Marburger Zeitung. Nr. 138, Marburg, 18.11.1902.Marburger Zeitung Nr. 138, 18. November 1902. [Spaltenumbruch] und auf den Satz: Die echte Liebe ist einzig und allein die Mutterliebe. Und der Dichter des Volkes, der Seher, er hat Recht. Eine Mutter hat einmal gesagt: Sind die Kinder klein, so treten sie der Mutter aus die Füsse; sind sie groß, dann treten sie ihr aufs Herz. Mit Schmerzen gebiert die Mutter die Kinder und wenn sie erwachsen sind, dann schlagen sie -- wie es am Lande vorkommt -- ihre eigene Mutter, und trotzdem verzeiht die Mutterliebe den Kindern wieder alles. Wie oft schon war es der Fall, daß bei Gerichtsverhand- lungen die Mutter die erste war, die ihrem Kinde verzieh -- so ist die Mutterliebe. Der Staatsan- walt wendete sich nun der eigentlichen Begründung der Anklage zu und verlangte die Schuldigsprechung des Angeklagten. Der Verteidiger machte geltend, daß es sich heute nicht um das vierte Gebot handle, sondern ausschließlich nur darum, ob Josef Bracko seine Mutter erschlagen habe oder nicht. Redner verneint diese Frage. Ein Beweis dafür, daß Josef Bracko seine Mutter wirklich erschlagen habe, sei während der ganzen Verhandlung nicht erbracht worden. Die Todesursache kann eine andere sein. Die Geschworenen -- Obmann Herr Martinz aus Friedau -- bejahten die auf Totschlag lautende Frage mit 11 Ja und 1 Nein. Bracko wurde zu 8 Jahren schweren Kerker mit einem Fast- tage im Monate und Dunkelhaft am 11. August verurteilt. Angeklagter und Zeugen sprachen nur slovenisch. Marburg, 18. November. Ein Gattenmörder. Auf Josef Bracko, der seine leibliche Franz Lenartic, der heute die Anklagebank Nach einer neuerlichen schweren Mißhand- Am 29. September l. J. kam es nun aller- Maria Lenartic war während dieser Zeit im Während die beiden mit dieser sich beschäf- Maria Lenartic erlitt durch die Messerstiche Um 1/42 Uhr nachm. wurde die Verhandlung, Marburger Nachrichten. (Der Marburger Turnverein [deutsche Turnerschaft]) hält, wie alljährlich, so auch (Sektion Marburg des D. u. Oe. Alpen-Vereines.) Morgen abends findet (Vom Theater.) Ziehrer, welcher (Deutsches Studentenheim in Mar- burg.) 3. Spendenausweis. Stadtgemeinde Graz (Vollversammlung der landwirt- schaftlichen Filiale Marburg.) Unter dem Marburger Zeitung Nr. 138, 18. November 1902. [Spaltenumbruch] und auf den Satz: Die echte Liebe iſt einzig und allein die Mutterliebe. Und der Dichter des Volkes, der Seher, er hat Recht. Eine Mutter hat einmal geſagt: Sind die Kinder klein, ſo treten ſie der Mutter auſ die Füſſe; ſind ſie groß, dann treten ſie ihr aufs Herz. Mit Schmerzen gebiert die Mutter die Kinder und wenn ſie erwachſen ſind, dann ſchlagen ſie — wie es am Lande vorkommt — ihre eigene Mutter, und trotzdem verzeiht die Mutterliebe den Kindern wieder alles. Wie oft ſchon war es der Fall, daß bei Gerichtsverhand- lungen die Mutter die erſte war, die ihrem Kinde verzieh — ſo iſt die Mutterliebe. Der Staatsan- walt wendete ſich nun der eigentlichen Begründung der Anklage zu und verlangte die Schuldigſprechung des Angeklagten. Der Verteidiger machte geltend, daß es ſich heute nicht um das vierte Gebot handle, ſondern ausſchließlich nur darum, ob Joſef Bračko ſeine Mutter erſchlagen habe oder nicht. Redner verneint dieſe Frage. Ein Beweis dafür, daß Joſef Bračko ſeine Mutter wirklich erſchlagen habe, ſei während der ganzen Verhandlung nicht erbracht worden. Die Todesurſache kann eine andere ſein. Die Geſchworenen — Obmann Herr Martinz aus Friedau — bejahten die auf Totſchlag lautende Frage mit 11 Ja und 1 Nein. Bračko wurde zu 8 Jahren ſchweren Kerker mit einem Faſt- tage im Monate und Dunkelhaft am 11. Auguſt verurteilt. Angeklagter und Zeugen ſprachen nur ſloveniſch. Marburg, 18. November. Ein Gattenmörder. Auf Joſef Bračko, der ſeine leibliche Franz Lenartič, der heute die Anklagebank Nach einer neuerlichen ſchweren Mißhand- Am 29. September l. J. kam es nun aller- Maria Lenartič war während dieſer Zeit im Während die beiden mit dieſer ſich beſchäf- Maria Lenartič erlitt durch die Meſſerſtiche Um ¼2 Uhr nachm. wurde die Verhandlung, Marburger Nachrichten. (Der Marburger Turnverein [deutſche Turnerſchaft]) hält, wie alljährlich, ſo auch (Sektion Marburg des D. u. Oe. Alpen-Vereines.) Morgen abends findet (Vom Theater.) Ziehrer, welcher (Deutſches Studentenheim in Mar- burg.) 3. Spendenausweis. Stadtgemeinde Graz (Vollverſammlung der landwirt- ſchaftlichen Filiale Marburg.) Unter dem <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header">Marburger Zeitung Nr. 138, 18. November 1902.