Marburger Zeitung. Nr. 48, Marburg, 22.04.1913.Marburger Zeitung Nr. 48, 22. April 1913 [Spaltenumbruch] Zugleich setzten die Tonkünstler des Herren- Herr Platzer sprach dann in überaus lau- Herr Ruß dankte noch im Namen des Vereines Marburger Nachrichten. Festmahl zu Ehren der neuen Ehren- bürger. Die Anmeldungen für den am nächsten Dr. Mallys siebzigster Geburtstag. Einer, den die ganze deutsche Stadt Marburg lieb Konzert Marianne de Kleno und Franck Christian. Unstreitig zu den schönsten Gedenkfeier der Pragmatischen Sank- tion am Staatsgymnasium. Am 19. d. M. Marburger Zeitung Nr. 48, 22. April 1913 [Spaltenumbruch] Zugleich ſetzten die Tonkünſtler des Herren- Herr Platzer ſprach dann in überaus lau- Herr Ruß dankte noch im Namen des Vereines Marburger Nachrichten. Feſtmahl zu Ehren der neuen Ehren- bürger. Die Anmeldungen für den am nächſten Dr. Mallys ſiebzigſter Geburtstag. Einer, den die ganze deutſche Stadt Marburg lieb Konzert Marianne de Kleno und Franck Chriſtian. Unſtreitig zu den ſchönſten Gedenkfeier der Pragmatiſchen Sank- tion am Staatsgymnaſium. Am 19. d. M. <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0004" n="4"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Marburger Zeitung Nr. 48, 22. April 1913</hi> </fw><lb/> <cb/> <p>Zugleich ſetzten die Tonkünſtler des Herren-<lb/> ſextettes mit dem Marſche ein und als das Eger-<lb/> länder Kirchweihlied dran kam, deſſen Text vorlag.<lb/> wurde es ohne Probe und trotz der ſchwierigen<lb/> fremden Mundart von allen Sängern jubelnd mit-<lb/> geſungen. Meiſter Schönherr und die Seinen<lb/> mußten das wohlgelungene Tonwerk wiederholen<lb/> und wieder wurde das Kirchweihlied, diesmal ſchon<lb/> kräftiger und tex<supplied>t</supplied>ſicherer, mitgeſungen — Herr<lb/><hi rendition="#g">Nonner,</hi> ebenfalls ein Egeraner, mit gutem Bei-<lb/> ſpiele voran. Freudig überraſcht und gerührt nahm<lb/> Herr Futter, ein alter, ſeiner Heimat treuer Egerer<lb/> Bürgersſohn, die Widmung und die ihm gebrachte<lb/> Ovation entgegen.</p><lb/> <p>Herr <hi rendition="#g">Platzer</hi> ſprach dann in überaus lau-<lb/> niger Weiſe auf die alten Herren des Vereines. Von<lb/> ihnen iſt Herr <hi rendition="#g">Pfeifer</hi> 50, Herr <hi rendition="#g">Weingerl</hi><lb/> 47, Herr <hi rendition="#g">Müller</hi> 48 und Herr <hi rendition="#g">Ketz</hi> 39 Jahre<lb/> Vereinsmitglied. Der von Herrn Platzer ausge-<lb/> brachte Trinkſpruch auf die alten Herren, von denen<lb/> die Genannten auf eine Mitgliedſchaft von zuſammen<lb/> 184 Jahren zurückblicken können, fand ſtürmiſche<lb/> Zuſtimmung.</p><lb/> <p>Herr <hi rendition="#g">Ruß</hi> dankte noch im Namen des Vereines<lb/> der Marburger Zeitung für die Förderung und<lb/> Unterſtützung, welche ſie dem Männergeſangvereine<lb/> angedeihen laſſe und auf den Schriftleiter, Herrn<lb/> Norbert <hi rendition="#g">Jahn,</hi> welcher trotz der vielen Verſamm-<lb/> lungsanſprüche anderer Vereine jedesmal beim<lb/> Marburger Männergeſangverein anweſend ſei. Nach-<lb/> dem der Redner unter allgemeinen Heilrufen geſchloſſen<lb/> hatte, war die Reihe der offiziellen Anſprachen er-<lb/> ſchöpft und es begann der zwangloſe Teil des<lb/> Feſtabends, der durch die prächtigen Leiſtungen des<lb/> Herrenſextettes, dem Herr <hi rendition="#g">Ullrich</hi> Worte des<lb/> Dankes widmete, durch humoriſtiſche Vorträge der<lb/> Herren <hi rendition="#g">Wurzer</hi> und <hi rendition="#g">Richter</hi> ſowie durch ver-<lb/> ſchiedene frohe Chöre verſchönt wurde.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Marburger Nachrichten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Feſtmahl zu Ehren der neuen Ehren-<lb/> bürger.