Marburger Zeitung. Nr. 138, Marburg, 18.11.1902.Nr. 138, 18. November 1902. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] sein nach der Gährung; die sich bei der Gährung entwickelnden Zersetzungsprodukte müssen immer entfernt werden, da sie sonst auf den Wein einen schlechten Einfluß ausüben. Der Spund soll während der Kohlensäure-Entwicklung nur locker eingeschlagen sein, später dann fest. Auch soll der Spnnd eine genügende Länge haben, er muß in den Wein reichen. Der Spund wird am besten aus hartem Holz (Eichen-, Akazien- oder Zwetschkenholz) ver- fertigt. Weiches Holz neigt bei der Berührung mit Wein zur Pilzbildung. Der Spund soll sehr gut schließen, auch soll er nicht behufs Dichtung um- wickelt werden. Das Tuch, mit dem man z. B. oft den Spund umwickelt, wirkt wie der Docht einer Lampe, wird schimmelig und wirkt, wenn es wieder mit anderem Wein in Berührung gebracht wird, äußerst schädlich. Redner geht nun zu einem anderen Thema über und verlangt, daß die Hefe, welche sich im Fasse setzt, manchmal mit einem Stücke Holz umgerührt werden soll, damit die Gährung eine vollständigere werde. Die Hefe wirkt dabei wie ein Schönungs-, wie ein Klärungsmittel im Weine. Die Säure solcher Weine, deren Hefe umgerührt wird, wird dadurch eher vermindert. Redner begründet dies mit dem Hinweise auf die neuesten Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung. Redner kommt sodann auf die hierzulande bestehende Unsitte, die Gährung des Weines künstlich zurück- zuhalten, um seine Süße länger zu bewahren, zu sprechen und macht auf die nachteiligen Folgen eines solchen Vorgehens aufmerksam. Der Wein muß eben seinen Entwickelungsgang durchmachen, und wenn derselbe behindert wird, dann entwickeln sich in der Zwischenzeit Produkte, welche dem Weine schädlich sind und Essigsäure etc. erzeugen können. Direktor Zweifler kommt dann auf das Abziehen des Weines zu sprechen. Man darf den Wein nicht auf der Hefe liegen lassen, da sie im Laufe der Zeit Zersetzungsprodukte erzeugt, welche schädlich sind. Die Frage, wann das Ab- ziehen geschehen soll, läßt sich allerdings nicht bündig beantworten, da zur Beurteilung dieser Frage verschiedene Momente in Betracht kommen, insbesonders die Erwägung, ob jemand den Wein rasch verkaufen will und zu diesem Zwecke ihn rasch geklärt braucht, oder ob er damit warten kann. Redner erörterte das mustergiltige Vorgehen in der Rheinprovinz. Redner hält in Bezug auf unsere Weine den Februar als den geeignetsten Monat, in welchen der Wein abgezogen werden soll. Der Grundsatz, der Wein sei sofort abzuziehen, wenn er ausgegährt hat, ist veraltet. In Gegenden mit hoch ausgebildeter Weinkultur ist man davon schon längst abgekommen. Mit dem zweiten Abziehen soll man dann allerdings nicht lange warten, da sonst die Kellerwärme eine zersetzende Wirkung ausüben kann. Im allgemeinen soll das zweite Abziehen Ende April oder anfangs Mai erfolgen -- natürlich immer nur bei solchen Weinen, welche nicht rasch verkauft werden sollen. Im Sommer lasse Redner den Jungwein dann ruhig liegen, fülle nur beiläufig alle drei Wochen nach und schreite im Herbst zum dritten Abzieheu. Ein noch öfteres Abziehen sei nicht zu empfehlen. Jedes folgende Jahr soll dann der Wein nur einmal abgezogen werden. Redner macht auch darauf aufmerksam, daß der Wein in großen Fässern länger jugendlich bleibt als in kleineren Fässern, nachdem bei den letzteren eine verhältnismäßig viel größere Luftzufuhr stattfindet. Weiters empfiehlt der Redner das Heben der Wein- fässer im Keller mittelst, Winden, statt durch die Hände, weil im letzteren Falle der Wein zu viel geschüttelt wird, warnt weiters vor dem Benützen eiserner Ketten beim Schwenken des Fasses und betont, man solle beim Schwenken der Fässer stets ein Glas mit Wasser füllen und genau darauf achten, ob das Wasser im Glase trüb oder klar sei. Man schwenkt am besten statt mit Eisenketten, welche durch ihre Abnützung eine ungünstige chemische Wirkung auf den Wein ausüben, mit Kieselsteinen und Scherben, wie es auch am Rheine geübt wird. Redner betont die Wichtigkeit des Schwefelns beim Abziehen; das Unterlassen des Schwefelns führt oft zum Braunwerden des Weines. Benützt soll nur reiner, auf Papiere, nicht auf Leinwand aufgezogener Schwefel werden, aber niemals Gewürzschwefel. Direktor Zweifler schloß seine Ausführungen unter einhelligem Beifall, worauf der Vorsitzende dem Redner für seine lichtvollen Ausführungen den Dank der Versammlung ausdrückte. Ueber Antrag des Herrn Dir. Schmid werden als Rechnungs- prüfer die Herren Adjunkten Knauer und Verwalter Baumann wiedergewählt. [Spaltenumbruch] (Zum Ehrenbürger von Pettau) wurde in der letzten dortigen Gemeinderathssitzung (Aufstreuen!) Infolge des eingetretenen (Die Uebertrittsbewegung in Graz.) In Graz wurden am Reformationsfeste (Gemeindevorstandswahl in Go- nobitz.) Bei der am 14. d. in Gonobitz vorge- (Die Einbrecher vom Weingarten- hause dingfest gemacht.) Zu umserem Be- (Aus der Welt des Verbrechens.) In der vergangenen Woche wurde, wie uns aus (Der erste Schnee.) Leise und schüchtern [Spaltenumbruch] (Konkurs über das Nachlaß- vermögen des Max Heumayer in Marburg.) Das k. k. Kreisgericht Marburg hat Schaubühne. Der neuengagierte jugendliche Gesangskomiker Was die Aufführung betrifft, so kann man [irrelevantes Material - 7 Zeilen fehlen] Nr. 138, 18. November 1902. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] ſein nach der Gährung; die ſich bei der Gährung entwickelnden Zerſetzungsprodukte müſſen immer entfernt werden, da ſie ſonſt auf den Wein einen ſchlechten Einfluß ausüben. Der Spund ſoll während der Kohlenſäure-Entwicklung nur locker eingeſchlagen ſein, ſpäter dann feſt. Auch ſoll der Spnnd eine genügende Länge haben, er muß in den Wein reichen. Der Spund wird am beſten aus hartem Holz (Eichen-, Akazien- oder Zwetſchkenholz) ver- fertigt. Weiches Holz neigt bei der Berührung mit Wein zur Pilzbildung. Der Spund ſoll ſehr gut ſchließen, auch ſoll er nicht behufs Dichtung um- wickelt werden. Das Tuch, mit dem man z. B. oft den Spund umwickelt, wirkt wie der Docht einer Lampe, wird ſchimmelig und wirkt, wenn es wieder mit anderem Wein in Berührung gebracht wird, äußerſt ſchädlich. Redner geht nun zu einem anderen Thema über und verlangt, daß die Hefe, welche ſich im Faſſe ſetzt, manchmal mit einem Stücke Holz umgerührt werden ſoll, damit die Gährung eine vollſtändigere werde. Die Hefe wirkt dabei wie ein Schönungs-, wie ein Klärungsmittel im Weine. Die Säure ſolcher Weine, deren Hefe umgerührt wird, wird dadurch eher vermindert. Redner begründet dies mit dem Hinweiſe auf die neueſten Ergebniſſe der wiſſenſchaftlichen Forſchung. Redner kommt ſodann auf die hierzulande beſtehende Unſitte, die Gährung des Weines künſtlich zurück- zuhalten, um ſeine Süße länger zu bewahren, zu ſprechen und macht auf die nachteiligen Folgen eines ſolchen Vorgehens aufmerkſam. Der Wein muß eben ſeinen Entwickelungsgang durchmachen, und wenn derſelbe behindert wird, dann entwickeln ſich in der Zwiſchenzeit Produkte, welche dem Weine ſchädlich ſind und Eſſigſäure ꝛc. erzeugen können. Direktor Zweifler kommt dann auf das Abziehen des Weines zu ſprechen. Man darf den Wein nicht auf der Hefe liegen laſſen, da ſie im Laufe der Zeit Zerſetzungsprodukte erzeugt, welche ſchädlich ſind. Die Frage, wann das Ab- ziehen geſchehen ſoll, läßt ſich allerdings nicht bündig beantworten, da zur Beurteilung dieſer Frage verſchiedene Momente in Betracht kommen, insbeſonders die Erwägung, ob jemand den Wein raſch verkaufen will und zu dieſem Zwecke ihn raſch geklärt braucht, oder ob er damit warten kann. Redner erörterte das muſtergiltige Vorgehen in der Rheinprovinz. Redner hält in Bezug auf unſere Weine den Februar als den geeignetſten Monat, in welchen der Wein abgezogen werden ſoll. Der Grundſatz, der Wein ſei ſofort abzuziehen, wenn er ausgegährt hat, iſt veraltet. In Gegenden mit hoch ausgebildeter Weinkultur iſt man davon ſchon längſt abgekommen. Mit dem zweiten Abziehen ſoll man dann allerdings nicht lange warten, da ſonſt die Kellerwärme eine zerſetzende Wirkung ausüben kann. Im allgemeinen ſoll das zweite Abziehen Ende April oder anfangs Mai erfolgen — natürlich immer nur bei ſolchen Weinen, welche nicht raſch verkauft werden ſollen. Im Sommer laſſe Redner den Jungwein dann ruhig liegen, fülle nur beiläufig alle drei Wochen nach und ſchreite im Herbſt zum dritten Abzieheu. Ein noch öfteres Abziehen ſei nicht zu empfehlen. Jedes folgende Jahr ſoll dann der Wein nur einmal abgezogen werden. Redner macht auch darauf aufmerkſam, daß der Wein in großen Fäſſern länger jugendlich bleibt als in kleineren Fäſſern, nachdem bei den letzteren eine verhältnismäßig viel größere Luftzufuhr ſtattfindet. Weiters empfiehlt der Redner das Heben der Wein- fäſſer im Keller mittelſt, Winden, ſtatt durch die Hände, weil im letzteren Falle der Wein zu viel geſchüttelt wird, warnt weiters vor dem Benützen eiſerner Ketten beim Schwenken des Faſſes und betont, man ſolle beim Schwenken der Fäſſer ſtets ein Glas mit Waſſer füllen und genau darauf achten, ob das Waſſer im Glaſe trüb oder klar ſei. Man ſchwenkt am beſten ſtatt mit Eiſenketten, welche durch ihre Abnützung eine ungünſtige chemiſche Wirkung auf den Wein ausüben, mit Kieſelſteinen und Scherben, wie es auch am Rheine geübt wird. Redner betont die Wichtigkeit des Schwefelns beim Abziehen; das Unterlaſſen des Schwefelns führt oft zum Braunwerden des Weines. Benützt ſoll nur reiner, auf Papiere, nicht auf Leinwand aufgezogener Schwefel werden, aber niemals Gewürzſchwefel. Direktor Zweifler ſchloß ſeine Ausführungen unter einhelligem Beifall, worauf der Vorſitzende dem Redner für ſeine lichtvollen Ausführungen