Marburger Zeitung. Nr. 153, Marburg, 20.12.1904.Nr. 153, 20. Dezember 1904. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Roheiten, die bei dem Fangen und Töten der Vögel gebräuchlich sind, auch dann nicht entschuldigt wer- den, wenn diese "Arbeit" als Erwerbszweig weniger Menschen angesehen wird. Wir verurteilen auf das entschiedenste das Blenden der Lockvögel als Bar- barei ärgster Sorte. Die Art und Weise, wie diese Opfer menschlicher Selbstsucht im Sommer gehalten werden, ist abscheulich. Die engen, kleinen Behälter, mit zwei Sitzstangen versehen, strotzend von Kot und von allerlei Ungeziefer übervölkert, werden mit ihrem bedauernswerten Insassen monatelang im Dunkeln gehalten und sind wahre Folterkammern. Wer je Gelegenheit hatte, einen Einblick in diese barbarischen Zustände zu gewinnen, staunt, solche heute noch in einem Kulturlande zu finden. Wenn weiters das Preisschießen auf Tauben in dem Jagd- gesetze nicht verboten erscheint, so müßte dies bei einem so hochentwickelten Volke wie dem italienischen als Zeichen des Verfalles angesehen werden. Es wäre traurig, daß Menschen ein Zeitvertreib, eine Belustigung geschaffen würde, die bereits alle Ver- gnügungen, welche ihnen eine überfeine Kultur bietet, durchgekostet und nur zu sorgen haben, auf welch ausgesuchte Art sie sich einen Nervenkitzel verschaffen könnten. Diese Leute sollen den hungri- gen Vogelsängern anständigen Broterwerb schaffen. Mit diesem Wunsche, diesen Empfindungen und Ge- danken stehen wir nicht vereinzelt da und möchten wir im Interesse des Ansehens der Italiener so- wie in unserem eigensten Belangen das hohe kgl. Ackerbauministerium recht eindringlichst bitten, zur Ehre der leitenden Kreise des schönen Italien un- serem Wunsche Rechnung tragen zu wollen. (Gesegnete Mahlzeit.) Wie der "La- (Aus der Zeitungswelt.) Die Klagen- Eigen-Berichte. St. Lorenzen ob Marburg, 18. Dezember. (Silvesterfeier.) Wie in den Vorjahren ver- Mureck, 18. Dezember. (Julfeier.) Der Leibnitz, 17. Dezember. (Ernennung. -- Trachtenkränzchen.) Herr Johann Mür- Marburger Nachrichten. (Todesfall.) Gestern starb hier der Heiz- (Südmark-Kränzchen.) Ursprünglich (Philharmonischer Verein.) Das (Spenden): für die arme Frau mit 5 un- (Spenden): für die arme Familie Kovatsch: (Vom Theater.) Wie bereits mitgeteilt (Von der Hauptleitung der Süd- mark.) Beim Herannahen der Weihnachts- und (Der Deusche Lehrerverein Um- gebung Marburg) beschloß in der am 15. d. (Für die deutsche Schule in Brunn- dorf.) Zur Anschaffung von Schuleinrichtungs- (Ja deutscher Michl, das ist ganz was anderes!) Man schreibt uns: "Die römisch- (Warenverkehr in den Marburger Lagerhäusern) vom 1. Dezember bis 16. De- Nr. 153, 20. Dezember 1904. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Roheiten, die bei dem Fangen und Töten der Vögel gebräuchlich ſind, auch dann nicht entſchuldigt wer- den, wenn dieſe „Arbeit“ als Erwerbszweig weniger Menſchen angeſehen wird. Wir verurteilen auf das entſchiedenſte das Blenden der Lockvögel als Bar- barei ärgſter Sorte. Die Art und Weiſe, wie dieſe Opfer menſchlicher Selbſtſucht im Sommer gehalten werden, iſt abſcheulich. Die engen, kleinen Behälter, mit zwei Sitzſtangen verſehen, ſtrotzend von Kot und von allerlei Ungeziefer übervölkert, werden mit ihrem bedauernswerten Inſaſſen monatelang im Dunkeln gehalten und ſind wahre Folterkammern. Wer je Gelegenheit hatte, einen Einblick in dieſe barbariſchen Zuſtände zu gewinnen, ſtaunt, ſolche heute noch in einem Kulturlande zu finden. Wenn weiters das Preisſchießen auf Tauben in dem Jagd- geſetze nicht verboten erſcheint, ſo müßte dies bei einem ſo hochentwickelten Volke wie dem italieniſchen als Zeichen des Verfalles angeſehen werden. Es wäre traurig, daß Menſchen ein Zeitvertreib, eine Beluſtigung geſchaffen würde, die bereits alle Ver- gnügungen, welche ihnen eine überfeine Kultur bietet, durchgekoſtet und nur zu ſorgen haben, auf welch ausgeſuchte Art ſie ſich einen Nervenkitzel verſchaffen könnten. Dieſe Leute ſollen den hungri- gen Vogelſängern anſtändigen Broterwerb ſchaffen. Mit dieſem Wunſche, dieſen Empfindungen und Ge- danken ſtehen wir nicht vereinzelt