</hi> </head> <p>Die Anmeldungen für den am nächſten<lb/> Samstage zu Ehren der Herren Dr. Joh. <hi rendition="#g">Schmi-<lb/> derer</hi> und Dr. Artur <hi rendition="#g">Mally</hi> ſtattfindenden<lb/> Feſtabend müſſen morgen, Mittwoch, mittags abge-<lb/> ſchloſſen werden. 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Schon<lb/> mehrmals hatten wir bei hervorragenden Anläſſen<lb/> Gelegenheit, auf die Herzenswärme dieſes Mannes<lb/> und die Verehrung, die er überall genießt, in der<lb/> Marburger Zeitung zu verweiſen und wir müßten<lb/> heute alles wiederholen und würden doch ſein lau-<lb/> teres, voranleuchtendes Weſen nicht ausſchöpfen<lb/> können. Hier tuns nicht Worte, hier können<lb/> nur ſtillinnerliche Gefühle ſprechen, die ihm überall<lb/> und in der überreichſten Fülle dargebracht werden,<lb/> aus allen Kreiſen, aus allen Schichten der Bevöl-<lb/> kerung. Das hat er gemein mit unſerem Bürgermeiſter<lb/> Herrn Dr. Schmiderer, mit der ihn ja auch ſeit<lb/> Jahren die wärmſte Freundſchaft und die gemein-<lb/> ſame Arbeit zum Wohle der Stadt vereint. Liebe<lb/> und Treue, die ſeines ſonnigen Weſens feſte Grund-<lb/> lagen ſind, werden ihn an ſeinem ſiebzigſten Ge-<lb/> burtstage mit verdoppelter Wärme und Herzin-<lb/> nigkeit umgeben; alle frohen Wünſche, deren<lb/> Gegenſtand er übermorgen ſein wird, werden ſich<lb/> in den einen Ruf zuſammendrängen laſſen: Heil<lb/> unſeren Dr. Artur Mally! — Aus dem Lebens-<lb/> laufe des Jubilars ſei folgendes hervorgehoben.<lb/> Dr. Artur Mally wurde am 24. April 1843 in<lb/> Marburg als Sohn des Arztes Dr. Anton Mally<lb/> (der auch ein geborener Marburger war) und deſſen<lb/> Gattin Frau Agnes, geb. Fraß aus Ilz in der<lb/> Oſtſteiermark, geboren. Er beſuchte die Knabenſchule<lb/> am Domplatze, trat mit 9 Jahren ins Marburger<lb/> Gymnaſium ein und maturierte 1860. Dann<lb/><cb/> wandte er ſich dem ärztlichen Studium zu. Wie<lb/> ſein Vater, war auch ſchon ſein Großvater Arzt<lb/> und ſein jüngerer Bruder Egon ſowie ſeine zwei<lb/> Vettern beſchritten dieſelbe Laufbahn — eine<lb/> richtige, ausgeſprochene Ärztefamilie. Artur Mallys<lb/> ſchon damals ausgeſprochene Neigung zum ärztlichen<lb/> Berufe läßt ſich wohl auf dieſen Umſtand zurück-<lb/> führen. Mit 17 einhalb Jahren bezog er im Oktober<lb/> 1860 die mediziniſche Fakultät der Wiener Hoch-<lb/> ſchule, die ſich damals eines beſonders hervor-<lb/> ragenden Rufes erfreute. Seine große Anhänglichkeit<lb/> an ſeine Vaterſtadt trat ſchon damals kräftig hervor;<lb/> die Weihnachts- und Oſterfeiertage ſowie die großen<lb/> Ferien verbrachte er ſtets im Elternhauſe, ungeachtet<lb/> damals das Reiſen, zumal im Winter, nicht ſo<lb/> bequem war als heute. Am 17. April 1866 wurde<lb/> er zum Doktor der Medizin und ein Jahr ſpäter<lb/> zum Doktor der Chirurgie promoviert. Nach<lb/> beendetem Hochſchulſtudium und einem kurzen<lb/> Erholungsurlaub trat er als Aſpirant in das<lb/> Allgemeine Krankenhaus in Wien ein,<lb/> wo er der chirurgiſchen Abteitlung, die unter der<lb/> Leitung des Primararztes Dr. Lewinsky ſtand, zu-<lb/> geteilt wurde. Im Kriegsjahre 1866 wurde eine<lb/> große Anzahl Verwundeter dem Wiener Allgemeinen<lb/> Krankenhauſe zugewieſen; von früh morgens bis in<lb/> den ſpäten Abend mußten die Äczte ihre Kunſt den<lb/> armen Verwundeten angedeihen laſſen. Zu Beginn<lb/> des Winterſemeſters 1867—68 wurde Dr. Mally<lb/> Operationszögling auf Profeſſor Billroths Klinik.