</fw><lb/><cb/> und auf den Satz: Die echte Liebe iſt einzig und<lb/> allein die Mutterliebe. Und der Dichter des Volkes,<lb/> der Seher, er hat Recht. Eine Mutter hat einmal<lb/> geſagt: Sind die Kinder klein, ſo treten ſie der<lb/> Mutter auſ die Füſſe; ſind ſie groß, dann treten<lb/> ſie ihr aufs Herz. Mit Schmerzen gebiert die<lb/> Mutter die Kinder und wenn ſie erwachſen ſind,<lb/> dann ſchlagen ſie — wie es am Lande vorkommt<lb/> — ihre eigene Mutter, und trotzdem verzeiht die<lb/> Mutterliebe den Kindern wieder alles. Wie oft<lb/> ſchon war es der Fall, daß bei Gerichtsverhand-<lb/> lungen die Mutter die erſte war, die ihrem Kinde<lb/> verzieh — ſo iſt die Mutterliebe. Der Staatsan-<lb/> walt wendete ſich nun der eigentlichen Begründung<lb/> der Anklage zu und verlangte die Schuldigſprechung<lb/> des Angeklagten. Der Verteidiger machte geltend,<lb/> daß es ſich heute nicht um das vierte Gebot<lb/> handle, ſondern ausſchließlich nur darum, ob Joſef<lb/> Bra<hi rendition="#aq">č</hi>ko ſeine Mutter erſchlagen habe oder nicht.<lb/> Redner verneint dieſe Frage. Ein Beweis dafür,<lb/> daß Joſef Bra<hi rendition="#aq">č</hi>ko ſeine Mutter wirklich erſchlagen<lb/> habe, ſei während der ganzen Verhandlung nicht<lb/> erbracht worden. Die Todesurſache kann eine andere<lb/> ſein. Die Geſchworenen — Obmann Herr <hi rendition="#g">Martinz</hi><lb/> aus Friedau — bejahten die auf Totſchlag lautende<lb/> Frage mit 11 Ja und 1 Nein. Bra<hi rendition="#aq">č</hi>ko wurde zu<lb/> 8 <hi rendition="#g">Jahren ſchweren Kerker</hi> mit einem Faſt-<lb/> tage im Monate und Dunkelhaft am 11. Auguſt<lb/> verurteilt. 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Dieſer hingegen, im nüchternen<lb/> Zuſtande zwar ein ſehr fleißiger Arbeiter, trank<lb/> gerne und war beinahe täglich etwas betrunken, in-<lb/> folge deſſen die zwiſchen den beiden Ehegatten ent-<lb/> ſtehenden Streitigkeiten auf Seite des Mannes oft<lb/> in Mißhandlungen und Bedrohungen der Frau<lb/> ausarteten, die häufig ſo arg wurden, daß Maria<lb/> Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> bei den Nachbarsleuten vor ihrem betrun-<lb/> kenen Manne Schutz ſuchen mußte. Daß unter ſol-<lb/> chen Umſtänden die Wirtſchaft nicht in die Höhe<lb/> kam und die Vermögensverhältniſſe der beiden<lb/> immer ſchlechter wurden, kann man ſich nun leicht<lb/> denken.</p><lb/> <p>Nach einer neuerlichen ſchweren Mißhand-<lb/> lung verließ die Frau ihren Mann, begab ſich mit<lb/> dem jüngſten Kinde zu ihren Eltern und kehrte erſt<lb/> über Zureden des Dr. Gottſcher in Radkersburg,<lb/> an den ſie ſich wegen Einleitung der Scheidung<lb/> wandte und über Bitten ihres Mannes zurück.<lb/> Doch war das gute Einvernehmen nicht von langer<lb/> Dauer. Es reifte bei Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> der Entſchluß, zuerſt<lb/> ſeine Gattin und Kinder zu tödten und dann auch<lb/> ſeinem Leben ein Ende zu machen.</p><lb/> <p>Am 29. September l. J. kam es nun aller-<lb/> dings nur zur teilweiſen Ausführung dieſes Ent-<lb/> ſchluſſes. Nach der Ausſage der Maria Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi>,<lb/> die noch vor ihrem Tode vernommen und beeidet<lb/> werden konnte, ſowie der bei der Tat im Hauſe<lb/> des Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> anweſend geweſenen Zeugen Martin<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Š</hi>afari<hi rendition="#aq">č</hi></hi> und Maria <hi rendition="#g">Klemen<hi rendition="#aq">č</hi>i<hi rendition="#aq">č</hi>,</hi> geſchah dies<lb/> folgendermaßen: Schon einige Tage vor dem 29.<lb/> September hatte Franz Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> in Vorbereitung<lb/> ſeiner Tat ein Küchenmeſſer geſchliffen. Am 29.