Worowetz gekommenen eine Rauferei entſtanden,
wobei Weſiak gegen den Beſitzersſohn Prelog
einen Revolverſchuß abfeuerte. Die Kugel drang
dem Prelog ins Gehirn; der Tod trat ſofort ein.
Weſiak wurde dem Pettauer Bezirksgerichte eingeliefert,
von wo er nun nach Marburg überſtellt wurde.
Mit dem Tode gebüßt hat der 18jährige
Bruder des Fiakereibeſitzers R. v. Nowakowski
das Mordattentat auf ſeinen Bruder. Sonntag vor-
mittags halb 10 Uhr iſt er im Krankenhauſe an
den Folgen des Schuſſes, den er nach dem Attentate
auf ſeinen Bruder gegen ſich ſelbſt abfeuerte, ge-
ſtorben. M. R. v. Nowakowski iſt durch ſeinen Tod
dem Strafgerichte entgangen. Vorgeſtern nachmittags
4 Uhr wurde er begraben.
Kaufmänniſcher Geſangverein. Wir
werden erſucht, nochmals darauf aufmerkſam zu machen,
daß der kaufmänniſche Geſangverein morgen Freitag
in Schneiders Gartenſalon um 8 Uhr abends ſeine
gründende Verſammlung abhält. Allfällige Beitritts-
anmeldungen wollen in der Verwaltung dieſes Blattes,
welche dieſe aus Gefälligkeit übernimmt, abgegeben
werden.
Aus dem Gerichtsſaale.
Bauunternehmer und Maurermeiſter
auf der Anklagebank. Vor dem hieſigen Be-
zirksgerichte ſtanden geſtern nachmittags als Ange-
klagte der hieſige Zimmermeiſter und Bauunter-
nehmer Franz Spes, der ehemalige Maurermeiſter
Ledinegg von der Theſen und der Maurermeiſter
Karl Stupan von Windiſch-Feiſtritz. Sie ſind
alle der Übertretung des Betruges beſchuldigt, be-
gangen dadurch, daß ſie dem Erſtangeklagten, Franz
Spes, falſche Lehr- und Verwendungszeugniſſe aus-
geſtellt hätten. Spes hatte vor einiger Zeit an die
k. k. Statthalterei ein Geſuch um Erteilung der
Maurermeiſterkonzeſſion gerichtet und belegte dieſes
Geſuch u. a. mit einem vom Maurermeiſter Ledinegg
ausgeſtellten Lehrbriefe, nach welchem Spes bei ihm
das Maurergewerbe, die „praktiſch-theoretiſche Bau-
führung“ erlernt habe, ſowie mit einem Zeugniſſe
des Maurermeiſters Stupan, in welchem dieſer be-
ſtätigt, daß Spes bei ihm durch eine Reihe von
Jahren als Maurerpolier in Verwendung geſtanden
ſei. Es wurden nun hinſichtlich der Echtheit dieſer
Dokumente Zweifel wach; es wurde eine Unter-
ſuchung eingeleitet, in deren Verlaufe Ledinegg ſo-
wohl der Gendarmerie gegenüber als auch bei einer
protokollariſchen Aufnahme bei den Funktionären
der hieſigen Baugenoſſenſchaft das Geſtändnis ab-
legte, er habe dem Spes über deſſen Bitten und
infolge ſeiner Verſprechungen gegen beſſeres Wiſſen
und entgegen der Wahrheit ein Lehrzeugnis ausgeſtellt.
Stupan aber bleibt dabei, daß das von ihm dem
Spes ausgeſtellte Zeugnis der Wahrheit entſpreche.
Mehrere Arbeiter gaben aber an, daß das Zeugnis
nicht der Wahrheit entſpreche, daß Spes wohl im
Zimmermannsberufe, nie aber bei Stupan tätig ge-
weſen ſei. Im Laufe der Unterſuchung wurde weiters
konſtatiert, daß ſich ſeinerzeit die Kollektivgenoſſen-
ſchaft Windiſchfeiſtritz, als deren Obmann noch der
nunmehr verſtorbene Schön war, die Beſtätigung
jenes vom Stupan dem Spes ausgeſtellten Zeug-
niſſes verweigert hatte und zwar mit dem Bedeuten,
daß ihr nichts davon bekannt ſei, daß Spes je
einmal als Maurerpolier bei Stupan tätig geweſen
ſei. Gegen dieſen abweislichen Beſcheid wandte ſich
Spes nun an das Schiedsgericht der Genoſſenſchaft;
dieſes aber übergab die ganze bedenkliche Angelegen-
heit der k. k. Bezirkshauptmannſchaft, wo ſie ge-
raume Zeit ruhte. Als der Vorſtand Schön ge-
ſtorben war, ließ Spes die ganze bei der Bezirks-
hauptmannſchaft anhängige Sache fahren, ließ ſich
von Stupan ein neues Zeugnis ausſtellen, und
übergab nun dieſes der genannten Genoſſen-
ſchaft zur Beſtätigung. Der neue Vorſtand, Arſen-
ſcheg, der von den früheren Vorkommniſſen nichts
wußte, gab die Beſtätigung in Unkenntnis der Ver-
hältniſſe. Dies alles wurde in der Verhandlung
aufgerollt. Spes und Stupan leugneten, während
Ledinegg bei ſeinem Geſtändniſſe blieb. Verhands-
lungsrichter Modriniak vertagte ſchließlich die
Verhandlung behufs Vorladung neuer Zeugen, ins-
beſondere des Zeugen Arſenſcheg, um verſchiedene
dunkle Punkte, ſo insbeſonders auffällige, einander
widerſprechende Daten in den Zeugniſſen aufzu-
klären. Spes hat als Verteidiger den Dr. Sernec.
Eingeſendet.
Öffentliche Daukſagung.
Der Bezirksausſchuß Pettau ſpendete
der Schulleitung in Monsberg zum Zwecke der
Anſchaffung eines neuen Bienenſtandes eine Sub-
vention im Betrage von 60 K., für welche groß-
mütige Spende hiemit der wärmſte Dank aus-
geſprochen wird.
Monsberg bei Pettau, am 12. Oktober.
Joſ. Lovrec, Schulleiter.
Jahr- und Viehmärkte in Steiermark.
Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr- und Krämermärkte
die mit einem Stern (*) bezeichneten ſind Viehmärkte, die
mit zwei Sternen (**) bezeichneten ſind Jahr- und Viehmäkte.
Oktober:
Am 16. zu Wildalpe* im Bez. St. Gallen,
St. Philipp* im Bez. Drachenburg, Rann (Schweine-
markt), Spielfeld** im Bez. Leibnitz.
Am 18. zu Veitſch im Bez. Kindberg, Hoche-
negg* im Bez. Cilli, Priſtova** im Bez. St. Ma-
rein b. E., Praßberg** im Bez. Oberburg, Trifail**
im Bez. Tüffer, Dreikönig** im Bez. St. Leonhard
W.-B., Schöder** im Bez. Murau, Hörberg** im
Bez. Drachenburg, Piſchelsdorf** im Bez. Gleis-
dorf, St. Leonhard** im Bez. Windiſchgraz.
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
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