<lb/> — Ende 1868 gab der Bahnarzt am Marburger<lb/> Kärntnerbahnhofe, Herr Dr. <hi rendition="#g">Modriniak,</hi> ſeine<lb/> Stelle auf; Dr. Mally bewarb ſich um ſie und<lb/> vom Dezember 1868 an wurde ihm dieſe Stelle<lb/> verliehen. Hiemit war ein entſcheidender Schritt in<lb/> ſeinem Leben getan, da er von dieſer Zeit an un-<lb/> unterbrochen in ſeiner Vaterſtadt ſeine Kräfte der<lb/> leidenden Menſchheit widmen und ſpäter auch der<lb/> Stadt Marburg und ihrer Entwicklung ſich weihen<lb/> konnte. Im Herbſte 1871 vermählte er ſich zu Eben-<lb/> tal bei Klagenfurt mit Fannt van <hi rendition="#g">Moſer.</hi> In<lb/> Marburg hatte ſich Dr. Mally bald Vertrauen,<lb/> Liebe und Achtung erworben. Schon am 14. März<lb/> 1872 wurde er zum Marburger Stadtarzte ernannt,<lb/> weshalb er die Bahnarztſtelle niederlegte; bis 1897<lb/> war er als Stadtarzt in der umſichtigſten Weiſe<lb/> tätig und insbeſondere auf die Hebung der geſund-<lb/> heitlichen Verhältniſſe in der Stadt im allgemeinen<lb/> bedacht. Von 1874 bis 1875 war er auch ſubſti-<lb/> tuierender Bezirksarzt und am 17. Jänner 1879<lb/> wurde er zum Primarius im Allgemeinen Kranken-<lb/> hauſe ernannt; Jahrzehnte, bis zum 30. Juni 1909,<lb/> wirkte er in der ſegensreichſten Weiſe an dieſer An-<lb/> ſtalt. — Aber auch das öffentliche Leben ſtellte<lb/> raſch ſeine Anſprüche an ihn. Schon 1870 wurde<lb/> er in den Ausſchuß des Theater- und Kaſinovereins,<lb/> dem er heute noch angehört, gewählt; vor drei<lb/> Jahren wurde ſeine 40jährige Tätigkeit in dieſem<lb/> Ausſchuſſe feierlich geehrt, worüber wir ſeinerzeit<lb/> berichteten. Am 1. März 1871 wurde er bei der<lb/> Gemeinderatsergänzungswahl zum erſtenmale und<lb/> zwar vom 1. Wahlkörper in die Stadtvertretung<lb/> gewählt und am 6. April 1871 wurde er in den<lb/> Stadtſchulrat entſandt. Während ſeiner Tätigkeit<lb/> als Stadtarzt war eine Kandidatur in den Gemeinde-<lb/> rat untunlich; ſeit 1903 gehörte er dieſem Ver-<lb/> tretungskörper an. Von dieſem Jahre an bis Ende<lb/> 1912 bekleidete er die Stelle des Bürgermeiſterſtell-<lb/> vertreters. Eine Wiederwahl als Bürgermeiſter-<lb/> ſtellvertreter lehnte er nach den letzten Gemeinde-<lb/> ratsneuwahlen wegen vorgeſchrittenen Alters ab.<lb/> Kurz vor Beendigung der letzten Gemeinderatsperiode<lb/> wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Marburg<lb/> ernannt. Seine Liebe zur Stadt veranlaßte ihn,<lb/> ſich hauptſächlich bei der Löſung jener Fragen zu<lb/> betätigen, die mit der Ausgeſtaltung unſerer<lb/> Stadt im Zuſammenhange ſtehen. Große Ver-<lb/> dienſte erwarb er ſich auch um das Schulweſen<lb/> (Dr. Mally iſt auch derzeit Stadtſchulratsmitglied), um<lb/> die Kindergärten und das Armenweſen, in welches er<lb/> als früherer Armenarzt ganz beſonderen Einblick<lb/> hatte. Vor 26 Jahren gründete Dr. Mally den<lb/> Zweig Marburg des Deutſchen Sprachvereines;<lb/> er wurde ſogleich zu deſſen Obmann gewählt, als<lb/> welcher er heute noch tätig iſt. Auch als Ausſchuß-<lb/> mitglied des Stadtverſchönerungsvereines erwarb er<lb/> ſich um Marburg viele Verdienſte. Die Männer-<lb/> ortsgruppe der Südmark verehrt in ihm ihren<lb/> Obmann, der Verein Deutſches Studentenheim<lb/> ſein liebes Ausſchußmitglied, wie er überhaupt in<lb/> allen völkiſchen Vereinen Marburgs Mitglied und<lb/> mittätig iſt. Auch die Haushaltungsſchule kann<lb/> ihn zu ihren Ausſchußmitgliedern zählen. Durch<lb/> die Herausgabe des Gaſſen-, Straßen- und Plätze-<lb/><cb/> buches von Marburg hat Dr. Mally einen wert-<lb/> vollen Beitrag für die Geſchichte der Stadt ge-<lb/> ſchaffen. Nach dem Okkupationsfeldzuge von 1878,<lb/> in deſſen Verlauf viele Verwundete nach Marburg<lb/> gebracht wurden, wurde Dr. Mally mit dem<lb/> goldenen Verdienſtkreuze mit der Krone ausgezeichnet<lb/> und 1898 wurde er zum kaiſ. Rat ernannt. Möge<lb/> Dr. Artur Mally noch ſo manches Jahrzehnt<lb/> uns allen frohgemut erhalten bleiben — dies unſer<lb/> Wunſch zu ſeinem ſiebzigſten Geburtstage. Heil<lb/> Dr. Artur Mally!