den Dank der Verſammlung ausdrückte. Ueber Antrag des Herrn Dir. Schmid werden als Rechnungs- prüfer die Herren Adjunkten Knauer und Verwalter Baumann wiedergewählt. [Spaltenumbruch] (Zum Ehrenbürger von Pettau) wurde in der letzten dortigen Gemeinderathsſitzung (Aufſtreuen!) Infolge des eingetretenen (Die Uebertrittsbewegung in Graz.) In Graz wurden am Reformationsfeſte (Gemeindevorſtandswahl in Go- nobitz.) Bei der am 14. d. in Gonobitz vorge- (Die Einbrecher vom Weingarten- hauſe dingfeſt gemacht.) Zu umſerem Be- (Aus der Welt des Verbrechens.) In der vergangenen Woche wurde, wie uns aus (Der erſte Schnee.) Leiſe und ſchüchtern [Spaltenumbruch] (Konkurs über das Nachlaß- vermögen des Max Heumayer in Marburg.) Das k. k. Kreisgericht Marburg hat Schaubühne. Der neuengagierte jugendliche Geſangskomiker Was die Aufführung betrifft, ſo kann man [irrelevantes Material – 7 Zeilen fehlen] <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header">Nr. 138, 18. November 1902. Marburger Zeitung</fw><lb/><cb/> ſein nach der Gährung; die ſich bei der Gährung<lb/> entwickelnden Zerſetzungsprodukte müſſen immer<lb/> entfernt werden, da ſie ſonſt auf den Wein einen<lb/> ſchlechten Einfluß ausüben. Der Spund ſoll während<lb/> der Kohlenſäure-Entwicklung nur locker eingeſchlagen<lb/> ſein, ſpäter dann feſt. Auch ſoll der Spnnd eine<lb/> genügende Länge haben, er muß in den Wein<lb/> reichen. Der Spund wird am beſten aus hartem<lb/> Holz (Eichen-, Akazien- oder Zwetſchkenholz) ver-<lb/> fertigt. Weiches Holz neigt bei der Berührung mit<lb/> Wein zur Pilzbildung. Der Spund ſoll ſehr gut<lb/> ſchließen, auch ſoll er nicht behufs Dichtung um-<lb/> wickelt werden. Das Tuch, mit dem man z. B.<lb/> oft den Spund umwickelt, wirkt wie der Docht<lb/> einer Lampe, wird ſchimmelig und wirkt, wenn es<lb/> wieder mit anderem Wein in Berührung gebracht<lb/> wird, äußerſt ſchädlich. Redner geht nun zu einem<lb/> anderen Thema über und verlangt, daß die Hefe,<lb/> welche ſich im Faſſe ſetzt, manchmal mit einem<lb/> Stücke Holz umgerührt werden ſoll, damit die<lb/> Gährung eine vollſtändigere werde. Die Hefe wirkt<lb/> dabei wie ein Schönungs-, wie ein Klärungsmittel<lb/> im Weine. Die Säure ſolcher Weine, deren Hefe<lb/> umgerührt wird, wird dadurch eher vermindert.<lb/> Redner begründet dies mit dem Hinweiſe auf die<lb/> neueſten Ergebniſſe der wiſſenſchaftlichen Forſchung.<lb/> Redner kommt ſodann auf die hierzulande beſtehende<lb/> Unſitte, die Gährung des Weines künſtlich zurück-<lb/> zuhalten, um ſeine Süße länger zu bewahren,<lb/> zu ſprechen und macht auf die nachteiligen<lb/> Folgen eines ſolchen Vorgehens aufmerkſam.<lb/> Der Wein muß eben ſeinen Entwickelungsgang<lb/> durchmachen, und wenn derſelbe behindert wird,<lb/> dann entwickeln ſich in der Zwiſchenzeit Produkte,<lb/> welche dem Weine ſchädlich ſind und Eſſigſäure ꝛc.<lb/> erzeugen können. Direktor Zweifler kommt dann<lb/> auf das Abziehen des Weines zu ſprechen. Man<lb/> darf den Wein nicht auf der Hefe liegen laſſen, da<lb/> ſie im Laufe der Zeit Zerſetzungsprodukte erzeugt,<lb/> welche ſchädlich ſind. Die Frage, wann das Ab-<lb/> ziehen geſchehen ſoll, läßt ſich allerdings nicht<lb/> bündig beantworten, da zur Beurteilung dieſer<lb/> Frage verſchiedene Momente in Betracht kommen,<lb/> insbeſonders die Erwägung, ob jemand den Wein<lb/> raſch verkaufen will und zu dieſem Zwecke ihn raſch<lb/> geklärt braucht, oder ob er damit warten kann.<lb/> Redner erörterte das muſtergiltige Vorgehen in<lb/> der Rheinprovinz. Redner hält in Bezug auf unſere<lb/> Weine den Februar als den geeignetſten Monat,<lb/> in welchen der Wein abgezogen werden ſoll. Der<lb/> Grundſatz, der Wein ſei ſofort abzuziehen, wenn er<lb/> ausgegährt hat, iſt veraltet. In Gegenden mit hoch<lb/> ausgebildeter Weinkultur iſt man davon ſchon<lb/> längſt abgekommen. Mit dem zweiten Abziehen ſoll<lb/> man dann allerdings nicht lange warten, da ſonſt<lb/> die Kellerwärme eine zerſetzende Wirkung ausüben<lb/> kann. Im allgemeinen ſoll das zweite Abziehen<lb/> Ende April oder anfangs Mai erfolgen — natürlich<lb/> immer nur bei ſolchen Weinen, welche nicht raſch<lb/> verkauft werden ſollen. Im Sommer laſſe Redner<lb/> den Jungwein dann ruhig liegen, fülle nur beiläufig<lb/> alle drei Wochen nach und ſchreite im Herbſt zum<lb/> dritten Abzieheu. Ein noch öfteres Abziehen ſei<lb/> nicht zu empfehlen. Jedes folgende Jahr ſoll dann<lb/> der Wein nur einmal abgezogen werden. Redner<lb/> macht auch darauf aufmerkſam, daß der Wein in<lb/> großen Fäſſern länger jugendlich bleibt als in<lb/> kleineren Fäſſern, nachdem bei den letzteren eine<lb/> verhältnismäßig viel größere Luftzufuhr ſtattfindet.