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Marburger Zeitung. Nr. 3, Marburg, 05.01.1915.

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Nr. 3, 5. Jänner 1914 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

von England, Rußland, Montenegro und
Serbien günstige Antworten auf die Anregung
des Papstes bezüglich des Austaufches der kriegs-
untauglichen Gefangenen zugegangen. Frankreich
hat heute vormittags offiziös durch den Vertreter
Belgiens beim Heiligen Stuhle seine Zustimmung
bekannt geben lassen; es steht somit nur noch sein
offizieller Anschluß aus. Es verlautet, daß
Frankreich sich hiezu des Kardinals Amette oder
des belgischen Gesandten beim Heiligen Stuhle oder
des Botschafters Barrere bedienen wird. Die
offizielle Antwort Frankreichs wird für heute abends
erwartet.




Die Letzten der "Emden."
Sie kämpfeu weiter!

(K.-B.) Den ,Baseler Nach-
richten' zufolge ist in Mailand eine Meldung aus
Shanghai eingetroffen, wonach der Hafenkapitän
von Rangun die die siamesischen Gewässer be-
fahrenden Schiffe vor dem Dreimaster ,Agoche'
warnt,
welcher mit deutschen Matrosen,
dem Reste der Besatzung der "Emden" und vier
Maschinengewehren
an Bord die Operationen
gegen die Handelsschiffahrt fortsetze und viele Küsten-
fahrzeug versenkt habe. Auch der Kohlendampfer
"Oxford" sei von den Deutschen genommen
und in einen Hilfskreuzer verwandelt worden.
Diese Schiffe seien der Verfolgung durch die Flotte
der Verbündeten bisher immer entronnen.

Unbestätigte Bombenwurfmeldung.

(Wolff-Bür.)
Nach Mitteilungen von zuständiger Stelle hat sich
die Meldung von Bombenwürfen über
Lisdorf bei Saarluis nicht bestätigt.

Die italienische 1 Milliarden-Anleihe.

(K.-B.) Die Blätter be-
stätigen übereinstimmend, daß die heute eröffnete
Subskription auf die Anleihe von einer
Milliarde
einen großen Erfolg erzielen wird.

Die Cholera.

(K.-B.) Vom Sanitätsde-
partement des Ministeriums des Innern wird mit-
geteilt: Am 4. Jänner wurden zwei Fälle von
asiatischer Cholera in Cilli, ferner je ein Fall in
Innsbruck, sowie in Pausram (Bezirk Nikolsburg)
in Mähren bakteriologisch festgestellt. Die Erkran-
kungen betreffen Personen, die vom Kriegsschauplatze
eingetroffen sind.




Marburger Nachrichten.
Anton Sulz +.

Gestern verschied nach langem
Leiden der bekannte und älteste Uhrmacher Mar-
burgs, Anton Sulz. Bekannt durch seine gute
Arbeit, erfreute er sich auch durch sein Wesen und
frischen Humor allgemeiner Beliebtheit. So mancher




nant', titulierte, wie es ihm ja immer noch gebührte,
hob ihn wieder etwas und er bestätigte aus voller
Überzeugung, daß er geradezu eatzückt sei von Hein-
richswalde, besonders von dem reizenden Schloß
mit seiner Umgebung. Die Bankierstochter, der er
auch gleich vorgestellt wurde und die Frau von
Schultental ihre liebe junge Freundin nannte, lä-
chelte, daß er ihre etwas zu großen, unschönen Zähne
sehen konnte und sagte mit einer belegt klingenden
Stimme: "Nicht wahr, es ist wirklich paradiesisch
hier?"

Man konnte diese junge Dame mit ihaen schar-
fen Zügen im sommersprossigen Gesicht, dem großen
Mund, der nicht kleinen Nase und der schmächligen,
langen Gestalt unmöglich schön nennen, aber in den
leuchtenden, braunen Augen lag dennoch etwas, was
junge Herren über ihre vielen Schönheitsfehler
milder urteilen ließ. Ja, diese Augen mußte jeder
geradezu bewundern; ebenso suchte das volle. über-
aus sorgfältig frisierte, dunkelblonde Lockenhaar
seinesgleichen. Erwin fand nichts Verlockendes an
Fräulein Agathe, denn vor seiner Seele schwebte
ein ganz anderes Wesen, ein Engelsbild, wie er
noch keines geschaut im Leben.

"Wir sehen Sie nachher zum Tee im Park
wieder, Herr Leutnant, wenn ich bitten darf."

Damit verabschiedete die alte Dame den Vo-
lontär, und Johann, der eine kornblumenblaue
Livree mit gelben Aufschlägen und silbernen Tressen
trug und recht bieder ausschaute mit seinem lächeln-
den, roten Vollmondgesicht, führte ihn in ein im
Erdgeschoß des Schlosses gelegenes, freundliches
Zimmer.

(Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

Marburger wird sich gern der frohen Stunden
erinnern, die er in Gesellschaft des Uhrentoni ver-
bracht hat. Leider wurde er von einem schleichenden
Leiden gezwungen, sich zurückzuziehen. Alle, die
ihn kannten, werden ihn gewiß in bester Erinnerung
behalten. Die Erde sei ihm leicht. Das Leichenbe-
gängnis findet Mittwoch den 6. Jänner um 4 Uhr
von der Stadt-Leichenhalle am Stadtfriedhof
aus statt.

Kirchenmusik in der Domkirche.

Morgen
am Feste der heiligen drei Könige wird in der
Domkirche um zehn Uhr bei dem Hochamte aufge-
führt die ,Krönungsmesse' von W. A. Mozart für
Soli, Chor und Orchester; Graduale von Josef
Gruber, Offertorium von Max Filke.