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Konzert Marianne de Kleno und<lb/> Franck Chriſtian.</hi> </head> <p>Unſtreitig zu den ſchönſten<lb/> muſikaliſchen Veranſtaltungen der heurigen Satſon<lb/> gehören die beiden Abende, die das Künſtlerpaar<lb/> am 15. November v. J., ſowie geſtern im großen<lb/> Kaſinoſaale gaben. Schon die jedesmalige Vortrags-<lb/> folge zeigte, daß es ſich hier um feingebildete<lb/> Künſtler handelt, deren Repertoire ſich nicht nur<lb/> auf gewohnte und erfolgſichere Nummern beſchränkt,<lb/> ſondern die auch intereſſante und neuere Literatur<lb/> zu propagieren verſtehen. Da bekam man geſtern<lb/> u. a. zwei moderne Meiſter: Mors und Degner<lb/> zum erſtenmal zu hören. Herr Frank vermochte es,<lb/> ſich mit feinem Gefühl derart in den Dienſt des<lb/> Ausdruckes zu ſtellen, daß auch das jedenfalls<lb/> tief und innig empfundene Lied „Morgenſtändchen“<lb/> des anderswo bereits anerkannten erſtgenannten<lb/> Meiſters, das aber an die Zuhörer ganz bedeutende<lb/> Anforderungen ſtellt, eine verſtändnisvolle Auf-<lb/> nahme fand. Und gar noch das eine verzehrende<lb/> Leidenſchaftlichkeit, verbunden mit einer ſeltenen<lb/> Gemütstiefe, bergende Degnerſche Lied „Schau<lb/> her“, das Frau von Kleno ſo ſchön und mit ſo<lb/> vieler Wärme vortrug. Obwohl die beiden Künſtler<lb/> in erſter Linie dramatiſche Sänger ſind, fühlt man<lb/> es dennoch bald, daß ſie auch herzhaft empfindende<lb/> Naturen ſind, die kein Lied ſo obenhin geſungen<lb/> bringen, ſondern ſich mit der größten Aufmerkſam-<lb/> keit in dasſelbe zu vertiefen verſtehen. So boten<lb/> ihre Interpretationen auch einen höheren Genuß,<lb/> als manche der oft leider viel zu ſehr an Äußerlich-<lb/> keiten haftenden Darbietungen vieler Geſangs-<lb/> virtuoſen. Mit dem Vortrage des Straußſchen<lb/> Geſangswalzers „Frühlingsſtimmen“ zeigte die<lb/> Sängerin außerdem noch ihr Naturell für das<lb/> zierliche und heitere. Eine ſicher geführte Technik<lb/> eines vorzüglich geſchulten und geſchmeidigen Organes<lb/> kam hier zur Geltung. Den größten Teil der<lb/> Vortragsfolge nahmen jedoch Bruchſtücke aus<lb/> dramatiſchen Kompoſitionen ein. Vertreten waren<lb/> Wagner, Verdi, Puccini und Bizet. Davon die<lb/> beiden erſtgenannten Meiſter mehrfach. Die Art<lb/> der Einzelvorträge, ſowie der gemeinſamen Leiſtungen<lb/> war eine ernſte und ſachliche, verbunden mit einer<lb/> kräftigen Empfindung und einer ſicheren inhaltlichen<lb/> Auffaſſung. Zudem beſitzen beide Vortragskünſtler<lb/> die Gabe, ſo zu ſingen, daß man, je öfter man ſie<lb/> hört, deſto begieriger wird, ſie wieder zu hören.<lb/> Dies bewies am beſten der reiche und ſich ſtetig<lb/> ſteigernde, ja oft geradezu ſtürmiſch ſich äußernde<lb/> Be<supplied>i</supplied>fall der geſtern ausnehmend zahlreich erſchienenen<lb/> Zuhörerſchaft. Dieſe erzwang ſich auch ſchließlich<lb/> einige Zugaben und Wiederholungen. Gewiß aber<lb/> wären beide Künſtler ſchon früher mit Freuden<lb/> derartig geäußerten Wünſchen nachgekommen, hätte<lb/> ſie beide nicht eine Indispoſition zur notwendigen<lb/> Zurückhaltung gezwungen. Ein trefflicher Begleiter<lb/> ſaß am Klaviere: Herr Köle.</p> <byline>—r—</byline> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gedenkfeier der Pragmatiſchen Sank-<lb/> tion am Staatsgymnaſium.