Marburger Zeitung. Nr. 135, Marburg, 12.11.1901.Nr. 135, 12. November 1901. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] nämlich gemeldet: Das Organ der socialistischen -- Die Entscheidung über den geplanten -- Der alte Li-Hung-Chang, der be- -- Die japanische Regierung will -- Den Vereinigten Staaten ist vom Tagesneuigkeiten. (Wackere Bozner!) Geradezu unbegreif- [Spaltenumbruch] "Nein, bitte, meinetwegen keine Lampen mehr! "So! Nun denn fahren Sie bitte fort, Herr "Ja, ich war gerade bei Frau Burks Perrücke", "Ja, wenn Du es findest, so gehe zu Bett, "Soll das eine Entlassung sein?" fragt Die beiden Berlobten sind wieder allein. (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch] völkerung, "welche wie das ganze deutsche Volk von (Verbrennungstod einer Frau.) Die (Ueber die Hochzeit eines Hundert- jährigen) berichtet der "Corriere della Sera": (Vor der Hochzeit im Duell er- schossen.) In Insterburg wurde Lieutenant (Eine Prinzessin im Elend.) Donna (Der Fürst ist da!) Vaduz schwimmt in (Ein Denkmal Dewets im -- Deutsch- reiche.) In Schierstein am Rhein gelangt am (Ein Ehrendomherr.) Endlich sieht sich (Unschuldig.) Aus Großwardein wird der (Einer von der "betriebsamen" Rasse.) Der Kleiderhändler Julius Marcus in (Englands "Beutecorps"). Im Londoner Waldons Späher. Einige junge Leute für obiges Corps gesucht. Maximumdienstzeit drei Monate. 75 Percent aller Obige Anzeige ist -- wie die "M. N. N." sehr (Der Kaiser Nikolaus von Rußland) reiste gewöhnlich incognito, von einem einzigen Eigen-Berichte. St. Marxen bei Pettau, 11. November. (Verhaftet.) Der hiesige Besitzerssohn Alois Monsberg bei Pettau, 11. November. (Verbrühtes Kind.) Am 22. October hatte Nr. 135, 12. November 1901. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] nämlich gemeldet: Das Organ der ſocialiſtiſchen — Die Entſcheidung über den geplanten — Der alte Li-Hung-Chang, der be- — Die japaniſche Regierung will — Den Vereinigten Staaten iſt vom Tagesneuigkeiten. (Wackere Bozner!) Geradezu unbegreif- [Spaltenumbruch] „Nein, bitte, meinetwegen keine Lampen mehr! „So! Nun denn fahren Sie bitte fort, Herr „Ja, ich war gerade bei Frau Burks Perrücke“, „Ja, wenn Du es findeſt, ſo gehe zu Bett, „Soll das eine Entlaſſung ſein?“ fragt Die beiden Berlobten ſind wieder allein. (Fortſetzung folgt.) [Spaltenumbruch] völkerung, „welche wie das ganze deutſche Volk von (Verbrennungstod einer Frau.) Die (Ueber die Hochzeit eines Hundert- jährigen) berichtet der „Corriere della Sera“: (Vor der Hochzeit im Duell er- ſchoſſen.) In Inſterburg wurde Lieutenant (Eine Prinzeſſin im Elend.) Donna (Der Fürſt iſt da!) Vaduz ſchwimmt in (Ein Denkmal Dewets im — Deutſch- reiche.) In Schierſtein am Rhein gelangt am (Ein Ehrendomherr.) Endlich ſieht ſich (Unſchuldig.) Aus Großwardein wird der (Einer von der „betriebſamen“ Raſſe.) Der Kleiderhändler Julius Marcus in (Englands „Beutecorps“). Im Londoner Waldons Späher. Einige junge Leute für obiges Corps geſucht. Maximumdienſtzeit drei Monate. 75 Percent aller Obige Anzeige iſt — wie die „M. N. N.“ ſehr (Der Kaiſer Nikolaus von Rußland) reiste gewöhnlich incognito, von einem einzigen Eigen-Berichte. St. Marxen bei Pettau, 11. November. (Verhaftet.) Der hieſige Beſitzersſohn Alois Monsberg bei Pettau, 11. November. (Verbrühtes Kind.) Am 22. October hatte <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#liebe3" xml:id="liebe2" prev="#liebe1" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Nr. 135, 12. November 1901. 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Mit Recht hob damals ſchon<lb/> die „Oſtd. Roſch.