<lb/> Weiters empfiehlt der Redner das Heben der Wein-<lb/> fäſſer im Keller mittelſt, Winden, ſtatt durch die<lb/> Hände, weil im letzteren Falle der Wein zu viel<lb/> geſchüttelt wird, warnt weiters vor dem Benützen<lb/> eiſerner Ketten beim Schwenken des Faſſes und<lb/> betont, man ſolle beim Schwenken der Fäſſer ſtets<lb/> ein Glas mit Waſſer füllen und genau darauf<lb/> achten, ob das Waſſer im Glaſe trüb oder klar ſei.<lb/> Man ſchwenkt am beſten ſtatt mit Eiſenketten, welche<lb/> durch ihre Abnützung eine ungünſtige chemiſche<lb/> Wirkung auf den Wein ausüben, mit Kieſelſteinen<lb/> und Scherben, wie es auch am Rheine geübt wird.<lb/> Redner betont die Wichtigkeit des Schwefelns beim<lb/> Abziehen; das Unterlaſſen des Schwefelns führt<lb/> oft zum Braunwerden des Weines. Benützt ſoll nur<lb/> reiner, auf Papiere, nicht auf Leinwand aufgezogener<lb/> Schwefel werden, aber niemals Gewürzſchwefel.<lb/> Direktor <hi rendition="#g">Zweifler</hi> ſchloß ſeine Ausführungen<lb/> unter einhelligem Beifall, worauf der Vorſitzende<lb/> dem Redner für ſeine lichtvollen Ausführungen den<lb/> Dank der Verſammlung ausdrückte. Ueber Antrag<lb/> des Herrn Dir. <hi rendition="#g">Schmid</hi> werden als Rechnungs-<lb/> prüfer die Herren Adjunkten Knauer und Verwalter<lb/> Baumann wiedergewählt.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Zum Ehrenbürger von Pettau)</hi> </head><lb/> <p>wurde in der letzten dortigen Gemeinderathsſitzung<lb/> der Generaldirektor der Südbahngeſellſchaft, Herr<lb/> Hofrat Dr. Alexander Eger ernannt. Außer vielen<lb/> Verdienſten, die ſich Genannter um Pettau erwarb, iſt<lb/> es insbeſondere die Erfüllung langjähriger Wünſche<lb/> und Beſtrebungen der Stadt und ihrer Bewohner,<lb/> welche dieſe einhellige Ehrung des Generaldirektors<lb/> der Südbahn zur Folge hatte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Aufſtreuen!)</hi> </head> <p>Infolge des eingetretenen<lb/> Schneefalles und der größeren Kälte waren die<lb/> Wege heute ſchon recht ſchlüpfrig und fielen einige<lb/> Fußgeher. Wir erinnern daher an die Pflicht des<lb/> Beſtreuens, beſonders der Bürgerſteige, um Unglücks-<lb/> fälle zu verhindern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Die Uebertrittsbewegung in<lb/> Graz.)</hi> </head> <p>In Graz wurden am Reformationsfeſte<lb/> 25 Perſonen in die evangeliſche Kirche aufge-<lb/> nommen. Damit iſt in Graz das <hi rendition="#g">dritte</hi> Hundert<lb/> von Uebertritten ſeit Neujahr erreicht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Gemeindevorſtandswahl in Go-<lb/> nobitz.)</hi> </head> <p>Bei der am 14. d. in Gonobitz vorge-<lb/> nommenen Gemeindevorſtandswahl wurden Dr.<lb/><hi rendition="#g">Kadiunig,</hi> praktiſcher Arzt, zum Bürgermeiſter,<lb/> Joſef <hi rendition="#g">Neſt,</hi> Hausbeſitzer, zum Bürgermeiſterſtell-<lb/> vertreter, Franz <hi rendition="#g">Werbnigg,</hi> Hotelbeſitzer und<lb/> Karl <hi rendition="#g">Weſenſchegg,</hi> Mühlenbeſitzer, zu Gemeinde-<lb/> räten gewählt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Die Einbrecher vom Weingarten-<lb/> hauſe dingfeſt gemacht.)</hi> </head> <p>Zu umſerem Be-<lb/> richte in der letzten Nummer über den Einbruch im<lb/> Weingartenhauſe der Frau Anna Reichenberg in<lb/> Leitersberg wird uns mitgeteilt, daß es dem k. k.<lb/> Gendarmerie-Poſtenführer Alexius <hi rendition="#g">Schuberger</hi><lb/> des Bezirkspoſtens Marburg gelungen iſt, die frechen<lb/> Einbrecher auszuforſchen. Feſtgenommen wurde der<lb/> Beſitzer und vormalige Gaſtwirt „zur neuen Brühl“<lb/> Ignaz Mulec, und ſein Bruder Franjo Mulec<lb/> (eifrige Gäſte des Narodni dom) und die bei ihnen<lb/> als Wirtſchafterin bedienſtete Pauline Heilig aus<lb/> Kärnten. Sie wurden des Diebſtahles überwieſen<lb/> und dem Kreisgerichte eingeliefert. Das ſaubere<lb/> Kleeblatt hatte das Silberzeug, Uhren ꝛc. bereits<lb/> im Marburger Verſatzamte „verſilbert“ und ver-<lb/> ſchiedene andere geſtohlene Gegenſtände im Wein-<lb/> garten vergraben, wo ſie dann gefunden wurden.<lb/> Aber in der Nachbarſchaft praktizierte dieſes<lb/> ſaubere Kleeblatt ſein diebiſches Handwerk.<lb/> Gerade als die drei verhaftet wurden, wollten ſie<lb/> ſich zu einem leckeren Mahle ſetzen, beſtehend aus<lb/> Hühner- und Entenbraten; natürlich waren ſowohl<lb/> die Hühner als auch die Enten in der Nachbar-<lb/> ſchaft geſtohlen. Zu ihrem größten Schmerze nun<lb/> mußten die Diebskumpane die Hühner und die Enten<lb/> in halbgebratenem Zuſtande liegen laſſen und dem<lb/> Poſtenführer ins Kreisgericht folgen, während ihre<lb/> Behauſung zugeſperrt wurde. Aber auch goldene<lb/> Uhren ꝛc., die von Diebſtählen herrührten, wurden<lb/> bei den Verhafteten gefunden. — Von anderer<lb/> Seite wird uns ergänzend noch mitgeteilt, daß die<lb/> Einbrecher im Weingartenhaus zuerſt zur Dachluke<lb/> und von dort in den Dachboden ſtiegen, von wo<lb/> ſie ins Preßhaus gelangten. Dort drückten ſie eine<lb/> in die Wohnung führende Zimmertüre ein und<lb/> waren nun am Ziele ihrer Wünſche. Auch die<lb/> verborgenſten Wertſachen wußten ſie zu finden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Aus der Welt des Verbrechens.)