Marburger Zeitung. Nr. 48, Marburg, 22.04.1913.Nr. 48. 22. April 1913 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Opferstocke zu schaffen machte. Er entfernte sich, Pettauer Nachrichten. Verein Dentsche Mittelschule Unter- steiermark. Sonntag vormittags halb 11 Uhr Todessturz im Krankenhause. Der 61 Festabend im Marburger Männer- gesangverein. Es ist eine alte und schöne Sitte des Mar- Die Überreichung. Den Festabend leiteten Tonstücke des Herren- Mit herzlichen Worten dankten hierauf die Die Ansprachen. Vorstandstellvertreter Herr Dr. Faleschini Bürgermeister Dr. Schmiderer führte in Namens der Ehrenmitglieder dankte deren Abg. Wastian erklärte in seiner Ansprache, Herr Ruß führte dann aus, er sei beauftragt, In Eghaland, wen d'Kirwa is, Dau gäehts halt lusti zou; Dau san döi Bauan kreizfidel, Is a Möidl oder a Bou! Nr. 48. 22. April 1913 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Opferſtocke zu ſchaffen machte. Er entfernte ſich, Pettauer Nachrichten. Verein Dentſche Mittelſchule Unter- ſteiermark. Sonntag vormittags halb 11 Uhr Todesſturz im Krankenhauſe. Der 61 Feſtabend im Marburger Männer- geſangverein. Es iſt eine alte und ſchöne Sitte des Mar- Die Überreichung. Den Feſtabend leiteten Tonſtücke des Herren- Mit herzlichen Worten dankten hierauf die Die Anſprachen. Vorſtandſtellvertreter Herr Dr. Faleschini Bürgermeiſter Dr. Schmiderer führte in Namens der Ehrenmitglieder dankte deren Abg. Waſtian erklärte in ſeiner Anſprache, Herr Ruß führte dann aus, er ſei beauftragt, In Eghaland, wen d’Kirwa is, Dau gäehts halt luſti zou; Dau ſan döi Bauan kreizfidel, Is a Möidl oder a Bou! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Nr. 48. 22. April 1913 Marburger Zeitung</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <div xml:id="cilli2" prev="#cilli1" type="jArticle" n="2"> <p>Opferſtocke zu ſchaffen machte. Er entfernte ſich,<lb/> als der Mesner kam, wurde aber in Gutendorf<lb/> vom Wachmann Pikl eingeholt und legitimierte<lb/> ſich als der Handſchuhmacher Franz Kacaba aus<lb/> Weltrus in Böhmen. Er geſtand, daß er den<lb/> Opferſtock erbrechen wollte. Das bei ihm gefundene<lb/> Geld habe er aus einem Opferſtock in der Kirche in<lb/> Gutendorf geſtohlen. Auch in Tüffer ſoll er<lb/> Opferſtöcke geplündert haben. Er wurde dem Kreis-<lb/> gerichte in Cilli eingeliefert.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Pettauer Nachrichten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verein Dentſche Mittelſchule Unter-<lb/> ſteiermark.</hi> </head> <p>Sonntag vormittags halb 11 Uhr<lb/> fand unter zahlreicher Beteiligung von Profeſſoren<lb/> der Unterlandes im Phyſikſaale des Gymnaſiums<lb/> zu Pettau die 6. Hauptverſammlung des Vereines<lb/> ſtatt. Nach einer herzlichen Begrüßungsanſprache<lb/> durch den Direktor Herrn Dr. Schöbinger und den<lb/> Obmann Herrn Profeſſor Zahlbruckner gedachte<lb/> dieſer zunächſt in ehrenden Worten des uns leider<lb/> allzufrüh durch den Tod entriſſenen Kollegen Miſch-<lb/> konigg. Wir können den Verſtorbenen nicht beſſer<lb/> ehren, als wenn wir ſein hervorragend völkiſches<lb/> Wirken uns zum Muſter nehmen. Nachdem der<lb/> Obmann weiters ſeinen Bericht über das abgelaufene<lb/> Halbjahr erſtattet hatte, ergriff Prof. Kropatſchek<lb/> das Wort zu ſeinem Berichte über den 11. Deutſch-<lb/> öſterreichiſchen Mittelſchultag in Wien. Der Redner<lb/> verſtand es in trefflicher Weiſe, uns in kurzen Zügen<lb/> ein Bild der drei Tage währenden Verhandlungen<lb/> zu geben, die teils ernſten Standes- und Schul-<lb/> fragen, zum Teil der Geſelligkeit gewidmet waren.