da und möchten wir im Intereſſe des Anſehens der Italiener ſo- wie in unſerem eigenſten Belangen das hohe kgl. Ackerbauminiſterium recht eindringlichſt bitten, zur Ehre der leitenden Kreiſe des ſchönen Italien un- ſerem Wunſche Rechnung tragen zu wollen. (Geſegnete Mahlzeit.) Wie der „La- (Aus der Zeitungswelt.) Die Klagen- Eigen-Berichte. St. Lorenzen ob Marburg, 18. Dezember. (Silveſterfeier.) Wie in den Vorjahren ver- Mureck, 18. Dezember. (Julfeier.) Der Leibnitz, 17. Dezember. (Ernennung. — Trachtenkränzchen.) Herr Johann Mür- Marburger Nachrichten. (Todesfall.) Geſtern ſtarb hier der Heiz- (Südmark-Kränzchen.) Urſprünglich (Philharmoniſcher Verein.) Das (Spenden): für die arme Frau mit 5 un- (Spenden): für die arme Familie Kovatſch: (Vom Theater.) Wie bereits mitgeteilt (Von der Hauptleitung der Süd- mark.) Beim Herannahen der Weihnachts- und (Der Deuſche Lehrerverein Um- gebung Marburg) beſchloß in der am 15. d. (Für die deutſche Schule in Brunn- dorf.) Zur Anſchaffung von Schuleinrichtungs- (Ja deutſcher Michl, das iſt ganz was anderes!) Man ſchreibt uns: „Die römiſch- (Warenverkehr in den Marburger Lagerhäuſern) vom 1. Dezember bis 16. De- <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="3"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nr. 153, 20. Dezember 1904. Marburger Zeitung</hi></fw><lb/><cb/> Roheiten, die bei dem Fangen und Töten der Vögel<lb/> gebräuchlich ſind, auch dann nicht entſchuldigt wer-<lb/> den, wenn dieſe „Arbeit“ als Erwerbszweig weniger<lb/> Menſchen angeſehen wird. Wir verurteilen auf das<lb/> entſchiedenſte das Blenden der Lockvögel als Bar-<lb/> barei ärgſter Sorte. Die Art und Weiſe, wie dieſe<lb/> Opfer menſchlicher Selbſtſucht im Sommer gehalten<lb/> werden, iſt abſcheulich. Die engen, kleinen Behälter,<lb/> mit zwei Sitzſtangen verſehen, ſtrotzend von Kot<lb/> und von allerlei Ungeziefer übervölkert, werden mit<lb/> ihrem bedauernswerten Inſaſſen monatelang im<lb/> Dunkeln gehalten und ſind wahre Folterkammern.<lb/> Wer je Gelegenheit hatte, einen Einblick in dieſe<lb/> barbariſchen Zuſtände zu gewinnen, ſtaunt, ſolche<lb/> heute noch in einem Kulturlande zu finden. Wenn<lb/> weiters das Preisſchießen auf Tauben in dem Jagd-<lb/> geſetze nicht verboten erſcheint, ſo müßte dies bei<lb/> einem ſo hochentwickelten Volke wie dem italieniſchen<lb/> als Zeichen des Verfalles angeſehen werden. Es<lb/> wäre traurig, daß Menſchen ein Zeitvertreib, eine<lb/> Beluſtigung geſchaffen würde, die bereits alle Ver-<lb/> gnügungen, welche ihnen eine überfeine Kultur<lb/> bietet, durchgekoſtet und nur zu ſorgen haben, auf<lb/> welch ausgeſuchte Art ſie ſich einen Nervenkitzel<lb/> verſchaffen könnten. 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Nach einer Verſion ſoll<lb/> er hierauf noch 5 Eier verzehrt und ſich am<lb/> nächſten Tage ganz wohl befunden haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Aus der Zeitungswelt.)</hi> </head> <p>Die Klagen-<lb/> furter „Freien Stimmen“ (Eigentümer Abg. J. W.<lb/> Dobernig) treten mit Neujahr in den 25. Jahrgang.<lb/> Aus dieſem Anlaſſe wird die erſte Nummer des<lb/> Jubiläumsjahres eine Feſtbeilage mit wertvollen<lb/> Aufſätzen der namhafteſten Kärntner Schriftſteller<lb/> enthalten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eigen-Berichte.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#g">St. Lorenzen</hi> ob Marburg, 18. 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Für<lb/> den muſikaliſchen Teil iſt die Kapelle des Infanterie-<lb/> Regiments Nr. 7 Graf Khevenhüller gewonnen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Marburger Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Todesfall.)</hi> </head> <p>Geſtern ſtarb hier der Heiz-<lb/> hausbedienſtete der Südbahn, Herr Kaſpar <hi rendition="#g">Katzen-<lb/> ſteiner,</hi> im 72. Lebensjahre. Das Leichenbegängnis<lb/> findet morgen um halb 4 Uhr ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Südmark-Kränzchen.)