Im Reservespital 2,

Bürgerstraße, konnte
am Christabend, wie bereits berichtet, dank der
wahrhaft selbstlosen Opferfreudigkeit der Marburger
eine recht erhebende und stimmungsvolle Weihnachts-
feier veranstaltet werden, die wohl jeden vergessen
ließ, daß er diesmal infolge der Kriegswirren Weih-
nachten fern von seinen Lieben verbringen mußte.
Das Spitalskommando fühlt sich angenehm ver-
pflichtet, allen Gönnern unserer braven Soldaten,
die durch reiche Geschenke das Fest verschönern
halfen und es mit ihrem Besuche beehrten, seinen
wärmsten Dank im Namen der Verwundeten aus-
zusprechen. Besonderer Dank gebührt dem phil-
harmonischen Verein, der in liebenswürdiger Weise
den musikalischen Teil der Veranstaltung bestritt.
Für die Zwecke der Weihnachtsbescherung, der Kost-
aufbesserung und der Krankenpflege überhaupt sind
dem Spitale wieder viele Spenden an Geld, Bäckerei,
Selch- und Schweinefleisch, ein Schwein, Schnitzl,
Obst, Wein und Bier, Thee, Zigarren, Zigaretten,
Tabak, Zeitungen und Bücher, Stöcke, Pölster,
Wäsche, Hausschuhe, Charpie usw. zugekommen
zunächst von vielen Nichtgenanntseinwollenden, dann
vom "Arbeiterwille", der O. Badlschen Gutsver-
waltung Wildhaus, Baronin Bianchi, Baronin Bibra,
Therese Bidschof, die Frauen Dr Dominkus, Götz,
Dr. Gottscheber, Hauptmann Fialkowska, Emilie
Kartin jun., bezw. der Bevölkerung von Oberpulsgau,
Prof. Knauer, Dr. Miceu, Marie Moritsch, Doktor
Mravlag, Frl. Nagler, Bezirksrichter Oswatitsch,
Komtessen Pace, Ing. Palige, Primig, Oberstleut-
nant Rohrhofer, Scubitz, Schöffmann, Prof. Spiller,
Url, Christine Vucic, Wögerer; die Herren Leopold
Kralik, Ferdinand Küster, Prof. Lauter, Hauptmann-
rechnungsführer Leucker, Linninger, Luckner, Major
Mützel, Platzer, Pfrimer, Karl Scherbaum u. Söhne,
Wastian, Dr. Weiß, 3. a Klasse Gymnasium, "Mar-
burger Zeitung", Stadtrat Marburg, der "Straza".

Stadttheater in Marburg.

Mit morgigem
Tage eröffnet die bestbekannte Exl-Bühne ihr Gast-
spiel. Zur Aufführung gelangt nachmittags 3 Uhr
bei kleinen Preisen "Die Wildkatz vom Holler-
grund", Original-Volksstück von J. Willhardt. Abends
halb 8 Uhr wird die überall mit größtem Beifall
gegebene köstliche Bauernkomödie "Das Beschwerde-
buch" von Karl Ettlinger zur Aufführung gebracht.
Donnerstag sindet eine Wohltätigkeitsvorstellung zu
Gunsten des Roten Kreuzes statt. Gegeben wird
Ludwig Anzengrubers unübertroffenes Volksstück
"Die Kreuzelschreiber" mit Herrn Köck als Stein-
klopfer-Hans. Am Freitag bleibt die Bühne ge-
schlossen. Samstag bringt die Exl-Bühne als Neu-
heit für Marburg die in Wien mit überaus
großem Beifall gegebene Bauernkomödie "Der reiche
Ähnl" von Rudolf Hawel zur Aufführung. Für
Sonntag ist "Der heilige Florian" (Neuheit) an-
gesetzt, der von der Exl-Bühne bereits über 100
mal gegeben wurde und immer wieder aufs Neue
verlangt wird. Die Tageskasse (Theatergebäude,
Eingang Theatergasse) ist täglich von 9--12 Uhr
vor- und 3--5 Uhr nachmittags geöffnet. Vor-
merkungen für alle angekündigten Vorstellungen
werden schon heute entgegengenommen.

Die Pettauer Weihnachts-Liebesgaben.

Man schreibt uns aus Pettau: Auch die Stadt
Pettau hat zu einer Weihnachtsgabe für die Trup-
pen des 3. Korps eine Sammlung eingeleitet und
über Beschluß des Zweigvereines Pettau des Lan-
des- und Frauenhilfsvereines vom Roten Kreuz
den Erlös dieser Sammlung von rund 2000 K.
für Spenden an unsere wackeren heimischen Pioniere,
auch Angehörige des 3. Korps. verwendet. Der
Ausschuß hat für die Zustellung der Spenden den
Weg der Übernahme der Spenden durch die für
die einzelnen Kompagnien angeordneten Nachschübe
gewählt. Wie berechtigt dieser Weg war, erhellt am
deutlichsten aus den zwei Dankschreiben, die unserem
Herrn Bürgermeister (zugleich Präsidenten des hie-
sigen Zweigvereines vom Roten Kreuze) zugekommen
[Spaltenumbruch] sind. In herzlichster Weise dankten in diesen Schrei-
ben die Herren Hauptleute Maximilian Weismann
und Theobald Angel für die den Pionieren zuge-
kommenen Spenden. In dem Schreiben des letzteren
heißt es unter anderem: "Wenn die Zeit zur Be-
gehung des Weihnachtsabendes nur äußerst gering
war -- denn wir mußten in die erste Linie -- so
war es doch ein äußerst erhebender Moment, als
die Kompagnie vor einem kleinen, mit Kerzen ge-
schmückten Bäumchen im freien Felde -- gedeckt
durch eine Scheune gegen den Feind -- versammelt
stand und dah Weihnachtsfest beging, dabei der
Lieben und Spender der Liebesgaben herzlichst ge-
denkend."

Aufruf zur neuerlichen Wacheleistung!

Vom Kommando des unten genannten Veteranen-
vereines werden wir um Aufnahme nachstehender
Zeilen ersucht: Auf Grund des Befehles des k. u. k.
Militärstationskommandos in Marburg muß der
1. Marburger Militär-Veteranenverein "Erzherzog
Friedrich" sofort die bereits bis 1. Jänner ge-
habten Wachen wieder beziehen. Es ergeht daher
vom Vereinskommando das Ersuche an alle, die
bisher im selben Dienste gestanden sind, sich sofort
zu melden. Germ.

Im Kaffeehaus Meran

morgen Mittwoch
(Dreikönigtag) Schrammelkonzert des Dreispieles
Hlawatschek.

Karl Hörmanns Cafe Theresienhof.

