Marburger Zeitung. Nr. 123, Marburg, 14.10.1909.Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909 [Spaltenumbruch] die Erstaufführung des Lustspieles "Glück bei Frauen" von Engel und Horst vor, das am Bürger- theater in Wien im Vorjahre ununterbrochen den Spielplan beherrschte. Südmark-Lotterie. Wenn auch der Bezug Deutscher Gemeindewahlsieg in Zirk- nitz. Aus St. Egydi W.-B. wird dem Grazer Der steirische Wein. Man ersucht uns Bürgermeisterwahl in Arnfels. Aus Panorama International. Viel Sehens- Zum Raubmorde an dem Gaischützen Ploj, über den wir vorgestern kurz berichteten, sei Von der k. k. Bezirkshauptmannschaft als Steuerbehörde Marburg wird hiemit bekannt- Sanitäre Übelstände in Gams. Ein Die bezeichnende Äußerung eines Wen- denpriesters. Überallhin werden Lose der Vierten Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909 [Spaltenumbruch] die Erſtaufführung des Luſtſpieles „Glück bei Frauen“ von Engel und Horſt vor, das am Bürger- theater in Wien im Vorjahre ununterbrochen den Spielplan beherrſchte. Südmark-Lotterie. Wenn auch der Bezug Deutſcher Gemeindewahlſieg in Zirk- nitz. Aus St. Egydi W.-B. wird dem Grazer Der ſteiriſche Wein. Man erſucht uns Bürgermeiſterwahl in Arnfels. Aus Panorama International. Viel Sehens- Zum Raubmorde an dem Gaiſchützen Ploj, über den wir vorgeſtern kurz berichteten, ſei Von der k. k. Bezirkshauptmannſchaft als Steuerbehörde Marburg wird hiemit bekannt- Sanitäre Übelſtände in Gams. Ein Die bezeichnende Äußerung eines Wen- denprieſters. Überallhin werden Loſe der Vierten <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909</hi></fw><lb/><cb/> die Erſtaufführung des Luſtſpieles „Glück bei<lb/> Frauen“ von Engel und Horſt vor, das am Bürger-<lb/> theater in Wien im Vorjahre ununterbrochen den<lb/> Spielplan beherrſchte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Südmark-Lotterie.</hi> </head> <p>Wenn auch der Bezug<lb/> der Loſe durch die Ortsgruppen im allgemeinen<lb/> recht zufriedenſtellend iſt, ſo iſt damit allein der<lb/> Erfolg wohl noch nicht gegeben. Jetzt handelt es<lb/> ſich darum, dafür zu ſorgen, daß die von den Orts-<lb/> gruppen beſtellten Loſe tatſächlich alle abgeſetzt<lb/> werden. Das iſt für die einzelnen Ortsgruppen in<lb/> den meiſten Fällen eine geringe Arbeit, verbürgt aber<lb/> in der Arbeit aller Ortsgruppen den erwünſchten<lb/> vollen Erfolg der Lotterie. Die Lotterieleitung ſieht<lb/> ſich mit Rückſicht darauf, daß einzelne Ortsgruppen<lb/> diesmal nicht mit jenem Eifer wie im Vorjahre<lb/> für die Lotterie einzuſetzen ſcheinen, gedrängt, noch-<lb/> mals an alle Ortsgruppenleitungen die Bitte zu<lb/> richten, in der Arbeit für die Südmark-Lotterie<lb/> nicht zu erlahmen. Es muß dabei immer darauf<lb/> verwieſen werden, daß tatſächlich keine der beſtehenden<lb/> Effektenlotterien auch nur annähernd ſo gut und ſo<lb/> reich an Treffern ausgeſtattet iſt, wie eben die<lb/> Südmark-Lotterie. Sie iſt auch, wie mit Genug-<lb/> tuung bei der letzten behördlichen Reviſion in der<lb/> Kanzlei feſtgeſtellt wurde, nach jeder Richtung hin<lb/> in der Durchführung einwandfrei und klaglos. Das<lb/> muß hervorgehoben werden, weil nur allzuleicht<lb/> unter dem Eindrucke der Erfahrungen, die bei anderen<lb/> Effektenlotterien von Gewinnern gemacht wurden,<lb/> auch die Südmark-Lotterie Schaden leiden könnte.<lb/> Mögen ſo alle Ortsgruppen und Südmarkfreunde<lb/> ihre Pflicht tun, in den wenigen Tagen, die noch<lb/> bis zur Ziehung am 11. November für die Arbeit<lb/> gegeben ſind.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſcher Gemeindewahlſieg in Zirk-<lb/> nitz.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">St. Egydi</hi> W.-B. wird dem Grazer<lb/> Wochenblatte geſchrieben: Eine freudige Nachricht!