<lb/> Prof. Dr. Mühlbacher erſtattete einen ausführlichen<lb/> Bericht über die zahlreichen Anträge, welche die<lb/> Verbandsvereine für die diesjährige Delegierten-<lb/> tagung des Reichsverbandes in Krakau in Vorſchlag<lb/> brachten. Über die Stellungnahme zu den einzelnen<lb/> Fragen entſpann ſich ein lebhafter Meinungsaus-<lb/> tauſch. Hierauf kamen noch verſchiedene Standes-<lb/> und Schulfragen zur Erörterung. Unter anderem<lb/> wurde die Vereinsleitung aufgefordert, nachdrücklichſt<lb/> dahinzuwirken, daß den Landes-Mittelſchullehrern<lb/> endlich die rückſtändige Teuerungszulage für 1912<lb/> ausbezahlt werde. — Nach der Verſammlung fan-<lb/> den ſich die Mitglieder zu einem gemeinſamen<lb/> Mittageſſen im Deutſchen Hauſe ein. Der Nach-<lb/> mittag war einem Rundgange über die herrlichen<lb/> Stadtberge gewidmet. Als es endlich für die Mar-<lb/> burger galt, von den lieben Pettauer Kollegen Ab-<lb/> ſchied zu nehmen, waren ſich alle bewußt, wieder<lb/> ein gutes Stück Arbeit im Dienſte der gemeinſamen<lb/> Sache geleiſtet und das Band, das alle Mittelſchul-<lb/> lehrer des Unterlandes umſchlingt, noch feſter ge-<lb/> knüpft zu haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Todesſturz im Krankenhauſe.</hi> </head> <p>Der 61<lb/> Jahre alte, an Säuferwahnſinn leidende Zimmer-<lb/> mann Alois <hi rendition="#g">Strafella</hi> ſtürzte ſich am 14. d.<lb/> um 5 Uhr morgens aus dem Abortfenſter des<lb/> erſten Stockwerkes des allgemeinen Krankenhauſes<lb/> und erlitt hiebei einen Schädelbruch und einen<lb/> Bruch des linken Oberarmes. 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Ä. und Gottfried <hi rendition="#g">Ketz,</hi> die kürzlich<lb/> vom Vereine zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden,<lb/> erhielten an dieſem Feſtabend die Ehrenmitglieds-<lb/> urkunden und Stadtrat Herr Chriſtof <hi rendition="#g">Futter</hi><lb/> anläßlich ſeiner 25jährigen Mitgliedſchaft den<lb/><cb/> goldenen Ring, das Symbol der Treue und Be-<lb/> ſtändigkeit.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die Überreichung.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Den Feſtabend leiteten Tonſtücke des Herren-<lb/> ſextettes ein. Der Vorſtand des Vereines, Herr<lb/> Direktor <hi rendition="#g">Zweifler,</hi> begrüßte ſodann die Erſchie-<lb/> nenen; insbeſonders dankte er den Ehrenmitgliedern<lb/> für ihr Kommen; den Herren Dr. <hi rendition="#g">Schmiderer,</hi><lb/> R. <hi rendition="#g">Pachner</hi> und Abg. <hi rendition="#g">Waſtian,</hi> ferners den<lb/> „alten Herren“ <hi rendition="#g">Weingerl</hi> und <hi rendition="#g">Pfeifer</hi> und<lb/> dem Schriftleiter Norbert <hi rendition="#g">Jahn.</hi> Es gelte heute,<lb/> ſagte der Redner, Männer zu ehren, die ſich auf<lb/> dem Gebiete des deutſchen Männergeſanges, ins-<lb/> beſondere aber um den Marburger Männergeſang-<lb/> verein große Verdienſte erworben haben. Das alte,<lb/> verdienſtvolle Mitglied Herr Gottfried <hi rendition="#g">Ketz</hi> iſt dem<lb/> Vereine bereits im Jahre 1874 beigetreten und ge-<lb/> hört dem Vereine alſo ſchon durch bald 40 Jahre<lb/> an. Lange Zeit gehörte Herr Ketz auch der Ver-<lb/> einsleitung an und ganz beſondere Verdienſte er-<lb/> warb er ſich als 1. Tenor um den ſeinerzeitigen<lb/> Viergeſang, von dem außer Herrn Ketz nur noch<lb/> Herr <hi rendition="#g">Ruhri</hi> lebt, während die beiden anderen,<lb/> Saria und