Ab
morgen den 6. Jänner konzertiert im hiesigen Cafe
Theresienhof die bestbekannte Wiener Damenkapelle
L. Schneider. Herr Cafetier Hörmann, welcher stets
bestrebt ist, seinen Gästen den Aufenthalt in seinem
Cafe so angenehm wie möglich zu machen, hat we-
der Kosten noch Mühe gescheut, die obenerwähnte
Kapelle für ein kurzes Gastspiel zu gewinnen. Auch
wird die überall beliebte Liedersängerin Fräulein
Gisy Simon ihre Lieder und Wiener Weisen zum
Vortrage bringen, so daß wir auch in dieser ernsten
Zeit auf einige fröhliche Tage rechnen können.

Bitte um Mundharmonikas.

Zur Erhei-
terung unserer braven Steirer iw Felde bilden
Mundharmonikas ein bewährtes Mittel. Diesbe-
zügliche gütige Spenden werden mit herzlichem
Danke entgegengenommen in der Turnhalle der
Realschule.

Spenden.

Für das Rote Kreuz spendete Herr
Purgstaller 10 K. -- Frau Zwettler spendete der
Rettungsabteilung 10 K., wofür bestens gedankt wird.

Mord in der Neujahrsnacht.

Am Neujahrs-
morgen wurde am Dorfausgange von Gamlitz
der Keuschler Peter Markowitsch aus Wein-
leiten durch einen Stich in die Schlagader ermordet
aufgefunden. Der Tat verdächtig sind zwei Burschen,
von denen einer in Retznei verhaftet und dem
Bezirksgerichte Leibnitz eingeliefert wurde. Der Er-
mordete war verheiratet und Vater von vier
Kindern.

Schadenfeuer in Roßwein.

Aus Roß-
wein
wird uus geschrieben: Am 1. Jänner um
11 Uhr nachts brach beim hiesigen Besitzer Franz
Tscherne aus unbekannter Ursache Feuer aus.
Die Roßweiner freiwillige Feuerwehr war rasch
zur Stelle und nur den wackeren von sicherer
Hand geleiteten Männern ist es zu verdanken, daß
das Feuer bald gedämpft wurde und nicht weiter
um sich griff. Als Opfer des zerstörenden Elementes
sind ein Wohnhaus und ein Wirtschaftsgebäude zu
verzeichnen. Das knapp an das Brandobjekt an-
schließende, mit Stroh gedeckte Wohnhaus wurde
gerettet. Übrigens wird der Schaden durch die
Versicherung gedeckt. Bemerkenswert ist, daß keine
fremde Feuerwehr zu Hilfe kam und von der hei-
mischen Wehr viele Männer im Felde stehen.
(Offenbar wurde das Feuer auswärts nicht bemerkt.
D. Schriftl.) Ein kräftiges Heil den wackeren
Helfern in der Not!

Eine Feier in Ober-St. Kunigund.

Man
schreibt uns aus Ober-St. Kunigund: Am 2. Jänner
fand hier die feierliche Überreichung der Verdienst-
medaille für 40jährige treue Dienste an den Ober-
lehrer, Herrn Gabriel Jaunik, statt. Nach dem
Festgottesdienste, bei welchem der Jubilar in
mächtigen Akkorden die Orgel selbst meisterte, wurde
in dem festlich dekorierten Schulsaal nach einer
seierlichen Ansprache des Herrn Alois Menhard
dem verdienten Jubilar die verliehene Medaille
durch den Obmann des Ortsschulrates, Herrn Felix
Skribe, an die Brust geheftet. Vorher hatten
einige Schulkinder ihrem geliebten Lehrer schöne,
ergreifende Gedichtchen aufgesagt. In einer kernigen
Ansprache des Gemeindevorstehers, Herrn Josef
Mayer, in der er des Jubilars Verdienste um

Nr. 3, 5. Jänner 1914 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

von England, Rußland, Montenegro und
Serbien günſtige Antworten auf die Anregung
des Papſtes bezüglich des Austaufches der kriegs-
untauglichen Gefangenen zugegangen. Frankreich
hat heute vormittags offiziös durch den Vertreter
Belgiens beim Heiligen Stuhle ſeine Zuſtimmung
bekannt geben laſſen; es ſteht ſomit nur noch ſein
offizieller Anſchluß aus. Es verlautet, daß
Frankreich ſich hiezu des Kardinals Amette oder
des belgiſchen Geſandten beim Heiligen Stuhle oder
des Botſchafters Barrére bedienen wird. Die
offizielle Antwort Frankreichs wird für heute abends
erwartet.




Die Letzten der „Emden.“
Sie kämpfeu weiter!

(K.-B.) Den ‚Baſeler Nach-
richten‘ zufolge iſt in Mailand eine Meldung aus
Shanghai eingetroffen, wonach der Hafenkapitän
von Rangun die die ſiameſiſchen Gewäſſer be-
fahrenden Schiffe vor dem Dreimaſter ‚Agoche‘
warnt,
welcher mit deutſchen Matroſen,
dem Reſte der Beſatzung der „Emden“ und vier
Maſchinengewehren
an Bord die Operationen
gegen die Handelsſchiffahrt fortſetze und viele Küſten-
fahrzeug verſenkt habe. Auch der Kohlendampfer
„Oxford“ ſei von den Deutſchen genommen
und in einen Hilfskreuzer verwandelt worden.
Dieſe Schiffe ſeien der Verfolgung durch die Flotte
der Verbündeten bisher immer entronnen.

Unbeſtätigte Bombenwurfmeldung.

(Wolff-Bür.)
Nach Mitteilungen von zuſtändiger Stelle hat ſich
die Meldung von Bombenwürfen über
Lisdorf bei Saarluis nicht beſtätigt.

Die italieniſche 1 Milliarden-Anleihe.

(K.-B.) Die Blätter be-
ſtätigen übereinſtimmend, daß die heute eröffnete
Subſkription auf die Anleihe von einer
Milliarde
einen großen Erfolg erzielen wird.

Die Cholera.

(K.-B.) Vom Sanitätsde-
partement des Miniſteriums des Innern wird mit-
geteilt: Am 4. Jänner wurden zwei Fälle von
aſiatiſcher Cholera in Cilli, ferner je ein Fall in
Innsbruck, ſowie in Pausram (Bezirk Nikolsburg)
in Mähren bakteriologiſch feſtgeſtellt. Die Erkran-
kungen betreffen Perſonen, die vom Kriegsſchauplatze
eingetroffen ſind.