“ hervor, daſs bis dahin der<lb/> „Politik“ Kitcheners, der die Frauen und Kinder<lb/> an die ungeſunde Küſte ſandte, gegen 5000 Buren-<lb/> kinder erlegen ſeien, und daſs keiner der Officiere<lb/> an einer <hi rendition="#g">ſolchen</hi> „Kriegführung“ hätte theilnehmen<lb/> brauchen. — Nun wird aber dieſe „Einladung“<lb/> von der engliſchen Preſſe als eine — Sympathie-<lb/> Kundgebung für England ausgeſchrottet, ſo daſs,<lb/> wie wir der „Boz. Ztg.“ entnehmen, von den Boz-<lb/> nern ein Kundgebung verfaſst wurde, die bereits<lb/> 300 Unterſchriften trägt und welche ſich auf das<lb/> Energiſcheſte dagegen verwahrt, daſs der Schritt<lb/> der Curverwaltung, welcher nur von Geſchäfts-<lb/> intereſſen eingegeben iſt, mit den Gefühlen der Be-</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="liebe3" prev="#liebe2" type="jArticle" n="2"> <p>„Nein, bitte, meinetwegen keine Lampen mehr!<lb/> Ich liebe das Dämmerlicht.“</p><lb/> <p>„So! Nun denn fahren Sie bitte fort, Herr<lb/> More, Sie ſprechen über die Geſellſchaft bei Burks,<lb/> wenn ich nicht irre.“</p><lb/> <p>„Ja, ich war gerade bei Frau Burks Perrücke“,<lb/> ſagt Lorrenz luſtig, „ſie rutſchte den Abend beſtändig<lb/> nach links, was ſehr hübſch zu Frau Burks Er-<lb/> zählung, daſs ſie ſeit ihrem ſiebzehnten Jahre kein<lb/> Haar verloren habe, paßte. Aber Carrie“, ſetzt er<lb/> mit leichtem Gähnen hinzu, „ich finde, es wird ſpät.“</p><lb/> <p>„Ja, wenn Du es findeſt, ſo gehe zu Bett,<lb/> lieber Lorenz“, antwortet ſie, noch mit ihren Wein-<lb/> trauben beſchäftigt.</p><lb/> <p>„Soll das eine Entlaſſung ſein?“ fragt<lb/> Lorenz, indem er vom Tiſche ſpringt. Er wird ſehr<lb/> roth. Der Gedanke kommt ihm plötzlich, daſs dieſe<lb/> Bewegung zwiſchen den beiden verabredet ſei und<lb/> er die ganze Zeit ihnen ihm Wege geſtanden habe.<lb/> Sein Herz klopft zum Erſticken, doch nein, ſo iſt<lb/> es nicht. Er ſagt ſchnell Gute Nacht, verbeugt ſich<lb/> kurz vor Trefurt und verläſst das Zimmer, ob-<lb/> gleich Carrie ihm nachruft: „nicht ſo eilig, Lorenz,<lb/> ich gehe auch mit“ — —</p><lb/> <p>Die beiden Berlobten ſind wieder allein.<lb/> Carrie hält ihm ihre weiße ſchlanke Hand hin<lb/> und ſagt „Gute Nacht!“</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <div xml:id="bozner2" prev="#bozner1" type="jArticle" n="2"> <p>völkerung, „welche wie das ganze deutſche Volk von<lb/> dem <hi rendition="#g">größten Abſcheu</hi> gegen die aller Menſch-<lb/> lichkeit und dem Völkerrechte hohnſprechende Krieg-<lb/> führung gegen das wackere, für ſeine Freiheit<lb/> kämpfende Burenvolk erfüllt“, übereinſtimme. Dieſe<lb/> Kundgebung wird die engliſche Geſandtſchaft in<lb/> Wien über die wahre Geſinnung der Bozner wohl<lb/> genügend aufkläern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Verbrennungstod einer Frau.)</hi> </head> <p>Die<lb/> Gattin des Apothekers Otto Löſchner in Banjaluka<lb/> iſt das Opfer eines entſetzlichen Unfalles geworden.<lb/> Durch Exploſion einer Zündhölzchenſchachtel geriethen<lb/> ihre Kleider in Brand, und ehe noch jemand zu<lb/> Hilfe eilen konnte, war Frau Löſchner in Flammen<lb/> gehüllt. Bis dieſelben gelöſcht worden waren, hatte<lb/> Frau Löſchner bereits fürchterliche Brandwunden<lb/> erlitten, denen ſie kurze Zeit darauf erlag.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Ueber die Hochzeit eines Hundert-<lb/> jährigen)</hi> </head> <p>berichtet der „Corriere della Sera“:<lb/> In Alatri verheiratete ſich dieſer Tage der Notar<lb/> und Stadtrath Angelo Antonio Alviti, nach nur<lb/> kurzem Witwenſtande, im Alter von 100 Jahren<lb/> mit einer — 26jährigen Dame Namens Pasqua<lb/> Pulcini. Die Mutter des glücklichen „jungen“ Ehe-<lb/> mannes iſt weit über 100 Jahre alt geworden und<lb/> fertigte im Alter von 105 Jahren mit eigenen Händen<lb/> ſeidene Unterbeinkleider an, die ſie dem Papſte<lb/> Pius <hi rendition="#aq">IX.