<lb/> September hatten nun beide Gatten den ganzen<lb/> Tag Heu getrocknet. In der Dämmerung forderte<lb/> Franz Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> nun ſeine Frau auf, die Schweine<lb/> füttern zu gehen. Maria Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> erklärte aber, hie-<lb/> zu keine Zeit zu haben, da das eine Kind weine.<lb/> Auf dieſe Weigerung ſeiner Frau begann Franz<lb/> Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> heftig zu fluchen, worauf ihm Maria Le-<lb/><cb/> narti<hi rendition="#aq">č</hi> ſagte: <hi rendition="#aq">„Jaz nisem posiljeno sem šla in<lb/> lahko zopet odidem. Zakaj si po mene prišel,<lb/> če me zdaj tako preklinjaš“</hi> und ſich nach dieſen<lb/> Worten ins Haus und zwar ins hintere Zimmer<lb/> begab. Franz Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> begann nun im vorderen<lb/> Zimmer und in der Küche das von ihm bereits<lb/> geſchliffene Meſſer zu ſuchen und ſchrie, als er es<lb/> nicht ſogleich fand: <hi rendition="#aq">„Kje je moj nož? Če vi<lb/> mi noža naprej ne spravite, gorjé vam!“</hi> </p><lb/> <p>Maria Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> war während dieſer Zeit im<lb/> hinteren Zimmer geblieben und beruhigte dort ihr<lb/> jüngſtes, weinendes Kind. Auf einmal trat der Be-<lb/> ſchuldigte in dieſes Zimmer und verſetzte ſofort<lb/> ſeiner Gattin mit dem ſcharfgeſchliffenen Meſſer 2<lb/> Stiche in die Bruſt. Dies ereignete ſich ſo ſchnell,<lb/> daß Maria Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi>, die ihr jüngſtes Kind auf<lb/> dem Arme trug, an eine Abwehr gar nicht denken<lb/> konnte und ihrem Manne nur zurief: <hi rendition="#aq">„Kaj delaš,<lb/> jaz imam ja otroka na sebi“</hi> und dann aus dem<lb/> Zimmer in die Küche flüchtete, wo ſie der Magd<lb/> Maria Klemen<hi rendition="#aq">č</hi>i<hi rendition="#aq">č</hi> das Kind gab. Auch der Beſchul-<lb/> digte eilte in der Abſicht, ſeine Frau nochmals zu<lb/> ſtechen, hinaus, jedoch in der Meinung, Maria<lb/> Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> ſei in den Hof geflohen, nicht in die<lb/> Küche, ſondern ins Freie. Gleich darauf kam auch<lb/> Maria Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> aus der Küche in den Hof geeilt,<lb/> um ſich zu ihrem Nachbarn zu flüchten, brach aber<lb/> auf der Hausſchwelle infolge ihrer Verletzungen<lb/> blutend zuſammen. Martin <hi rendition="#aq">Š</hi>afari<hi rendition="#aq">č</hi>, der bereits auf<lb/> das erſte Geſchrei der Maria Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> ins Zimmer<lb/> geeilt war, die Tat aber nicht mehr hatte hindern<lb/> können, hob mit Hilfe des inzwiſchen auch hinzu-<lb/> gekommenen Anton Scöks die Verwundete auf und<lb/> und trug ſie in ihr Bett.</p><lb/> <p>Während die beiden mit dieſer ſich beſchäf-<lb/> tigten, trat unbemerkt Franz Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> ins Zimmer,<lb/> kam zum Bette und ſchnitt ſich mit einem Raſier-<lb/> meſſer in den Hals. Er wollte ſich gerade noch<lb/> einen zweiten Schnitt beibringen, als <hi rendition="#aq">Š</hi>afari<hi rendition="#aq">č</hi> ihn<lb/> bemerkte, ihm das Raſiermeſſer aus der Hand riß<lb/> und ihn zu Boden warf. Franz Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> ſtand<lb/> dann auf und während ſich <hi rendition="#aq">Š</hi>afari<hi rendition="#aq">č</hi> wieder der<lb/> Maria Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> zuwandte, ſprang der Beſchuldigte<lb/> gegen die im ſelben Zimmer befindliche Wiege des<lb/> älteren Kindes, augenſcheinlich in der Abſicht, auch<lb/> dieſem etwas anzutun. <hi rendition="#aq">Š</hi>afari<hi rendition="#aq">č</hi> riß ihn jedoch zu-<lb/> rück, worauf Beſchuldigter ins Freie eilte.</p><lb/> <p>Maria Lenarti<hi rendition="#aq">č</hi> erlitt durch die Meſſerſtiche<lb/> des Beſchuldigten zwei lebensgefährliche Verle-<lb/> tzungen in der rechten und linken Bruſtſeite und<lb/> ſtarb in der Nacht vom 5. auf den 6. Oktober l. J.