Marburger Nachrichten.
Anton Sulz †.

Geſtern verſchied nach langem
Leiden der bekannte und älteſte Uhrmacher Mar-
burgs, Anton Sulz. Bekannt durch ſeine gute
Arbeit, erfreute er ſich auch durch ſein Weſen und
friſchen Humor allgemeiner Beliebtheit. So mancher




nant‘, titulierte, wie es ihm ja immer noch gebührte,
hob ihn wieder etwas und er beſtätigte aus voller
Überzeugung, daß er geradezu eatzückt ſei von Hein-
richswalde, beſonders von dem reizenden Schloß
mit ſeiner Umgebung. Die Bankierstochter, der er
auch gleich vorgeſtellt wurde und die Frau von
Schultental ihre liebe junge Freundin nannte, lä-
chelte, daß er ihre etwas zu großen, unſchönen Zähne
ſehen konnte und ſagte mit einer belegt klingenden
Stimme: „Nicht wahr, es iſt wirklich paradieſiſch
hier?“

Man konnte dieſe junge Dame mit ihaen ſchar-
fen Zügen im ſommerſproſſigen Geſicht, dem großen
Mund, der nicht kleinen Naſe und der ſchmächligen,
langen Geſtalt unmöglich ſchön nennen, aber in den
leuchtenden, braunen Augen lag dennoch etwas, was
junge Herren über ihre vielen Schönheitsfehler
milder urteilen ließ. Ja, dieſe Augen mußte jeder
geradezu bewundern; ebenſo ſuchte das volle. über-
aus ſorgfältig friſierte, dunkelblonde Lockenhaar
ſeinesgleichen. Erwin fand nichts Verlockendes an
Fräulein Agathe, denn vor ſeiner Seele ſchwebte
ein ganz anderes Weſen, ein Engelsbild, wie er
noch keines geſchaut im Leben.

„Wir ſehen Sie nachher zum Tee im Park
wieder, Herr Leutnant, wenn ich bitten darf.“

Damit verabſchiedete die alte Dame den Vo-
lontär, und Johann, der eine kornblumenblaue
Livree mit gelben Aufſchlägen und ſilbernen Treſſen
trug und recht bieder ausſchaute mit ſeinem lächeln-
den, roten Vollmondgeſicht, führte ihn in ein im
Erdgeſchoß des Schloſſes gelegenes, freundliches
Zimmer.

(Fortſetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

Marburger wird ſich gern der frohen Stunden
erinnern, die er in Geſellſchaft des Uhrentoni ver-
bracht hat. Leider wurde er von einem ſchleichenden
Leiden gezwungen, ſich zurückzuziehen. Alle, die
ihn kannten, werden ihn gewiß in beſter Erinnerung
behalten. Die Erde ſei ihm leicht. Das Leichenbe-
gängnis findet Mittwoch den 6. Jänner um 4 Uhr
von der Stadt-Leichenhalle am Stadtfriedhof
aus ſtatt.

Kirchenmuſik in der Domkirche.

Morgen
am Feſte der heiligen drei Könige wird in der
Domkirche um zehn Uhr bei dem Hochamte aufge-
führt die ‚Krönungsmeſſe‘ von W. A. Mozart für
Soli, Chor und Orcheſter; Graduale von Joſef
Gruber, Offertorium von Max Filke.

Im Reſerveſpital 2,

Bürgerſtraße, konnte
am Chriſtabend, wie bereits berichtet, dank der
wahrhaft ſelbſtloſen Opferfreudigkeit der Marburger
eine recht erhebende und ſtimmungsvolle Weihnachts-
feier veranſtaltet werden, die wohl jeden vergeſſen
ließ, daß er diesmal infolge der Kriegswirren Weih-
nachten fern von ſeinen Lieben verbringen mußte.
Das Spitalskommando fühlt ſich angenehm ver-
pflichtet, allen Gönnern unſerer braven Soldaten,
die durch reiche Geſchenke das Feſt verſchönern
halfen und es mit ihrem Beſuche beehrten, ſeinen
wärmſten Dank im Namen der Verwundeten aus-
zuſprechen. Beſonderer Dank gebührt dem phil-
harmoniſchen Verein, der in liebenswürdiger Weiſe
den muſikaliſchen Teil der Veranſtaltung beſtritt.
Für die Zwecke der Weihnachtsbeſcherung, der Koſt-
aufbeſſerung und der Krankenpflege überhaupt ſind
dem Spitale wieder viele Spenden an Geld, Bäckerei,
Selch- und Schweinefleiſch, ein Schwein, Schnitzl,
Obſt, Wein und Bier, Thee, Zigarren, Zigaretten,
Tabak, Zeitungen und Bücher, Stöcke, Pölſter,
Wäſche, Hausſchuhe, Charpie uſw. zugekommen
zunächſt von vielen Nichtgenanntſeinwollenden, dann
vom „Arbeiterwille“, der O. Badlſchen Gutsver-
waltung Wildhaus, Baronin Bianchi, Baronin Bibra,
Thereſe Bidſchof, die Frauen Dr Dominkus, Götz,
Dr. Gottſcheber, Hauptmann Fialkowska, Emilie
Kartin jun., bezw. der Bevölkerung von Oberpulsgau,
Prof. Knauer, Dr. Miceu, Marie Moritſch, Doktor
Mravlag, Frl. Nagler, Bezirksrichter Oswatitſch,
Komteſſen Pace, Ing. Palige, Primig, Oberſtleut-
nant Rohrhofer, Scubitz, Schöffmann, Prof. Spiller,
Url, Chriſtine Vucic, Wögerer; die Herren Leopold
Kralik, Ferdinand Küſter, Prof. Lauter, Hauptmann-
rechnungsführer Leucker, Linninger, Luckner, Major
Mützel, Platzer, Pfrimer, Karl Scherbaum u. Söhne,
Waſtian, Dr. Weiß, 3. a Klaſſe Gymnaſium, „Mar-
burger Zeitung“, Stadtrat Marburg, der „Straza“.