</hi> ſchenkte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Vor der Hochzeit im Duell er-<lb/> ſchoſſen.)</hi> </head> <p>In Inſterburg wurde Lieutenant<lb/> Blaskowitz im Duell erſchoſſen. In Trunkenheit<lb/> hatte er den Lieutenant Hildebrand thätlich attaquiert<lb/> und war infolge deſſen gefordert worden. Tags-<lb/> darauf fuhr er zu ſeiner Braut, ohne ſich auf die<lb/> Affaire noch beſinnen zu können. Von den Hoch-<lb/> zeitsvorbereitungen rief ihn ein Telegramm nach<lb/> Inſterburg zum Duell zurück. Ee erhielt einen Bauch-<lb/> ſchuſs und ſtarb eines qualvollen Todes.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Eine Prinzeſſin im Elend.)</hi> </head> <p>Donna<lb/> Elvira von Bourbon, die Tochter des Don Carlos,<lb/> iſt auf ihren Kreuz- und Querzügen mit ihrem<lb/> Gatten in Barcelona angelangt und befindet ſich<lb/> dort krank und in den dürftigſten Verhältniſſen. Es<lb/> iſt der Maler Folchi, von dem ſich die damals<lb/> 27 Jahre alte Prinzeſſin vor drei Jahren hat ent-<lb/> führen laſſen und der dem Altersunterſchied nach<lb/> ihr Vater ſein könnte. Don Carlos hat ſeine Tochter<lb/> nach dieſem Schritt vollſtändig verſtoßen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Der Fürſt iſt da!)</hi> </head> <p>Vaduz ſchwimmt in<lb/> Wonne und iſt von oben bis unten rothblau be-<lb/> flaggt. Vaduz iſt nämlich die im Oberrheinthale,<lb/> oberhalb des Bodenſees gelegene, 1139 Einwohner<lb/> zählende Hauptſtadt des 9434 Einwohner und<lb/> 159 Quadratkilometer Oberfläche zählenden Fürſten-<lb/> thums Liechtenſtein, welches vor allen Staaten der<lb/> Welt den Vorzug hat, trotz ſeiner conſtitutionell-<lb/> monarchiſchen Verfaſſung keine Staatsſchulden zu<lb/> beſitzen. Die Urſache der wonnigen Beflaggung iſt,<lb/> daſs der regierende Fürſt Johann zu mehrtägigem<lb/> Beſuche in Vaduz eingetroffen iſt. Wenn man erwägt,<lb/> daſs der 1840 geborene und 1881 regierender Herr<lb/> gewordene Fürſt Johann erſt zweimal in ſeiner<lb/> Haupt- und Reſidenzſtadt, ſowie überhaupt in ſeinem<lb/> Fürſtenthume geweſen iſt, ſo wird man, meint die<lb/> „Straßb. Poſt“, die Freude der Vaduzer „voll und<lb/> ganz“ begreifen können. Von 1866 an befindet ſich<lb/> das Fürſtenthum im Kriegszuſtande gegen Preußen,<lb/> deſſen Tilgung im Nikolsburger Frieden offenbar<lb/> ganz vergeſſen worden war.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Ein Denkmal Dewets im — Deutſch-<lb/> reiche.)</hi> </head> <p>In Schierſtein am Rhein gelangt am<lb/> 17. d. die Büſte des Burengenerals <hi rendition="#g">Chriſtian<lb/> Dewet</hi> zur Enthüllung, was wohl die erſte der-<lb/> artige Huldigung für den berühmten Burenführer<lb/> auf deutſchem Boden iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Ein Ehrendomherr.)</hi> </head> <p>Endlich ſieht ſich<lb/> das „Vaterland“ ſelbſt veranlaſst, gegen einen „Hoch-<lb/> würden“ aufzutreten. Der römiſche Geiſtliche und<lb/> wukliche „Ehrendomherr“ <hi rendition="#aq">P.</hi> Antonius Petrus von<lb/> Pohoski ſammelte mit einem von ſeinem Biſchofe<lb/> ausgeſtellten Bettelbriefe Gelder für ein Seminar<lb/> in Terni, ließ dieſelben aber in der eigenen Taſche<lb/> verſchwinden. Natürlich nennt das „Vaterland“ den<lb/> Gauner nur einen — „unglücklichen Prieſter“. O,<lb/> ihr Heuchler!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Unſchuldig.)