<lb/> im Krankenhauſe zu Radkersburg. Die Sachver-<lb/> ſtändigen gaben als Todesurſache die durch die<lb/> Stichverletzung in der rechten Bruſtſeite hervorge-<lb/> rufene koloſſale Blut- und Luftanſammlung an,<lb/> durch welche die rechte Lunge vollkommen kompri-<lb/> miert und luftleer gemacht, ſomit aus der Atmung<lb/> ausgeſchaltet wurde, ſowie die durch beide Stich-<lb/> verletzungen hervorgerufene Rippenfellentzündung.<lb/> Der Beſchuldigte iſt ſeiner Tathandlung geſtändig<lb/> und ſtellt den Sachverhalt im weſentlichen gleich-<lb/> lautend wie ſeine Gattin und die oben genannten<lb/> Zeugen dar, doch leugnet er, die Abſicht gehabt zu<lb/> haben, ſeine Frau tödten.</p><lb/> <p>Um ¼2 Uhr nachm. wurde die Verhandlung,<lb/> welche L.-G.-R. Dr. Vouſchek leitete und bei welcher<lb/> als öffentlicher Ankläger Staatsanwaltsſubſtitut<lb/> Dr. Roſchanz, als Verteidiger Dr. Haas amtete,<lb/> abgebrochen. Ueber den Zeugen Frank wurde wegen<lb/> des Verdachtes der falſchen Zeugenausſage die Ver-<lb/> wahrungshaft verhängt. Um 4 Uhr wurde die Ver-<lb/> handlung wieder aufgenommen. Um ¼6 Uhr abends<lb/> währt dieſelbe noch fort. Das Urteil bringen wir<lb/> in der nächſten Nummer.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Marburger Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Der Marburger Turnverein [deutſche<lb/> Turnerſchaft])</hi> </head> <p>hält, wie alljährlich, ſo auch<lb/> dieſes Jahr am 6. Dezember ſeinen Weihnachts-<lb/> abend ab, worauf ſchon in Kürze aufmerkſam ge-<lb/> macht wurde. Es wird noch hinzugefügt, daß ſich<lb/> die diesjährige Weihnachtsfeier von den früheren<lb/> beſonders unterſcheiden wird, da es dem genannten<lb/> Verein durch ſtetes Wachſen der Mitgliederanzahl,<lb/> ſowie durch die dadurch gehobeue Luſt und Freude<lb/> zur deutſchen Turnſache möglich geworden iſt, die<lb/> Vortragsordnung, deren Inhalt ſpäter näher be-<lb/> ſprochen werden ſoll, äußerſt lebhaft zu geſtalten.<lb/> Das zahlreiche Erſcheinen der unterſtützenden Mit-<lb/> glieder des Marburger Turnvereines iſt ſehr er-<lb/> wünſcht. Ebenſo iſt der Eintritt für Geladene durch<lb/> Vorzeigung der Vortragsordnung, welche am be-<lb/><cb/> treffenden Abend dortſelbſt für 40 <hi rendition="#aq">h</hi> erhältlich iſt<supplied>,</supplied><lb/> geſtattet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#g">(Sektion Marburg des</hi> D. u. Oe.<lb/><hi rendition="#g">Alpen-Vereines.)</hi> </head> <p>Morgen abends findet<lb/> im Kaſino-Speiſeſaale (erſten Stock) eine Verſamm-<lb/> lung dieſer Sektion ſtatt, in welcher Herr Direktor<lb/> Wirth über die General-Verſammlung zu Würzburg<lb/> ſprechen wird. Gäſte ſind bei dieſen Verſammlungen,<lb/> welche jeden erſten und dritten Mittwoch in den<lb/> Wintermonaten ſtattfinden, ſtets willkommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Vom Theater.)</hi> </head> <p><hi rendition="#g">Ziehrer,</hi> welcher<lb/> kürzlich in Wien das vierzigſte Jahr ſeiner Tätig-<lb/> keit als Dirigent feierte, wird morgen auch hier in<lb/> Marburg durch die Aufführung ſeiner Operette<lb/> „Die Landſtreicher geehrt werden und es iſt wohl<lb/> zu erwarten, daß die einſchmeichelnden Weiſen des<lb/> beliebten Tondichters den Abend zu einem allſeits<lb/> befriedigenden geſtalten werden. — Donnerstag<lb/> kommt das bekannt gute Luſtſpiel „Komteſſe Guckerl“<lb/> zur Aufführung, in welchem Frl. <hi rendition="#g">Payer</hi> die Cilli<lb/> ſpielt. — Für Samstag wird als Straußfeier<lb/> „Der Karneval von Rom“ vorbereitet und wir<lb/> wollen hoffen, daß kein neues Hindernis die Auf-<lb/> führung vereitelt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Deutſches Studentenheim in Mar-<lb/> burg.)</hi> </head> <p>3. Spendenausweis. Stadtgemeinde Graz<lb/> 1000 Kr. (erſte Rate der Spende von 2000 Kr.)<lb/> Stadtgemeinde Wien 200 Kr. Verband deutſcher<lb/> Hochſchüler Marburgs 400 Kr. Zweig Marburg<lb/> des deutſchen Sprachvereines, Jahresbeitrag 50 Kr.<lb/> Ausſchuß für deutſche Unterhaltungsabende in<lb/> Graz 50 Kr. Kegelgeſellſchaft Marburg durch Herrn<lb/> W. Witlaczil 10 Kr. Durch die „Marburger Zeitg.