Marburger Zeitung. Nr. 138, Marburg, 18.11.1902.Marburger Zeitung Nr. 138, 18. November 1902. [Spaltenumbruch] der lautet: "Ob die Deutsche Volkspartei bei der Eines ist klar: Jene deutsche Partei, welche Politische Umschau. Inland. Die gekränkte Leberwurst spielen jetzt die windischen Klerikalen, weil bei den Der steierische Landesschulrat für die Klerikalisierung. Es ist unglaublich, aber wahr! Der steirische, Ausland. Im deutschen Reichstage gelangte am Freitage der Antrag Aichbichler Englische Prahlerei. Der englische Kriegsminister Brodrick hielt Ein anarchistischer Mordanschlag gegen König Leopold II. Als Samstag König Leopold von Belgien [Spaltenumbruch] und Ehren. Aber --" dabei sah er sie schelmisch Ihre Augen blickten so schmerzlich zu ihm "Ist es so?" sagte er leise, "ich glaubte bei Getröstet ging Alice heim. Etwas dem Stolze Die berühmte Tragödin Grammont war sehr "Ganz richtig", sagte der Professor, "ich bin "Wenn nur ihre Gesundheit aushält", sagte Admil nickte zustimmend. "Ja, ja", sagte er "Ja, aber sie ist zu fleißig", meinte Frau Auch Anna sah mit Behagen, daß das an- Professor Admil beschloß, daß die junge Bisher lebte Alice mit ihrer Mutter in der (Fortsetzung folgt.) Marburger Zeitung Nr. 138, 18. November 1902. [Spaltenumbruch] der lautet: „Ob die Deutſche Volkspartei bei der Eines iſt klar: Jene deutſche Partei, welche Politiſche Umſchau. Inland. Die gekränkte Leberwurſt ſpielen jetzt die windiſchen Klerikalen, weil bei den Der ſteieriſche Landesſchulrat für die Klerikaliſierung. Es iſt unglaublich, aber wahr! Der ſteiriſche, Ausland. Im deutſchen Reichstage gelangte am Freitage der Antrag Aichbichler Engliſche Prahlerei. Der engliſche Kriegsminiſter Brodrick hielt Ein anarchiſtiſcher Mordanſchlag gegen König Leopold II. Als Samstag König Leopold von Belgien [Spaltenumbruch] und Ehren. Aber —“ dabei ſah er ſie ſchelmiſch Ihre Augen blickten ſo ſchmerzlich zu ihm „Iſt es ſo?“ ſagte er leiſe, „ich glaubte bei Getröſtet ging Alice heim. Etwas dem Stolze Die berühmte Tragödin Grammont war ſehr „Ganz richtig“, ſagte der Profeſſor, „ich bin „Wenn nur ihre Geſundheit aushält“, ſagte Admil nickte zuſtimmend. „Ja, ja“, ſagte er „Ja, aber ſie iſt zu fleißig“, meinte Frau Auch Anna ſah mit Behagen, daß das an- Profeſſor Admil beſchloß, daß die junge Bisher lebte Alice mit ihrer Mutter in der (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header">Marburger Zeitung Nr. 138, 18. November 1902.</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="gespenst2" prev="#gespenst1" type="jArticle" n="2"> <p>der lautet: „Ob die Deutſche Volkspartei bei der<lb/> Koalition <hi rendition="#g">mittun</hi> ſoll? 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Ohne irgend<lb/> einen nationalen oder freiheitlichen Gewiſſensſkrupel<lb/> zu ſpüren, hat er den Ortsſchulrat von Lankowitz<lb/> „angeregt“, die dortige öffentliche Mädchen-Volks-<lb/> ſchule in eine private umzuwandeln und ſie den<lb/><hi rendition="#g">Schulſchweſtern</hi> auszuliefern! Angeſichts<lb/> einer ſolchen Tathandlung, auf welche leider keine<lb/> ſtrafrechtliche, ſondern blos eine moraliſche Straf-<lb/> ſanktion ſteht, ſteht man förmlich ſprachlos da und<lb/> man kann ſich höchſtens fragen: „Sind wir im<lb/> ſchwarzen Vorarlberg oder in — Steiermark?“<lb/> Wahrlich, es iſt die höchſte Zeit, daß irgendwo in<lb/> Steiermark ein <hi rendition="#g">deutſcher Lehrer</hi> in den<lb/> Landtag gewählt wird, damit in der Landſtube zu<lb/> Graz einmal ein ſcharfes, kantiges Wort gegen<lb/> ſolche Vorfälle friſch und ſchneidig geſprochen wird.