Stadttheater in Marburg.

Mit morgigem
Tage eröffnet die beſtbekannte Exl-Bühne ihr Gaſt-
ſpiel. Zur Aufführung gelangt nachmittags 3 Uhr
bei kleinen Preiſen „Die Wildkatz vom Holler-
grund“, Original-Volksſtück von J. Willhardt. Abends
halb 8 Uhr wird die überall mit größtem Beifall
gegebene köſtliche Bauernkomödie „Das Beſchwerde-
buch“ von Karl Ettlinger zur Aufführung gebracht.
Donnerstag ſindet eine Wohltätigkeitsvorſtellung zu
Gunſten des Roten Kreuzes ſtatt. Gegeben wird
Ludwig Anzengrubers unübertroffenes Volksſtück
„Die Kreuzelſchreiber“ mit Herrn Köck als Stein-
klopfer-Hans. Am Freitag bleibt die Bühne ge-
ſchloſſen. Samstag bringt die Exl-Bühne als Neu-
heit für Marburg die in Wien mit überaus
großem Beifall gegebene Bauernkomödie „Der reiche
Ähnl“ von Rudolf Hawel zur Aufführung. Für
Sonntag iſt „Der heilige Florian“ (Neuheit) an-
geſetzt, der von der Exl-Bühne bereits über 100
mal gegeben wurde und immer wieder aufs Neue
verlangt wird. Die Tageskaſſe (Theatergebäude,
Eingang Theatergaſſe) iſt täglich von 9—12 Uhr
vor- und 3—5 Uhr nachmittags geöffnet. Vor-
merkungen für alle angekündigten Vorſtellungen
werden ſchon heute entgegengenommen.

Die Pettauer Weihnachts-Liebesgaben.

Man ſchreibt uns aus Pettau: Auch die Stadt
Pettau hat zu einer Weihnachtsgabe für die Trup-
pen des 3. Korps eine Sammlung eingeleitet und
über Beſchluß des Zweigvereines Pettau des Lan-
des- und Frauenhilfsvereines vom Roten Kreuz
den Erlös dieſer Sammlung von rund 2000 K.
für Spenden an unſere wackeren heimiſchen Pioniere,
auch Angehörige des 3. Korps. verwendet. Der
Ausſchuß hat für die Zuſtellung der Spenden den
Weg der Übernahme der Spenden durch die für
die einzelnen Kompagnien angeordneten Nachſchübe
gewählt. Wie berechtigt dieſer Weg war, erhellt am
deutlichſten aus den zwei Dankſchreiben, die unſerem
Herrn Bürgermeiſter (zugleich Präſidenten des hie-
ſigen Zweigvereines vom Roten Kreuze) zugekommen
[Spaltenumbruch] ſind. In herzlichſter Weiſe dankten in dieſen Schrei-
ben die Herren Hauptleute Maximilian Weismann
und Theobald Angel für die den Pionieren zuge-
kommenen Spenden. In dem Schreiben des letzteren
heißt es unter anderem: „Wenn die Zeit zur Be-
gehung des Weihnachtsabendes nur äußerſt gering
war — denn wir mußten in die erſte Linie — ſo
war es doch ein äußerſt erhebender Moment, als
die Kompagnie vor einem kleinen, mit Kerzen ge-
ſchmückten Bäumchen im freien Felde — gedeckt
durch eine Scheune gegen den Feind — verſammelt
ſtand und dah Weihnachtsfeſt beging, dabei der
Lieben und Spender der Liebesgaben herzlichſt ge-
denkend.“

Aufruf zur neuerlichen Wacheleiſtung!

Vom Kommando des unten genannten Veteranen-
vereines werden wir um Aufnahme nachſtehender
Zeilen erſucht: Auf Grund des Befehles des k. u. k.
Militärſtationskommandos in Marburg muß der
1. Marburger Militär-Veteranenverein „Erzherzog
Friedrich“ ſofort die bereits bis 1. Jänner ge-
habten Wachen wieder beziehen. Es ergeht daher
vom Vereinskommando das Erſuche an alle, die
bisher im ſelben Dienſte geſtanden ſind, ſich ſofort
zu melden. Germ.

Im Kaffeehaus Meran

morgen Mittwoch
(Dreikönigtag) Schrammelkonzert des Dreiſpieles
Hlawatſchek.

Karl Hörmanns Café Thereſienhof.

Ab
morgen den 6. Jänner konzertiert im hieſigen Café
Thereſienhof die beſtbekannte Wiener Damenkapelle
L. Schneider. Herr Cafetier Hörmann, welcher ſtets
beſtrebt iſt, ſeinen Gäſten den Aufenthalt in ſeinem
Café ſo angenehm wie möglich zu machen, hat we-
der Koſten noch Mühe geſcheut, die obenerwähnte
Kapelle für ein kurzes Gaſtſpiel zu gewinnen. Auch
wird die überall beliebte Liederſängerin Fräulein
Giſy Simon ihre Lieder und Wiener Weiſen zum
Vortrage bringen, ſo daß wir auch in dieſer ernſten
Zeit auf einige fröhliche Tage rechnen können.

Bitte um Mundharmonikas.

Zur Erhei-
terung unſerer braven Steirer iw Felde bilden
Mundharmonikas ein bewährtes Mittel. Diesbe-
zügliche gütige Spenden werden mit herzlichem
Danke entgegengenommen in der Turnhalle der
Realſchule.

Spenden.

Für das Rote Kreuz ſpendete Herr
Purgſtaller 10 K. — Frau Zwettler ſpendete der
Rettungsabteilung 10 K., wofür beſtens gedankt wird.

Mord in der Neujahrsnacht.

Am Neujahrs-
morgen wurde am Dorfausgange von Gamlitz
der Keuſchler Peter Markowitſch aus Wein-
leiten durch einen Stich in die Schlagader ermordet
aufgefunden. Der Tat verdächtig ſind zwei Burſchen,
von denen einer in Retznei verhaftet und dem
Bezirksgerichte Leibnitz eingeliefert wurde. Der Er-
mordete war verheiratet und Vater von vier
Kindern.

Schadenfeuer in Roßwein.