</hi> </head> <p>Urſprünglich<lb/> wurde die Abſicht gehegt, das Südmark-Kränzchen,<lb/> um einen größeren Reinertrag für die deutſche<lb/> Studentenküche zu erzielen, in den oberen Kaſino-<lb/> räumen abzuhalten. Da jedoch die Koſten für die<lb/> Beiſtellung dieſer Räume (400 Kronen) ſich zu hoch<lb/> ſtellen, ſo hat der Ortsgruppenausſchuß in ſeiner<lb/><cb/> geſtern abends abgehaltenen Sitzung den Beſchluß<lb/> gefaßt, dieſes mit Recht ſo beliebte und vornehme<lb/> Tanzfeſt in den unteren Kaſinoräumen zu veran-<lb/> ſtalten, und der Feſtausſchuß. der in den nächſten<lb/> Tagen ſchon zuſammentritt, wird gewiß alles auf-<lb/> bieten, um das Feſt ſo glanzvoll auszugeſtalten,<lb/> um es würdig ſeinen Vorgängern anreihen zu<lb/> können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Philharmoniſcher Verein.)</hi> </head> <p>Das<lb/> zweite Mitgliederkonzert dieſes Vereines wird am<lb/> Montag, den 16. Jänner im großen Kaſinoſaale<lb/> abgehalten werden. Zwei Neuheiten für Marburg<lb/> gelangen an dieſem Konzerte zur Ausführung und<lb/> zwar eine reizende Sinfonie des nordiſchen Ton-<lb/> dichters Swendſen und ein Violinkonzert von Mox<lb/> Bruch, das der Konzertmeiſter des ſteierm. Muſik-<lb/> vereines, Herr J. Handl, mit Orcheſterbegleitung<lb/> zum Vortrage bringen wird. Der erſte Familien-<lb/> abend des Vereines findet am Dreikönigtage im<lb/> unteren Kaſino-Konzertſaale ſtatt und wird eine<lb/> beſonders reichhaltige Vortragsordnung bieten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Spenden):</hi> </head> <p>für die arme Frau mit 5 un-<lb/> verſorgten Kindern: B. 2 Kronen, R. V. 2, Unge-<lb/> nannt 1,</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Spenden):</hi> </head> <p>für die arme Familie Kovatſch:<lb/> B. 2 Kronen, R. V. 3, Ungenannt 1, Mizi<lb/> Ko<hi rendition="#aq">č</hi>evar 10, K. Sch. 1, Lehrkörper der Knaben-<lb/> ſchule <hi rendition="#aq">II</hi> 5, Tiſchgeſellſchaft 5,</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Vom Theater.)</hi> </head> <p>Wie bereits mitgeteilt<lb/> wurde, findet heute der Benefizeabend der 1. Ope-<lb/> rettenſoubrette Frl. Laura <hi rendition="#g">Bernauer</hi> ſtatt. Zur<lb/> Aufführung gelangt die populäre Operette <hi rendition="#g">„Das<lb/> ſüße Mädel“,</hi> worin die Benefiziantin in der<lb/> Titelrolle vor das Publikum tritt. Bei der Beliebt-<lb/> heit der jungen ſympathiſchen Künſtlerin beim hie-<lb/> ſigen Publikum iſt wohl auf ein ausverkauftes<lb/> Haus zu rechnen. Mittwoch, den 21. d. nachmittag<lb/> halb 4 Uhr wird bei ermäßigten Preiſen das rei-<lb/> zende Weihnachtsmärchen <hi rendition="#g">„Des armen Kindes<lb/> Weihnachtsfeſt“</hi> für Groß und Klein zum<lb/> erſtenmale aufgeführt. Das Stück, das ſo recht<lb/> für die Weihnachtszeit paßt, enthält nebſt einer<lb/> feſſelnden Handlung Geſang, Ballett und lebende<lb/> Bilder. Für abends halb 8 Uhr wurde das ange-<lb/> ſetzte Stück „Die 300 Tage“ verſchoben und gelangt<lb/> als Klaſſikervorſtellung Goethe’s <hi rendition="#g">„Egmont“</hi> mit<lb/> der vollſtändigen, zur Handlung gehörigen Muſik<lb/> von Beethoven zur Aufführung. Dieſes Meiſterwerk<lb/> Goethes fand bei der letzten Studentenvorſtellung<lb/> ſo viel Beifall, daß die Direktion zahlreichen Wün-<lb/> ſchen entſpricht, dieſes Stück auch als Abendvor-<lb/> ſtellung zu geben. Donnerstag, den 22. d. geht<lb/> in vollſtändig neuer Ausſtattung der größte Wiener<lb/> Operettenſchlager der Saiſon <hi rendition="#g">„Jung-Heidelberg“</hi><lb/> von Karl Millöcker in Szene. Die Proben ſind<lb/> unter der Leitung des Direktors Karl Richter und<lb/> des Kapellmeiſters Oskar Seibt in vollem Gange.<lb/> Die vorkommenden Tänze werden ſämtlich vom<lb/> Ballettmeiſter und Regiſſeur Herrn Karl <hi rendition="#g">Schober</hi><lb/> von den vereinigten Theatern in Graz einſtudiert.<lb/> Sämtliche Rollen des Stückes befinden ſich in be-<lb/> währten Händen. Intereſſant iſt, daß die beiden<lb/> Hauptfiguren aus dem bekannten Studentenſtücke<lb/> „Alt-Heidelberg“, „Prinz Karl Heinrich“ und<lb/> „Käthi“ in dieſer Operette <hi rendition="#g">„gealtert“</hi> vorgeführt<lb/> werden. Das Repertoir für die Feiertage wurde<lb/> wie folgt zuſammengeſtellt: Sonntag, den 25. d.<lb/> nachmittags 3 Uhr „Der Raſtelbinder“, abends<lb/> halb 8 Uhr „Jung-Heidelberg“, Montag, 26. d.