<lb/> Der freiheitliche Gedanke muß ſich im Lande ohne<lb/><cb/> hin genug mit der klerikalen Sippe herumſchlagen<lb/> und jetzt kommt der „auchdeutſche“ ſteiermärkiſche<lb/> Landesſchulrat und leiht den Klerikalen noch ſeinen<lb/> Arm, wodurch die Klerikalen die freiheitliche Schule<lb/> noch leichter erwürgen können. 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Dieſelbe ergab durch einen vorgenommenen<lb/> Namensaufruf — vermutlich die bis auf weiteres<lb/> letzte Abſtimmung dieſer Art — die Annahme des<lb/> Antrages Aichbichler mit 197 gegen 78 Stimmen<lb/> bei 2 Stimmenenthaltungen, welche Niederlage der<lb/> Obſtruktionsgruppen von den Sozialdemokraten mit<lb/> großem Lärm aufgenommen wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Engliſche Prahlerei.</hi> </head><lb/> <p>Der engliſche Kriegsminiſter <hi rendition="#g">Brodrick</hi> hielt<lb/> in Dewsbury eine Rede. In derſelben behandelte<lb/> er hauptſächlich die Armeefrage für England. Prah-<lb/> leriſch erklärte Brodrick, England könnte mit Leich-<lb/> tigkeit (!) ebenfalls eine gleiche Armee aufſtellen,<lb/> wie die Militärmächte des Kontinentes, wenn es<lb/> die allgemeine, obligatoriſche Dienſtpflicht einführen<lb/> wollte. Aus den weiteren Ausführungen des Herrn<lb/> Brodrick erhellt jedoch, daß die engliſche Regierung<lb/> noch immer nicht daran denkt, dieſe einſchneidende<lb/> aber zeitgemäße militäriſche Reform einzuführen.<lb/> Nach den Verſicherungen Brodricks beſchäftigt ſich<lb/> die engliſche Regierung mit der Ausarbeitung der<lb/> Grundlagen zur Schaffung einerſeits eines mit den<lb/> Reſerven 120.000 Mann ſtarken Heeres zur Ver-<lb/> wendung im Auslande, anderſeits einer ſtarken<lb/> Streitmacht zur Verteidigung des Heimatlandes.<lb/> Stolz verſicherte der Kriegsminiſter noch, die eng-<lb/> liſche Armee ſei niemals ſo ſtark geweſen, wie ge-<lb/> rade jetzt (!) und könne morgen noch viel ſtärker<lb/> gemacht werden, als zu Beginn des Burenkrieges.<lb/> Schließlich erſuchte er die Kritik, einige Monate zu<lb/> warten, bis das neue engliſche Armeeſyſtem fertig<lb/> ſei. 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Aber —“ dabei ſah er ſie ſchelmiſch<lb/> an — „was wird Graf Hubert dazu ſagen?“</p><lb/> <p>Ihre Augen blickten ſo ſchmerzlich zu ihm<lb/> auf, daß er erſchrak. „Sprechen Sie nie wieder<lb/> davon“, bat ſie.</p><lb/> <p>„Iſt es ſo?“ ſagte er leiſe, „ich glaubte bei<lb/> ihm an eine tiefe, ernſte Liebe, aber ſo ſehr Sie<lb/> auch jetzt darunter leiden, es iſt ein Glück für Sie;<lb/> denn nur das iſt der wirkliche Künſtler, deſſen Herz<lb/> leidenſchaftlicher Schmerz durchwühlte. Die Künſtler-<lb/> krone iſt eine Dornenkrone. Ueberlaſſen Sie das<lb/> getroſt mir, ich werde dafür Sorge tragen, daß<lb/> Sie bei der berühmten Tragödin Grammont Un-<lb/> terricht in der Mimik erhalten, und ich werde die<lb/> letzte Feile an ihre herrliche Stimme legen. In<lb/> einem Jahre, ſo hoffe ich, ſind Sie fertig. Die<lb/> erſten Bühnen ſtehen Ihnen offen, ich bürge Ihnen<lb/> mit meinem Künſtlerſtolz dafür. Aber fleißig müſſen<lb/> Sie ſein, alles andere müſſen Sie vergeſſen, Kummer,<lb/> Sorge und ſo weiter, jedem Vergnügen müſſen Sie<lb/> entſagen, nur lernen, immer lernen, üben, immer<lb/> üben.“</p><lb/> <p>Getröſtet ging Alice heim. Etwas dem Stolze<lb/> Verwandtes hatte ſich in ihr Herz geſchlichen und<lb/> machte es raſcher klopfen. „Mutter“, ſagte ſie zu<lb/> Anna, die ſie in banger Sorge erwartete, „hoffe!