Aus Roß-
wein
wird uus geſchrieben: Am 1. Jänner um
11 Uhr nachts brach beim hieſigen Beſitzer Franz
Tſcherne aus unbekannter Urſache Feuer aus.
Die Roßweiner freiwillige Feuerwehr war raſch
zur Stelle und nur den wackeren von ſicherer
Hand geleiteten Männern iſt es zu verdanken, daß
das Feuer bald gedämpft wurde und nicht weiter
um ſich griff. Als Opfer des zerſtörenden Elementes
ſind ein Wohnhaus und ein Wirtſchaftsgebäude zu
verzeichnen. Das knapp an das Brandobjekt an-
ſchließende, mit Stroh gedeckte Wohnhaus wurde
gerettet. Übrigens wird der Schaden durch die
Verſicherung gedeckt. Bemerkenswert iſt, daß keine
fremde Feuerwehr zu Hilfe kam und von der hei-
miſchen Wehr viele Männer im Felde ſtehen.
(Offenbar wurde das Feuer auswärts nicht bemerkt.
D. Schriftl.) Ein kräftiges Heil den wackeren
Helfern in der Not!

Eine Feier in Ober-St. Kunigund.

Man
ſchreibt uns aus Ober-St. Kunigund: Am 2. Jänner
fand hier die feierliche Überreichung der Verdienſt-
medaille für 40jährige treue Dienſte an den Ober-
lehrer, Herrn Gabriel Jaunik, ſtatt. Nach dem
Feſtgottesdienſte, bei welchem der Jubilar in
mächtigen Akkorden die Orgel ſelbſt meiſterte, wurde
in dem feſtlich dekorierten Schulſaal nach einer
ſeierlichen Anſprache des Herrn Alois Menhard
dem verdienten Jubilar die verliehene Medaille
durch den Obmann des Ortsſchulrates, Herrn Felix
Skribe, an die Bruſt geheftet. Vorher hatten
einige Schulkinder ihrem geliebten Lehrer ſchöne,
ergreifende Gedichtchen aufgeſagt. In einer kernigen
Anſprache des Gemeindevorſtehers, Herrn Joſef
Mayer, in der er des Jubilars Verdienſte um