“<lb/> anläßlich der Promotion des Herrn Dr. Fiſchereder<lb/> 16 Kr. Binder Hermann, Güterinſpektor in Mar-<lb/> burg, 10 Kr. Dahn Felix, Geheimer Juſtizrat in<lb/> Breslau, ſein Werk „Kampf um Rom“. Dr. Dimmer<lb/> Friedrich, Univerſitätsprofeſſor, 6 Kr. Erber Otto,<lb/> Gewerke in Hohenmauthen, 15 Kr. Dr. Michael<lb/> Hainiſch, k. k. Univerſitätsprofeſſor in Wien, 10 Kr.<lb/> Dr. Richard Hiebaum, Rechtsanwalt in Judenburg,<lb/> 10 Kr. Hlawatſchek Franz, Profeſſor der techn.<lb/> Hochſchule in Graz, 5 Kr. Dr. Koloman Höck,<lb/> Rechtsanwalt in Mattighofen, N.-Oeſt., 10 Kr.<lb/> Dr. Karl Höhn, Oberfinanzrat in Czecnowitz,<lb/> 5 Kr. Dr. Hoffmann von Wellenhof, Reichs-<lb/> ratsabgeordneter in Graz, 5 Kr. Ferdinand<lb/> Kalus, Oberinſpektor der Südbahn in Marburg,<lb/> 50 Kr. Dr. Robert Knaffl, Arzt in Villach, 20 Kr.<lb/> Leopold Kralik Buchdruckereibeſitzer durch Hernn Dr.<lb/> Glantſchnigg Eduard, Strafe des Pfarrers Schegula<lb/> 50 K. Herr Dr. Julius Kratter, Univerſitätätspro-<lb/> feſſor in Graz 10 K. Dr. Joſef Krautgaſſer, Arzt<lb/> in Mureck 10 K. Dr. Arnold v. Luſchin, Univer-<lb/> ſitätsprofeſſor in Graz 3 K. Franz Neuper, Ge-<lb/> werke in Unter-Zeiring 10 K. Herr Pirchan Karl,<lb/> Kaufmann in Marburg 1 Dukaten. Pototſchnig<lb/> Heinrich, Ingenieur in Windiſch-Graz 5 K. Dr.<lb/> Othmar Reiſer, Hof- und Gerichtsadvokat in Wien<lb/> 40 K. Scholze Wilhelm in Gablonz a. N. 10 K.<lb/> Edmund Unger-Ullmann, Gewerke in Hohenmauthen<lb/> 15 K. Dr. Wiesthaler Hermann, Notar in Rann<lb/> 20 K. Frl. Toni Wogg in Cilli 2 K., Herr Dr.<lb/> Wolffhardt Eduard, Reichsratsabgeordneter in Wien<lb/> 10 K., Zuſammen mit den übrigen Ausweiſen:<lb/> 31718 Kronen 4 Heller. — Die Verwaltung der<lb/> „Marb. Ztg.“ erklärt ſich bereit, ebenfalls Spenden<lb/> für das Studentenheim entgegenzunehmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Vollverſammlung der landwirt-<lb/> ſchaftlichen Filiale Marburg.)</hi> </head> <p>Unter dem<lb/> Vorſitze des Herrn Inſpektors <hi rendition="#g">Binder</hi> fand<lb/> Sonntag vormittags im Kaſino eine Vollverſamm-<lb/> lung der landwirtſchaftlichen Filiale Marburg ſtatt.<lb/> Der Vorſitzende begrüßte die Erſchienenen, ins-<lb/> beſondere den Statthaltereirat Bezirkshauptmann<lb/> Grafen <hi rendition="#g">Attems,</hi> den er auch erſuchte, den Beſtrebun-<lb/> gen der Filiale ſeine Fürſorge widmen zu wollen.<lb/> Der Vorſitzende bringt nun geſchäftliche Mitteilungen<lb/> beſtehend in an die Filiale gerichteten Zuſchriften<lb/> zur Kenntnis. Unter anderem teilte der landwirt-<lb/> ſchaftliche Genoſſenſchafts-Verband mit, daß Kupfer-<lb/> vitriol nur in Säcken, welche 50 Kilo enthalten,<lb/> abgegeben werden kann. Der Zentralausſchuß be-<lb/> klagt in einem Schreiben an die Filiale die ſchwache<lb/> Beteiligung der bäuerlichen Bevölkerung an den<lb/> Verſammlungen der einzelnen Filialen und weist<lb/> darauf hin, daß wir unter ſolchen Umſtänden aller-<lb/> dings rückſtändig bleiben müſſen. Nachdem zu den<lb/> Mitteilungen niemand das Wort ergriff, erteilte<lb/> der Vorſitzende Herrn Direktor <hi rendition="#g">Zweifler</hi> das<lb/> Wort zu ſeinem Vortrage über Kellerwirtſchaft.<lb/> Redner betont, daß die Weinfäſſer vor der Gährung<lb/> nicht gefüllt ſein dürfen, wohl aber müſſen ſie es<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Marburger Zeitung Nr. 138, 18. November 1902.
und auf den Satz: Die echte Liebe iſt einzig und
allein die Mutterliebe. Und der Dichter des Volkes,
der Seher, er hat Recht. Eine Mutter hat einmal
geſagt: Sind die Kinder klein, ſo treten ſie der
Mutter auſ die Füſſe; ſind ſie groß, dann treten
ſie ihr aufs Herz. Mit Schmerzen gebiert die
Mutter die Kinder und wenn ſie erwachſen ſind,
dann ſchlagen ſie — wie es am Lande vorkommt
— ihre eigene Mutter, und trotzdem verzeiht die
Mutterliebe den Kindern wieder alles. Wie oft
ſchon war es der Fall, daß bei Gerichtsverhand-
lungen die Mutter die erſte war, die ihrem Kinde
verzieh — ſo iſt die Mutterliebe. Der Staatsan-
walt wendete ſich nun der eigentlichen Begründung
der Anklage zu und verlangte die Schuldigſprechung
des Angeklagten. Der Verteidiger machte geltend,
daß es ſich heute nicht um das vierte Gebot
handle, ſondern ausſchließlich nur darum, ob Joſef
Bračko ſeine Mutter erſchlagen habe oder nicht.