Koratſchin, nicht mehr unter den Lebenden<lb/> weilen. Herr Ketz bekam ſchon ſeinerzeit den goldenen<lb/> Ehrenring; nun verlieh ihm der Verein auch die<lb/> Ehrenmitgliedſchaft. Nicht ſolange gehöre Herr<lb/> Viktor <hi rendition="#g">Schetina</hi> dem Vereine an; 1896 trat er<lb/> ihm bei. Aber durch 16 Jahre war er ihm ein<lb/> eifriger und gewiſſenhafter Schriftſührer und wer<lb/> es weiß, welche Summe von Arbeit Herr Schetina<lb/> als Schriftführer geleiſtet hat, wird es begreifen,<lb/> daß wir ihn ebeno ehren, daß er ebenfalls zum<lb/> Ehrenmitgliede erannt wurde. Herr Chriſtof <hi rendition="#g">Futter</hi><lb/> gehört dem Vereine ſeit 1888 an; immer war er<lb/> ein eifriger, gewiſſenhafter Sänger, der die allge-<lb/> meinſte Zuneigung genießt und hervorragend waren<lb/> auch ſeine Verdienſte, die er ſich durch viele Jahre<lb/> als Wirtſchafter und Zahlmeiſter um den Verein<lb/> erwärb. Unter Jubel wurde daher beſchloſſen,<lb/> dieſem Förderer des deutſchen Geſanges den gol-<lb/> denen Ehrenring zu widmen. Direktor Zweifler<lb/> überreichte dann den Herren Ketz und Schettna die<lb/> von Herrn <hi rendition="#g">Watdacher</hi> künſtleriſch verfertigten<lb/> Ehrenmitgliedsurkunden, derengeſchmackvolle Rahmen<lb/> aus der Werkſtätte des Marburger Bildhauers<lb/> Herrn <hi rendition="#g">Löſchnig</hi> ſtammten; Herrn Futter über-<lb/> reichte er den Ring, das Symbol der unaufhörlichen<lb/> Freundſchaft. Mit dem Wahlſpruch des Vereines<lb/> wurde der Übergabsakt beendet. Der Vorſtand teilte<lb/> ſodann mit, daß das Ehrenmitglied, die Fahnen-<lb/> mutter des Vereines, Frau Jenny <hi rendition="#g">Scherbaum,</hi><lb/> ihr Nichterſcheinen entſchuldigte und dem Vereine<lb/> vorzügliche Tropfen als „Labetrunk“ überſandte;<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Schmiderer</hi> ſtellte ſich ebenfalls mit einer<lb/> ſolchen Gabe, mit dem „Vürgermeiſterwein“, ein.</p><lb/> <p>Mit herzlichen Worten dankten hierauf die<lb/> Ausgezeichneten für die ihnen bereitete Ehrung;<lb/> ihre Reden klangen in das Gelöbnis aus, auch<lb/> fernerhin in Treue zum Marburger Männergeſang-<lb/> verein zu ſtehen.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die Anſprachen.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Vorſtandſtellvertreter Herr Dr. <hi rendition="#g">Faleschini</hi><lb/> ſprach ſodann auf die Ehrenmitglieder des Vereines.<lb/> Die Freude, welche die heutige Ehrung auslöſt,<lb/> wäre nicht vollſtändig, wenn der Feier nicht auch<lb/> die Ehrenmitglieder des Vereines beiwohnen würden.<lb/> Ihre Anweſenheit iſt ein ſichtbarer Beleg dafür,<lb/> welche Treue im Marburger Männergeſangvereine<lb/> herrſcht und daß der Verein unter allen Umſtänden<lb/> auf ſeine Ehrenmitglieder rechnen kann. Ihnen<lb/> weihe der Redner ſein Glas. (Stürmiſche Heilrufe).<lb/> Der Wahlſpruch des Vereines, ſtehend geſungen,<lb/> tönte durch den Saal.</p><lb/> <p>Bürgermeiſter Dr. <hi rendition="#g">Schmiderer</hi> führte in<lb/> ſeiner Anſprache aus, daß es ihm ſchon oft ge-<lb/> gönnt war, den Ehrungen verdienſtvoller Mit-<lb/> glieder des Marburger Männergeſangvereines bei-<lb/> zuwohnen. Es iſt ſonſt wohl eine Seltenheit, daß<lb/> Mitglieder durch Jahrzehnte lang ununterbrochen in<lb/> einem Vereine wirken und wenn das im Mar-<lb/> burger Männergeſangvereine bei verhältnismäßig<lb/> vielen Mitgliedern der Fall iſt, ſo iſt dies ein<lb/> glänzendes Zeugnis auch für den Verein und<lb/> wenn er ſeine alten verdienſtvollen Mitglieder ehrt,<lb/> ſo ehrt er ſich dadurch ſelbſt und trägt immer<lb/> wieder dadurch bei zu ſeiner Kräftigung und<lb/> Stärkung. Und der Marburger Männergeſangverein<lb/> ehrt auch unſere Stadt. Er ehrte ſie, wenn ſeine<lb/> Mitglieder bei Sängerfahrten hinauszogen ins weite<lb/> ſchöne deutſche Reich; ſeit Jahrzehnten iſt der<lb/> Verein eine Zierde der Stadt Marburg — möge<lb/> er es bleiben in Treue und Freundſchaft, möge<lb/> er blühen und gedeihen und ſtets ſolche Männer<lb/><cb/> aufweiſen können wie heute! (Stürmiſche Heilrufe).