<lb/> Unſere ſchwerbedrohte Nachbargemeinde Zirknitz iſt<lb/> durch die am 7. d. M. vollzogene Gemeindeausſchuß-<lb/> wahl in deutſchen Händen. Zwar kein vollſtändiger<lb/> Sieg; unter acht Ausſchüſſen ſind zwei Wenden,<lb/> die aber natürlich nicht zur Geltung kommen. Von<lb/> den zwei Wahlkörpern iſt der erſte ganz in unſeren<lb/> Händen, im zweiten drangen zwei Gegner durch.<lb/> Und traurig, es ſagen zu müſſen, auch hier iſt nur<lb/> deutſche Fahrläſſigkeit Schuld an dem Eindringen<lb/> der zwei Wenden. Nur drei Stimmen fehlten und<lb/> der Sieg wäre vollkommen geweſen. — Gewählt<lb/> wurden die Herren Kröll, Schalhammer, Dr. Ven-<lb/> ningerholz und Hempel im erſten, Flucher, Bau-<lb/> mann (Wende), Prinz (Wende) und Reppnik im<lb/> zweiten Wahlkörper. Wir können feſtſtellen, daß der<lb/> Erfolg dieſer Wahl die erſte Frucht der zielbewußten<lb/> Südmarkarbeit in Zirknitz iſt. Heil und tiefen Dank<lb/> dem wackeren Vereine! Nun friſch drauf und dran<lb/> an die Wiedergewinnung unſeres vielumſtrittenen<lb/> Egydi, ſie ſoll die ſchönſte Frucht der Arbeit ſein!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der ſteiriſche Wein.</hi> </head> <p>Man erſucht uns<lb/> um Aufnahme folgender Zeilen: Zur bevorſtehenden<lb/> Weinerntezeit wurde allſeitig die landwirtſchaftliche<lb/> Verſammlung vom 10. Oktober im Hotel „Stadt<lb/> Wien“ freudig begrüßt und ſehr gut beſucht. Der<lb/> zeitgemäße, ſehr lehrreiche Vortrag des Herrn<lb/> Direktor E. <hi rendition="#g">Schmid</hi> über die Krankheiten, Be-<lb/> handlung eventuell Zuckerung der leichteren Wein-<lb/> möſte fand dankbare Anerkennung; auch die An-<lb/> regung des Herrn Dr. <hi rendition="#g">Leonhard</hi> d. Ä. über<lb/> den Verkauf und die Verwertung der Produkte<lb/> durch Errichtung von Weinlagerhäuſern, wie ſolche<lb/> bereits in Innsbruck mit Erfolg beſtehen und den<lb/> einzelnen Produzenten nützlicher als die Genoſſen-<lb/> ſchaften ſind, ſo auch die Anträge des Herrn<lb/><hi rendition="#g">Girſtmayr,</hi> betreff der Herabſetzung der zu hohen<lb/> Verzehrungsſteuer auf Wein, welche in Graz 14 K.,<lb/> in Klagenfurt ſogar 18 K. per Hektoliter beträgt,<lb/> dann Erweiterung der Landhaus-Kellerei-Gaſtwirt-<lb/> ſchaft fanden ungeteilten reichen Beifall. Leider<lb/> konnte wegen vorgerückter Stunde der ſehr wichtige<lb/> Punkt über die notwendige Hebung des ſteiriſchen<lb/> Weinhandels und deſſen Konſum im eigenen Lande<lb/> nicht mehr zur Sprache kommen, obwohl gerade<lb/> dieſer Punkt endlich ernſtliche Erwägung verdient.<lb/> Bei dem Umſtande, daß durch die Neuanlagen,<lb/> deren Produkte bedeutend weniger Säure auch in<lb/> minderen Jahrgängen aufweiſen als die Weine alter<lb/> gemiſchter Anlagen, kann der ſteiriſche Wein umſo<lb/> leichter in die Konkurrenz von allen Tiroler, Iſtrianer,<lb/> Dalmatiner, Öſterreicher und auch vielen ungariſchen<lb/> Spezialitäten, beſonders in Weißweinſorten, geſtellt<lb/> werden, als dieſe viel haltbarer und erfriſchender<lb/> in der Qualität ſind. Trotz dieſer Vorzüge findet<lb/> man in den meiſten <hi rendition="#g">größeren</hi> Reſtaurants die<lb/><cb/> Weinkarten voll mit lauter <hi rendition="#g">fremdländiſchen</hi><lb/> Weinſorten verzeichnet, wobei der edle <hi rendition="#g">ſteiriſche</hi><lb/> Tropfen kaum eine ſehr ſtiefmütterliche Aufnahme<lb/> gefunden hat, was jedenfalls auf Mangel nötiger<lb/> Reklame oder Unkenntnis der Konſumenten zurück-<lb/> zuführen iſt. Weiters wird ſeit einigen Jahren von<lb/> vielen Ärzten jedem Kranken bei jeder Gelegenheit,<lb/> ob in krankem oder geſundem Zuſtande das Wein-<lb/> trinken verboten, obwohl Beweiſe genug vorhanden<lb/> ſind, daß ſehr viele Leidende gerade dem mäßigen<lb/> Genuß eines guten ſteiriſchen Weines ihre Geſund-<lb/> heit und hohes Alter zu verdanken haben. Solche<lb/> Zuſtände veranlaſſen dann viele Konſumenten, vom<lb/> Genuſſe des Weines abzuſehen, wodurch der Wein-<lb/> konſum bedeutend zurückgedrängt wird, hingegen aber<lb/> andere, weniger kräftige Getränke in Anſpruch ge-<lb/> nommen werden.