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[3/0003] Nr. 3, 5. Jänner 1914 Marburger Zeitung von England, Rußland, Montenegro und Serbien günſtige Antworten auf die Anregung des Papſtes bezüglich des Austaufches der kriegs- untauglichen Gefangenen zugegangen. Frankreich hat heute vormittags offiziös durch den Vertreter Belgiens beim Heiligen Stuhle ſeine Zuſtimmung bekannt geben laſſen; es ſteht ſomit nur noch ſein offizieller Anſchluß aus. Es verlautet, daß Frankreich ſich hiezu des Kardinals Amette oder des belgiſchen Geſandten beim Heiligen Stuhle oder des Botſchafters Barrére bedienen wird. Die offizielle Antwort Frankreichs wird für heute abends erwartet. Die Letzten der „Emden.“ Sie kämpfeu weiter! Baſel, 4. Jänner. (K.-B.) Den ‚Baſeler Nach- richten‘ zufolge iſt in Mailand eine Meldung aus Shanghai eingetroffen, wonach der Hafenkapitän von Rangun die die ſiameſiſchen Gewäſſer be- fahrenden Schiffe vor dem Dreimaſter ‚Agoche‘ warnt, welcher mit deutſchen Matroſen, dem Reſte der Beſatzung der „Emden“ und vier Maſchinengewehren an Bord die Operationen gegen die Handelsſchiffahrt fortſetze und viele Küſten- fahrzeug verſenkt habe. Auch der Kohlendampfer „Oxford“ ſei von den Deutſchen genommen und in einen Hilfskreuzer verwandelt worden. Dieſe Schiffe ſeien der Verfolgung durch die Flotte der Verbündeten bisher immer entronnen. Unbeſtätigte Bombenwurfmeldung. Saarbrücken, 3. Jänner. (Wolff-Bür.) Nach Mitteilungen von zuſtändiger Stelle hat ſich die Meldung von Bombenwürfen über Lisdorf bei Saarluis nicht beſtätigt. Die italieniſche 1 Milliarden-Anleihe. Rom, 4. Jänner. (K.-B.) Die Blätter be- ſtätigen übereinſtimmend, daß die heute eröffnete Subſkription auf die Anleihe von einer Milliarde einen großen Erfolg erzielen wird. Die Cholera. Wien, 4. Jänner. (K.-B.) Vom Sanitätsde- partement des Miniſteriums des Innern wird mit- geteilt: Am 4. Jänner wurden zwei Fälle von aſiatiſcher Cholera in Cilli, ferner je ein Fall in Innsbruck, ſowie in Pausram (Bezirk Nikolsburg) in Mähren bakteriologiſch feſtgeſtellt. Die Erkran- kungen betreffen Perſonen, die vom Kriegsſchauplatze eingetroffen ſind. Marburger Nachrichten. Anton Sulz †. Geſtern verſchied nach langem Leiden der bekannte und älteſte Uhrmacher Mar- burgs, Anton Sulz. Bekannt durch ſeine gute Arbeit, erfreute er ſich auch durch ſein Weſen und friſchen Humor allgemeiner Beliebtheit. So mancher nant‘, titulierte, wie es ihm ja immer noch gebührte, hob ihn wieder etwas und er beſtätigte aus voller Überzeugung, daß er geradezu eatzückt ſei von Hein- richswalde, beſonders von dem reizenden Schloß mit ſeiner Umgebung. Die Bankierstochter, der er auch gleich vorgeſtellt wurde und die Frau von Schultental ihre liebe junge Freundin nannte, lä- chelte, daß er ihre etwas zu großen, unſchönen Zähne ſehen konnte und ſagte mit einer belegt klingenden Stimme: „Nicht wahr, es iſt wirklich paradieſiſch hier?“ Man konnte dieſe junge Dame mit ihaen ſchar- fen Zügen im ſommerſproſſigen Geſicht, dem großen Mund, der nicht kleinen Naſe und der ſchmächligen, langen Geſtalt unmöglich ſchön nennen, aber in den leuchtenden, braunen Augen lag dennoch etwas, was junge Herren über ihre vielen Schönheitsfehler milder urteilen ließ. Ja, dieſe Augen mußte jeder geradezu bewundern; ebenſo ſuchte das volle. über- aus ſorgfältig friſierte, dunkelblonde Lockenhaar ſeinesgleichen. Erwin fand nichts Verlockendes an Fräulein Agathe, denn vor ſeiner Seele ſchwebte ein ganz anderes Weſen, ein Engelsbild, wie er noch keines geſchaut im Leben. „Wir ſehen Sie nachher zum Tee im Park wieder, Herr Leutnant, wenn ich bitten darf.“ Damit verabſchiedete die alte Dame den Vo- lontär, und Johann, der eine kornblumenblaue Livree mit gelben Aufſchlägen und ſilbernen Treſſen trug und recht bieder ausſchaute mit ſeinem lächeln- den, roten Vollmondgeſicht, führte ihn in ein im Erdgeſchoß des Schloſſes gelegenes, freundliches Zimmer. (Fortſetzung folgt.) Marburger wird ſich gern der frohen Stunden erinnern, die er in Geſellſchaft des Uhrentoni ver- bracht hat. Leider wurde er von einem ſchleichenden Leiden gezwungen, ſich zurückzuziehen. Alle, die ihn kannten, werden ihn gewiß in beſter Erinnerung behalten. Die Erde ſei ihm leicht. Das Leichenbe- gängnis findet Mittwoch den 6. Jänner um 4 Uhr von der Stadt-Leichenhalle am Stadtfriedhof aus ſtatt. Kirchenmuſik in der Domkirche. Morgen am Feſte der heiligen drei Könige wird in der Domkirche um zehn Uhr bei dem Hochamte aufge- führt die ‚Krönungsmeſſe‘ von W. A. Mozart für Soli, Chor und Orcheſter; Graduale von Joſef Gruber, Offertorium von Max Filke. Im Reſerveſpital 2, Bürgerſtraße, konnte am Chriſtabend, wie bereits berichtet, dank der wahrhaft ſelbſtloſen Opferfreudigkeit der Marburger eine recht erhebende und ſtimmungsvolle Weihnachts- feier veranſtaltet werden, die wohl jeden vergeſſen ließ, daß er diesmal infolge der Kriegswirren Weih- nachten fern von ſeinen Lieben verbringen mußte. Das Spitalskommando fühlt ſich angenehm ver- pflichtet, allen Gönnern unſerer braven Soldaten, die durch reiche Geſchenke das Feſt verſchönern halfen und es mit ihrem Beſuche beehrten, ſeinen wärmſten Dank im Namen der Verwundeten aus- zuſprechen. Beſonderer Dank gebührt dem phil- harmoniſchen Verein, der in liebenswürdiger Weiſe den muſikaliſchen Teil der Veranſtaltung beſtritt. Für die Zwecke der Weihnachtsbeſcherung, der Koſt- aufbeſſerung und der Krankenpflege überhaupt ſind dem Spitale wieder viele Spenden an Geld, Bäckerei, Selch- und Schweinefleiſch, ein Schwein, Schnitzl, Obſt, Wein und Bier, Thee, Zigarren, Zigaretten, Tabak, Zeitungen und Bücher, Stöcke, Pölſter, Wäſche, Hausſchuhe, Charpie uſw. zugekommen zunächſt von vielen Nichtgenanntſeinwollenden, dann vom „Arbeiterwille“, der O. Badlſchen Gutsver- waltung Wildhaus, Baronin Bianchi, Baronin Bibra, Thereſe Bidſchof, die Frauen Dr Dominkus, Götz, Dr. Gottſcheber, Hauptmann Fialkowska, Emilie Kartin jun., bezw. der Bevölkerung von Oberpulsgau, Prof. Knauer, Dr. Miceu, Marie Moritſch, Doktor Mravlag, Frl. Nagler, Bezirksrichter Oswatitſch, Komteſſen Pace, Ing. Palige, Primig, Oberſtleut- nant Rohrhofer, Scubitz, Schöffmann, Prof. Spiller, Url, Chriſtine Vucic, Wögerer; die Herren Leopold Kralik, Ferdinand Küſter, Prof. Lauter, Hauptmann- rechnungsführer Leucker, Linninger, Luckner, Major Mützel, Platzer, Pfrimer, Karl Scherbaum