<lb/> Spontan brauſte „Grüß Dich Deutſchland aus<lb/> Herzensgrund!“ mächtig durchs Kaſino.</p><lb/> <p>Namens der Ehrenmitglieder dankte deren<lb/> Älteſter, Herr Roman <hi rendition="#g">Pachner,</hi> für die den<lb/> Ehrenmitgliedern gewidmete Rede des Herrn Doktor<lb/> Faleschint. Im Jahre 1863 trat der Redner dem<lb/> Männergeſangvereine bei, alſo vor nun mehr 50 Jahren<lb/> und machte das erſte Steiriſche Sängerbundesfeſt<lb/> in Graz mit, zu welchem er von den Marburger<lb/> Sängern als erſter Tenor entſandt wurde. Bis<lb/> zum Jahre 1880 war er aktiver Sänger. 1868<lb/> beteiligte er ſich als Sänger am dritten deutſchen<lb/> Sängerbundesfeſte in Marburg; vom Bunde erhielt<lb/> er damals ein Album und vom Marburger Männer-<lb/> geſangvereine ein Tableau, welche Erinnerungen<lb/> an längſt vergangene Jahrzehnte er ſtets hoch in<lb/> Ehren halte. Der Redner, der heute noch unter-<lb/> ſtützendes Mitglied iſt, brachte namens der Ehren-<lb/> mitglieder dem Vorſtande und der Vereinsleitung<lb/> ſein Heil, welches mit dem Sange erwidert wurde:<lb/> „Grüß Gott mit hellem Klang!“</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#g">Waſtian</hi> erklärte in ſeiner Anſprache,<lb/> er wolle auch eine perſönliche Note anſchlagen. Er<lb/> ſei förmlich durch Vererbung in die Kreiſe der<lb/> Vertreter des Männergeſangvereines hineingedrängt<lb/> worden. Redners Vater war durch Jahrzehnte<lb/> in leitender Stellung im Steiriſchen Sängerbunde<lb/> und ſo überkam den Redner ſchon von früheſter<lb/> Jugend an die Begeiſterung für das deutſche Lied.<lb/> Wenn aber auch dieſe Prädtspoſition nicht geweſen<lb/> wäre, ſo wäre er doch zu den Vertretern des<lb/> Männergeſanges gekommen, weil die Ideen, die<lb/> der Redner trage und die ihn erſüllen, auch im<lb/> deutſchen Männergeſangvereine eine hervorragende<lb/> Rolle ſpielen. Nicht nur als Kunſtform iſt der<lb/> deutſche Männergeſang bedeutſam, das deutſche<lb/> Lied iſt auch als der Träger unſerer kulturellen<lb/> und nationalen Beſtrebungen einflußreich auf unſer<lb/> Leben. Das deutſche Lied iſt auch ein hervor-<lb/> ragender Faktor der deutſchen Einigkeit. Wir<lb/> Deutſche ſind ſehr individualiſiert und jeder ſchwört<lb/> auf ſeine Partei. Im Männergeſange gibt es aber<lb/> außer den einzelnen Stimmen auch die Geſamt-<lb/> partitur und eine ſolche ſolle es auch für uns<lb/> alle geben. Im öffentlichen Leben ſind die<lb/> Diſſonanzen im Zunehmen begriffen; wir werden<lb/> uns bemühen müſſen, ſie zu verſtehen und ſie<lb/> aufzulöſen in Harmonie, geradeſo wie in der<lb/> Tonkunſt. „Dem deutſchen Volke, was es auch<lb/> ſchied, blieb Einigungszeichen — das deutſche Lied!