</hi> </head><lb/> <p>In der vergangenen Woche wurde, wie uns aus<lb/><hi rendition="#g">Leitersberg</hi> mitgeteilt wird, die beim Beſitzer<lb/> Franz Senekowitſch als Magd bedienſtete Aloiſia<lb/><hi rendition="#g">Katz,</hi> welche einen Mitknecht weidlich durchge-<lb/> prügelt (!) hatte, wegen ſchwerer körperlicher Be-<lb/> ſchädigung durch den Poſtenführer Konſtantin<lb/><hi rendition="#g">Matko</hi> dem Kreisgerichte eingeliefert. — Vom<lb/> Poſtenführer Matko wurde ferners am gleichen<lb/> Tage die beim Beſitzer des Roſenhofes, Gutsbeſitzer<lb/> Walenta in Leitersberg, bedienſtete Milchführerin<lb/> Maria <hi rendition="#g">Dobrinz</hi> aus St. Marein bei Erlach-<lb/> ſtein wegen des Diebſtahles verſchiedener Effekten,<lb/> Obſt, Weintrauben ꝛc. dem Kreisgerichte eingeliefert.<lb/> — Weiters wurden vergangene Woche von den<lb/> Poſtenführern <hi rendition="#g">Kovatſchitſch</hi> und <hi rendition="#g">Werhov-<lb/> nig</hi> mehrere Bauernburſchen aus St. Nikolai<lb/> (Poſtenbezirk Schleinitz) wegen des Verbrechens des<lb/> Wilddiebſtahles dem Kreisgerichte Marburg einge-<lb/> liefert und einige andere wegen der gleichen Tat<lb/> zur Anzeige gebracht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Der erſte Schnee.)</hi> </head> <p>Leiſe und ſchüchtern<lb/> fielen geſtern die erſten weißen Flocken vom Himmel<lb/> hernieder um jedoch bald wieder zu verſchwinden.<lb/> Am Abend aber wurde das Himmelbett energiſcher<lb/> geſchüttelt und jetzt ging die weiße Decke vom Boden<lb/> nicht mehr weg.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Konkurs über das Nachlaß-<lb/> vermögen des Max Heumayer in<lb/> Marburg.)</hi> </head> <p>Das k. k. Kreisgericht Marburg hat<lb/> die Eröffnung des Konkurſes über das Vermögen<lb/> des Verlaſſes nach Max Heumayer, geweſenen<lb/> Kaufmannes in Marburg, bewilligt. Der Herr<lb/> k. k. Landesgerichtsrat Viktor Verderber in Marburg<lb/> wird zum Konkurskommiſſär, Herr Dr. Julius<lb/> Feldbacher, Advokat in Marburg, zum einſtweiligen<lb/> Maſſeverwalter beſtellt. Die Gläubiger werden auf-<lb/> gefordert, bei der auf den 24. November 1902,<lb/> vormittags 9 Uhr, bei dem Kreisgerichte Marburg,<lb/> Abt. <hi rendition="#aq">I.,</hi> Zimmer Nr. 49 behufs Beſtätigung des<lb/> bisherigen oder Wahl eines neuen Maſſeverwalters<lb/> und Wahl des Gläubiger-Ausſchuſſes unter Bei-<lb/> bringung ihrer Anſpruchsbelege zu erſcheinen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Schaubühne.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Der neuengagierte jugendliche Geſangskomiker<lb/> Herr <hi rendition="#g">Günther</hi> hat ſich in drei Vorſtellungen<lb/> dem hieſigen Publikum vorgeſtellt und hat jedes-<lb/> mal einen durchſchlagenden Erfolg gehabt. Ueber<lb/> die ſehr animierte und gelungene „Fledermaus“-<lb/> Vorſtellung bei ausverkauftem Hauſe erhalten wir<lb/> von muſilaliſch kompetenter Seite folgende Ausfüh-<lb/> rungen: Eine der beſten alten Operetten, Johann<lb/> Strauß’ unverwüſtliche <hi rendition="#g">„Fledermaus“,</hi> wurde<lb/> am Samstag, den 15. d., im hieſigen Theater auf-<lb/> geführt. Die beſonders wirkungsvollen und gelun-<lb/> genen Stellen dieſer bekannten und alten Operette<lb/> hervorheben zu wollen, wäre wohl überflüſſig. Es<lb/> genügt zu ſagen, daß ſie neben dem „Zigeuner-<lb/> baron“, Sullivans „Mikado“ und den Operetten<lb/> Supp<hi rendition="#aq">é</hi>s zu den beſten Werken dieſer Gattung ge-<lb/> hört und ſich kraft ihrer urwürchſigen Melodik und<lb/> geſunden Handlung wohltuend von vielen Erzeug-<lb/> niſſen dieſer Art abhebt. Denn auf keinem Gebiete<lb/> der dramatiſchen Produktion wurde und wird leider<lb/> ſo viel Minderwertiges produziert, wie gerade auf<lb/> dem der Operette und iſt die Auswahl an wirklich<lb/> guten Werken dieſer Art wahrlich nicht groß.</p><lb/> <p>Was die Aufführung betrifft, ſo kann man<lb/> über dieſelbe, die gegebenen Mittel wohl berück-<lb/> ſichtigend, nur ſehr Günſtiges ſagen. Alles war<lb/> ſehr gut einſtudiert, die Tempi exakt und genau,<lb/> die Leiſtungen, beſonders der Damen <hi rendition="#g">Finaly</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Leo,</hi> der Herren <hi rendition="#g">Günther, Laube</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Lee</hi> waren tüchtig. So machte ſich in den Ge-<lb/> ſangsnummern der angenehme hohe Sopran des<lb/> Frl. Leo, das ſichere, gewandte und „feſche“ Spiel<lb/> und die Geſangstechnik des Frl. Finaly und das<lb/> noble Spiel des Herrn Laube vorteilhaft bemerk-<lb/> bar. Herr Günther verfügt über eine kräftige, an-<lb/> genehm klingende Stimme, ſehr viel Tempera-<lb/> ment und iſt ein vorzüglicher Tänzer. Er füllte<lb/> ſeinen Poſten voll aus und brachte Leben in die<lb/> Aufführung. Doch auch alle übrigen boten ihr<lb/> Beſtes. Zur Erheiterung trugen der Advokat des<lb/> Herrn <hi rendition="#g">Warnov</hi> und insbeſonders Herr <hi rendition="#g">Lee</hi> bei.