</p> <byline> <hi rendition="#g">Ein Weinproduzent.</hi> </byline> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bürgermeiſterwahl in Arnfels.</hi> </head> <p>Aus<lb/><hi rendition="#g">Arnfels,</hi> 11. Oktober, ſchreibt man uns: „Bei<lb/> der heute ſtattgehobten Wahl wurde an Stelle des<lb/> zurückgetretenen Bürgermeiſters Auguſt <hi rendition="#g">Stroh-<lb/> maier</hi> der Kaufmann Emmerich <hi rendition="#g">Grabner</hi> ge-<lb/> wählt. Die freigewordene Stelle des dritten Ge-<lb/> meinderates erhielt der gräflich Schönborn-Buch-<lb/> heimſche Gutsverwalter Karl <hi rendition="#g">Schatt.</hi>“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Panorama International.</hi> </head> <p>Viel Sehens-<lb/> wertes bietet die in dieſer Woche ausgeſtellte inter-<lb/> eſſante Serie „Die Truppenmanöver in der Schweiz<lb/> 1908 und der herrliche Beſuch von Baſel“.<lb/> Wir ſehen von Baſel das Geſamtpanorama, die<lb/> Rheinbrücke, den Marktplatz mit dem ſchönen Rat-<lb/> haus, die Totalanſicht der Kathedrale, den Altar,<lb/> die ſchöne Orgel der Kirche, den Marktplatz und<lb/> andere reizende Punkte. Weiters können wir das<lb/> hochinterſſante Truppenmanöver verfolgen, die ver-<lb/> ſchiedenenen Gefechtsſzenen, die neuen Schnellfeuer-<lb/> geſchütze im Gefecht, die fremdländiſchen Offiziere,<lb/> Kavallerie ins Gefecht rückend, ſchußbereite Artillerie,<lb/> Szenen im Lager, defilierende Radfahrerkompapnie<lb/> und vieles andere.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zum Raubmorde an dem Gaiſchützen<lb/> Ploj,</hi> </head> <p>über den wir vorgeſtern kurz berichteten, ſei<lb/> noch folgendes nachgetragen: In der Nacht vom<lb/> 6. auf den 7. Oktober wurde ein Einbruch in das<lb/> Gemiſchtwarengeſchäft des Joſef <hi rendition="#g">Farkas</hi> in Sankt<lb/> Georgen an der Stainz verſucht. Die Diebe er-<lb/> brachen das große Auslagefenſter und entwendeten<lb/> daraus alles. Als ſie in das Geſchäftslokal eindringen<lb/> wollten, wurden ſie vom erwachten Kaufmann, dem<lb/> Poſtmeiſter und Dr. <hi rendition="#g">Kreft</hi> durch Flintenſchüſſe<lb/> verſcheucht. Die Diebe ergriffen die Flucht in der<lb/> Richtung gegen Selluſchen und warfen einige ge-<lb/> ſtohlene Sachen weg. Dieſer Tat dringend ver-<lb/> dächtig erſcheint auch der Dreſcher <hi rendition="#g">Reiſer</hi> aus<lb/> Selluſchen, der von der Gendarmerie verhaftet<lb/> wurde; ſeine Spießgeſellen Franz und Andreas<lb/><hi rendition="#g">Neubauer</hi> aus Sagoretz bei Pettau aber gingen<lb/> den nächſten Tag in der Richtung nach Eichmaut-<lb/> dorf, in der Abſicht, den erſtbeſten Menſchen, dem<lb/> ſie auf der Straße begegnen, zu ermorden und zu<lb/> berauben, um ſich dadurch Geldmittel zu verſchaffen.<lb/> Im Gaſthaus <hi rendition="#g">Hanzekovic</hi> in Eichmautdorf an-<lb/> gelangt, erkundigten ſie ſich, ob der Gaſtwirt<lb/><hi rendition="#g">Majcen</hi> auf der Koliben zu Hauſe ſei, wahrſchein-<lb/> lich in der Abſicht, im Falle der Abweſenheit<lb/> Majcens deſſen Ehegattin in dieſem einſam in der<lb/> Au gelegenen Gaſthauſe zu berauben. Die genannten<lb/> zwei Strolche zogen dahin, fanden jedoch den Gaſt-<lb/> wirt Majcen beim Hauſe und ſuchten bald das<lb/> Weite. Nun begegneten ſie gegen 11 Uhr vormittags<lb/> in der Au dem verheirateten Gaiſchütz <hi rendition="#g">Ploj</hi> des<lb/> Bäckermeiſters Nedog aus Kapellen, welcher bereits<lb/> mit ſeinem leeren Korbe auf dem Heimwege war<lb/> und beſchloſſen raſch, dieſen Gaiſchütz zu ermorden<lb/> und zu berauben. Der ältere, <hi rendition="#g">Andreas,</hi> befahl<lb/> dem jüngeren 18jährigen <hi rendition="#g">Franz,</hi> er müſſe den<lb/> Gaiſchütz, ſobald er ihn faſſe, mit dem Meſſer er-<lb/> ſtechen. Franz <hi rendition="#g">ſchlitzte</hi> dem ohnehin <hi rendition="#g">ver-<lb/> krüppelten</hi> Gatſchütz den <hi rendition="#g">Bauch auf</hi> und<lb/> nach der Beraubung der geringen Barſchaft von<lb/> einigen Kronen <hi rendition="#g">warfen</hi> ihn die Räuber ſamt dem<lb/> Rückentragkorbe in die <hi rendition="#g">Mur.