Redner verneint dieſe Frage. Ein Beweis dafür,
daß Joſef Bračko ſeine Mutter wirklich erſchlagen
habe, ſei während der ganzen Verhandlung nicht
erbracht worden. Die Todesurſache kann eine andere
ſein. Die Geſchworenen — Obmann Herr Martinz
aus Friedau — bejahten die auf Totſchlag lautende
Frage mit 11 Ja und 1 Nein. Bračko wurde zu
8 Jahren ſchweren Kerker mit einem Faſt-
tage im Monate und Dunkelhaft am 11. Auguſt
verurteilt. Angeklagter und Zeugen ſprachen nur
ſloveniſch.
Marburg, 18. November.
Ein Gattenmörder.
Auf Joſef Bračko, der ſeine leibliche
Mutter erſchlug, folgte heute Franz Lenartič,
der ſeine eigene Frau ermordete. Was
für das Opfer ſinnloſer Brutalität beſondere Ge-
fühle wachruft, iſt der Umſtand, daß ſie unter dem
ſcharfen Meſſer ihres Mannes wegen ihrer Liebe
zu ihren Kindern, die doch auch die Kinder ihres
Mannes ſind, verbluten mußte.
Franz Lenartič, der heute die Anklagebank
„ſchmückt“, iſt 31 Jahre alt, katholiſch, Beſitzer in
Richterofzen und ob Uebertretung gegen die körper-
liche Sicherheit nach den §§ 431 und 411 St.-G.
bereits vorbeſtraft. Franz Lenartič ſteht nun heute
unter folgender Beſchuldigung vor den Geſchwo-
renen. Im Jänner 1900 heiratete der Beſitzer Franz
Lenartič in Richterofzen die Beſitzerstochter
Maria Plohl. Die Ehe war keine glückliche.
Maria Lenartič, die ſich mehr um ihre Kinder, als
um die Wirtſchaft kümmerte, was am Lande nicht
Brauch iſt, gab ihrem Gatten hiedurch häufig An-
laß zum ärgern. Dieſer hingegen, im nüchternen
Zuſtande zwar ein ſehr fleißiger Arbeiter, trank
gerne und war beinahe täglich etwas betrunken, in-
folge deſſen die zwiſchen den beiden Ehegatten ent-
ſtehenden Streitigkeiten auf Seite des Mannes oft
in Mißhandlungen und Bedrohungen der Frau
ausarteten, die häufig ſo arg wurden, daß Maria
Lenartič bei den Nachbarsleuten vor ihrem betrun-
kenen Manne Schutz ſuchen mußte. Daß unter ſol-
chen Umſtänden die Wirtſchaft nicht in die Höhe
kam und die Vermögensverhältniſſe der beiden
immer ſchlechter wurden, kann man ſich nun leicht
denken.
Nach einer neuerlichen ſchweren Mißhand-
lung verließ die Frau ihren Mann, begab ſich mit
dem jüngſten Kinde zu ihren Eltern und kehrte erſt
über Zureden des Dr. Gottſcher in Radkersburg,
an den ſie ſich wegen Einleitung der Scheidung
wandte und über Bitten ihres Mannes zurück.
Doch war das gute Einvernehmen nicht von langer
Dauer. Es reifte bei Lenartič der Entſchluß, zuerſt
ſeine Gattin und Kinder zu tödten und dann auch
ſeinem Leben ein Ende zu machen.
Am 29. September l. J. kam es nun aller-
dings nur zur teilweiſen Ausführung dieſes Ent-
ſchluſſes. Nach der Ausſage der Maria Lenartič,
die noch vor ihrem Tode vernommen und beeidet
werden konnte, ſowie der bei der Tat im Hauſe
des Lenartič anweſend geweſenen Zeugen Martin
Šafarič und Maria Klemenčič, geſchah dies
folgendermaßen: Schon einige Tage vor dem 29.
September hatte Franz Lenartič in Vorbereitung
ſeiner Tat ein Küchenmeſſer geſchliffen. Am 29.
September hatten nun beide Gatten den ganzen
Tag Heu getrocknet. In der Dämmerung forderte
Franz Lenartič nun ſeine Frau auf, die Schweine
füttern zu gehen. Maria Lenartič erklärte aber, hie-
zu keine Zeit zu haben, da das eine Kind weine.
Auf dieſe Weigerung ſeiner Frau begann Franz
Lenartič heftig zu fluchen, worauf ihm Maria Le-
nartič ſagte: „Jaz nisem posiljeno sem šla in
lahko zopet odidem. Zakaj si po mene prišel,
če me zdaj tako preklinjaš“ und ſich nach dieſen
Worten ins Haus und zwar ins hintere Zimmer
begab. Franz Lenartič begann nun im vorderen
Zimmer und in der Küche das von ihm bereits
geſchliffene Meſſer zu ſuchen und ſchrie, als er es
nicht ſogleich fand: „Kje je moj nož? Če vi
mi noža naprej ne spravite, gorjé vam!“
Maria Lenartič war während dieſer Zeit im
hinteren Zimmer geblieben und beruhigte dort ihr
jüngſtes, weinendes Kind. Auf einmal trat der Be-
ſchuldigte in dieſes Zimmer und verſetzte ſofort
ſeiner Gattin mit dem ſcharfgeſchliffenen Meſſer 2
Stiche in die Bruſt. Dies ereignete ſich ſo ſchnell,
daß Maria Lenartič, die ihr jüngſtes Kind auf
dem Arme trug, an eine Abwehr gar nicht denken
konnte und ihrem Manne nur zurief: „Kaj delaš,
jaz imam ja otroka na sebi“ und dann aus dem
Zimmer in die Küche flüchtete, wo ſie der Magd
Maria Klemenčič das Kind gab. Auch der Beſchul-
digte eilte in der Abſicht, ſeine Frau nochmals zu
ſtechen, hinaus, jedoch in der Meinung, Maria
Lenartič ſei in den Hof geflohen, nicht in die
Küche, ſondern ins Freie. Gleich darauf kam auch
Maria Lenartič aus der Küche in den Hof geeilt,
um ſich zu ihrem Nachbarn zu flüchten, brach aber
auf der Hausſchwelle infolge ihrer Verletzungen
blutend zuſammen. Martin Šafarič, der bereits auf
das erſte Geſchrei der Maria Lenartič ins Zimmer
geeilt war, die Tat aber nicht mehr hatte hindern
können, hob mit Hilfe des inzwiſchen auch hinzu-
gekommenen Anton Scöks die Verwundete auf und
und trug ſie in ihr Bett.
