Marburger Zeitung. Nr. 135, Marburg, 12.11.1901.Nr. 135, 12. November 1901. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] wird. -- Auf der Tagesordnung steht: 1. Vereins- angelegenheiten. 2. Vortrag des Herrn Bürgerschul- lehrers Othmar Praz ak: "Ueber Höflichkeit und andere Unarten". 3. Vorträge von Musikstücken auf der Geige von Herrn Ludwig Schachenhofer, Musik- lehrer des philharmonischen Vereines, auf dem Flügel begleitet von Herrn Musikdirector Hans Rosensteiner. Herr Musiklehrer Ludwig Schachenhofer wird nach- stehende Tonwerke auf der Geige zum Vortrage bringen: Ch. d. Beriot op 16, Violinconcert in D-dur; August Wilhelmy op. 10 "Romanze" in E-dur und ein eigenes Tonwerk "Abend", Idylle. -- Gäste sind willkommen. (Verband alpenländischer Handels- angestellten, Zweigverein Marburg.) Mit Mittwoch, den 13. d. beginnen wieder die regel- (Auch ein Jubiläum!) Das kleine (Die geplante neue deutsche Schul- orthographie) wird, wie im Deutschen Reiche, (Vom Theater.) Morgen: "Die Schroe- (Die Sängergesellschaft Mannsfeld aus Wien) wird morgen Mittwoch, d. 13. und (Kaiser-Panorama.) Die jetzt ausge- (Personal-Einkommensteuer.) Von (Fopperei.) Die "Südst. Presse" ist über (Ein todtes Kind gefunden.) Heute (Die Gattin angeschossen.) Freitag (Entgleisung.) Freitag abends um halb (Messerhelden.) Am 9. d. M. um 9 Uhr Aus dem Gerichtssaale. Maytner-Verhandlung. Gestern fand vor dem Bezirksgertchte wieder Schaubühne. Sonntag, den 10. d. M. gelangte zur Schiller- Wohl wegen des schönen Tages war auch [Spaltenumbruch] Wir erhalten ein Schreiben, welches sich in Literarisches. "Das Wissen für Alle." Volksthüm- Stimmen aus dem Publicum. Keil's Fußbodenlack ist der vorzüglichste [irrelevantes Material] Nr. 135, 12. November 1901. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] wird. — Auf der Tagesordnung ſteht: 1. Vereins- angelegenheiten. 2. Vortrag des Herrn Bürgerſchul- lehrers Othmar Praž ak: „Ueber Höflichkeit und andere Unarten“. 3. Vorträge von Muſikſtücken auf der Geige von Herrn Ludwig Schachenhofer, Muſik- lehrer des philharmoniſchen Vereines, auf dem Flügel begleitet von Herrn Muſikdirector Hans Roſenſteiner. Herr Muſiklehrer Ludwig Schachenhofer wird nach- ſtehende Tonwerke auf der Geige zum Vortrage bringen: Ch. d. Beriot op 16, Violinconcert in D-dur; Auguſt Wilhelmy op. 10 „Romanze“ in E-dur und ein eigenes Tonwerk „Abend“, Idylle. — Gäſte ſind willkommen. (Verband alpenländiſcher Handels- angeſtellten, Zweigverein Marburg.) Mit Mittwoch, den 13. d. beginnen wieder die regel- (Auch ein Jubiläum!) Das kleine (Die geplante neue deutſche Schul- orthographie) wird, wie im Deutſchen Reiche, (Vom Theater.) Morgen: „Die Schroe- (Die Sängergeſellſchaft Mannsfeld aus Wien) wird morgen Mittwoch, d. 13. und (Kaiſer-Panorama.) Die jetzt ausge- (Perſonal-Einkommenſteuer.) Von (Fopperei.) Die „Südſt. Preſſe“ iſt über (Ein todtes Kind gefunden.) Heute (Die Gattin angeſchoſſen.) Freitag (Entgleiſung.) Freitag abends um halb (Meſſerhelden.) Am 9. d. M. um 9 Uhr Aus dem Gerichtsſaale. Maytner-Verhandlung. Geſtern fand vor dem Bezirksgertchte wieder Schaubühne. Sonntag, den 10. d. M. gelangte zur Schiller- Wohl wegen des ſchönen Tages war auch [Spaltenumbruch] Wir erhalten ein Schreiben, welches ſich in Literariſches. „Das Wiſſen für Alle.