</hi> </head> <p>Am 19. d. M.<lb/> hätten die Eltern die Gymnaſialjugend im Turn-<lb/> ſaal verſammelt ſehen ſollen! An der Stirnwand<lb/> die Büſte des Kaiſers, ſich vornehm abhebend vom<lb/> Hintergrunde immergrüner, hoher Blattpflanzen,<lb/> davor gelagert die Mitglieder der Gymnaſialſchul-<lb/> orcheſters, erſt die Inſtrumente ſtimmend und die<lb/> ſchwierigeren Takte noch einmal ausprobierend;<lb/> neben ihnen der Männerchor und dann, den Saal<lb/> bis auf jeden Quadratzentimeter füllend, Kopf an<lb/> Kopf die ſechs Hundertſchaften des Gymnaſiaſten,<lb/> an der Vorderſeite abgeſchloſſen durch die Mitglieder<lb/> des Lehrkörpers, äußerlich ruhig, aber die leuchtenden<lb/> Augen zeugen von der inneren Anteilnahme. „Der<lb/> Kaiſer“, „Muſik“, „Feſtreden“! Das junge Blut<lb/> kann der Anziehungskraft dieſer Dreiheit nicht<lb/> widerſtehen! — Punkt 9 Uhr wird das Zeichen<lb/> zum Beginn gegeben und die melodiöſe Jubiläums-<lb/> ouvertüre von Schönfelſen durchflutet den Saal.<lb/> Nur wenige Tage hatte das Gymnaſiaſtenſchulorcheſter<lb/> Zeit zur Einübung und doch war das Zuſammen-<lb/> ſpiel ein muſterhaftes; das Orcheſter, eine ſo junge<lb/> Schöpfung, fängt eben an, der Stolz des Gymnaſiums<lb/> zu werden. Hierauf beſteigt Profeſſor Franz <hi rendition="#g">Otto</hi><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Marburger Zeitung Nr. 48, 22. April 1913
Zugleich ſetzten die Tonkünſtler des Herren-
ſextettes mit dem Marſche ein und als das Eger-
länder Kirchweihlied dran kam, deſſen Text vorlag.
wurde es ohne Probe und trotz der ſchwierigen
fremden Mundart von allen Sängern jubelnd mit-
geſungen. Meiſter Schönherr und die Seinen
mußten das wohlgelungene Tonwerk wiederholen
und wieder wurde das Kirchweihlied, diesmal ſchon
kräftiger und textſicherer, mitgeſungen — Herr
Nonner, ebenfalls ein Egeraner, mit gutem Bei-
ſpiele voran. Freudig überraſcht und gerührt nahm
Herr Futter, ein alter, ſeiner Heimat treuer Egerer
Bürgersſohn, die Widmung und die ihm gebrachte
Ovation entgegen.
Herr Platzer ſprach dann in überaus lau-
niger Weiſe auf die alten Herren des Vereines. Von
ihnen iſt Herr Pfeifer 50, Herr Weingerl
47, Herr Müller 48 und Herr Ketz 39 Jahre
Vereinsmitglied. Der von Herrn Platzer ausge-
brachte Trinkſpruch auf die alten Herren, von denen
die Genannten auf eine Mitgliedſchaft von zuſammen
184 Jahren zurückblicken können, fand ſtürmiſche
Zuſtimmung.
Herr Ruß dankte noch im Namen des Vereines
der Marburger Zeitung für die Förderung und
Unterſtützung, welche ſie dem Männergeſangvereine
angedeihen laſſe und auf den Schriftleiter, Herrn
Norbert Jahn, welcher trotz der vielen Verſamm-
lungsanſprüche anderer Vereine jedesmal beim
Marburger Männergeſangverein anweſend ſei. Nach-
dem der Redner unter allgemeinen Heilrufen geſchloſſen
hatte, war die Reihe der offiziellen Anſprachen er-
ſchöpft und es begann der zwangloſe Teil des
Feſtabends, der durch die prächtigen Leiſtungen des
Herrenſextettes, dem Herr Ullrich Worte des
Dankes widmete, durch humoriſtiſche Vorträge der
Herren Wurzer und Richter ſowie durch ver-
ſchiedene frohe Chöre verſchönt wurde.
Marburger Nachrichten.
Feſtmahl zu Ehren der neuen Ehren-
bürger. Die Anmeldungen für den am nächſten
Samstage zu Ehren der Herren Dr. Joh. Schmi-
derer und Dr. Artur Mally ſtattfindenden
Feſtabend müſſen morgen, Mittwoch, mittags abge-
ſchloſſen werden. Wer ſich alſo bis Mittwoch
mittags nicht gemeldet hat, kann ſpäter nicht mehr
berückſichtigt werden. Der Beginn des Feſtabends
iſt auf 8 Uhr feſtgeſetzt worden.
Dr. Mallys ſiebzigſter Geburtstag.