</hi> Dieſe Tat bemerkte<lb/> von der Ferne ein <hi rendition="#g">Müller,</hi> der den Toten, da<lb/> er infolge des angeſchnallten leeren Tragkorbes nicht<lb/> unterging, herausfiſchte. Nach der Beſchreibung der<lb/> Leute, die die Räuber ſahen, wurden ſie von der<lb/> Gendarmerie aus Bad Radein verfolgt, der ſich auch<lb/> die Nachbarpoſten St. Georgen an der Stainz und<lb/> Kreuzdorf anſchloſſen. Ein weggeworfener zerriſſener<lb/> Brief, welchen der Gaiſchütz mithatte, führte die<lb/> Spur in die Richtung gegen Selluſchen, wo ſie<lb/> tatſächlich im Gaſthauſe des Laßboſchek den jüngeren<lb/> Räuber Franz Neubauer mit einem Revolver be-<lb/><cb/> waffnet antrafen. In die Enge getrieben, <hi rendition="#g">geſtand</hi><lb/> er nach längerem Leugnen die gräßliche Tat und<lb/> erzählte, daß der Anſtifter ſein Bruder Andreas<lb/> ſei. Nun ging die Suche nach dieſem. Nach langem<lb/> Suchen wurde in Erfahrung gebracht, daß der<lb/> Räuber im Stalle der Gaſtwirtin <hi rendition="#g">Kreft</hi> in Sankt<lb/> Georgen a. d. St. ſich verſteckt hat; jedoch entkam<lb/> er vor dem Eintreffen der Gendarmerie und ver-<lb/> ſteckte ſich im Wirtſchaftsgebäude des Gaſtwirtes<lb/> Domainko in Jandorf. Der von einem Kranken-<lb/> beſuche heimkehrende Dr. <hi rendition="#g">Kreft</hi> begegnete ihm nach<lb/> Mitternacht und erzählte es der eifrig nachforſchen-<lb/> den Gendarmerie. Da die Hunde des Gaſtwirtes<lb/><hi rendition="#g">Domainko</hi> beim Wirtſchaftsgebäude auffallend<lb/> ſtark bellten, wurde das Gebäude von der Gendarmerie<lb/> umſtellt. Gaſtwirt Domainko ging mit ſeinen zwei<lb/> Fleiſcherhunden auf die Tenne und ſchrie, der un-<lb/> angemeldete Gaſt ſolle ſich melden, ſonſt werde ge-<lb/> ſchoſſen. In der Meinung, daß der Gaſtwirt allein<lb/> ſei, rührte ſich der Räuber hinter einem Haufen<lb/> Fiſolenſtöcken und wurde alsbald gefaßt. Bei ihm<lb/> fand man eine geladene Doppelpiſtole, Pulver, Hammer,<lb/> Stemmeiſen, Meſſer und dergleichen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von der k. k. Bezirkshauptmannſchaft</hi> </head><lb/> <p>als Steuerbehörde Marburg wird hiemit bekannt-<lb/> gegeben, daß die Einreihung der Perſonaleinkommen-<lb/> ſteuerpflichtigen in die drei Wahlkörper zur Vor-<lb/> nahme der Wahlen für die ausſcheidenden gewählten<lb/> Mitglieder und Mitgliederſtellvertreter der Perſonal-<lb/> einkommenſteuer-Schätzungskommiſſion für die Ver-<lb/> anlagungsbezirke Marburg Stadt und Land voll-<lb/> zogen wurde. Den Perſonaleinkommenſteuerpflichtigen<lb/> ſteht es frei, vom 15. Oktober 1909 an durch<lb/> acht Tage in die Wählerverzeichniſſe täglich inner-<lb/> halb der Amtsſtunden von 8 bis 12 vormittag und<lb/> von 2 bis 6 Uhr nachmittag im Amtszimmer 6<lb/> und 4 Bahnhofſtraße 3, 2. Stock, behufs Einbrin-<lb/> gung von Beſchwerden gegen die Einreihung in die<lb/> einzelnen Wahlkörper Einſicht zu nehmen. Nicht<lb/> amtsbekannte Perſonaleinkommenſteuerpflichtige haben<lb/> ſich als ſolche gehörig zu legitimieren. Allfällige<lb/> Beſchwerden ſind bei der gefertigten k. k. Bezirks-<lb/> hauptmannſchaft einzubringen, ſtehen jedoch der<lb/> Fortſetzung der Amtshandlung, insbeſondere der<lb/> Vornahme giltiger Wahlen, nicht im Wege.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sanitäre Übelſtände in Gams.