<lb/> Er bot als Kerkermeiſter Froſch eine köſtliche Fi-<lb/> gur. Schon ſeine Maske erregte Heiterkeit, wenn<lb/> auch ſein Spiel nicht von Uebertreibungen frei<lb/> war, ſo gefiel es doch ausnehmend. Das Orcheſter<lb/> hielt ſich gut und leiſtete, was es bei ſeiner ſchwa-<lb/> chen und unvollſtändigen Beſetzung nur leiſten<lb/> konnte. Von den Geſangsnummern wären als be-<lb/> ſonders gelungen hervorzuheben die beiden Terzette<lb/> im 1. Akte, das Solo der Roſalinde und Adele<lb/> und die Enſembleſtellen mit dem darauffolgenden<lb/> urwüchſigen Walzer im 2. Akte, das Lied der<lb/> Adele und das Trio im 3. Akte. Im ganzen machte<lb/> die Vorſtellung, wie geſagt, einen ſehr günſtigen<lb/> Eindruck und es drängt uns hier zu ſagen, daß<lb/> man, wenn alle Operetten-Vorſtellungen ſo wären,<lb/> wie die der „Fledermaus“, ſehr wohl zufrieden ſein<lb/> darf. Herrn Kapellmeiſter <hi rendition="#g">Jakſch</hi> und Herrn<lb/> Spielleiter <hi rendition="#g">Laube</hi> gebührt aber für die gewiſſen-<lb/> hafte Einſtudierung und Leitung des Werkes<lb/> volles Lob. Der Beſuch des Theaters war ſehr<lb/> gut. Der voll geſpendete Beifall war wohl verdient.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="7"/> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 138, 18. November 1902. Marburger Zeitung
ſein nach der Gährung; die ſich bei der Gährung
entwickelnden Zerſetzungsprodukte müſſen immer
entfernt werden, da ſie ſonſt auf den Wein einen
ſchlechten Einfluß ausüben. Der Spund ſoll während
der Kohlenſäure-Entwicklung nur locker eingeſchlagen
ſein, ſpäter dann feſt. Auch ſoll der Spnnd eine
genügende Länge haben, er muß in den Wein
reichen. Der Spund wird am beſten aus hartem
Holz (Eichen-, Akazien- oder Zwetſchkenholz) ver-
fertigt. Weiches Holz neigt bei der Berührung mit
Wein zur Pilzbildung. Der Spund ſoll ſehr gut
ſchließen, auch ſoll er nicht behufs Dichtung um-
wickelt werden. Das Tuch, mit dem man z. B.
oft den Spund umwickelt, wirkt wie der Docht
einer Lampe, wird ſchimmelig und wirkt, wenn es
wieder mit anderem Wein in Berührung gebracht
wird, äußerſt ſchädlich. Redner geht nun zu einem
anderen Thema über und verlangt, daß die Hefe,
welche ſich im Faſſe ſetzt, manchmal mit einem
Stücke Holz umgerührt werden ſoll, damit die
Gährung eine vollſtändigere werde. Die Hefe wirkt
dabei wie ein Schönungs-, wie ein Klärungsmittel
im Weine. Die Säure ſolcher Weine, deren Hefe
umgerührt wird, wird dadurch eher vermindert.
Redner begründet dies mit dem Hinweiſe auf die
neueſten Ergebniſſe der wiſſenſchaftlichen Forſchung.
Redner kommt ſodann auf die hierzulande beſtehende
Unſitte, die Gährung des Weines künſtlich zurück-
zuhalten, um ſeine Süße länger zu bewahren,
zu ſprechen und macht auf die nachteiligen
Folgen eines ſolchen Vorgehens aufmerkſam.
Der Wein muß eben ſeinen Entwickelungsgang
durchmachen, und wenn derſelbe behindert wird,
dann entwickeln ſich in der Zwiſchenzeit Produkte,
welche dem Weine ſchädlich ſind und Eſſigſäure ꝛc.
erzeugen können. Direktor Zweifler kommt dann
auf das Abziehen des Weines zu ſprechen. Man
darf den Wein nicht auf der Hefe liegen laſſen, da
ſie im Laufe der Zeit Zerſetzungsprodukte erzeugt,
welche ſchädlich ſind. Die Frage, wann das Ab-
ziehen geſchehen ſoll, läßt ſich allerdings nicht
bündig beantworten, da zur Beurteilung dieſer
Frage verſchiedene Momente in Betracht kommen,
insbeſonders die Erwägung, ob jemand den Wein
raſch verkaufen will und zu dieſem Zwecke ihn raſch
geklärt braucht, oder ob er damit warten kann.
Redner erörterte das muſtergiltige Vorgehen in
der Rheinprovinz. Redner hält in Bezug auf unſere
Weine den Februar als den geeignetſten Monat,
in welchen der Wein abgezogen werden ſoll. Der
Grundſatz, der Wein ſei ſofort abzuziehen, wenn er
ausgegährt hat, iſt veraltet. In Gegenden mit hoch
ausgebildeter Weinkultur iſt man davon ſchon
längſt abgekommen. Mit dem zweiten Abziehen ſoll
man dann allerdings nicht lange warten, da ſonſt
die Kellerwärme eine zerſetzende Wirkung ausüben
kann. Im allgemeinen ſoll das zweite Abziehen
Ende April oder anfangs Mai erfolgen — natürlich
immer nur bei ſolchen Weinen, welche nicht raſch
verkauft werden ſollen. Im Sommer laſſe Redner
den Jungwein dann ruhig liegen, fülle nur beiläufig
alle drei Wochen nach und ſchreite im Herbſt zum
dritten Abzieheu. Ein noch öfteres Abziehen ſei
nicht zu empfehlen. Jedes folgende Jahr ſoll dann
der Wein nur einmal abgezogen werden. Redner
macht auch darauf aufmerkſam, daß der Wein in
großen Fäſſern länger jugendlich bleibt als in
kleineren Fäſſern, nachdem bei den letzteren eine
verhältnismäßig viel größere Luftzufuhr ſtattfindet.