“<lb/> So wurden auch die Bänder, die uns ans<lb/> Deutſche Reich ſchließen, von den deutſchen Männer-<lb/> geſangvereinen gewoben. Der Deutſche Sängerbund<lb/> wirkte beſſer als alle Diplomaten, die das Reich<lb/> nicht ſchaffen konnten, „ſoweit die deutſche Zunge<lb/> klingt und Gott im Himmel Lieder ſingt“. Ein<lb/> Lied ſei herausgegriffen aus dem Krongut des<lb/> deutſchen Liederſchatzes: Die Wacht am Rhein. Nicht<lb/> wenig hat ſie 1870 beigetragen zum Zuſammen-<lb/> ſchluß der deutſchen Stämme; ihr ward der Sieg<lb/> über alle deutſchen Mundarten; mit heiliger Glut<lb/> zog alles in den Kampf unter den brauſenden<lb/> Tönen der Wacht am Rhein. Wo uns das Wort<lb/> verſagt, dort greifen wir zu den Tönen, damit die<lb/> Seele Atem ſchöpfen und ihr Innerſtes geben kann.<lb/> Wenn Bürgermeiſter Dr. Schmiderer ſagte, der<lb/> Marburger Männergeſangverein ſei ein Heiligtum<lb/> der Stadt, ſo hat er damit nicht übertrieben; ſeine<lb/> Mitglieder ſtellen den Kern des Deutſchtums dar<lb/> und nichts Großes geſchieht bei uns ohne die Weihe<lb/> des Geſanges. Möge ſich der Verein in jenem<lb/> Sinne weiter entwickeln, den er von ſeinen alten<lb/> guten Führern überkam — dann wird er bleiben<lb/> ein Hort und Führer des deutſchnationalen Ge-<lb/> dankens in dieſer Stadt! Brauſende Heilrufe er-<lb/> tönten, als Abg. Waſtian ſeine Rede beendet hatte<lb/> und dann erklang mächtig, ſtehend geſungen, die<lb/> Wacht am Rhein.</p><lb/> <p>Herr <hi rendition="#g">Ruß</hi> führte dann aus, er ſei beauftragt,<lb/> Herrn <hi rendition="#g">Futter</hi> eine vom Sangesbruder Herrn<lb/><hi rendition="#g">Schönherr</hi> ſtammende Überraſchung zu überreichen:<lb/> Den von ihm verfaßten Marſch „Marburg—Eger“.<lb/> Im Namen dieſes Tonwerkes liege bereits deſſen<lb/> Bedeutung. Marburg wurde Herrn Futter zur<lb/> zweiten Heimat, aber immer noch ziehe es ihn all-<lb/> jährlich in ſeine Vaterſtadt, nach Eger. Herr Ruß<lb/> überreichte dem Gefeierten dieſen Marſch, deſſen<lb/> Schluß das alte Egerländer Volkslied bildet:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>In Eghaland, wen d’Kirwa is,</l><lb/> <l>Dau gäehts halt luſti zou;</l><lb/> <l>Dau ſan döi Bauan kreizfidel,</l><lb/> <l>Is a Möidl oder a Bou!</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 48. 22. April 1913 Marburger Zeitung
Opferſtocke zu ſchaffen machte. Er entfernte ſich,
als der Mesner kam, wurde aber in Gutendorf
vom Wachmann Pikl eingeholt und legitimierte
ſich als der Handſchuhmacher Franz Kacaba aus
Weltrus in Böhmen. Er geſtand, daß er den
Opferſtock erbrechen wollte. Das bei ihm gefundene
Geld habe er aus einem Opferſtock in der Kirche in
Gutendorf geſtohlen. Auch in Tüffer ſoll er
Opferſtöcke geplündert haben. Er wurde dem Kreis-
gerichte in Cilli eingeliefert.
Pettauer Nachrichten.
Verein Dentſche Mittelſchule Unter-
ſteiermark. Sonntag vormittags halb 11 Uhr
fand unter zahlreicher Beteiligung von Profeſſoren
der Unterlandes im Phyſikſaale des Gymnaſiums
zu Pettau die 6. Hauptverſammlung des Vereines
ſtatt. Nach einer herzlichen Begrüßungsanſprache
durch den Direktor Herrn Dr. Schöbinger und den
Obmann Herrn Profeſſor Zahlbruckner gedachte
dieſer zunächſt in ehrenden Worten des uns leider
allzufrüh durch den Tod entriſſenen Kollegen Miſch-
konigg. Wir können den Verſtorbenen nicht beſſer
ehren, als wenn wir ſein hervorragend völkiſches
Wirken uns zum Muſter nehmen. Nachdem der
Obmann weiters ſeinen Bericht über das abgelaufene
Halbjahr erſtattet hatte, ergriff Prof. Kropatſchek
das Wort zu ſeinem Berichte über den 11. Deutſch-
öſterreichiſchen Mittelſchultag in Wien. Der Redner
verſtand es in trefflicher Weiſe, uns in kurzen Zügen
ein Bild der drei Tage währenden Verhandlungen
zu geben, die teils ernſten Standes- und Schul-
fragen, zum Teil der Geſelligkeit gewidmet waren.