Einer, den die ganze deutſche Stadt Marburg lieb
hat, feiert übermorgen ſeinen ſiebzigſten Geburtstag:
Kaiſerlicher Rat Dr. Artur Mally. Weit wird
der Kreis ſein, der an dieſem Tage des Herrn Dr.
Mally mit ganz beſonderer Herzlichkeit und mit den
innigſten Wünſchen für ſein Wohlergehen gedenken
wird. Weit wird dieſer Kreis ſein, denn er umſchließt
nicht nur unſere Drauſtadt, ſondern das ganze
deutſche Volkstum im Unterlande, das in Herrn
Dr. Mally ein mit den ſchönſten deutſchen Herzens-
und Gemütsgaben geſegnetes Vorbild erblickt. Schon
mehrmals hatten wir bei hervorragenden Anläſſen
Gelegenheit, auf die Herzenswärme dieſes Mannes
und die Verehrung, die er überall genießt, in der
Marburger Zeitung zu verweiſen und wir müßten
heute alles wiederholen und würden doch ſein lau-
teres, voranleuchtendes Weſen nicht ausſchöpfen
können. Hier tuns nicht Worte, hier können
nur ſtillinnerliche Gefühle ſprechen, die ihm überall
und in der überreichſten Fülle dargebracht werden,
aus allen Kreiſen, aus allen Schichten der Bevöl-
kerung. Das hat er gemein mit unſerem Bürgermeiſter
Herrn Dr. Schmiderer, mit der ihn ja auch ſeit
Jahren die wärmſte Freundſchaft und die gemein-
ſame Arbeit zum Wohle der Stadt vereint. Liebe
und Treue, die ſeines ſonnigen Weſens feſte Grund-
lagen ſind, werden ihn an ſeinem ſiebzigſten Ge-
burtstage mit verdoppelter Wärme und Herzin-
nigkeit umgeben; alle frohen Wünſche, deren
Gegenſtand er übermorgen ſein wird, werden ſich
in den einen Ruf zuſammendrängen laſſen: Heil
unſeren Dr. Artur Mally! — Aus dem Lebens-
laufe des Jubilars ſei folgendes hervorgehoben.
Dr. Artur Mally wurde am 24. April 1843 in
Marburg als Sohn des Arztes Dr. Anton Mally
(der auch ein geborener Marburger war) und deſſen
Gattin Frau Agnes, geb. Fraß aus Ilz in der
Oſtſteiermark, geboren. Er beſuchte die Knabenſchule
am Domplatze, trat mit 9 Jahren ins Marburger
Gymnaſium ein und maturierte 1860. Dann
wandte er ſich dem ärztlichen Studium zu. Wie
ſein Vater, war auch ſchon ſein Großvater Arzt
und ſein jüngerer Bruder Egon ſowie ſeine zwei
Vettern beſchritten dieſelbe Laufbahn — eine
richtige, ausgeſprochene Ärztefamilie. Artur Mallys
ſchon damals ausgeſprochene Neigung zum ärztlichen
Berufe läßt ſich wohl auf dieſen Umſtand zurück-
führen. Mit 17 einhalb Jahren bezog er im Oktober
1860 die mediziniſche Fakultät der Wiener Hoch-
ſchule, die ſich damals eines beſonders hervor-
ragenden Rufes erfreute. Seine große Anhänglichkeit
an ſeine Vaterſtadt trat ſchon damals kräftig hervor;
die Weihnachts- und Oſterfeiertage ſowie die großen
Ferien verbrachte er ſtets im Elternhauſe, ungeachtet
damals das Reiſen, zumal im Winter, nicht ſo
bequem war als heute. Am 17. April 1866 wurde
er zum Doktor der Medizin und ein Jahr ſpäter
zum Doktor der Chirurgie promoviert. Nach
beendetem Hochſchulſtudium und einem kurzen
Erholungsurlaub trat er als Aſpirant in das
Allgemeine Krankenhaus in Wien ein,
wo er der chirurgiſchen Abteitlung, die unter der
Leitung des Primararztes Dr. Lewinsky ſtand, zu-
geteilt wurde. Im Kriegsjahre 1866 wurde eine
große Anzahl Verwundeter dem Wiener Allgemeinen
Krankenhauſe zugewieſen; von früh morgens bis in
den ſpäten Abend mußten die Äczte ihre Kunſt den
armen Verwundeten angedeihen laſſen. Zu Beginn
des Winterſemeſters 1867—68 wurde Dr. Mally
Operationszögling auf Profeſſor Billroths Klinik.