Weiters empfiehlt der Redner das Heben der Wein-
fäſſer im Keller mittelſt, Winden, ſtatt durch die
Hände, weil im letzteren Falle der Wein zu viel
geſchüttelt wird, warnt weiters vor dem Benützen
eiſerner Ketten beim Schwenken des Faſſes und
betont, man ſolle beim Schwenken der Fäſſer ſtets
ein Glas mit Waſſer füllen und genau darauf
achten, ob das Waſſer im Glaſe trüb oder klar ſei.
Man ſchwenkt am beſten ſtatt mit Eiſenketten, welche
durch ihre Abnützung eine ungünſtige chemiſche
Wirkung auf den Wein ausüben, mit Kieſelſteinen
und Scherben, wie es auch am Rheine geübt wird.
Redner betont die Wichtigkeit des Schwefelns beim
Abziehen; das Unterlaſſen des Schwefelns führt
oft zum Braunwerden des Weines. Benützt ſoll nur
reiner, auf Papiere, nicht auf Leinwand aufgezogener
Schwefel werden, aber niemals Gewürzſchwefel.
Direktor Zweifler ſchloß ſeine Ausführungen
unter einhelligem Beifall, worauf der Vorſitzende
dem Redner für ſeine lichtvollen Ausführungen den
Dank der Verſammlung ausdrückte. Ueber Antrag
des Herrn Dir. Schmid werden als Rechnungs-
prüfer die Herren Adjunkten Knauer und Verwalter
Baumann wiedergewählt.
(Zum Ehrenbürger von Pettau)
wurde in der letzten dortigen Gemeinderathsſitzung
der Generaldirektor der Südbahngeſellſchaft, Herr
Hofrat Dr. Alexander Eger ernannt. Außer vielen
Verdienſten, die ſich Genannter um Pettau erwarb, iſt
es insbeſondere die Erfüllung langjähriger Wünſche
und Beſtrebungen der Stadt und ihrer Bewohner,
welche dieſe einhellige Ehrung des Generaldirektors
der Südbahn zur Folge hatte.
(Aufſtreuen!) Infolge des eingetretenen
Schneefalles und der größeren Kälte waren die
Wege heute ſchon recht ſchlüpfrig und fielen einige
Fußgeher. Wir erinnern daher an die Pflicht des
Beſtreuens, beſonders der Bürgerſteige, um Unglücks-
fälle zu verhindern.
(Die Uebertrittsbewegung in
Graz.) In Graz wurden am Reformationsfeſte
25 Perſonen in die evangeliſche Kirche aufge-
nommen. Damit iſt in Graz das dritte Hundert
von Uebertritten ſeit Neujahr erreicht.
(Gemeindevorſtandswahl in Go-
nobitz.) Bei der am 14. d. in Gonobitz vorge-
nommenen Gemeindevorſtandswahl wurden Dr.
Kadiunig, praktiſcher Arzt, zum Bürgermeiſter,
Joſef Neſt, Hausbeſitzer, zum Bürgermeiſterſtell-
vertreter, Franz Werbnigg, Hotelbeſitzer und
Karl Weſenſchegg, Mühlenbeſitzer, zu Gemeinde-
räten gewählt.
(Die Einbrecher vom Weingarten-
hauſe dingfeſt gemacht.) Zu umſerem Be-
richte in der letzten Nummer über den Einbruch im
Weingartenhauſe der Frau Anna Reichenberg in
Leitersberg wird uns mitgeteilt, daß es dem k. k.
Gendarmerie-Poſtenführer Alexius Schuberger
des Bezirkspoſtens Marburg gelungen iſt, die frechen
Einbrecher auszuforſchen. Feſtgenommen wurde der
Beſitzer und vormalige Gaſtwirt „zur neuen Brühl“
Ignaz Mulec, und ſein Bruder Franjo Mulec
(eifrige Gäſte des Narodni dom) und die bei ihnen
als Wirtſchafterin bedienſtete Pauline Heilig aus
Kärnten. Sie wurden des Diebſtahles überwieſen
und dem Kreisgerichte eingeliefert. Das ſaubere
Kleeblatt hatte das Silberzeug, Uhren ꝛc. bereits
im Marburger Verſatzamte „verſilbert“ und ver-
ſchiedene andere geſtohlene Gegenſtände im Wein-
garten vergraben, wo ſie dann gefunden wurden.
Aber in der Nachbarſchaft praktizierte dieſes
ſaubere Kleeblatt ſein diebiſches Handwerk.
Gerade als die drei verhaftet wurden, wollten ſie
ſich zu einem leckeren Mahle ſetzen, beſtehend aus
Hühner- und Entenbraten; natürlich waren ſowohl
die Hühner als auch die Enten in der Nachbar-
ſchaft geſtohlen. Zu ihrem größten Schmerze nun
mußten die Diebskumpane die Hühner und die Enten
in halbgebratenem Zuſtande liegen laſſen und dem
Poſtenführer ins Kreisgericht folgen, während ihre
Behauſung zugeſperrt wurde. Aber auch goldene
Uhren ꝛc., die von Diebſtählen herrührten, wurden
bei den Verhafteten gefunden. — Von anderer
Seite wird uns ergänzend noch mitgeteilt, daß die
Einbrecher im Weingartenhaus zuerſt zur Dachluke
und von dort in den Dachboden ſtiegen, von wo
ſie ins Preßhaus gelangten. Dort drückten ſie eine
in die Wohnung führende Zimmertüre ein und
waren nun am Ziele ihrer Wünſche. Auch die
verborgenſten Wertſachen wußten ſie zu finden.
(Aus der Welt des Verbrechens.)