“ Volksthüm- Stimmen aus dem Publicum. Keil’s Fußbodenlack iſt der vorzüglichſte [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nr. 135, 12. November 1901. Marburger Zeitung</hi></fw><lb/><cb/> wird. — Auf der Tagesordnung ſteht: 1. Vereins-<lb/> angelegenheiten. 2. Vortrag des Herrn Bürgerſchul-<lb/> lehrers Othmar Pra<hi rendition="#aq">ž</hi> ak: „Ueber Höflichkeit und<lb/> andere Unarten“. 3. 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Fühlten die Herren<lb/> ſich „gefoppt“, weil <hi rendition="#g">ihre</hi> Erwartungen nicht erfüllt<lb/> wurden, dann ſollen <hi rendition="#g">ſie</hi> doch nicht nach Polizei<lb/> rufen, welche ja eben keinen Grund zum Einſchreiten<lb/> hatte, die Wünſche der „Gefoppten“ aber kaum er-<lb/> füllen könnte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Ein todtes Kind gefunden.)</hi> </head> <p>Heute<lb/> vormittags wurde in der Kärntnerſtraße am linken<lb/> Drauufer, im Geſtrüppe verſteckt, ein todtes neu-<lb/> geborenes Kind weiblichen Geſchlechtes, vollkommen<lb/> entwickelt, gefunden. Ob das Kind, welches nackt<lb/> gefunden wurde, bereits todt ins Gebüſch gelegt<lb/> wurde oder erſt dort — vielleicht infolge der nächt-<lb/> lichen Kälte — der Tod eingetreten iſt, wird erſt<lb/><cb/> die Obduction zeigen. Den Leichnam des Kindes<lb/> wurde in die Todtenkammer gebracht. Die Mutter<lb/> des Kindes konnte bisher noch nicht ausgeforſcht<lb/> werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Die Gattin angeſchoſſen.)</hi> </head> <p>Freitag<lb/> wurde, wie wir der „D. W.“ entnehmen, die<lb/> 25jährige Grundbeſitzersgattin Katharina Podgor-<lb/> ſchek aus Heiligen Kreuz bei Stranitzen mit einer<lb/> ſchweren Schuſswunde in der Bruſt in das Cillier<lb/> Krankenhaus gebracht. Ihr Gatte hatte gegen ſie<lb/> und ihre Mutter, in der Abſicht ſie zu tödten, aus<lb/> einem Gewehre mehrere Schüſſe abgefeuert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Entgleiſung.)</hi> </head> <p>Freitag abends um halb<lb/> 11 Uhr ereignete ſich am Bahneinſchnitte zwiſchen<lb/> Tüchern und Stor<hi rendition="#aq">é</hi> eine Entgleiſung, welche er-<lb/> freulicherweiſe keine ſchlimmen Folgen nach ſich zog.<lb/> In dem Laſtzuge 167, der zu dieſer Zeit die er-<lb/> wähnte Stelle paſſierte, waren auf einem offenen<lb/> Wagen Eiſenwellen verladen, welche nicht genügend<lb/> verbolzt waren. Sie geriethen infolgedeſſen ins<lb/> Rollen, drückten auf die Wand des Wagens und<lb/> warfen ihn durch ihr Gewicht aus den Schienen.<lb/> Es entgleisten ſechs Wagen, welche auf die Bö-<lb/> ſchung fielen. Das eine Geleiſe wurde zerſtört, ſo<lb/> daſs der Verkehr nur auf einem Geleiſe weiterge-<lb/> führt werden konnte. Samstag vormittags wurde<lb/> das Geleiſe wieder vollkommen hergeſtellt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Meſſerhelden.)</hi> </head> <p>Am 9. d. M. um 9 Uhr<lb/> kam es in der Trieſterſtraße vor dem Hauſe Nr. 15<lb/> zu einer Rauferei, bei welcher der Taglöhner Matth.<lb/> Rotter drei Stichwunden im Kopfe, Joh. Jeremitz<lb/> einen Stich in die linke Knieſcheibe bekam. Beide wur-<lb/> den ins allgemeine Krankenhaus gebracht.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Aus dem Gerichtsſaale.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Maytner-Verhandlung.