— Ende 1868 gab der Bahnarzt am Marburger
Kärntnerbahnhofe, Herr Dr. Modriniak, ſeine
Stelle auf; Dr. Mally bewarb ſich um ſie und
vom Dezember 1868 an wurde ihm dieſe Stelle
verliehen. Hiemit war ein entſcheidender Schritt in
ſeinem Leben getan, da er von dieſer Zeit an un-
unterbrochen in ſeiner Vaterſtadt ſeine Kräfte der
leidenden Menſchheit widmen und ſpäter auch der
Stadt Marburg und ihrer Entwicklung ſich weihen
konnte. Im Herbſte 1871 vermählte er ſich zu Eben-
tal bei Klagenfurt mit Fannt van Moſer. In
Marburg hatte ſich Dr. Mally bald Vertrauen,
Liebe und Achtung erworben. Schon am 14. März
1872 wurde er zum Marburger Stadtarzte ernannt,
weshalb er die Bahnarztſtelle niederlegte; bis 1897
war er als Stadtarzt in der umſichtigſten Weiſe
tätig und insbeſondere auf die Hebung der geſund-
heitlichen Verhältniſſe in der Stadt im allgemeinen
bedacht. Von 1874 bis 1875 war er auch ſubſti-
tuierender Bezirksarzt und am 17. Jänner 1879
wurde er zum Primarius im Allgemeinen Kranken-
hauſe ernannt; Jahrzehnte, bis zum 30. Juni 1909,
wirkte er in der ſegensreichſten Weiſe an dieſer An-
ſtalt. — Aber auch das öffentliche Leben ſtellte
raſch ſeine Anſprüche an ihn. Schon 1870 wurde
er in den Ausſchuß des Theater- und Kaſinovereins,
dem er heute noch angehört, gewählt; vor drei
Jahren wurde ſeine 40jährige Tätigkeit in dieſem
Ausſchuſſe feierlich geehrt, worüber wir ſeinerzeit
berichteten. Am 1. März 1871 wurde er bei der
Gemeinderatsergänzungswahl zum erſtenmale und
zwar vom 1. Wahlkörper in die Stadtvertretung
gewählt und am 6. April 1871 wurde er in den
Stadtſchulrat entſandt. Während ſeiner Tätigkeit
als Stadtarzt war eine Kandidatur in den Gemeinde-
rat untunlich; ſeit 1903 gehörte er dieſem Ver-
tretungskörper an. Von dieſem Jahre an bis Ende
1912 bekleidete er die Stelle des Bürgermeiſterſtell-
vertreters. Eine Wiederwahl als Bürgermeiſter-
ſtellvertreter lehnte er nach den letzten Gemeinde-
ratsneuwahlen wegen vorgeſchrittenen Alters ab.
Kurz vor Beendigung der letzten Gemeinderatsperiode
wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Marburg
ernannt. Seine Liebe zur Stadt veranlaßte ihn,
ſich hauptſächlich bei der Löſung jener Fragen zu
betätigen, die mit der Ausgeſtaltung unſerer
Stadt im Zuſammenhange ſtehen. Große Ver-
dienſte erwarb er ſich auch um das Schulweſen
(Dr. Mally iſt auch derzeit Stadtſchulratsmitglied), um
die Kindergärten und das Armenweſen, in welches er
als früherer Armenarzt ganz beſonderen Einblick
hatte. Vor 26 Jahren gründete Dr. Mally den
Zweig Marburg des Deutſchen Sprachvereines;
er wurde ſogleich zu deſſen Obmann gewählt, als
welcher er heute noch tätig iſt. Auch als Ausſchuß-
mitglied des Stadtverſchönerungsvereines erwarb er
ſich um Marburg viele Verdienſte. Die Männer-
ortsgruppe der Südmark verehrt in ihm ihren
Obmann, der Verein Deutſches Studentenheim
ſein liebes Ausſchußmitglied, wie er überhaupt in
allen völkiſchen Vereinen Marburgs Mitglied und
mittätig iſt. Auch die Haushaltungsſchule kann
ihn zu ihren Ausſchußmitgliedern zählen. Durch
die Herausgabe des Gaſſen-, Straßen- und Plätze-
buches von Marburg hat Dr. Mally einen wert-
vollen Beitrag für die Geſchichte der Stadt ge-
ſchaffen. Nach dem Okkupationsfeldzuge von 1878,
in deſſen Verlauf viele Verwundete nach Marburg
gebracht wurden, wurde Dr. Mally mit dem
goldenen Verdienſtkreuze mit der Krone ausgezeichnet
und 1898 wurde er zum kaiſ. Rat ernannt. Möge
Dr. Artur Mally noch ſo manches Jahrzehnt
uns allen frohgemut erhalten bleiben — dies unſer
Wunſch zu ſeinem ſiebzigſten Geburtstage. Heil
Dr. Artur Mally!