</hi> </head> <p>Aus Großwardein wird der<lb/> folgende erſchütternde Vorfall gemeldet: Das<lb/> 16jährige Dienſtmädchen Eliſabeth Pethes war be-<lb/> ſchuldigt worden, ihrem Dienſtgeber eine goldene<lb/> Vorſtecknadel entwendet zu haben. Sie wurde zur<lb/> Polizei ſtellig gemacht und einem Verhör unterzogen.<lb/> Das Mädchen konnte den Verdacht, den Diebſtahl<lb/> begangen zu haben, nicht ertragen und vergiftete<lb/><cb/> ſich. Sterbend ſagte ſie: „Ich habe niemals ge-<lb/> ſtohlen!“ Thatſächlich kam ihre Unſchuld ſpäter<lb/> zu Tage.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Einer von der „betriebſamen“<lb/> Raſſe.)</hi> </head> <p>Der Kleiderhändler Julius Marcus in<lb/> Berlin läſst auf der Straße Anreißzettel vertheilen,<lb/> an deren Kopf man liest: <hi rendition="#g">„Telegramm!!<lb/> Dewet mit ſeiner ganzen Armee ge-<lb/> fangen.“</hi> Darunter preist Marcus ſeine — „enorme<lb/> billigen <hi rendition="#g">Hoſen“</hi> an.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Englands „Beutecorps“).</hi> </head> <p>Im Londoner<lb/> „Natal Mercury“ vom 27. September l. J. war<lb/> folgende Anzeige zu leſen:</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">Waldons Späher.<lb/> Hauptquartier: Platrand, Transvaal.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#c">Einige junge Leute für obiges Corps geſucht.</hi> </p><lb/> <p>Maximumdienſtzeit drei Monate. 75 <hi rendition="#g">Percent aller<lb/> gemachten Beute wird zwiſchen Officiere<lb/> und Leute vertheilt.</hi> Pferde ſtellt die Re-<lb/> gierung. <hi rendition="#g">Guter Profit ſicher.</hi> Baldige Be-<lb/> werbung nöthig. Volle Einzelnheiten von<lb/><hi rendition="#et">W. M. H. Waldon<lb/> O. C. Waldons Scouts<lb/> 22. September 1901. Platrand.</hi> </p><lb/> <p>Obige Anzeige iſt — wie die „M. N. N.“ ſehr<lb/> zutreffend bemerken — um ſo pikanter, als der<lb/> Kriegsminiſter auf die Anfrage, ob es wahr ſei,<lb/> daſs es in Südafrika ſogenannte „Beutecorps“ gebe,<lb/> am 3. October officiell antwortete: Es gibt keine<lb/> ſolchen Corps; Kitchener habe das auf eine Anfrage<lb/> ausdrücklich beſtätigt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Der Kaiſer Nikolaus von Rußland)</hi> </head><lb/> <p>reiste gewöhnlich incognito, von einem einzigen<lb/> General begleitet und mit Benutzung der Extrapoſt.<lb/> Auf einer ſolchen Reiſe erfuhren ſie auf einer Station,<lb/> daſs nun ein ſchlechter Weg beginne und der Poſt-<lb/> wagen vor drei Stunden die nächſte Station nicht<lb/> erreichen könne; durch den dazwiſchen liegenden<lb/> Wald aber ſei der Weg feſter und angenehmer und<lb/> werde gewöhnlich von den Reiſenden in weit kürzerer<lb/> Zeit zu Fuß zurückgelegt. Der Kaiſer und der General<lb/> wollten dasſelbe thun und traten den Fußpfad an,<lb/> der ſie durch einen Buchenwald bis an ein Waſſer<lb/> führte. Die Pfütze war breit und ſchien tief und<lb/> gefährlich — wie ſollten ſie nun hinüberkommen?<lb/> Zufällig kam ein Bauer desſelben Weges heran;<lb/> der Kaiſer beſchwerte ſich, daſs keine Brücke da ſei,<lb/> ſo auch der Bauer. „Iſt alſo kein Uebergang hier?“<lb/> „Nein.“ „Nichts? und wie kommſt Du hinüber?“<lb/> „Ah, was mich betrifft, ich gehe jedesmal durch das<lb/> Waſſer.“ „Selbſt mit einer Laſt?“ „O ja, auch<lb/> mitunter.“ „Zehn Rubel ſind Dein, wenn Du mich<lb/> auf das andere Ufer bringſt.“ Der Bauer willigte<lb/> ein, nahm den Kaiſer auf den Rücken und trug<lb/> ihn hinüber. „Nun bringe mir meinen Gefährten<lb/> zu mir herüber, gleichfalls für zehn Rubel.“ Der<lb/> Bauer gehorchte, lud den General auf, war jedoch<lb/> kaum in der Hälfte des Waſſers angelangt, als ihm<lb/> der Kaiſer zurief: „Fünfzig Rubel bekommſt Du,<lb/> wenn Du ihn abwirfſt.