Prof. Dr. Mühlbacher erſtattete einen ausführlichen
Bericht über die zahlreichen Anträge, welche die
Verbandsvereine für die diesjährige Delegierten-
tagung des Reichsverbandes in Krakau in Vorſchlag
brachten. Über die Stellungnahme zu den einzelnen
Fragen entſpann ſich ein lebhafter Meinungsaus-
tauſch. Hierauf kamen noch verſchiedene Standes-
und Schulfragen zur Erörterung. Unter anderem
wurde die Vereinsleitung aufgefordert, nachdrücklichſt
dahinzuwirken, daß den Landes-Mittelſchullehrern
endlich die rückſtändige Teuerungszulage für 1912
ausbezahlt werde. — Nach der Verſammlung fan-
den ſich die Mitglieder zu einem gemeinſamen
Mittageſſen im Deutſchen Hauſe ein. Der Nach-
mittag war einem Rundgange über die herrlichen
Stadtberge gewidmet. Als es endlich für die Mar-
burger galt, von den lieben Pettauer Kollegen Ab-
ſchied zu nehmen, waren ſich alle bewußt, wieder
ein gutes Stück Arbeit im Dienſte der gemeinſamen
Sache geleiſtet und das Band, das alle Mittelſchul-
lehrer des Unterlandes umſchlingt, noch feſter ge-
knüpft zu haben.
Todesſturz im Krankenhauſe. Der 61
Jahre alte, an Säuferwahnſinn leidende Zimmer-
mann Alois Strafella ſtürzte ſich am 14. d.
um 5 Uhr morgens aus dem Abortfenſter des
erſten Stockwerkes des allgemeinen Krankenhauſes
und erlitt hiebei einen Schädelbruch und einen
Bruch des linken Oberarmes. Strafella iſt am 18.
April infolge der erlittenen Verletzungen geſtorben.
Feſtabend im Marburger Männer-
geſangverein.
Es iſt eine alte und ſchöne Sitte des Mar-
burger Männergeſangvereines, ſeine alten und
treuen Mitglieder — und ſolche zählt dieſer ſtarke
Verein genug — auf ganz beſonders feierliche Art
zu ehren. Die 25jährige ununterbrochene Mit-
gliedſchaft wird mit der Übergabe des goldenen
Ringes belohnt und wenn der alſo Ausgezeichnete
noch weiter viele Jahre dem Vereine angehört,
nud zum Ehremitgliede ernannt wird, bekommt er
dann die höchſte Auszeichnung: die Ehrenmit-
gliedsurkunde des Vereines, eine Auszeichnung, die
wegen beſonderer Verdienſte um den Vereine auch
früher erfolgen kann. Am 19. d. veranſtaltete der
Männergeſangverein anläßlich der Übergabe ſolcher
Auszeichnungen im Koſino wieder einen ſolchen
Feſtabend, der außerordentlich ſtark beſucht war
und welchem unter anderen auch Bürgermeiſter Dr.
Schmiderer und Bürgermeiſterſtellvertreter Abg.
Waſtian, die beide ebenfalls Ehrenmitglieder des
Vereines ſind, beiwohnten. Die Herren Viktor
Schetina d. Ä. und Gottfried Ketz, die kürzlich
vom Vereine zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden,
erhielten an dieſem Feſtabend die Ehrenmitglieds-
urkunden und Stadtrat Herr Chriſtof Futter
anläßlich ſeiner 25jährigen Mitgliedſchaft den
goldenen Ring, das Symbol der Treue und Be-
ſtändigkeit.
Die Überreichung.
Den Feſtabend leiteten Tonſtücke des Herren-
ſextettes ein. Der Vorſtand des Vereines, Herr
Direktor Zweifler, begrüßte ſodann die Erſchie-
nenen; insbeſonders dankte er den Ehrenmitgliedern
für ihr Kommen; den Herren Dr. Schmiderer,
R. Pachner und Abg. Waſtian, ferners den
„alten Herren“ Weingerl und Pfeifer und
dem Schriftleiter Norbert Jahn. Es gelte heute,
ſagte der Redner, Männer zu ehren, die ſich auf
dem Gebiete des deutſchen Männergeſanges, ins-
beſondere aber um den Marburger Männergeſang-
verein große Verdienſte erworben haben. Das alte,
verdienſtvolle Mitglied Herr Gottfried Ketz iſt dem
Vereine bereits im Jahre 1874 beigetreten und ge-
hört dem Vereine alſo ſchon durch bald 40 Jahre
an. Lange Zeit gehörte Herr Ketz auch der Ver-
einsleitung an und ganz beſondere Verdienſte er-