<lb/> Herr Admil verſprach mir eine glänzende Zukunft,<lb/> und, was mir noch lieber iſt, er ſagte daß ich viel<lb/> lernen müſſe. Ich werde darüber auch vergeſſen<lb/> lernen.“</p><lb/> <p>Die berühmte Tragödin Grammont war ſehr<lb/> zufrieden mit Alice, welche im Geſang wie im<lb/> Spiele große Fortſchritte machte. „Das iſt eine<lb/><cb/> Künſtlerin, auch wenn ich ſie nicht unterrichtete“,<lb/> ſagte Frau Grammont zu Admil. „Sie begriff<lb/> jede Rolle richtig und faßte Sie mit ganzer Seele<lb/> auf. Selten fand ich ein ſo begabtes Mädchen. Ich<lb/> danke Ihnen von ganzem Herzen für dieſe Schü-<lb/> lerin und gratuliere Ihnen; denn ich glaube ſelber<lb/> annehmen zu können, daß Sie ihr Impreſario<lb/> werden.“</p><lb/> <p>„Ganz richtig“, ſagte der Profeſſor, „ich bin<lb/> ſtolz auf die Heggenau und habe die allergrößten<lb/> Zukunftshoffnungen.“</p><lb/> <p>„Wenn nur ihre Geſundheit aushält“, ſagte<lb/> Frau Grammont zweifelhaft, „ſie iſt gar ſo blaß<lb/> und mager und hat ſo melancholiſche Augen. Die<lb/> Verzweiflungsſzenen ſind ihre Hauptſtärke. Sie<lb/> entwickelt darin ein Feuer, daß es ſelbſt mich alte<lb/> Frau prickelt, dazu dieſe Schönheit. Das wird<lb/> keinen kleinen Sturm geben, wenn der Vorhang<lb/> ſich erhebt und ein ſolches Gretchen am Spinnrad<lb/> ſitzt! Die braucht den Mund gar nicht zu öffnen,<lb/> ſo wird ſchon ein Beifallklatſchen im ganzen Saal<lb/> ertönen.“</p><lb/> <p>Admil nickte zuſtimmend. „Ja, ja“, ſagte er<lb/> zuſtimmend, „Graf Ottokar Windſee iſt ein feiner<lb/> Kenner von Schönheit und Talent. Wäre er nicht<lb/> das, was er iſt, hätte ich andere Dinge gedacht.<lb/> Wie warm hat er mir die junge Dame empfohlen,<lb/> und dabei leuchtete ſein Auge in jugendlicher Be-<lb/> geiſterung, und ſein ſonſt ſo ernſtes Geſicht glänzte<lb/> vor Freude. Ich fand Fräulein Heggenau ſchon<lb/> damals von bezauberndem Liebreiz, jetzt aber<lb/> kommt ſie mir mit jedem Tage viel bedeutender,<lb/> intereſſanter vor. Ihre Befürchtung wegen der zu<lb/><cb/> ſchwachen Geſundheit teile ich nicht, denn ich ſehe,<lb/> daß ſie ſich zu ihren Gunſten immer mehr ent-<lb/> wickelt, ſie wird wieder etwas voller, die Bewegun-<lb/> gen ſind raſcher, elaſtiſcher, der Blick ihrer Augen<lb/> iſt lebhafter.“</p><lb/> <p>„Ja, aber ſie iſt zu fleißig“, meinte Frau<lb/> Grammont, ſie ſtrengt ſich zu ſehr an, ihr Feuer-<lb/> eifer läßt ſich keine Feſſeln anlegen, bei ihr muß<lb/> alles ins Reine gebracht werden, jede Rolle fertig<lb/> gelernt ſein.</p><lb/> <p>Auch Anna ſah mit Behagen, daß das an-<lb/> ſtrengende Studium bei ihrer Tochter eine günſtige<lb/> Wirkung hervorbrachte. War das dasſelbe Mädchen,<lb/> welches mit glühender Leidenſchaft das Gretchen<lb/> oder Julie ſang, das alles um ſich her vergaß,<lb/> bei dem jeder Laut, jede Bewegung von innigſtem<lb/> Mitfühlen ſprach? War das das ſchüchterne Kind,<lb/> das einſtens ſein Köpfchen ängſtlich an ihre Bruſt<lb/> verborgen hatte?</p><lb/> <p>Profeſſor Admil beſchloß, daß die junge<lb/> Künſtlerin kein feſtes Engagement annehme, ſondern<lb/> vorerſt auf den größeren Bühnen Deutſchlands<lb/> gaſtieren ſoll, dann aber wollte er mit ihr nach<lb/> Amerika, um dort eine Künſtler-Rundreiſe zu<lb/> unternehmen.</p><lb/> <p>Bisher lebte Alice mit ihrer Mutter in der<lb/> ſtrengſten Einſamkeit, demnächſt aber ſollte ſie vor<lb/> einigen Direktoren Probe beſtehen.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#et3">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Marburger Zeitung Nr. 138, 18. November 1902.
der lautet: „Ob die Deutſche Volkspartei bei der
Koalition mittun ſoll? Wir glauben ja!“ Alſo
ſoll die „Deutſche Volkspartei“ beim „unver-
nünftigen“ Regieren doch mittun? Ein anderes
Blatt, die Klagenfurter „Fr. Stimm.“ des Volks-
partei-Abg. Dobernig urteilt ganz anders, indem
es ſeiner vom Auftauchen der Koalitionskalamität
handelnden Drahtung ſofort eine unzweideutige
Abſage hinzuſetzte.
Eines iſt klar: Jene deutſche Partei, welche
ſich neuerdings in die Koalitions-Löwengrube der
Tſchechen und Polaken begeben würde, würde ſicher-
lich nicht ſo heil aus ihr herauskommen, wie wei-
land Daniel; der verſäumten Abſage an die Koa-
lition könnte gar leicht die tatſächliche Abſage des
deutſchen Volkes an die Herren in der Löwengrube
folgen. Uebrigens glauben wir, daß die Koalition
gar nicht zuſtande kommt; es weht von den Su-
detenländern her eine gar zu ſchneidende Luft ....
Norbert Jahn.
Politiſche Umſchau.
Inland.
Die gekränkte Leberwurſt
ſpielen jetzt die windiſchen Klerikalen, weil bei den
letzten Landtagswahlen die ſloveniſchen Liberalen
vor ihnen nicht mehr auf dem Bauche lagen und
den mehr oder minder hochwürdigen politiſchen Leit-
hammeln nicht als ſtumme Schafe nachlaufen und
auch ihnen zuliebe kein Hakiri am eigenen Bauche voll-
ziehen wollten. Dieſes Aufbäumen gegen die klerikale
Bevormundung nennen nun die Windiſchklerikalen
im feudal-klerikalen Wiener „Vaterland“ — „Quer-
treibereien.“ Sie nehmen nun, wie das genannte
Blatt zu melden weiß, eine „Organiſation der ſüd-
ſteiriſchen Slovenen auf entſchieden „katholiſcher
Grundlage“ in Ausſicht. Dieſe katholiſche Grund-
lage“ kennen wir zur Genüge. Sie beſteht in der
infamſten Denunziation aller deutſchen Lehrer und
überhaupt aller Deutſchen, welche ſich nicht, wie
der deutſche Reichsritter Berks, den Windiſch-
klerikalen mit Haut und Haaren verſchrieben haben
und Renegaten wurden; dieſe katholiſche Grund-
lage beſteht in der empörendſten Hetze gegen jeden
deutſchen Geſchäftsmann am Lande, in der Grün-
dung von Konſumvereinen, die unter hochwürdiger
Leitung ſtehen und dazu beſtimmt ſind, die deutſchen
Kaufleute zugrunde zu richten, jedoch ſchon vor
oder nach erfüllter „Aufgabe“ infolge ennormer
Schwindeleien zuſammenbrechen und Tauſende armer
ſloveniſcher Bauern mit ins Unglück hineinreißen.
Das iſt die „katholiſche Grundlage“ dieſer Partei!
Aber die Katholizität dieſer Grundlage, auf welcher
die bekannten windiſchklerikalen Agitatoren eine „Neu-
organiſation“ durchführen wollen, iſt auch in an-
derer Hinſicht der reinſte Schwindel. Haß und Wut
über die beſchämende Niederlage, welche ſich der
offizielle Kandidat der windiſchklerikalen Partei, der
ſattſam bekannte hochwürdige Deutſchenfreſſer, Haß-
und Brandlehrer Koroſchetz in Marburg bei den
ſloveniſchen Bauern des Luttenberger Landgemeinden-
Wahlbezirkes holte, bilden die Grundlage der ge-
dachten Neuorganiſation. Nur unbändiger Zorn
über die unfolgſamen ſloveniſchen Bauern, aber
nicht die Katholizität iſt die Grundlage, auf welcher
die wutentbrannten Hetzer um Koreſchetz eine neue
Organiſation durchführen wollen. Um den wahren
Katholizismus kümmern ſie ſich einen blauen Teufel,
der muß wie gewöhnlich nur als Aushängeſchild,
als Leimſpindel, auf welcher die ſloveniſchen Bauern
gefangen werden ſollen, dienen. Vor der Landtags-
wahl waren auch die ſloveniſchen Bauern des
Luttenberger Wahlbezirkes „gut katholiſch“; jetzt
aber, weil ſie nicht den ehemaligen ſauberen Stu-
dienpräfekten Koroſchetz, ſondern einen Bauern ge-
wählt haben, der vielleicht zehnmal beſſer katholiſch
iſt, als der politiſche Hetzer Koroſchetz, jetzt ſind die
Bauern des Luttenberger Bezirkes in den Augen
der klerikalen Koroſchetz-Garde plötzlich nicht mehr
„katholiſch“, jetzt muß ihnen eine racheſchnaubende
„katholiſche“ Liga entgegengeſtellt werden! Das
alte Lied. Wenn der Bauer mit den windiſchkleri-
kalen Hetzern durch Dick und Dünn geht, iſt er
ein „guter Katholik“ und mag er noch ſo oft ſchon
wie die hochwürdigen Herren Koroſchetz und
Schegula mit dem Kreisgerichte nähere Bekannt-
ſchaft gemacht haben; wie aber einer, und ſei er
der beſte und frömmſte Katholik, in politiſchen Dingen
mit den hochwürdigen Hetzern nicht mittut, dann
iſt er auch kein „Katholik“ mehr.
Der ſteieriſche Landesſchulrat für die
Klerikaliſierung.
Es iſt unglaublich, aber wahr! Der ſteiriſche,
„auchdeutſche“ Landesſchulrat iſt bemüht, die Schule
allmählig den Klerikalen auszuliefern. Ohne irgend
einen nationalen oder freiheitlichen Gewiſſensſkrupel
zu ſpüren, hat er den Ortsſchulrat von Lankowitz
„angeregt“, die dortige öffentliche Mädchen-Volks-
ſchule in eine private umzuwandeln und ſie den
Schulſchweſtern auszuliefern! Angeſichts
einer ſolchen Tathandlung, auf welche leider keine
ſtrafrechtliche, ſondern blos eine moraliſche Straf-
ſanktion ſteht, ſteht man förmlich ſprachlos da und
man kann ſich höchſtens fragen: „Sind wir im
ſchwarzen Vorarlberg oder in — Steiermark?“
Wahrlich, es iſt die höchſte Zeit, daß irgendwo in
Steiermark ein deutſcher Lehrer in den
Landtag gewählt wird, damit in der Landſtube zu
Graz einmal ein ſcharfes, kantiges Wort gegen
ſolche Vorfälle friſch und ſchneidig geſprochen wird.
Der freiheitliche Gedanke muß ſich im Lande ohne
hin genug mit der klerikalen Sippe herumſchlagen
und jetzt kommt der „auchdeutſche“ ſteiermärkiſche
Landesſchulrat und leiht den Klerikalen noch ſeinen
Arm, wodurch die Klerikalen die freiheitliche Schule
noch leichter erwürgen können. Das thut der
ſteiriſche Landesſchulrat, welcher berufen iſt, die
Schule vor ihren klerikalen Todfeinden
zu ſchützen.
Ausland.
Im deutſchen Reichstage
gelangte am Freitage der Antrag Aichbichler
auf Abkürzung des bisherigen Verfahrens bei den
namentlichen Abſtimmungen durch Einführung von
Abſtimmungskarten, über welchen bereits in der
vorangegangenen Sitzung mehr als neun Stunden lang
hitzig debattiert worden war, nach nochmaliger
mehrſtündiger Verhandlung endlich zur Abſtim-
mung. Dieſelbe ergab durch einen vorgenommenen
Namensaufruf — vermutlich die bis auf weiteres
letzte Abſtimmung dieſer Art — die Annahme des
Antrages Aichbichler mit 197 gegen 78 Stimmen
bei 2 Stimmenenthaltungen, welche Niederlage der
Obſtruktionsgruppen von den Sozialdemokraten mit
großem Lärm aufgenommen wurde.
Engliſche Prahlerei.
Der engliſche Kriegsminiſter Brodrick hielt
in Dewsbury eine Rede. In derſelben behandelte
er hauptſächlich die Armeefrage für England. Prah-
leriſch erklärte Brodrick, England könnte mit Leich-
tigkeit (!) ebenfalls eine gleiche Armee aufſtellen,
wie die Militärmächte des Kontinentes, wenn es
die allgemeine, obligatoriſche Dienſtpflicht einführen
wollte. Aus den weiteren Ausführungen des Herrn
Brodrick erhellt jedoch, daß die engliſche Regierung
noch immer nicht daran denkt, dieſe einſchneidende
aber zeitgemäße militäriſche Reform einzuführen.
Nach den Verſicherungen Brodricks beſchäftigt ſich
die engliſche Regierung mit der Ausarbeitung der
Grundlagen zur Schaffung einerſeits eines mit den
Reſerven 120.000 Mann ſtarken Heeres zur Ver-
wendung im Auslande, anderſeits einer ſtarken
Streitmacht zur Verteidigung des Heimatlandes.
Stolz verſicherte der Kriegsminiſter noch, die eng-
liſche Armee ſei niemals ſo ſtark geweſen, wie ge-
rade jetzt (!) und könne morgen noch viel ſtärker
gemacht werden, als zu Beginn des Burenkrieges.
Schließlich erſuchte er die Kritik, einige Monate zu
warten, bis das neue engliſche Armeeſyſtem fertig
ſei. Nun, man kann es getroſt abwarten, wie das-
ſelbe eigentlich beſchaffen ſein wird.
Ein anarchiſtiſcher Mordanſchlag gegen
König Leopold II.
Als Samstag König Leopold von Belgien
die Kathedrale von St. Gudula verließ, feuerte ein
Italiener, Gennaro Rubino mit Namen, aus der
Provinz Bari (Italien) gebürtig und Buchhalter
und Ehren. Aber —“ dabei ſah er ſie ſchelmiſch
an — „was wird Graf Hubert dazu ſagen?“
Ihre Augen blickten ſo ſchmerzlich zu ihm
auf, daß er erſchrak. „Sprechen Sie nie wieder
davon“, bat ſie.
„Iſt es ſo?“ ſagte er leiſe, „ich glaubte bei
ihm an eine tiefe, ernſte Liebe, aber ſo ſehr Sie
auch jetzt darunter leiden, es iſt ein Glück für Sie;
denn nur das iſt der wirkliche Künſtler, deſſen Herz
leidenſchaftlicher Schmerz durchwühlte. Die Künſtler-
krone iſt eine Dornenkrone. Ueberlaſſen Sie das
getroſt mir, ich werde dafür Sorge tragen, daß
Sie bei der berühmten Tragödin Grammont Un-
terricht in der Mimik erhalten, und ich werde die
letzte Feile an ihre herrliche Stimme legen. In
einem Jahre, ſo hoffe ich, ſind Sie fertig. Die
erſten Bühnen ſtehen Ihnen offen, ich bürge Ihnen
mit meinem Künſtlerſtolz dafür. Aber fleißig müſſen
Sie ſein, alles andere müſſen Sie vergeſſen, Kummer,
Sorge und ſo weiter, jedem Vergnügen müſſen Sie
entſagen, nur lernen, immer lernen, üben, immer
üben.“
Getröſtet ging Alice heim. Etwas dem Stolze
Verwandtes hatte ſich in ihr Herz geſchlichen und
machte es raſcher klopfen. „Mutter“, ſagte ſie zu
Anna, die ſie in banger Sorge erwartete, „hoffe!
Herr Admil verſprach mir eine glänzende Zukunft,
und, was mir noch lieber iſt, er ſagte daß ich viel
lernen müſſe. Ich werde darüber auch vergeſſen
lernen.“
Die berühmte Tragödin Grammont war ſehr
zufrieden mit Alice, welche im Geſang wie im
Spiele große Fortſchritte machte. „Das iſt eine
Künſtlerin, auch wenn ich ſie nicht unterrichtete“,
ſagte Frau Grammont zu Admil. „Sie begriff
jede Rolle richtig und faßte Sie mit ganzer Seele
auf. Selten fand ich ein ſo begabtes Mädchen. Ich
danke Ihnen von ganzem Herzen für dieſe Schü-
lerin und gratuliere Ihnen; denn ich glaube ſelber
annehmen zu können, daß Sie ihr Impreſario
werden.“
„Ganz richtig“, ſagte der Profeſſor, „ich bin
ſtolz auf die Heggenau und habe die allergrößten
Zukunftshoffnungen.“
„Wenn nur ihre Geſundheit aushält“, ſagte
Frau Grammont zweifelhaft, „ſie iſt gar ſo blaß
und mager und hat ſo melancholiſche Augen. Die
Verzweiflungsſzenen ſind ihre Hauptſtärke. Sie
entwickelt darin ein Feuer, daß es ſelbſt mich alte
Frau prickelt, dazu dieſe Schönheit. Das wird
keinen kleinen Sturm geben, wenn der Vorhang
ſich erhebt und ein ſolches Gretchen am Spinnrad
ſitzt! Die braucht den Mund gar nicht zu öffnen,
ſo wird ſchon ein Beifallklatſchen im ganzen Saal
ertönen.“
Admil nickte zuſtimmend. „Ja, ja“, ſagte er
zuſtimmend, „Graf Ottokar Windſee iſt ein feiner
Kenner von Schönheit und Talent. Wäre er nicht
das, was er iſt, hätte ich andere Dinge gedacht.
Wie warm hat er mir die junge Dame empfohlen,
und dabei leuchtete ſein Auge in jugendlicher Be-
geiſterung, und ſein ſonſt ſo ernſtes Geſicht glänzte
vor Freude. Ich fand Fräulein Heggenau ſchon
damals von bezauberndem Liebreiz, jetzt aber
kommt ſie mir mit jedem Tage viel bedeutender,
intereſſanter vor. Ihre Befürchtung wegen der zu
ſchwachen Geſundheit teile ich nicht, denn ich ſehe,
daß ſie ſich zu ihren Gunſten immer mehr ent-
wickelt, ſie wird wieder etwas voller, die Bewegun-
gen ſind raſcher, elaſtiſcher, der Blick ihrer Augen
iſt lebhafter.“
„Ja, aber ſie iſt zu fleißig“, meinte Frau
Grammont, ſie ſtrengt ſich zu ſehr an, ihr Feuer-
eifer läßt ſich keine Feſſeln anlegen, bei ihr muß
alles ins Reine gebracht werden, jede Rolle fertig
gelernt ſein.
Auch Anna ſah mit Behagen, daß das an-
ſtrengende Studium bei ihrer Tochter eine günſtige
Wirkung hervorbrachte. War das dasſelbe Mädchen,
welches mit glühender Leidenſchaft das Gretchen
oder Julie ſang, das alles um ſich her vergaß,
bei dem jeder Laut, jede Bewegung von innigſtem
Mitfühlen ſprach? War das das ſchüchterne Kind,
das einſtens ſein Köpfchen ängſtlich an ihre Bruſt
verborgen hatte?
Profeſſor Admil beſchloß, daß die junge
Künſtlerin kein feſtes Engagement annehme, ſondern
vorerſt auf den größeren Bühnen Deutſchlands
gaſtieren ſoll, dann aber wollte er mit ihr nach
Amerika, um dort eine Künſtler-Rundreiſe zu
unternehmen.
Bisher lebte Alice mit ihrer Mutter in der
ſtrengſten Einſamkeit, demnächſt aber ſollte ſie vor
einigen Direktoren Probe beſtehen.
(Fortſetzung folgt.)
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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