u. Söhne, Waſtian, Dr. Weiß, 3. a Klaſſe Gymnaſium, „Mar- burger Zeitung“, Stadtrat Marburg, der „Straza“. Stadttheater in Marburg. Mit morgigem Tage eröffnet die beſtbekannte Exl-Bühne ihr Gaſt- ſpiel. Zur Aufführung gelangt nachmittags 3 Uhr bei kleinen Preiſen „Die Wildkatz vom Holler- grund“, Original-Volksſtück von J. Willhardt. Abends halb 8 Uhr wird die überall mit größtem Beifall gegebene köſtliche Bauernkomödie „Das Beſchwerde- buch“ von Karl Ettlinger zur Aufführung gebracht. Donnerstag ſindet eine Wohltätigkeitsvorſtellung zu Gunſten des Roten Kreuzes ſtatt. Gegeben wird Ludwig Anzengrubers unübertroffenes Volksſtück „Die Kreuzelſchreiber“ mit Herrn Köck als Stein- klopfer-Hans. Am Freitag bleibt die Bühne ge- ſchloſſen. Samstag bringt die Exl-Bühne als Neu- heit für Marburg die in Wien mit überaus großem Beifall gegebene Bauernkomödie „Der reiche Ähnl“ von Rudolf Hawel zur Aufführung. Für Sonntag iſt „Der heilige Florian“ (Neuheit) an- geſetzt, der von der Exl-Bühne bereits über 100 mal gegeben wurde und immer wieder aufs Neue verlangt wird. Die Tageskaſſe (Theatergebäude, Eingang Theatergaſſe) iſt täglich von 9—12 Uhr vor- und 3—5 Uhr nachmittags geöffnet. Vor- merkungen für alle angekündigten Vorſtellungen werden ſchon heute entgegengenommen. Die Pettauer Weihnachts-Liebesgaben. Man ſchreibt uns aus Pettau: Auch die Stadt Pettau hat zu einer Weihnachtsgabe für die Trup- pen des 3. Korps eine Sammlung eingeleitet und über Beſchluß des Zweigvereines Pettau des Lan- des- und Frauenhilfsvereines vom Roten Kreuz den Erlös dieſer Sammlung von rund 2000 K. für Spenden an unſere wackeren heimiſchen Pioniere, auch Angehörige des 3. Korps. verwendet. Der Ausſchuß hat für die Zuſtellung der Spenden den Weg der Übernahme der Spenden durch die für die einzelnen Kompagnien angeordneten Nachſchübe gewählt. Wie berechtigt dieſer Weg war, erhellt am deutlichſten aus den zwei Dankſchreiben, die unſerem Herrn Bürgermeiſter (zugleich Präſidenten des hie- ſigen Zweigvereines vom Roten Kreuze) zugekommen ſind. In herzlichſter Weiſe dankten in dieſen Schrei- ben die Herren Hauptleute Maximilian Weismann und Theobald Angel für die den Pionieren zuge- kommenen Spenden. In dem Schreiben des letzteren heißt es unter anderem: „Wenn die Zeit zur Be- gehung des Weihnachtsabendes nur äußerſt gering war — denn wir mußten in die erſte Linie — ſo war es doch ein äußerſt erhebender Moment, als die Kompagnie vor einem kleinen, mit Kerzen ge- ſchmückten Bäumchen im freien Felde — gedeckt durch eine Scheune gegen den Feind — verſammelt ſtand und dah Weihnachtsfeſt beging, dabei der Lieben und Spender der Liebesgaben herzlichſt ge- denkend.“ Aufruf zur neuerlichen Wacheleiſtung! Vom Kommando des unten genannten Veteranen- vereines werden wir um Aufnahme nachſtehender Zeilen erſucht: Auf Grund des Befehles des k. u. k. Militärſtationskommandos in Marburg muß der 1. Marburger Militär-Veteranenverein „Erzherzog Friedrich“ ſofort die bereits bis 1. Jänner ge- habten Wachen wieder beziehen. Es ergeht daher vom Vereinskommando das Erſuche an alle, die bisher im ſelben Dienſte geſtanden ſind, ſich ſofort zu melden. Germ. Im Kaffeehaus Meran morgen Mittwoch (Dreikönigtag) Schrammelkonzert des Dreiſpieles Hlawatſchek. Karl Hörmanns Café Thereſienhof. Ab morgen den 6. Jänner konzertiert im hieſigen Café Thereſienhof die beſtbekannte Wiener Damenkapelle L. Schneider. Herr Cafetier Hörmann, welcher ſtets beſtrebt iſt, ſeinen Gäſten den Aufenthalt in ſeinem Café ſo angenehm wie möglich zu machen, hat we- der Koſten noch Mühe geſcheut, die obenerwähnte Kapelle für ein kurzes Gaſtſpiel zu gewinnen. Auch wird die überall beliebte Liederſängerin Fräulein Giſy Simon ihre Lieder und Wiener Weiſen zum Vortrage bringen, ſo daß wir auch in dieſer ernſten Zeit auf einige fröhliche Tage rechnen können. Bitte um Mundharmonikas. Zur Erhei- terung unſerer braven Steirer iw Felde bilden Mundharmonikas ein bewährtes Mittel. Diesbe- zügliche gütige Spenden werden mit herzlichem Danke entgegengenommen in der Turnhalle der Realſchule. Spenden. Für das Rote Kreuz ſpendete Herr Purgſtaller 10 K. — Frau Zwettler ſpendete der Rettungsabteilung 10 K., wofür beſtens gedankt wird. Mord in der Neujahrsnacht. Am Neujahrs- morgen wurde am Dorfausgange von Gamlitz der Keuſchler Peter Markowitſch aus Wein- leiten durch einen Stich in die Schlagader ermordet aufgefunden. Der Tat verdächtig ſind zwei Burſchen, von denen einer in Retznei verhaftet und dem Bezirksgerichte Leibnitz eingeliefert wurde. Der Er- mordete war verheiratet und Vater von vier Kindern. Schadenfeuer in Roßwein. Aus Roß- wein wird uus geſchrieben: Am 1. Jänner um 11 Uhr nachts brach beim hieſigen Beſitzer Franz Tſcherne aus unbekannter Urſache Feuer aus. Die Roßweiner freiwillige Feuerwehr war raſch zur Stelle und nur den wackeren von ſicherer Hand geleiteten Männern iſt es zu verdanken, daß das Feuer bald gedämpft wurde und nicht weiter um ſich griff. Als Opfer des zerſtörenden Elementes ſind ein Wohnhaus und ein Wirtſchaftsgebäude zu verzeichnen. Das knapp an das Brandobjekt an- ſchließende, mit Stroh gedeckte Wohnhaus wurde gerettet. Übrigens wird der Schaden durch die Verſicherung gedeckt. Bemerkenswert iſt, daß keine fremde Feuerwehr zu Hilfe kam und von der hei- miſchen Wehr viele Männer im Felde ſtehen. (Offenbar wurde das Feuer auswärts nicht bemerkt. D. Schriftl.) Ein kräftiges Heil den wackeren Helfern in der Not! Eine Feier in Ober-St. Kunigund. Man ſchreibt uns aus Ober-St. Kunigund: Am 2. Jänner fand hier die feierliche Überreichung der Verdienſt- medaille für 40jährige treue Dienſte an den Ober- lehrer, Herrn Gabriel Jaunik, ſtatt. Nach dem Feſtgottesdienſte, bei welchem der Jubilar in mächtigen Akkorden die Orgel ſelbſt meiſterte, wurde in dem feſtlich dekorierten Schulſaal nach einer ſeierlichen Anſprache des Herrn Alois Menhard dem verdienten Jubilar die verliehene Medaille durch den Obmann des Ortsſchulrates, Herrn Felix Skribe, an die Bruſt geheftet. Vorher hatten einige Schulkinder ihrem geliebten Lehrer ſchöne, ergreifende Gedichtchen aufgeſagt. In einer kernigen Anſprache des Gemeindevorſtehers, Herrn Joſef Mayer, in der er des Jubilars Verdienſte um

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 3, Marburg, 05.01.1915, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger3_1915/3>, abgerufen am 21.11.2024.