<lb/> nachmittags 3 Uhr „Das ſüße Mädel“, abends<lb/> halb 8 Uhr zum erſtenmale: „Wolf Bär Pfeffer-<lb/> korn auf Reiſen“.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Von der Hauptleitung der Süd-<lb/> mark.)</hi> </head> <p>Beim Herannahen der Weihnachts- und<lb/> Neujahrszeit erlaubt ſich die Hauptleitung alle<lb/> deutſch geſinnten Kreiſe an die im Verlage des<lb/> Vereines erſchienenen Jul- und Neujahrs-Poſtkarten<lb/> zu erinnern, die zum Preiſe von 10 H. das Stück<lb/> gegen Voreinſendung oder Nachnahme des Betrages<lb/> durch die Kanzlei bezogen werden können. Wieder-<lb/> verkäufer erhalten entſprechenden Nachlaß.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Der Deuſche Lehrerverein Um-<lb/> gebung Marburg)</hi> </head> <p>beſchloß in der am 15. d.<lb/> abgehaltenen Vereinsverſammlung <hi rendition="#g">einſtimmig,</hi><lb/> ſich der kürzlich vom Leobener Lehrerverein gefaßten<lb/> Entſchließung, in welcher dieſer gegen den nieder-<lb/> öſterreichiſchen Schulgeſetzentwurf in ſchärfſter Weiſe<lb/> Proteſt erhebt, vollinhaltlich anzuſchließen und gibt<lb/> der Erwartung Ausdruck, daß ſämtliche freiheitlich<lb/> geſinnten Volksvertreter, Körperſchaften und Stadt-<lb/> vertretungen mannhaften und energiſchen Einſpruch<lb/> gegen die Sanktionierung dieſes Geſetzes erheben<lb/> werden. Der Hilfskaſſe des Verbandes tritt der<lb/><cb/> Verein als Mitglied bei. Der Tätigkeitsbericht des<lb/> Obmannes ſowie der Kaſſabericht wurde zur befrie-<lb/> digenden Kenntnis genommen und dem Obmanne<lb/> für ſeine eifrige, zielbewnßte Tätigkeit der wärmſte<lb/> Dank ausgeſprochen. Weiters wurde beſchloſſen,<lb/> wegen Abhaltung einer Landeslehrerkonferenz im<lb/> Jahre 1905 die nötigen Schritte einzuleiten. Dem<lb/> völkiſchen Schriftſteller Herrn Karl <hi rendition="#g">Pröll</hi> in<lb/> Berlin wird für die den Schulen an der Sprach-<lb/> grenze übermittelten Bücherſpenden und Geldbeträge,<lb/> welch letztere zur Veranſtaltung von Weihnachts-<lb/> bäumchen beſtimmt ſind, der tiefgefühlteſte Dank<lb/> ausgeſprochen. In die Vereinsleitung wurden ge-<lb/> wählt die Herren Oberlehrer <hi rendition="#g">Moge</hi> als Obmann,<lb/> Oberlehrer <hi rendition="#g">Hötſchl</hi> als deſſen Stellvertreter, Lehrer<lb/><hi rendition="#g">Schatz</hi> als Schriftührer, Lehrer <hi rendition="#g">Kankowsky</hi><lb/> als Säckelwart und die Oberlehrer <hi rendition="#g">Wernitznigg</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Jauk</hi> als Mitglieder des Vereinsausſchuſſes.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Für die deutſche Schule in Brunn-<lb/> dorf.)</hi> </head> <p>Zur Anſchaffung von Schuleinrichtungs-<lb/> gegenſtänden hat der Volksſchule in Brunndorf der<lb/> Allgemeine Deutſche Schulverein in Berlin 500 Mk.<lb/> und der Verein Südmark in Graz 100 K. geſpendet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Ja deutſcher Michl, das iſt ganz<lb/> was anderes!)</hi> </head> <p>Man ſchreibt uns: „Die römiſch-<lb/> katholiſche Religion rühmt ſich, daß nur ſie ein-<lb/> heitlich und echt ſei. Das dem nicht ſo iſt, zeigen<lb/> ſchon die benachbarten Bistümer <hi rendition="#g">Seckau</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Lavant.</hi> In der erſteren darf während einer<lb/> geſungenen Meſſe, alſo Hochamt, <hi rendition="#g">niemals</hi> vom<lb/> Chore aus in <hi rendition="#g">deutſcher</hi> Sprache, nämlich in der<lb/> Sprache des anweſenden <hi rendition="#g">Volkes,</hi> geſungen werden.<lb/> An Sonn- und Feſttagen hört man nur Lieder<lb/> in <hi rendition="#g">lateiniſcher</hi> Sprache. Ganz anders wird<lb/> es gehalten in den Kirchen der Lavanter Diözeſe,<lb/> welche doch eine und dieſelbe Konfeſſion hat, wie<lb/> die Seckauer Diözeſe. Im Lavanter Bistum hört<lb/> man an Sonn- und anderen Feſttagen anläßlich<lb/> geſungener Meſſen nur Lieder im <hi rendition="#g">windiſchen</hi><lb/> Idiom. Alſo wo iſt die <hi rendition="#g">Einheitlichkeit</hi> der allein<lb/> ſeligmachenden Religion? Sommerfriſchler aus der<lb/> Seckauer Diözeſe wundern ſich nur, wie es kommt,<lb/> daß in <hi rendition="#g">ihrer</hi> Heimat die Lieder in <hi rendition="#g">ihrer</hi> Mutter-<lb/> ſprache <hi rendition="#g">nicht</hi> geſungen werden dürfen, während<lb/> in der Lavanter Diözeſe dies umgekehrt geſchieht.