</hi> </head> <p>Ein<lb/> „Marburger Spaziergänger“ ſchreibt uns: Auch<lb/> am Lande ſoll und muß das Sanitätsgeſetz gehand-<lb/> habt werden. Geſetzliche Beſtimmungen verlangen,<lb/> daß menſchliche und tieriſche Abfälle entfernt werden<lb/> müſſen. Leider werden dieſe Vorſchriften nicht immer<lb/> eingehalten. Wenn man einen Spaziergang nach<lb/> dem idylliſch gelegenen <hi rendition="#g">Gams</hi> unternimmt und<lb/> den Gamſerberg paſſiert, ſo ſtrömt uns gleich beim<lb/> Bache ein ekelhafter Geruch entgegen; weiterſchreitend<lb/> ſehen wir auf der Straße ein Bächlein tiefbrauner<lb/> Flüſſigkeit rinnen — es iſt Jauche. Durch Erkun-<lb/> digungen im Orte erfuhr ich nun, daß der Beſitz,<lb/> von dem die Jauche über die Straße und auf ihr<lb/> weiterfließt, Eigentum der — Marburger <hi rendition="#g">Schul-<lb/> ſchweſtern</hi> iſt. Es ſcheint, als ob die zuſtändige<lb/> Behörde dieſen ſanitätswidrigen Zuſtand nicht ſehen<lb/> würde, denn daß bei der Handhabung des Sanitäts-<lb/> geſetzes ein Unterſchied gemacht wird zwiſchen „ge-<lb/> wöhnlichen“ Menſchen und den Schulſchweſtern,<lb/> kann doch nicht angenommen werden. Allerdings<lb/> meint man, daß wenn ſich ein deutſcher Beſitzer<lb/> eine ſolche ſanitätswidrige Handlung zuſchulden<lb/> kommen ließe, er ſchon längſt eindringlich die Kraft<lb/> des Geſetzes und ſeiner Exekutivorgane kennen ge-<lb/> lernt hätte; daß dies bei den ſloweniſchklerikalen<lb/> Schulſchweſtern noch nicht der Fall war, ruft nach<lb/> ſchleuniger Abhilfe. Übrigens ſei die Hoffnung aus-<lb/> gedrückt, daß die Schulſchweſtern infolge dieſer Zeilen<lb/> freiwillig und in ihrem eigenen Intereſſe dieſem<lb/> Übelſtande abhelfen, was ganz leicht geſchehen könnte<lb/> durch Anlegung einer waſſerdichten Jauche- be-<lb/> ziehungsweiſe Düngergrube. — Ein Marburger<lb/> Spaziergänger im Namen anderer, die nur ungerne<lb/> den Beſuch des ſchönen Ortes Gams meiden würden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die bezeichnende Äußerung eines Wen-<lb/> denprieſters.</hi> </head> <p>Überallhin werden Loſe der Vierten<lb/> ſteiermärkiſchen Wohltätigkeitslotterie zum Ankaufe<lb/> verſandt. Um den guten Zweck zu fördern, ging<lb/> kürzlich eine Perſönlichkeit auch zu mehreren Fami-<lb/> lien im ſteiriſchen Drautale mit der Bitte, Wohl-<lb/> tätigkeitsloſe abzunehmen. Bei einer Familie wurde<lb/> nun dem Menſchenfreunde geſagt, er möge nächſter<lb/> Tage wieder kommen, man müſſe erſt den Herrn —<lb/> Kaplan um ſeine Wohlmeinung hinſichtlich des An-<lb/> kaufes dieſer Wohltätigkeitsloſe befragen. Die der<lb/> Familie durch den („natürlich“ <hi rendition="#g">ſloweniſchen</hi>)<lb/> Kaplan erteilte Antwort lautete wörtlich alſo: „Die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909
die Erſtaufführung des Luſtſpieles „Glück bei
Frauen“ von Engel und Horſt vor, das am Bürger-
theater in Wien im Vorjahre ununterbrochen den
Spielplan beherrſchte.
Südmark-Lotterie. Wenn auch der Bezug
der Loſe durch die Ortsgruppen im allgemeinen
recht zufriedenſtellend iſt, ſo iſt damit allein der
Erfolg wohl noch nicht gegeben. Jetzt handelt es
ſich darum, dafür zu ſorgen, daß die von den Orts-
gruppen beſtellten Loſe tatſächlich alle abgeſetzt
werden. Das iſt für die einzelnen Ortsgruppen in
den meiſten Fällen eine geringe Arbeit, verbürgt aber
in der Arbeit aller Ortsgruppen den erwünſchten
vollen Erfolg der Lotterie. Die Lotterieleitung ſieht
ſich mit Rückſicht darauf, daß einzelne Ortsgruppen
diesmal nicht mit jenem Eifer wie im Vorjahre
für die Lotterie einzuſetzen ſcheinen, gedrängt, noch-
mals an alle Ortsgruppenleitungen die Bitte zu
richten, in der Arbeit für die Südmark-Lotterie
nicht zu erlahmen. Es muß dabei immer darauf
verwieſen werden, daß tatſächlich keine der beſtehenden
Effektenlotterien auch nur annähernd ſo gut und ſo
reich an Treffern ausgeſtattet iſt, wie eben die
Südmark-Lotterie. Sie iſt auch, wie mit Genug-
tuung bei der letzten behördlichen Reviſion in der
Kanzlei feſtgeſtellt wurde, nach jeder Richtung hin
in der Durchführung einwandfrei und klaglos. Das
muß hervorgehoben werden, weil nur allzuleicht
unter dem Eindrucke der Erfahrungen, die bei anderen
Effektenlotterien von Gewinnern gemacht wurden,
auch die Südmark-Lotterie Schaden leiden könnte.
Mögen ſo alle Ortsgruppen und Südmarkfreunde
ihre Pflicht tun, in den wenigen Tagen, die noch
bis zur Ziehung am 11. November für die Arbeit
gegeben ſind.
Deutſcher Gemeindewahlſieg in Zirk-
nitz. Aus St. Egydi W.-B. wird dem Grazer
Wochenblatte geſchrieben: Eine freudige Nachricht!
Unſere ſchwerbedrohte Nachbargemeinde Zirknitz iſt
durch die am 7. d. M. vollzogene Gemeindeausſchuß-
wahl in deutſchen Händen. Zwar kein vollſtändiger
Sieg; unter acht Ausſchüſſen ſind zwei Wenden,
die aber natürlich nicht zur Geltung kommen. Von
den zwei Wahlkörpern iſt der erſte ganz in unſeren
Händen, im zweiten drangen zwei Gegner durch.
Und traurig, es ſagen zu müſſen, auch hier iſt nur
deutſche Fahrläſſigkeit Schuld an dem Eindringen
der zwei Wenden. Nur drei Stimmen fehlten und
der Sieg wäre vollkommen geweſen. — Gewählt
wurden die Herren Kröll, Schalhammer, Dr. Ven-
ningerholz und Hempel im erſten, Flucher, Bau-
mann (Wende), Prinz (Wende) und Reppnik im
zweiten Wahlkörper. Wir können feſtſtellen, daß der
Erfolg dieſer Wahl die erſte Frucht der zielbewußten
Südmarkarbeit in Zirknitz iſt. Heil und tiefen Dank
dem wackeren Vereine! Nun friſch drauf und dran
an die Wiedergewinnung unſeres vielumſtrittenen
Egydi, ſie ſoll die ſchönſte Frucht der Arbeit ſein!
Der ſteiriſche Wein. Man erſucht uns
um Aufnahme folgender Zeilen: Zur bevorſtehenden
Weinerntezeit wurde allſeitig die landwirtſchaftliche
Verſammlung vom 10. Oktober im Hotel „Stadt
Wien“ freudig begrüßt und ſehr gut beſucht. Der
zeitgemäße, ſehr lehrreiche Vortrag des Herrn
Direktor E. Schmid über die Krankheiten, Be-
handlung eventuell Zuckerung der leichteren Wein-
möſte fand dankbare Anerkennung; auch die An-
regung des Herrn Dr. Leonhard d. Ä. über
den Verkauf und die Verwertung der Produkte
durch Errichtung von Weinlagerhäuſern, wie ſolche
bereits in Innsbruck mit Erfolg beſtehen und den
einzelnen Produzenten nützlicher als die Genoſſen-
ſchaften ſind, ſo auch die Anträge des Herrn
Girſtmayr, betreff der Herabſetzung der zu hohen
Verzehrungsſteuer auf Wein, welche in Graz 14 K.,
in Klagenfurt ſogar 18 K. per Hektoliter beträgt,
dann Erweiterung der Landhaus-Kellerei-Gaſtwirt-
ſchaft fanden ungeteilten reichen Beifall. Leider
konnte wegen vorgerückter Stunde der ſehr wichtige
Punkt über die notwendige Hebung des ſteiriſchen
Weinhandels und deſſen Konſum im eigenen Lande
nicht mehr zur Sprache kommen, obwohl gerade
dieſer Punkt endlich ernſtliche Erwägung verdient.
Bei dem Umſtande, daß durch die Neuanlagen,
deren Produkte bedeutend weniger Säure auch in
minderen Jahrgängen aufweiſen als die Weine alter
gemiſchter Anlagen, kann der ſteiriſche Wein umſo
leichter in die Konkurrenz von allen Tiroler, Iſtrianer,
Dalmatiner, Öſterreicher und auch vielen ungariſchen
Spezialitäten, beſonders in Weißweinſorten, geſtellt
werden, als dieſe viel haltbarer und erfriſchender
in der Qualität ſind. Trotz dieſer Vorzüge findet
man in den meiſten größeren Reſtaurants die
Weinkarten voll mit lauter fremdländiſchen
Weinſorten verzeichnet, wobei der edle ſteiriſche
Tropfen kaum eine ſehr ſtiefmütterliche Aufnahme
gefunden hat, was jedenfalls auf Mangel nötiger
Reklame oder Unkenntnis der Konſumenten zurück-
zuführen iſt. Weiters wird ſeit einigen Jahren von
vielen Ärzten jedem Kranken bei jeder Gelegenheit,
ob in krankem oder geſundem Zuſtande das Wein-
trinken verboten, obwohl Beweiſe genug vorhanden
ſind, daß ſehr viele Leidende gerade dem mäßigen
Genuß eines guten ſteiriſchen Weines ihre Geſund-
heit und hohes Alter zu verdanken haben. Solche
Zuſtände veranlaſſen dann viele Konſumenten, vom
Genuſſe des Weines abzuſehen, wodurch der Wein-
konſum bedeutend zurückgedrängt wird, hingegen aber
andere, weniger kräftige Getränke in Anſpruch ge-
nommen werden.
Ein Weinproduzent.
Bürgermeiſterwahl in Arnfels. Aus
Arnfels, 11. Oktober, ſchreibt man uns: „Bei
der heute ſtattgehobten Wahl wurde an Stelle des
zurückgetretenen Bürgermeiſters Auguſt Stroh-
maier der Kaufmann Emmerich Grabner ge-
wählt. Die freigewordene Stelle des dritten Ge-
meinderates erhielt der gräflich Schönborn-Buch-
heimſche Gutsverwalter Karl Schatt.“
Panorama International. Viel Sehens-
wertes bietet die in dieſer Woche ausgeſtellte inter-
eſſante Serie „Die Truppenmanöver in der Schweiz
1908 und der herrliche Beſuch von Baſel“.
Wir ſehen von Baſel das Geſamtpanorama, die
Rheinbrücke, den Marktplatz mit dem ſchönen Rat-
haus, die Totalanſicht der Kathedrale, den Altar,
die ſchöne Orgel der Kirche, den Marktplatz und
andere reizende Punkte. Weiters können wir das
hochinterſſante Truppenmanöver verfolgen, die ver-
ſchiedenenen Gefechtsſzenen, die neuen Schnellfeuer-
geſchütze im Gefecht, die fremdländiſchen Offiziere,
Kavallerie ins Gefecht rückend, ſchußbereite Artillerie,
Szenen im Lager, defilierende Radfahrerkompapnie
und vieles andere.
Zum Raubmorde an dem Gaiſchützen
Ploj, über den wir vorgeſtern kurz berichteten, ſei
noch folgendes nachgetragen: In der Nacht vom
6. auf den 7. Oktober wurde ein Einbruch in das
Gemiſchtwarengeſchäft des Joſef Farkas in Sankt
Georgen an der Stainz verſucht. Die Diebe er-
brachen das große Auslagefenſter und entwendeten
daraus alles. Als ſie in das Geſchäftslokal eindringen
wollten, wurden ſie vom erwachten Kaufmann, dem
Poſtmeiſter und Dr. Kreft durch Flintenſchüſſe
verſcheucht. Die Diebe ergriffen die Flucht in der
Richtung gegen Selluſchen und warfen einige ge-
ſtohlene Sachen weg. Dieſer Tat dringend ver-
dächtig erſcheint auch der Dreſcher Reiſer aus
Selluſchen, der von der Gendarmerie verhaftet
wurde; ſeine Spießgeſellen Franz und Andreas
Neubauer aus Sagoretz bei Pettau aber gingen
den nächſten Tag in der Richtung nach Eichmaut-
dorf, in der Abſicht, den erſtbeſten Menſchen, dem
ſie auf der Straße begegnen, zu ermorden und zu
berauben, um ſich dadurch Geldmittel zu verſchaffen.
Im Gaſthaus Hanzekovic in Eichmautdorf an-
gelangt, erkundigten ſie ſich, ob der Gaſtwirt
Majcen auf der Koliben zu Hauſe ſei, wahrſchein-
lich in der Abſicht, im Falle der Abweſenheit
Majcens deſſen Ehegattin in dieſem einſam in der
Au gelegenen Gaſthauſe zu berauben. Die genannten
zwei Strolche zogen dahin, fanden jedoch den Gaſt-
wirt Majcen beim Hauſe und ſuchten bald das
Weite. Nun begegneten ſie gegen 11 Uhr vormittags
in der Au dem verheirateten Gaiſchütz Ploj des
Bäckermeiſters Nedog aus Kapellen, welcher bereits
mit ſeinem leeren Korbe auf dem Heimwege war
und beſchloſſen raſch, dieſen Gaiſchütz zu ermorden
und zu berauben. Der ältere, Andreas, befahl
dem jüngeren 18jährigen Franz, er müſſe den
Gaiſchütz, ſobald er ihn faſſe, mit dem Meſſer er-
ſtechen. Franz ſchlitzte dem ohnehin ver-
krüppelten Gatſchütz den Bauch auf und
nach der Beraubung der geringen Barſchaft von
einigen Kronen warfen ihn die Räuber ſamt dem
Rückentragkorbe in die Mur. Dieſe Tat bemerkte
von der Ferne ein Müller, der den Toten, da
er infolge des angeſchnallten leeren Tragkorbes nicht
unterging, herausfiſchte. Nach der Beſchreibung der
Leute, die die Räuber ſahen, wurden ſie von der
Gendarmerie aus Bad Radein verfolgt, der ſich auch
die Nachbarpoſten St. Georgen an der Stainz und
Kreuzdorf anſchloſſen. Ein weggeworfener zerriſſener
Brief, welchen der Gaiſchütz mithatte, führte die
Spur in die Richtung gegen Selluſchen, wo ſie
tatſächlich im Gaſthauſe des Laßboſchek den jüngeren
Räuber Franz Neubauer mit einem Revolver be-
waffnet antrafen. In die Enge getrieben, geſtand
er nach längerem Leugnen die gräßliche Tat und
erzählte, daß der Anſtifter ſein Bruder Andreas
ſei. Nun ging die Suche nach dieſem. Nach langem
Suchen wurde in Erfahrung gebracht, daß der
Räuber im Stalle der Gaſtwirtin Kreft in Sankt
Georgen a. d. St. ſich verſteckt hat; jedoch entkam
er vor dem Eintreffen der Gendarmerie und ver-
ſteckte ſich im Wirtſchaftsgebäude des Gaſtwirtes
Domainko in Jandorf. Der von einem Kranken-
beſuche heimkehrende Dr. Kreft begegnete ihm nach
Mitternacht und erzählte es der eifrig nachforſchen-
den Gendarmerie. Da die Hunde des Gaſtwirtes
Domainko beim Wirtſchaftsgebäude auffallend
ſtark bellten, wurde das Gebäude von der Gendarmerie
umſtellt. Gaſtwirt Domainko ging mit ſeinen zwei
Fleiſcherhunden auf die Tenne und ſchrie, der un-
angemeldete Gaſt ſolle ſich melden, ſonſt werde ge-
ſchoſſen. In der Meinung, daß der Gaſtwirt allein
ſei, rührte ſich der Räuber hinter einem Haufen
Fiſolenſtöcken und wurde alsbald gefaßt. Bei ihm
fand man eine geladene Doppelpiſtole, Pulver, Hammer,
Stemmeiſen, Meſſer und dergleichen.
Von der k. k. Bezirkshauptmannſchaft
als Steuerbehörde Marburg wird hiemit bekannt-
gegeben, daß die Einreihung der Perſonaleinkommen-
ſteuerpflichtigen in die drei Wahlkörper zur Vor-
nahme der Wahlen für die ausſcheidenden gewählten
Mitglieder und Mitgliederſtellvertreter der Perſonal-
einkommenſteuer-Schätzungskommiſſion für die Ver-
anlagungsbezirke Marburg Stadt und Land voll-
zogen wurde. Den Perſonaleinkommenſteuerpflichtigen
ſteht es frei, vom 15. Oktober 1909 an durch
acht Tage in die Wählerverzeichniſſe täglich inner-
halb der Amtsſtunden von 8 bis 12 vormittag und
von 2 bis 6 Uhr nachmittag im Amtszimmer 6
und 4 Bahnhofſtraße 3, 2. Stock, behufs Einbrin-
gung von Beſchwerden gegen die Einreihung in die
einzelnen Wahlkörper Einſicht zu nehmen. Nicht
amtsbekannte Perſonaleinkommenſteuerpflichtige haben
ſich als ſolche gehörig zu legitimieren. Allfällige
Beſchwerden ſind bei der gefertigten k. k. Bezirks-
hauptmannſchaft einzubringen, ſtehen jedoch der
Fortſetzung der Amtshandlung, insbeſondere der
Vornahme giltiger Wahlen, nicht im Wege.
Sanitäre Übelſtände in Gams. Ein
„Marburger Spaziergänger“ ſchreibt uns: Auch
am Lande ſoll und muß das Sanitätsgeſetz gehand-
habt werden. Geſetzliche Beſtimmungen verlangen,
daß menſchliche und tieriſche Abfälle entfernt werden
müſſen. Leider werden dieſe Vorſchriften nicht immer
eingehalten. Wenn man einen Spaziergang nach
dem idylliſch gelegenen Gams unternimmt und
den Gamſerberg paſſiert, ſo ſtrömt uns gleich beim
Bache ein ekelhafter Geruch entgegen; weiterſchreitend
ſehen wir auf der Straße ein Bächlein tiefbrauner
Flüſſigkeit rinnen — es iſt Jauche. Durch Erkun-
digungen im Orte erfuhr ich nun, daß der Beſitz,
von dem die Jauche über die Straße und auf ihr
weiterfließt, Eigentum der — Marburger Schul-
ſchweſtern iſt. Es ſcheint, als ob die zuſtändige
Behörde dieſen ſanitätswidrigen Zuſtand nicht ſehen
würde, denn daß bei der Handhabung des Sanitäts-
geſetzes ein Unterſchied gemacht wird zwiſchen „ge-
wöhnlichen“ Menſchen und den Schulſchweſtern,
kann doch nicht angenommen werden. Allerdings
meint man, daß wenn ſich ein deutſcher Beſitzer
eine ſolche ſanitätswidrige Handlung zuſchulden
kommen ließe, er ſchon längſt eindringlich die Kraft
des Geſetzes und ſeiner Exekutivorgane kennen ge-
lernt hätte; daß dies bei den ſloweniſchklerikalen
Schulſchweſtern noch nicht der Fall war, ruft nach
ſchleuniger Abhilfe. Übrigens ſei die Hoffnung aus-
gedrückt, daß die Schulſchweſtern infolge dieſer Zeilen
freiwillig und in ihrem eigenen Intereſſe dieſem
Übelſtande abhelfen, was ganz leicht geſchehen könnte
durch Anlegung einer waſſerdichten Jauche- be-
ziehungsweiſe Düngergrube. — Ein Marburger
Spaziergänger im Namen anderer, die nur ungerne
den Beſuch des ſchönen Ortes Gams meiden würden.
Die bezeichnende Äußerung eines Wen-
denprieſters. Überallhin werden Loſe der Vierten
ſteiermärkiſchen Wohltätigkeitslotterie zum Ankaufe
verſandt. Um den guten Zweck zu fördern, ging
kürzlich eine Perſönlichkeit auch zu mehreren Fami-
lien im ſteiriſchen Drautale mit der Bitte, Wohl-
tätigkeitsloſe abzunehmen. Bei einer Familie wurde
nun dem Menſchenfreunde geſagt, er möge nächſter
Tage wieder kommen, man müſſe erſt den Herrn —
Kaplan um ſeine Wohlmeinung hinſichtlich des An-
kaufes dieſer Wohltätigkeitsloſe befragen. Die der
Familie durch den („natürlich“ ſloweniſchen)
Kaplan erteilte Antwort lautete wörtlich alſo: „Die
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