warb er ſich als 1. Tenor um den ſeinerzeitigen
Viergeſang, von dem außer Herrn Ketz nur noch
Herr Ruhri lebt, während die beiden anderen,
Saria und Koratſchin, nicht mehr unter den Lebenden
weilen. Herr Ketz bekam ſchon ſeinerzeit den goldenen
Ehrenring; nun verlieh ihm der Verein auch die
Ehrenmitgliedſchaft. Nicht ſolange gehöre Herr
Viktor Schetina dem Vereine an; 1896 trat er
ihm bei. Aber durch 16 Jahre war er ihm ein
eifriger und gewiſſenhafter Schriftſührer und wer
es weiß, welche Summe von Arbeit Herr Schetina
als Schriftführer geleiſtet hat, wird es begreifen,
daß wir ihn ebeno ehren, daß er ebenfalls zum
Ehrenmitgliede erannt wurde. Herr Chriſtof Futter
gehört dem Vereine ſeit 1888 an; immer war er
ein eifriger, gewiſſenhafter Sänger, der die allge-
meinſte Zuneigung genießt und hervorragend waren
auch ſeine Verdienſte, die er ſich durch viele Jahre
als Wirtſchafter und Zahlmeiſter um den Verein
erwärb. Unter Jubel wurde daher beſchloſſen,
dieſem Förderer des deutſchen Geſanges den gol-
denen Ehrenring zu widmen. Direktor Zweifler
überreichte dann den Herren Ketz und Schettna die
von Herrn Watdacher künſtleriſch verfertigten
Ehrenmitgliedsurkunden, derengeſchmackvolle Rahmen
aus der Werkſtätte des Marburger Bildhauers
Herrn Löſchnig ſtammten; Herrn Futter über-
reichte er den Ring, das Symbol der unaufhörlichen
Freundſchaft. Mit dem Wahlſpruch des Vereines
wurde der Übergabsakt beendet. Der Vorſtand teilte
ſodann mit, daß das Ehrenmitglied, die Fahnen-
mutter des Vereines, Frau Jenny Scherbaum,
ihr Nichterſcheinen entſchuldigte und dem Vereine
vorzügliche Tropfen als „Labetrunk“ überſandte;
Dr. Schmiderer ſtellte ſich ebenfalls mit einer
ſolchen Gabe, mit dem „Vürgermeiſterwein“, ein.
Mit herzlichen Worten dankten hierauf die
Ausgezeichneten für die ihnen bereitete Ehrung;
ihre Reden klangen in das Gelöbnis aus, auch
fernerhin in Treue zum Marburger Männergeſang-
verein zu ſtehen.
Die Anſprachen.
Vorſtandſtellvertreter Herr Dr. Faleschini
ſprach ſodann auf die Ehrenmitglieder des Vereines.
Die Freude, welche die heutige Ehrung auslöſt,
wäre nicht vollſtändig, wenn der Feier nicht auch
die Ehrenmitglieder des Vereines beiwohnen würden.
Ihre Anweſenheit iſt ein ſichtbarer Beleg dafür,
welche Treue im Marburger Männergeſangvereine
herrſcht und daß der Verein unter allen Umſtänden
auf ſeine Ehrenmitglieder rechnen kann. Ihnen
weihe der Redner ſein Glas. (Stürmiſche Heilrufe).
Der Wahlſpruch des Vereines, ſtehend geſungen,
tönte durch den Saal.
Bürgermeiſter Dr. Schmiderer führte in
ſeiner Anſprache aus, daß es ihm ſchon oft ge-
gönnt war, den Ehrungen verdienſtvoller Mit-
glieder des Marburger Männergeſangvereines bei-
zuwohnen. Es iſt ſonſt wohl eine Seltenheit, daß
Mitglieder durch Jahrzehnte lang ununterbrochen in
einem Vereine wirken und wenn das im Mar-
burger Männergeſangvereine bei verhältnismäßig
vielen Mitgliedern der Fall iſt, ſo iſt dies ein
glänzendes Zeugnis auch für den Verein und
wenn er ſeine alten verdienſtvollen Mitglieder ehrt,
ſo ehrt er ſich dadurch ſelbſt und trägt immer
wieder dadurch bei zu ſeiner Kräftigung und
Stärkung. Und der Marburger Männergeſangverein
ehrt auch unſere Stadt. Er ehrte ſie, wenn ſeine
Mitglieder bei Sängerfahrten hinauszogen ins weite
ſchöne deutſche Reich; ſeit Jahrzehnten iſt der
Verein eine Zierde der Stadt Marburg — möge
er es bleiben in Treue und Freundſchaft, möge
er blühen und gedeihen und ſtets ſolche Männer
aufweiſen können wie heute! (Stürmiſche Heilrufe).
Spontan brauſte „Grüß Dich Deutſchland aus
Herzensgrund!“ mächtig durchs Kaſino.
Namens der Ehrenmitglieder dankte deren
Älteſter, Herr Roman Pachner, für die den
Ehrenmitgliedern gewidmete Rede des Herrn Doktor
Faleschint. Im Jahre 1863 trat der Redner dem
Männergeſangvereine bei, alſo vor nun mehr 50 Jahren
und machte das erſte Steiriſche Sängerbundesfeſt
in Graz mit, zu welchem er von den Marburger
Sängern als erſter Tenor entſandt wurde. Bis
zum Jahre 1880 war er aktiver Sänger. 1868
beteiligte er ſich als Sänger am dritten deutſchen
Sängerbundesfeſte in Marburg; vom Bunde erhielt
er damals ein Album und vom Marburger Männer-
geſangvereine ein Tableau, welche Erinnerungen
an längſt vergangene Jahrzehnte er ſtets hoch in
Ehren halte. Der Redner, der heute noch unter-
ſtützendes Mitglied iſt, brachte namens der Ehren-
mitglieder dem Vorſtande und der Vereinsleitung
ſein Heil, welches mit dem Sange erwidert wurde:
„Grüß Gott mit hellem Klang!“
Abg. Waſtian erklärte in ſeiner Anſprache,
er wolle auch eine perſönliche Note anſchlagen. Er
ſei förmlich durch Vererbung in die Kreiſe der
Vertreter des Männergeſangvereines hineingedrängt
worden. Redners Vater war durch Jahrzehnte
in leitender Stellung im Steiriſchen Sängerbunde
und ſo überkam den Redner ſchon von früheſter
Jugend an die Begeiſterung für das deutſche Lied.
Wenn aber auch dieſe Prädtspoſition nicht geweſen
wäre, ſo wäre er doch zu den Vertretern des
Männergeſanges gekommen, weil die Ideen, die
der Redner trage und die ihn erſüllen, auch im
deutſchen Männergeſangvereine eine hervorragende
Rolle ſpielen. Nicht nur als Kunſtform iſt der
deutſche Männergeſang bedeutſam, das deutſche
Lied iſt auch als der Träger unſerer kulturellen
und nationalen Beſtrebungen einflußreich auf unſer
Leben. Das deutſche Lied iſt auch ein hervor-
ragender Faktor der deutſchen Einigkeit. Wir
Deutſche ſind ſehr individualiſiert und jeder ſchwört
auf ſeine Partei. Im Männergeſange gibt es aber
außer den einzelnen Stimmen auch die Geſamt-
partitur und eine ſolche ſolle es auch für uns
alle geben. Im öffentlichen Leben ſind die
Diſſonanzen im Zunehmen begriffen; wir werden
uns bemühen müſſen, ſie zu verſtehen und ſie
aufzulöſen in Harmonie, geradeſo wie in der
Tonkunſt. „Dem deutſchen Volke, was es auch
ſchied, blieb Einigungszeichen — das deutſche Lied!“
So wurden auch die Bänder, die uns ans
Deutſche Reich ſchließen, von den deutſchen Männer-
geſangvereinen gewoben. Der Deutſche Sängerbund
wirkte beſſer als alle Diplomaten, die das Reich
nicht ſchaffen konnten, „ſoweit die deutſche Zunge
klingt und Gott im Himmel Lieder ſingt“. Ein
Lied ſei herausgegriffen aus dem Krongut des
deutſchen Liederſchatzes: Die Wacht am Rhein. Nicht
wenig hat ſie 1870 beigetragen zum Zuſammen-
ſchluß der deutſchen Stämme; ihr ward der Sieg
über alle deutſchen Mundarten; mit heiliger Glut
zog alles in den Kampf unter den brauſenden
Tönen der Wacht am Rhein. Wo uns das Wort
verſagt, dort greifen wir zu den Tönen, damit die
Seele Atem ſchöpfen und ihr Innerſtes geben kann.
Wenn Bürgermeiſter Dr. Schmiderer ſagte, der
Marburger Männergeſangverein ſei ein Heiligtum
der Stadt, ſo hat er damit nicht übertrieben; ſeine
Mitglieder ſtellen den Kern des Deutſchtums dar
und nichts Großes geſchieht bei uns ohne die Weihe
des Geſanges. Möge ſich der Verein in jenem
Sinne weiter entwickeln, den er von ſeinen alten
guten Führern überkam — dann wird er bleiben
ein Hort und Führer des deutſchnationalen Ge-
dankens in dieſer Stadt! Brauſende Heilrufe er-
tönten, als Abg. Waſtian ſeine Rede beendet hatte
und dann erklang mächtig, ſtehend geſungen, die
Wacht am Rhein.
Herr Ruß führte dann aus, er ſei beauftragt,
Herrn Futter eine vom Sangesbruder Herrn
Schönherr ſtammende Überraſchung zu überreichen:
Den von ihm verfaßten Marſch „Marburg—Eger“.
Im Namen dieſes Tonwerkes liege bereits deſſen
Bedeutung. Marburg wurde Herrn Futter zur
zweiten Heimat, aber immer noch ziehe es ihn all-
jährlich in ſeine Vaterſtadt, nach Eger. Herr Ruß
überreichte dem Gefeierten dieſen Marſch, deſſen
Schluß das alte Egerländer Volkslied bildet:
In Eghaland, wen d’Kirwa is,
Dau gäehts halt luſti zou;
Dau ſan döi Bauan kreizfidel,
Is a Möidl oder a Bou!
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