<lb/> Was dort verboten iſt, wird aber bei uns oſten-<lb/> tativ geübt! Ja, deutſcher Michel, deine Zipfelmütze<lb/> ſitzt dir noch tief über die Ohren, dir verbietet man<lb/> eben den Geſang in deiner Mutterſprache in der<lb/> Kirche. Du haſt eben keine deutſchen Prieſter.<lb/> Intereſſant iſt auch folgendes: Vor Jahren wurde<lb/> eine päpſtliche Verordnung öffentlich von der Kanzel<lb/> verleſen, daß die Worte anläßlich der Verabreichung<lb/> der Kommunion „O Herr, ich bin nicht würdig ...“<lb/> nur in lateiniſcher Sprache vom Prieſter geſprochen<lb/> werden dürfen, wenn die Kommunion während der<lb/> Meſſe, alſo gleich nach der Kommunion des meſſe-<lb/> leſenden Prieſters, verabreicht wird. Trotz dieſer<lb/> päpſtlichen Verordnung kümmern ſich beſonders<lb/> die jungen Hetzkaplänchen des Lavanter Bistums<lb/> nicht, ſie ſprechen dieſe Worte trotz päpſtlichen Ver-<lb/> botes doch im windiſchen Idiom. Wieder ganz<lb/> anders wirds in der Seckauer Diözeſe gehalten. Alſo<lb/> man ſieht, daß unſere Prieſterſchaft dem Papſt als<lb/> ihr Oberhaupt nicht folge leiſtet, wir Laien ſollen<lb/> aber unſeren Hetzkaplänen alles bis aufs J-Tüpfel-<lb/> chen folgen. Folget ihr, dann werden auch wir folgen.<lb/> Mein Sohn hatte in einer Volksſchule der Seckauer<lb/> Diözeſe einen ſchwarz rot-gelben Bleiſtift, dies be-<lb/> merkte ſein Katechet. Er wurde beſtraft und durfte<lb/> dieſen Bleiſtift nicht mehr gebrauchen, geſchweige<lb/> denſelben in die Schule tragen. Dergleichen geſchah<lb/> auch in der Stadtſchule der Landeshauptſtadt Graz.<lb/> In Unterſteiermark begegnete ich einen Volksſchüler,<lb/> der einen Bleiſtift in weiß-blau-rot öffentlich trug.<lb/> Der Knabe war von deutſchen Eltern. Er ſagte<lb/> mir auch, daß ſein Lehrer und ſein Katechet gerne<lb/> ſehen, wenn er und die übrigen Kinder ſolche Blei-<lb/> ſtifte haben. — Dort verboten, hier gerne geſehen.<lb/> Die Farben der ruſſiſchen Seeräuber ſind bisher<lb/> in Unterſteiermark noch nicht verboten!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">(Warenverkehr in den Marburger<lb/> Lagerhäuſern)</hi> </head> <p>vom 1. Dezember bis 16. De-<lb/> zember. Lagerſtand am 30. November 119.066·84<lb/> Meterzentner, Aſſekuranzwert 2,497.670 K. Ein-<lb/> lagerung vom 1. bis 15. Dezember 14.204·35 Meter-<lb/> zentner, Aſſekuranzwert 176.080 K., zuſammen<lb/> 133.271·19 Meterzentner, Aſſekuranzwert 2,673.750<lb/> K.; Auslagerung vom 1. bis 15. Dezember<lb/> 21.994·98 Meterzentner, Aſſekuranzwert 316.330 K.,<lb/> Lagerſtand am 15. Dezember 111.276·21 Meter-<lb/> zentner, Aſſekuranzwert 2,357.420 K.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 153, 20. Dezember 1904. Marburger Zeitung
Roheiten, die bei dem Fangen und Töten der Vögel
gebräuchlich ſind, auch dann nicht entſchuldigt wer-
den, wenn dieſe „Arbeit“ als Erwerbszweig weniger
Menſchen angeſehen wird. Wir verurteilen auf das
entſchiedenſte das Blenden der Lockvögel als Bar-
barei ärgſter Sorte. Die Art und Weiſe, wie dieſe
Opfer menſchlicher Selbſtſucht im Sommer gehalten
werden, iſt abſcheulich. Die engen, kleinen Behälter,
mit zwei Sitzſtangen verſehen, ſtrotzend von Kot
und von allerlei Ungeziefer übervölkert, werden mit
ihrem bedauernswerten Inſaſſen monatelang im
Dunkeln gehalten und ſind wahre Folterkammern.
Wer je Gelegenheit hatte, einen Einblick in dieſe
barbariſchen Zuſtände zu gewinnen, ſtaunt, ſolche
heute noch in einem Kulturlande zu finden. Wenn
weiters das Preisſchießen auf Tauben in dem Jagd-
geſetze nicht verboten erſcheint, ſo müßte dies bei
einem ſo hochentwickelten Volke wie dem italieniſchen
als Zeichen des Verfalles angeſehen werden. Es
wäre traurig, daß Menſchen ein Zeitvertreib, eine
Beluſtigung geſchaffen würde, die bereits alle Ver-
gnügungen, welche ihnen eine überfeine Kultur
bietet, durchgekoſtet und nur zu ſorgen haben, auf
welch ausgeſuchte Art ſie ſich einen Nervenkitzel
verſchaffen könnten. Dieſe Leute ſollen den hungri-
gen Vogelſängern anſtändigen Broterwerb ſchaffen.
Mit dieſem Wunſche, dieſen Empfindungen und Ge-
danken ſtehen wir nicht vereinzelt da und möchten
wir im Intereſſe des Anſehens der Italiener ſo-
wie in unſerem eigenſten Belangen das hohe kgl.
Ackerbauminiſterium recht eindringlichſt bitten, zur
Ehre der leitenden Kreiſe des ſchönen Italien un-
ſerem Wunſche Rechnung tragen zu wollen.
(Geſegnete Mahlzeit.) Wie der „La-
vanttaler Bote“ meldet, hat ein Grundbeſitzer im
Gaſthaus des Alois Kariſch in Jakling (Kärnten)
42 Stück hartgekochte Eier im Zeitraum von einer
halben Stunde verzehrt. Dies geſchah in großer
Geſellſchaft infolge einer Wette, welche um den
Betrag für die Eier ging. Nach einer Verſion ſoll
er hierauf noch 5 Eier verzehrt und ſich am
nächſten Tage ganz wohl befunden haben.
(Aus der Zeitungswelt.) Die Klagen-
furter „Freien Stimmen“ (Eigentümer Abg. J. W.
Dobernig) treten mit Neujahr in den 25. Jahrgang.
Aus dieſem Anlaſſe wird die erſte Nummer des
Jubiläumsjahres eine Feſtbeilage mit wertvollen
Aufſätzen der namhafteſten Kärntner Schriftſteller
enthalten.
Eigen-Berichte.
St. Lorenzen ob Marburg, 18. Dezember.
(Silveſterfeier.) Wie in den Vorjahren ver-
anſtaltet der hieſige Lehrkörper auch heuer am
Silveſterabende in Ratteys Gaſthauslokalitäten einen
Glückshafen zum Beſten der armen Schulkinder
und ladet alle Freunde der Schule und der Schul-
jugend freundlichſt ein, dieſe wahrhaft humane
Veranſtaltung durch Verleihung von Beſten und
ſonſtigen Spenden ſowie durch rege Teilnahme auf
das kräftigſte unterſtützen zu wollen.
Mureck, 18. Dezember. (Julfeier.) Der
deutſche Turnverein Mureck (Turnerbund) veran-
ſtaltet Mittwoch, den 21. d. um 8 Uhr abends im
Gaſthauſe des Herrn Felix Jahl ſeine diesjährige
Julfeier. Volksgenoſſen ſind herzlich willkommen.
Leibnitz, 17. Dezember. (Ernennung.
— Trachtenkränzchen.) Herr Johann Mür-
ling, k. k. Grundbuchsführer i. R. und Hausbe-
ſitzer, wurde an Stelle des zurückgetretenen Herrn
Hauptmannes Karl Genotte zum ſtaatsanwaltſchaft-
lichen Funktionär beim k. k. Bezirksgerichte Leib-
nitz ernannt. — Die Jungmannſchaft Leibnitz ver-
anſtaltet am 14. Jänner k. J., abends 8 Uhr, in
Neuböcks Saale ein Trachtenkränzchen, an deſſen
Vorbereitungen bereits eifrigſt gearbeitet wird. Für
den muſikaliſchen Teil iſt die Kapelle des Infanterie-
Regiments Nr. 7 Graf Khevenhüller gewonnen.
Marburger Nachrichten.
(Todesfall.) Geſtern ſtarb hier der Heiz-
hausbedienſtete der Südbahn, Herr Kaſpar Katzen-
ſteiner, im 72. Lebensjahre. Das Leichenbegängnis
findet morgen um halb 4 Uhr ſtatt.
(Südmark-Kränzchen.) Urſprünglich
wurde die Abſicht gehegt, das Südmark-Kränzchen,
um einen größeren Reinertrag für die deutſche
Studentenküche zu erzielen, in den oberen Kaſino-
räumen abzuhalten. Da jedoch die Koſten für die
Beiſtellung dieſer Räume (400 Kronen) ſich zu hoch
ſtellen, ſo hat der Ortsgruppenausſchuß in ſeiner
geſtern abends abgehaltenen Sitzung den Beſchluß
gefaßt, dieſes mit Recht ſo beliebte und vornehme
Tanzfeſt in den unteren Kaſinoräumen zu veran-
ſtalten, und der Feſtausſchuß. der in den nächſten
Tagen ſchon zuſammentritt, wird gewiß alles auf-
bieten, um das Feſt ſo glanzvoll auszugeſtalten,
um es würdig ſeinen Vorgängern anreihen zu
können.
(Philharmoniſcher Verein.) Das
zweite Mitgliederkonzert dieſes Vereines wird am
Montag, den 16. Jänner im großen Kaſinoſaale
abgehalten werden. Zwei Neuheiten für Marburg
gelangen an dieſem Konzerte zur Ausführung und
zwar eine reizende Sinfonie des nordiſchen Ton-
dichters Swendſen und ein Violinkonzert von Mox
Bruch, das der Konzertmeiſter des ſteierm. Muſik-
vereines, Herr J. Handl, mit Orcheſterbegleitung
zum Vortrage bringen wird. Der erſte Familien-
abend des Vereines findet am Dreikönigtage im
unteren Kaſino-Konzertſaale ſtatt und wird eine
beſonders reichhaltige Vortragsordnung bieten.
(Spenden): für die arme Frau mit 5 un-
verſorgten Kindern: B. 2 Kronen, R. V. 2, Unge-
nannt 1,
(Spenden): für die arme Familie Kovatſch:
B. 2 Kronen, R. V. 3, Ungenannt 1, Mizi
Kočevar 10, K. Sch. 1, Lehrkörper der Knaben-
ſchule II 5, Tiſchgeſellſchaft 5,
(Vom Theater.) Wie bereits mitgeteilt
wurde, findet heute der Benefizeabend der 1. Ope-
rettenſoubrette Frl. Laura Bernauer ſtatt. Zur
Aufführung gelangt die populäre Operette „Das
ſüße Mädel“, worin die Benefiziantin in der
Titelrolle vor das Publikum tritt. Bei der Beliebt-
heit der jungen ſympathiſchen Künſtlerin beim hie-
ſigen Publikum iſt wohl auf ein ausverkauftes
Haus zu rechnen. Mittwoch, den 21. d. nachmittag
halb 4 Uhr wird bei ermäßigten Preiſen das rei-
zende Weihnachtsmärchen „Des armen Kindes
Weihnachtsfeſt“ für Groß und Klein zum
erſtenmale aufgeführt. Das Stück, das ſo recht
für die Weihnachtszeit paßt, enthält nebſt einer
feſſelnden Handlung Geſang, Ballett und lebende
Bilder. Für abends halb 8 Uhr wurde das ange-
ſetzte Stück „Die 300 Tage“ verſchoben und gelangt
als Klaſſikervorſtellung Goethe’s „Egmont“ mit
der vollſtändigen, zur Handlung gehörigen Muſik
von Beethoven zur Aufführung. Dieſes Meiſterwerk
Goethes fand bei der letzten Studentenvorſtellung
ſo viel Beifall, daß die Direktion zahlreichen Wün-
ſchen entſpricht, dieſes Stück auch als Abendvor-
ſtellung zu geben. Donnerstag, den 22. d. geht
in vollſtändig neuer Ausſtattung der größte Wiener
Operettenſchlager der Saiſon „Jung-Heidelberg“
von Karl Millöcker in Szene. Die Proben ſind
unter der Leitung des Direktors Karl Richter und
des Kapellmeiſters Oskar Seibt in vollem Gange.
Die vorkommenden Tänze werden ſämtlich vom
Ballettmeiſter und Regiſſeur Herrn Karl Schober
von den vereinigten Theatern in Graz einſtudiert.
Sämtliche Rollen des Stückes befinden ſich in be-
währten Händen. Intereſſant iſt, daß die beiden
Hauptfiguren aus dem bekannten Studentenſtücke
„Alt-Heidelberg“, „Prinz Karl Heinrich“ und
„Käthi“ in dieſer Operette „gealtert“ vorgeführt
werden. Das Repertoir für die Feiertage wurde
wie folgt zuſammengeſtellt: Sonntag, den 25. d.
nachmittags 3 Uhr „Der Raſtelbinder“, abends
halb 8 Uhr „Jung-Heidelberg“, Montag, 26. d.
nachmittags 3 Uhr „Das ſüße Mädel“, abends
halb 8 Uhr zum erſtenmale: „Wolf Bär Pfeffer-
korn auf Reiſen“.
(Von der Hauptleitung der Süd-
mark.) Beim Herannahen der Weihnachts- und
Neujahrszeit erlaubt ſich die Hauptleitung alle
deutſch geſinnten Kreiſe an die im Verlage des
Vereines erſchienenen Jul- und Neujahrs-Poſtkarten
zu erinnern, die zum Preiſe von 10 H. das Stück
gegen Voreinſendung oder Nachnahme des Betrages
durch die Kanzlei bezogen werden können. Wieder-
verkäufer erhalten entſprechenden Nachlaß.
(Der Deuſche Lehrerverein Um-
gebung Marburg) beſchloß in der am 15. d.
abgehaltenen Vereinsverſammlung einſtimmig,
ſich der kürzlich vom Leobener Lehrerverein gefaßten
Entſchließung, in welcher dieſer gegen den nieder-
öſterreichiſchen Schulgeſetzentwurf in ſchärfſter Weiſe
Proteſt erhebt, vollinhaltlich anzuſchließen und gibt
der Erwartung Ausdruck, daß ſämtliche freiheitlich
geſinnten Volksvertreter, Körperſchaften und Stadt-
vertretungen mannhaften und energiſchen Einſpruch
gegen die Sanktionierung dieſes Geſetzes erheben
werden. Der Hilfskaſſe des Verbandes tritt der
Verein als Mitglied bei. Der Tätigkeitsbericht des
Obmannes ſowie der Kaſſabericht wurde zur befrie-
digenden Kenntnis genommen und dem Obmanne
für ſeine eifrige, zielbewnßte Tätigkeit der wärmſte
Dank ausgeſprochen. Weiters wurde beſchloſſen,
wegen Abhaltung einer Landeslehrerkonferenz im
Jahre 1905 die nötigen Schritte einzuleiten. Dem
völkiſchen Schriftſteller Herrn Karl Pröll in
Berlin wird für die den Schulen an der Sprach-
grenze übermittelten Bücherſpenden und Geldbeträge,
welch letztere zur Veranſtaltung von Weihnachts-
bäumchen beſtimmt ſind, der tiefgefühlteſte Dank
ausgeſprochen. In die Vereinsleitung wurden ge-
wählt die Herren Oberlehrer Moge als Obmann,
Oberlehrer Hötſchl als deſſen Stellvertreter, Lehrer
Schatz als Schriftührer, Lehrer Kankowsky
als Säckelwart und die Oberlehrer Wernitznigg
und Jauk als Mitglieder des Vereinsausſchuſſes.
(Für die deutſche Schule in Brunn-
dorf.) Zur Anſchaffung von Schuleinrichtungs-
gegenſtänden hat der Volksſchule in Brunndorf der
Allgemeine Deutſche Schulverein in Berlin 500 Mk.
und der Verein Südmark in Graz 100 K. geſpendet.
(Ja deutſcher Michl, das iſt ganz
was anderes!) Man ſchreibt uns: „Die römiſch-
katholiſche Religion rühmt ſich, daß nur ſie ein-
heitlich und echt ſei. Das dem nicht ſo iſt, zeigen
ſchon die benachbarten Bistümer Seckau und
Lavant. In der erſteren darf während einer
geſungenen Meſſe, alſo Hochamt, niemals vom
Chore aus in deutſcher Sprache, nämlich in der
Sprache des anweſenden Volkes, geſungen werden.
An Sonn- und Feſttagen hört man nur Lieder
in lateiniſcher Sprache. Ganz anders wird
es gehalten in den Kirchen der Lavanter Diözeſe,
welche doch eine und dieſelbe Konfeſſion hat, wie
die Seckauer Diözeſe. Im Lavanter Bistum hört
man an Sonn- und anderen Feſttagen anläßlich
geſungener Meſſen nur Lieder im windiſchen
Idiom. Alſo wo iſt die Einheitlichkeit der allein
ſeligmachenden Religion? Sommerfriſchler aus der
Seckauer Diözeſe wundern ſich nur, wie es kommt,
daß in ihrer Heimat die Lieder in ihrer Mutter-
ſprache nicht geſungen werden dürfen, während
in der Lavanter Diözeſe dies umgekehrt geſchieht.
Was dort verboten iſt, wird aber bei uns oſten-
tativ geübt! Ja, deutſcher Michel, deine Zipfelmütze
ſitzt dir noch tief über die Ohren, dir verbietet man
eben den Geſang in deiner Mutterſprache in der
Kirche. Du haſt eben keine deutſchen Prieſter.
Intereſſant iſt auch folgendes: Vor Jahren wurde
eine päpſtliche Verordnung öffentlich von der Kanzel
verleſen, daß die Worte anläßlich der Verabreichung
der Kommunion „O Herr, ich bin nicht würdig ...“
nur in lateiniſcher Sprache vom Prieſter geſprochen
werden dürfen, wenn die Kommunion während der
Meſſe, alſo gleich nach der Kommunion des meſſe-
leſenden Prieſters, verabreicht wird. Trotz dieſer
päpſtlichen Verordnung kümmern ſich beſonders
die jungen Hetzkaplänchen des Lavanter Bistums
nicht, ſie ſprechen dieſe Worte trotz päpſtlichen Ver-
botes doch im windiſchen Idiom. Wieder ganz
anders wirds in der Seckauer Diözeſe gehalten. Alſo
man ſieht, daß unſere Prieſterſchaft dem Papſt als
ihr Oberhaupt nicht folge leiſtet, wir Laien ſollen
aber unſeren Hetzkaplänen alles bis aufs J-Tüpfel-
chen folgen. Folget ihr, dann werden auch wir folgen.
Mein Sohn hatte in einer Volksſchule der Seckauer
Diözeſe einen ſchwarz rot-gelben Bleiſtift, dies be-
merkte ſein Katechet. Er wurde beſtraft und durfte
dieſen Bleiſtift nicht mehr gebrauchen, geſchweige
denſelben in die Schule tragen. Dergleichen geſchah
auch in der Stadtſchule der Landeshauptſtadt Graz.
In Unterſteiermark begegnete ich einen Volksſchüler,
der einen Bleiſtift in weiß-blau-rot öffentlich trug.
Der Knabe war von deutſchen Eltern. Er ſagte
mir auch, daß ſein Lehrer und ſein Katechet gerne
ſehen, wenn er und die übrigen Kinder ſolche Blei-
ſtifte haben. — Dort verboten, hier gerne geſehen.
Die Farben der ruſſiſchen Seeräuber ſind bisher
in Unterſteiermark noch nicht verboten!
(Warenverkehr in den Marburger
Lagerhäuſern) vom 1. Dezember bis 16. De-
zember. Lagerſtand am 30. November 119.066·84
Meterzentner, Aſſekuranzwert 2,497.670 K. Ein-
lagerung vom 1. bis 15. Dezember 14.204·35 Meter-
zentner, Aſſekuranzwert 176.080 K., zuſammen
133.271·19 Meterzentner, Aſſekuranzwert 2,673.750
K.; Auslagerung vom 1. bis 15. Dezember
21.994·98 Meterzentner, Aſſekuranzwert 316.330 K.,
Lagerſtand am 15. Dezember 111.276·21 Meter-
zentner, Aſſekuranzwert 2,357.420 K.
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