In der vergangenen Woche wurde, wie uns aus
Leitersberg mitgeteilt wird, die beim Beſitzer
Franz Senekowitſch als Magd bedienſtete Aloiſia
Katz, welche einen Mitknecht weidlich durchge-
prügelt (!) hatte, wegen ſchwerer körperlicher Be-
ſchädigung durch den Poſtenführer Konſtantin
Matko dem Kreisgerichte eingeliefert. — Vom
Poſtenführer Matko wurde ferners am gleichen
Tage die beim Beſitzer des Roſenhofes, Gutsbeſitzer
Walenta in Leitersberg, bedienſtete Milchführerin
Maria Dobrinz aus St. Marein bei Erlach-
ſtein wegen des Diebſtahles verſchiedener Effekten,
Obſt, Weintrauben ꝛc. dem Kreisgerichte eingeliefert.
— Weiters wurden vergangene Woche von den
Poſtenführern Kovatſchitſch und Werhov-
nig mehrere Bauernburſchen aus St. Nikolai
(Poſtenbezirk Schleinitz) wegen des Verbrechens des
Wilddiebſtahles dem Kreisgerichte Marburg einge-
liefert und einige andere wegen der gleichen Tat
zur Anzeige gebracht.
(Der erſte Schnee.) Leiſe und ſchüchtern
fielen geſtern die erſten weißen Flocken vom Himmel
hernieder um jedoch bald wieder zu verſchwinden.
Am Abend aber wurde das Himmelbett energiſcher
geſchüttelt und jetzt ging die weiße Decke vom Boden
nicht mehr weg.
(Konkurs über das Nachlaß-
vermögen des Max Heumayer in
Marburg.) Das k. k. Kreisgericht Marburg hat
die Eröffnung des Konkurſes über das Vermögen
des Verlaſſes nach Max Heumayer, geweſenen
Kaufmannes in Marburg, bewilligt. Der Herr
k. k. Landesgerichtsrat Viktor Verderber in Marburg
wird zum Konkurskommiſſär, Herr Dr. Julius
Feldbacher, Advokat in Marburg, zum einſtweiligen
Maſſeverwalter beſtellt. Die Gläubiger werden auf-
gefordert, bei der auf den 24. November 1902,
vormittags 9 Uhr, bei dem Kreisgerichte Marburg,
Abt. I., Zimmer Nr. 49 behufs Beſtätigung des
bisherigen oder Wahl eines neuen Maſſeverwalters
und Wahl des Gläubiger-Ausſchuſſes unter Bei-
bringung ihrer Anſpruchsbelege zu erſcheinen.
Schaubühne.
Der neuengagierte jugendliche Geſangskomiker
Herr Günther hat ſich in drei Vorſtellungen
dem hieſigen Publikum vorgeſtellt und hat jedes-
mal einen durchſchlagenden Erfolg gehabt. Ueber
die ſehr animierte und gelungene „Fledermaus“-
Vorſtellung bei ausverkauftem Hauſe erhalten wir
von muſilaliſch kompetenter Seite folgende Ausfüh-
rungen: Eine der beſten alten Operetten, Johann
Strauß’ unverwüſtliche „Fledermaus“, wurde
am Samstag, den 15. d., im hieſigen Theater auf-
geführt. Die beſonders wirkungsvollen und gelun-
genen Stellen dieſer bekannten und alten Operette
hervorheben zu wollen, wäre wohl überflüſſig. Es
genügt zu ſagen, daß ſie neben dem „Zigeuner-
baron“, Sullivans „Mikado“ und den Operetten
Suppés zu den beſten Werken dieſer Gattung ge-
hört und ſich kraft ihrer urwürchſigen Melodik und
geſunden Handlung wohltuend von vielen Erzeug-
niſſen dieſer Art abhebt. Denn auf keinem Gebiete
der dramatiſchen Produktion wurde und wird leider
ſo viel Minderwertiges produziert, wie gerade auf
dem der Operette und iſt die Auswahl an wirklich
guten Werken dieſer Art wahrlich nicht groß.
Was die Aufführung betrifft, ſo kann man
über dieſelbe, die gegebenen Mittel wohl berück-
ſichtigend, nur ſehr Günſtiges ſagen. Alles war
ſehr gut einſtudiert, die Tempi exakt und genau,
die Leiſtungen, beſonders der Damen Finaly
und Leo, der Herren Günther, Laube und
Lee waren tüchtig. So machte ſich in den Ge-
ſangsnummern der angenehme hohe Sopran des
Frl. Leo, das ſichere, gewandte und „feſche“ Spiel
und die Geſangstechnik des Frl. Finaly und das
noble Spiel des Herrn Laube vorteilhaft bemerk-
bar. Herr Günther verfügt über eine kräftige, an-
genehm klingende Stimme, ſehr viel Tempera-
ment und iſt ein vorzüglicher Tänzer. Er füllte
ſeinen Poſten voll aus und brachte Leben in die
Aufführung. Doch auch alle übrigen boten ihr
Beſtes. Zur Erheiterung trugen der Advokat des
Herrn Warnov und insbeſonders Herr Lee bei.
Er bot als Kerkermeiſter Froſch eine köſtliche Fi-
gur. Schon ſeine Maske erregte Heiterkeit, wenn
auch ſein Spiel nicht von Uebertreibungen frei
war, ſo gefiel es doch ausnehmend. Das Orcheſter
hielt ſich gut und leiſtete, was es bei ſeiner ſchwa-
chen und unvollſtändigen Beſetzung nur leiſten
konnte. Von den Geſangsnummern wären als be-
ſonders gelungen hervorzuheben die beiden Terzette
im 1. Akte, das Solo der Roſalinde und Adele
und die Enſembleſtellen mit dem darauffolgenden
urwüchſigen Walzer im 2. Akte, das Lied der
Adele und das Trio im 3. Akte. Im ganzen machte
die Vorſtellung, wie geſagt, einen ſehr günſtigen
Eindruck und es drängt uns hier zu ſagen, daß
man, wenn alle Operetten-Vorſtellungen ſo wären,
wie die der „Fledermaus“, ſehr wohl zufrieden ſein
darf. Herrn Kapellmeiſter Jakſch und Herrn
Spielleiter Laube gebührt aber für die gewiſſen-
hafte Einſtudierung und Leitung des Werkes
volles Lob. Der Beſuch des Theaters war ſehr
gut. Der voll geſpendete Beifall war wohl verdient.
_______
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |