Marburger Zeitung. Nr. 19, Marburg, 12.02.1907.Marburger Zeitung. Nr. 19, 12. Februar 1907. [Spaltenumbruch] werden. Herr Dr. Leonhard d. Ä. beantragte, es sei bei der Hauptversammlung der Antrag einzu- bringen, die Regierung werde aufgefordert, die Steuerabschreibungen für beschädigte Weingärten nicht erst Jahre nach der Anmeldung, sondern sofort vorzunehmen. Redner erörtert die schweren Nachteile des jetzigen Systems und bemerkt zum Schlusse, daß durch ein rascheres Tempo in der Steuerab- schreibung der Staat keinen Schaden erleide, die steuerzahlende Bevölkerung aber Nutzen habe. Herr Insp. Binder weist auf die verschiedenen unver- antwortlichen Waldausrottungen hin, bemerkt, daß man keinen Waldbesitzer bevormunden wolle, sieht sich aber zu dem Antrage gedrängt, vom Zentral- ausschusse sei bei der Hauptversammlung ein energisches Einschreiten hinsichtlich der Handhabung unseres Forstgesetzes zu begehren, damit nicht der Schmuck unseres Landes, der Regulator des Wetters, devastiert werde. Herr Dr. Rodler verweist auf die Frage der Heereslieferungen und verweist bei der Besprechung der betreffenden Verhandlungen in der Delegation darauf, daß die Ungarn nicht nur direkt ihren quotenmäßigen Anteil an den Lieferungen haben, sondern daß auch noch sehr viele ungarische landwirtschaftliche Produkte unter österreichischer Flagge von österreichischen Händlern als österreichische Produkte der Heeresverwaltung geliefert werden, wodurch eine gewaltige Schädigung der österreichischen Landwirtfchaft ersteht. Außerdem seien die unserer Landwirtschaft eingeräumten Be- günstigungen meist wertlos, es heiße immer, der Landwirt könne nicht so liefern wie der Händler. Die Marburger Obstverwertungsgenossenschaft habe trotz vieler Bemühungen keine Lieferung erhalten können. Immer machen die Händler das Geschäft, sei es dnrch Betrug oder durch falsche Gesetzes- auslegung. Redner verweist auf den Schwindel der mit Heulieferungen getrieben wird und verurteilt es, daß auch Pächter zu Lieferungen zugelassen werden, sogar solche, welche das Heu am Halm kaufen und dann als eigene landwirtschaftliche Erzeugung liefern. Der Redner stellt diesbezügliche Anträge, die in der Hauptversammlung zu vertreten seien. Sämtliche oberwähnten Anträge der einzelnen Redner wurden angenommen. Mit Rücksicht auf die von ihm ein- gebrachten Anträge wurde Herr Dr. Rodler ebenfalls zum Delegierten gewählt. Hierauf hielt Wanderlehrer Herr Jelovschek einen interessanten Vortrag über das Verkalben der Kühe, auf den wir in der nächsten Nummer zurückkommen werden. Zum Schlusse der Versammlung forderte Herr Girstmayr die Versammlung noch auf, gegen jenen Beschluß des Marburger Gemeinderates zu protestieren, welcher zugunsten der Eröffnung der rumänischen Grenze für die Einfuhr fremden Schlachtviehes gefaßt werde. Der betreffende Antrag wurde angenommen und Herr G.-R. Dir. Schmid ersucht, die Augelegenheit im landwirtschaftlichen Sinne im Gemeinderate zu erledigen. Sodann schloß Herr Inspektor Binder unter herzlichen Dankes- worten die Versammlung. Eine neue geplante Bahn. Im Markt Spende. Für die Südmark-Ortsgruppe Mar- Faschingschluß. Heute findet in den unteren Vom deutschen Sängervereine in Straß. Der hiesige deutsche Sängerverein ver- Steiermark und der Deutsche Schul- verein. Was hat der Deutsche Schulverein für Tanzabend des Turnvereines. Der am Die Genossenschaftsversammlung der Greisler und Händler findet am 18. d. The Grand Bioskop im Hotel Alwies "Karneval in Venedig." Es sind prächtige Eine Hochzeit unter gefährlichen Um- ständen gab es am vergangenen Montag in Feuer in Windisch-Feistritz. Das Südbahnstationsgebäude nieder- gebrannt. In der Nacht vom Sonntag auf den Montag Aus Windisch-Feistritz wird uns unterm 11. d. Gestern (Sonntag) um 8 Uhr früh fuhr der Marburger Zeitung. Nr. 19, 12. Februar 1907. [Spaltenumbruch] werden. Herr Dr. Leonhard d. Ä. beantragte, es ſei bei der Hauptverſammlung der Antrag einzu- bringen, die Regierung werde aufgefordert, die Steuerabſchreibungen für beſchädigte Weingärten nicht erſt Jahre nach der Anmeldung, ſondern ſofort vorzunehmen. Redner erörtert die ſchweren Nachteile des jetzigen Syſtems und bemerkt zum Schluſſe, daß durch ein raſcheres Tempo in der Steuerab- ſchreibung der Staat keinen Schaden erleide, die ſteuerzahlende Bevölkerung aber Nutzen habe. Herr Inſp. Binder weiſt auf die verſchiedenen unver- antwortlichen Waldausrottungen hin, bemerkt, daß man keinen Waldbeſitzer bevormunden wolle, ſieht ſich aber zu dem Antrage gedrängt, vom Zentral- ausſchuſſe ſei bei der Hauptverſammlung ein energiſches Einſchreiten hinſichtlich der Handhabung unſeres Forſtgeſetzes zu begehren, damit nicht der Schmuck unſeres Landes, der Regulator des Wetters, devaſtiert werde. Herr Dr. Rodler verweiſt auf die Frage der Heereslieferungen und verweiſt bei der Beſprechung der betreffenden Verhandlungen in der Delegation darauf, daß die Ungarn nicht nur direkt ihren quotenmäßigen Anteil an den Lieferungen haben, ſondern daß auch noch ſehr viele ungariſche landwirtſchaftliche Produkte unter öſterreichiſcher Flagge von öſterreichiſchen Händlern als öſterreichiſche Produkte der Heeresverwaltung geliefert werden, wodurch eine gewaltige Schädigung der öſterreichiſchen Landwirtfchaft erſteht. Außerdem ſeien die unſerer Landwirtſchaft eingeräumten Be- günſtigungen meiſt wertlos, es heiße immer, der Landwirt könne nicht ſo liefern wie der Händler. Die Marburger Obſtverwertungsgenoſſenſchaft habe trotz vieler Bemühungen keine Lieferung erhalten können. Immer machen die Händler das Geſchäft, ſei es dnrch Betrug oder durch falſche Geſetzes- auslegung. Redner verweiſt auf den Schwindel der mit Heulieferungen getrieben wird und verurteilt es, daß auch Pächter zu Lieferungen zugelaſſen werden, ſogar ſolche, welche das Heu am Halm kaufen und dann als eigene landwirtſchaftliche Erzeugung liefern. Der Redner ſtellt diesbezügliche Anträge, die in der Hauptverſammlung zu vertreten ſeien. Sämtliche oberwähnten Anträge der einzelnen Redner wurden angenommen. Mit Rückſicht auf die von ihm ein- gebrachten Anträge wurde Herr Dr. Rodler ebenfalls zum Delegierten gewählt. Hierauf hielt Wanderlehrer Herr Jelovſchek einen intereſſanten Vortrag über das Verkalben der Kühe, auf den wir in der nächſten Nummer zurückkommen werden. Zum Schluſſe der Verſammlung forderte Herr Girſtmayr die Verſammlung noch auf, gegen jenen Beſchluß des Marburger Gemeinderates zu proteſtieren, welcher zugunſten der Eröffnung der rumäniſchen Grenze für die Einfuhr fremden Schlachtviehes gefaßt werde. Der betreffende Antrag wurde angenommen und Herr G.-R. Dir. Schmid erſucht, die Augelegenheit im landwirtſchaftlichen Sinne im Gemeinderate zu erledigen. Sodann ſchloß Herr Inſpektor Binder unter herzlichen Dankes- worten die Verſammlung. Eine neue geplante Bahn. Im Markt Spende. Für die Südmark-Ortsgruppe Mar- Faſchingſchluß. Heute findet in den unteren Vom deutſchen Sängervereine in Straß. Der hieſige deutſche Sängerverein ver- Steiermark und der Deutſche Schul- verein. Was hat der Deutſche Schulverein für Tanzabend des Turnvereines. Der am Die Genoſſenſchaftsverſammlung der Greisler und Händler findet am 18. d. The Grand Bioſkop im Hotel Alwies „Karneval in Venedig.“ Es ſind prächtige Eine Hochzeit unter gefährlichen Um- ſtänden gab es am vergangenen Montag in Feuer in Windiſch-Feiſtritz. Das Südbahnſtationsgebäude nieder- gebrannt. In der Nacht vom Sonntag auf den Montag Aus Windiſch-Feiſtritz wird uns unterm 11. d. Geſtern (Sonntag) um 8 Uhr früh fuhr der <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Marburger Zeitung. Nr. 19, 12. Februar 1907.</hi></fw><lb/><cb/> werden. Herr Dr. <hi rendition="#g">Leonhard</hi> d. Ä. beantragte,<lb/> es ſei bei der Hauptverſammlung der Antrag einzu-<lb/> bringen, die Regierung werde aufgefordert, die<lb/> Steuerabſchreibungen für beſchädigte Weingärten<lb/> nicht erſt Jahre nach der Anmeldung, ſondern ſofort<lb/> vorzunehmen. Redner erörtert die ſchweren Nachteile<lb/> des jetzigen Syſtems und bemerkt zum Schluſſe,<lb/> daß durch ein raſcheres Tempo in der Steuerab-<lb/> ſchreibung der Staat keinen Schaden erleide, die<lb/> ſteuerzahlende Bevölkerung aber Nutzen habe. Herr<lb/> Inſp. <hi rendition="#g">Binder</hi> weiſt auf die verſchiedenen unver-<lb/> antwortlichen Waldausrottungen hin, bemerkt, daß<lb/> man keinen Waldbeſitzer bevormunden wolle, ſieht<lb/> ſich aber zu dem Antrage gedrängt, vom Zentral-<lb/> ausſchuſſe ſei bei der Hauptverſammlung ein<lb/> energiſches Einſchreiten hinſichtlich der Handhabung<lb/> unſeres Forſtgeſetzes zu begehren, damit nicht der<lb/> Schmuck unſeres Landes, der Regulator des Wetters,<lb/> devaſtiert werde. Herr Dr. <hi rendition="#g">Rodler</hi> verweiſt auf<lb/> die Frage der Heereslieferungen und verweiſt bei<lb/> der Beſprechung der betreffenden Verhandlungen<lb/> in der Delegation darauf, daß die Ungarn nicht<lb/> nur direkt ihren quotenmäßigen Anteil an den<lb/> Lieferungen haben, ſondern daß auch noch ſehr<lb/> viele ungariſche landwirtſchaftliche Produkte unter<lb/> öſterreichiſcher Flagge von öſterreichiſchen Händlern<lb/> als öſterreichiſche Produkte der Heeresverwaltung<lb/> geliefert werden, wodurch eine gewaltige Schädigung<lb/> der öſterreichiſchen Landwirtfchaft erſteht. Außerdem<lb/> ſeien die unſerer Landwirtſchaft eingeräumten Be-<lb/> günſtigungen meiſt wertlos, es heiße immer, der<lb/> Landwirt könne nicht ſo liefern wie der Händler.<lb/> Die Marburger Obſtverwertungsgenoſſenſchaft habe<lb/> trotz vieler Bemühungen keine Lieferung erhalten<lb/> können. Immer machen die Händler das Geſchäft,<lb/> ſei es dnrch Betrug oder durch falſche Geſetzes-<lb/> auslegung. Redner verweiſt auf den Schwindel der<lb/> mit Heulieferungen getrieben wird und verurteilt es,<lb/> daß auch Pächter zu Lieferungen zugelaſſen werden,<lb/> ſogar ſolche, welche das Heu am Halm kaufen und<lb/> dann als eigene landwirtſchaftliche Erzeugung liefern.<lb/> Der Redner ſtellt diesbezügliche Anträge, die in der<lb/> Hauptverſammlung zu vertreten ſeien. Sämtliche<lb/> oberwähnten Anträge der einzelnen Redner wurden<lb/> angenommen. Mit Rückſicht auf die von ihm ein-<lb/> gebrachten Anträge wurde Herr Dr. <hi rendition="#g">Rodler</hi><lb/> ebenfalls zum Delegierten gewählt. Hierauf hielt<lb/> Wanderlehrer Herr <hi rendition="#g">Jelovſchek</hi> einen intereſſanten<lb/> Vortrag über das Verkalben der Kühe, auf den wir<lb/> in der nächſten Nummer zurückkommen werden.<lb/> Zum Schluſſe der Verſammlung forderte Herr<lb/><hi rendition="#g">Girſtmayr</hi> die Verſammlung noch auf, gegen<lb/> jenen Beſchluß des Marburger Gemeinderates zu<lb/> proteſtieren, welcher zugunſten der Eröffnung der<lb/> rumäniſchen Grenze für die Einfuhr fremden<lb/> Schlachtviehes gefaßt werde. Der betreffende Antrag<lb/> wurde angenommen und Herr G.-R. Dir. <hi rendition="#g">Schmid</hi><lb/> erſucht, die Augelegenheit im landwirtſchaftlichen<lb/> Sinne im Gemeinderate zu erledigen. 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A. ſtatt eines Kranzes für Ernſt<lb/> Golob 10 Kronen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Faſchingſchluß.</hi> </head> <p>Heute findet in den unteren<lb/> Kaſinoräumen der vom Reſtaurateur J. <hi rendition="#g">Walter</hi><lb/> veranſtaltete Elite-Maskenball und in den Götz ſchen<lb/> Sälen der zweite Maskenball ſtatt. Im Gaſthauſe<lb/> „zur Stadt Graz“ wird eine Tanzunterhaltung<lb/> abgehalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom deutſchen Sängervereine in<lb/> Straß.</hi> </head> <p>Der hieſige deutſche Sängerverein ver-<lb/> anſtaltet am 13. d. unter Leitung des Chormeiſters<lb/> Herrn Alois Dietrich in Herrn Rauſchers Gaſthof<lb/> eine Liedertafel, bei der auch der hieſige Damenchor<lb/> ſowie das Vereinsorcheſter mitwirken werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Steiermark und der Deutſche Schul-<lb/> verein.</hi> </head> <p>Was hat der Deutſche Schulverein für<lb/> Steiermark geleiſtet: 1. <hi rendition="#g">Vereinsſchulen:</hi><lb/> Lichtenwald, zwei Klaſſen, mit Öffentlichkeitsrecht<lb/> errichtet 1882, dann erweitert; Sauerbrunn, zwei<lb/> Klaſſen, mit Öffentlichkeitsrecht errichtet 1898, dann<lb/> erweitert; Schönſtein, zwei Klaſſen, mit Öffentlich-<lb/> keitsrecht errichtet 1903, erweitert 1905; Pickern-<lb/> dorf bei Marburg, Privatſchule des Dr. Otto Reiſer,<lb/><cb/> errichtet mit Unterſtützung des Vereines 1882,<lb/> öffentliche einklaſſige Schule ſeit 1898; St. Egydi,<lb/> errichtet 1889, von der öffentlichen Verwaltung<lb/> übernommen 1901. 2. <hi rendition="#g">Vereins-Kindergärten:</hi><lb/> Friedau, errichtet 1888, Windiſch-Feiſtritz 1884.<lb/> 3. Vom Vereine <hi rendition="#g">ſubventionierte</hi> Schulen:<lb/> Poberſch. 4. <hi rendition="#g">Subventionierte Kindergärten:</hi><lb/> Mahrenberg, Rann, Windiſchgraz, Wöllan. 5. <hi rendition="#g">Reli-<lb/> gionsunterricht:</hi> Pickerndorf. 6. <hi rendition="#g">Induſtrial-<lb/> unterricht:</hi> Roßwein. 7. <hi rendition="#g">Muſikunterricht:</hi><lb/> Pettau, wo der Verein die Muſikſchule des Muſik-<lb/> vereines unterſtützt. 8. <hi rendition="#g">Vereinsgebäude</hi> beſitzt<lb/> der Verein in Lichtenwald, Luttenberg, Rohitſch<lb/> (die Hälfte), St. Egydi, Sauerbrunn, Schönſtein,<lb/> Süßenberg, Tüffer, Weitenſtein. 9. <hi rendition="#g">Schulbau-<lb/> ſubvention:</hi> für Radkersburg. 10. <hi rendition="#g">Lehr-</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Lernmittel:</hi> für Saldenhofen, St. Egydi, Süßen-<lb/> berg. 11. <hi rendition="#g">Lehrergehaltszulagen</hi> und Re-<lb/> munerationen für Lehrer in ſechs Fällen. 12.<lb/><hi rendition="#g">Suppengaben</hi> und Anderes in ſechs Schulen<lb/> und einem Kindergarten. Hiezu die ſchon erwähnte<lb/> Spende von 100.000 Kronen für Gaberje bei Cilli.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tanzabend des Turnvereines.</hi> </head> <p>Der am<lb/> vergangenen Samstag im Kaſino ſtattgefundene<lb/> Tanzabend des Marburger Turnvereines zeigte<lb/> wieder einmal, mit welchem außerordentlichen Geſchick<lb/> die Vereinsleitung an die Veranſtaltung derartiger,<lb/> der Geſelligkeit der Vereinsmitglieder und ihrer<lb/> Freunde gewidmeter Unterhaltungsabende ſchreitet<lb/> und — wie viel Glück ſie dabei jedesmal hat. Auch<lb/> diesmal war der Beſuch ein ſehr guter. Ball-<lb/> toiletten, Volks- und Phantaſietrachten gab es<lb/> genug in reizender Auswahl. Bei den Klängen der<lb/> Südbahnwerkſtättenkapelle entwickelte ſich bald ein<lb/> frohes Tanzfeſt, dem von Stunde zu Stunde eifriger<lb/> gehuldigt wurde. Eine vorzügliche Karnevalsſtimmung<lb/> hatte im Nu die ganze Geſellſchaft erobert und be-<lb/> herrſchte alles bis zum fröhlichen Schluſſe. Die<lb/> Firma Kleinſchuſter hatte die Ausſchmückung des<lb/> Tanzſaales in den unteren Kaſinoräumen geſchmack-<lb/> voll durchgeführt. Bis in den grauenden Morgen<lb/> hinein drehten ſich voll froher Luſt die Paare, —<lb/> dem Marburger Turnvereine dankverbunden für<lb/> dieſe neuerliche prächtige Gelegenheit, dem Prinzen<lb/> Karneval vor deſſen Auszuge noch einmal eine<lb/> freudenvolle Huldigung darbringen zu können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Genoſſenſchaftsverſammlung der<lb/> Greisler und Händler</hi> </head> <p>findet am 18. d.<lb/> abends 8 Uhr im Gaſthauſe „zur Stadt Graz“<lb/> (Rathausplatz) ſtatt. Ungerechtfertigtes Fernebleiben<lb/> von dieſer Verſammlung wird laut Verſammlungs-<lb/> beſchluß vom 3. Februar 1904 mit 50 H. beſtraft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">The Grand Bioſkop</hi> </head> <p>im Hotel <hi rendition="#g">Alwies</hi><lb/> weiſt dieſe Woche ein ſehr gutes Programm auf.<lb/> Sehr intereſſant iſt der Film „Glasinduſtrie in<lb/> mehreren Abteilungen bis zur Fertigſtellung des<lb/> Glaſes“, ferner „Pariſer Studentenleben“, „Polo-<lb/> ſpiel zu Pferd“; höchſt originell iſt der Film „Die<lb/> Katze hat es ſchwer“, „Verräterriſche Flecken“, „Ein<lb/> vereiteltes Rendezvous, ſowie „Die Hochzeit zu<lb/> Fahrrad“ uſw. Durch Beigabe einiger neuer kolorierter<lb/> Films iſt das Programm ein ganz Vorzügliches.<lb/> Die Pariſer Herrenabende erfreuen ſich eines derart<lb/> lebhaften Andranges, daß ſich der Saal als faſt<lb/> zu klein erweiſt. Wir machen aufmerkſam, daß heute<lb/> abends zu letztenmale Herrenvorſtellungen ſtattfinden.<lb/> Samstag gänzlich neues hochintereſſantes Programm.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">„Karneval in Venedig.“</hi> </head> <p>Es ſind prächtige<lb/> Bilder, welche der ſcheidende Faſching bei uns mit<lb/> künſtleriſcher Geſtaltungskraft am Schluſſe ſeiner<lb/> Herrſchaft mit leuchtenden Farben entwirft. Dem<lb/> grandioſen „Reichstag zu Worms“ des Marburger<lb/> Männergeſangvereines, einem Bilde von vornehmer<lb/> und packender Kraft, folgte geſtern abends der<lb/> Theater- und Kaſinoverein mit einem Feſte unter<lb/> dem Titel „Karneval in Venedig.“ Ein ganz eigen-<lb/> artiger Gegenſatz! Vom deutſchen Reichstage zu der<lb/> Stätte längſt verſunkener Dogenherrlichkeit! Unter<lb/> Lampions erfolgte der Eintritt in den Prunkſaal,<lb/> an deſſen einer Wand der Markusplatz von Venedig<lb/> leuchtete, während auf der dem Speiſeſaale zu-<lb/> gekehrten Wand das deutſche Hotel Bauer u. Grün-<lb/> wald von einem Transparente (ſtammend vom<lb/> Meiſter Philipp) lockend grüßte. Der ganze Saal<lb/> trug edles venetianiſches Gepräge. Lieblich lud der<lb/> Damenſalon zum Verweilen ein. Er war zum<lb/> Strandplatz umgeſtaltet und wies u. a. ein reizen-<lb/> des Arrangement von Strandkörben auf, wie über-<lb/> haupt die ganze, die Sinne täuſchende venetianiſche<lb/> Ausſchmückung der Räume von vollendetem künſt-<lb/> leriſchen Nachempfinden Zeugnis ablegte. Unter den<lb/> Masken herrſchten die verſchiedenfärbigſten Dominos<lb/> vor. Ferners ſah man Schiffer und Schifferinnen,<lb/><cb/> Gondoliere mit den nationalen Muſikinſtrumenten,<lb/> Matroſen, eine Nixe, Amerikanerinnen, einen<lb/> Banditen, Spanjer, Engländer, Chineſen,<lb/> Sonnenblumen u. ſ. w. und <hi rendition="#g">zahlreiche Phan-<lb/> taſiekoſtüme.</hi> Der Beſuch war ein ſehr guter.<lb/> Unter den Anweſenden befanden ſich zahlreiche<lb/> Vertreter der Ariſtokratie, wie Prinz und Prinzeſſin<lb/><hi rendition="#g">Schaumburg,</hi> der kommandierende General<lb/> von <hi rendition="#g">Sagburg,</hi> ferners Statthaltereirat Graf<lb/><hi rendition="#g">Attems,</hi> Kreisgerichtspräſident <hi rendition="#g">Perko,</hi> Staats-<lb/> anwalt <hi rendition="#g">Nemanitſch,</hi> mehrere Landesgerichtsräte,<lb/> die Spitzen der ſonſtigen Behörden, zahlreiche<lb/> Bürger der Stadt. Offiziere uſw. In der venetia-<lb/> niſchen, mit Lampions verſehenen Gaſſe, die vom<lb/> Eingange zum Lido führte, auf dieſem ſelber, unter<lb/> Palmen, wie im Kaffeehaus am Markusplatz, wo<lb/> Frau <hi rendition="#g">Helle</hi> ihres Amtes waltete, im Speiſeſalon<lb/> mit ſeinen hübſchen Lauben, überall herrſchte bald<lb/> frohes Leben, das von dem Augenblicke begann, als der<lb/> Maskeneinzug erfolgt war. Bald trat auch die Tanzluſt<lb/> in ihre Rechte; unabläſſig wurde unter den Klängen der<lb/> Südbahn-Werkſtättenkapelle der frohen Tanzgöttin<lb/> gehuldigt und es ſoll gegen 6 Uhr früh geweſen<lb/> ſein, als die letzten Gäſte dies reizende Venedig<lb/> verließen. Um den Abend haben ſich außer Herrn<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Oroſel</hi> beſonders verdient gemacht die Herren<lb/><hi rendition="#g">Bukwich</hi> und <hi rendition="#g">Kern,</hi> welche die entzückende De-<lb/> koration ſchufen. Der Kaſinoverein kann wieder auf<lb/> einen glänzenden Abend zurückblicken.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine Hochzeit unter gefährlichen Um-<lb/> ſtänden</hi> </head> <p>gab es am vergangenen Montag in<lb/><hi rendition="#g">Skoggen,</hi> Bezirk Marburg. Die Inwohners-<lb/> tochter Anna <hi rendition="#g">Gmeiner</hi> feierte mit dem Inwohner<lb/> Lorenz <hi rendition="#g">Fiederſchek</hi> ihre Hochzeit. Als dieſe<lb/> ſich zur Kirche begaben, ſtellten ſich die Beſitzers-<lb/> ſöhne Michael <hi rendition="#g">Stupan</hi> und Franz <hi rendition="#g">Katz</hi> ſowie<lb/> die Keuſchlerſöhne Joſef <hi rendition="#g">Kos</hi> und Franz <hi rendition="#g">Toma-<lb/> ſchitſch</hi> entgegen, mißhandelten die Brautleute und<lb/> riſſen der Braut den Brautkranz vom Kopfe. Die<lb/> vier genannten Burſchen begaben ſich nach der<lb/> Trauung in die Wohnung der Neuvermählten,<lb/> tanzten daſelbſt und erhielten den gebräuchlichen<lb/> Trunk. Gegen 11 Uhr nachts begannen Franz<lb/> Tomaſchitſch und Michael Stupan zu exzedieren,<lb/> worauf die Rauferei losging. Die genannten<lb/> Burſchen hieben mit Stöcken auf die Hochzeitsgäſte<lb/> ein und brachten einigen mit ihren Meſſern Ver-<lb/> letzungen bei. Die 65 Jahre alte <hi rendition="#g">Gmeiner,</hi><lb/> Mutter der Braut, erhielt am Kopfe eine ſchwere<lb/> Stichwunde. Der Beſitzer Johann <hi rendition="#g">Reich</hi> aus<lb/> Dobrofzen erhielt einen Meſſerſtich in den Rücken.<lb/> Die Keuſchlerin Agnes <hi rendition="#g">Gradiſchnig</hi> erhielt eben-<lb/> falls einen Meſſerſtich. Außerdem wurden noch<lb/> andere Perſonen leicht verletzt und durchgeprügelt.<lb/> Die Exzedenten zertrümmerten die vorhandenen<lb/> Flaſchen und Trinkgläſer, löſchten das Licht aus,<lb/><hi rendition="#g">ſtahlen</hi> Fleiſch und was es ſonſt zum eſſen gab.<lb/> Dem Hausbeſitzer Joſef <hi rendition="#g">Divjak</hi> und Beſitzer<lb/><hi rendition="#g">Peſſek</hi> gelang es ſchließlich im Vereine mit anderen<lb/> Gäſten, die gewalttätigen Burſchen aus dem Hauſe<lb/> zu bringen und die Haustüre abzuſperren. Hierauf<lb/> unternahmen aber die Raufluſtigen einen uenerlichen<lb/> Angriff, verſuchten zuerſt die Haustüre einzubrechen<lb/> und als ihnen dies nicht gelang, warfen ſie einen<lb/> Bretterzaun um und zertrümmerten mittels Zaun-<lb/> latten ſämtliche Fenſterſcheiben. Volle zwei Stunden<lb/> dauerten die Gewalttätigkeiten. Einem Hochzeits-<lb/> gaſt wurde bei der Rauferei auch die Uhr geſtohlen.<lb/> Franz <hi rendition="#g">Katz,</hi> Michael <hi rendition="#g">Stupan,</hi> Joſef <hi rendition="#g">Kos</hi> und<lb/> Franz <hi rendition="#g">Tomaſchitſch</hi> wurden von den Gendarmen<lb/> bereits verhaftet und dem Kreisgerichte Marbnrg<lb/> eingeliefert.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Feuer in Windiſch-Feiſtritz.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Das Südbahnſtationsgebäude nieder-<lb/> gebrannt.</hi> </head><lb/> <p>In der Nacht vom Sonntag auf den Montag<lb/> iſt das Stationsgebäude in Windiſch-Feiſtritz voll-<lb/> ſtändig <hi rendition="#g">niedergebrannt;</hi> nur die Umfaſſungs-<lb/> mauern blieben ſtehen, während das Innere des<lb/> Gebäudes einen wirren Trümmerhaufen darſtellt.<lb/> Die Nachricht von dem Brande hatte ſich in<lb/> Marburg ſchon Sonntag abends verbreitet und rief<lb/> großes Aufſehen hervor.</p><lb/> <p>Aus Windiſch-Feiſtritz wird uns unterm 11. d.<lb/> folgendes mitgeteilt:</p><lb/> <p>Geſtern (Sonntag) um 8 Uhr früh fuhr der<lb/> hieſige Stationschef Herr <hi rendition="#g">Dobowiſcheg</hi> mit ſeiner<lb/> Frau, den beiden Kindern und dem Dienſtmädchen<lb/> nach St. Georgen a. S. zu den Eltern ſeiner Frau,<lb/> welche dort ein Kaufmannsgeſchäft beſitzen. Vor der<lb/> Abfahrt war in der Küche, die ſich wie die aus<lb/> drei Zimmern beſtehende Wohnung des Stations-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Marburger Zeitung. Nr. 19, 12. Februar 1907.
werden. Herr Dr. Leonhard d. Ä. beantragte,
es ſei bei der Hauptverſammlung der Antrag einzu-
bringen, die Regierung werde aufgefordert, die
Steuerabſchreibungen für beſchädigte Weingärten
nicht erſt Jahre nach der Anmeldung, ſondern ſofort
vorzunehmen. Redner erörtert die ſchweren Nachteile
des jetzigen Syſtems und bemerkt zum Schluſſe,
daß durch ein raſcheres Tempo in der Steuerab-
ſchreibung der Staat keinen Schaden erleide, die
ſteuerzahlende Bevölkerung aber Nutzen habe. Herr
Inſp. Binder weiſt auf die verſchiedenen unver-
antwortlichen Waldausrottungen hin, bemerkt, daß
man keinen Waldbeſitzer bevormunden wolle, ſieht
ſich aber zu dem Antrage gedrängt, vom Zentral-
ausſchuſſe ſei bei der Hauptverſammlung ein
energiſches Einſchreiten hinſichtlich der Handhabung
unſeres Forſtgeſetzes zu begehren, damit nicht der
Schmuck unſeres Landes, der Regulator des Wetters,
devaſtiert werde. Herr Dr. Rodler verweiſt auf
die Frage der Heereslieferungen und verweiſt bei
der Beſprechung der betreffenden Verhandlungen
in der Delegation darauf, daß die Ungarn nicht
nur direkt ihren quotenmäßigen Anteil an den
Lieferungen haben, ſondern daß auch noch ſehr
viele ungariſche landwirtſchaftliche Produkte unter
öſterreichiſcher Flagge von öſterreichiſchen Händlern
als öſterreichiſche Produkte der Heeresverwaltung
geliefert werden, wodurch eine gewaltige Schädigung
der öſterreichiſchen Landwirtfchaft erſteht. Außerdem
ſeien die unſerer Landwirtſchaft eingeräumten Be-
günſtigungen meiſt wertlos, es heiße immer, der
Landwirt könne nicht ſo liefern wie der Händler.
Die Marburger Obſtverwertungsgenoſſenſchaft habe
trotz vieler Bemühungen keine Lieferung erhalten
können. Immer machen die Händler das Geſchäft,
ſei es dnrch Betrug oder durch falſche Geſetzes-
auslegung. Redner verweiſt auf den Schwindel der
mit Heulieferungen getrieben wird und verurteilt es,
daß auch Pächter zu Lieferungen zugelaſſen werden,
ſogar ſolche, welche das Heu am Halm kaufen und
dann als eigene landwirtſchaftliche Erzeugung liefern.
Der Redner ſtellt diesbezügliche Anträge, die in der
Hauptverſammlung zu vertreten ſeien. Sämtliche
oberwähnten Anträge der einzelnen Redner wurden
angenommen. Mit Rückſicht auf die von ihm ein-
gebrachten Anträge wurde Herr Dr. Rodler
ebenfalls zum Delegierten gewählt. Hierauf hielt
Wanderlehrer Herr Jelovſchek einen intereſſanten
Vortrag über das Verkalben der Kühe, auf den wir
in der nächſten Nummer zurückkommen werden.
Zum Schluſſe der Verſammlung forderte Herr
Girſtmayr die Verſammlung noch auf, gegen
jenen Beſchluß des Marburger Gemeinderates zu
proteſtieren, welcher zugunſten der Eröffnung der
rumäniſchen Grenze für die Einfuhr fremden
Schlachtviehes gefaßt werde. Der betreffende Antrag
wurde angenommen und Herr G.-R. Dir. Schmid
erſucht, die Augelegenheit im landwirtſchaftlichen
Sinne im Gemeinderate zu erledigen. Sodann ſchloß
Herr Inſpektor Binder unter herzlichen Dankes-
worten die Verſammlung.
Eine neue geplante Bahn. Im Markt
Griffen in Kärnten fand am 3. d. in Angelegen-
heit des Baues einer neuen Bahnlinie eine Inter-
eſſentenverſammlung ſtatt, die ſehr gut beſucht war.
Die neue Bahn ſoll von Wies über Eibiswald,
St. Oswald, Unterdrauburg Markt, St. Paul Lav.
nach Klagenfurt führen. — Und die Marburg-
Wieſerbahn?
Spende. Für die Südmark-Ortsgruppe Mar-
burg ſpendete B. A. ſtatt eines Kranzes für Ernſt
Golob 10 Kronen.
Faſchingſchluß. Heute findet in den unteren
Kaſinoräumen der vom Reſtaurateur J. Walter
veranſtaltete Elite-Maskenball und in den Götz ſchen
Sälen der zweite Maskenball ſtatt. Im Gaſthauſe
„zur Stadt Graz“ wird eine Tanzunterhaltung
abgehalten.
Vom deutſchen Sängervereine in
Straß. Der hieſige deutſche Sängerverein ver-
anſtaltet am 13. d. unter Leitung des Chormeiſters
Herrn Alois Dietrich in Herrn Rauſchers Gaſthof
eine Liedertafel, bei der auch der hieſige Damenchor
ſowie das Vereinsorcheſter mitwirken werden.
Steiermark und der Deutſche Schul-
verein. Was hat der Deutſche Schulverein für
Steiermark geleiſtet: 1. Vereinsſchulen:
Lichtenwald, zwei Klaſſen, mit Öffentlichkeitsrecht
errichtet 1882, dann erweitert; Sauerbrunn, zwei
Klaſſen, mit Öffentlichkeitsrecht errichtet 1898, dann
erweitert; Schönſtein, zwei Klaſſen, mit Öffentlich-
keitsrecht errichtet 1903, erweitert 1905; Pickern-
dorf bei Marburg, Privatſchule des Dr. Otto Reiſer,
errichtet mit Unterſtützung des Vereines 1882,
öffentliche einklaſſige Schule ſeit 1898; St. Egydi,
errichtet 1889, von der öffentlichen Verwaltung
übernommen 1901. 2. Vereins-Kindergärten:
Friedau, errichtet 1888, Windiſch-Feiſtritz 1884.
3. Vom Vereine ſubventionierte Schulen:
Poberſch. 4. Subventionierte Kindergärten:
Mahrenberg, Rann, Windiſchgraz, Wöllan. 5. Reli-
gionsunterricht: Pickerndorf. 6. Induſtrial-
unterricht: Roßwein. 7. Muſikunterricht:
Pettau, wo der Verein die Muſikſchule des Muſik-
vereines unterſtützt. 8. Vereinsgebäude beſitzt
der Verein in Lichtenwald, Luttenberg, Rohitſch
(die Hälfte), St. Egydi, Sauerbrunn, Schönſtein,
Süßenberg, Tüffer, Weitenſtein. 9. Schulbau-
ſubvention: für Radkersburg. 10. Lehr- und
Lernmittel: für Saldenhofen, St. Egydi, Süßen-
berg. 11. Lehrergehaltszulagen und Re-
munerationen für Lehrer in ſechs Fällen. 12.
Suppengaben und Anderes in ſechs Schulen
und einem Kindergarten. Hiezu die ſchon erwähnte
Spende von 100.000 Kronen für Gaberje bei Cilli.
Tanzabend des Turnvereines. Der am
vergangenen Samstag im Kaſino ſtattgefundene
Tanzabend des Marburger Turnvereines zeigte
wieder einmal, mit welchem außerordentlichen Geſchick
die Vereinsleitung an die Veranſtaltung derartiger,
der Geſelligkeit der Vereinsmitglieder und ihrer
Freunde gewidmeter Unterhaltungsabende ſchreitet
und — wie viel Glück ſie dabei jedesmal hat. Auch
diesmal war der Beſuch ein ſehr guter. Ball-
toiletten, Volks- und Phantaſietrachten gab es
genug in reizender Auswahl. Bei den Klängen der
Südbahnwerkſtättenkapelle entwickelte ſich bald ein
frohes Tanzfeſt, dem von Stunde zu Stunde eifriger
gehuldigt wurde. Eine vorzügliche Karnevalsſtimmung
hatte im Nu die ganze Geſellſchaft erobert und be-
herrſchte alles bis zum fröhlichen Schluſſe. Die
Firma Kleinſchuſter hatte die Ausſchmückung des
Tanzſaales in den unteren Kaſinoräumen geſchmack-
voll durchgeführt. Bis in den grauenden Morgen
hinein drehten ſich voll froher Luſt die Paare, —
dem Marburger Turnvereine dankverbunden für
dieſe neuerliche prächtige Gelegenheit, dem Prinzen
Karneval vor deſſen Auszuge noch einmal eine
freudenvolle Huldigung darbringen zu können.
Die Genoſſenſchaftsverſammlung der
Greisler und Händler findet am 18. d.
abends 8 Uhr im Gaſthauſe „zur Stadt Graz“
(Rathausplatz) ſtatt. Ungerechtfertigtes Fernebleiben
von dieſer Verſammlung wird laut Verſammlungs-
beſchluß vom 3. Februar 1904 mit 50 H. beſtraft.
The Grand Bioſkop im Hotel Alwies
weiſt dieſe Woche ein ſehr gutes Programm auf.
Sehr intereſſant iſt der Film „Glasinduſtrie in
mehreren Abteilungen bis zur Fertigſtellung des
Glaſes“, ferner „Pariſer Studentenleben“, „Polo-
ſpiel zu Pferd“; höchſt originell iſt der Film „Die
Katze hat es ſchwer“, „Verräterriſche Flecken“, „Ein
vereiteltes Rendezvous, ſowie „Die Hochzeit zu
Fahrrad“ uſw. Durch Beigabe einiger neuer kolorierter
Films iſt das Programm ein ganz Vorzügliches.
Die Pariſer Herrenabende erfreuen ſich eines derart
lebhaften Andranges, daß ſich der Saal als faſt
zu klein erweiſt. Wir machen aufmerkſam, daß heute
abends zu letztenmale Herrenvorſtellungen ſtattfinden.
Samstag gänzlich neues hochintereſſantes Programm.
„Karneval in Venedig.“ Es ſind prächtige
Bilder, welche der ſcheidende Faſching bei uns mit
künſtleriſcher Geſtaltungskraft am Schluſſe ſeiner
Herrſchaft mit leuchtenden Farben entwirft. Dem
grandioſen „Reichstag zu Worms“ des Marburger
Männergeſangvereines, einem Bilde von vornehmer
und packender Kraft, folgte geſtern abends der
Theater- und Kaſinoverein mit einem Feſte unter
dem Titel „Karneval in Venedig.“ Ein ganz eigen-
artiger Gegenſatz! Vom deutſchen Reichstage zu der
Stätte längſt verſunkener Dogenherrlichkeit! Unter
Lampions erfolgte der Eintritt in den Prunkſaal,
an deſſen einer Wand der Markusplatz von Venedig
leuchtete, während auf der dem Speiſeſaale zu-
gekehrten Wand das deutſche Hotel Bauer u. Grün-
wald von einem Transparente (ſtammend vom
Meiſter Philipp) lockend grüßte. Der ganze Saal
trug edles venetianiſches Gepräge. Lieblich lud der
Damenſalon zum Verweilen ein. Er war zum
Strandplatz umgeſtaltet und wies u. a. ein reizen-
des Arrangement von Strandkörben auf, wie über-
haupt die ganze, die Sinne täuſchende venetianiſche
Ausſchmückung der Räume von vollendetem künſt-
leriſchen Nachempfinden Zeugnis ablegte. Unter den
Masken herrſchten die verſchiedenfärbigſten Dominos
vor. Ferners ſah man Schiffer und Schifferinnen,
Gondoliere mit den nationalen Muſikinſtrumenten,
Matroſen, eine Nixe, Amerikanerinnen, einen
Banditen, Spanjer, Engländer, Chineſen,
Sonnenblumen u. ſ. w. und zahlreiche Phan-
taſiekoſtüme. Der Beſuch war ein ſehr guter.
Unter den Anweſenden befanden ſich zahlreiche
Vertreter der Ariſtokratie, wie Prinz und Prinzeſſin
Schaumburg, der kommandierende General
von Sagburg, ferners Statthaltereirat Graf
Attems, Kreisgerichtspräſident Perko, Staats-
anwalt Nemanitſch, mehrere Landesgerichtsräte,
die Spitzen der ſonſtigen Behörden, zahlreiche
Bürger der Stadt. Offiziere uſw. In der venetia-
niſchen, mit Lampions verſehenen Gaſſe, die vom
Eingange zum Lido führte, auf dieſem ſelber, unter
Palmen, wie im Kaffeehaus am Markusplatz, wo
Frau Helle ihres Amtes waltete, im Speiſeſalon
mit ſeinen hübſchen Lauben, überall herrſchte bald
frohes Leben, das von dem Augenblicke begann, als der
Maskeneinzug erfolgt war. Bald trat auch die Tanzluſt
in ihre Rechte; unabläſſig wurde unter den Klängen der
Südbahn-Werkſtättenkapelle der frohen Tanzgöttin
gehuldigt und es ſoll gegen 6 Uhr früh geweſen
ſein, als die letzten Gäſte dies reizende Venedig
verließen. Um den Abend haben ſich außer Herrn
Dr. Oroſel beſonders verdient gemacht die Herren
Bukwich und Kern, welche die entzückende De-
koration ſchufen. Der Kaſinoverein kann wieder auf
einen glänzenden Abend zurückblicken.
Eine Hochzeit unter gefährlichen Um-
ſtänden gab es am vergangenen Montag in
Skoggen, Bezirk Marburg. Die Inwohners-
tochter Anna Gmeiner feierte mit dem Inwohner
Lorenz Fiederſchek ihre Hochzeit. Als dieſe
ſich zur Kirche begaben, ſtellten ſich die Beſitzers-
ſöhne Michael Stupan und Franz Katz ſowie
die Keuſchlerſöhne Joſef Kos und Franz Toma-
ſchitſch entgegen, mißhandelten die Brautleute und
riſſen der Braut den Brautkranz vom Kopfe. Die
vier genannten Burſchen begaben ſich nach der
Trauung in die Wohnung der Neuvermählten,
tanzten daſelbſt und erhielten den gebräuchlichen
Trunk. Gegen 11 Uhr nachts begannen Franz
Tomaſchitſch und Michael Stupan zu exzedieren,
worauf die Rauferei losging. Die genannten
Burſchen hieben mit Stöcken auf die Hochzeitsgäſte
ein und brachten einigen mit ihren Meſſern Ver-
letzungen bei. Die 65 Jahre alte Gmeiner,
Mutter der Braut, erhielt am Kopfe eine ſchwere
Stichwunde. Der Beſitzer Johann Reich aus
Dobrofzen erhielt einen Meſſerſtich in den Rücken.
Die Keuſchlerin Agnes Gradiſchnig erhielt eben-
falls einen Meſſerſtich. Außerdem wurden noch
andere Perſonen leicht verletzt und durchgeprügelt.
Die Exzedenten zertrümmerten die vorhandenen
Flaſchen und Trinkgläſer, löſchten das Licht aus,
ſtahlen Fleiſch und was es ſonſt zum eſſen gab.
Dem Hausbeſitzer Joſef Divjak und Beſitzer
Peſſek gelang es ſchließlich im Vereine mit anderen
Gäſten, die gewalttätigen Burſchen aus dem Hauſe
zu bringen und die Haustüre abzuſperren. Hierauf
unternahmen aber die Raufluſtigen einen uenerlichen
Angriff, verſuchten zuerſt die Haustüre einzubrechen
und als ihnen dies nicht gelang, warfen ſie einen
Bretterzaun um und zertrümmerten mittels Zaun-
latten ſämtliche Fenſterſcheiben. Volle zwei Stunden
dauerten die Gewalttätigkeiten. Einem Hochzeits-
gaſt wurde bei der Rauferei auch die Uhr geſtohlen.
Franz Katz, Michael Stupan, Joſef Kos und
Franz Tomaſchitſch wurden von den Gendarmen
bereits verhaftet und dem Kreisgerichte Marbnrg
eingeliefert.
Feuer in Windiſch-Feiſtritz.
Das Südbahnſtationsgebäude nieder-
gebrannt.
In der Nacht vom Sonntag auf den Montag
iſt das Stationsgebäude in Windiſch-Feiſtritz voll-
ſtändig niedergebrannt; nur die Umfaſſungs-
mauern blieben ſtehen, während das Innere des
Gebäudes einen wirren Trümmerhaufen darſtellt.
Die Nachricht von dem Brande hatte ſich in
Marburg ſchon Sonntag abends verbreitet und rief
großes Aufſehen hervor.
Aus Windiſch-Feiſtritz wird uns unterm 11. d.
folgendes mitgeteilt:
Geſtern (Sonntag) um 8 Uhr früh fuhr der
hieſige Stationschef Herr Dobowiſcheg mit ſeiner
Frau, den beiden Kindern und dem Dienſtmädchen
nach St. Georgen a. S. zu den Eltern ſeiner Frau,
welche dort ein Kaufmannsgeſchäft beſitzen. Vor der
Abfahrt war in der Küche, die ſich wie die aus
drei Zimmern beſtehende Wohnung des Stations-
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