“ Augenblicklich lag der<lb/> General im Waſſer. „Hundert Rubel, wenn Du<lb/> mich weiter trägſt“, rief der General. Der Bauer<lb/> machte einige Schritte mit ihm, als es vom Ufer<lb/> wieder tönte: „Zweihundert Rubel, wenn Du ihn<lb/> abwirfſt.“ Der Bauer befand ſich in neuer Ver-<lb/> legenheit. „Fünfhundert Rubel, wenn Du mich ans<lb/> jenſeitige Ufer bringſt.“ „Achthundert Rubel“, hieß<lb/> es neuerdings vom Ufer, „wenn Du ihn nicht herein-<lb/> bringſt.“ Der Bauer ließ den General los; dieſer<lb/> ſchlang die Arme um ſeinen Hals: „Tauſend Rubel,<lb/> und nun zum Teufel! ans Ufer!“ Der General<lb/> langte am Ufer an; der Bauer begleitete die Herren<lb/> zur Station, wo er ſeinen Lohn empfieng. Nachdem<lb/> die Herren gefrühſtückt hatten, trug der General<lb/> unter die kaiſerlichen Auslagen die Poſten ein: „Für<lb/> das Frühſtück 10 Rubel; für das Uebertragen Seiner<lb/> Majeſtät über das Waſſer 10 Rubel; für das Ueber-<lb/> tragen des Generals unter allerhöchſt vertheuerten<lb/> Umſtänden — 1000 Rubel.“</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eigen-Berichte.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#g">St. Marxen</hi> bei Pettau, 11. November.<lb/><hi rendition="#g">(Verhaftet.)</hi> </dateline> <p>Der hieſige Beſitzersſohn Alois<lb/><hi rendition="#g">Strafella</hi> wurde dem k. k. Bezirksgerichte ein-<lb/> geliefert, weil er ſich des Verbrechens nach § 125<lb/> St.-G. ſchuldig gemacht hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#g">Monsberg</hi> bei Pettau, 11. November.<lb/><hi rendition="#g">(Verbrühtes Kind.)</hi> </dateline> <p>Am 22. October hatte<lb/> die Keuſchlerin Gertraud <hi rendition="#g">Galun</hi> aus Stacheldorf<lb/> Brot gebacken und hiebei einen großen Hefen mit<lb/> ſiedendem Waſſer auf eine Bank geſtellt. Ihr ander-<lb/> halb Jahre alter Sohn Joſef kam hinzu, ergriff<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 135, 12. November 1901. Marburger Zeitung
nämlich gemeldet: Das Organ der ſocialiſtiſchen
Partei Congreſspolens, „Robotnik“, geheim gedruckt,
meldet, in Warſchau ſei der Arbeiter Strzelecki
auf der Straße ermordet worden, nachdem er
die Angelegenheiten der Arbeiterpartei den ruſſiſchen
Behörden verrathen hatte. Die Thäter haben
ſich geflüchtet.
— Die Entſcheidung über den geplanten
Generalſtreik der franzöſiſchen Berg-
leute iſt bis nach dem 25. November vertagt
worden.
— Der alte Li-Hung-Chang, der be-
kannteſte Staatsmann Chinas, iſt in Peking am
Mittwoch abends 11 Uhr geſtorben. Li-Hung-
Chang war in der letzten Zeit ſchon öfters ſchwer
krank geſagt worden, er hatte ſich aber immer wieder
erholt, nunmehr hat aber der „große Chinſe“ der
Zeitlichkeit doch ſeinen Tribut zollen müſſen; wie
es ſcheint, hat das Magengeſchwür, an dem er litt,
ſeinen Tod herbeigeſührt. Li-Hung-Chang war es
durch ſcharfen Verſtand, außerordentliche Schlauheit
und ungemeine Zähigkeit gelungen, ſich aus niederen
Kreiſen zu einer der erſten und angeſehenſten Stel-
lungen im chineſiſchen Reiche emporzuarbeiten und
hiebei zugleich ein ungeheures Vermögen zu er-
werben. Als er vor einer Reihe von Jahren Europa
beſuchte, wurde er mit Auszeichnungen und Ehrungen
geradezu überhäuft. Der letzte weſentliche Dienſt,
welchen Li-Hung-Chang ſeinem Vaterlande leiſtete,
beſtand in der Leitung der Friedensverhandlungen
und in dem Abſchluſſe des Friedensvertrages mit
den Mächten.
— Die japaniſche Regierung will
andere Erſparnismaßregeln ergreifen, nachdem der
Verſuch, Bonds in Amerika zu verkaufen, fehlge-
ſchlagen iſt.
— Den Vereinigten Staaten iſt vom
Präſidenten der Panamacanal-Geſellſchaft, Huetin,
der Antrag unterbreitet worden, ſie möchten den
Panama-Canal erwerben.
Tagesneuigkeiten.
(Wackere Bozner!) Geradezu unbegreif-
licherweiſe hat die Curvorſtehung von Gries bei
Bozen durch Vermittlung des britiſchen General-
conſulates in Wien an das Auswärtige Amt in
London die Einladung gerichtet, reconvalescente
Officiere der ſüdafrikaniſchen Armee im Curorte
Gries unterzubringen. Mit Recht hob damals ſchon
die „Oſtd. Roſch.“ hervor, daſs bis dahin der
„Politik“ Kitcheners, der die Frauen und Kinder
an die ungeſunde Küſte ſandte, gegen 5000 Buren-
kinder erlegen ſeien, und daſs keiner der Officiere
an einer ſolchen „Kriegführung“ hätte theilnehmen
brauchen. — Nun wird aber dieſe „Einladung“
von der engliſchen Preſſe als eine — Sympathie-
Kundgebung für England ausgeſchrottet, ſo daſs,
wie wir der „Boz. Ztg.“ entnehmen, von den Boz-
nern ein Kundgebung verfaſst wurde, die bereits
300 Unterſchriften trägt und welche ſich auf das
Energiſcheſte dagegen verwahrt, daſs der Schritt
der Curverwaltung, welcher nur von Geſchäfts-
intereſſen eingegeben iſt, mit den Gefühlen der Be-
„Nein, bitte, meinetwegen keine Lampen mehr!
Ich liebe das Dämmerlicht.“
„So! Nun denn fahren Sie bitte fort, Herr
More, Sie ſprechen über die Geſellſchaft bei Burks,
wenn ich nicht irre.“
„Ja, ich war gerade bei Frau Burks Perrücke“,
ſagt Lorrenz luſtig, „ſie rutſchte den Abend beſtändig
nach links, was ſehr hübſch zu Frau Burks Er-
zählung, daſs ſie ſeit ihrem ſiebzehnten Jahre kein
Haar verloren habe, paßte. Aber Carrie“, ſetzt er
mit leichtem Gähnen hinzu, „ich finde, es wird ſpät.“
„Ja, wenn Du es findeſt, ſo gehe zu Bett,
lieber Lorenz“, antwortet ſie, noch mit ihren Wein-
trauben beſchäftigt.
„Soll das eine Entlaſſung ſein?“ fragt
Lorenz, indem er vom Tiſche ſpringt. Er wird ſehr
roth. Der Gedanke kommt ihm plötzlich, daſs dieſe
Bewegung zwiſchen den beiden verabredet ſei und
er die ganze Zeit ihnen ihm Wege geſtanden habe.
Sein Herz klopft zum Erſticken, doch nein, ſo iſt
es nicht. Er ſagt ſchnell Gute Nacht, verbeugt ſich
kurz vor Trefurt und verläſst das Zimmer, ob-
gleich Carrie ihm nachruft: „nicht ſo eilig, Lorenz,
ich gehe auch mit“ — —
Die beiden Berlobten ſind wieder allein.
Carrie hält ihm ihre weiße ſchlanke Hand hin
und ſagt „Gute Nacht!“
(Fortſetzung folgt.)
völkerung, „welche wie das ganze deutſche Volk von
dem größten Abſcheu gegen die aller Menſch-
lichkeit und dem Völkerrechte hohnſprechende Krieg-
führung gegen das wackere, für ſeine Freiheit
kämpfende Burenvolk erfüllt“, übereinſtimme. Dieſe
Kundgebung wird die engliſche Geſandtſchaft in
Wien über die wahre Geſinnung der Bozner wohl
genügend aufkläern.
(Verbrennungstod einer Frau.) Die
Gattin des Apothekers Otto Löſchner in Banjaluka
iſt das Opfer eines entſetzlichen Unfalles geworden.
Durch Exploſion einer Zündhölzchenſchachtel geriethen
ihre Kleider in Brand, und ehe noch jemand zu
Hilfe eilen konnte, war Frau Löſchner in Flammen
gehüllt. Bis dieſelben gelöſcht worden waren, hatte
Frau Löſchner bereits fürchterliche Brandwunden
erlitten, denen ſie kurze Zeit darauf erlag.
(Ueber die Hochzeit eines Hundert-
jährigen) berichtet der „Corriere della Sera“:
In Alatri verheiratete ſich dieſer Tage der Notar
und Stadtrath Angelo Antonio Alviti, nach nur
kurzem Witwenſtande, im Alter von 100 Jahren
mit einer — 26jährigen Dame Namens Pasqua
Pulcini. Die Mutter des glücklichen „jungen“ Ehe-
mannes iſt weit über 100 Jahre alt geworden und
fertigte im Alter von 105 Jahren mit eigenen Händen
ſeidene Unterbeinkleider an, die ſie dem Papſte
Pius IX. ſchenkte.