Konzert Marianne de Kleno und
Franck Chriſtian. Unſtreitig zu den ſchönſten
muſikaliſchen Veranſtaltungen der heurigen Satſon
gehören die beiden Abende, die das Künſtlerpaar
am 15. November v. J., ſowie geſtern im großen
Kaſinoſaale gaben. Schon die jedesmalige Vortrags-
folge zeigte, daß es ſich hier um feingebildete
Künſtler handelt, deren Repertoire ſich nicht nur
auf gewohnte und erfolgſichere Nummern beſchränkt,
ſondern die auch intereſſante und neuere Literatur
zu propagieren verſtehen. Da bekam man geſtern
u. a. zwei moderne Meiſter: Mors und Degner
zum erſtenmal zu hören. Herr Frank vermochte es,
ſich mit feinem Gefühl derart in den Dienſt des
Ausdruckes zu ſtellen, daß auch das jedenfalls
tief und innig empfundene Lied „Morgenſtändchen“
des anderswo bereits anerkannten erſtgenannten
Meiſters, das aber an die Zuhörer ganz bedeutende
Anforderungen ſtellt, eine verſtändnisvolle Auf-
nahme fand. Und gar noch das eine verzehrende
Leidenſchaftlichkeit, verbunden mit einer ſeltenen
Gemütstiefe, bergende Degnerſche Lied „Schau
her“, das Frau von Kleno ſo ſchön und mit ſo
vieler Wärme vortrug. Obwohl die beiden Künſtler
in erſter Linie dramatiſche Sänger ſind, fühlt man
es dennoch bald, daß ſie auch herzhaft empfindende
Naturen ſind, die kein Lied ſo obenhin geſungen
bringen, ſondern ſich mit der größten Aufmerkſam-
keit in dasſelbe zu vertiefen verſtehen. So boten
ihre Interpretationen auch einen höheren Genuß,
als manche der oft leider viel zu ſehr an Äußerlich-
keiten haftenden Darbietungen vieler Geſangs-
virtuoſen. Mit dem Vortrage des Straußſchen
Geſangswalzers „Frühlingsſtimmen“ zeigte die
Sängerin außerdem noch ihr Naturell für das
zierliche und heitere. Eine ſicher geführte Technik
eines vorzüglich geſchulten und geſchmeidigen Organes
kam hier zur Geltung. Den größten Teil der
Vortragsfolge nahmen jedoch Bruchſtücke aus
dramatiſchen Kompoſitionen ein. Vertreten waren
Wagner, Verdi, Puccini und Bizet. Davon die
beiden erſtgenannten Meiſter mehrfach. Die Art
der Einzelvorträge, ſowie der gemeinſamen Leiſtungen
war eine ernſte und ſachliche, verbunden mit einer
kräftigen Empfindung und einer ſicheren inhaltlichen
Auffaſſung. Zudem beſitzen beide Vortragskünſtler
die Gabe, ſo zu ſingen, daß man, je öfter man ſie
hört, deſto begieriger wird, ſie wieder zu hören.
Dies bewies am beſten der reiche und ſich ſtetig
ſteigernde, ja oft geradezu ſtürmiſch ſich äußernde
Beifall der geſtern ausnehmend zahlreich erſchienenen
Zuhörerſchaft. Dieſe erzwang ſich auch ſchließlich
einige Zugaben und Wiederholungen. Gewiß aber
wären beide Künſtler ſchon früher mit Freuden
derartig geäußerten Wünſchen nachgekommen, hätte
ſie beide nicht eine Indispoſition zur notwendigen
Zurückhaltung gezwungen. Ein trefflicher Begleiter
ſaß am Klaviere: Herr Köle.
—r—
Gedenkfeier der Pragmatiſchen Sank-
tion am Staatsgymnaſium. Am 19. d. M.
hätten die Eltern die Gymnaſialjugend im Turn-
ſaal verſammelt ſehen ſollen! An der Stirnwand
die Büſte des Kaiſers, ſich vornehm abhebend vom
Hintergrunde immergrüner, hoher Blattpflanzen,
davor gelagert die Mitglieder der Gymnaſialſchul-
orcheſters, erſt die Inſtrumente ſtimmend und die
ſchwierigeren Takte noch einmal ausprobierend;
neben ihnen der Männerchor und dann, den Saal
bis auf jeden Quadratzentimeter füllend, Kopf an
Kopf die ſechs Hundertſchaften des Gymnaſiaſten,
an der Vorderſeite abgeſchloſſen durch die Mitglieder
des Lehrkörpers, äußerlich ruhig, aber die leuchtenden
Augen zeugen von der inneren Anteilnahme. „Der
Kaiſer“, „Muſik“, „Feſtreden“! Das junge Blut
kann der Anziehungskraft dieſer Dreiheit nicht
widerſtehen! — Punkt 9 Uhr wird das Zeichen
zum Beginn gegeben und die melodiöſe Jubiläums-
ouvertüre von Schönfelſen durchflutet den Saal.
Nur wenige Tage hatte das Gymnaſiaſtenſchulorcheſter
Zeit zur Einübung und doch war das Zuſammen-
ſpiel ein muſterhaftes; das Orcheſter, eine ſo junge
Schöpfung, fängt eben an, der Stolz des Gymnaſiums
zu werden. Hierauf beſteigt Profeſſor Franz Otto
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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