</hi> </head><lb/> <p>Geſtern fand vor dem Bezirksgertchte wieder<lb/> eine Verhandlung gegen Maytner wegen Amts-<lb/> ehrenbeleidigung der Staatsanwaltſchaft ſtatt. Da-<lb/> zu kamen noch einige andere Delicte. Maytner<lb/> hatte kürzlich ein Flugblatt herſtellen laſſen, wel-<lb/> ches in der Steindruckerei Rabitſch ohne Angabe des<lb/> Druckortes gedruckt und der Staatsanwaltſchaft<lb/> nicht vorgelegt wurde. Die Verhandlung wegen<lb/> Amtsehrenbeleidigung wurde vertagt, dagegen Herr<lb/> Rabitſch zu 40 Kronen Geldſtrafe, eventuell zu 4<lb/> Tagen Arreſt und die „Freundin“ Maytners,<lb/> Anna Krainer, wegen Colportage des Flugzettels<lb/> zu 48 Stunden Arreſt verurtheilt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Schaubühne.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Sonntag, den 10. d. M. gelangte zur Schiller-<lb/> Feier <hi rendition="#g">„Die Räuber“</hi> zur Aufführung. Es iſt<lb/> immerhin ein Wagnis, ein derartiges Werk an<lb/> einer Provinzbühne aufzuführen, aber wir müſſen<lb/> ſagen, dank der trefflichen Inſcenierung durch unſeren<lb/> verdienſtvollen Oberſpielleiter Herrn Friedrich und<lb/> der Mühe, die ſich jeder einzelne Künſtler im Intereſſe<lb/> nahm, war die Aufführung eine derart glänzende,<lb/> die einer jeder größeren Bühne Ehre gemacht hätte.<lb/> Herr Werner-Eigen ſpielte den Räuber Moor mit<lb/> viel Verſtändnis und dem richtigen Effect. Er kann<lb/> den Karl zu einer ſeiner Glanzrollen zählen. Herr<lb/> Schneider hat unſere Hoffnungen beiweitem über-<lb/> troffen. Er kann ſich mit ſeinem Franz an jeder<lb/> beſſeren Bühne ſehen laſſen. Wenn er ſo fortführt,<lb/> wird er gewiſs bald zu einem guten Ziele gelangen.<lb/> Frl. Schlür hat ihrer Krone wieder eine Perle ein-<lb/> geſetzt; ſie wuſste den richtigen Ton für die auf der<lb/> einen Seite mit ganzem Herzen liebende und auf<lb/> der anderen ebenſo haſſende Amalia zu finden. Herr<lb/> Nekut hätte mit ſeinem Koſinsky befriedigt, nur war<lb/> die Maske eine ſo unnatürliche, daſs ihm niemand<lb/> den Jüngling glaubte. Er ſah älter als der Räuber<lb/> Moor ſelbſt aus. Herr Graſſelly (Hermann) ſah<lb/> reizend aus und ſpielte mit Feuer, Verve und<lb/> Temperament. Die Herren Friedrich, Gerhardt,<lb/> Krüger bewieſen, daſs man ſich auch in kleinen<lb/> Rollen angenehm bemerkbar machen kann. Kurz<lb/> alles gieng befriedigt nach Hauſe, das Publicum<lb/> mit den Leiſtungen, der Director mit dem mate-<lb/> riellen, die Darſteller mit dem künſtleriſchen Erfolge.</p><lb/> <p>Wohl wegen des ſchönen Tages war auch<lb/> die letzte Nachmittagsvorſtellung ſchwach beſucht<lb/> und verdienen die Darſteller für ihr trotzdem vor-<lb/> zügliches Spiel alle Anerkennung. 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So geſchehen bei „Flachs-<lb/> mann als Erzieher“ und bei der Aufführung „Roſen-<lb/> montag“. Dabei muſs ich aber betonen, daſs ich<lb/> dieſe Profanierung des Dichterwortes im Parterre<lb/> mit anhören muſste — wo man der Meinung iſt,<lb/> ſogenannte „beſſere“, gebildetere Menſchen zu treffen.<lb/> Nur ſo nebenbei betone ich es auch, daſs es rück-<lb/> ſichtslos iſt, lauſchende Zuhörer durch halblautes<lb/> Tratſchen in ihren Empfindungen zu ſtören und zu<lb/> verletzen. Heute, wo ich dieſes niederſchreibe, ſtehen<lb/> wir am Vorabende zu Schillers Geburtstagsfeier,<lb/> und weiſe ich darauf hin, daſs am 17. September<lb/> 1801 in Leipzig bei der Erſtauſführung der „Jung-<lb/> frau von Orleans“ unſer große Lieblingsdichter<lb/> ein verſtändnisinnigeres Publicum vor Augen hatte,<lb/> als er es heute in unſerem Theater hätte. Ich will<lb/> mit dieſen Ausführungen nicht die Geſammtheit<lb/> treffen, wohl aber diejenigen, welche es direct an-<lb/> geht, denn wer kunſtfreundlich geſinnt iſt, wer edle<lb/> Gefühle hegt und pflegt, wird mir recht geben und<lb/> dankbar ſein.</p> <byline> <hi rendition="#aq">K. R.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Literariſches.</hi> </head><lb/> <div type="jAn" n="2"> <p><hi rendition="#g">„Das Wiſſen für Alle.“</hi> Volksthüm-<lb/> liche Vorträge und populärwiſſenſchaftliche Rund-<lb/> ſchau. Der Inhalt der ſoeben erſchienenen 46. Num-<lb/> mer iſt folgender: 1. Abtheilung. Volksthümliche<lb/> Vorträge: Prof. Dr. F. Tezner: Die allgemeinen<lb/> Rechte der Staatsbürger. Dr. Max Adler: Ueber<lb/> die Grenzen und die Macht der Phantaſie. 1. Die<lb/> Bedeutung der Phantaſie. Dr. N. Krebs: Karſt<lb/> und Küſte. 2. Abtheilung. Populärwiſſenſchaftliche<lb/> Rundſchau: <hi rendition="#aq">E. Sch.:</hi> Der Tabak und das Rauchen.<lb/> Notizen. Vom Büchertiſch. — 3. Abtheilung. Die<lb/> Raſt nach der Arbeit: M. Geron: Die Welt ohne<lb/> Geld. Romane und Wirklichkeiten. Mittheilung.<lb/> Abonnements zu <hi rendition="#aq">K</hi> 2·50 vierteljährig nehmen die<lb/> Adminiſtration des „Wiſſen für Alle“, Wien, <hi rendition="#aq">I.,</hi><lb/> Schulerſtraße 20, Buchhandlungen und Zeitungs-<lb/> verſchleiße entgegen. Einzelne Nummern in Wien<lb/> 20 <hi rendition="#aq">h,</hi> in der Provinz 24 <hi rendition="#aq">h.</hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stimmen aus dem Publicum.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Keil’s Fußbodenlack</hi> iſt der vorzüglichſte<lb/> Anſtrich für weiche Fußböden. Der Anſtrich iſt außer-<lb/> ordentlich dauerhaft und trocknet ſofort, ſo daſs die<lb/> Zimmer nach einigen Stunden wieder benützt werden<lb/> können. Flaſchen <hi rendition="#aq">à</hi> 68 kr. und fl. 1.35 ſind in der<lb/> Droguerie <hi rendition="#g">Max Wolfram,</hi> Herrengaſſe 33 in<lb/> Marburg erhältlich. <hi rendition="#et">2</hi> </p> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 135, 12. November 1901. Marburger Zeitung
wird. — Auf der Tagesordnung ſteht: 1. Vereins-
angelegenheiten. 2. Vortrag des Herrn Bürgerſchul-
lehrers Othmar Praž ak: „Ueber Höflichkeit und
andere Unarten“. 3. Vorträge von Muſikſtücken auf
der Geige von Herrn Ludwig Schachenhofer, Muſik-
lehrer des philharmoniſchen Vereines, auf dem Flügel
begleitet von Herrn Muſikdirector Hans Roſenſteiner.
Herr Muſiklehrer Ludwig Schachenhofer wird nach-
ſtehende Tonwerke auf der Geige zum Vortrage
bringen: Ch. d. Beriot op 16, Violinconcert in D-dur;
Auguſt Wilhelmy op. 10 „Romanze“ in E-dur und
ein eigenes Tonwerk „Abend“, Idylle. — Gäſte
ſind willkommen.
(Verband alpenländiſcher Handels-
angeſtellten, Zweigverein Marburg.)
Mit Mittwoch, den 13. d. beginnen wieder die regel-
mäßigen Vereinsabende im Hofſalon des Hotel
Werhonigg. Die Mitglieder werden erſucht ſich recht
zahlreich einzufinden.
(Auch ein Jubiläum!) Das kleine
Lotto in Oeſterreich feiert morgen Mittwoch, den
13. November ſein 50jähriges Jubiläum. Es trägt
dem Staate an acht Millionen Gulden jährlich.
Außer bei uns gibt es nur noch in Italien dieſe
— Dummheitsſteuer!
(Die geplante neue deutſche Schul-
orthographie) wird, wie im Deutſchen Reiche,
ſo auch in Deutſch-Oeſterreich zur Einführung
kommen. Die bezüglichen Conferenz-Verhandlungen
im öſterreichiſchen Unterrichtsminiſterium wurden
am Freitag abgeſchloſſen.
(Vom Theater.) Morgen: „Die Schroe-
deriſchen“, Wiener Volksſtück mit Geſang von H.
Schrottenbach, Muſik von Joſef Domes, Kapell-
meiſter des hieſ. Stadttheaters. Donnerstag gelangt
das mit großem Beifalle aufgenommene Luſtſpiel
„Die Wienerinnen“ von Hermann Bahr zum
zweiten- und letztenmale zur Aufführung.
(Die Sängergeſellſchaft Mannsfeld
aus Wien) wird morgen Mittwoch, d. 13. und
Donnerstag, den 14. d. im Caſinoſaale ſpielen.
Die Geſellſchaft iſt ob ihrer Leiſtungen ſehr be-
kannt und beliebt.
(Kaiſer-Panorama.) Die jetzt ausge-
ſtellten Bilder aus Algerien und Nubien gewähren
einen hochintereſſanten Einblick in das dortige Leben
und Treiben. Beſonders die Stadt Algier, von
welcher mehrere Aufnahmen vorgeführt werden, ſei
erwähnt. Wer nun dieſe Länder aus eigener An-
ſchauung kennen lernen will, möge dem Panorama
in der Burggaſſe einen Beſuch abſtatten und Land
und Leute vorbeiziehen laſſen. Wir bemerken, daſs
der hieſige Aufenthalt nur noch kurze Zeit währt.
(Perſonal-Einkommenſteuer.) Von
der k. k. Bezirkshauptmannſchaft Marburg wird be-
kanntgegeben, daſs die Verzeichniſſe über die Ein-
reihung der Perſonaleinkommenſteuerpflichtigen im
3. Wahlkörper behufs Vornahme der Erſatzwahlen
für die mit Ende des Jahres 1901 ausſcheidenden
gewählten Mitglieder der Schätzungscommiſſionen
und deren Stellvertreter für die Schätzungsbezirke
Marburg Stadt und Marburg Land, vom 13. No-
vember 1901 angefangen aufliegen. Den genügend
legitimierten Perſonaleinkommenſteuerpflichtigen ſteht
es frei, in die aufgelegten Wählerzeichniſſe während
den Amtsſtunden (vormittags von 8 bis 12 und
nachmittags von 2 bis 6 Uhr) in der Steuerreferats-
kanzlei (Bezirkshauptmannſchaft) Einſicht zu nehmen.
Beſchwerden ſind innerhalb 8 Tagen, vom 13.
November 1901 angefangen, bei der k. k. Bezirks-
hauptmannſchaft Marburg ſtempelfrei einzubringen,
ſtehen jedoch der Fortſetzung der Amtshandlungen,
inſbeſondere der Vornahme giltiger Wahlen nicht
im Wege.
(Fopperei.) Die „Südſt. Preſſe“ iſt über
die Vorſtellungen des Kinematographen, die am vor-
letzten Montag nur Herren zugänglich waren, worunter
ſich auch einige Geiſtliche befanden, ſehr entrüſtet;
da ſie aber von Fopperei ſpricht, ſo iſt die Ent-
rüſtung nicht recht begreiflich. Fühlten die Herren
ſich „gefoppt“, weil ihre Erwartungen nicht erfüllt
wurden, dann ſollen ſie doch nicht nach Polizei
rufen, welche ja eben keinen Grund zum Einſchreiten
hatte, die Wünſche der „Gefoppten“ aber kaum er-
füllen könnte.
(Ein todtes Kind gefunden.) Heute
vormittags wurde in der Kärntnerſtraße am linken
Drauufer, im Geſtrüppe verſteckt, ein todtes neu-
geborenes Kind weiblichen Geſchlechtes, vollkommen
entwickelt, gefunden. Ob das Kind, welches nackt
gefunden wurde, bereits todt ins Gebüſch gelegt
wurde oder erſt dort — vielleicht infolge der nächt-
lichen Kälte — der Tod eingetreten iſt, wird erſt
die Obduction zeigen. Den Leichnam des Kindes
wurde in die Todtenkammer gebracht. Die Mutter
des Kindes konnte bisher noch nicht ausgeforſcht
werden.
(Die Gattin angeſchoſſen.) Freitag
wurde, wie wir der „D. W.“ entnehmen, die
25jährige Grundbeſitzersgattin Katharina Podgor-
ſchek aus Heiligen Kreuz bei Stranitzen mit einer
ſchweren Schuſswunde in der Bruſt in das Cillier
Krankenhaus gebracht. Ihr Gatte hatte gegen ſie
und ihre Mutter, in der Abſicht ſie zu tödten, aus
einem Gewehre mehrere Schüſſe abgefeuert.
(Entgleiſung.) Freitag abends um halb
11 Uhr ereignete ſich am Bahneinſchnitte zwiſchen
Tüchern und Storé eine Entgleiſung, welche er-
freulicherweiſe keine ſchlimmen Folgen nach ſich zog.
In dem Laſtzuge 167, der zu dieſer Zeit die er-
wähnte Stelle paſſierte, waren auf einem offenen
Wagen Eiſenwellen verladen, welche nicht genügend
verbolzt waren. Sie geriethen infolgedeſſen ins
Rollen, drückten auf die Wand des Wagens und
warfen ihn durch ihr Gewicht aus den Schienen.
Es entgleisten ſechs Wagen, welche auf die Bö-
ſchung fielen. Das eine Geleiſe wurde zerſtört, ſo
daſs der Verkehr nur auf einem Geleiſe weiterge-
führt werden konnte. Samstag vormittags wurde
das Geleiſe wieder vollkommen hergeſtellt.
(Meſſerhelden.) Am 9. d. M. um 9 Uhr
kam es in der Trieſterſtraße vor dem Hauſe Nr. 15
zu einer Rauferei, bei welcher der Taglöhner Matth.
Rotter drei Stichwunden im Kopfe, Joh. Jeremitz
einen Stich in die linke Knieſcheibe bekam. Beide wur-
den ins allgemeine Krankenhaus gebracht.
Aus dem Gerichtsſaale.
Maytner-Verhandlung.
Geſtern fand vor dem Bezirksgertchte wieder
eine Verhandlung gegen Maytner wegen Amts-
ehrenbeleidigung der Staatsanwaltſchaft ſtatt. Da-
zu kamen noch einige andere Delicte. Maytner
hatte kürzlich ein Flugblatt herſtellen laſſen, wel-
ches in der Steindruckerei Rabitſch ohne Angabe des
Druckortes gedruckt und der Staatsanwaltſchaft
nicht vorgelegt wurde. Die Verhandlung wegen
Amtsehrenbeleidigung wurde vertagt, dagegen Herr
Rabitſch zu 40 Kronen Geldſtrafe, eventuell zu 4
Tagen Arreſt und die „Freundin“ Maytners,
Anna Krainer, wegen Colportage des Flugzettels
zu 48 Stunden Arreſt verurtheilt.
Schaubühne.
Sonntag, den 10. d. M. gelangte zur Schiller-
Feier „Die Räuber“ zur Aufführung. Es iſt
immerhin ein Wagnis, ein derartiges Werk an
einer Provinzbühne aufzuführen, aber wir müſſen
ſagen, dank der trefflichen Inſcenierung durch unſeren
verdienſtvollen Oberſpielleiter Herrn Friedrich und
der Mühe, die ſich jeder einzelne Künſtler im Intereſſe
nahm, war die Aufführung eine derart glänzende,
die einer jeder größeren Bühne Ehre gemacht hätte.
Herr Werner-Eigen ſpielte den Räuber Moor mit
viel Verſtändnis und dem richtigen Effect. Er kann
den Karl zu einer ſeiner Glanzrollen zählen. Herr
Schneider hat unſere Hoffnungen beiweitem über-
troffen. Er kann ſich mit ſeinem Franz an jeder
beſſeren Bühne ſehen laſſen. Wenn er ſo fortführt,
wird er gewiſs bald zu einem guten Ziele gelangen.
Frl. Schlür hat ihrer Krone wieder eine Perle ein-
geſetzt; ſie wuſste den richtigen Ton für die auf der
einen Seite mit ganzem Herzen liebende und auf
der anderen ebenſo haſſende Amalia zu finden. Herr
Nekut hätte mit ſeinem Koſinsky befriedigt, nur war
die Maske eine ſo unnatürliche, daſs ihm niemand
den Jüngling glaubte. Er ſah älter als der Räuber
Moor ſelbſt aus. Herr Graſſelly (Hermann) ſah
reizend aus und ſpielte mit Feuer, Verve und
Temperament. Die Herren Friedrich, Gerhardt,
Krüger bewieſen, daſs man ſich auch in kleinen
Rollen angenehm bemerkbar machen kann. Kurz
alles gieng befriedigt nach Hauſe, das Publicum
mit den Leiſtungen, der Director mit dem mate-
riellen, die Darſteller mit dem künſtleriſchen Erfolge.
Wohl wegen des ſchönen Tages war auch
die letzte Nachmittagsvorſtellung ſchwach beſucht
und verdienen die Darſteller für ihr trotzdem vor-
zügliches Spiel alle Anerkennung. Die Beſucher
wurden durch die luſtige Poſſe „Heirat auf Probe“
in die heiterſte Stimmung verſetzt und ſpendeten
gerne Beifall.
Wir erhalten ein Schreiben, welches ſich in
dankenswerter Weiſe mit den im Theater öfters
vorkommenden, vom Publicum ſelbſt aus-
gehenden Störungen befaſst. Bei feſſelnden
Momenten gibt es für mich, und ich glaube auch
für manchen anderen Gleichgeſinnten kein außerhalb
der dramatiſchen Handlung liegendes Intereſſe. Aber
nicht alle gehen der wahren Kunſt zuliebe ins
Theater, ſondern gewiſſe Leute aus Langeweile.
Dieſe leben und fühlen mit den Darſtellern nicht
mit und ſind abgeſtumpfte Gemüther, die ſchöne
Scenen und Worte lächerlich finden und Gloſſen
machen, was wahrlich nicht von Berſtändnis und
Herzensbildung zeigt? So geſchehen bei „Flachs-
mann als Erzieher“ und bei der Aufführung „Roſen-
montag“. Dabei muſs ich aber betonen, daſs ich
dieſe Profanierung des Dichterwortes im Parterre
mit anhören muſste — wo man der Meinung iſt,
ſogenannte „beſſere“, gebildetere Menſchen zu treffen.
Nur ſo nebenbei betone ich es auch, daſs es rück-
ſichtslos iſt, lauſchende Zuhörer durch halblautes
Tratſchen in ihren Empfindungen zu ſtören und zu
verletzen. Heute, wo ich dieſes niederſchreibe, ſtehen
wir am Vorabende zu Schillers Geburtstagsfeier,
und weiſe ich darauf hin, daſs am 17. September
1801 in Leipzig bei der Erſtauſführung der „Jung-
frau von Orleans“ unſer große Lieblingsdichter
ein verſtändnisinnigeres Publicum vor Augen hatte,
als er es heute in unſerem Theater hätte. Ich will
mit dieſen Ausführungen nicht die Geſammtheit
treffen, wohl aber diejenigen, welche es direct an-
geht, denn wer kunſtfreundlich geſinnt iſt, wer edle
Gefühle hegt und pflegt, wird mir recht geben und
dankbar ſein.
K. R.
Literariſches.
„Das Wiſſen für Alle.“ Volksthüm-
liche Vorträge und populärwiſſenſchaftliche Rund-
ſchau. Der Inhalt der ſoeben erſchienenen 46. Num-
mer iſt folgender: 1. Abtheilung. Volksthümliche
Vorträge: Prof. Dr. F. Tezner: Die allgemeinen
Rechte der Staatsbürger. Dr. Max Adler: Ueber
die Grenzen und die Macht der Phantaſie. 1. Die
Bedeutung der Phantaſie. Dr. N. Krebs: Karſt
und Küſte. 2. Abtheilung. Populärwiſſenſchaftliche
Rundſchau: E. Sch.: Der Tabak und das Rauchen.
Notizen. Vom Büchertiſch. — 3. Abtheilung. Die
Raſt nach der Arbeit: M. Geron: Die Welt ohne
Geld. Romane und Wirklichkeiten. Mittheilung.
Abonnements zu K 2·50 vierteljährig nehmen die
Adminiſtration des „Wiſſen für Alle“, Wien, I.,
Schulerſtraße 20, Buchhandlungen und Zeitungs-
verſchleiße entgegen. Einzelne Nummern in Wien
20 h, in der Provinz 24 h.
Stimmen aus dem Publicum.
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
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