Während die beiden mit dieſer ſich beſchäf-
tigten, trat unbemerkt Franz Lenartič ins Zimmer,
kam zum Bette und ſchnitt ſich mit einem Raſier-
meſſer in den Hals. Er wollte ſich gerade noch
einen zweiten Schnitt beibringen, als Šafarič ihn
bemerkte, ihm das Raſiermeſſer aus der Hand riß
und ihn zu Boden warf. Franz Lenartič ſtand
dann auf und während ſich Šafarič wieder der
Maria Lenartič zuwandte, ſprang der Beſchuldigte
gegen die im ſelben Zimmer befindliche Wiege des
älteren Kindes, augenſcheinlich in der Abſicht, auch
dieſem etwas anzutun. Šafarič riß ihn jedoch zu-
rück, worauf Beſchuldigter ins Freie eilte.
Maria Lenartič erlitt durch die Meſſerſtiche
des Beſchuldigten zwei lebensgefährliche Verle-
tzungen in der rechten und linken Bruſtſeite und
ſtarb in der Nacht vom 5. auf den 6. Oktober l. J.
im Krankenhauſe zu Radkersburg. Die Sachver-
ſtändigen gaben als Todesurſache die durch die
Stichverletzung in der rechten Bruſtſeite hervorge-
rufene koloſſale Blut- und Luftanſammlung an,
durch welche die rechte Lunge vollkommen kompri-
miert und luftleer gemacht, ſomit aus der Atmung
ausgeſchaltet wurde, ſowie die durch beide Stich-
verletzungen hervorgerufene Rippenfellentzündung.
Der Beſchuldigte iſt ſeiner Tathandlung geſtändig
und ſtellt den Sachverhalt im weſentlichen gleich-
lautend wie ſeine Gattin und die oben genannten
Zeugen dar, doch leugnet er, die Abſicht gehabt zu
haben, ſeine Frau tödten.
Um ¼2 Uhr nachm. wurde die Verhandlung,
welche L.-G.-R. Dr. Vouſchek leitete und bei welcher
als öffentlicher Ankläger Staatsanwaltsſubſtitut
Dr. Roſchanz, als Verteidiger Dr. Haas amtete,
abgebrochen. Ueber den Zeugen Frank wurde wegen
des Verdachtes der falſchen Zeugenausſage die Ver-
wahrungshaft verhängt. Um 4 Uhr wurde die Ver-
handlung wieder aufgenommen. Um ¼6 Uhr abends
währt dieſelbe noch fort. Das Urteil bringen wir
in der nächſten Nummer.
Marburger Nachrichten.
(Der Marburger Turnverein [deutſche
Turnerſchaft]) hält, wie alljährlich, ſo auch
dieſes Jahr am 6. Dezember ſeinen Weihnachts-
abend ab, worauf ſchon in Kürze aufmerkſam ge-
macht wurde. Es wird noch hinzugefügt, daß ſich
die diesjährige Weihnachtsfeier von den früheren
beſonders unterſcheiden wird, da es dem genannten
Verein durch ſtetes Wachſen der Mitgliederanzahl,
ſowie durch die dadurch gehobeue Luſt und Freude
zur deutſchen Turnſache möglich geworden iſt, die
Vortragsordnung, deren Inhalt ſpäter näher be-
ſprochen werden ſoll, äußerſt lebhaft zu geſtalten.
Das zahlreiche Erſcheinen der unterſtützenden Mit-
glieder des Marburger Turnvereines iſt ſehr er-
wünſcht. Ebenſo iſt der Eintritt für Geladene durch
Vorzeigung der Vortragsordnung, welche am be-
treffenden Abend dortſelbſt für 40 h erhältlich iſt,
geſtattet.
(Sektion Marburg des D. u. Oe.
Alpen-Vereines.) Morgen abends findet
im Kaſino-Speiſeſaale (erſten Stock) eine Verſamm-
lung dieſer Sektion ſtatt, in welcher Herr Direktor
Wirth über die General-Verſammlung zu Würzburg
ſprechen wird. Gäſte ſind bei dieſen Verſammlungen,
welche jeden erſten und dritten Mittwoch in den
Wintermonaten ſtattfinden, ſtets willkommen.