(Vor der Hochzeit im Duell er-
ſchoſſen.) In Inſterburg wurde Lieutenant
Blaskowitz im Duell erſchoſſen. In Trunkenheit
hatte er den Lieutenant Hildebrand thätlich attaquiert
und war infolge deſſen gefordert worden. Tags-
darauf fuhr er zu ſeiner Braut, ohne ſich auf die
Affaire noch beſinnen zu können. Von den Hoch-
zeitsvorbereitungen rief ihn ein Telegramm nach
Inſterburg zum Duell zurück. Ee erhielt einen Bauch-
ſchuſs und ſtarb eines qualvollen Todes.
(Eine Prinzeſſin im Elend.) Donna
Elvira von Bourbon, die Tochter des Don Carlos,
iſt auf ihren Kreuz- und Querzügen mit ihrem
Gatten in Barcelona angelangt und befindet ſich
dort krank und in den dürftigſten Verhältniſſen. Es
iſt der Maler Folchi, von dem ſich die damals
27 Jahre alte Prinzeſſin vor drei Jahren hat ent-
führen laſſen und der dem Altersunterſchied nach
ihr Vater ſein könnte. Don Carlos hat ſeine Tochter
nach dieſem Schritt vollſtändig verſtoßen.
(Der Fürſt iſt da!) Vaduz ſchwimmt in
Wonne und iſt von oben bis unten rothblau be-
flaggt. Vaduz iſt nämlich die im Oberrheinthale,
oberhalb des Bodenſees gelegene, 1139 Einwohner
zählende Hauptſtadt des 9434 Einwohner und
159 Quadratkilometer Oberfläche zählenden Fürſten-
thums Liechtenſtein, welches vor allen Staaten der
Welt den Vorzug hat, trotz ſeiner conſtitutionell-
monarchiſchen Verfaſſung keine Staatsſchulden zu
beſitzen. Die Urſache der wonnigen Beflaggung iſt,
daſs der regierende Fürſt Johann zu mehrtägigem
Beſuche in Vaduz eingetroffen iſt. Wenn man erwägt,
daſs der 1840 geborene und 1881 regierender Herr
gewordene Fürſt Johann erſt zweimal in ſeiner
Haupt- und Reſidenzſtadt, ſowie überhaupt in ſeinem
Fürſtenthume geweſen iſt, ſo wird man, meint die
„Straßb. Poſt“, die Freude der Vaduzer „voll und
ganz“ begreifen können. Von 1866 an befindet ſich
das Fürſtenthum im Kriegszuſtande gegen Preußen,
deſſen Tilgung im Nikolsburger Frieden offenbar
ganz vergeſſen worden war.
(Ein Denkmal Dewets im — Deutſch-
reiche.) In Schierſtein am Rhein gelangt am
17. d. die Büſte des Burengenerals Chriſtian
Dewet zur Enthüllung, was wohl die erſte der-
artige Huldigung für den berühmten Burenführer
auf deutſchem Boden iſt.
(Ein Ehrendomherr.) Endlich ſieht ſich
das „Vaterland“ ſelbſt veranlaſst, gegen einen „Hoch-
würden“ aufzutreten. Der römiſche Geiſtliche und
wukliche „Ehrendomherr“ P. Antonius Petrus von
Pohoski ſammelte mit einem von ſeinem Biſchofe
ausgeſtellten Bettelbriefe Gelder für ein Seminar
in Terni, ließ dieſelben aber in der eigenen Taſche
verſchwinden. Natürlich nennt das „Vaterland“ den
Gauner nur einen — „unglücklichen Prieſter“. O,
ihr Heuchler!
(Unſchuldig.) Aus Großwardein wird der
folgende erſchütternde Vorfall gemeldet: Das
16jährige Dienſtmädchen Eliſabeth Pethes war be-
ſchuldigt worden, ihrem Dienſtgeber eine goldene
Vorſtecknadel entwendet zu haben. Sie wurde zur
Polizei ſtellig gemacht und einem Verhör unterzogen.
Das Mädchen konnte den Verdacht, den Diebſtahl
begangen zu haben, nicht ertragen und vergiftete
ſich. Sterbend ſagte ſie: „Ich habe niemals ge-
ſtohlen!“ Thatſächlich kam ihre Unſchuld ſpäter
zu Tage.
(Einer von der „betriebſamen“
Raſſe.) Der Kleiderhändler Julius Marcus in
Berlin läſst auf der Straße Anreißzettel vertheilen,
an deren Kopf man liest: „Telegramm!!
Dewet mit ſeiner ganzen Armee ge-
fangen.“ Darunter preist Marcus ſeine — „enorme
billigen Hoſen“ an.
(Englands „Beutecorps“). Im Londoner
„Natal Mercury“ vom 27. September l. J. war
folgende Anzeige zu leſen:
Waldons Späher.
Hauptquartier: Platrand, Transvaal.
Einige junge Leute für obiges Corps geſucht.
Maximumdienſtzeit drei Monate. 75 Percent aller
gemachten Beute wird zwiſchen Officiere
und Leute vertheilt. Pferde ſtellt die Re-
gierung. Guter Profit ſicher. Baldige Be-
werbung nöthig. Volle Einzelnheiten von
W. M. H. Waldon
O. C. Waldons Scouts
22. September 1901. Platrand.
Obige Anzeige iſt — wie die „M. N. N.“ ſehr
zutreffend bemerken — um ſo pikanter, als der
Kriegsminiſter auf die Anfrage, ob es wahr ſei,
daſs es in Südafrika ſogenannte „Beutecorps“ gebe,
am 3. October officiell antwortete: Es gibt keine
ſolchen Corps; Kitchener habe das auf eine Anfrage
ausdrücklich beſtätigt.
(Der Kaiſer Nikolaus von Rußland)
reiste gewöhnlich incognito, von einem einzigen
General begleitet und mit Benutzung der Extrapoſt.
Auf einer ſolchen Reiſe erfuhren ſie auf einer Station,
daſs nun ein ſchlechter Weg beginne und der Poſt-
wagen vor drei Stunden die nächſte Station nicht
erreichen könne; durch den dazwiſchen liegenden
Wald aber ſei der Weg feſter und angenehmer und
werde gewöhnlich von den Reiſenden in weit kürzerer
Zeit zu Fuß zurückgelegt. Der Kaiſer und der General
wollten dasſelbe thun und traten den Fußpfad an,
der ſie durch einen Buchenwald bis an ein Waſſer
führte. Die Pfütze war breit und ſchien tief und
gefährlich — wie ſollten ſie nun hinüberkommen?
Zufällig kam ein Bauer desſelben Weges heran;
der Kaiſer beſchwerte ſich, daſs keine Brücke da ſei,
ſo auch der Bauer. „Iſt alſo kein Uebergang hier?“
„Nein.“ „Nichts? und wie kommſt Du hinüber?“
„Ah, was mich betrifft, ich gehe jedesmal durch das
Waſſer.“ „Selbſt mit einer Laſt?“ „O ja, auch
mitunter.“ „Zehn Rubel ſind Dein, wenn Du mich
auf das andere Ufer bringſt.“ Der Bauer willigte
ein, nahm den Kaiſer auf den Rücken und trug
ihn hinüber. „Nun bringe mir meinen Gefährten
zu mir herüber, gleichfalls für zehn Rubel.“ Der
Bauer gehorchte, lud den General auf, war jedoch
kaum in der Hälfte des Waſſers angelangt, als ihm
der Kaiſer zurief: „Fünfzig Rubel bekommſt Du,
wenn Du ihn abwirfſt.“ Augenblicklich lag der
General im Waſſer. „Hundert Rubel, wenn Du
mich weiter trägſt“, rief der General. Der Bauer
machte einige Schritte mit ihm, als es vom Ufer
wieder tönte: „Zweihundert Rubel, wenn Du ihn
abwirfſt.“ Der Bauer befand ſich in neuer Ver-
legenheit. „Fünfhundert Rubel, wenn Du mich ans
jenſeitige Ufer bringſt.“ „Achthundert Rubel“, hieß
es neuerdings vom Ufer, „wenn Du ihn nicht herein-
bringſt.“ Der Bauer ließ den General los; dieſer
ſchlang die Arme um ſeinen Hals: „Tauſend Rubel,
und nun zum Teufel! ans Ufer!“ Der General
langte am Ufer an; der Bauer begleitete die Herren
zur Station, wo er ſeinen Lohn empfieng. Nachdem
die Herren gefrühſtückt hatten, trug der General
unter die kaiſerlichen Auslagen die Poſten ein: „Für
das Frühſtück 10 Rubel; für das Uebertragen Seiner
Majeſtät über das Waſſer 10 Rubel; für das Ueber-
tragen des Generals unter allerhöchſt vertheuerten
Umſtänden — 1000 Rubel.“
Eigen-Berichte.
St. Marxen bei Pettau, 11. November.
(Verhaftet.) Der hieſige Beſitzersſohn Alois
Strafella wurde dem k. k. Bezirksgerichte ein-
geliefert, weil er ſich des Verbrechens nach § 125
St.-G. ſchuldig gemacht hat.
Monsberg bei Pettau, 11. November.
(Verbrühtes Kind.) Am 22. October hatte
die Keuſchlerin Gertraud Galun aus Stacheldorf
Brot gebacken und hiebei einen großen Hefen mit
ſiedendem Waſſer auf eine Bank geſtellt. Ihr ander-
halb Jahre alter Sohn Joſef kam hinzu, ergriff
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