(Vom Theater.) Ziehrer, welcher
kürzlich in Wien das vierzigſte Jahr ſeiner Tätig-
keit als Dirigent feierte, wird morgen auch hier in
Marburg durch die Aufführung ſeiner Operette
„Die Landſtreicher geehrt werden und es iſt wohl
zu erwarten, daß die einſchmeichelnden Weiſen des
beliebten Tondichters den Abend zu einem allſeits
befriedigenden geſtalten werden. — Donnerstag
kommt das bekannt gute Luſtſpiel „Komteſſe Guckerl“
zur Aufführung, in welchem Frl. Payer die Cilli
ſpielt. — Für Samstag wird als Straußfeier
„Der Karneval von Rom“ vorbereitet und wir
wollen hoffen, daß kein neues Hindernis die Auf-
führung vereitelt.
(Deutſches Studentenheim in Mar-
burg.) 3. Spendenausweis. Stadtgemeinde Graz
1000 Kr. (erſte Rate der Spende von 2000 Kr.)
Stadtgemeinde Wien 200 Kr. Verband deutſcher
Hochſchüler Marburgs 400 Kr. Zweig Marburg
des deutſchen Sprachvereines, Jahresbeitrag 50 Kr.
Ausſchuß für deutſche Unterhaltungsabende in
Graz 50 Kr. Kegelgeſellſchaft Marburg durch Herrn
W. Witlaczil 10 Kr. Durch die „Marburger Zeitg.“
anläßlich der Promotion des Herrn Dr. Fiſchereder
16 Kr. Binder Hermann, Güterinſpektor in Mar-
burg, 10 Kr. Dahn Felix, Geheimer Juſtizrat in
Breslau, ſein Werk „Kampf um Rom“. Dr. Dimmer
Friedrich, Univerſitätsprofeſſor, 6 Kr. Erber Otto,
Gewerke in Hohenmauthen, 15 Kr. Dr. Michael
Hainiſch, k. k. Univerſitätsprofeſſor in Wien, 10 Kr.
Dr. Richard Hiebaum, Rechtsanwalt in Judenburg,
10 Kr. Hlawatſchek Franz, Profeſſor der techn.
Hochſchule in Graz, 5 Kr. Dr. Koloman Höck,
Rechtsanwalt in Mattighofen, N.-Oeſt., 10 Kr.
Dr. Karl Höhn, Oberfinanzrat in Czecnowitz,
5 Kr. Dr. Hoffmann von Wellenhof, Reichs-
ratsabgeordneter in Graz, 5 Kr. Ferdinand
Kalus, Oberinſpektor der Südbahn in Marburg,
50 Kr. Dr. Robert Knaffl, Arzt in Villach, 20 Kr.
Leopold Kralik Buchdruckereibeſitzer durch Hernn Dr.
Glantſchnigg Eduard, Strafe des Pfarrers Schegula
50 K. Herr Dr. Julius Kratter, Univerſitätätspro-
feſſor in Graz 10 K. Dr. Joſef Krautgaſſer, Arzt
in Mureck 10 K. Dr. Arnold v. Luſchin, Univer-
ſitätsprofeſſor in Graz 3 K. Franz Neuper, Ge-
werke in Unter-Zeiring 10 K. Herr Pirchan Karl,
Kaufmann in Marburg 1 Dukaten. Pototſchnig
Heinrich, Ingenieur in Windiſch-Graz 5 K. Dr.
Othmar Reiſer, Hof- und Gerichtsadvokat in Wien
40 K. Scholze Wilhelm in Gablonz a. N. 10 K.
Edmund Unger-Ullmann, Gewerke in Hohenmauthen
15 K. Dr. Wiesthaler Hermann, Notar in Rann
20 K. Frl. Toni Wogg in Cilli 2 K., Herr Dr.
Wolffhardt Eduard, Reichsratsabgeordneter in Wien
10 K., Zuſammen mit den übrigen Ausweiſen:
31718 Kronen 4 Heller. — Die Verwaltung der
„Marb. Ztg.“ erklärt ſich bereit, ebenfalls Spenden
für das Studentenheim entgegenzunehmen.
(Vollverſammlung der landwirt-
ſchaftlichen Filiale Marburg.) Unter dem
Vorſitze des Herrn Inſpektors Binder fand
Sonntag vormittags im Kaſino eine Vollverſamm-
lung der landwirtſchaftlichen Filiale Marburg ſtatt.
Der Vorſitzende begrüßte die Erſchienenen, ins-
beſondere den Statthaltereirat Bezirkshauptmann
Grafen Attems, den er auch erſuchte, den Beſtrebun-
gen der Filiale ſeine Fürſorge widmen zu wollen.
Der Vorſitzende bringt nun geſchäftliche Mitteilungen
beſtehend in an die Filiale gerichteten Zuſchriften
zur Kenntnis. Unter anderem teilte der landwirt-
ſchaftliche Genoſſenſchafts-Verband mit, daß Kupfer-
vitriol nur in Säcken, welche 50 Kilo enthalten,
abgegeben werden kann. Der Zentralausſchuß be-
klagt in einem Schreiben an die Filiale die ſchwache
Beteiligung der bäuerlichen Bevölkerung an den
Verſammlungen der einzelnen Filialen und weist
darauf hin, daß wir unter ſolchen Umſtänden aller-
dings rückſtändig bleiben müſſen. Nachdem zu den
Mitteilungen niemand das Wort ergriff, erteilte
der Vorſitzende Herrn Direktor Zweifler das
Wort zu ſeinem Vortrage über Kellerwirtſchaft.
Redner betont, daß die Weinfäſſer vor der Gährung
nicht gefüllt ſein dürfen, wohl aber müſſen ſie es
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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